Durchquerung des Jotunheimen

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Eine CD mit Informationen, Bergkarten 1:50 000, einem Leih-Schlüssel für die Selbstversorger Hütten und die DNT-Mitgliedausweise kommen vom DNT-Büro in Münster, Helga Rahe [Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!]. Dazu haben wir den ausführlichen Trekkingführer „Norwegen“ von B. Pollmann im Rucksack.

Kurz unsere Erfahrungen vom Sommer 2008:

Die mit roten Linien gezeichneten Routen in den Karten sind im Gelände in kurzen Abständen mit einem großen roten T auf Steinmännern markiert. Die neueren Karten geben auch Gehzeiten an, die eher kurz angegeben sind für die meist mühsam zu gehenden Pfade. Als Wegweiser stehen Holzpfosten mit Holzschildern an den Gabelungen, darauf das nächste Ziel, ohne sonstige Angaben wie km oder Zeit. Flussquerungen sind durch markierte Furten meist einfach zu gehen auf Steinen, die aus dem Wasser ragen. Bei Hochwasser gibt es allerdings ein Problem mit dem eiskalten Wasser. Wir ziehen die Stiefel aus und gehen in Laufschuhen durch. Die Norweger ziehen hier die Strümpfe aus, nehmen die Einlegesohlen aus den Stiefeln und gehen barfuss in den Stiefeln hindurch. Über tiefe Bäche sind primitive Holzstege, Eisenstege oder Hängebrücken gebaut. Verpflegung und Übernachtung im Zimmerlager mit Duschen und Trockenräumen sind in den Hütten und Herbergen außerordentlich gut, DNT-Mitglieder zahlen zwischen 65 € und 75 € pro Person und Nacht.

Jotunheimen-Durchquerung auf einer Nordroute von West nach Ost mit den Gipfeln Friken, Galdhoppigen und Glittertinden

Anreise von Oslo per Bahn nach Flam, weiter mit Schiff auf dem Sognefjord nach Laerdal, mit Bus nach Ovre Ardal am östlichen Ende des Sognefjord, nun 4 km zu Fuß zum Zelten auf dem Campingplatz Utladalen.

1. Tag, Samstag, 28.06., Wetter bewölkt, dann heiter.

Zum Frühstück wollen wir Wasser heiß machen, doch der neue Gaskocher, vor zwei Tagen in Oslo gekauft, will nicht brennen. Wir gehen vom Campingplatz zurück nach Ovre Ardal. Die Frau im Sportladen bedient uns sehr zuvorkommend. Sie stellt fest, dass die Gaskartusche nicht öffnet, also unbrauchbar ist. Weil sie nur einen doppelt so großen Behälter hat, schickt sie uns zur Tankstelle. Die hat aber keine passende Größe. Also wieder zum Laden, wir müssen doch die große 450 g Kartusche kaufen. Die defekte Flasche entsorgt die Frau selbstverständlich kostenlos für uns. Mit Tempo zurück zum Campingplatz und packen.

Ab 13.05 Uhr gehen wir mit unseren 20 kg und 17,5 kg schweren Rucksäcken auf der Autostraße zum kleinen Ort Hjelle (100 m) mit dem Wasserfall Hjellefossen, kurz weiter und über eine Brücke zum Utladalen Naturhus (2 Std. ab Ovre Ardal). Das alte Bauernhaus ist ein kleines Café, nebenan im Stadel zeigt eine Ausstellung Bilder über die Bauernkultur im Utladalen. Also erst die Ausstellung besuchen und dann die Einkehr mit netter Unterhaltung. Die Wirtin macht für uns die Nationalspeise: Waffeln mit Sauerrahm und Erdbeermarmelade darauf. Köstlich, und die soll es hier überall geben.

Weiter auf dem Fahrweg bergauf im Utladalen, ein enges V-Tal mit dem Wildfluss Utla und Wasserfällen in der linken Steilflanke. Viele Tagestouristen kommen uns entgegen auf dem Weg zum Bauernhof und Gasthaus Vetti Gard 360 m (1:20 Std. ab Naturhus). Jetzt Aufstieg durch eine Steilflanke mit Birkenwald auf gut angelegtem Bergweg mit vielen Kehren zu dem Aussichtspunkt über dem Vettisfossen, der Wasserfall ist mit 273 m der höchste im Jotunheimen. Weiter auf dem Weg über eine Hochebene, flach in Birkengebüsch und Tundra mit einzelnen großen Kiefern, dazwischen viele kahle und kalkweiß hervorstechende tote Kiefernstämme, zur ehemaligen Almsiedlung Vettismorki. Die Holzhütten sind jetzt Ferienhäuser, die Dächer mit Gras bewachsen. Am östlichen Rand steht ein Fahnenmast mit norwegischer Fahne neben der im Jahr 2002 neu gebauten, unbewirtschafteten Hütte Ingjerdbu 680 m (1:45 Std.).

Unser Leihschlüssel sperrt das Vorhängeschloss der schön gelegenen und gut gemachten Blockhütte auf. Der große Wohnraum hat Küchenzeile und Holzofen, vom Tisch aus schauen wir über die Almhütten weg zum Hurrungane-Gebirge. Die 3 Zimmer haben je 4 Stockbetten, dazu steht im Flur ein Doppelschrank voll mit Lebensmitteln. Nebenan stehen eine Hütte mit Brennholz und Toiletten sowie eine kleine Hütte als Trockenraum und Nothütte, 20 m entfernt fließt der Bach mit Trinkwasser vorbei.

Ab Ardal 5:00 Std. Gehzeit, 15 km Weg, 660 m Aufstieg.

2. Tag, Sonntag, 29.06., wolkig, 16° C, dann regnerisch.

Wir rechnen nach Preisliste unsere Kosten zusammen, 200 NOK pro DNT-Mitglied, dazu die entnommenen Lebensmittel aus dem Schrank, macht zusammen 520 NOK. Geld und Liste in ein Kuvert und ab in die Kasse.

