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Zuletzt aktualisiert am: 23.02.16
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B u c h - u n d M e d i e n b e s p r e c h u n g e n
Auf der Seite "Vereinszeitschrift-Inhalte", die laufend aktualisiert wird, haben wir Links zu den entsprechenden Wanderberichten und Buchbesprechungen gesetzt.
Inhaltsverzeichnis: • Du mußt Wandern! • Mehrtagestouren im Westen Deutschlands • Der Weg ist das Ziel: mit dem GR 5 über die Alpen • ViaSpluga: Durch Kulturen wandern • Rezension der Zeitschrift: „Caminar. Senderismo i naturaleza“ • Wandern „auf hohem Niveau“ – Erfahrungen vom neuen Rheinsteig • Cinque Terre / Ligurische Küste - Die Riviera von Genua bis La Spezia • Neue deutsche Wanderführer für England • Auf Österreichs Großen Wegen – Die neuen Wanderführer der Sektion "Weitwanderer" des OeAV • Buchbesprechung und Wanderbericht zum Rothaarsteig • Wandern auf dem GR 7 in Spanien • Man sieht nur, was man weiß: Werner Bätzings GTA-Führer neu erschienen • Das besondere Buch: Berlin - Moskau zu Fuß • Zweimal "Österreichischer Weitwanderweg 02" • Bätzing / Kleider: Die Seealpen • Walter Töpner: Wege der Jakobspilger - Band 1 • Die beiden neuen Führerbände zum hochalpinen Teil des "Zentralalpenweges" • Ludwig Graßler: Traumpfad München - Prag • Österreichischer Weitwanderweg 04 (Voralpiner Weitwanderweg) • Wilde Wege, stille Dörfer - Wanderungen in den Abruzzen • Österreichischer Weitwanderweg 07 - Ostösterreichischer Grenzlandweg • Veltliner Fußreisen - Zwischen Bündner Pässen und Bergamasker Alpen • Der Franziskusweg von La Verna über Gubbio und Assisi bis Rieti • Auf dem "fränkischen Weg" nach Rom • Wanderführer - frisch ausgepackt und vorgestellt • Österreichischer Weitwanderweg 05 - Vom Waldviertler Hochland zu den Windischen Büheln • Wanderungen durch die Vogesen - 6 Rundtouren durch Nord-, Mittel- und Hochvogesen • "Leichtes Gepäck" - Wandern und Trekking in Deutschland und in der Welt • Mein Pilgerweg nach Rom - Via Francigena • Das Mädchen, das gehen wollte • Alles zu Fuß - ein Reiselesebuch von Freddy Langer • Zwischen Lago Maggiore und Comer See • Pilgerwege und kein Ende in Sicht • Marmor, Meer und Maultierpfade • Vom Wandern - Neue Wege zu einer alten Kunst • Das neue Wandern - Unterwegs auf der Suche nach Glück • Warum wandern wir? - "Kleines Finale" • Wandern auf dem Evliya Çelebi Weg - Zu Fuß oder zu Pferd durch Nordwestanatolien • Franziskusweg - Impressionen einer Pilgerreise • Schwabenkinder-Wege - Kultur-(Wander-)Führer für Oberschwaben und Vorarlberg • Wege ohne Ende: Touristiker "verpflastern" Deutschland mit Wanderwegen
Manuel Andrack wandert ohne Stock und Hut im deutschen Mittelgebirge
Mir
persönlich geht es mit Wanderbüchern häufig so: ich sehe eine Neuerscheinung,
die beschriebene Region ist mir aus irgendeinem Grund sympathisch, das Buch ist
nett aufgemacht, also kaufen. Daheim dann Entspannungsbild: aaah, heute abend
nehm' ich mir den neuen Führer vor, blättere, plane und laß mich
1. Die beschriebene Wanderstrecke ist so minutiös geschildert, als sei der Benutzer seiner Sinne irgendwie nicht mächtig. Die meist elend trocken zu lesende Ausführlichkeit verhindert außerdem das Aufkommen jeglichen Pfadfindertriumphs, auf der Karte, wie draußen.
2. Wandererbuchautoren nehmen sich und ihr Freizeitvergnügen zu ernst. Es fehlt das lachende Auge für die beim Recherchieren erlebten Skurilitäten am Weg. Meine Sinne erholen sich besser, wenn ich erfahre, daß Apfelwein im Hunsrück und Saarland Viez heißt und in der Pfalz ein Schoppen Wein tatsächlich ein Halbliterglas bedeutet.
3. Wanderbücher sind oft für Puristen gedacht und gemacht. Menschen, die vor einer Tour den Rucksackinhalt einzeln abwiegen. Gut, ich habe auch schon mal den Stiel der Zahnbürste abgesägt, damit das Ding in meinen Mini – Kulturbeutel paßte, aber oft wird am Falschen gespart. Bücher z.B. Wie man eine mehrtägige Wanderung ohne „was zum Lesen“ bewältigt, gerade als Alleingeher, bleibt mir schleierhaft. Und sei es, daß eben der Wanderführer zugleich Lesebuch ist (Rotpunktverlag).
Eigentlich schildert Herr Andrack schlichtweg das, was beim Wandern durchs Land zu sehen und erleben ist. Die Besonderheit des vorgelegten Bandes besteht in der Beobachtungsauswahl, die Andrack zum Besten gibt. Als bekennender Mittelgebirgswanderer habe ich mindestens vier mal laut ausgerufen: Heißa, genauso ist es, zum Kuckuck ! Klappentexte und Verlagswerbeleute reden bei Andracks Stil übrigens gerne von gebrochener Ironie und noch nie ist so über das Wandern geschrieben worden. Naja, das Buch soll sich ja verkaufen und tut es sicher allein durch die Popularität des Autors, mit der er souverän umgeht: sie spielt schlicht keine Rolle. Das Buch ist nicht Herrn Schmidt gewidmet, sondern Andracks Familie.
Warum also dieses Buch kaufen und vielleicht sogar lesen ?
1. Die Erwartungen, die der Kauf auslöst, werden aufs Beste erfüllt: Entspannung pur.
2. Als Wanderer merkt man recht bald: der weiß, von was er redet.
3. Tatsächlich fühlt man sich ermuntert, bisher unbekannte Regionen zu erwandern (Böhmische Schweiz! Nein, nicht deutsche)
Von Tilman Kleinheins Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 16 - April 2005
Mehrtagestouren im Westen Deutschlands
Peter Meyer Verlag schließt Lücke im Wanderführersektor
Um es vorweg zu nehmen: ich bin begeistert von dem Wanderbuch, das Rolf und Waike Weber im Peter Meyer Verlag herausgebracht haben. Woher die Euphorie ? Aus der Sicht des Buchhändlers befriedigt der Band die im Laden häufig geäußerte Nachfrage: „Wir suchen Tips ( oder einen Führer ), um mal zwei, drei Tage wandern zu gehen“. Wenn es auch zwei bis sechs Tage sein dürfen, gibt es zur Zeit quasi keine Alternative auf dem Buchmarkt. Nur das alleine kann´s natürlich nicht sein. Also schlagen wir auf und schauen hinein, was die Wander – Webers serviert haben.
Eifel – Pfälzerwald –Schwarzwald – Elsaß
Insgesamt
neun Touren werden vorgeschlagen. Vorab findet ( der vielleicht unerfahrene )
Mehrtages – Wanderer unter der Rubrik „Vorbereitung & Praktisches“
angenehm Undogmatisches zum Thema Ausrüstung, Packen, Gehzeit und –technik.
Undogmatisch, weil eher „Kann“ – Lösungen vorgeschlagen werden. Wer auch
mit 25 kg auf dem Rücken beschwerdefrei unterwegs sein kann, nur zu !
Wer gerne dem GPS Richtungspfeil hinterherläuft, kann dies - dank angegebener Positionsdaten für die wichtigsten Tagesziele - tun, wird aber wenig von der Landschaft mitbekommen (Vorsicht: dogmatische Wanderstrumpfmeinung !) Also: jedem Tierchen sein Plaisierchen.
Eine der neun vorgestellten Touren soll nun auf den Prüfstand: Aufbau, Infogehalt, Wahl der Strecke. Die Kaiserstuhl – Tour ! Sie ist zwar nur zwei Tage lang – mehr ginge auch nur mit Mühe – berührt aber die meisten sehenswerten Wanderorte des Vulkans in der Rheinebene. Zwei Seiten fundierte Einleitung über Fauna, Flora, Wein und Erdgeschichte: wo wandert man überhaupt. Als langjähriger Kaiserstuhlanwohner fand ich alles korrekt, wobei dem Bedauern über die größte Erdbewegung im Rahmen der Flurbereinigung der 70er Jahre (Terrassierung der Weinberge) aus naturräumlicher und biologischer Sicht, die Erleichterung der nicht einfachen Arbeit im Weinberg entgegengestellt werden kann. Endlich war im begrenzten Maß der Einsatz von Maschinen möglich (Siehe auch: „der Holder“). Für reichlich Diskussionsstoff hat die Flurbereinigung damals freilich geführt. 30 Jahre später gibt es immer weniger Kaiserstühler, die die ursprüngliche Landschaftsform noch mit eigenen Augen gesehen haben. Aber: lassen Sie sich bitte nicht vom Wandern im Kaiserstuhl abhalten. Denn die Autoren haben Recht, der Nord - Süd – Weg übers Gebirge ist einer der schönsten dort. Die berührten Zwischenziele (bei geöffneter Katharinenkapelle unbedingt in den kleinen Glockenturm aufsteigen: herrliche Rundsicht !) sind zum Teil einmalig in Deutschland, wie z.B. die Trockenwiesen zwischen Schelinger Höhe und Vogelsang – Paß. Genießen Sie dort eine Sonnenrast mit Ausblick auf Vogesen und die Burgundische Pforte, dem Tor nach Frankreich. Streckenwahl also tadellos. Infogehalt ebenfalls. Der Wanderer erhält gleich zu Beginn des Tourenvorschlages Kurzinfos: wie lange, welche Etappenziele, Anfahrt, Abfahrt, Unterkunft. Es ist also sofort möglich zu entscheiden: ja, kommt in Frage oder eben nicht.
Nach der oben genannten Einführung in die bewanderte Region folgt der Tourenvorschlag selbst. Klar gegliedert, benannte Wegmarkierungen sind farblich im Text besonders hervorgehoben, Zwischenziele fett gedruckt. Farbige Photos und ein unaufgeregtes klares Layout, z.B. Zwischenüberschriften, machen die Orientierung im Buch angenehm und einfach. Die Qualität des Buches zeigt sich ebenfalls im Verzicht auf minutiöseste Wegbeschreibungen, ohne jedoch irgendeinen Zweifel an der Wegführung aufkommen zu lassen. Weiteres Plus: die Wegbeschreibung ist lesbar, weil mit persönlichen Eindrücken und Informationen aller Art gespickt.
Also, wo liegen die Fehler? Zum einen bei mir selbst, der diesem Kleinod der Wanderliteratur völlig voreingenommen und befangen gegenübersteht. Zum anderen an der fehlenden Öffnungszeit vom wirklich sehr schön gelegenen Rasthaus Lenzenberg oberhalb von Ihringen: die Wirtsleut haben nur bis 19:00 Uhr geöffnet! Anmerkungen anderer Buchhändler, die ausgewählten Regionen seien halt sehr speziell, sei gesagt: es sind die schönsten (deutschen Mittelgebirge), von den Vogesen ganz zu schweigen.
Also: kaufen, nachlaufen, verschenken: Weber, Rolf und Waike: Mehrtageswanderungen im Westen Deutschlands, Peter Meyer Verlag, Frankfurt, 1. Auflage 2004, 190 Seiten, 190 Gramm, 3-89859-305-5, 12,95 €
PS: Um Mißverständissen vorzubeugen: weder vertreibe ich die Bücher des Peter Meyer Verlages, noch ist das Netzwerk Weitwandern irgendwie mit dem Verlag liiert.
Von Tilman Kleinheins Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 15 - Dezember 2004
Diejenigen unter uns, welche das Vergnügen hatten, anlässlich der vorletzten Mitgliederversammlung in der Rhön, dem Diavortrag von Jürgen Hammer über seine Pyrenäen - Durchquerung auf dem GR 10, zuzuschauen und zu hören, können sich ein Bild von der Vielfältigkeit des knapp über 900 km langen Weges machen.
Der dazu vor einiger Zeit erschienene Führer von Gert Trego, ist nun leider schon etwas in die Jahre gekommen, so dass der nicht des französischen mächtige Wanderer (Topo-Guides), nun wenigstens auf eine englischsprachige Neuerscheinung zurückgreifen kann, die im bekannten englischen Verlag Cicerone erschienen ist:
"The GR 10 Trail - Trough the French Pyrenees". Erwandert und beschreiben von Paul Lucia, bringt es das Buch mit 12 x 17,5 cm gerade noch Hosentaschenformat auf 304 Gramm. (im Vergleich der Trego-Band: 10,5 x 14,8 cm und 144 Gramm). Sehr praktisch: das Buch ist ein plastifiziertes soft cover und wiedersteht damit Regen, Nebel, Schnee. Auch das Papier ist wasserabweisend, deswegen das Gewicht. Es hat in Deutschland als Import keinen festen Ladenpreis und wird vom Handel unterschiedlich kalkuliert, mit 20 - 22 Euro ist zu rechnen.
Zum
Inhalt: Von hinten her betrachtet fällt leider sofort ins Auge, dass ein Orts-
und Namensregister fehlt, was schade ist und Trego im Gegensatz bestens
bewerkstelligt hat. Wenn man weiterhin den direkten Vergleich anhand einer
bestimmten Tages - Etappe vornimmt, stößt man schnell auf eine Grundfrage, die
sich beim
Die Recherche von Unterkünften samt Telefonnummern, Öffnungszeiten und anderer Hinweise lässt den Cicerone zurückfallen. Natürlich sind Angaben gemacht, allerdings sehr vereinfacht in dem Sinn, dass darauf hingewiesen wird, dass z.B. in dem Baskenort Sare eine Gite, ein Colonie des vacances und ein Campingplatz vorhanden sind, nicht aber oben erwähnte Informationen, die einen vor lästigen der-Weg-war-umsonst - Abstechern bewahren.
