Ohne Wanderzeichen durch Portugal

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Stürmisches und kaltes Frühjahr

(Lissabon) - Sintra – Ericeira – Santa Cruz – Óbidos – Foz do Arelho – Nazaré - São Pedro de Moel – Figureira da Foz – Praia de Mira – Costa Nova – Torreira – Ovar – Espinho (15 km vor Porto)

So wie die Herbstwanderung geendet hatte, begann diese: mit einem Planungsfehler und einer sich daraus ergebenden Zugfahrt. Die ersten drei Stunden sind wir zu Fuß aus Lissabon raus. Zentrum, dann links rüber ins Arbeiterviertel Benfica, auf die ellenlange Estrada de Benfica, immer geradeaus, so lange, bis der Stadtplan enden würde, dann der Wechsel auf die Militärkarten. Dumm, dass ich mich mit einem flüchtigen „Wird schon passen“ begnügt hatte. 15 km vor Sintra fehlte uns eine Karte. Straßenschilder? Fehlanzeige. Karten vor Ort? Kein Kommentar. Dann mal wieder in den Zug. Neustart in Sintra. Sintra ist schön. Unten ein paar Meter Gasse, eine Küche mit angeschlossenem Palast, jedenfalls lassen die Küchenkamine keine andere Deutung zu, oben auf dem Berg ein Phantasie-schloss, eine maurische Festung und die obligatorischen Kassenbu-den. Über allem der schützende und preistreibende Mantel eines Welterbes. Und überall Touristen.

Óbidos ist auch schön. Ein Nest auf einem langgezogenen Hügelrücken. Drumherum eine zinnenge-krönte Stadtmauer, vorne, hinten und an der Seite die obligatorischen Stadttore, und ganz vorne auf der Spitze eine Burg, ein Bild von einer Burg. Drinnen enge Kopfsteinpflastergassen und kleine Häuschen mit windschiefen Fens-tern. Über und hinter allem die Stadtmauerwege, bei denen deutschen Sicherheitsbeauftragten nur der Wunsch nach sofortigem Ruhestand eingefallen wäre. Óbidos hat es in jeden Reiseführer für Tagesausflugjunkies geschafft, also mal wieder Touristen, auch um diese frühe Jahreszeit.

Nazaré ist nicht so schön, trotz alter Frauen in traditioneller Tracht und sauberen Strand. Auch dieses Nest ist in jedem Reiseführer zu finden. In Nazaré war weniger los, eigentlich nix. Ein paar Portugiesen und ein paar Spanier im Osterurlaub bevölkerten die Strandpromenade. Schon die nächste Straße dahinter gehörte der im steifen Wind flatternden Wäsche.

Figueira da Foz an der Mündung des Rio Mondego ist auch nicht so der Brüller. Im Sommer möchten wir da nicht Urlaub machen müssen. Trotzdem haben wir dort einen Ruhetag eingeschoben, denn der Sommeransturm war noch weit. Vorne raus ein nicht enden wollender Strand, die Sand-körner nach Farbe und Größe ausgerichtet. Hinten raus die berüchtigte Mittelhochhauskulisse zu schnell gewachsener Urlaubsorte. Ab der zweiten Reihe ist das Städt-chen schön. Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert, Parkanlagen und genau die Menge Abwechslung, die einen Pausentag zum Ruhetag mutieren lässt.

Costa Nova, das bei Aveiro, gehört auch zu den Schönen. Farbenfrohe Streifenbemalung der Häuser, Palmen, Bars und Restaurants zur windgeschützten Lagune. Dünen, Ferienhäuser und eine Kirche zur stürmischen See raus. Geputzt, geschniegelt, gebügelt und eine unter nächtlicher Lichtflut leidende Promenade. Costa Nova, also jenes bei Aveiro, hat es auch in die Reiseführer geschafft, auch als Ziel für Tagesausflüge, denn am Abend wären bestimmt die Bürgersteige hochgeklappt, hätte es den welche gegeben.

Das war der große Unterschied zur Herbstwanderung entlang der südlichen Westküste. Dort unten fanden wir Nester, Käffer, gelegentlich ein Dorf mit dem Hang zum Urlaubsmetropölchen. Nichts, was man unbedingt gesehen haben muss. Dazwischen war man auf dem Land.

Zwischen Lissabon und Porto waren wir auch auf dem Land, aber auf dichtbesiedeltem, und da sind eben ein paar bekannte Orte zu finden. Sonst viele unendliche Straßendörfer und zu dieser Zeit verlassene Weiler am Meer. Gesichtslose Nutzarchitektur war oft für Stunden, manchmal halbe Gehtage unsere Begleitung.

