Jakobsweg Corvey - Marburg

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Vorbemerkung

Der Conrad-Stein-Verlag hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von spezifischen Wanderführern zu Abschnitten des Jakobsweges in Deutschland herausgebracht. Hier ordnet sich auch der aktuelle, von Almut Trankler verfasste Band „Jakobsweg Corvey – Marburg“ ein. Genau genommen handelt es sich bei diesem in acht Etappen beschriebenen Weg allerdings (noch?) nicht um einen von der St. Jakobusgesellschaft registrierten Jakobsweg, so dass auch die traditionelle Markierung mit einer Jakobsmuschel fehlt. Da sich in Hessen die Reformation sehr früh und auch sehr nachhaltig durchgesetzt hat, gibt es auch nur noch wenige direkte Hinweise auf eine frühe Nutzung als Pilgerweg. Gleichwohl weisen div. historische Belege darauf hin, dass dieser Abschnitt zwischen Corvey, einem geistlichen Zentrum des Mittelalters, und Marburg mit der Grabstätte der Hl. Elisabeth von vielen Pilgern aus dem norddeutschen Raum auf ihrem Weg nach Santiago de Compostella begangen wurde.

Aufbau des Führers

Das handliche Büchlein umfasst 157 Seiten und ist in drei größere Abschnitte unterteilt:

  1. Ein kurzer Abriss über die Geschichte des Jakobsweges und des Pilgerns sowie der zugehörigen Ausrüstung, um auch zweifelsfrei als Jakobspilger erkennbar zu sein. Gut der Hinweis auf den Pilgerausweis, obwohl es am Weg nur zwei Pilgerherbergen gibt, denn es lassen sich damit unterwegs weitere Vergünstigungen bekommen.
  2. Reiseinfos von A bis Z, von An- und Abreise bis zum Hinweis, dass auf der Verlagshomepage jeweils aktuelle Updates zum Führer bereitgestellt werden.
    Zwei Hinweise fand ich besonders hilfreich: Zum einen dass der Weg, obwohl nur auf den ersten zwei Kilometern als Jakobsweg markiert, durchgängig bereits vorhandenen und gut markierten Wanderwegen folgt; zum anderen dass die Anzahl der Gästebetten am Weg begrenzt ist und sich daher eine rechtzeitige Buchung empfiehlt.
  3. Eine Beschreibung der einzelnen Etappen samt Überblick und Vorschlag zur Etappeneinteilung.

 

Im vorderen Umschlagteil findet sich eine Gesamtübersicht über den Wegverlauf, in der auch die Kartenausschnitte zu den einzelnen Etappen markiert sind, sowie ein Gesamthöhenprofil mit den Ortschaften, die bei den Etappenbeschreibungen besonders erwähnt werden.

Im hinteren Umschlagteil gibt es Informationen über die Autorin und ein Verzeichnis der Symbole. Dieses kann sinnvollerweise ausgeklappt werden und erspart einem das lästige Hin- und Herblättern, um herauszufinden, was ein im Text verwendetes Symbol nun wieder bedeutet (man vergisst es ja doch ständig – jedenfalls geht mir das öfter so).

Ein Vorwort, ein Ortsregister und ein Übersichtsplan mit Pilgerwegen in Deutschland runden das Buch ab.

Die Beschreibung der einzelnen Etappen

Jede Etappenbeschreibung beginnt mit einem kurzen, kursiv gedruckten Hinweis auf die bereits vorhandenen Wanderwege und ihrer Markierung, auf der diese Etappe verläuft.

Dann erfolgt die Etappenbeschreibung von Ort zu Ort. Sie ist nach meinem Dafürhalten nicht zu kleinteilig aber ausreichend detailliert, so dass sich der Weg auch ohne Markierung finden ließe, denn erfahrungsgemäß sind gerade auch ältere Markierungen mit einem X immer mal wieder lückenhaft oder das Zeichen ist in sehr großen Abständen angebracht. Auch für die Durchquerung der Ortschaften sollte die Beschreibung ausreichen.

Für jede Ortschaft ist angegeben, über welche Infrastruktur sie verfügt (Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten, Läden, Museen, Bahn- und Busstationen etc. inkl. Adressen, Telefonnummern und Öffnungszeiten).Größere Ortschaften wie Höxter, Warburg, Naumburg, Fritzlar und Marburg sind detaillierter beschrieben. Dazu gibt es auch einen kleinen Stadtplan mit den Hauptsehenswürdigkeiten. Da es sich ja um einen Pilgerweg handelt, fehlen natürlich auch nicht Hinweise auf Orte von christlicher und spiritueller Bedeutung am Weg.