Interessanterweise differieren auch die angegeben Geh-Zeiten und Höhenunterschiede nicht unerheblich. Für die gleiche Etappe von Ste-Engrace nach Arette gibt der englische Band mit 1185 m Aufsteig 55 Meter mehr an, dafür werden dann aber nur 4,30 h benötigt (Trego: 4,55 h). Das mag am verschiedenen Schrittmaß der Autoren liegen und ist insgesamt vielleicht unerheblich. Aufschlussreich für die generelle Bewertung dieser Art Angaben in Wanderführern ist es allemal.
Gut gefällt bei Paul Lucias Buch andererseits, dass es keine Bleiwüste ist. Anschaulich und brauchbar sind z.B. die Höhendiagramme jeder Etappe, die auf einen Blick den Tagesrhythmus erkennen lassen. Wie schon in früheren Besprechungen erwähnt, so auch hier: die skizzenhaften Karten- oder Kärtchen sind für unterwegs unbrauchbar und damit überflüssig. Lesenswert sind dagegen, die vor die Wegbeschreibung gestellten Zusammenfassungen der Tagestouren.
Ein weiterer Vergleich sei gestattet: Trego verweist in seinem Band immer wieder auf alternative Routen, auf Gipfelbesteigungen oder auf Möglichkeiten für einige Zeit dem HRP (Haute Randonner Pyreneen) zu folgen. Beim Cicerone leider wenig davon, dafür aber viel fürs Auge, denn viele gut gelungene Farbphotos lockern den Text auf. Die Güte der Wegbescheibung ist schwierig zu beurteilen, sollte sie in Details unterschiedlich sein, ist das nicht weiter tragisch, wozu gibt es 1:25 000er IGN-Karten ?
Insgesamt sei gesagt, dass der Fernwanderer bestimmt mit dem einen, wie mit dem anderen Band im Rucksack auf den Weg gehen kann und auch da ankommt, wo er möchte. Wünschenswert wäre ein Mix zwischen beiden, der nicht 200 Gramm übersteigt und damit die Quadratur des Kreises darstellte. Für Freunde des etwas persönlicher und subjektiver gehaltenen Schreibstils und einer angenehmeren Aufmachung sei der Cicerone - Band empfohlen, alle anderen sind mit dem Trego-Band besser bedient.
Bibliographische Angaben: Lusia, Paul: The GR 10 Trail trough the French Pyrenees, Cicerone Verlag, 210 Seiten, c. 20,00 €, ISBN 1-85284-364-0, erhältlich oder bestellbar in besser sortierten Reise-Buchhandlungen.
Von Tilman Kleinheins
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk
Weitwandern e.V. Ausgabe 9 - Dezember
2002
Der Weg ist das Ziel: mit dem GR 5 über die Alpen
Deutschmann, Sven, Outdoor-Handbuch - GR 5: Genfer See - Nizza, Conrad Stein Verlag, 1. Aufl. 2001,160 S., ISBN 3-89392-507-4
Als Käufer und Benutzer von Streckenwanderführern fragt man sich bisweilen, wie es sein kann, daß ein Band, der 700 km Weg beschreibt nur 153 Seiten Umfang aufweist, während ein anderer, der sich mit 250 km Strecke befaßt, 280 Seiten und mehr benötigt. Es kann an der Wahl des Papiers liegen, ob Photos den Text anreichern, aber auch am Mitteilungsbedürfnis des Autors, weshalb dick nicht automatisch gut heißen muß. Der Stein Verlag ist mit seiner Reihe Der Weg ist das Ziel bekannt geworden für knapp gehaltene Führer. Bringen Sie den Benutzer aber auch gut ans Ziel ?
Das
Inhaltsverzeichnis macht die Gewichtung deutlich: von 160 Seiten befassen sich
nur gut die Hälfte direkt mit der Streckenbeschreibung. Besondere Hinweise bei
möglichen Orientierungsproblemen, bei heiklen Wegstrecken oder Varianten, die
dem Autor besser gefielen als die normale Wegführung sind hervorgehoben.
Ansonsten tut er aber ganz recht, nicht jede Krümmung des Weges zu beschreiben:
der GR 5 ist sehr gut markiert und wozu nimmt man schließlich Wanderkarten mit
? Sven Deutschmann unterteilt die französische Variante der GTA - und übrigens
wesentlich ältere - in sechs längere Teiletappen. Diese wiederum sind mit
allen möglichen Übernachtungs- und Einkehrhinweisen versehen, so daß der
Wanderer individuelle Etappen laufen kann, der Führer schreibt keine vor. Zusätzlich
sollen kleine Kartenskizzen zum Wegverlauf Orientierung bringen. Ich meine, daß
getrost darauf verzichtet hätte werden können, zugunsten mehr regionalen
Hintergrunds. Sicher sind die französischen Alpen nicht ganz so geschichtsträchtig
wie das Elsaß, bieten aber doch genügend Stoff
Der vorangestellte praktische Teil bietet alles, was man zur Planung benötigt. Gut gefallen hat mir, daß er sich mit seiner Ausführlichkeit auch an Anfänger wendet (Packliste, Ernährung, Verhalten in den Bergen). Zusammengefaßt unter Reise‑ Infos A ‑ Z fehlt nichts wissenswertes. Lediglich die Informationen zum Kartenmaterial sind leicht irritierend: die angegebene „Serie orange“, also die Normalausgaben der französischen 1:50000er Karte (zumal ohne eingezeichnete Wanderwege) ist eine auslaufende Serie, welche vom IGN (Institut Geographique National) nicht mehr aufgelegt, noch aktualisiert wird. Die ferner genannten Karten des Verlags Didier Richard haben trotz besserer Kartenausschnitte eingeschränkte Lesbarkeit: die Schummerung an steilen Hängen ist mitunter so dunkel, daß man dort keine weiteren Eintragungen mehr erkennen kann. Ebenso bedauerlich: Didier Richard hat in der Regel Lieferschwierigkeiten bei vielen Blättern. Daß der Autor nicht mit dieser Serie unterwegs war, erkennt man an den fehlenden Angaben, welche Blätter benötigt werden. Uneingeschränkt zu empfehlen ist tatsächlich die „Serie bleu“, die touristischen 1:25000er Karten des IGN. Um nicht die genannten 20 Blätter mitnehmen zu müssen, empfehlen wir, die benötigte Strecke auszuschneiden und zusammenzukleben, so daß sich Gewicht und Umfang erheblich reduzieren.
Die
Vorstellung der Französischen Nationalparks, Klima, Geologie, Fauna und Flora
der durchwanderten Gebiete runden einen Führer ab, mit dem nicht nur eine Lücke
auf dem deutschsprachigen Streckenführer - Markt geschlossen wurde, sondern
durch leichte 144 Gramm Lebendgewicht und Seitentaschen - Format auch eine hohe
Praktikabilität bescheinigt werden kann. Im Gesamtbild also ein Führer, mit
dem man unterwegs gut aufgehoben ist.
Von Tilman Kleinheins Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 7 - September 2001
ViaSpluga: Durch Kulturen wandern
Warmer, Kurt: viaSpluga, Thusis - Chiavenna, Terra Grischuna Verlag, 2001, 3-7298-1131-2, 1. Aufl., 110 Seiten, 19,00 CHF
Zwei Pässe sind es am Graubündner Hinterrhein, die von Bedeutung sind: der San Bernardino und der Splügenpass. Während erstgenannter heute täglich tausende von Menschen über die Autobahn Richtung Süden transportiert, hat den Splügen ein anderes Schicksal ereilt: er ist für den Verkehr unwichtig geworden. Daß man sich seiner erinnert hat, ist Idealisten beiderseits der schweizerisch-italienischen Grenze zu verdanken, die bereits 1995 antraten, die regioViamala und die Comunitä
Montana
Valchiavenna wieder enger miteinander zu verknüpfen. Die Idee eines
zwar kurzen, aber echten Fernwanderwegs, die viaSpluga war geboren. Gemeinsam
mit weiteren Trägern, ( Bündner Wanderwege, der KulturRaum ViaMala und andere
Tourismusorganisationen ) gelang es dank großem Durchhaltevermögen, im Juli
2001 den Weg feierlich zu eröffnen. Parallel dazu erschien ein Wanderführer
bei Terra Grischuna, den mir Rene Lehner, Technischer Direktor i.R. der Aargauer
Wanderwege und Mitglied des Netzwerks Weitwandern zur Verfügung gestellt hat.
Vielen Dank dafür.
Das seitentaschentaugliche, 138 Gramm leichte Buch untergliedert die 65 km lange Strecke in 5 Etappen. Schon beim ersten Durchschauen wird schnell deutlich: hier geht es nicht um die sportliche Leistung, sondern vielmehr darum, Wanderern eine Region, deren Menschen und Lebensbedingungen und deren Geschichte nahe zu bringen, gerade über Splügen hinweg. Jeder Etappenort wird ausführlich vorgestellt, bevor die Tagestouren, die niemanden überanstrengen sollten, beginnen. Wohltuend: die Wegbeschreibung an sich ist auf das Notwendige reduziert, und läßt genügend Platz für Informationen aller Art zur durchwanderten Region. Laufen, lesen, sehen. Zusätzlich erfährt der Wanderer mögliche Varianten zur Hauptroute oder lohnende Abstecher zu weiteren sehenswerten Dingen. Auffallend schön gestaltet auch die eingeklinkten Abrisse über besondere Höhepunkte jeder Etappe. Übersichtskarten zu jedem Tag und eine reiche Bebilderung runden diesen wichtigen Teil des Bändchens ab.
Im der Wegführung vorangestellten Teil findet der Leser neben der ausführlichen Geschichte des Splügen auch ein Zitat von Werner Bätzing, in dem er für den Ausbau historischer Verkehrsverbindungen als Wanderwege plädiert, um „Wandern mit Inhalt" zu ermöglichen. Ein Ziel dem sich das viaSpluga - Team eindeutig verschrieben hat. Ferner sind korrekte Angaben zu benötigten Wanderkarten zu finden. (K+F 1: 60000 Hinterrheintäler, die Blätter 257 T, 267 T und 277 der Schweizer Landeskarten sowie eine extra hergestellte 1: 40000er Karte viaSpluga
Begehbarkeit,
Anreise, Verpflegung und Unterkunft ergänzen die praktischen Infos. Wobei zu
den beiden letzten Punkten Adressen (auch internet !) und Telefonnummern
angegeben werden. Sicher wäre eine direkte Auflistung der Übernachtungsmöglichkeiten
für den Wanderer bequemer, die Angaben wären jedoch sehr kurzlebig und machten
eine annähernd halbjährige Überarbeitung notwendig. Dieses Problem hat man
umschifft.
Wir jedenfalls gratulieren allen Beteiligten zur erfolgreichen Umsetzung ihrer Idee und hoffen, ganz im Sinne unserer eigenen Vereinssatzung, daß sich viele Wanderer auf den Weg machen, um andere Menschen und deren Leben über Grenzen hinweg kennen und lieben zu lernen.
Von Tilman Kleinheins Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 7 - September 2001
Wandern in Kreta –Lutz Heidemann bespricht einen Wanderführer zum Europäischen Fernwanderweg 4 auf Kreta (Trans- Kreta) Ein Bericht aus Nr.19 von „Wege und Ziele“, der Zeitschrift von „Netzwerk Weitwandern e.V.“
Wandern in Kreta
Von Lutz Heidemann
Outdoor
Wanderführer „Griechenland Trans Kreta E4“
Eine
erste Orientierung und Einstieg für die Routenplanung ist auch über
Straßen-Karten möglich. Auf diese Weise kann man sich vielleicht bei
Badeferien erst einmal an einen Tagesausflug auf dem E4 heranwagen und
Wegebeschaffenheit und Markierungsdichte erkunden. Ich fand z.B. den Wegeverlauf
auf der Generalkarte Kreta (MairDuMont). Bevor dieser Beitrag in unser Internet
gestellt wird, werde ich mich informiert haben, ob auch in anderen in
Deutschland erhältlichen Straßen- oder Freizeitkarten von Kreta der Verlauf
des E4 eingetragen ist. Es gibt eine Karte des Harms-Verlages 1:100.000 mit
Eintragungen des Weges, die allerdings teilweise nicht mehr aktuell sein sollen.
In Griechenland gibt es vier Kreta-Blätter im Maßstab 1:50.000 vom Verlag
Giorgis N. Petrakis. (Bestellungen
Der Führer fängt holprig an; die historische Einführung ist holzschnittartig bescheiden, dann doch lieber ganz weglassen. Später im Text macht Sven Deutschmann sehr gut auf historische Stätten am Weg aufmerksam. Auch Binsenweisheiten wie Schwierigkeiten einer Anreise mit dem Auto könnten schlicht weggelassen werden. Hinweise auf Geldwechselmöglichkeiten in Städten und Bergorten sind nach Einführung des Euro schlicht ärgerlich; hier fehlte ein kritisches Lektorat.
Wenn es dann an die Wegbeschreibungen geht, ist der Text sehr präzise; stellenweise wird der Leser und Wanderer von Markierungsstange zu Markierungsstange geleitet. Das scheint im Westteil der Route auch nötig zu sein. Ich kenne Kreta und den Weg nicht; ich kann mir aber einige Markierungsprobleme gut von Erfahrungen auf drei Wanderungen auf dem griechischen Festland vorstellen. Die Griechen haben sich auf gelb-schwarze Metallschilder und Stangen festgelegt. Ich habe Anastasios Rigas vergeblich auf meine besseren Erfahrungen mit Farbmarkierungen auf Steinen und Bäumen hingewiesen. Ich will nicht leugnen, daß bei Grasmatten im Bergland Stangen besser geeignet sind. Inzwischen hat Sven Deutschmann vielfach gelb-schwarze Striche bzw. Farbpfeile oder rote Punkte beobachtet.
Deutschmann
warnt Wanderer sehr eindringlich vor schwierigen oder schlecht markierten
Abschnitten. „Über rutschiges Geröll muß ein Steilhang auf einem schmalen
ungesicherten Felsband gequert werden. Hierzu ist unbedingt Trittsicherheit und
Schwindelfreiheit erforderlich“. Deutschmann schildert auch Ausweichrouten und
Varianten. Ein Einstieg im mittleren Teil ist gut möglich und bietet immer noch
großartige Blicke. Der Ostteil der Tour ist insgesamt einfacher. Da werden
ziemlich regelmäßig Dörfer durchquert, wo es auch schon Zimmerangebote gibt.