An dieser Küste jedoch gibt es wirkliche Sehenswürdigkeiten und Urlaubsorte, letztere bei weitem nicht in Südküstendichte. Bekann-te wie die da oben, unbekannte wie Praia de Santa Cruz. Apart-menthäuser mit leeren Wohnungen bis zum Abwinken, aber nur ein Hotel mit 200 Betten, das wir uns mit einer handvoll anderer Gäste teilen konnten. Ostern stand vor der Tür. Der Strand wurde gewienert, der Sand gesiebt, die runderneuerte Promenade würde gleich ihre Bewerbung für „Sauberste Promenade der Westküste“ abgeben. Ein Urlaubsziel für Portugiesen und Wochenendrückzugsgebiet für Hauptstädter - aber erst ab Ostern.

Noch war niemand da, nur wir, und wir wurden vom Wind durch die leere Haupt-straße getrieben, in der jedes zweite Geschäft noch vernagelt war. In Dörfern wie Praia de Santa Cruz waren wir oft, die hießen dann nur anders. Aber so geputzt wie im ersten wurde nirgends mehr.

Auch das unterschied diese Tour von der Herbstreise. Damals profitierten wir von den Nachwehen des Sommers, Im Frühjahr, Ende März, Anfang April war vieles noch zu. Die Vorbereitungen auf die Saison waren oft noch nicht angelaufen. Unseren Kaffee in einer Bar haben wir aber immer bekommen, der hatte dazugehört.

Erstaunlich für die doch relativ dicht besiedelte Küste war, dass wir bis auf ganz wenige Kilometer nie auf eine Nationalstraße musste. Von Sintra nach Nazaré war es ein Gewusel aus Straßen, Klippenwegen und manchmal aussichtsreichen Kammwegen. Für vier Kilometer waren wir sogar auf einem markierten Wanderweg unterwegs. Gelb-rot, einer von den lokalen Kurzwanderstrecken, die in den letzten Jahren viele Küstengemeinden in den Sand kloppen. Leider immer zu kurz, immer ohne Karte, immer ohne Infos, immer mit einer Nummer oder einer Phanta-siebezeichnung, und fast immer im Kreis. Einmal standen doch tatsächlich Orte auf den Wegweisern. Sieh an, geht doch! Den haben wir dann auch genommen.

Straßentechnisch konnte das Frühjahr keine Schnellstraße bieten, dafür die Estrada Atlântica – einen 35 km langen Radweg. Von Nazaré über São Pedro de Moel bis nach Praia. Immer nach Norden, immer links neben der Straße, immer geteert, immer dicht an der Küste, immer flach, immer gleichbleibend breit, immer geradeaus (bis auf wenige Knicke), immer durch Kiefernwald oder -gebüsch. Anfangs war die Fahrbahn noch rot eingefärbt, dann straßengrau. Autos im Halbstundentakt. Morgens noch Radfahrer. Später blieben auch die aus. Beim Blick nach vorne nur grauer Wolken verhangener Himmel, stumpfes Grün, eine graue Straße, links daneben ein grauer Radweg, Sand. Beim Blick zurück nur grauer Wolken verhan-gener Himmel, stumpfes Grün, eine graue Straße, rechts daneben ein grauer Radweg, Sand. Da können streunende Hunde, eine leere Haribo-Tüte oder der Mülleimerinhalt auf den in schöner Regelmäßigkeit auftauchenden Rastplätzen mystische Bedeutung erhalten.

Der Weiterweg nach Figueira da Foz konnte naht- und stimmungslos anschließen. Man muss sich nur den Radweg wegdenken und die breite, sauber geteerte Stra-ße durch eine schmale Schlaglochpiste ersetzten. Stur in eine Richtung, manch-mal Kilometer auf Kilometer, dann ein Knick oder Abzweig im rechten Winkel, und alles wieder von vorne. Jedoch sollte der Höhepunkt noch kommen, die Wege durch die Dunas de Quiados sollten alles in den Schatten stellen.

