Vulkanweg: Genuss einer überwältigenden Landschaft

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Abseits vom Touristenstrom des Jakobswegs durch die Auvergne

Viele Weitwanderer und Pilger erleben die malerische Vulkanlandschaft der Auvergne auf dem Weg nach Santiago de Compostela (GR 65). Bei Montfaucon verlassen sie das waldreiche Pilatgebirge und treten in die von charakteristischen Basaltkegeln geprägte Mittelgebirgslandschaft um Le Puy ein.

Den Genuss an dieser besonderen Landschaft haben wir 2018 auf dem Vulkanweg (GR 40) rund um Le Puy vertieft (182 km in 9 Etappen). Dieser Rundweg wird durch eine Diagonalstrecke (GR 3 und GR 3F) an Le Puy angeschlossen.

Als Grundlage für die Planung eignet sich der in der Reihe der Wanderführer „Topo Guides“ erschienene Band „Tour des Volcans du Velay“ (1. Auflage 2009). Hilfreich sind die aktualisierten Infos des französischen Wanderverbands FFRandonnées mit Streckenbeschreibungen und einem ständig aktualisierten Unterkunftsverzeichnis: http://www.rando-hauteloire.fr.

Auf der Basis dieser Unterlagen erkundeten wir in der 2. Maihälfte 2018 in neun Tagen große Teile des landschaftlich bemerkenswerten Vulkanwegs. Neben den im Wanderführer wiedergegebenen Kartenausschnitten (17 x M 1:50000 und 2x M 1:62500) und Beschreibungen verwendeten wir die IGN Karten M 1:25 000 Nr. 2835 OT, 2735 O und 2836 OT.

Eingestiegen sind wir in den Vulkanweg (GR40) im Südwesten bei Boussoulet. Wir folgten ihm entgegen dem Uhrzeigersinn über den 1436 m hohen Vulkanstutzen „Le Testavoyre“ mit überwältigenden Ausblicken auf die Vulkanlandschaft um Queyrières.

Um die von uns geschätzte Privatunterkunft Le Fougal, St. Jeures zu erreichen, benützten wir ab „Les Quatre Routes“ den Jakobsweg GR 65 und ließen uns von St. Jeures am nächsten Tag wieder nach Queyrières bringen. Von dort ging es durch tannenreiche Wälder über Le Pertuis nach St. Julien de Pinet (Ziel der 2. Etappe). Highlight auf dieser malerischen Strecke war die Kapelle von Glavenas.

Schwerpunkt der 3. Etappe waren die Randberge der Loire. Die bewaldeten Randlagen haben wie die Loire selbst als einzig nicht regulierter französischen Strom einen wilden Charakter bewahrt. In der typisch französischen Kleinstadt Vorey-sur-Arzon (Ziel unserer 3. Etappe) trifft der parallel zur Loire flussabwärts von Le Puy nach Norden geführte Diagonalweg GR3 auf den Vulkanweg. Vorey-sur-Arzon ist von Le-Puy aus auch mit der Bahn zu erreichen und damit ein idealer Einstiegsort in den Vulkanweg.

Obwohl auch Loire-Flusswanderer unterwegs waren, war der Andrang in den beiden Hotels von Vorey übersichtlich. Der Aufstieg aus dem Loire-Tal (rund 500 Meter über NN) führte zunächst durch landwirtschaftliche Flächen in großflächig zusammenhängendes bewaldetes Bergland. Nachdem wir vor dem heraufziehenden Gewitter in dem mit „ouvert“ beworbenen Café von St. Geneys keinen Schutz fanden, retteten wir uns in die sehenswerte Kirche des Orts.

Am Ziel dieser Etappe waren wir einmal mehr beeindruckt von der Gastfreundschaft in der „Ferme Fayard“, einem Biobauernbetrieb in Vialles. Die Gespräche beim gemeinsamen Essen brachten den Alltag und die Lebenssituation der Gastgeber, die auch Waldbesitzer und Jäger sind, nahe.

Am nächsten Tag ging es zum berühmtesten Vulkan der Region, dem Mont Bar mit 1175 m. Sein Krater von 400 Metern Durchmesser wurde 1828 entwässert, zunächst landwirtschaftlich genutzt und später der natürlichen Wiederbewaldung überlassen. Seit dem Verfall der Entwässerungseinrichtungen im 19. Jahrhundert bildet sich mit steigendem Wasserstand wieder ein unter Naturschutz stehendes Torfmoor.

Weitere Höhepunkte am Weg waren Burg und Altstadt von Allègre, deren Struktur noch heute ihre mittelalterliche Bedeutung spiegeln.

Beim Abstieg von Allègre zeigten die romantisch von Lesesteinen eingerahmten Fußwege auch Nachteile: In ihnen floss knöcheltief Schmelz- und Regenwasser ab.

Die Waldbewirtschaftung östlich von Chantuzier wich von der gewohnten kleinflächigen Mischwaldwirtschaft der Auvergne ab: Harvester hinterließen an abrasierten Hängen problematische Großkahlschäge.

Eine Unterkunft fanden wir als einzige Gäste in einem Hotel in Siaugues St.Romain, einem ausgestorben wirkenden Städtchen ohne öffentlichen Nahverkehr.

Der am nächsten Morgen hereinziehende Nebel veranlasste uns, den anstehenden Vulkankegel La Durande (1298 m ü. NN) zu umgehen. Auch in Le Vernet waren Restaurant und Café geschlossen, so dass wir mit der Schutzhütte des Campingplatzes vorlieb nehmen mussten.

Südlich von Solignac sur Loire bot der Diagonalweg 3F nach Le-Puy, der zeitweilig einer stillgelegten Regionalbahnstrecke folgt, mit dem Wasserfall von la Beaume ein spektakuläres Bild.

Alles in allem zeigt der Vulkanweg, dass es gerade in der Auvergne abseits vom Touristenstrom des Jakobswegs noch zu Unrecht vernachlässigte wunderbare Fernwanderwege gibt. Von Vorteil sind das hervorragende französische Kartenmaterial (IGN Karten 1:25 000) und die guten TopoGuides (nur französisch) mit Kartenausschnitten von wechselnder Qualität sowie ausführlichen Infos über Sehenswertes am Wege. Überflüssig sind die darin enthaltenen Wegbeschreibungen („… partir à droite entre les maisons“), zumal die Wegmarkierungen in der Regel besser als in Deutschland sind. Hinweise auf offene Cafés und Restaurants sind zumindest im Mai mit Vorsicht zu genießen.

Die Landflucht aus der französischen Provinz fordert ihren Tribut: immer mehr Hotels, Cafés und Restaurants schließen. Eine gute Alternative sind Privatunterkünfte, die „chambres et table d'hôtes“. Wir sind jedesmal gut versorgt worden und haben viel Interessantes vom Leben der Menschen erfahren.

Highlight am Vulkanweg: Kapelle von Glavenas mit grandiosem BlickGute Kontakte zur Bevölkerung lassen sich vor allem in Privatquartieren herstellen - hier Gastgeberin vor der Ferme Fayard in ViallesInteresse für die Geschichte wecken die mächtigen Burgruinen von AllègreWeg oder Bach?Ein grandioses Naturerlebnis: der Wasserfall von la Beaume
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