Der Maximiliansweg

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Eine Überschreitung der deutschen Alpen von Lindau nach Berchtesgaden

Die Wegbeschreibung von Hans Diem kann bestellt werden bei ALPINA-Buchversand, Postfach 1211, D-85606 Aschheim.

Der Maximiliansweg ist benannt nach König Maximilian II. von Bayern, der im Jahr 1858 eine Alpenreise von Lindau nach Berchtesgaden unternahm. Er wurde meist in Kutschen gefahren, ist aber auch teilweise geritten und zu Fuß auf einige Gipfel gestiegen. Im Jahr 1991 hat der DAV den Maximiliansweg eröffnet, er führt natürlich als reiner Fußweg in 22 Tagen 370 km weit von Lindau nach Berchtesgaden über fünf verschiedene Gebirge: 3 Tage lang durch das österreichische Bregenzerwald-Gebirge, 3 Tage über die Allgäuer Alpen, 4 Tage über die Ammergauer Alpen, 6 Tage über die Bayerischen Alpen, 5 Tage über die Chiemgauer Alpen und 1 Tag in den Berchtesgadener Alpen.

Der Maximiliansweg ist ein aussichtsreicher Balkonweg am Nordrand der Alpen, einerseits mit Tiefblick auf das bayrische Alpenvorland mit Wäldern, Wiesen, Seen und Dörfern, andererseits mit Ausblick auf die prächtige Bergwelt der Alpen. Aus schmucken Dörfern geht es durch Bergwälder hinauf zu Almen und Blumenwiesen, zu Hütten mit Bewirtung und Unterkunft, Bergwege führen weiter auf grüne Joche, Steige klettern auf felsige Gipfel mit Rundschau. Da drängt die Neugier weiter, ein Joch, ein Gipfel nach dem anderen lockt. Die Route benützt die unterschiedlichsten Wege von der Autostraße bis zum Felssteig. Da sie nicht durchgehend markiert und beschildert ist, braucht man die Wegbeschreibung und Wanderkarten.

Auf der originalen „Gipfelroute“ steigen erfahrene Bergwanderer mehrmals über felsige Grate und Gipfel, weniger ehrgeizige können auf der leichteren „Jochroute“ diese Teilstrecken meiden und umgehen.

Der Maximiliansweg als Frühjahrstour

Hans Diem mit Zeltausrüstung im Mai 1998

28.4. abends, raus aus dem Zug, hin zum Hafen von Lindau, da halte ich den Fotoapparat in den Regen für das erste Foto mit dem Bodensee vor schneeweißen Bergen. Endlich mit Bedacht den ersten Schritt getan Richtung Berchtesgaden, zunächst auf dem Bodensee-Uferweg durch viele Regenpfützen gestapft auf Bregenz zu. Ungeniert stelle ich in der Dämmerung das Zelt an das Bodenseeufer, die Regenwolken verziehen sich, schöne Abendstimmung kommt auf, und am Morgen weckt mich Vogelgezwitscher und Entengeschnatter. Beschaulich und ideal zum Eingewöhnen zieht der „MaxWeg“ anfangs drei Tage lang fremd im österreichischen aber reizvollen Bregenzerwald. 56 km weit mit 2110 m Aufstieg führt er über Hügel mit Wald und Wiesen auf den Grenzübergang zu, über die Schneider Spitze, den Brüggele Kopf 1182 m, den Rotenberg. Dazwischen liegen die kleinen Bauerndörfer Alberschwende, Lingenau und Hittisau mit alten Wälderhäusern und urigen Gaststätten.

Über die Allgäuer Alpen führt der MaxWeg dann drei Tage lang auf 60 km Strecke mit 2700 m Aufstieg. Vom Weg über die sieben Gipfel der Nagelfluh-Kette habe ich eine fantastische Aussicht, vom höchsten, dem Hochgrat 1834 m zurück zum glitzernden Bodensee, und hinaus aufs grüne Flachland, und hinein in eine noch winterliche Bergwelt. Im Juni blühen hier schönste und seltene Blumen. In diesem Mai hat es allerdings oben noch stellenweise Schnee, deshalb habe ich auch Steigeisen dabei. Mal schinde ich mich durch knietiefen Nass-Schnee bergauf, balanciere über eine rassige Firnschneide, steige in Riesenschritten auf festem Firn steile Rinnen hinab. Der Abstieg vom 6. Gipfel, der Ostgrat des Stuiben hat eine kurze Kletterstelle mit Drahtseil versichert.