Auf dem Bergweg Richtung NO, in kurzen Abständen stehen Steinmänner mit einem großen roten T. Durch einen Birkenwald mit einzelnen Kiefern, viele Sumpfstellen umgehend, auf einem Eisensteg über tosenden Wildbach, aufwärts zum Punkt 985 m bei der Alm Fleskedalen. Aufstieg auf einem Rücken mit Tundra und niederen Staudengewächsen, mit Moosen und Gras bis 1260 m hinauf (2:30 Std.). Es kommen uns einzelne Wanderer und eine Gruppe mit kleinen Rucksäcken entgegen. Die Anführerin fragt erst nach unserer Tour und dann, ob wir schon wissen, was da auf uns zukommt. Als letzte des Tages kommen zwei Deutsche, sie gehen nur vier Tage lang und haben bisher sehr viel Schnee stapfen müssen.

Wir legen die Rucksäcke ab und steigen weglos weiter auf dem breiten Rücken mit Tundra und Firnschnee zum Gipfel Friken 1503 m (0:48 Std.). Guter Ausblick in das Hurrungane-Gebirge, zum Berg Fannaraken, zurück ins Utladalen und voraus Richtung N, zum Jotunheimen. Da schauen wir genau hin, da wollen wir hin. Rückweg in 0:40 Std., gesamte Zeit für den Abstecher: 1:28 Std.

Von 1260 m Abstieg Richtung N auf einen Bergweg in der Westflanke des Friken. Der grob-steinige und ausgewaschene Weg mit vielen Sumpfstellen geht durch Tundra, Firn, Blockwerk und Birkengebüsch. Wir brauchen viel Zeit und Mühe zur Hütte Skogadalsboen 831 m (2:25 Std.). Die große Hüttenanlage ist umgeben von Wald, besteht aus Wirtschaftshaus, Bettenhaus, Waschhaus mit Duschen, Toilette und einem großen beheizten Trockenraum. Wir belegen ein Zimmerlager, im Gastraum werden wir dann reichlich und bestens bewirtet, sitzen anschließend noch in den Polstermöbeln des Aufenthaltsraumes am offenen Kaminfeuer. Ein Ausdruck mit dem aktuellen Wetterbericht für eine Woche hängt aus, darauf stehen leider zwei Tage schlechtes, dann aber schönes Wetter. Nur drei Gäste übernachten außer uns.

6:25 Std. Gehzeit, 15 km Weg, 823 m Aufstieg, 672 m Abstieg.

3. Tag, Mo., 30.06., regnerisch, tief hängende Wolkendecke, 11° C.

Das Büffet am Morgen ist überaus umfangreich. Wir zahlen für Zimmer und HP mit Visa-Karte 1040 NOK = 130 €, also 65 € p.P.

Richtung N leicht abwärts auf einem Weg in Birkengebüsch bis zu einer Weggabelung, Richtung NO weiter im riesigen Trogtal Storutledalen, leicht aufwärts in Tundra am Fluss Storutla entlang. Mal fliegen zwei Schneehühner auf, dann weist ein Schild zu einem alten Jagd-Stützpunkt in einer Höhle, genannt Store Hilleren. Zwei deutsche Männer kommen uns entgegen und berichten positiv vom Fußball-Endspiel Spanien – Deutschland 1:0.

Vorbei am See Gravdalsdammen auf 1205 m mit Wasserableitung in einen Stollen, weiter im Tal, das jetzt Gravdalen heißt, leicht aufwärts auf einem Fahrweg, dessen Kies so aufgeweicht ist von Schmelzwasser, dass wir 10 cm tief einsinken bei jedem Schritt. Je höher wir aufsteigen im Trogtal, umso winterlicher ist die Umgebung, im Schatten gelegene Seen haben sogar noch eine Eisdecke. Um 19.10 Uhr kommen wir zur Herberge Leirvassbu (1440 m) mit Straßenanschluss und Parkplatz. Die Außenansicht ist hässlich, innen aber ist es gemütlich, 20 Gäste sitzen zum Dinner an den Tischen, Komfort und Essen sind für uns Luxus pur.

7:35 Std. Gehzeit,19 km Weg, 609 m Aufstieg.

4. Tag, Di., 01.07., sonnig.

Nach dem Frühstück vom überaus reichlichen Büffet und mit einer vollen Lunchtüte versorgt, gehen wir Richtung O auf einem Bergweg durch das mächtige Trogtal Visdalen. Es geht leicht aufwärts in Tundra mit Sumpf am markanten Kegel des Kyrkia vorbei. Sechs Wanderer gehen den selben Weg. Ein Hirte mit zwei Hunden versucht laut brüllend seine Schafe zusammen zu treiben, die oberhalb in der Steilflanke grasen. Am Scheitelpunkt bei 1499 m machen wir eine schöne Rast, umgeben von Küchenschellen. Jetzt am Bach Visa abwärts, eine Rentierherde grast in 200 m Entfernung, Richtung N geht es zur Herberge Spiterstulen (1104 m). Es ist ein großes Hüttendorf mit 220 Schlafplätzen, mit Straßenanschluss, 50 Autos parken hier. Im Speisesaal bekommen wir das Abendessen, übernachten können wir auf dem angeschlossenen Zeltplatz für 12.50 €.

5:30 Std. Gehzeit, 16 km Weg, 59 m Aufstieg, 395 m Abstieg.

5. Tag, Mi., 02.07., heiter.

Das Frühstück kommt diesmal aus unserem Vorrat. Das Zelt bleibt stehen für den besonderen Abstecher zum höchsten Berg von Norwegen und von Nordeuropa. Ab 8 Uhr steigen wir auf einem markierten Bergweg Richtung W steil bergauf in Birkengebüsch, in Tundra, auf Blockwerk. Nach 1:15 Std. Aufstieg weiter auf Firnschnee, dazwischen Mal ein Stück Blockwerk, zum Gipfel des Galdhoppigen 2469 m (3:30 Std., 1365 Hm). Gesprochen Gálöppigen. Mit einem Rundum-Panorama bei guter Sicht, fantastisch.