Ein kurzer, steiler Anstieg raus aus Figueira da Foz auf die erste Anhöhe seit Tagen, die vom Cabo Mondego, ein weiter Blick über die Küstenebene, auf die besagten Dünen. Wir standen auf der letzten Anhöhe vor Porto, 100 km weiter im Norden. Im diesigen Licht des Morgens war nicht viel zu sehen: nur graues Atlantikwasser, ein schmaler Streifen schäumende Brandung und grüner Kiefernwald – das aber bis zum Horizont. Die schnurgeraden Teerpisten waren von da oben noch nicht zu sehen. Aber das es die geben musste war unmissverständlich aus den 50.000-er Militärkarten zu entnehmen. Nur in welcher Form? Die nächsten drei Blätter, die uns für die kommenden Tage begleiten sollten, waren uralt, jedenfalls die Datengrundlage. Letzte Vermessung im Feld: 1948, letzte Korrekturen mittels fotoplanimetrischem Verfahren: um die 1960er Jahre, letzte Überarbeitung der Straßenklassifikation: 1968. So alte Karten hatten wir bis dahin noch nicht gehabt, alle anderen waren auf ziemlich aktuellem Stand. Würden wir uns zurecht finden? Wie sehen die Straßen aus? Sind aus den einspurigen Straßen, die vor 40 oder mehr Jahren ein schlechte Oberfläche hatten (die Militärkarten geben die Oberflä-chenbeschaffenheit an), Autobahnen geworden?

Heute wissen wir, dass sich in all den Jahren nichts verändert hat. Straßen die vor 40 oder mehr Jahren einspurige Schlaglochpisten waren, sind das heute immer noch. In den Dünen hat die Zeit hin und wieder eine Pause eingelegt. Einzig die drei Strandsiedlungen haben einen halbwegs erkennbaren Wandel erfahren, der Run ans Meer hat die Zufahrstraßen etwas breiter werden lassen.

Stundenlang, zwei Tage lang, konnten wir gehen ohne zu denken, ohne uns Fragen nach dem Weg stellen zu müssen. Keine Autos, bis auf den Landrover der Polizei auf Kontrollfahrt. Die Höhepunkte waren rar gesät. Ein junger schwarzer Hund, der unbedingt bei uns bleiben wollte, das Logo eines Fußballclubs am bröckelnden Vereinshaus, die Betonstraßenschilder mit verblassenden Entfernungsangaben, im Halbstundentakt rechtwinkelig kreuzende Staubpisten auf dem Weg ans Meer oder vom Meer.

Eine Wiederholung der herbstlichen Monotonie in der Langversion? Nein, das hier war einsamer und viel überraschender. Unsere Endeckung war mal wieder die Monotonie, das Gehen bis der Kopf leer war. Sich um nichts kümmern zu müssen, keine Fragen nach dem Weg zu stellen.

Dabei haben wir Stranddörfer im tiefsten Winterschlaf, die wenn es hoch kommt, einen Absatz im Reiseführer erhalten, für uns erlaufen. São Pedro de Moel an einem verschlafenen Sonntag im April zu erleben, war schön. Gepflegt, verrammelt, nix los, obwohl die Pflasterstraßen zugeparkt waren. Treffpunkt aller war der Marktplatz am Meer. Zwei sonnenschirmgekrönte Stände an denen Popcorn verkauft wurde als Haupt- und einzige Attraktion. Omas, Opas, Mamas und Papas, Kind und Kegel, Freizeitrocker und Bügelfaltenhosenträger in trauter Eintracht versammelt in langen Schlangen in Erwartung meterlanger Popcorntüten.

Praia de Vieira war schon etwas gespenstisch. Das Verlangen nach dem allfälligen Kaffee hatte uns zur Strandpromenade geführt. Kein Mensch war dort zu sehen. Nur ein paar einsame Autos auf viel zu großen Parkplätzen, vor viel zu großen Apartmenthäusern mit runtergelassenen Rollläden. Über allem eine Schicht nasser Atlantiksand. Nichts wie weg.

Einer der Höhepunke war sicherlich Pedrógão. Nicht das Kleinstädtchen im Binnenland, das südlich Figueira da Foz gelegene Nest am Atlantik ist gemeint. Aufkommender Regen und Sturm hatten uns ins Dorf getrieben.

Pedrógão gehört zu den Dörfer, bei denen schon am Ortseingang das Gefühl aufkommt, alles gesehen zu haben. Wir waren uns schon nach wenigen Minuten sicher: Hierher verirren sich nur Einheimische, nur die Auswanderer nach Übersee, nach Frankreich, wenn sie der alten Heimat einen Besuch abstatten. Meterhoch hatten die Winterstürme den Sand aufgeschüttet, über das niedrige Mäuerchen getragen, das eben dieses verhindern sollte, und anschließend bis in die hinteren Straßen verteilt. Bis auf zwei Bars war das Nest verrammelt. Um uns herum geschlossene Rollläden, vergitterte Türen und knirschender Sand. Die Scheiben der Touristeninformation waren blind vom Salz. Das einzige „Residencial“ hatte in diesem Jahr die Türen noch nicht ein einziges Mal geöffnet. Verlassenheit, Einsamkeit wohin wir schauten. Nicht ein schönes Haus, kein Park, keine Palmen, nur die kümmerlichen Bäumchen an der Strandstraße erinnerten im Zweihundertmeter-Takt an die Mühen der Gemeindeverwaltung. Mit einem Wort: grottenhässlich.

