Mallorca: GR221

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Vorbemerkung

Zwar sitzt der Rezensent noch im winterlichen Bremen am Schreibtisch, aber in einigen Regionen Europas ist der Frühling nicht mehr weit. Das gilt auch für der Deutschen liebste Ferieninsel Mallorca und so erscheint jetzt aus dem Conrad-Stein-Verlag, für Weitwanderer gerade recht, die 2. überarbeitet Auflage des Führers zum GR 221, die Route der Trockenmauern.

Trotzdem die Insel so überlaufen ist findet man, gerade im Frühjahr, auch auf Mallorca noch unberührte Natur und abgeschiedene Wege: z. B. in der Serra de Tramuntana (Serra del Norte), dem Gebirge im Westen der Insel. Auf der 136 km langen Rute de Pedra en Sec (Route der Trockensteinmauern) wandert man zu den sehenswertesten Orten der Tramuntana, u. a. nach Valldemossa oder Sóller, zum Kloster Lluc oder zur Karstschlucht Torrent de Pareis.

Aufbau des Führers

Das handliche Büchlein umfasst 160 Seiten und ist in vier größere Abschnitte unterteilt:

  1. Allgemeine Informationen zum GR 221. Hier erfährt man, dass der Weg, zumindest stellenweise, keineswegs zu unterschätzen ist, dass man sich Zeit nehmen sollte, schließlich führt er durch ein UNESCO-Welterbe, und dass die Markierungen noch nicht durchgängig existieren, also ein Führer oder zumindest GPS-Tracks sehr hilfreich sein können.
  2. Informationen über Land und Leute. Kleine Kapitel befassen sich mit der Geografie, der Fauna und Flora und dem Klima de Insel. Ob man angesichts der Wetterkapriolen der letzten Jahre den detailliert aufgelisteten Klimadaten für jeden Monat allerdings noch trauen kann, sei dahingestellt. Weitere Kapitel behandeln einige Besonderheiten der Sprache inkl. einer Liste von Begriffen, die man auf seinen Wanderungen häufig sieht oder hört und die auch im Führer benutzt werden, die mallorquinische Küche, die Besonderheit des Inselrates sowie einige typische Berufe wie z.B. den Trockenmaurer oder den Kalkbrenner, deren Spuren man im Tramuntanagebirge immer wieder begegnet.
  3. Reiseinfos von A bis Z, von An- und Abreise bis zum Wandern mit Hunden. Besonders hilfreich finde ich die Informationen zu den Unterkunftsmöglichkeiten und den Verkehrsmitteln am Weg.
  4. Die Routenbeschreibung des GR 221 in 13 Etappen.

Im vorderen Umschlagteil finden sich eine Übersichtskarte für den gesamten Wegverlauf, in der auch die Kartenausschnitte zu den einzelnen Etappen markiert sind, sowie ein Gesamthöhenprofil mit den Ortschaften, die bei den Etappenbeschreibungen besonders erwähnt werden.

Im hinteren Umschlagteil gibt es Informationen über den Autor und ein Verzeichnis der Symbole, die in diesem Führer reichlich verwendet werden, erlauben sie doch eine schnelle Information und sparen Platz, was natürlich dem handlichen Format zugutekommt. Dieses Verzeichnis kann sinnvollerweise ausgeklappt werden und erspart einem das lästige Hin- und Herblättern, um herauszufinden, was ein im Text verwendetes Symbol nun wieder bedeutet (man vergisst es ja doch ständig – jedenfalls geht mir das so).

Ein Vorwort und ein Sach- und Ortsregister runden das Buch ab.

Die Beschreibung der einzelnen Etappen

Die Beschreibung der einzelnen Etappen folgt einem einheitlichen Aufbau: Im Kopf Nummer sowie Start- und Zielort der Etappe, Länge derselben Höhenmeter im Auf- und Abstieg, Höhe, auf der der Weg verläuft, und ungefähre Gehzeit; darüber hinaus eine Tabelle mit wichtigen Wegpunkten und Informationen dazu (nach wie viel Kilometern hat man sie erreicht, gibt’s Trinkwasser, Einkehrmöglichkeit etc.) und, kursiv gedruckt, eine kurze Charakteristik der jeweiligen Etappe.

Der Hauptteil enthält neben der eigentlichen Wegbeschreibung, in der auch immer wieder auf Besonderheiten am Weg hingewiesen wird, Kurzinformationen über die Start- und Zielorte nebst allen Hinweisen auf die für Wanderer notwendige Infrastruktur sowie, gelb unterlegt, Beschreibungen von Varianten und unterschiedlichen Einstiegsmöglichkeiten für den GR 221. Zu jeder Etappe, auch für die Varianten, gibt es ein Höhenprofil und eine Kartenskizze im Maßstab 1:60 000, auf denen auch die im Kopf aufgelisteten Wegpunkte verzeichnet sind. Eine wohltuend zurückhaltende aber gleichwohl motivierende Bebilderung lockert den Text auf. Die Wegbeschreibungen sind recht detailliert, was nach meinen Erfahrungen mit den Markierungen und der Wegführung, die allerdings schon einige Zeit zurückliegen, auch erforderlich ist.

Vorgeschaltet ist den einzelnen Etappenbeschreibungen eine Etappenübersicht, die alle relevanten Informationen auf einen Blick erlaubt.

Bewertung des Führers

Die Bewertung des Führers erfolgt nach einer Reihe von Kriterien, die vom „Netzwerk Weitwandern e.V.“ entwickelt worden sind und die aus der Sicht erfahrener Weitwanderer ein Führer erfüllen sollte, der eine Weitwanderung beschreibt. Sicher ist dieser Katalog noch verbesserungsbedürftig und selbstverständlich ist die Bewertung, ob diese Kriterien erfüllt sind oder nicht, wie immer bei Bewertungen, subjektiv.

9783866865457
Hartmut Engel
Deutsch
Conrad Stein Verlag
2019
2. Auflage
160
16,5 cm
11,5 cm
160 g
978-3-86686-545-7
Der Wanderführer ist weitwandergeeignet und kann sowohl für die Planung als auch für den Gebrauch unterwegs empfohlen werden. Fast alle Kriterien werden erfüllt oder zumindest z.T. erfüllt. Kritisch wären allenfalls noch folgende Punkte anzumerken: • Die abgedruckten Kartenausschnitte im Maßstab 1:60 000 sind im Prinzip überflüssig. Sie ersetzen ohnehin keine die Regionen umfassender und genauer darstellende Wanderkarten und/oder die Nutzung der zur Verfügung gestellten GPS-Tracks.. • Eine Zusammenstellung der Übernachtungsmöglichkeiten am Weg, auch solcher, die noch fußläufig etwas abseits des Weges liegen, wäre hilfreich, um z.B. auch andere Etappeneinteilungen zu ermöglichen. • Weiterführende Literaturhinweise zu div. Aspekten der zu durchwandernden Regionen (kulturell, historisch, ethnografisch, geologisch etc.) sind für Weitwanderer auch immer besonders interessant und sollten daher in einem Weitwanderführer nicht fehlen.
 
 
 
 
schlecht:    mäßig:    gut:

Nimmt man noch hinzu, dass dieser Wanderführer ein klimaneutrales Druckerzeugnis ist, kann ich ihn nur uneingeschränkt empfehlen. Mich hat er jedenfalls motiviert, den Weg, den ich mir vor 17 Jahren z.T. noch mühsam selbst zusammengesucht habe, genussvoll und entspannt noch einmal unter die Füße zu nehmen.

 

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