Mit uns sind zwei Österreicher auf dem Gipfel, dann kommt die erste Seilschaft mit Bergführer von der Juvasshytta auf 1841 m über den Gletscher herauf. Es folgen 80 Angeseilte nach, auch auf unserer Route wimmelt es allmählich von Einzelgängern und kleinen Gruppen. Am Gipfel gibt es eine kleine Hütte mit drei verglasten Erkern, eine junge Frau bietet Getränke an, auch Hemden und Mützen sind zu haben. Die Bedienung macht uns zwei Kaffee und erkundigt sich nach unserer Tour.

Nach 50 Minuten Gipfelrast steigen wir mit langen Schritten im inzwischen wässrigen Juni-Neuschnee vorbei an etwa 150 Aufsteigern flott ab zu unserem Zelt bei Spiterstulen (2:15 Std.). Es ist sehr warm geworden, viel Schmelzwasser tost durch Rinnen und Gräben hinab. Unsere Gehzeit für den Gipfel war 5:45 Std. Es gibt keinen Laden im Ort, doch an der Rezeption der Hüttenanlage bekommen wir 20 cm Brot in Scheiben, geliefert aus der Küche.

Weiter ab 18.35 Uhr. Kurz auf der Autostraße Richtung N, dann Richtung NO auf einem Bergweg eine Flanke mit Quellbächen hinauf zum Hochtal Skautflye. Deutsche zelten hier. Ein Mann sagt, oberhalb wäre nur Sumpf. Dennoch gehen wir Richtung Glittertinden flach weiter in Tundra bis zur Furt über den Bach Skauta, zelten vorher etwas erhöht auf einem trockenen Plateau (1480 m, 2:00 Std.). Um 22.30 Uhr scheint noch die Sonne ins Zelt, dann leuchtet ein wunderbares Abendrot, um Mitternacht ist es nur halbdunkel, um 3 Uhr früh steht die Sonne schon hoch am Himmel. Wegen des stürmischen Windes sichern wir das Zelt zusätzlich mit den Gehstecken.

7:45 Std. Gehzeit, 16 km Weg, 1741 m Aufstieg, 1365 m Abstieg.

6. Tag, Do., 03.07., sonnig, windig.

Auch für den Abstecher zum zweit höchsten Berg, den Glittertinden, lassen wir das Zelt zurück. Wegen des Windes legen wir es flach, indem wir das Gestänge herausnehmen und mit Steinen beschweren.

Die Furt über den breiten Bach ist markiert, von Stein zu Stein balancieren wir hinüber, stützen uns ab mit den Gehstecken, schaffen es ohne Wasser in den Stiefeln. Nun Richtung O markiert in Tundra mit vielen Küchenschellen bergauf zu einer steilen Rinne mit Firnschnee, Gamaschen anlegen und aufsteigen. Die wenigen vorhandenen Trittspuren gehen direkt und geradeaus hinauf, wir jedoch treten im Alpenstil eine frische Spur mit angenehm steigenden Serpentinen in den Schnee. Ich denke dabei, dass die Nachfolger die exakten Tritte freudig annehmen werden. Leider, die zehn Leute nach uns haben sie nicht benützt. Ab 2000 m Höhe geht es dann allmählich flacher werdend bis 2400 m, nun flach auf dem schmal werdenden schneebedeckten Grat zum überwächteten höchsten Punkt, dem Glittertinden, zweit höchster Berg mit 2465 m (vom Zelt 3:20 Std., von Spiterstulen 5:20 Std.). Die Aussicht ist etwas eingeschränkt, wegen Überwächtung kann man nicht auf den höchsten Punkt. Doch das Riesen-Panorama von hier ergänzt den Blick vom Galdhoppigen.

Der Glittertinden ist wenig besucht trotz schönem Wetter. Vier Leute sind aus Richtung Ost heraufgekommen. Wir gehen unseren Weg Richtung W zurück, 10 Leute kommen entgegen, die steile Firnrinne rutschen wir auf dem Hosenboden flott hinab. Unten sehen wir eine Rentierherde mit 21 Stück, müssen wieder durch den breiten Bach, sind nach 2:03 Std. Abstieg zurück an unserem Zelt. Der Wind ist so heftig, dass wir das Zelt nicht aufstellen können. Wir verlagern alles in den Windschatten einer Felsstufe, können endlich Rast machen und dann ungestört einpacken.

Weiter Richtung SO auf gut markierter Trasse mit Pfadspuren, in Tundra geht es stetig bergauf bis 1680 m mit Blick auf die Gletschermassive im Süden. Ein deutsches Paar kommt uns entgegen und empfiehlt ihre Spur zur Umgehung von großen Wasserpfützen. Flach durch eine Furche zwischen 200 und 500 m hohen Felsflanken mit den 3 kleinen Seen Veslgluptjonnen, die sind noch umgeben von Schnee.

Auf einem Bergweg kurz steil hinab in den weiten Talschluss-Kessel des Flusstales Veodalen. Ein Paar kommt uns entgegen. Weil sie mit Stecken gehen, meine ich, es müssten Deutsche sein. Doch er sagt in Deutsch, auch Norweger gehen mit Stecken. Woher wir sind? Aus Garmisch-Partenkirchen. Dann sind sie Skispringer, vermutet er sofort. Die zwei sind gestern von Spiterstulen zum Glittertinden aufgestiegen und nach Glitterheim abgestiegen. Sie wollen hier zelten und morgen zurückgehen nach Spiterstulen.