Das Essen in der Strandbar war das schlechteste bisher in Portugal – und sollte es auch bleiben. Trotz dicken Daimlers vor der Tür, aufgedonnerten alten, schmalzigen Gigolo mit zu junger Begleitung, war der Sprung von Mamas Küche zum Restaurant eine glatte Bauchlandung.

Durch Zufall kamen wir bei einem privaten Zimmervermieter unter. Männerwirtschaft, Vater und Sohn. Es war eine unserer besten und billigsten Unterkünfte in Portugal. Später am Tag hatte die Sonne ihren großen Auftritt. Blauer Himmel, weiße Wolken, weißer Strand. Von Sonne und Salz gebleichte Holzzäune als Mittel gegen den Sand. Auf den Felsen am Ortsein-gang Angler mit langen Ruten, auf dem Mäuerchen darüber das kommentierende Publikum aus alten Männern und Freizeittot-schlägern. Durch die sandverwehten Straßen kurvte hin und wieder ein Auto, schlurften ein paar alte Frauen in schwarzer Kleidung auf dem Weg zum Mini-markt. Hier und da tat sich ein Fenster auf, wurde ein alter Stuhl in die Sonne geschoben, das Leben konnte beginnen. Plötzlich war Pedrógão schön, wenn auch immer noch ein verlassenes Kaff.

Auf dieser Wanderung waren es eben diese leeren, sandverwehten Orte, die sich ins Bewusstsein geschlichen haben. Praia de Mira gehört auch in diese Reihe. Bei der Ankunft hatte uns der Regen bis in den frühen Abend ins Zelt getrieben. Danach raus an den unendlichen Strand. Da lagen sie, die Fischerboote, die der Reiseführer versprochen hatte. Ein archaisches Bild. Schwere Holzboote, acht oder mehr Meter lang, mit hölzernen Auslegern an den Seiten zum Ausbringen der Netze. Ein alter ölverschmierter Traktor hatte die Boote hoch auf den Strand gezogen. Daneben mit Netzen beladene rostige Anhänger, die bis weit über die Achsen eingeweht waren. Kein Fischer würde bei dem Wind rausfahren. Irgendwann würde der Sturm nachlassen, die Wellen nicht mehr schäumend an den Strand donnern und der ölverschmierte Traktor mit der vielfach übersetzen Winde würde seine Arbeit tun und die Boote ins Meer ziehen. Den Bug hatten alle schon dorthin gerichtet.

Dann war da noch die Ria de Aveiro. Diese Lagune begleitete uns zwei Tage. Links, oft nur wenige hundert Meer weg, die tosende Brandung des Atlantiks, rechts die ruhige Wasserlandschaft der Ria, die sich mit dem Gezeitenhythmus von einer Seen- in ein Rinnsal- und Tüpellandschaft veränderte.

Direkt neben der einzigen Straße hölzerne, wackelige Bootsstege mit halb abgesoffenen Kähnen, etwas weiter auf einem kleinen Strand einige Moliceiros, die alten Holzboote der Tangfischer. Viele Boote sind erstaunlich gut in Schuss, vermutlich für die alljährliche Regatta. Bug und Heck sind weit hochgezogen, Platz genug für Bilder, die von der Dummheit der Männer, den Kosten für die Frauen oder den Angebereien der Fischer erzählen.

Jenes oben erwähnte Costa Nova ist an dieser Landschaft aus Brackwasser, Schilf, Sand und Schlick zu finden, ebenso Torreira. An der ruhigen Ria mäßig geschäftig mit einer Uferpromenade und 50 Meter Kneipenmeile. Am stürmischen Meer unendlicher Strand. Promenade, Kneipen, Strandbar und Wind, Wind, Wind. Kaum ein Mensch hielt sich am Strand auf, nur wir zwei und ein paar Kinder. Dazwischen men-schenleere Ferienhausträume im Stil der Sechziger und Siebziger. Nichts was man gesehen haben muss, aber gut, das wir zu Fuß da waren, denn sonst hätten wir es nie gesehen.