Das Wandern auf Kreta hat sehr unterschiedliche Gesichter. Einmal muß
Deutschmann ein Stück auf der Zufahrtsstraße zur Samaria-Schlucht benutzen,
„... wo sich in der Hauptsaison bis zu 3.000
Eine zweite Auflage könnte ein Indiz sein, daß der Weg trotz der Schwierigkeiten gegangen wird, zumindest, daß er Wanderer beschäftigt. Deutschmann ist im Frühjahr mit dem Zelt unterwegs gewesen. So ist der Text durchzogen mit Hinweisen auf geeignete Zeltplätze. Nach seinen Erfahrungen müssen Wasser und Lebensmittel an bestimmten Etappen für ein und öfters auch für mehrere Tage mitgenommen werden. Die Wanderung ist eine Herausforderung. Man soll Wanderstiefel statt Wanderschuhe tragen. Im Frühjahr war es noch kalt. Deutschmann hat sich öfter Wasser aus noch liegengebliebenen Schnee bereitet. Das kann in anderen Jahreszeiten leichter sein. Wir waren im Oktober in der nahen Südtürkei mit Schlafsäcken ausreichend bedient.
Anmerkung 1: Man kann sich auch durch Kreta führen lassen, besser auf diese Weise als überhaupt nicht auf der Insel wandern. Ich fand auf der TourNatur als Anbieter den Veranstalter „Smile-Travel-Wanderreisen (Informationen unter: Wanderpaule@yahoo.gr), deren Repräsentant in Deutschland ist Harald Schwarzer, der damit wirbt, daß er seit 1979 Wanderführer sei; Kontakt: wanderharald@gmx.de. Aus einem Werbeblatt geht hervor, daß die Wanderzeit täglich etwa 3-4 Stunden dauere. Es sind dann eben auch Wanderferien...
Anmerkung 2: Anastasios Rigas schrieb mir im September 2002, daß bei der schwierigen Etappe von Soujia nach Agia Roumeli die Markierungen von einer Französin zerstört worden seien, deren Mann Bergführer sei und hoffte von Wanderern engagiert zu werden. Man hätte versucht, sie zu erwischen und anzuklagen, aber ohne Erfolg.
Anmerkung
3: Sven Deutschmann berichtet von
ausgezeichneten Markierungen auf Teilstücken der Levka Ora, der weißen Berge,
die Josef Schwemberger vorgenommen habe, der vor einiger Zeit die
Kallergi-Hütte (Tel. 08210/ 33199) gekauft und renoviert hat und in der Saison
betreibt.
Anmerkung 4: Sven Deutschmann berichtet, daß es ihm nicht gelungen sei, vor und nach der Wanderung einen Kontakt zu den Bergsteigerverbänden in Kreta herzustellen, um Erfahrungen zu bekommen und weiterzugeben. Das Lied können auch viele von unseren Mitgliedern von anderen Wandergebieten singen. Die Adressen der örtlichen Verbände, die er im Vorspann nennt, stimmen nicht mit denen überein, die mir A. Rigas 2002 nannte. Auch meine Mail-Adresse der Bergsteiger Verbandszentrale in Athen (EOOA) von 2002 ist nicht mehr aktuell. Von den Verbänden in Kreta kann ich als Anschrift bieten: eosrethymno@rethymnon.com
Ich würde mich freuen, wenn Vereinsmitglieder von ihren Kreta-Erfahrungen berichten würden. Wir werden sie hier veröffentlichen!
Caminar – eine Rezension einer WanderzeitschriftGeorg Rückriem bespricht die neue spanische Wanderzeitschrift Caminar – Senderismo i naturalezza Ein Bericht aus Nr.19 von „Wege und Ziele“, der Zeitschrift von „Netzwerk Weitwandern e.V.“
Rezension der Zeitschrift: „Caminar. Senderismo i naturaleza“
Von Georg Rückriem
Diese Zeitschrift wird mit einer eigenen Redaktion, einem 20köpfigen editorial board und mit der Unterstützung durch einen umfangreichen Mitarbeiterstab für jedes Einzelheft, also mit unerwartet großem Aufwand und hoher Professionalität in Layout und Design produziert. Sie ist seit Februar 2004 auf dem Markt und anscheinend in Spanien und wohl auch in Portugal konkurrenzlos. Das auf Kunstdruckpapier aufwendig gestylte 115-Seiten-Hochglanzprodukt erscheint monatlich, mit einem Doppelheft für Juli und August. Geographisch werden außer Spanien und Portugal auch die Wandergebiete auf den Balearen, Canaren und Azoren, gelegentlich aber auch Bereiche in Andorra und Grenzgebieten zwischen Spanien, Frankreich, Italien und der Schweiz abgedeckt.
Berichtet wird über die verschiedensten Formen des Wandersports: über Tageswanderungen (überwiegend) und längere Wanderungen, also über GR (Gran Recorridos = überregionale und transnationale Wanderwege), PR (Pequeños Recorridos = regionale Wanderwege in den verschiedenen Provinzen) und SL (Senderos locales = örtliche Wanderwege); aber auch über ganzjährig mögliche oder nur saisonale Wanderungen, Sommer- oder Winterwanderungen, Strecken- und Rundwanderungen, Landschafts- und Stadtwanderungen, in Einzelberichten oder thematischen Heften (z.B. „50 Wanderwege für Familien“).
Die
Herausgeber bezwecken offensichtlich nicht so sehr detaillierte und
differenzierte Führungen durch die jeweiligen Wanderrouten, als vielmehr eine
Einführung in interessante und unbekannte Wandergebiete. Sie
Dementsprechend enthält jeder Bericht über ein solches Gebiet eine Art Kurzreportage mit Informationen zu Klima, Geologie und Ökologie, Flora und Fauna, Kulturgeschichte, folkloristischen Besonderheiten, Gastronomie sowie lokalen Festen und Feiertagen, kombiniert mit sehr guten und motivierenden Fotos sowie ausführlicheren Darstellungen und Informationen über unterschiedliche Routen im jeweils ausgewählten Gebiet. Das betrifft im einzelnen für jede einzelne Route:
• stark schematisierte Karten (incl. Maßstabsangaben und Legende), • Höhenprofile, • Zeitangaben, • Schwierigkeitsgrade (leicht, mittel und schwer), • Empfehlungen zur bevorzugten Saison, • praktische Hinweise (z.B. über die Versorgung mit Wasser, die notwendige Ausrüstung und die Verwendung von Stöcken usw.) • Informationen über den Zugang per : o Auto, mit Angaben über Straßen, Karten und Mietwagen-Adressen, o Bus, mit Angaben über mögliche Bus-Agenturen, Adressen, Telefonnummern und Web-Adressen, o Eisenbahn, mit Angaben über Strecken, Bahnstationen, Telefonnummern für Auskünfte,
o Flugzeug, mit Angaben über Flugplätze, Gesellschaften, Adressen und Telefonnummern bzw. Webadressen. • Informationen über Verpflegungsmöglichkeiten und Übernachtungen, mit Angaben von Adressen, Preisen, Telefonnummern und Webadressen, • Informationen über Kartenmaterial und Wanderführer sowie Bezugsadressen, • Informationen von allgemeinem Interesse im jeweiligen Gebiet (mit Adressen, Telefonnummern und Webadressen) von Stadtverwaltung, Polizei, Tourismusbüro, Bädern und Klöstern.
Allein die Aufgabe, diesen enormen Umfang an Informationen für die fünf bis sechs Wanderungen pro Heft zu besorgen, rechtfertigt bereits die Zahl der Mitarbeiter, wirft aber andererseits die Frage auf, wie viele Abonnenten die Zeitschrift haben muß, um diesen Aufwand zu bezahlen, wenn sie ohne Sponsoren oder staatliche Unterstützung auskommen will. Und dabei bleibt es nicht einmal bei den bisher beschriebenen Serviceleistungen.
Neben diesem Hauptschwerpunkt enthalten die Hefte zusätzlich Angaben zu folgenden Aspekten:
• wanderpädagogische bzw. wanderpolitische Glossen oder Leitartikel als Editorial, • Informationen von und über die offiziellen Wanderverbände bzw. Organisationen in den 17 Autonomen Regionen Spaniens, • Informationen über internationale Treffen oder Vereinbarungen zu tourismuspolitischen Fragen, über nationale oder regionale Veranstaltungen
oder Ausbildungskurse der Verbände sowie über lokal veranstaltete Wanderungen oder Events der verschiedensten Vereine, Verbände und Organisationen, • Aufrufe zur Unterstützung von Initiativen zur Einrichtung neuer Naturparks, • Wanderpädagogische Aktionen wie z.B. die Einladung zum Wettbewerb „Ojo crítico“ (kritisches Auge) mit Bildern und Kommentaren zu sowohl „entwürdigenden wie positiven Effekten der Veränderung des ländlichen Raumes“, • Interviews mit bekannten bzw. berühmten Aktivisten, Bergführern oder Bergsteigern, • Berichte und Ankündigungen von spektakulären Großwanderungen, • Tagesverzeichnisse der organisierten Wanderungen pro Monat mit Angaben zum Veranstalter, Adressen, Telefonnummern und Web-Adressen, • Informationen über sanierte, neu markierte oder neu eröffnete Wanderwege bzw. Refugios, Leserbriefe, wie z.B. der beeindruckende dokumentarische Brief von Antonio Blanco aus Cordoba über den Kampf einer Gruppe von Wanderfreunden gegen die Sperrung der Wege für Wanderer in Andalusien (Nr. 14, 2005, 6), • Wanderer-Feedbacks mit kritischen Meldungen z.B. über verfallende Markierungen oder häßliche Umweltverschandelungen auf den Wanderwegen, • nützliche Wandertips und konkrete Hinweise zur Ausstattung für Anfänger
oder interessante Einführungen z.B. in das
widersprüchliche Verhältnis von Wandern und Fotografieren, • Hinweise auf neu erschienene Karten, Wanderführer, regional orientierte Pflanzen- oder Pilzbücher usw., • Rezensionen, • Berichte und kritische Einschätzungen zu technischen Neuerungen im Bereich von Wander- oder Kletterhilfen.
Trotz dieser nicht nur in ihrer Summe, sondern auch im einzelnen sehr nützlichen und sicherlich wünschenswerten Informationen könnte man aus der Sicht des an der praktischen Verwendung interessierten Wanderers durchaus kritisch reagieren. Das Format der Zeitschrift ist unhandlich. Die Hefte sind schwer. Das Hochglanzpapier ist regenempfindlich. Die einzelnen Beschreibungen können für den Gebrauch nicht herausgelöst werden. Die stark schematisierten Karten sind im Gelände eher unbrauchbar. Das Design ist oft geradezu contraproduktiv, so wenn z.B. der Wegverlauf in Form einer gelb punktierten Linie in eine Karte eingezeichnet ist, die die Höhen zwischen 500 und 1000 m generell in Gelb, d.h. in der gleichen Farbe, darstellt. Die Wegbeschreibungen sind äußerst knapp gehalten und in der Regel den geringen und dann noch schematisierten Informationen der Karten nicht zuzuordnen. Die wunderschönen Fotos wären wenigstens gelegentlich als Orientierungshilfe geeignet – wenn man sie denn mitnehmen könnte.
So
berechtigt diese Kritik auch wäre, das Konzept dieser Zeitschrift scheint sie
eher zu verfehlen, denn die für Wanderführer typische Form von
gebrauchspraktischer Gestaltung und detaillierter Wegbeschreibung liegt
Die Zeitschrift soll offenbar nur auf Möglichkeiten hinweisen, Informationsquellen erschließen, Entscheidungskriterien liefern, Planungshilfen anbieten und Lust aufs Wandern und Ausprobieren machen. Für diesen Zweck nutzen die Herausgeber tatsächlich alle medialen Möglichkeiten. Wer sich also nach der Lektüre eines Heftes für ein besonderes Gebiet interessiert, erhält in diesem Heft praktisch alle Informationen und Entscheidungshilfen, die er braucht, um einen bestimmten Weg und eine passende Jahreszeit auszuwählen bzw. alle weiterführenden Informationen, um den Zugang, die Ausrüstung, die Unterkunft usw. detailliert zu planen. Die schematisierte Zeichnung wird ihm behilflich sein, den Wegverlauf der gewählten Wanderung in die Karte einzutragen, über deren Bezugsmöglichkeit er genau informiert wurde. Diese Karte bzw. den empfohlenen Wanderführer wird er dann tatsächlich mit sich führen, nicht aber das Heft, das ihn auf die Wanderung und auf die Existenz des Führers hingewiesen hat.
Darüber hinaus aber verfolgen die Herausgeber eine differenzierte pädagogisch-politische Absicht:
• Sie
versuchen, eine Nation, deren neuer Mittelstand ohne Wandertradition zu sein
scheint, auf das Sich-frei-Bewegen in der Landschaft einzustimmen und die
entsprechenden Verhaltensweisen zu erziehen, die nicht nur für ausgewiesene
Naturschutzgebiete, sondern generell zum Schutz von Landschaft, Flora und Fauna
unabdingbar sind. Einige Titel der Editorials sprechen dies unmittelbar an: „Der
Weg, eine Schule“1 [6/7 (2004), 14 (2005)], „Schützen wir
die Umwelt!“ [17 (2005)], „Wie wandern durch geschützte Natur“ [18/19
(2005)], „Der Wandersport – eine Lebenskunst“ (15 (2005)].
• Sie versuchen, die Vorstellung der freien Zugänglichkeit der Landschaft auch gegenüber den gerade in Spanien oft äußerst rigide eingestellten Privateigentümern zu verbreiten und selbstverständlich zu machen. • Sie bieten ein Kommunikationsforum, um in den zersplitterten 17 Autonomen Regionen Spaniens eine Vereinheitlichung oder wenigstens Vergleichbarkeit der politischen und administrativen Bedingungen für die Erhaltung und Förderung der überregionalen Wanderwege voranzutreiben.
• Offensichtlich reagieren sie aber auch auf das speziell in Spanien besonders prekäre Problem, daß die Isolierung und Entvölkerung großer ländlicher Räume dringend auf die Förderung des Tourismus auch in Form einer Intensivierung der Wanderbewegung auf lokaler Ebene angewiesen ist, eben dieses aber ohne die entsprechenden notwendigen Verhaltensnormen einer angemessenen Umweltbegegnung sehr schnell zur Zerstörung eben derjenigen Werte führt, die den Tourismus anreizen und die Infrastruktur fördern sollen. Wandern ist nicht längst nicht mehr die individuelle Form der Selbstfindung oder Selbstverwirklichung, sondern umworbene Form der Freizeit- und Wochenendveranstaltung Vieler. Der Wandersport ist „bevorzugte Zerstreuung von Millionen von Menschen“. Senderismo als Infrastrukturmaßnahme2.