Wir finden im feuchten Talboden einen geeigneten Platz für unser Zelt (1460 m, 3:45 Std.). Die Kulisse ist sehr schön mit den Gletscherbecken am Massiv des Veotinden, mit der urweltlichen Flusslandschaft im Talboden, dazu ziehen zwei Rentierherden durch das Wasser auf unsere Seite – Norwegen pur.

9:20 Std. Gehzeit, 20 km Weg, 1185 m Aufstieg, 1205 m Abstieg.

7. Tag, Fr., 04.07., sonnig, warm.

Richtung O, dann Richtung N in wässriger Tundra zur bewirtschafteten Hütte Glitterheim (1384 m, 1:30 Std.). Wir bekommen ein Tagesgericht serviert und können etwas einkaufen. Ein ostdeutsches Paar ist hier mit großen Rucksäcken und Zeltausrüstung. Sie ist begeistert vom Wandern mit Zelt, er wäre lieber beim Fischen. Weil ihnen die Hütten zu weit auseinander liegen, zelten sie dazwischen.Über eine neue und gutgemachte Hängebrücke queren wir den Fluss Veo, steigen auf Richtung S und SO in Tundra mit Blumen und Orchideen, dann in immer mehr Blockwerk, auch auf Firn zu einem Sattel mit 1685 m Höhe, 2:15 Std. Schöner Pausenplatz mit Ausblick, dazu gibt es einen Espresso.

Ein Trekker mit großem Rucksack kommt uns entgegen, er winkt zum Gruß und geht ohne Pause weiter zum Abstieg nach Glitterheim. Wir sind froh um unsere kurzen Kleider, doch der Mann kommt mit schwarzer Überhose, schwarzem Anorak und einer Wollmütze auf dem Kopf daher.

Kurzer Abstieg auf Firn, dann flach auf steinigem Pfad Richtung S zum Hochplateau Blatjonholet mit tollem Ausblick auf den See Russvadnet. Richtung O queren wir eine Bergflanke, eine eiskalte Quelle ist am Weg, zur Hängebrücke über den tosenden Wildbach Tjonnholae auf 1300 m, nun abwärts an das Ufer des Sees Russvadnet (1175 m, 2:55 Std.). Neben dem Kiesstrand stellen wir unser Zelt auf Moos, schwimmen dann kurz im eiskalten Gletschersee. Hier sind Stechmücken aktiv. Wir setzen unser neues „Anti Stich LED“ Gerät ein, das wehrt einige ab. Gegen die ganz aufdringlichen Viecher brennen und duften zusätzlich Evelyns Antimückenkerzen in den Vorzelten. Da kommt absolut keine Mücke vorbei, anfliegen, abbremsen, abdüsen. Wir schauen zu und haben einen Riesenspaß dabei.

6:45 Std. Gehzeit, 16 km Weg, 301 m Aufstieg, 646 m Abstieg.

8. Tag, Sa., 05.07., heiter, 15°C, später schwül bei 30°C.

Am Ufer Richtung O zu den Fischerhütten Russvassbue am Ostende des Sees (0:40 Std.), da sind schön gelegene Hütten mit Leuten und Fischerbooten.

Weiter Richtung S über die Hängebrücke, auf einem Bergweg in Tundra aufwärts. Zwei Schneehühner fliegen auf, Schafe weiden, einige Wanderer kommen uns entgegen. Wir merken hier, dass permanente Sonnenstrahlung von 3 Uhr bis 22 Uhr im schattenlosen Gelände auch Grenzen setzt. Auf dem Hochplateau in 1375 m Höhe liegt der See Bessvadnet, im Süden überragt vom Veslfjellet mit dem Besseggen-Grat. Wir steigen ab Richtung O am wild schäumenden Kaskadenbach Bessa entlang in das riesige Flusstal Sjodalen mit der Herberge Bessheim (980 m, 2:47 Std.).

3:27 Std. Gehzeit, 10 km Weg, 200 m Aufstieg, 395 m Abstieg.

 

Jotunheimen-Nordroute gesamt:

8 Tage, 52:47 Std. Gehzeit, 127 km Weg, 5578 m Aufstieg, 4678 m Abstieg.

Einkehr in Bessheim zu Saft, Wasser, kleinem Gericht und Waffeln. Busfahrt nach Vagamo, ein zentral gelegenes Dorf mit Busanschluss in 3 Täler, rundum Bauernhöfe in den Bergflanken, sehr schöne Stabkirche Vagakyrkja, mehrere Supermärkte, Sportladen. Übernachtung im Hotel Vaga, gut, mit Hallenbad, unsere Kleider werden gewaschen.

 

Rondane-Umrundung in 6 Tagen mit den Gipfeln Brakdalsbelgen und Rondslottet

1. Tag, Mo., 07.07., Dauerregen bei 11°C.

Busfahrt von Vagamo über den Industrieort Otta und das Feriendorf Hovringen zur Herberge Smuksjoseter (1130 m). Bei Nieselregen und 6°C gehen wir ab 16.15 Uhr Richtung SO zur Peer Gynt Hytta, Einkehr zu Waffeln. Dann kurz bergauf Richtung N, wir zelten windgeschützt in einer Mulde auf 1140 m.

1:15 Std. Gehzeit, 5 km Weg, 10 m Aufstieg.

2. Tag, Di., 08.07., wolkig, Gipfel frei, oben Neuschnee.

Das Zelt bleibt stehen für eine Gipfelbesteigung, der Weg ist rot gestrichelt in der Karte. Auf Bergweg mit Steinmännern und gelben Punkten markiert Richtung NO bergauf in Tundra, dann in Blockwerk und Firn zum Brakdalsbelgen (1915 m, 2:10 Std.). Blick aufs Flachland und ins Rondane-Gebirge, wunderbar, die Bergkuppen sind frisch eingeschneit. Zurück zum Zelt (1:40 Std.), Pause bei Suppe und Espresso.