Nach Ovar ganz am Ende der Ria sind wir gegangen, weil wir mal wieder Zeit im Überfluss hatten. An einem Sonntag war das. Ovar am Sonntag ist so spannend wie die Hinterseite des Mondes. Aber Kachelhäuser gibt es da, das glaubt man nicht. Azulejos, bunt, bunter, noch bunter, mit Muster, ohne Muster, glatt, mit Struktur, mit und ohne Ecken, mit und ohne Facette. Mit Malereien, die Geschichten erzählen, erfundene und wahre. Vielfalt ohne Ende, leider nur an den alten Gebäuden. Irgendwann haben die Portugiesen aufgehört, diese für ihr Land nicht ganz unbedeutende Kunst mit in die Gegenwart zu nehmen. Kaum zu glauben, wenn man ihre oft sehr schönen neuen Bauten sieht. Um Ostern 2009 waren das unsere Entdeckungen, sogar die aus dem Reiseführer. Später im Jahr hätten wir das alles mit anderen teilen müssen, mit Auto- und Bustouristen, mit extra aus den Urlauberhochburgen angereisten Menschen und mit den unvermeidlichen Wohnmobilfahrern. Wir als Fußgänger wären da glatt untergegangen. Allein schon der Betrieb auf den Straßen, unvorstellbar, dann dort zu Fuß zugehen.

Das Wetter hatte gar nichts vom Süden. Von wegen Sommer, Sonne, Sonnenschein. Kälte, Sturm und Regen waren für die zwei Wochen unsere täglichen Begleiter. Nicht mal eben so ein bisschen Wind. Starker Nordwestwind, der arkti-sche Kälte mitbrachte, machte es unmöglich, längere Strecken über den Strand zu gehen, trieb uns oft weit vor der frühen Dämmerung in die Schlafsäcke, hat uns regelmäßig die Heizfunktion der Klimaanlage bis an den Anschlag drehen lassen und den Kaffee oft mit Sand verfeinert. In diesem Jahr hat es über Ostern in den Bergen der Serra da Estrala geschneit, sehr zur Freude der Skiliftbetreiber. In den Nachrichten waren vor Begeisterung strahlende Gesichter unter draufgängerisch die südländischen Stirnen zierenden Skibrillen zu sehen. Portugiesen und Spanier im Wintersportrausch. Das alles etwas mehr als 100 km von der Küste weg, noch keine 2.000 Meter hoch.

Fazit

Werden wir das wiederholen? Nein, nicht auf dieser Route, denn das kennen wir ja nun zu Genüge; auch stehen jetzt andere Wanderziele an, sogar über große Wanderrouten mit Wanderkarten und Wanderbüchern. Irgendwann aber werden wir bestimmt wieder da unten sein oder auf den Straßen eines anderen Landes.

Ja, es hat sagenhafte Längen geben, Tage an denen uns das alles zum Hals raushing. Noch eine Gerade, noch ein Straßendorf, wieder Sand, wieder Kiefernwald, erneut Teer, schon wieder ein mühsamer Sandweg. Schon unterwegs ist das alles in den Hintergrund gerückt, im Nachhinein sowieso. Ein Land zu Fuß entdecken, dahin gehen, wohin wir sonst aller Wahrscheinlichkeit nie gekommen oder mit dem Auto achtlos vorbei gerauscht wären, war und ist Antrieb genug. Dann war da noch was: Da zu gehen, wo sonst keiner geht, kann ganz schön spannend sein. Nicht wegen Pionier oder ähnlichem Quatsch, einfach weil noch nichts vorgekaut ist und ungewiss ist, was hinter der nächsten Ecke kommt.

Gut, vermutlich hätten wir mehr gesehen, wären schönere Wege gegangen, wenn wir alles bis ins Detail vorgeplant hätten. Aber warum? Uns haben diese beiden Wanderungen gezeigt, dass wir fürs Wandern nicht zwingend Markierungen oder Wanderwege, Wanderbücher oder Wanderkarten, gar einen Führer braucht. Zwei Füße, die Bereitschaft, alles zu nehmen, was kommt und Überraschungen zuzulassen, reicht. Das Aufregen über fehlende Schildchen im Wald oder ein paar Straßenkilometer halten nur vom Entdecken ab.

Erster Teil der Tour im Herbst 2008 ... Wo die Sonne im Atlantik versinkt

Palácio Nacional de SintraDas Kastel von ÓbidosStrand in Figueira da FozStreifenhäuser in Costa NovaTorreira an einem SonntagDie Freuden der LandstraßeEin örtlicher WanderwegDer Leuchtturm in São Pedro de MoelPraia do CarvalhalPedrógão kurz vor OsternStrand bei PedrógãoTraditionelle TangfischerbooteFischerboot in Praia de MiraEine Spezialität: Trockenfisch
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