2. Tag von Vysoka Lipa nach Chribska
Berichterstatter: Katharina Wegelt (Montag, 10. Juni)
Das nun sollte der erste richte „Weitwandertag“ werden. Noch vor dem Frühstück gab es eine Überraschung: Etwa die Hälfte der Gruppe brach quasi im Morgengrauen mit mir auf – zu einem nahe gelegen Tal. Es lag nicht auf unserer Strecke, ich hatte es aber zeigen wollen: die Dolský mlýn (Die Mühle) in der Ferdinandsklamm.
Die romantische Ruine der ehemaligen Mühle am Flüsschen Kamenice (Kamnitz) wird gern als Filmkulisse verwendet. So ist sie vor allem aus dem Märchen "Die stolze Prinzessin" bekannt.
Wir sieben stolperten an diesem Morgen mitten hinein in eine neue Filmkulisse für „Die Pilgerin“. Es war so echt, dass wir einige Zeit brauchten, um das wirklich zu begreifen – und bis dahin spielten wir recht fröhlich Marktfrau, Fischer-Ehepaar beim Netzeflicken ...
Welch ein Erlebnis auf nüchternen Magen. Zumal wir zunächst viel Spaß mit Plaste-Fischen hatten, plötzlich aber an echte, schon etwas stinkende gerieten.
Nach dem Spaß, den uns die Filmcrew trotz ihrer Arbeit gönnte, ging es zurück – und zwar kräftig berghoch. Wir hatten uns das Frühstück redlich verdient. Der Rest der Truppe wartete - ebenfalls hungrig - auf uns.
Und dann ging es „wirklich“ los mit unserer Weitwanderung.
Nach dem kurzen Anmarsch zum EB (1,5 km vom Hotel) kommt rasch der erste Höhepunkt: Šaunštejn (Hohenleipaer Raubschloss), eine Felsenburg. Sie liegt wenige Meter neben dem Wanderweg. Unsere Rucksäcke versteckten wir für den kurzen Aufstieg im Gebüsch – sie hätten in den engen Kaminen ohnehin gestört. Trotz des nicht traumhaften Wetters hatten wir eine schöne Aussicht auf die Böhmische Schweiz bis in die Sächsische mit dem Lilienstein und der Festung Königstein. Und natürlich auf unseren Weg. Die Stimmung steigt, denn die Tour - das wird nun allen klar - wird traumhaft.
Weiter ging es durch Sandsteingebilde und herrlichen Wald ... und immer wieder gab es herrliche Aussichtspunkte: der Rudolfuv kámen (Rudolfstein), die Vilemínina stena (Wilhelminenwand) und der Mariina skála (Marienfels).
Doch schon etwas erschöpft erreichten wir gegen 14 Uhr Jetrichovice (Dittersbach).
Und hier geschah es: die erste Meuterei. Der Weg sei zu lang, zu viele Höhenmeter, das hätte ich bei der Planung bedenken müssen.
Hm. Hatte ich – sogar mit Hilfe von fernweg.de.
Der Ruf nach einem Transportmittel wurde laut. „Wo ist denn hier eine Bushaltestelle?“ Die fanden wir nach einer herrlichen Rast in einem gemütlichen Gasthof, wo wir die erste Sonne der Wandertour und tschechische Köstlichkeiten genossen. Aber ein Bus fuhr nicht – und falls doch - dann nicht in unsere Richtung.
Also weiter. Der romantische Pavlínino údolí (Paulinengrund), ein etwa 3,5 km langes canyonartiges Tal, das der Chribská Kamenice-Bach in den Kreidesandsteinen gebildet hat, versöhnte recht schnell. Langsam nun liefen die Sandsteinfelsen aus ... Den ersten Wanderern geht ob des stetigen Auf- und Abwärtslaufens die Puste aus – der Studenec (736 m), ein charakteristischer kegelförmiger Basaltberg, bleibt heute unerklommen, die Gruppe trennt sich in Studeny. An einer Pension bleiben vier Netzwerker zurück und hoffen, ein Taxi zu ergattern. Es soll ihnen nach einigen Schwierigkeiten gelingen – sie treffen genau mit den anderen im Hotel Permon in Chribska ein.
Von Studeny aus verlassen wir den EB und nehmen eine „leichtere“ Variante – entlang des Baches. Es geht nahezu auf die Höhe des Studeny, dass wir auch hätten dem EB-Verlauf folgen können. Hätten, eben. Aber, wir finden im Wald den richtigen Abzweig und steigen ab zu unserem Hotel. Heute haben wir uns ein richtig leckeres Abendbrot richtig verdient.
Fazit des Tages: ein wundervoller aber anstrengender Abschnitt.