Weiter Richtung O leicht bergauf in steiniger Tundra bis 1380 m bei Regenschauern und heftigem Gegenwind. Kurz abwärts zur Hüttenanlage Rondvassbu am See Rondvatnet (1173 m, 3:50 Std.). Etwa 80 Leute sind hier. Schöne Häuser, perfekte Bewirtung. Um 20 Uhr sind wir mit der 2. Schicht beim gemeinsamen Essen im Speisesaal. Begrüßung durch den Wirt, dann wird das einheitliche Menü serviert, man kann essen soviel man will. Gegenüber sitzt ein Pole, er spricht gut deutsch. Wir könnten in den Alpen viele Gipfel sammeln, meint er. Nein, wir sammeln schon lange keine Gipfel mehr, wir haben unsere Freude an monatelangen und wochenlangen Überschreitungen in den Alpen und Pyrenäen. Das fasziniert ihn total, das wird er auch machen. Dann die Übernachtung im Lager mit 24 Leuten, sehr ruhig.

7:40 Std. Gehzeit, 17 km Weg, 1015 m Aufstieg, 982 m Abstieg.

3. Tag, Mi., 09.07., sonnig, 12°C.

Ab 8 Uhr Frühstück vom überaus reichlichen Büfett bei viel Gedränge, alle wollen raus und weiter. Richtung O im Trogtal Illmandalen mit Bachlauf und kleinen Seen auf teils steiniger, teils sumpfiger Trasse leicht bergauf bis 1300 m. Ein Schneehuhn mit ganz kleinem Küken läuft über den Weg, am Himmel üben zwei Düsenjäger den Tiefflug, zwölf Wanderer kommen entgegen. Abwärts in Flanke mit Tundra, dann in Birkengebüsch zur Hütte Bjornhollia (914 m, 4:20 Std.). Einkehr zu kleinem Gericht, Hamburger mit Spiegelei, und natürlich zu Waffeln, sehr nette Bedienung.

Weiter Richtung NW auf Fahrweg in Birkenwald, dann auf Bergweg in Flanke mit Tundra und Ausblick ins Flusstal Atna. Viele Moltebeeren blühen am Weg. Nach 1:50 Std. auf Steg über den Wildbach Langglupbekken, weiter mit Blick auf unseren nächsten Abstecher, den Rondslottet. Am Abzweig ist ein vorbereiteter Zeltplatz mit einer Windschutzmauer, da stellen wir unser Zelt hin (1240 m, 3:20 Std.). Es fällt uns auf, dass die Luft allgemein sehr trocken ist. Dadurch haben wir weder ein nasses Zelt am Morgen, noch verschwitzte Hemden unterwegs.

7:40 Std. Gehzeit, 20 km Weg, 453 m Aufstieg, 386 m Abstieg.

4. Tag, Do., 10.07., sonnig.

Der Weg ist in der Karte mit einer roten Linie versehen. Also auf markiertem Bergweg Richtung SW aufwärts in steinigem Gelände, nach 1 Std. Gamaschen anlegen und ein steiles Firnfeld hinauf in Serpentinen, oben in plattigem Blockwerk mit Neuschnee mühsam zum höchsten Punkt des Rondane-Gebirges, dem Rondslottet (2178 m, 2:40 Std.). Großes Gipfelplateau mit Steinturm und einem wunderbaren Rundum-Panorama bei Sonnenschein.

Zurück auf gleichem Weg, das Firnfeld auf dem Hosenboden abrutschen. Acht Aufsteiger sind jetzt erst im Aufstieg, sie haben schweren Nassschnee zu stapfen. Wir sind um 13.20 Uhr zurück am Zelt nach 1:40 Std. Abstieg, gesamt waren es 4:20 Std.

Weiter auf Bergweg in Tundra Richtung NW aufwärts zum Scheitel auf 1400 m, flach abwärts Richtung N im Bergedalen, mal ein morastiger Abschnitt, dann lange in künstlich wirkender Landschaft mit geraden Kanten und perfekten Schuttkegeln am Bach Dorae entlang zur Herberge Ovre Doralseter (1060 m, 4:35 Std.). Sehr netter Empfang, wir können sofort Essen, bekommen ein Zimmerlager, die heiße Dusche ist im Keller, nur zwölf Gäste sind hier.

9:35 Std. Gehzeit, 22 km Weg, 1098 m Aufstieg, 1278 m Abstieg.

5. Tag, Fr., 11.07., schön, 20°C.

Der Wetterbericht auf dem Bildschirm vom Wirt sagt für morgen Regen voraus. Also gehen wir ohne Abstecher auf den Vassberget Richtung Hovringen. Mit Einkauf und Lunchtüten zahlen wir per Karte 75 € p.P.

Richtung SW flach auf Weg in Tundra mit Birken auf den Vassberget (1855 m) zu, dann der Blick in das alpine Seitental Verkilsdalen, ein bekanntes Postkartenmotiv. Am Weiterweg dann kurz baden im eiskalten See Doralsvatnet und eine schöne Rast halten (3:10 Std.). Es bewölkt sich rasch, weiter in freier Landschaft mit Tundra leicht aufwärts. Eine Rentierherde quert weit vor uns den Weg. Durch eine enger werdende Schlucht mit Firnfeldern und dem Bach Djupdalsbekken aufwärts zum Ausstieg in 1440 m Höhe, von da gute Weitsicht auf flaches Land in W bis N. Bei leichtem Regen flach abwärts in sumpfiger Schafweide zur abgesperrten Hütte Kvannsladalsbue.

Wir weichen vom rot markierten Weg der Karte ab und folgen dem Wegweiser Richtung Hütte Smuksjoseter in Richtung SO. Der breite Karrenweg ist nicht in unserer Karte, aber deutlich und blau, dann gelb markiert. Um 19.35 Uhr stellen wir das Zelt windgeschützt am Bach Storsteinae auf (1200 m, 3:40 Std.). Heute sind uns mal keine Wanderer begegnet.