• Sie regen an, den Wandersport als Mittel der grenzüberschreitenden Völkerverständigung zu nutzen: „Europa ohne Grenzen“ [8 (2004)], „Der europäische Wandersport bewegt sich“ [16 (2005)]
Mit
solchen Zwecksetzungen kommen die Herausgeber ohne Zweifel den Interessen vieler
Menschen entgegen. Wie es scheint, ist die von ihnen gewählte moderne Form
dafür besonders zweckmäßig.
Insgesamt komme ich zu einer durchaus positiven Einschätzung:
Die Zeitschrift ist mit ihrem komprimierten einmaligen Informationsangebot für jeden – allerdings wohl nur für den spanischsprechenden – Interessenten an den unendlich vielfältigen und äußerst interessanten Wandermöglichkeiten auf der Iberischen Halbinsel und den zugehörigen Inseln ein nicht zu überbietendes Kompendium und Hilfsmittel.
Für Wandervereine und -Verbände in anderen Ländern (z.B. auch für das Netzwerk Weitwandern) ist die Zeitschrift ein wichtiger und ernst zu nehmender Kommunikationspartner für alle kulturellen, ökologischen und politischen Fragen im Grenzgebiet von Wandern, Tourismus, Förderung von ländlicher Infrastruktur und Umweltschutz, aber auch von Wander- und Umwelterziehung, Freizeitgestaltung und ehrenamtlichem Engagement.
1
„Von Anfang an ist es eines
der Ziele der Zeitschrift Caminar, auf ihren Seiten eine gleichbleibende
Informationsarbeit für unsere Leser zu leisten. ... Indem wir der Tatsache
Rechnung tragen, daß jede Art von Publikum in jedem Alter und mit jeder
körperlichen Kondition den Wandersport betreibt, kann jeder wählen, was seinen
Fähigkeiten und Wünschen am meisten entspricht. Der Weg kann und soll ein
Erziehungsmittel und das vielfältige Herbergsnetz dafür eine kulturelle
Grundlage mit bemerkenswerten Themen sein. Nicht zum ersten Mal betonen wir das
Wesen dieser Tätigkeit, die mehr befriedigt als irgendein anderer Sport. Wie
eine Schule der Freiheit, für den Körper und den Geist, dient der Weg als
solcher dazu, die Kenntnis seiner Umgebung zu verbessern: Die bloße Tatsache
des engen Sich-Bekanntmachens mit dem Gelände bewirkt den Erwerb von Nähe und
Intuition, Kenntnis und Sicherheit, etwas, was sonst nur die professionellen
Führer oder die Gelehrten der besuchten Gegend besitzen. Auf jeden Fall besitzt
jeder Weg seinen eigenen pädagogischen Wert.“
2 „Die ländliche Umwelt wandelt sich zunehmend in einen Erholungsraum mit allen Vorteilen und Unannehmlichkeiten, die das mit sich bringt. Der Austausch der traditionellen Produktionsformen durch andere neue, der Verlust spezifischer kultureller Eigenheiten, die Übervölkerung und der Verlust von Umweltqualität empfindlicher oder sensibler Räume und die Zunahme der Konflikte mit der Bevölkerung sind nur einige dieser Nachteile. Zu den Vorteilen gehört der Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Raumes, die Förderung der Dienstleistungen und des Konsums lokaler Produkte. Tatsächlich bedeuten diese Vorteile einen Ansporn und eine „neue Hoffnung“ für Gebiete mit schweren Bevölkerungskrisen. Dieser Prozeß kann Modernisierungsbewegungen stimulieren, dies aber immer im Rahmen einer konsequenten Strategie, die das Gebiet ordnet und die Wiederherstellung und Bewahrung seiner ererbten Ressourcen und sozialkulturellen Werte verstärkt. In diesem Kontext erscheint der Wandersport als eine der wichtigsten Aktivitäten mit großen Rückwirkungen auf die ländliche Umgebung.“ [4 (2004)]
Buchsprechung über den "Rheinsteig" siehe auch Seite "Wanderberichte - Deutschland"
Erfahrungen vom neuen Rheinsteig
Von Lutz Heidemann
Cinque Terre / Ligurische Küste Die
Riviera von Genua bis La Spezia
Oase Verlag: Badenweiler 2003 ISBN 3-88922-062-2
Buchbesprechung von Frank Rainer Scheck
Gelegentlich erscheinen auch außerhalb der bekannten Bergverlage Bücher, die für den Weitwanderer interessant sind (aber übersehen werden). Dies ist eines davon. Der Autor, Christoph Hennig, bietet mehr als einen konventionellen Reiseführer zur ligurischen Küste (Riviera di Levante) und zum schönen Weinbauerngebiet der Cinque Terre ganz im Süden Liguriens – auf den Seiten 283-309 bzw. 94-97 unterbreitet er uns den Vorschlag zu einer Streckenwanderung von Nervi (an den Südwesttoren Genuas) nach Portovenere (nahe der Hafenstadt La Spezia).
Die
skizzierte Route, von Hennig etwas vollmundig als »große Tour« bezeichnet,
hält sich – und das ist eine Überraschung – fast immer in Küstennähe.
Während die Alta Via der Ligurischen Berge von der Höhe Genuas bis zur Höhe
La Spezias 20 Tagesetappen benötigt, kommt Hennigs meernahe Streckenführung
mit nur 9 Etappen aus. Wer die verbaute ligurische Küste mit ihren
überlasteten Straßen kennt, mag dem Projekt, küstennah zu wandern, zunächst
skeptisch gegenüberstehen. Doch ist es Hennig offenbar gelungen, eine Route zu
enntwickeln, die weithin auf alten Maultierpfaden und bäuerlichen Nutzwegen
verläuft und somit den Prinzipien eines sanften Tourismus genügt. In den
zersiedelten Küstenorten wird zwar genächtigt (das üppige Angebot an
Unterkünften lädt dazu ein), des Morgens aber verflüchtige sich, so
verspricht es uns der Autor, schon nach einer Viertelstunde Marsch durch
Neubauviertel der Straßenlärm, und man gelange in einsames Terrain, wie man es
in unmittelbaren Rückraum der Küste kaum erwarten würde. Des Abends dann
nochmals 15 Minuten
Der Autor weiß auch sonst Appetit auf die etwa 130 km lange Riviera-Route zu machen, so wenn er schreibt: »Auf der ganzen Wanderunng hat man fast immer das Meer vor Augen: mal von Nahem, öfter aber von der Höhe der Hügel und Berge. Unglaublich weite Blicke, nach Süden hintereinanderliegende, sich zum Wasser senkende Bergketten, nach Norden der bis ins Frühjahr schneebedeckte Bogen der Alpen und des Appenins. Je weiter man nach Südosten kommt, desto steiler und dramatischer fällt das Land zum Meer ab, bis hin zu den großen Felsabstürzen ganz am Schluß vor Portovenere.«
Die Tagesetappen sind mit 3:30 bis 6:30 Stunden Gehzeit eher moderat bemessen, desgleichen die Höhenunterschiede – ein Aufstieg von 900 m ist die größte Herausforderung. Hennig warnt davor, die Strecke im Hochsommer (Juli bis September) zu gehen: nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen der Dunstschleier, die dann die Weitsicht einschränken. Am besten, man bricht im Frühjahr oder Herbst auf, aber auch der Winter kommt für die Tour in Frage, da die Durchschnittstagestemperaturen dann immer noch bei angenehmen 8 – 12 Grad Celsius liegen. Ist eine kleine Zeitreserve eingeplant, könnte man an Regentagen z.B. ins kunsthistorisch unterschätzte Genua fahren (entlang der Küste Eisenbahnverbindungen in dichtem Takt) oder über La Spezia nach Pisa und Lucca; das wären dann wahrlich keine ‚verlorenen‘ Tage.
1. Etappe: von Nervi, einem Küstenort südwestlich von Genua, nach Camogli (6:30 Std.) 2. Etappe von Camogli nach Rapallo (5 Std.) 3. Etappe: von Rapallo nach Chiavari (5:30 Std.) 4. Etappe: von Chiavari nach Sestri Levante (4:30 Std.) 5. Etappe: von Sestri Levante nach Moneglia (4:30 Std.) 6. Etappe: von Moneglia nach Bonassola (5 Std 7. Etappe: von Bonassola nach Monterosso (3:30 Std.); hier erreicht man die Cinque Terre 8. Etappe: von Monterosso nach Riomaggiore (4:30 Std.) 9. Etappe: von Riomaggiore nach Portovenere (4:30 Std.)
Die Tourenbeschreibungen sind – ich urteile nach den beiden letzten Etappen in den Cinque Terre, die ich gegangen bin – durchweg präzise. Der Autor, der als Schriftsteller und Reiseleiter jahreszeitlich in dem Cinque-Terre-Örtchen Corniglia lebt, kennt sich bestens aus.
Übrigens stellt Hennig neben der „großen Tour“ in seinem lebendig und intelligent, manchmal vielleicht etwas salopp geschriebenen Buch auch zahlreiche Tageswanderungen vor. Sie führen über die steilen Hänge der Cinque Terre mit ihren faszinierenden Dörfern – am schönsten wohl Vernazza und Riomaggiore – und durch das Naturschutzgebiet am Kap von Portofino, wo der Weiler San Fruttuoso längst kein Geheimtip mehr ist. Alle
Routenbeschreibungen werden ergänzt durch Hinweise auf Sehenswürdigkeiten und
auf Einkehr- wie Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs (der Autor erweist sich
dabei als genußbereiter Schlemmer), auf Unterkünfte und geeignetes
Kartenmaterial. Die ‚handgemachten‘ Skizzen, mit denen der Verlag das Buch
Alles in allem eine erfreuliche Publikation mit einer Weitwanderroute, die zu erproben sich lohnen dürfte.
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 11 - August 2003
Neue deutsche Wanderführer für England
Von Walter Brückner
Für Deutsche war Wandern in Großbritannien lange Zeit nur etwas für Eingeweihte. Dafür gab es viele Gründe. Ein wichtiger Grund war, dass es keine deutschsprachigen Führer gab. Der Conrad Stein Verlag, In der Mühle, 25821 Struckum, hat sich in seiner Reihe: „Der Weg ist das Ziel“ nun dankenswerter Weise daran gemacht, hier langsam Abhilfe zu schaffen. In Großbritannien waren viele Dinge schon immer etwas anders als auf dem „Kontinent“. Das gilt auch für die Bedingungen beim Wandern. Für Unkundige ist es deshalb angeraten, mit einem offiziellen Langstreckenwanderweg zu beginnen. Hier sind es nun vier, die es anzuzeigen gilt:
• Ueli Hintermeister, „England: Pennine Way“,
Outdoor Handbuch Band 64 ISBN 3-89392-164-8 12,90 Euro
• Ingrid Retterath, „Wales: Offa`s Dyke Path“ , Outdoor Handbuch Band 98 ISBN 3-89392-198-2 9,90 Euro
• Hartmut Engel,“Schottland: West Highland Way“ Outdoor Handbuch Band 26 ISBN 3-89392-626-7 12.90 Euro
• Ulrike Katrin Peters/Karsten Thilo Raab, „England: Cleveland Way“ Outdoor Handbuch Band 150 ISBN 3-89392-550-3 9.90 Euro
Der Pennine Way ist etwas Besonderes und das nicht nur weil er über 400 km lang ist und der erste offizielle Langstreckenwanderweg Großbritanniens war. Er läuft weitgehend auf den Höhen der Pennines, dem Rückgrat von England, und zwar vom Peak District bis knapp über die schottische Grenze. Eigentlich enden die letzten Ausläufer der Pennines am Hadrianswall, aber man hat die Strecke zu und über die Cheviots, den Grenzbergen zwischen England und Schottland, weitergeführt. Seine Moor- und Heidegebiete - absolut trostlos bei Regen - haben ihren eigenen Reiz, und eine ganze Reihe von Höhepunkten hat die Strecke auch aufzuweisen. Obwohl es inzwischen längere und weit anstrengendere Weitwanderwege gibt, wird der Pennine Way immer noch als der Prüfstein, die Bewährungsprobe für körperliches und seelisches Durchhaltevermögen angesehen.
Der
vorliegende Führer beschreibt nicht nur die Streckenführung genau, er gibt
auch ausgezeichnete Informationen zu Flora, Fauna, Landschaft und Geschichte des
jeweiligen Streckenabschnittes. Besonders wertvoll sind die Angaben zu
Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten usw. Sie ermöglichen es, die Strecke
gegebenenfalls nach den eigenen Bedürfnissen einzuteilen. Erfreulicherweise
gibt es viele Jugendherbergen an der Strecke. Bei den hohen Preisen der
Privatquartiere sind günstige Übernachtungsmöglichkeiten hoch willkommen. Wer
die Strecke bis Byrness geschafft hat, dürfte dann so fit sein, dass er ruhig
versuchen kann,
Der Offa`s Dyke Path ist ein themenorientierter Weg, das heißt, er folgt den Resten dieser ehemaligen Grenzbefestigung. Er ist kürzer als der Pennine Way, weniger beschwerlich und führt weit häufiger durch Farmland. Dafür wird dann kulturell mehr geboten. Auch dieser Führer beschreibt den Wegverlauf genau (wegen der starken landwirtschaftlichen Nutzung besonders wichtig ) und gibt wertvolle Informationen zu Landschaft, Geschichte usw. Je mehr man über eine Gegend weiß, um so interessanter wird die Wanderung. Man läuft einfach mit offeneren Augen durchs Land.
Der West Highland Way ist eigentlich zu kurz für eine eigenständige Wanderung, selbst wenn man den einen oder anderen Regentag berücksichtigt. Dem Autor des Führers ist das auch bewusst, denn er schlägt selbst Alternativstrecken bzw. zusätzliche Bergbesteigungen vor. Man muss sich auch klar machen, dass der Weg nur durch Täler oder über Pässe führt. Wer mehr will, muss das selbst planen. Naheliegend wäre nicht nur eine Besteigung des Ben Nevis, sondern eine Fortsetzung entlang der anschließenden Kette bis zum Loch Treig, mit Rückkehr auf der Kette der Mamores am Südrand des Glen Nevis oder durch das Glen Nevis weiter zuwandern Richtung Ostküste. Der Führer beschreibt die Wegführung minutiös und gibt hilfreiche und wertvolle Hinweise.