Eingestreut in die fortlaufende Beschreibung sind Anmerkungen zu historisch, kulturell und landschaftlich interessanten Punkten (grün unterlegt) und Beschreibungen für Abstecher und alternative Wege (gelb unterlegt).

Zu jeder Etappe gibt es in der Regel zwei Kartenausschnitte im Maßstab 1:100 000 und ein zugehöriges Höhenprofil mit den zugehörigen Wegpunkten.

Die Länge der Etappen liegt zwischen 20 und 30 km. Sicher ist hin und wieder auch eine andere Etappeneinteilung möglich – es gibt schließlich viel Interessantes zu entdecken – dem dürften aber aufgrund der z.T. geringen Übernachtungsmöglichkeiten, Grenzen gesetzt sein.

Bewertung

Die Bewertung des Führers erfolgt nach einer Reihe von Kriterien, die vom „Netzwerk Weitwandern e.V.“ entwickelt worden sind und die aus der Sicht erfahrener Weitwanderer ein Führer erfüllen sollte, der eine Weitwanderung beschreibt. Die Einschätzung, ob diese Kriterien erfüllt sind oder nicht, ist subjektiv.

Jakobsweg-Corvey-Marburg
Almut Trenkler
Deutsch
Conrad Stein Verlag
2018
1. Auflage
160
16,5 cm
11,5 cm
160 Gramm
978-3-86686-573-0
Vom Kloster Corvey führt der in diesem Pilgerführer beschriebene Jakobsweg zunächst über Höxter, Warburg und Naumburg in die alte Bischofsstadt Fritzlar. Von dort geht es im verwunschenen Kellerwald bis zum Zisterzienserkloster Haina und durch den ausgedehnten Burgwald weiter bis zum Ziel, der Elisabethkirche in Marburg. Der Weg führt durch reizvolle, abwechslungsreiche Landschaften und hübsche Fachwerkstädtchen. Die Autorin Almut Trenkler beschreibt den 200 km langen Jakobsweg in 8 Etappen. Die detaillierten Wegbeschreibungen werden durch Karten und Höhenprofile ergänzt. Zahlreiche Informationen zu Kultur und Geschichte sowie Hinweise zu Unterkünften und Einkehrmöglichkeiten am Weg fehlen ebenfalls nicht.
 
 
 
 
schlecht:    mäßig:    gut:

Summa Summarum liegt hier ein sehr brauchbarer Wanderführer vor, den man mit Gewinn auf die Tour mitnehmen kann. Mich hat er auch motiviert, diese Wanderung eventuell auch einmal selbst zu machen, erschließt sie doch auch ein interessantes Stückchen der näheren Heimat, dass eher ein wenig abseits der bekannten Fernwanderrouten liegt.

Besondere Elemente, die mögliche Spezifika dieses Weges als ein Pilgerweg hervorheben, enthält der Führer allerdings nicht, sieht man einmal davon ab, dass auf die sakralen Orte am Weg hingewiesen wird, und von einem schönen Geleitwort, dass so oder so ähnlich eigentlich für alles Weitwandern gelten könnte:

  1. Geh
    Es gibt fürs Pilgern kein besseres Fortbewegungsmittel als das Gehen. Nur Gehen! Darum geht es.
  2. Geh langsam
    Setz dich nicht unter unnötigen sportlichen Leistungsdruck. Du kommst doch immer nur bei dir selber an.
  3. Geh leicht
    Reduziere dein Gepäck auf das Nötigste. Es ist ein gutes Gefühl, mit wenig auszukommen.
  4. Geh einfach
    Einfachheit begünstigt spirituelle Erfahrungen, ja, sie ist sogar die Voraussetzung dafür.
  5. Geh alleine
    Du kannst besser in dich gehen und offener auf andere zugehen.
  6. Geh lange
    Auf die Schnelle wirst du nichts kapieren. Du musst tage-, wochenlang unterwegs sein, bis du dem Pilgerweg allmählich auf die Spur kommst.
  7. Geh achtsam
    Wenn du bewusst gehst, lernst du den Weg so anzunehmen, wie er ist. Dies zu begreifen, ist ein wichtiger Lernprozess und braucht seine Zeit.
  8. Geh dankbar
    Alles - auch das Mühsame - hat seinen tiefen Sinn. Vielleicht erkennst du diesen erst später.
  9. Geh weiter
    Auch wenn Krisen dich an deinem wunden Punkt treffen, geh weiter. Vertraue darauf: Es geht, wenn man geht.
  10. Geh mit Gott
    Es pilgert sich leichter, wenn du im Namen Gottes gehst. Wenn Gott für dich in weite Ferne gerückt ist, könnten dir die Geh-Bote 1 bis 9 helfen, das Göttliche in dir wieder zu entdecken.
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