6:50 Std., Gehzeit, 20 km Weg, Aufstieg 380 m, Abstieg 240 m.

6. Tag, Sa., 12.07., Regenwetter.

Weiter auf dem Karrenweg in Tundra flach bachabwärts, nach 25 min Gabelung. Wir gehen Richtung SW einen Seitenbach aufwärts, Schafe und einige Kälber weiden hier, zur Herberge Smuksjoseter (1130 m, 1:10 Std.).

1:10 Std. Gehzeit, 4 km Weg, 70 m Abstieg.

Rondane-Umrundung gesamt:

6 Tage, 34:10 Std. Gehzeit, 88 km Weg, 2956 m Aufstieg, 2956 m Abstieg.

Einkehr zu Kaffee und Kuchen, dann Busfahrt über Hovringen nach Otta, weiter nach Vagamo. Wir nehmen ein Zimmer im Hotel Vaga, schwimmen im Hallenbad, das Zelt trocknet schnell im warmen Umkleideraum, ab 19 Uhr feines Abendessen vom vielseitigen Büfett.

Jotunheimen-Durchquerung auf einer Südroute von Ost nach West über den Besseggen Grat und den Fannaraken

1. Tag, So., 13.07., wolkig, warm bei 23°C

Mit dem Linienbus kommen wir zur Hütte Gjendesheim am See Gjende (995 m). Ein deutsches Paar ist auf dem Rückweg von den Lofoten, wir unterhalten uns bei Waffeln und Kaffee, sie wollen noch schnell durchs Jotunheimen gehen. Ab 15.10 Uhr steiler Aufstieg Richtung N auf neu gebauter Steintreppe in Birken, Blumen, Tundra. Von einer Gabelung jetzt Richtung NW bergauf mit gutem Blick auf den 18 km langen See Gjende. Er ist der schönste See im Jotunheimen, wie unser Königssee liegt er zwischen Steilflanken. Die letzten Tagestouren-Leute kommen uns entgegen, ein bunt gemischtes Volk. Richtung W auf einem breiten Rücken mit Fels und Schotter, jetzt auch mit Blick auf den See Bessvadnet im Norden. Vom Punkt 1722 m steigen wir Richtung N 30 Minuten ab zum Zelten auf Moosboden.

2:50 Std. Gehzeit, 6 km Weg, 727 m Aufstieg, 162 m Abstieg.

2. Tag, Mo., 14.07., bewölkt, kalter Wind.

Ab 7 Uhr 25 gehen wir zurück auf den Grat, nun Richtung W auf Schotter und Firnschnee zum höchsten Punkt 1743 m mit einem 5 m hohen Steinhaufen. Wir werfen ein paar Steine dazu und steigen hinauf. Abstieg zum Punkt 1638 m, Blick auf beide Seen, südlich der Gjende auf 984 m, nördlich der Bessvadnet auf 1373 m. Hier beginnt der steile Abstieg auf dem beidseitig ausgesetzten aber nicht scharfen Grat Besseggen hinab zur natürlichen Staumauer Bandet auf 1400 m. Es sind 238 Hm konzentrierter Abstieg in stufigem, festem Fels, nur böiger Wind stört etwas. Immer wieder schauen wir hinab auf die zwei Bergseen und den schmalen Felsriegel dazwischen, 389 m ist der Höhenunterschied zwischen den Wasserspiegeln der Seen. Um 10 Uhr machen wir Rast mit Rückblick auf den Grat.

Im Gegenanstieg auf dem Bergweg in Fels, der mit Gras und Firnflecken durchsetzt ist, kommen uns ab 10.20 Uhr nach und nach Leute entgegen, obwohl es heute kalt, windig und regnerisch ist. Etwa 120 sind es, ein bunt gemischtes Volk, große und kleine, mit und ohne Rucksack, mit und ohne Regenkleider, wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sie fahren mit dem Schiff nach Memurubu, steigen auf und gehen über den Grat zurück nach Gjendesheim. Dadurch haben sie den Besseggen im Aufstieg, das ist leichter und sicherer.

Vorbei an zwei kleinen Bergseen weiter, ab 1300 m dann Richtung S zum Punkt 1518 m, jetzt steil abwärts auf einem ausgewaschenen Weg mit Schotter auf blankem Fels zur Herberge Memurubu (1008 m, 5 Std. ab Zelt). Wir sehen, dass der Weg von unten herauf neu gebaut wird. Wir kehren ein in der großen schönen Hüttenanlage.

Um 14.40 Uhr brechen wir wieder auf, steigen Richtung SW auf Bergweg steil hinauf bis 1300 m, flach weiter auf der Hochebene Memurutunga mit vielen Seen in der Tundra, mit Blick auf Gletscherzungen im Süden. Kurz vor Punkt 1514 m in Richtung S zum Bukkelaegret, einer Steilflanke mit einem sehr alpinen Bergweg hinab zum Ufer des Gjende, einige Stellen mit glattem Fels sind mit Ketten gesichert. Die Südflanke ist bekannt für ihre großartige Blumenpracht. Unten geht es dann in dichtem Birkengebüsch am Ufer entlang zur Hütte Gjendebu (990 m, 5:30 Std.).

Wir kommen um 20.40 Uhr an, werden sofort in den Speisesaal gebeten zum Essen. Die Tische sind fast voll besetzt mit Gästen, wir können wie überall essen so viel wir wollen. Um 22 Uhr stellen wir dann unser Zelt windgeschützt ins Gebüsch. Zeltplatz und HP kosten ca. 50 € p.P.

10:30 Std. Gehzeit, 21 km Weg, 807 m Aufstieg, 1377 m Abstieg.