Der
Cleveland Way war nach dem Pennine Way der zweite offizielle
Langstreckenwanderweg Großbritanniens. Mit rund 175 km Länge ist er eher kurz,
bietet dafür aber eine ganze Menge: die Heidelandschaften des „North
Yorkshire Moors“-Nationalparks, in den letzten Jahrhunderten vom inzwischen
stillgelegten Bergbau beherrscht,
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 18 - Dezember 2005
Auf Österreichs Großen Wegen – Die neuen Wanderführer der Sektion "Weitwanderer" des ÖAV
Von P. Heinz Schulte SJ, München
Nach
dem erstaunlichen Erfolg des ersten alpinen Weitwanderweges in Österreich, des
"Nordsüdweitwanderweges" vom Nebelstein an der tschechischen nach
Eibiswald an der slowenischen Grenze, dessen Idee von dem Bildhauer Carl Hermann
stammt und der 1970 eröffnet wurde, hatte der ÖAV durch Ministerialrat Dr. R.
Wurst einen Generalplan für zehn solcher Weitwanderwege durch Österreich
erstellen lassen. Vier große Ost-Westwege, vier Nord-Südwege, ein Wegestern
zum Wallfahrtsort Mariazell und ein Weg an der Ostgrenze Österreichs, die –
außer dem 07 – alle zum größeren oder kleineren Teil auch durch alpines
Wie zu erwarten war, wurden diese Wege unterschiedlich "angenommen". Der Führer zum klassischen Nordsüdweitwanderweg, der heute die Nummer "05" trägt, beispielsweise, hat bereits die 5. Auflage, der zum Zentralalpenweg 02 und der zu den sechs Mariazeller Wallfahrtswegen, deren vier. Andere – ebenfalls hervorragend schöne Weitwanderwege (ich bin sie alle, teils mehrfach, ganz gegangen) -sind von den Weitwanderern weniger angenommen worden. Ich habe denn auch bei meinen Begehungen des 08 und des 09 in den Hüttenbüchern der Alpenvereinshütten nur sehr wenige Eintragungen von Begehern dieser Wege angetroffen. Eintragungen von Weitwanderern fanden sich stets dann, wenn die Hütte am Kreuzungspunkt von 08 und 09 mit dem Zentralalpenweg oder dem Nordalpenweg lagen.
Der Verlag Styria hat deshalb einige Führer aus dem Programm genommen, Restexemplare an die Sektion Weitwanderer des ÖAV zum Verkauf gegeben und führt nur noch die Führer zu 01, (02?), 05 und 06 im Verlagsprogramm. Die Sektion Weitwanderer hat deshalb 2003 auch damit begonnen, Neubearbeitungen der bei Styria auslaufenden Führer zu erstellen, im Eigenverlag zu drucken und selbst zu vertreiben. Zur Zeit sind also im Fachhandel erhältlich die Styriaführer zu 01 und 05, wohl bisweilen auch noch 02; über die Sektion Weitwanderer (Thaliastr. 159/16, A-1160 Wien), die neuen Führer zu 03, 08, 09 und 10 sowie zu einem Sonderpreis Restexemplare von 02, 04 und 07; über den Fachhandel und über die Sektion Weitwanderer der Führer zum Mariazeller Wegestern 06. Diese Umstellung scheint noch nicht völlig zum Abschluss gekommen zu sein. Deshalb ist es nützlich, sich auf jeden Fall im Internet unter www.alpenverein.at/Sektionen/Weitwanderer über den jeweils aktuellen Stand zu informieren.
Die
neuen Führer zu 03, 08, 09 und 10 möchte ich hier vorstellen. Sie sind
sämtliche vom Ehepaar Fritz und Erika Käfer/Wien unter Mitarbeit verschiedener
Freunde aus der Sektion Weitwanderer verfasst. Fritz Käfer ist
Zunächst zum Äußeren.
Die
bisherigen Styria-Weitwanderführer haben das Maß 16,5 x 11,5 cm. Sie sind
damit "anoraktaschengerecher" als manche andere Weitwanderführer.
Auch in meine Anoraktasche passen sie, nicht aber in die Schenkeltaschen meiner
Berghosen. Die neuen Führer sind schmaler und damit höher: 20,5 x 10 cm. Sie
passen jetzt auch in meine Schenkeltaschen – und wie oft geht man auf
Weitwanderwegen, besonders auf alpinen, schwitzend im kurzärmeligen Hemd und
der Anorak steckt im Rucksack! Der etwas höhere Führer schaut zwar oben knapp
aus der Schenkeltasche heraus. Das ist für mich aber unerheblich. Ich habe
jedenfalls so den Führer (wie die Landkarte) unterwegs mit einem Griff in der
Hand. Die Führer enthalten keine teuren, bunten Landschaftsfotos mehr wie
manche Styriaführer, sondern zwei Typen von Grafiken: Höhendiagramme und
Kartenausschnitte 1:200 000, in denen der Weg eingezeichnet ist. Die
Höhendiagramme sind ganz ausgezeichnet, übersichtlicher als die bisherigen.
Die Kartenausschnitte sind für mich der einzige Kritikpunkt an den jetzigen
Führern. Einerseits finde ich es vernünftig, eine Druckweise zu verwenden, die
preiswert bleibt. Die neuen Führer sind überhaupt erstaunlich preiswert.
Andererseits ist die Reproduktion von manchen dieser Kartenausschnitte wenig
deutlich. Sie sollen ja nicht die mitzuführende Landkarte 1:50 000 ersetzen,
sondern helfen, auf dieser den Weg genau zu finden. Manche dieser Repros sind
aber undeutlich. Ich frage mich, ob bei einer neuen Auflage nicht, wie in den
früheren, Federzeichnungen drucktechnisch passender wären.
Zum Text
Die Einleitung bietet in allen vier Bändchen Hinweise zum Charakter und der Markierung des betr. Weges, zur Vorbereitung und knapp zur Ausrüstung und dem nötigen Kartenmaterial, zu den österr. Schwierigkeitsgraden von Weitwanderwegen und den Bedingungen zum Erwerb der Weitwander-Leistungsabzeichen. In den Führern zum Eisenwurzenweg und zum Rupertiweg findet sich der überarbeitete Text der guten Naturkundlichen Einführung von Karl Mor aus der Styria-Auflage. Höchst lobenswert ist, dass alle vier neuen Führer am Ende jetzt einen alphabetischen Ortsindex haben, der es bedeutend erleichtert, sich geografisch zu orientieren.
Der
Text der Beschreibung der Einzeletappen kann einem wirklich Freude machen.
Zunächst zu seiner neuen Form: Es werden zwei Drucktypen verwendet: Die
detaillierte, auf den gegenwärtigen Stand gebrachte, weithin auch sprachlich
umformulierte, ausgezeichnete Beschreibung der Wegführung selbst ist in der
geradestehenden "Antiqua" gesetzt, alle Zusatzbemerkungen kursiv, z.B.
Allgemeine Einführungen in eine Etappe, Kulturelles, Hinweise auf kreuzende
andere Weitwanderwege, Informationen zu einem evtl. Abbruch oder einer Zufahrt,
zu Übernachtungsmöglichkeiten mit Telefonnummer zur Voranmeldung, zum
Kartenmaterial, und zu möglichen, zusätzlichen Besichtigungen oder
touristischen Abstechern. Die Öffnung der Grenzen hat vor allem für den
Südalpenweg 03 eine Fülle von Neuem gebracht, das nun möglich geworden ist,
das Carnia-Trecking, den Karnischen Höhenweg, Gipfel und Klettersteige.
Besonders gefallen hat mir, dass alle vier Führer jetzt nicht nur die
Gesamt-Kilometer und die Gesamt-Gehzeit eines Tages angeben, sondern in der
Überschrift jedes Tages viel detaillierter als die früheren Auflagen,
Höhenmeter, Kilometer und Zeiten der "Einzelstücke" eines Wandertags
und am Ende die Gesamtzahl nennen. Varianten werden genannt (z.B. im 10er, die
A-Variante im Innviertel), auch hinzugefügt, wie die gerade genannten neuen
Möglichkeiten im karnischen Hauptkamm am 03er, aber teils, wohl der bisherigen
Erfahrung folgend, auch stillschweigend gestrichen, z.B. die "Hochalpine
Variante" des alten Führers zum Sonnblick, der Hochalmspitze, dem
Hannoverhaus auf dem 10er oder die
Man kann dem Autorenehepaar zu diesen ausgezeichneten, neuen Führern nur gratulieren. Sie gehören zu den besten Führern für alpine Weitwanderwege, die es zur Zeit gibt und sind Vorbild für andere Führerautoren.
Die neuen Führer der österreichischen WW-Wege:
• Fritz und Erika Käfer, sowie G. Eigenthaler unter Mitarbeit von Franz Jesse: Österreichischer Weitwanderweg 03 (Südalpenweg) vom oststeirischen Weinland über Karawanken und karnische Alpen zu den Dolomiten. Im Eigenverlag der ÖAV, Sekt. Weitwanderer, 2. Auflage 2005, 125 S., 5.40 € + Porto
• Fritz und Erika Käfer unter Mitarbeit von H. Baumgartner, G. Eigenthalter, Franz Jesse, K. Mor und K. Reitner: Österreichischer Weitwanderweg 08 (Eisenwurzenweg) vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Österreichs. Im Eigenverlag der ÖAV, Sekt. Weitwanderer, 2. Auflage 2005,79 S., 4,40 € + Porto
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 18 - Dezember 2005
Buchbesprechung und Wanderbericht zum Rothaarsteig
von Frank Rainer Scheck
ErlebnisWanderführer Rothaarsteig Hg. vom Rothaarsteigverein e. V. Schmallenberg 2003 (1. Auflage Mai; 2. Auflage Nov.) 144 Seiten, Spiralheftung, ISBN 3-9807754-7-x
Muß man sich das mitteleuropäische Weitwandern der Zukunft wie folgt vorstellen? Eine Region – hier die Landstriche um den Rothaarkamm – will seine Vermarktung ausbauen; die ökonomischen Interessenten, primär: die Gastronomie, gründen vermittels der bestehenden Touristikzentren einen Dachverein (hier: Rothaarsteigverein); dieser Verein läßt einen durchgehenden Wanderweg auf dem Kamm markieren, der, je nach Leistungsfähigkeit des Weitwanderers, in 6, 8 oder 12 Tagen zu bewältigen ist, und entwirft, um die Basis der ökonomisch interessierten Einzahler zu verbreitern, 84 (!) Zugangswege von den Dörfern oder Städtchen westlich und östlich des Rothaargebirges hinauf zur Kammtrasse. So jedenfalls hat es der Rothaarsteigverein vorgemacht – ein Beispiel, dem andere Regionen, von der Sächsischen Schweiz bis in den Teutoburger Wald, peu à peu folgen könnten.
Denn
das clevere Rothaarsteig-Konzept ist vom Publikum ‚angenommen’ worden,
bezeugt allein durch den Umstand, daß binnen eines halben Jahres eine
Nachauflage des wegbegleitenden „ErlebnisWanderführers“ erscheinen konnte.
Ihre pekuniären Möglichkeiten erlauben einer geschäftlich wohlgrundierten
Initiative eben – und deshalb wohl die breite Akzeptanz - eine ganz andere
Ausstattung und publizistische Förderung des Wegs
Dabei
ist das Konzept des Rothaarsteigvereins keineswegs besonders originell. Schon
der „Sauerland-Höhenring“, der (Stuttgart 1981) von Wilfried Schmidt in
einem „Kompass Wanderführer“ des Deutschen Wanderverlags vorgestellt wurde,
entwarf eine Linie, die über mehrere Etappen zwischen dem Rhein-Weser-Turm und
Brilon der des jetzigen Rothaarsteig ähnelt. Aber der Rundweg von ehedem war
eine gedachte Route („Der Sauerlandhöhenring hat kein eigenes Wegzeichen“-
Wilfried Schmidt), es fehlte ihm der finanzielle Vortrieb. Dagegen umranken die
kommerziellen Interessen der Rothaarsteig-Wegbetreiber bereits den Namen des
Unternehmens: „Das Rothaarsteig-Logo ist ein geschütztes Markenzeichen“,
heißt es im Wanderführer. Das erscheint nur folgerichtig, trägt die
Bezeichnung selbst doch alle Geburtsmale der Werbebranche. Wo wäre denn auf der
ganzen Strecke auch nur die Andeutung eines schmalen, steilen Gebirgspfads zu
finden? Vielmehr geht man durchweg auf Forst- oder Wiesenwegen, im Bereich der
Ortschaften (z.B. Brilon, Winterberg, Dillenburg – hier eine unschöne
Stadtrandstrecke) unweigerlich auch auf Asphalt. Pfadpassagen sind selten und
niemals solcher Art, daß man von einem Steig sprechen könnte; schon gar nicht
läßt die 154 km lange Trasse sich als Ganzes so bezeichnen. Aber den
Verantwortlichen ging und geht es bei ihrer nomenklatorischen Fiktion natürlich
nicht um sachgerechte Benennung, sondern um eine griffige Reklamefloskel, die
Kernerlebnisse des anspruchsvollen Bergwanderns suggestiv in die
Rothaar-Hügellandschaft transponieren soll. Werbestategisch noch ungenierter
kommt der schnulzige Beititel „Weg der Sinne“ daher, mit dem man den
Rothaarsteig garniert hat. Er wird ergänzt durch wiederkehrende
Auch wer einerseits - gewiß nicht nur aus unverbesserlichem Individualismus heraus - eine Kommerzialisierung des Weitwanderns ablehnt, kommt andererseits nicht umhin, die Annehmlichkeiten tourismusorganisatorischer Professionalität zu würdigen. Sie äußern sich etwa darin, daß auf dem Rothaarsteig des Jahres 2003 kein halbwegs gescheiter Wanderer angesichts dichter, zuweilen fast kleinlicher Wegmarkierung fehlgehen kann (während die Signale der wegidentischen lokalen Wanderwege oder regionalen Weitwege teils verblaßt, teils durch Holzschlag beseitigt sind und man sehr viel mehr Mühe hätte, mit ihnen auf der richtigen Spur zu bleiben). Übrigens ist der Rothaarsteig im Süden in noch engerem Takt, gelegentlich auch mit Metallschildchen, bezeichnet als in seinem Nordabschnitt. Ob aufgemalt oder aufgeschraubt - jeweils zieht sich im Zentrum eines rotgrundigen (bei den Zugangswegen: gelbgrundigen) Quadratfelds über einer weißen, leicht aufgewölbten Grundlinie eine rechts-aufwärts gestreckte Wellenlinie hin, so daß im Ganzen ein schmales, liegendes R als Logo lesbar wird.
