Wanderung in der südlichen Toskana

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Es ist Mitte Januar, kalendarisch hat der Winter noch für zwei Monate das Zepter in der Hand, aber es ist schon Frühling in unseren Gedanken, was das Fernwandern betrifft. Die Erlebnisse aus 2005 sind noch nicht ganz verarbeitet, doch schon ist eine Aufbruchstimmung spürbar. Was, wann und wohin werden wir eine Wanderung unternehmen? Eines ist ziemlich sicher, wir werden unsere Freizeit soweit wie möglich wieder nutzen und zu Fuß auf Touren gehen. Gerade die erste längere Tour soll nach einem kalten Winter in einer Region stattfinden, in der ein wärmeres und sonniges Wetter zu erwarten ist. Somit ist wieder einmal Italien unser Tourenziel, und zwar die Region Toskana.

Wie so oft sind unsere Planungen und Organisationen auf vorliegenden Erfahrungsberichten und Detailaufzeichnungen ausgerichtet, die in Buchform oder sonstigen Aufzeichnungen greifbar und ausgiebig recherchierbar sind. Es gibt viele Autoren und Verlage die über das Wandern in der Toskana berichten. Als die beste Informationsquelle hat sich für uns „Wandern in der Toscana“ von Christoph Henning, erschienen im Verlag DuMont Aktiv herausgestellt. Hier hatte es uns eine 11-tägige Streckenwanderung im Süden der Toskana, zwischen Siena und dem Bolsener See, besonders angetan. Da uns 11 Tage zu Verfügung standen einschließlich An- und Abreise, war dann auch schnell klar, diese Tour werden wir machen.

Ostern 2006 war es dann soweit: vom 11.04 bis 21.04 haben wir diese Tour auch erwandert und konnten sie genießen. Für Wanderfreunde, die etwas ähnliches vorhaben oder die gleiche Route auch irgendwann einmal gehen wollen, möchten wir ergänzend zur Buchbeschreibung unsere Erfahrungen und Eindrücke wiedergeben. Organisatorisch sowie ablaufmäßig ist folgendes zu berichten:

1. Beschaffung Wanderkarten

Dies hat sich für uns als Problem dargestellt. Da es in Deutschland nur die Kompasskarte Nr. 653 Pienza – Montalcino - Monte Amiata im Maßstab 1:50 000 gibt und nur den Bereich bis Arcidosso abdeckt, wurden per e-Mail beim “Istituto Geografico Militare“ in Florenz insgesamt 9 Karten über den gesamten Tourenbereich im Maßstag 1: 25 000 (im Auftragswert von ca. 80 Euro) bereits in der ersten Februarwoche bestellt. Nach ca. 14 Tagen wurde mittels Auftragsbestätigung eine Vorabrechnung gewünscht, die wir auch sofort erledigten.

Aber dann ging das Warten los. Die Wochen vergingen und der Abreisetag rückte immer näher. Trotz zweimaliger Mahnung per e-Mail, dass wir die Karten spätestens 10. April benötigen, ist nichts passiert. Somit mussten wir ohne aussagekräftige Wanderkarten im Gepäck aufbrechen. Jedoch am ersten Tag im Kloster Monte Oliveto Maggiore am Kiosk hatten wir glücklicherweise 2 Wanderkarten in Maßstab 1:25 000 gefunden, die einen weiteren Bereich im Anschluss unserer ungenauen Kompasswanderkarte abdeckte. Auch wenn diese total veraltet waren, wir hatten Kartenmaterial bis auf die letzten zwei Tagestouren.

Übrigens, am Montag den 24. April haben wir per Paketdienst die Wanderkarten bekommen, in Bögen gerollt und in einem Rohr verpackt, als wären diese erst gedruckt worden. D.h., es ist unbedingt eine ausreichende Beschaffungszeit einzuplanen. Die Dienstleistung in Italien hat andere Maßstäbe und einen anderen Stellenwert bezüglich Geschwindigkeit und Service.

2. Wegmakierungen / Hinweisschilder

Die Streckenführung der Tour ist kein durchgängiger Hauptwanderweg, sondern führt nur teilweise auf diesem. Unsere Tour erwandert sich hauptsächlich auf untergeordneten Wanderwegen, die Städte und Dörfer verbinden. Dies ist jedoch kein Problem, da fast durchgehend vom Startpunkt bis zum Bolsener See die Verbindungswege rot-weiß-rot markiert sind.