3. Tag, Di., 15.07., Dauerregen bis 15 Uhr, böiger kalter Sturm.

Wegen Regenwetter bauen wir das Zelt von innen ab, das Überzelt kommt als Letztes außen an den Rucksack. Nach dem Frühstück in der Hütte warten wir vergebens auf Wetterbesserung, um 11.30 Uhr gehen wir dennoch los in Überhose, Anorak und Poncho. Nicht wie geplant Richtung SO über das 1500 m hohe Svartdalen zur Hütte Torfinnsbu am See Bygdin, sondern wegen des Regenwetters mit Gegenwind Richtung SW im Vesladalen auf Bergweg in Tundra aufwärts zum Scheitelpunkt auf 1372 m Höhe. Einige Wanderer in Regenkleidern kommen entgegen.

Auf einer Hochebene mit Seen flach weiter, der breite Bach Veslae muss bei Hochwasser durchwatet werden, hier suchen wir lange eine mögliche Furt. Um 15 Uhr hört der Regen auf, es wird sonnig, nur der Wind bläst uns weiterhin ins Gesicht. Von 1271 m etwa 200 Hm Abstieg auf gutem Bergweg zum See Bygdin, Richtung W am Ufer entlang zum Feriendorf Eidsbugarden mit der Hütte Fondsbu (1062 m). Das 100 Betten Haus hat sogar noch ein Zimmerlager frei, hat natürlich auch den geheizten Trockenraum, Duschen und ein köstliches Abendessen für uns und die fünfzig Gäste. Die Wirtin spricht perfekt Deutsch, sie verbringt regelmäßig ihren Winterurlaub in Bayern. Zum Dinner singt sie den Gästen gekonnt norwegische Lieder und Balladen vor.

6:30 Std. Gehzeit, 16 km Weg, 382 m Aufstieg, 310 m Abstieg.

 Mi., 16.07., Regenwetter.

Die Wettervorhersage meldet weiterhin schlecht, draußen fällt sogar mal Schneeregen. Da legen wir einen Pausentag ein, erkunden Dorf und Museum, planen weiter. Abends Unterhaltung mit einem deutschen Rentner aus Hannover, er fährt seit 25 Jahren zwei Mal im Jahr nach Norwegen, macht diesmal mit bei einem freiwilligen Arbeitseinsatz des DNT. Er berichtet uns aktuell vom chaotischen Zugspitzlauf wegen eines Wettersturzes mit Schneefall. Auch ein deutscher Radfahrer ist hier mit seinem Tourenrad, nicht gut, er will die nächste Tour auch lieber zu Fuß und im Gebirge machen.

4. Tag, Do., 17.07., bewölkt, regnerisch.

Wieder gibt es ein Frühstück im Überfluss. Dann in Überhose und Anorak kurz die Straße Richtung SW, vorbei an alten und neuen verstreut liegenden Ferienhäusern Richtung NW bergauf zu Hochebene mit Seen, auf unglaublich viel Sommerschnee mit rotem Sand auf 1400 m Höhe flach weiter zur Bachquerung nach dem See Kvitevadnet.

Die markierte Furt geht nicht wegen Hochwasser. Wir suchen unterhalb, dann oberhalb. Nach 1 Std. entscheiden wir uns, ziehen Stiefel und Strümpfe aus und die Laufschuhe mit rutschfester Sohle an. Ich gehe vor, taste mich im teils knietiefen reißenden eiskalten Wasser hindurch, gut abgestützt mit den Gehstecken. Evelyn kommt nach, brüllt wegen der eiskalten Füße, geht aber flott durch. Nur ja nicht reinfallen. Dann sofort die Füße massieren und aufwärmen in den Stiefeln.

Sehr genervt wegen des Zeitaufwandes machen wir bei einem kurzen Sonnenschein Pause bei Suppe und Espresso. Drei Männer kommen entgegen, sie sagen uns, dass unser nächster Bach Hochwasser hat und sie nasse Füße bekommen haben. Wir antworten, dass ihr nächster Bach bestimmt nicht leichter ist.

Doch die angesprochene Furt am Ausfluss des Sees Uradalsvadnet ist harmlos, wir kommen trocken hinüber. Jetzt geht es wie in den Alpen auf gutem Bergweg in Blockwerk hinauf zum Scheitelpunkt auf 1400 m, einem Einschnitt zwischen zwei Felsbergen, das gefällt uns sehr. Die Wolken hängen tief und verdecken leider das imposante Gebirge. In Hochgebirgslandschaft Abstieg Richtung W auf gebautem Bergweg in Blockwerk zu einem kleinen See, nun im Fleskedalen flach in Tundra, am Bergbach entlang abwärts. Sicht auf ein Bergmassiv mit Steilfels und Gletscher im Süden, das schroffe Hurrungane Massiv im Westen ist leider bewölkt. Auffallend ist eine betonierte Wasserableitung in einem Stollen und viele tote Lemminge auf dem Weg. Um 20 Uhr sind wir an der Alm Fleskedalen, gehen auf einem Stolperweg mit vielen Moraststellen nach Vettismorki mit der Hütte Ingjerdbu (683 m), zu der wir den Schlüssel dabei haben.

Wir könnten gut zelten, doch Evelyn wünscht sich die Übernachtung in dieser schönen Hütte. Von Ferne sehen wir, dass der Kamin der Hütte raucht. Es ist 21.07 Uhr, ich gehe rein und frage die erschreckten Leute in der Gaststube, ob noch Platz ist. Es sind sieben Personen da und die haben sich auf die 3 Zimmer mit 12 Betten verteilt. Da gehen wir selbstverständlich in die Nothütte, die hat zwei Betten, Ofen, Tisch und Bank. Da können wir uns ungeniert ausbreiten, einheizen, die nassen Kleider zum Trocknen unter die Decke hängen. Wir brauchen nicht mal Lebensmittel aus dem Vorratsschrank der Hütte, wir machen mit unserem Gas ein Gericht aus unserem Rucksack, auch gut.