Ab Sonthofen steige ich als Abstecher auf den freistehenden Grünten 1738 m, da war seinerzeit auch Max II. oben, der Gipfel bietet ein sensationelles Panorama. Der Weiterweg zieht aus blühenden Blumenwiesen hinauf zu Tiefenbacher Eck und Spieser 1651 m, oben lastet noch schwer der nasse Frühjahrsschnee. Nach einer gemütlichen Einkehr in Unterjoch marschiere ich dann im flachen Vilstal mit langen Beinen flott auf Pfronten zu. Großeinkauf im Supermarkt, die Hälfte gegessen, den Rest in den Rucksack. Schon bin ich im Aufstieg zum Falkenstein mit Ruine, weiter über den schroffen Zwölferkopf 1293 m mit schönsten Ausblicken nach Füssen am Lech, eine sehenswerte Kleinstadt.

Nach den Schlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein kommt der anspruchsvollste Teil des MaxWeges, die Ammergauer Alpen in vier Tagen mit 55 km und 3088 m Aufstieg, natürlich mit Ausweichen für weniger angriffslustige Jochbummler. Vom Tegelberg-Haus erst den Abstecher auf den Branderschrofen, dann weiter über die Krähe 2012 m zur Hochplatte 2082 m. Er ist der höchste Punkt des MaxWeges und ganz schön alpin auf seinem teils beidseitig ausgesetztem Grat. Der Ausblick ist grandios und so aufregend wie die Gipfel-Überschreitung. Die Kenzen Hütte unterhalb hat schon geöffnet, als einziger Gast werde ich bestens versorgt und schlafe prominent im Einzelzimmer.

Der Weiterweg über den Feigenkopf zieht über steilen Grasflanken am und auf dem Grat schön hinauf zur Klammspitze 1924 m. Aber der steile Abstieg ist voll Schnee, bei größter Vorsicht und mit den Steigeisen komme ich sicher hinab. Von der Brunnenkopf-Hütte kurz auf den Brunnenkopf 1718 m gestiegen, der war auch ein Ziel von König Max. Hier war schließlich sein Jagdgebiet, vom Jagdhaus in Linderhof konnte er auf einem Reitweg weit hinauf reiten auf kleinen Norweger Pferden. Über den Hennenkopf 1768 m komme ich schneefrei zum Teufelstättkopf 1758 m. Da zelte ich gut am Waldrand, am Morgen weckt mich das Balzen einer Schar Birkhühner. Ich schaue ihnen lange zu und stiege dann ab ins urige Unterammergau. Es folgt der Aufstieg zum Hörnle 1548 m mit Hütte und wunderbarem Ausblick, Abstieg neben einer riesigen Mure nach Grafenaschau und dann 2 Stunden lang flott auf einer Teerstraße nach Eschenlohe marschiert mit Blick auf das blumenreiche Murnauer Moos.

Die Bayerischen Alpen sind der längste Abschnitt mit sechs Tagen auf 100 km Weglänge bei 6200 m Aufstieg. Der MaxWeg beginnt mit der rassigen Überschreitung von Heimgarten 1790 m und Herzogstand 1731 m auf einem gesicherten Gratweg mit Tiefblick auf Kochelsee und Walchensee. Nach der Querung der Kesselberg-Straße schaue ich vom Jochberg 1565 m begeistert rundum, gehe dann lange flach und verwinkelt durch Wald und über Almen, steige anschließend steil bergauf zum Kreuz auf der Benediktenwand 1800 m. Tief unter mir liegt die alte Tutzinger Hütte noch umgeben von Schnee, sie wurde inzwischen abgerissen und neu gebaut. Der Weiterweg ist noch schneebedeckt, es ist fester Firn und gut zu gehen. Der Tiefblick vom Brauneck ins Isartal ist grandios.

In Lenggries kann ich mich gut erholen, steige auf zum Geierstein 1491 m mit Weitblick zurück bis zur Zugspitze. In Wald und Almwiesen geht es flach weiter zum Fockenstein 1564 m, da liegt mir der Tegernsee umwerfend schön zu Füßen. Im Abstieg nach Bad Wiessee liegt die Waxelmoos-Almhütte, die hat eine Veranda unter einem großen Vordach, das ist ein vorzüglicher Zeltplatz für mich. kurzen Umweg über Bayrischzell. Der Ort bietet nämlich ganz neu den damaligen Weg von König Max II. auf den Wendelstein an! Begeistert steige ich auf diesem „Königsweg“ bergauf zur Wendelstein-Kapelle, weiter unter Seilbahntouristen auf einem Wendelweg mit Seilgeländer in steiler Felswand zum Gipfel des Wendelstein 1838 m. Er bietet ein Panorama von Feinsten bis hin zum Alpen-Hauptkamm und hinaus bis München. Wer hier oben schönes Wetter und Fernsicht hat, kommt nicht so leicht los. Auf festem Frühjahrsfirn kann ich vom Gipfel direkt Richtung Inntal absteigen, es ist der letzte Schnee auf meiner Frühjahrstour.