Die Hauptwanderwege in den uns vorliegenden Wanderkarten sind farblich abgesetzt und sofort gut erkennbar. Die Streckenbeschreibungen im Buch sind treffend und waren auf unseren Wanderkarten nachvollziehbar. Wir mussten an den letzten zwei Tagen nur nach Buchbeschreibung gehen, da keine Wanderkarten zu organisieren waren. Dies war kein Problem, denn an allen Kreuzungspunkten, hauptsächlich in den Etappenorten, sind große Hinweisschilder angebracht

3. Etappen / Übernachtung

Da wir einen Tag in Florenz verbringen wollten, mussten wir etwas von den vorgeschlagenen Etappenorten abweichen. Ausgehend von den angegebenen Wanderzeiten planten wir dies in neun Tagen zu bewältigen, was auch problemlos und ohne Stress zu schaffen war.

Folgende Etappenorte ergaben sich:

1. Tag: Nach Ankunft mit der Bahn in Buonconvento gegen 12.30 Uhr . Quartiersuche. Anschließend mit Taxi (Tankwart 20 € ) zum Ausgangspunkt Kloster Monte Oliveto Maggiore gefahren, von hier beginnend bis nach Buonconvento

2.Tag: Buonconvento – Montalcino

3.Tag: Montalcino – Rocca d´Oricia

4. Tag: Rocca d´Orcia - Pescina

5. Tag: Pescina – Arcidosso

6. Tag: Arcidosso –Semproniano

7. Tag: Sempriniano – Sovana

8. Tag: Sovana – Gradoli

9. Tag: Gradoli – Capodimonte. Ab hier mit Bus und Bahn zurück nach Florenz.

10. Tag: Florenz

11. Tag: Heimreise

Das Wetter und die Temperaturen waren frühlingshaft, nur einmal mussten wir ca. 3 Std. im Regen gehen.

Unsere Übernachtungen haben wir immer am Vorabend telefonisch über den Gastgeber buchen lassen Es gab nie Probleme, auch nicht über die Osterfeiertage. Die Übernachtungspreise sind sehr schwankend, Doppelzimmer mit Frühstück zwischen 55 € und 120 €.

4. An und Abreise

Hin: Wir nahmen wieder einmal das Angebot der Bahn an: Mit Bayernticket bis München, dann ab München mit dem Nachtzug nach Florenz. Anschließend weiter mit der Bahn nach Siena und Buonconvento. Ankunft gegen 12.30Uhr.

Zurück: Ab Capodimonte mit dem Bus bis Viterbo. Von hier mit der Bahn nach Orte zur Hauptstrecke Florenz/ Rom. Ab Florenz wieder mit Nachtzug nach München. Alle Zugverbindungen können über das Internet abgerufen werden. Nachtzüge müssen rechtzeitig gebucht und reserviert werden. Innerhalb Italiens ist eine Reservierung nicht erforderlich.

5. Land und Leute

Wie bereits erwähnt, hatten wir die besten Vorraussetzungen: gutes Wetter, die Vorbereitung und Einstimmung war auf grund des Buches „Wan-dern in der Toscana“ gelungen, somit konnten wir jeden Morgen ohne Stress starten und die Tage genießen.

Etwas Italienisch ist erforderlich, um als Rucksackreisender zurecht zu kommen. Sonst kann man sich auf alle Fälle mit Englisch verständigen. Die Leute sind sehr hilfsbereit und freundlich. Es begegnen sich kaum Wanderer. Hier und da ein paar vereinzelte Tageswanderer, die Rundtouren mit gleichem Start- und Zielpunkt gehen. Dagegen ist in den Städten und bei den Sehenswürdigkeiten, die an den Strecken liegen, sehr viel mit Bus- oder Autotouristen los.

Gesamturteil: Eine wunderschöne Streckenwanderung in einer unbekannte und ruhige Region der Südtoskana.

6. Adressen/Infos

Führer:

„Wandern in der Toscana“ von Christoph Hennig, DuMont Reiseverlag ISBN 3-7701-4775-8

Karten:

Istituto Geografico Militare, Viale f. Strozzi 10, I - 50129 Firenze Tel.: 055/2732772 Fax: 055/489743

Internetadressen:

www.bahn.de

www.trenitalia.com

www.italienwandern.de

www.firenzeturismo.it

Zum Abschluss wird noch einmal auf das Buch „ Wandern in der Toscana“ von Christoph Hennig verwiesen. Hier wurde vorzüglich recherchiert und für Wanderer ganz wichtige Informationen gesammelt und bereitgestellt. Wir können jedem Weitwanderfreund empfehlen, diesen Führer bei einer längeren Toskanatour in die Planung und Abwicklung einzubeziehen.

Rocca d‘Orcia. Im Hintergrund der Monte Amiata 1738mSeggiano auf der Tagestour von Pescina nach ArcidossoGute Schilder als WanderhilfeEtruskergrab bei SovanaFlorenz vom Piazzale Michelangelo
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