Caminho Português

Caminho-Portugus
Raimund Joos
Deutsch
2019
12. Auflage
256
16,5 cm
11,5 cm
240 Gramm
978-3-86686-525-9

Vorbemerkung

Der Conrad-Stein-Verlag hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von spezifischen Wanderführern zu Abschnitten des Jakobsweges herausgebracht. Hier ordnet sich auch der vorliegende Band „Caminho Português“ ein. Genau genommen handelt es sich hier um vier Wege: Den traditionellen zentralen Weg in Portugal (240 km), die seit 2014 komplett markierte Küstenvariante (140 km), die für beide einheitlichen Fortsetzung auf spanischer Seite und den Weg von Santiago nach Finisterre (90 km).

Aufbau des Führers

Das handliche Büchlein umfasst 256 Seiten und ist in drei größere Abschnitte unterteilt:

  1. In einer ausführlicheren Einleitung erfährt man zunächst etwas über die Geschichte des Pilgerns nach Santiago im Allgemeinen und die des Caminho Português im Besonderen. Mögliche Motive für eine Pilgerschaft werden erörtert und die Insignien für zünftige Jakobspilger vorgestellt. Ein umfangreicherer Abschnitt geht auf die ziemlich verworrenen Regelungen für die div. Nachweise gelungener Pilgerschaft ein.
  2. Die Reiseinfos von A bis Z, von An- und Abreise bis Wegmarkierungen und Ortsnamen sind sehr ausführlich geraten, zum einen, weil sich der Führer auch an Pilgernovizen richtet, zum anderen wohl, weil einiges auch kompliziert zu sein scheint oder vom Autor kompliziert beschrieben wird. Drei Beispiele mögen das erhellen:
    - Zu den Angaben über die Etappenlänge heißt es: „Als Gesamtlänge der Etappe wird die Strecke gerechnet, die vermutlich die meisten Leser dieses Buches auf der jeweiligen Einzeletappe wählen werden. In der Regel ist diese Strecke auch identisch mit der im Buch empfohlenen Wegführung. Diese Wegführung ist also nicht in allen Fällen identisch mit dem offiziellen Weg und somit auch nicht mit der offiziell propagierten Etappenlänge.“ Hä?
    - Ein besonders umfangreiches und verworrenes Kapitel ist auch das über die Unterkünfte. Der Autor geht davon aus, dass Einfachheit ein Pilgerwert an sich ist. Das begründet dann auch, dass eigentlich nur einfache Herbergen, die wiederum in private und öffentliche zu unterteilen sind und höchsten 13 € pro Person und Nacht kosten, ins Buch aufgenommen werden. Es sei denn, sie bieten „aus zwingenden organisatorischen Gründen noch weitere zusätzliche, unentbehrliche, kostengünstige Leistungen von grundlegendem Nutzen.“ Dann dürfen sie auch mehr kosten. Natürlich werden auch andere höherpreisige Übernachtungsmöglichkeiten aufgenommen, wenn sie z.B. angenehme Extras zu einem überragenden Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten oder ohne Zögern auch Rabatte gewähren. Darüber hinaus werden auch weitere Jugendherbergen, Campingplätze, Pensionen und Hotels beschrieben, nur eben nicht so ausführlich wie die ideell korrekten Massenunterkünfte.
    - Kompliziert scheint auch die Sache mit den Ortsnamen zu sein. „Um die Verwirrung nicht noch größer zu machen, orientiert sich dieses Buch bei der Namensgebung vorzugsweise an den Ortsschildern, die Sie auf dem Weg zu Gesicht bekommen werden und die Ihnen noch am ehesten eine Orientierung bieten können.“ Bei dem Hinweis, dass die Orte oft in einer Weise zusammengewachsen sind, die es kaum noch erlaubt, einen Übergang zwischen ihnen wahrzunehmen, sollte man hellhörig werden. Das heißt nichts anderen, als dass der Weg häufig auf Asphalt durch bebautes Gebiet verläuft.
  3. Die Beschreibung der einzelnen Etappen der vier Wege.

Im vorderen Umschlagteil finden sich eine Gesamtübersicht über die Wegverläufe mit den einzelnen Etappenorten sowie vier Höhenprofile, ebenfalls mit den Ortschaften, die bei den Etappenbeschreibungen besonders erwähnt werden.

Im hinteren Umschlagteil gibt es Informationen über den Autor und ein Verzeichnis der Symbole und Abkürzungen. Dieses kann sinnvollerweise ausgeklappt werden und erspart einem das lästige Hin- und Herblättern, um herauszufinden, was ein im Text verwendetes Symbol nun wieder bedeutet (man vergisst es ja doch ständig – jedenfalls geht mir das öfter so).

Ein Vorwort, ein kleiner Sprachführer Portugiesisch-Spanisch-Deutsch und ein Index runden das Buch ab.

Die Beschreibung der einzelnen Etappen

Durchgängig ist in diesem Führer die Länge einer Etappe so gewählt, dass sie von einem Ort mit Pilgerherberge bis zum nächsten mit Pilgerherberge führt. Das hat zur Folge, dass die Wege in eine Vielzahl von Etappen aufgeteilt sind, die häufig nicht länger als 2 – 5 km sind.