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk
Weitwandern e.V. Ausgabe 13 - April
2004
Wandern auf dem GR 7 in Spanien
von Bettina Balluff
Da es heutzutage mit „Billigfliegern“ wie Hapag Lloyd Express, Germanwings oder Ryanair kein Problem mehr ist auch sehr günstig und jederzeit in den Norden Spaniens (Barcelona, Bilbao), in den Südosten (Valencia, Alicante) oder ins Landesinnere zu kommen (Madrid)- warum sollte man da nicht einmal in Spanien wandern gehen?
„Senderos
de Gran Recorrido – Communidad Valenciana“
heißt ein Wanderführer, der den Verlauf des GR 7 durch die Communidad
Valenciana beschreibt. Er wurde vom Autor Esteban Cuéllar Pardo für
Personen verfasst, die „die Communidad Valenciana zu Fuß kennen lernen wollen“.
Durch sehr genaue Beschreibung der Strecke, Farbfotos, Höhenmeterdiagramme und
Karten im Anhang trägt dieser Wanderführer zum Gelingen der Wanderung bei. Die
Strecke des GR 7 durch die Communidad Valenciana von Pinoso nach Fredes ist in
Etappen zwischen 6,75 und 29,48 km unterteilt (die meisten Etappenlängen
betragen allerdings 13 bis 18 km). Wie man an der Angabe oben erkennen kann,
sind sowohl die Streckenlängen als auch die Zeiten sehr genau angeführt. Jede
Etappe ist jeweils extra in beide Richtungen beschrieben, so dass man ohne
Probleme und ohne sich damit abzumühen, den Text der Wegbeschreibung
rückwärts lesen zu müssen, von Norden nach Süden oder umgekehrt wandern
kann. Die Etappen beginnen und enden jeweils in einer Ortschaft. Im Anhang sind
unter Alojamientos zu fast jeder dieser Ortschaften die Telefonnummern von meist
mehreren Übernachtungsmöglichkeiten angegeben, wobei in Hotel, Hostal, Refugio,
Pension usw. unterschieden wird (um von Deutschland aus zu reservieren muss man
0034 vorwählen). Zusätzlich dazu wird in einem kleinen
Ein anderes Problem des Buches ist sein Gewicht. Durch die genauen Beschreibungen, angehängten Karten und Bilder wird der Wanderführer fast schon zu dick und schwer um ihn auf eine Wanderung mitzunehmen. Die Karten im Anhang, auf denen die komplette Strecke eingezeichnet ist, sind im Maßstab 1:50.000 abgebildet. Ein Diagramm, das die Höhenmeter gegen die Länge der Strecke aufträgt und auch Zeitangaben enthält, ist ebenso jeder Etappenbeschreibung beigefügt. Prinzipiell lassen sich kürzere Wegstücke auch zu Doppeletappen zusammen legen und vorausgesetzt man findet eine Möglichkeit, von einer nächst größeren Stadt wie Alicante oder Valencia einen Punkt der Wanderung zu erreichen, kann man aufgrund der beschriebenen Etappen auch unterwegs einsteigen und nur einen Teil des GR 7 durch die Communidad Valenciana erkunden. Mit einem Auto dürfte es kein Problem sein, die Ortschaften, die der GR 7 durchquert, zu erreichen, mit Bus oder Bahn wird dies schon schwieriger. Es gibt zwar oft regionale Busse, welche die Ortschaften anfahren, allerdings nicht mit sehr großer Häufigkeit.
Wir
haben von Valencia aus einen Teilabschnitt des GR 7 getestet. Von Valencia aus
erreicht man die Ortschaft El Rebollar beispielsweise mit dem Zug.
(Informationen zum Fahrplan gibt es auch im Internet unter http://www.renfe.es/empresa/cercanias/).
Der Weg ist auf dieser Strecke sehr gut und eindeutig markiert (auf anderen
Nichtfernwanderwegen in dieser Region habe ich wesentlich schlechtere
Erfahrungen gemacht). Die Landschaft wirkte auf dem von uns getesteten Wegstück
eher verlassen. Zerfallene Steinhäuser, blühende Wiesen, Mandel- und
Olivenbäume säumten den Weg. Den Fotos, die in diesem Reiseführer enthalten
sind nach zu urteilen, durchquert man aber im Verlauf der Wanderung vom Süden
in den Norden der Communidad
Das Buch „Senderos de Gran Recorrido – Communidad Valenciana“ von Esteban Cuéllar Pardo kann meiner Meinung nach in der Durchführung und vor allem auch in der Vorbereitung einer Wanderung auf dem GR 7 durch die Communidad Valenciana zu ihrem Gelingen mit beitragen.
Ich habe Spanien und vor allem die Communidad Valenciana in einem halben Jahr sehr gut kennen und lieben gelernt und ich denke, man sollte Spanien und insbesondere den GR 7 durchaus einmal für einen sonnigen Wanderurlaub in Betracht ziehen - oder wie der Autor des Buches im Vorwort schreibt: „Um eine schöne Wanderung zu genießen muss man nicht in die Anden oder gar den Himalaya reisen [...]“
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 13 - April 2004
Werner Bätzings GTA – Führer neu erschienen
Von Tilman Kleinheins
Endlich!
Viele Wanderer haben lange auf die Neuauflage gewartet, seit einiger Zeit liegen
der Nord- und der Südband der GTA – Führer beim Rotpunktverlag aus Zürich
vor. Und es ist kein Zufall, daß Werner Bätzing dort erscheint. Die Lektoren
des Schweizer Verlages, durch die Reihe „Naturpunkt“ den Fernwanderern seit
einigen Jahren ein Begriff, gehen das Thema anders an: neben dem unerläßlichen
Teil der Wegbeschreibung, der Kern
Für die GTA – Bände bedeutet das: die Ur-Strecke selbst wird in 10 Abschnitte von vier bis sieben Tagen unterteilt. Zusätzlich erlauben drei weitere Etappenbeschreibungen dem GTA – Geher verschiedene Zugänge von Norden her (z.B. vom Nufenenpass/Griespaß), die Verbindung vom Colle di Tenda nach Ventimiglia ans Mittelmeer sowie eine 16 Tage umfassende Tour auf der Ostvariante der GTA, die sich auf die Recherchen von Gerhard Fitzthum stützt. Jede der Abschnittsbeschreibungen ist versehen mit Hinweisen zu benötigtem Kartenmaterial, Unterkunftsmöglichkeiten sowie Erreichbarkeit mit dem ÖPNV. Thematisch angereichert mit Exkursen wie z.B. „Im Banne des Mon Viso“ oder „Die Walser im Piemont“, machen die Führer dem Benutzer ein sehr kompaktes Angebot.
Rund um diesen Buchkern sind am Anfang rund 42 Seiten der „Natur, Geschichte, Kultur und Politik“ gewidmet, am Ende jeweils etwa 25 Seiten den „Praktischen Hinweisen“, die sich im Nord- und Südband logischerweise nur unwesentlich unterscheiden. Wo sie sich unterscheiden – und das sei hervorgehoben – sind die Erläuterungen zu der Verschiedenartigkeit des vorhandenen Kartenmaterials. Warum sind die IGC – Karten stellenweise fast unbrauchbar? Wie steht es um die italienischen topographischen Karten? Was ist mit Kompaß – Karten? Und was verbirgt sich hinter dem Kürzel AsF? Alles aufs Beste aufbereitet und zutreffend.
Was
macht die beiden Bände besonders, wo liegen Unterschiede zu den vorherigen
Auflagen in Gert Tregos Verlag „Der Weitwanderer“? Augenfällig sind
natürlich das vergrößerte Format, insgesamt 426 Gramm mehr Gewicht sowie
großzügige Farbbebilderung auf schwerem Papier. Für Puristen und Grammjäger
ein Übel. Wer
Dieser Kleinkritik stehen allerdings Informationen gegenüber, die merken lassen, daß Werner Bätzings Führer nicht aus der Feder von solchen Autoren stammen, die lediglich zwei x zwei Wochen in der Region verbracht haben. Er schreibt in den praktischen Hinweisen nicht nur, welche die beste Wanderzeit ist, sondern ausführlich warum; nicht nur, daß man mit deutscher und englischer Sprache schlecht durchkommt, sondern, wie und wo man sich das nötige Posto Tappa – Italienisch aneignen kann; nicht nur, daß die Italiener zum späten und ausführlichen Abendessen neigen, sondern, welche Regeln üblich sind und warum es keine Speisekarten gibt. Diese und weitere - natürlich auch wandertechnische - Anregungen verdienen großes Lob.
Es ist zu wünschen, daß mit der Veröffentlichung der Neuauflagen die Besucherfrequenz auf der GTA erneut einen spürbaren Aufschwung erfährt. Besonders den Betreibern der Posto Tappi würde ihr Engagement noch mehr belohnt und ihre Lebensgrundlage in den an Arbeitsplätzen raren Talschaften gesichert.
Bätzing,
Werner: Grande Traversata delle Alpi, Teil 1: Der Norden, Rotpunktverlag
Zürich, 1. Auflage 2003, 181 S., 3-85869-256-5, 20,50 Euro
Bätzing, Werner, dito, Teil 2: Der Süden, dito, 282 S., 3-85869-257-3, 22,50 Euro
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 12 - Dezember 2003
von Lutz Heidemann
Berlin - Moskau zu Fuss
Der
Bericht von Wolfgang Büscher über seine Wanderung von Berlin nach
Moskau ist kein Beitrag für unsere Sammlung von Wege-Informationen. Ein
Europäischer Fernwanderweg, der in Moskau endet, wird wohl noch eine Weile auf
sich warten lassen. Aber es sollte doch auf dieses Buch in unseren „Mitteilungen“
hingewiesen werden, weil es ein faszinierendes Protokoll über Gefühle beim
Weitwandern ist. Die Wanderung, der kühlere Begriff „Reise“ kennzeichnet
das Unternehmen noch besser, fand 2001 statt. Wolfgang Büscher ging allein. Er
startete an einem stillen Sommermorgen im noch schlafenden Berlin und kam bei
Anbruch der Winterkälte in Moskau an. Das ist eine sehr lange Strecke und eine
lange Zeit. Büscher schildert, wie Wandern fast zu einer als Droge wird, wie
sich Automatismen beim Dauerwandern einstellen. Der Bericht ist auch ein
faszinierendes Beispiel, welche Anziehungskraft ein mit Mythos aufgeladenes Ziel
umgibt. Der Vergleich mit den Pilgerwegen ist vielleicht unstatthaft, aber doch
naheliegend.
Anfangs schildert Büscher Polen. Er wandert auf einer Strecke, die dem Europäischen Fernwanderweg E 11 entspricht, wo es auch. wie ich inzwischen weiß, markierte Wege gibt. Aber dazu kommen keine Bemerkungen, das ist nicht Büschers Thema. Er will Stimmungen festhalten. Polen kommt ihm wie ein einziger Baumarkt vor. „Ganz Polen möblierte, tapezierte, flieste, motorisierte sich neu“, es war auf „dem Weg nach Westen“, während Büscher nach Osten wollte. Es wird auf eindrückliche Weise an Vergangenes erinnert; es hat sehr viele Tote zwischen Berlin und Moskau gegeben.
Da Buch enthält reizvolle Naturschilderungen, berichtet aber auch von ganz handfesten Details: „...Eine andere Minsker Konstante war, einmal täglich eine der drei McDonalds-Filialen aufzusuchen, wegen der Toiletten. Es waren die besten der Stadt, saubere weiße Keramik, vergleichbar nur mit denen im Goethe-Institut, die sogar noch besser waren, schweres Material, verläßliche Armaturen, feste Papierhandtücher, Ich weiß nicht, was die wirksamere Botschaft war, die Bibliothek des Institutes oder seine Toilette.“ Fernwanderer werden auch seine besonderen Gefühle für seine Stiefel verstehen.
Das Buch enthält keine Karte, aber die aufgeführten Ortsnamen lassen die Route gut nachvollziehen. Ich hatte einen 1993 erschienen ADAC-Straßenatlas Osteuropa 1:750.000 zur Hand und stellte wieder einmal fest, wie die Schreibung der Ortsnamen changiert. Aber das ist eben auch ein Stück Erfahrung zu Osteuropa - oder präziser mit Blick auf Polen - zum östlichen Mitteleuropa.
Ich
finde das Thema und die Resonanz auf das Buch bemerkenswert. Rußland ist
plötzlich in unsere Nähe gerückt. Rußland war nicht nur das
Schwerpunkt-Thema der letzten Buchmesse, nein Rußland ist vielfältig in unser
Leben eingetreten. Auf den Straßen höre ich, wie Passanten sich auf Russisch
unterhalten, ebenso beim
Büscher, Wolfgang: Berlin - Moskau zu Fuss, Rowohlt Verlag, Reinbek, 240 S. geb. 17.90 €
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 12 - Dezember 2003
Zweimal „Österreichischer Weitwanderweg 02“
Von P. Heinz Schulte SJ
Fritz Peterka: Zentralalpenweg 02. Donautal – Alpenhauptkamm – Rheintal. © 2006. Format 12x 17 cm, 232 S., Broschur, 1 Übersichtkarte, 34 Wegeskizzen, 20 Höhengraphiken, 6 SW-Bilder, 2 Farbbilder, ISBN 3-900451-39-7, € 12,50. Verlag Wienerland Langenzersdorf bei Wien, eMail: a9404151@unet.univie.ac.at, www.wienerland.at
Im Heft 18 (Dezember 2005) von "Wege und Ziele" wurde auf S. 37 – 40 die von der Sektion Weitwanderer des ÖAV im Eigenverlag herausgegebene, neue Führer-Reihe zu den großen österreichischen Weitwanderwegen bereits von mir vorgestellt. Ende 2005 waren die neuen Führer zum Südalpenweg, zum Eisenwurzenweg, zum Salzsteigweg und zum Rupertiweg herausgekommen. Nun ist in dieser Reihe das erste des auf drei Bändchen angelegten neuen Führers zum Zentralalpenweg erschienen.
Fast gleichzeitig ist, nicht mehr im Styriaverlag, sondern im Verlag Wienerland Langenzersdorf die 5., völlig überarbeitete Neuauflage des bewährten Zentralalpenwegführers von Fritz Peterka erschienen. Es bietet sich daher an, die beiden neuen Führer gemeinsam zu besprechen und als erstes mit Respekt auf den moderaten Preis beider Führer hinzuweisen.