10:45 Std. Gehzeit, 23 km Weg, 338 m Aufstieg, 717 m Abstieg.

5. Tag, Fr., 18.07., bewölkt bis zum Boden.

Am Morgen stecken wir 200 NOK in ein Kuvert, lassen es in die Kasse der Nothütte fallen, kehren den Fußboden gründlich. Zuschließen brauchen wir die Nothütte nicht.

Wir gehen zum Wasserfall Vettisfossen, schauen von oben die 273 m Fallhöhe hinunter. Er ist der höchste im Jotunheimen. Dann die vielen Kehren Bergweg hinab zum Hof Vetti Gard, weiter auf dem Fahrweg mit vielen Spaziergängern am Wildfluss Utla abwärts. Im Café Naturhus gibt es die feinen Waffeln, bevor wir auf der Autostraße weiter gehen nach Ovre Ardal (1:40 Std.).

4:20 Std. Gehzeit, 15 km Weg, 663 m Abstieg.

Wir wollen gutes Wetter abwarten, fahren mit Bus und Fähre über Fadnes nach Sogndal am Sognefjord, ein großer Ort mit 6600 Einwohnern. Im „Hofslund Fjord Hotel“ haben wir ein schönes Zimmer für zwei Übernachtungen mit HP, mit Tür zu Garten und Fjord. Der Luxus kostet uns 215 € p.P.

6. Tag, So., 20.07., bewölkt.

13.40 bis 15.30 Uhr Busfahrt zum Berghotel Turtagro (884 m), am Ende geht es eine steile Serpentinenstraße hinauf. Das Hotel ist ein moderner Bau ganz in Rot, Einkehr im Hotelrestaurant. Auf dem großen Parkplatz stehen viele Autos, schöne Wanderungen sind möglich.

Ab 16.45 Uhr gehen wir Richtung O in das Helgedalen mit Kälberweide hinein, im Talschluss werden drei Bäche in einen Stollen abgeleitet, acht Wanderer kommen entgegen. Aufstieg Richtung NO auf Bergweg hinauf zur Ekrehytta (1200 m), eine kleine verschlossene Hütte. Etwas abseits zelten wir gut und versteckt.

1:25 Std. Gehzeit, 5 km Weg, 316 m Aufstieg.

7. Tag, Mo., 21.07., heiter.

Das Zelt bleibt stehen. Wir steigen ab 6.55 Uhr zügig auf, sind sehr erfreut über den gut angelegten ordentlichen Bergweg mit vielen Kehren und mit gleich bleibender Steigung. Erst in Tundra, dann durch Blockwerk, oben flach auf Sommerschnee zum Gipfel Fannaraken (2068 m, 2:00 Std. vom Zelt). Die Gipfelkuppe ist ein Gletscherschliff mit viel Schnee darauf. Die Rundumsicht ist großartig, Aussicht zu den ebenen Plateaugebirgen, wie zum Jotunheimen mit unzähligen Gipfeln, wie auf die hochalpine Nordflanke der Hurrungane Kette mit ihren Gletschern.

Einkehr in der kleinen bewirtschafteten Hütte zu Kaffee und Keksen, sechs Übernachter frühstücken gerade. Kaufe ein Hemd mit Aufdruck und eine CD mit dem Fannaraken Bläserkvintett. Ab 10.15 Uhr Abstieg Richtung O zum Fannaraknosi (1990 m, 20 min), guter Blick auf den Gletscher Fannarakbreen. Weiter Richtung S auf gutem Bergweg in Blockkar und viel Firn abwärts zum Keisarpasset (1500 m, 1:15 Std.). Guter Rastplatz auf Gras, drei Frauen sind hier. Flach Richtung W weiter auf Firn, über Gletscherschliff, dann in Tundra mit Auf und Ab zu unserem Zelt (1200 m, 2:45 Std. ab Gipfel). Rast mit Suppe, Kaffee und Keksen.

Ab 15.35 Uhr Abstieg zurück im Trogtal mit Weide zum Turtagro Hotel (884 m, 1:40 Std.). Wir bleiben hier über Nacht, bekommen ein Zimmer im alten Haus, um 19 Uhr ein vorzügliches Dinner. Unterhaltung mit sehr interessiertem Paar aus Norwegen, er ist Veterinär. Sie sprechen deutsch, der Bauherr und Wirt des Hotels kam leider mit seiner Familie im Tsunami ums Leben. Dem Koch aus Österreich richten wir Grüße aus von seiner früheren Chefin, der Wirtin von Fondsbu. Für Zimmer mit HP zahlen wir hier 106 € p.P.

6:25 Std. Gehzeit, 15 km Weg, 868 m Aufstieg, 1184 m Abstieg.

Jotunheimen-Südroute gesamt:

7 Tage, 42:45 Std. Gehzeit, 101 km Weg, 3438 m Aufstieg, 4413 m Abstieg. Zusammen: 21 Tourentage,

128:42 Std. Gehzeit, 316 km Weg, 11.972 m Aufstieg, 12.047 m Abstieg.

Die Rückreise geht über Sognefjord, Bergen, Stavanger und Kristiansand nach Oslo.

Fotos: Evelyn Gebhardt und Hans Diem

Hütte SkogadalsboenGaldhoppigen 2469 m (rechts), höchster Berg von Norwegen, Ostseite.Glittertinden 2465 m (Mitte), zweit höchster Berg von Norwegen, Westseite.Rondaneberge vom Brakdalsbelgen (1915 m)Hütte BjornholliaZelten am Rondslottet,mit 2178 m der höchste Gipfel im RondaneLinks der See Gjende (984 m), rechts der See Bessvadnet (1373 m), dazwischen die natürliche Staumauer, vorn der Grat BesseggenRückblick zu Bandet und Bessegen Grat, links der See Bessavadnet (1373 m), rechts der See Gjende (984 m)Der Gipfel Fannaraken (2068 m) mit Hütte
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