Mitgliederwanderung 2010: durchs Emmental und die Biosphäre Entlebuch

Kulinarische Tour durch die Schweiz

Mitgliederwanderung 2010 durch das Emmental und die Biosphäre Entlebuch

Ein Bericht von Gerhard Wandel und Bernhard Mall

Zahlreich sind sie nicht gekommen, unsere Mitglieder und Gäste. Ob es an der Jahreszeit lag, der gesamte Jahresurlaub schon verbraten war, ob die Länge der Tour, die räumliche Entfernung, oder ob nur die als hoch empfundenen Schweizer Preise abschreckten? Wir wissen es nicht. Jedoch alle, die dabei waren, haben den Ausflug sehr genossen!

Besonders erfreulich war, dass am 3. Tag als Gast Weitwanderfreund Jochen aus München zu uns stieß, mit dem wir interessante Gespräche über sein kulturverbindendes Wanderprojekt in die kirgisische Heimat seiner Frau Gulaim führen konnten.

Das Wetter war phantastisch und wurde nur durch die Vorarbeit von Helmi und Christine überboten: Sie hatten die ganze Strecke vorher abgewandert und sehr gute Unterkünfte und Einkehrmöglichkeiten ausge-wählt.

Unsere beiden Schweizer Mitglieder vermittelten uns einen Einblick in die bäuerliche Welt des Emmentals. Prächtige alte Bauernhäuser mit gepflegtem „Altenteilerhaus" der Eltern des Hoferben, zu dem das dortige Anerbenrecht den jüngs-ten Sohn bestimmt, spiegeln den Stolz der bäuerlichen Bevölkerung wider.

Wir erfuhren viel über die Einflüsse der Reformation in den verschiedenen Regionen der Schweiz oder auch über die unterschiedliche Waldbewirtschaftung: Immerhin ist das Emmental mit seinen vorratsreichen Buchen-Tannen-Fichtenplenterwäldern das Mekka der mitteleuropäischen Waldwirtschaft: Generationen von Waldbesitzern und Forststudenten haben sich dort informiert, wie auf kleiner Fläche nachhaltig starkes Holz nachgezogen und gleichzeitig die gemischte Naturverjüngung des jungen Wald erreicht werden kann, ohne dass Kahlflächen mit Erosionsschäden entstehen.

Mit 6 – 8 Wanderern war die Gruppengröße überschaubar und führte niemals zu einer Völkerwanderung. Ideal war die kleine Zahl für gute Gespräche und intensives Kennen-lernen. Überraschend war die gute Disziplin der Truppe. Wenn Abmarsch auf 8 Uhr bestimmt war, stand auch die gesamte Truppe um 8 Uhr zum Abmarsch bereit.

Vom Berghotel Napf (1406 m) hatten wir den ersten grandiosen Blick über die schneebedeckte Alpenwelt der 3000-er und 4000-er Gipfel. Unter uns lag das „Schweizer Nebelmeer", das in keiner Landkarte eingezeichnet und auch mit einem GPS-Gerät nicht zu orten war.

Mit Ruhe und Einsamkeit war es am letzten Tag beim Aufstieg auf das Brienzer Rothorn (2340m) vorbei. Wo kamen all die Men-schenmassen her? Die historische Dampfzahnradbahn spuckte am Sonntagnachmittag zum Super-spartarif die Touristen aus dem Tal aus, die ebenfalls den herrlichen Ausblick auf Mönch, Eiger und Jungfrau genießen wollten. Am Abend, nachdem die Tagesgäste längst wieder im Tal verschwunden waren, tauchte die untergehende Sonne die Gipfel des Berner Oberlands und das Nebelmeer darunter in goldenes Licht.

Wir genossen nochmals die hervorragende schweizer Küche auf unserer kulinarischen Wanderung.

Wie schon während der ganzen Wanderung verblüffte uns Helmi als profunder Kenner internationaler Weine und führte uns vor allem auch in die Besonderheiten des Weinlandes Schweiz ein.

Bei der Rückfahrt zu unseren Ausgangspunkten konnten wir auf die Vorzüge des Schweizer öffentlichen Nahverkehrs zurückgreifen: Mit Schweizer Bahn- und Busverbindungen ist jede Streckenwanderung perfekt untermauert.

Diese Herbstwanderung war dank des Einsatzes unserer Berner Freunde Christine und Helmi ein ganz großes Erlebnis. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen und bedanken uns noch vielmals fürs Planen, Vorlaufen und Reservieren!

Jochen am MühlradUnterwegs auf naturbelassenen WanderpfadenDem Schweizer Nebelmeer entstiegenDie Dampfzahnradbahn legt abWarten auf den SonnenaufgangAbschiedsmahl im Berghotel Rothorn
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