Der herrliche Zentralalpenweg wird von vielen "König der österreichischen Weitwanderwege" genannt. Er beginnt in Hainburg östlich von Wien, wo sich die Donau zwischen den letzten Bergen der Karpaten ein Tor nach Ungarn, in die pannonische Tiefebene gebrochen hat und verläuft über den ganzen Zentralalpenhauptkamm der Ostalpen bis nach Feldkirch im Vorarlberg. Wenn man die Schweizer Alpen anschließend auf dem Großen Walserweg oder der "Alpenpässe-Route" durchquert, dann entweder auf dem GR 5 oder der GTA bis oberhalb Nizza weiter wandert und schließlich auf der Alta Via dei Monti Liguri den Beginn des Apennin am Colle di Cadibona erreicht, ist so eine Gesamt-Längsüberschreitung der Alpen von den Karpaten bis zum Apennin möglich. Je nach Vorlieben kann man dabei viele Drei- und Viertausender "mitnehmen", allein auf dem Zentralalpenweg 30 Dreitausender. Man kann also gerade diesen klassischen hochalpinen Weitwanderweg mehr um des Weges willen ("der Weg ist das Ziel"), sportlich auf Tempo gehen oder man kann ihn eher mit bergsteigerischem Interesse, d.h. unter Mitnahme vieler hoher Gipfel, d.h. mit vielen, dazu nötigen Unterbrechungen oder als Fotograf oder als Botaniker oder "bloß" als Natur-Romantiker gehen. Und jeder hat damit Recht, wie er den Zentralalpenweg am liebsten geht.
Der neu überarbeitete Zentralalpenwegführer von Fritz Peterka, dessen letzte Auflage im Styriaverlag erschienen war, fasst den ganzen Weg mit seinen Varianten in einem handlichen Band zusammen. Für Begeher, die beruflich die Zeit und natürlich auch die Kondition haben, den Zentralalpenweg non-stop zu begehen, ist diese Zusammenfassung in einem Band sehr praktisch. Dieser Führer zeigt auch in einer ganzen Reihe von Bemerkungen, dass er die sportliche Seite des Weitwanderns besonders schätzt.
Die neue ÖAV-Führerreihe berücksichtigt, dass nur wenige Bergsteiger beruflich die Möglichkeit haben, den "König der Weitwanderwege" ganz, in einem Zug non-stop zu begehen. Deshalb soll der „02“ im ÖAV-Führer in drei Bändchen beschrieben werden. Der Zentralalpenweg hat ab dem Beginn der Hohen Tauern drei Äste, einen hochalpinen Hauptweg mit einer südlichen "02B"-Variante, der über die Hohen Tauern, die Zillertaler, Stubaier, Ötztaler Alpen und die Silvretta führt und eine nördliche "A-Variante" ("02A"), die die Gletscherregion nördlich umgeht und sich erst im Rhätikon wieder mit dem Hauptast vereinigt. Deshalb bietet dieser Führer im ganzen drei Bändchen an: eines, das den Ostteil des Zentralalpenwegs von Hainburg bis zum Westende der "Niederen" Tauern beschreibt, das jetzt erschienen ist, eines, das die gletscherfreie A-Variante und eines, das die beiden Äste des hochalpinen Hauptweges zum Gegenstand hat.
Schon dieser Ostteil des Zentralalpenwegs ist eine wahre "Delikatesse". Walt Unsworth, Chefredakteur der englischen Bergsteigerzeitschrift "Climber" hat in dem von ihm herausgegebenen Weitwander-Sammelband "Europa zu Fuß" unter den nach seiner Meinung fünfzehn schönsten Weitwanderwegen in Europa für Österreich die Durchquerung der Schladminger Tauern auf dem 02 gewählt.
Der 02 beginnt in Hainburg recht "eben". Natürlich wird man am Beginn dieses gewaltigen Weges den letzten Berg der Karpaten, den Hundsheimer Berg bei Hainburg besteigen (um wirklich "von den Karpaten bis zum Apennin" zu gehen). Über den Neusiedler See kommt man zum Leithagebirge, das ganz überschritten wird und einen weitem Blick über den See und die ungarische Tiefebene bietet. Über das Rosaliengebirge und die "Bucklige Welt" kommt man zum Hochwechsel und die Fischbacher Alpen. Die erste ernstere Herausforderung ist dann der "Gleinalpenmarathon", der lange, der Wind ausgesetzte Marsch, immer am Grat vom Hochangerschutzhaus zum Gleinalpenhaus. Trotz des mit AV-Schlüssel zugänglichen, von der Sektion Weitwanderer geschaffenen Biwaks halbwegs kann diese Riesen-Etappe bei ungünstigem Wetter gefährlich sein. Auch Notabstiege brauchen 3 Stunden. Es hat hier schon Tote gegeben. Der folgende Marsch durch die Seckauer, Triebener, Rottenmanner, Schladminger und Radtstädter Tauern schenkt eine Fülle von Gipfeln, landschaftliche Höhepunkte wie den Klafferkessel oder die Hochgolling-Nordwand und auch einsamste Teilstücke. Das anstrengendste Stück ist wieder eine Riesenetappe: vom Großen Bösenstein (Edelrautehütte) bis zur Plannerhütte, die man evtl. durch Übernachtung auf einer Alm (die aber nur 4 Lager hat) halbieren kann, falls man nicht (wie der Rezensent mehrfach) biwakieren will.
Der Ostteil des 02 endet in der Tappenkarseehütte. Von hier aus kann man (etwa am Ferienende) die Begehung leicht unterbrechen oder sich entweder nach Süden zur Osnabrücker Hütte und damit dem hochalpinen Teil des 02 oder ins Gasteiner Tal und damit dem Beginn des 02A zuwenden.
Der ÖAV-Führer hat die schlanke äußere Gestalt der neuen Führerreihe, die schon bei der Vorstellung der vier früheren Bändchen beschrieben wurde. Der Text ist durch vielfältige "Updates" auf dem neuesten Stand. Sehr gut, übersichtlich und klar ist in diesem Führer nicht nur der Text, sondern auch auch die Darstellung der Karten, in die der Weg eingetragen ist. So findet man ihn in den natürlich mitzuführenden Landkarten problemlos. Ausgezeichnet ist auch, dass nicht nur die Gesamtzeiten, sondern auch detailliert und übersichtlich die Zwischenzeiten angegeben werden.
Der Peterkaführer bietet wie der ÖAV-Führer Höhengrafiken und Streckenkärtchen, die das Auffinden des Weges auch in Karten, in denen er nicht eingetragen ist, erleichtern. Die Einleitung ist ganz überarbeitet, bietet ausführliche Literaturhinweise, höchst interessante Entfernungstabellen und Ausrüstungsratschläge, welche die moderne Alpintechnologie berücksichtigen. Da er den sportlichen Aspekt des Zentralalpenwegs betont, nennt er auch Laufschuhe. Der Text der Einzeletappen selbst ist sehr übersichtlich und man spürt überall die große persönliche Erfahrung der sechs Gesamtbegehungen des Autors durch.
Nach so viel Lob für beide Führer ein paar Kleinigkeiten, die mir weniger gefallen.
Ich halte es, auf einem Weitwanderweg unterwegs, für sehr nützlich, wenn man zu den Alpenvereinshütten im Führer genaue Informationen findet: wie groß die Hütte ist, d.h. wieviele Zimmerlager und wieviele Massenlager in Schlafsälen die Hütte hat und ob es auf der Hütte Duschen gibt. Der Weitwanderer steigt nicht auf eine Hütte, von da auf einen Gipfel und dann wieder ins Tal zu Dusche, Gasthofbetten, Geschäften. Manchmal kommt man dorthin. Aber oft ist gerade der Weitwanderer tagelang von Hütte zu Hütte unterwegs. Da sind zur Planung, wie man die Tagesetappen begrenzt, d.h. welche Hütte man zum Übernachten wählt, diese Informationen sehr nützlich. In Führern, in denen diese Informationen fehlen, trage ich sie vor Ferienbeginn immer aus dem jeweils neuesten AV-Hüttenführer von Hand ein. Der Peterkaführer nennt diese Zahlen.
Im Peterkaführer fällt andererseits auf, dass er bei allen Hütten die Information, welcher Alpenvereinssektion sie gehören, getilgt hat, die die 4. (1. Styria-)Auflage seines Führer bot. Nun kann man bei vielen Hütten die Sektion erschließen ("Osnabrücker Hütte") oder im AV-Hüttenverzeichnis nachschlagen, wenn man eine Mitteilung an die Sektion beabsichtigt. Aber sein bewährter Führer hatte doch früher diese Information?
Die 5. Auflage des Peterkaführers sagt zur Carl-Hermann-Notunterkunft in der Fensteralmhütte, sie sei "versperrt" und habe ein Sonderschloss. In der 4. Auflage sagte er, sie sei mit dem AV-Schlüsel zugänglich. Nun habe ich selbst dort schon geschlafen: die Hütte hatte das AV-Schloss und auch der neue Band 1 des AV-Hüttenführers sagt dies. Mit AV-Schlüssel ist die Hütte zur Tourenzeit im Sommer zugänglich. Nicht zur Jagdzeit und nicht im Winter. Da es auf der überlangen Gleinalpenetappe schon Tote gegeben hat, ist die Information über diese Abkürzungsmöglichkeit in Notfällen wichtig.
Schade finde ich, dass im ÖAV-Führer die naheliegendste Möglichkeit der Umgehung der gefährlichen Ostflanke des Hochschwungs nicht genannt wird. Diese Ostflanke ist nicht nur dachziegelartig plattig geschichtet, hat kaum Griffe, sondern die Platten sind vielerorts mit Erde und feinen Steinchen bedeckt, die wie Kugellager wirken können. Besonders bei glitschiger Nässe oder Vereisung ist das gefährlich. Allein bin ich das (in W-O-Richtung) überaus vorsichtig gegangen. Einen nicht ganz trittsicheren Begleiter habe ich später hier mit dem Seil gesichert. Der ÖAV-Führer nennt nur eine recht weitläufige Umgehung. Hier ist Peterka besser: Wenn man auf der alten Römerstraße nur so weit absteigt, wie der Fuß der Nordseite des Hochschwungs reicht und dann darunter nach W quert, kann man mit Grödl oder Steigeisen (die man wegen der folgenden Hohen Tauern wahrscheinlich ohnehin im Rucksack hat) gar nicht schwierig hinter dem Hochschwung die steile Grasflanke wieder auf den dann leichten Grat hinaufsteigen.
Man kann den Autoren dieser beiden neuen Führer zum "König der Weitwanderwege" nur gratulieren. Schon Peterkas bisheriger Zentralalpenwegführer war ausgezeichnet. Er hat in seiner 5. Auflage und in dem ÖAV-Führer eine würdige Weiterführung gefunden.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 20 - August 2006
Bätzing / Kleider: Die Seealpen
Von Heinz Schulte SJ
Bätzing, Werner / Kleider, Michael: Die Seealpen. Naturpark-Wanderungen zwischen Piemont und Côte d'Azur, ein Wanderführer in der "Naturpunkt-Reihe" des Rotpunktverlags, Zürich 2006, 215 S., Broschur, 24,00 €, 38,00 sFr. Durchgehend vierfarbig mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Routenskizzen und einem ausführlichen Teil "Praktische Hinweise für den Wanderer". ISBN 10: 3-85869-317-0; ISBN 13: 978-3-85869-317-4.
Sowohl auf der französischen, als auch auf der italienischen Seite besitzt dieses herrliche Gebiet einen "Naturpark": den italienischen "Seealpen-Naturpark" und auf der französischen Seite den "Mercantour-Nationalpark" in denen die Routen dieses Führers verlaufen. Aus Teilstücken der Grande Traversata delle Alpi auf italienischer, der Route de Grande Randonnée Nr. 5 auf französischer Seite und Verbindungsstücken ist hier ein dreizehntägiger Rundwanderweg durch die Seealpen entstanden, den man natürlich beliebig kürzen oder – die beiden großen Weitwanderwege werden ja teils benützt – verlängern kann. Der Wanderer kann so nicht nur die kleinen Landgasthöfe und Hotels, sondern weithin auch die "Infrastruktur" (gîtes, posti tappa) dieser beiden klassischen Weitwanderwege und die beiden parkeigenen Unterkünfte der Nationalparks benutzen.
Der Führer ist in schweizerisch solider Weise ausgestattet: in beiden Klappen finden sich instruktive, gut gemachte Karten, auf jeder Seite finden sich erstklassig auf ausgezeichnetes Papier gedruckte Farbfotografien und Farbbilder zur Landesgeschichte, vorbildlich gemachte Übersichtskärtchen erleichtern das Finden auf den natürlich im Gelände notwendigen Landkarten 1:50 000, und der ungewöhnlich ausführliche "Serviceteil" am Ende des Buches informiert über die Anreise, die nötige Ausrüstung, über günstige Wanderzeiten, über die Art der Unterkünfte, über Karten und Literatur. Was die Unterkünfte angeht, so stimmt es zwar, dass die südlichen Westalpen "einsam" sind. Wir waren oft in den posti tappa und den gîtes die einzigen Gäste und ein Sinn dieser Weitwanderwege ist es ja auch, den verbliebenen Menschen in den leider viel zu entvölkerten Tälern besonders der italienischen Westalpen in einem "gesunden" Tourismus eine Überlebenschance in ihrer eigenen Heimat zu schaffen. Ich muss allerdings auch sagen, dass wir im Parc du Mercantour mit seinen prähistorischen Felszeichnungen echte Unterkunftsprobleme in den Hütten hatten, vor allem im französischen Ferienmonat August.