Von Nußdorf am Inn gehe ich die Chiemgauer Alpen an und abschließend kurz in den Berchtesgadener Alpen nach Berchtesgaden. Sechs Tage für 96 km Weg mit 5400 m Aufstieg. Der lange Aufstieg zur Hochries 1569 m mit Hütte ist nicht beschildert und nur mit genauem Kartenstudium zu finden. Weiter geht es über Hohenaschau auf die Kampenwand 1663 m. Auch ein Höhepunkt, ein Felsgipfel mit Kaiserblick, zum Wilden und Zahmen Kaiser, andererseits zum Chiemsee. Ich turne kurz an 20 Meter Drahtseil hinab und schon bin ich auf dem Weg zur Hochplatte. Tiefblick ins Achental, voraus alle restlichen Gipfel bis hin zum Watzmann. Runter nach Marquartstein, hinauf auf den Hochgern 1748 m: Rückblick, Ausblick, ständig neue Eindrücke, andere Stimmungen, schauen, staunen und knipsen, mein Fotoapparat ist gut beschäftigt. Weiter zum Hochfelln 1664 m, da ist Hochbetrieb über die Seilbahn. Schön hinab nach Ruhpolding, flach nach Inzell, hinauf auf den Zwiesel, weiter auf den Hochstaufen 1771 m mit Hütte. Wunderbar, ich sitze bei Abendstimmung lange oben und bekomme nicht genug vom Schauen. Ich übernachte dann in der Gipfelhütte, der Wirt freut sich, weil da einer ab Lindau zu Fuß gekommen ist.

Die letzte Etappe des MaxWeg von Bad Reichenhall nach Berchtesgaden sind gemütliche 4:30 Stunden. Das ist mir zu wenig von den Berchtesgadener Alpen. Ich mache kurzentschlossen einen Abstecher und steige hinauf zum Berchtesgadener Hochthron 1972 m, habe abends grandiosen Blick auf mächtige Gebirge wie Dachstein, Watzmann und Hochkkalter bei dramatischer Bewölkung. Bleibe über Nacht im Stöhr Haus, steige am Morgen ab und gehe hinein ins schöne Berchtesgaden. Dieser Abstecher war mir ein krönender Abschluss des königlich-bayrischen Maximiliansweges.

Wenn sich damals die hohe Reisegesellschaft vortrefflich amüsiert hat auf ihrer Alpenreise, so habe ich mich königlich belohnt gefühlt. Mit etwas Geld, dem Rucksack, dem Zelt, dem Frühjahrsschnee, dem Alleinsein auf den hohen Wegen bin ich gut zurecht gekommen, habe mich stark gefühlt und viel jubelnde Freude gespürt. Solch gute Erfahrungen wünsche ich jedem MaxWeg-Begeher.

Aktuelle Ergänzungen von Hans Diem zum Maximiliansweg

(Stand: Frühjahr 2005)

Die Route, die 1991 vom Deutschen Alpenverein festgelegt wurde, ist meist mit lokalen Wegweisern versehen, aber nicht als „MaxWeg“ markiert und auch nur gelegentlich mit DAV-Tafeln „Maximiliansweg - E4“ versehen. Entgegen meiner Mitteilung schreibt Herr Froelich vom DAV in seinem Grußwort auf Seite 8 der Wegbeschreibung, er habe die Markierung des Weges organisiert. Im Juni 2000 war dieser Zustand wie 1998.

Änderungen am Wegverlauf sind auszuschließen. Dagegen sind Änderungen von Hüttenpächtern und Hütten-Telefonnummern ständig zu befürchten, da hilft nur eine aktuelle Rückfrage beim Alpenverein.

Im Juni 2000 war ich auf dem MaxWeg und hatte notiert:

  1. Seite 33: Vereinfachte Wegführung zwischen Lindau und Bregenz durch eine neue Fußgängerbrücke über den Bach Leiblach.
  2. Seite 45: Neue Wegführung von Gunzesried nach Sonthofen durch einen neu angelegten und beschilderten Weg ab dem Mauthäusle am Hüttenberger Eck.
  3. Seite 107: Kenzen-Hütte, neue Hütten-Telefonnummer 08368-390
  4. Seite 110: Kessel-Alm, neue Telefonnummer 08028-2602

Im Grundsatz gilt, dass jede Angabe zur Infrastruktur von einer Woche auf die andere überholt sein kann. Der MaxWeg ist da im Vorteil, weil sich in kurzen Abständen 58 Dörfer und Hütten anbieten für 22 Tage.

 

Nicht immer ist der Weg so gut ausgeschildertKleine Bauerndörfer locken mit urigen GaststättenDie Allgäuer AlpenBlick nach Füssen am LechDer anspruchsvollste Teil des Maxweges - die Ammergauer AlpenDie Wege in den Bayerischen Alpen sind noch zum Teil mit Schnee bedecktBlick ins IsartalWunderbares FrühlingswetterDas Ende des Maxweges ist erreicht - Berchtesgaden
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