Zunächst wird die neuere Küstenvariante in Portugal beschrieben, die in Porto beginnt und in Caminha endet (11 Etappen). Von dort gibt es einen Abzweig ins Landesinnere nach Valenca/Tui an der Grenze zu Spanien (2 Etappen), wo man dann auf den traditionellen zentralen Weg in Portugal stößt. Dieser Abschnitt wird eingeleitet durch einen allgemeinen Blick auf Portugal und seine lieben Menschen sowie durch eine knappe Beschreibung von Porto mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Der zweite Abschnitt der Etappenbeschreibungen widmet sich dem traditionellen zentralen Weg in Portugal von Porto nach Valenca/Tui (10 Etappen).

Im dritten Abschnitt wird der Caminho Português in Spanien von Tui nach Santiago de Compostella beschrieben (17 Etappen), eingeleitet durch ein halbseitiges Kurzinfo über Spanien und Galicien, und im vierten Abschnitt schließlich geht es um den Weg von Santiago nach Finisterre (11 Etappen).

Die Beschreibungen der einzelnen Etappen sind im Prinzip stets nach dem gleichen Muster aufgebaut, was aber auch nicht immer durchgehalten wird. In der Überschrift werden Start- und Zielort sowie die Etappenlänge angegeben. Es folgen dann, sofern es dem Autor opportun erscheint, kursiv gesetzt, eine allgemeine Einschätzung und seine subjektiven Empfehlungen zu diesem Etappenabschnitt. Dann kommt die eigentliche Wegbeschreibung. Sie ist sehr kleinteilig und auf 100 m genau. Obwohl der reguläre Weg nach Aussage des Autors sehr gut markiert ist, könnte das dennoch von Vorteil sein, da der Weg offenbar sehr häufig durch Ortschaften, Wohn- und Gewerbegebiete verläuft. Darüberhinaus wird auf eine Unzahl von häufig nur sehr lokalen Varianten eingegangen (gelb unterlegt), die gar nicht oder schlecht markiert sind.

Am Ende werden sehr ausführlich, bis hin zur Bettenbreite, einige ausgewählte Unterkunftsmöglichkeiten (s.o.) beschrieben und manchmal gibt es dort auch Hinweise auf Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten. Aber auch im fortlaufenden Text wird immer wieder auf Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten hingewiesen.

Zu jeder Etappenbeschreibung gibt es farbige Kartenskizzen im Maßstab 1:100 000, nützlich, wenn sie sich auf Wege durch Ortschaften beziehen, ansonsten überflüssig, und Höhenprofile, auch für die Alternativen, die man sich m.E. ebenfalls weitgehend sparen könnte, da der Weg selten eine Höhe über 200 m erreicht. Zu größeren Städten am Weg gibt es eine Kurzbeschreibung (grün unterlegt) sowie einen Stadtplan des Zentrums, in dem auch einige Sehenswürdigkeiten markiert sind.

Die Bebilderung ist eher sparsam und lässt von der Landschaft, durch die der Weg führt, nur hin und wieder etwas erahnen. Möglicherweise ist sie aber auch nicht besonders pittoresk.

Fazit

Der Führer macht auf mich einen eher unaufgeräumten Eindruck, insbesondere was die Etappenbeschreibungen anbelangt. Die Etappenlängen scheinen mir ziemlich willkürlich gewählt zu sein. Einerseits spaziergangähnliche Minietappen, dann werden aber auch mal drei Etappen zu einer zusammengefasst aber in der Beschreibung mit drei Kartenskizzen und drei Höhenprofilen dargestellt. Zwar sollen sie durch die Herbergen vorgegeben sein, aber gleichzeitig wird im fortlaufenden Text ständig auf weitere Herbergen zwischendrin hingewiesen. Auch alle möglichen anderen Informationen zu Restaurants, Unterkünften, Verkehrsmittel etc. werden mal gebündelt bei div. Ortschaften dargestellt, dann wieder mit allen Symbolen im beschreibenden Text, was diesen wenig ansprechend gestaltet und schwer lesbar macht. Die zahlreichen Einschübe zu den z.T. lokalen Wegvarianten, die manchmal nur wenige hundert Meter umfassen, zu Umwegen und für Radpilger erhöhen zusätzlich die Unübersichtlichkeit. Zudem will das Büchlein offenbar auch noch Touristenführer durch div. Städte am Weg sein. Schön, dass der Autor das alles so detailliert erkundet hat bis hin zur Nachmessung der Weglängenangaben, aber ich habe den Eindruck, weniger wäre mehr gewesen. Zumal diese Detailliertheit zu Lasten eines grundsätzlichen Elementes geht, das ich in einem Führer über einen Pilgerweg zu finden hoffe, nämlich die Einbeziehung der einem Weg als Pilgerweg konstitutiven Aspekte der Spiritualität in seine Darstellung.

 
Volltext

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