Der eigentliche Charme dieses Buchs ist aber etwas anderes und hängt mit dem einen seiner beiden Autoren, dem Kulturgeografen Prof. Bätzing zusammen. Bätzing war es, der vor Jahren zunächst in der ersten, noch schreibmaschinengeschriebenen Ausgabe seiner beiden gta-Führer und dann in deren weiteren, nun gedruckten Auflagen, damit begonnen hat, in einem Alpinführer nicht nur bergsteigerische Informationen (diese auch, und zwar zuverlässig!), sondern Kulturgeographie zu bieten. So ist auch dieser Führer keineswegs nur eine Weg-Information, sondern er liest sich geradezu spannend. Alpingeschichte, Geographie, Lokal-Geschichte der dort wohnenden Völker, Entwicklung der Entvölkerung großer Gebiete der Westalpen, ihre Gründe, die Versuche, dem gegen zu steuern und vieles andere mehr. Immer mehr Führerwerke versuchen das – mit mehr oder minder Erfolg – nachzumachen. Ein oft zitierter Bätzing-Spruch aus den ersten Auflagen des gta-Führers beschreibt auch bei diesem Führer, warum er so informativ ist: "Man sieht nur, was man schon weiß". Man erkennt erst wo man tatsächlich geht, wenn man z.B. schon vorher etwas von den Okzitanieren gehört hat, wenn man etwas weiß vom Bau der Militärstraßen im Gebirge bei so vielen Auseinandersetzungen durch die Jahrhunderte, wenn man leider schon fast eingeebnete alte Terrassenfelder am Hang nicht übersieht, wenn man weiß, warum die alten Wege gerade so breit sind wie ein Muli mit seiner Last u.s.w. – Gerade darin ist auch dieser Führer wieder stark. Er vermittelt so – wie die gta-Führer – nicht nur Information, sondern so etwas wie Liebe zu diesem Land und seinen Menschen. Es ist zu hoffen, dass auch er Bergsteigern und Weitwanderern im deutschen Sprachraum den Weg in die südlichen Westalpen ebnet.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 21 - Dezember 2006
Walter Töpner: Wege der Jakobspilger - Band 1
Töpner, Walter: Wege der Jakobspilger - Band 1, Magdeburger Börde, Harz, Solling, Sauerland, Rheinland, Paulinus Verlag, Trier, ISBN 3-7902-1310-1
Auf den 250 Seiten des Buches wird das damalige Wegenetz zwischen Elbe und Rhein und die historischen Hintergründe dieses Pilgerweges eingehend beschrieben. Die Städte Magdeburg, Halberstadt, Paderborn, Lippstadt, Siegburg und Bonn und Umgebung bilden darin einen besonderen Schwerpunkt und werden als Pilgerstationen beschrieben.
Der Führer will auch Kunst, Kultur und Landschaften in den verschiedenen durchwanderten Regionen nahe bringen. Der Leser wird informiert über berühmte Wegmarken der Pilger in Städten, Dörfern, Kirchen, Klöstern, Burgen und Schlösser und ihre Historie. Mit den zahlreichen Fotos wird der Wegverlauf authentisch aus der Pilgerperspektive dokumentiert und gerade diese persönliche Sicht machen dieses Buch zu einer guten Ergänzung zu herkömmlichen Reiseführern.
Mit diesem Buch wird ein neues Kapitel in der Erforschung und Begehung von Jakobswegen in Deutschland aufgeschlagen. Dieser in seinem östlichen Teil noch weitgehend unerforschte Abschnitt einer deutschen Jakobsroute erhält durch die Verbindung Mitteldeutschlands und Osteuropas mit dem übrigen Europa vor dem Hintergrund der deutschen Einheit und der Vereinigung Europas eine neue politische und geschichtliche Bedeutung.
Der jetzt wieder neu aufgelegte bekannte Band 2 schließt an den Band 1 an und führt den Weg von Köln über Trier, Metz, Chalons-sur-Marne, Troyes bis nach Vézelay in Frankreich hinein. Er ist in gleicher Weise wie Band 1 aufgebaut.
zum hochalpinen Teil des "Zentralalpenwegs"
Von Heinz Schulte SJ
Käfer, Fritz und Erika, Eigenthaler, Günther unter Mitarbeit von Gerhard Hecht: Österreichischer Weitwanderweg 02A Band II: Von den Niederen Tauern zum Rätikon und nach Feldkirch, Hrsg. und Eigenverlag: Österreichischer Alpenverein Sektion Weitwanderer, Thaliastraße 159/3/16, A-1160 Wien, 104 S. © 2006. Preis € 5,40.
Käfer, Fritz und Erika, Eigenthaler Günther unter Mitarbeit von Gerhard Hecht: Österreichischer Weitwanderweg 02 Band III: Durch die Hohen Tauern und Tiroler Zentralalpen nach Feldkirch, Hrsg. und Eigenverlag: Österreichischer Alpenverein Sektion Weitwanderer, Thaliastraße 159/3/16, A-1160 Wien, 140 S. © 2006. Preis € 5,40
Im Dezemberheft 2005 wurde in "Wege und Ziele" bereits die neue Weitwander-Führerreihe des Österreichischen Alpenvereins, im Augustheft 2006 der neue, in drei Einzelbändchen erscheinende Führer des ÖAV zum großen Zentralalpenweg im Allgemeinen vorgestellt und das damals bereits erschienene erste Bändchen I – von Hainburg an der Ungarngrenze bis zum Beginn der Hohen Tauern – im Einzelnen besprochen. Nun sind auch die Bändchen II und III erschienen.
Der Zentralalpenweg hat ab dem Westende der Niederen Tauern, d.h. ab dem Beginn der Dreitausender und damit der Gletscher und der eigentlich bergsteigerischen Anforderungen an den Wanderer, zwei Äste: einen, der dem Alpenhauptkamm folgt ("02") und einen, ebenfalls hervorragend schönen, der unter Umgehung der Gletscher, bis ins Verwall parallel nördlich dazu verläuft (02A). Im Rätikon vereinigen sich dann die beiden Wege wieder. Wie alle großen Weitwanderwege in Österreich ist auch der Zentralalpenweg im Gelände rot-weiß-rot markiert und mit einer dreistelligen Nummer bezeichnet, deren letzte beide Zahlen immer "02" sind und deren erste Zahl mit der Gebirgsgruppe wechselt. Die beiden letzten Zahlen "02" begleiten einen also auf beiden Ästen bis nach Feldkirch. Deshalb wird der Zentralalpenweg auch oft nur "der Nullzweier" genannt.
Der hochalpine Ast des Zentralalpenweges durchmisst, immer in der Nähe des Hauptkamms, die Hohen Tauern, die Zillertaler, Stubaier und Ötztaler Alpen, das Samnaun und das Verwall sowie die Silvretta und vereinigt sich an der Lindauer Hütte bei Schruns im Rätikon wieder mit dem eisfreien Ast 02A. Er überschreitet oder bietet in nächster Nähe der überschrittenen Scharten Dutzende von Zwei- und Dreitausendern.
Der Zentralalpenweg gehört nach meiner Meinung zum Lohnendsten, was man als Weitwanderer und als Bergsteiger in den Alpen machen kann. Die Begehung des dem Ostalpenhauptkamm folgenden Astes des Zentralalpenweges überfordert den durchschnittlichen Bergsteiger nicht. Nur an wenigen Stellen, am "Klagenfurter Jubiläumsweg" nach dem Hohen Sonnblick, am "St. Pöltener Ostweg" und in der Venedigergruppe wird er schwieriger. Aber diese Stellen können alle auf ebenfalls sehr lohnenden Varianten umgangen werden.
Die Alpenvereine haben die Ostalpen erstklassig erschlossen. So hat man auf dem 02 an jedem Tag in Alpenvereinshäusern Unterkunft, die durch ein die "Infrastruktur" des Zentralalpenwegs darstellendes, ausgezeichnetes Wegenetz verbunden sind.
Der neue Führer ist auch auf dem neuesten Stand: er nennt zuverlässig neue Verlegungen von Stücken des Zentralalpenwegs, z.B. die durch den großen Felssturz 2000 notwendig gewordene Verlegung der Verbindung zwischen Kürsinger- und Warnsdorfer Hütte in der Venedigergruppe oder die ebenfalls durch die Klimaerwärmung und das Zurückgehen des Permafrostes notwendig gewordene Verlegung des Übergangs vom Krimmler Tauernhaus zur Plauener Hütte von der Gamsscharte zur Zillerplattenscharte.
Sehr gut finde ich auch – ich kenne beides – die Verlegung der Hauptroute an einigen Stellen, die für einen Weitwanderweg vielleicht doch zu schwierig sind, auf die frühere "B-Variante": der "Klagenfurter Jubiläumsweg" und die Ödenwinkelscharte mitsamt dem "St.Pöltener Ostweg" sind jetzt "Alpinvarianten" und die Hauptroute führt im ersten Fall vom Zittelhaus auf dem Hohen Sonnblick über den Gletscher und den Hüttenweg direkt nach Heiligenblut hinab und im zweiten wird – besonders schön – die Sudetendeutsche Hütte und damit der Große Muntanitz, der leicht ersteigliche König der südlichen Glocknergruppe, frühere B-Variante, nun eingebunden und Hauptweg.
Der hauptkammnahe Ast des Zentralalpenwegs verbindet auf eine "weitwanderfreundliche" Weise die "Rosinen der Ostalpen" zu einem kaum zu übertreffenden Weitwanderweg. Er wird zu Recht "König der österreichischen Weitwanderwege" genannt.
Zum Bändchen II:
An der Tappenkarseehütte am Westende der Niederen Tauern löst sich "der 02A" vom hauptkammnahen Ast des Zentralalpenwegs. Er führt über die Gasteiner Alpen zum Statzerhaus auf dem wie eine Proszeniumsloge vor den Dreitausendern der Hohen Tauern stehenden Hundstein (herrliche Sonnenauf- und Untergänge!). Dann führt er über den Pinzgauer "Spaziergang" (eine mörderisch anstrengende Tagestour) und durch die Kitzbühler Alpen zu der Tuxer Gruppe und zur Brennerfurche. Dann durch die nördlichen Stubaier und Ötztaler Kämme und das westliche Verwall (wieder mit dem "Wormser Höhenweg" eine Riesen-Tagesetappe) ins Rätikon zur Lindauer Hütte und damit dem Hauptweg.
Der 02A hat seinen eigenen Reiz: viele Teilstücke sind einsamer als der Hauptweg (auch hier einige erleichternde Wegänderungen, z.B. zwischen dem Wildkogel und der Bamberger Hütte in den Kitzbühlern) und vor allem: der 02A führt immer wieder, parallel zum Hauptkamm, auf herrliche Aussichtsberge, die genau vor dem Hauptkamm als Aussichtslogen stehen, dazu noch immer wieder auf solche, auf denen ein Unterkunftshaus steht (z.B. die Bad Gasteiner Hütte auf dem Gamskogel, das Statzerhaus auf dem Hundstein, die Schmittenhöhe und die Pinzgauer Hütte bei Zell am See, das Wildkogelhaus dem Großvenediger gegenüber, die Wormser Hütte vor den Kalkzinnen des Rätikon u.v.a.m.).
Der 02A verlangt keine besonderen bergsteigerischen Fähigkeiten, wohl aber immer wieder gute Kondition bei langen Tagesetappen.
Sowohl der neue Zentralalpenwegführer II als auch das Bändchen III haben das schmale Format der neuen Führerreihe, fortlaufende Höhendiagramme, Kärtchen, die das Auffinden des Wegs auf den natürlich notwendigen 50000-er Karten erleichtern, genaue Angaben zu Anfahrt und Übernachtung und vor allem eines, was bei den bisherigen Styria-Führern m. E. zu knapp war: sie bringen sehr instruktiv über die rein touristischen Angaben hinaus immer auch eine schräg gedruckte Kategorie "Wissenswertes". Österreichische Weitwanderwege sind immer auch Kulturwege. Die neuen Führer bringen höchst erfreuliche Erklärungen auch zu Geschichte und Kultur: man läuft nicht blind durch die Gegend. Es würde nichts ausmachen, wenn dieses "Wissenswerte" in künftigen Auflagen noch ausführlicher würde.
Beide erstaunlich preiswerten Führer sind herausgegeben und im Eigenverlag verlegt von der Sektion "Weitwanderer" des Öesterreichischen Alpenvereins und auch von dort zu beziehen: An den Vorsitzenden der Sektion "Weitwanderer" des ÖAV Herrn Fritz Käfer, Thaliastraße 159/3/16, A-1160 Wien, Tel./Fax 01/493 84 08, eMail: weitwanderer@sektion.alpenverein.at.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 22 - April 2007
Ludwig Graßler: Traumpfad München – Prag
Bruckmann 2006, ISBN 3-7654-4405-7
Von Gerhard Wandel
Ludwig Graßler ist vielen als Protektor des „Traumpfad München - Venedig“ und durch seinen gleichnamigen Wanderführer aus dem Bruckmann Verlag bekannt geworden. Das Buch genießt unter Kennern Kultcharakter. Weniger bekannt ist das Vorhandensein eines zweiten „Traumpfades.“
Alljährlich am 8.8. um 8:00 Uhr in den Jahren mit geraden Zahlen werden die Wanderer auf dem Marienplatz in München festlich zur Wanderung in die Moldaumetropole verabschiedet.
Ich bin Ludwig Graßler anlässlich der Kontaktaufnahme des Netzwerks Weitwandern e.V. mit der Gruppe „Traumpfad“ im Januar 2005 begegnet. Ich lernte einen rüstigen älteren Herrn kennen, der fest verwurzelt in seiner bayerischen Heimat, kompetent und weltoffen ist. Dass er damals schon fast 80 Jahre alt war, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können!
Er selbst stellte den „Traumpfad München - Prag“ folgendermaßen vor:
„Den ersten Abschnitt von München bis zur Donau sollte man mit dem Fahrrad zurücklegen, den zweiten Teil von der Donau zur Moldau zu Fuß und den dritten Teil auf der Moldau nach Prag mit dem Schiff.“
Zum Buch
Der Bruckmann-Verlag gehört mit seiner Serie „Wandern Kompakt“ neben den „outdoor“ Wanderführern, den „Rother Wanderführern“ und den Wanderführern von „Dumont aktiv“ zu den hochwertigen Fernwanderführern in Deutschland. Die gesamte Tour umfasst 450 km. Für die Überschreitung des Bayerischem Waldes und des Böhmerwaldes existieren zwei alternative Wanderrouten. Die einzelnen Tagesetappen sind genau beschrieben und enthalten in der Übersicht Entfernungsangaben, Zeitvorgaben und die Auf- und Abstiegsmeter. Lobend sind auch zu erwähnen: die Angaben zu Wanderkarten, Verkehrsverbindungen, Einkehr- und Unterkunftsmöglichkeiten.
Aber der Führer bietet mehr als nur eine Wegebeschreibung: Die Sehenswürdigkeiten am Wegesrand, die deutsche und böhmische Geschichte der durchwanderten Landschaften und Orte finden ebenfalls ihren Niederschlag, ohne dabei den Umfang eines Wanderführers zu sprengen. Eine kleine Sprachkunde, ein Verzeichnis der tschechisch-deutschen Ortsnamen, ein Höhendiagramm und heraustrennbare Übersichtskarten runden den Führer zu einem harmonischen Gesamtwerk ab.
Zum Preis von 11,90 € bekommt der Wanderer einen preisgünstigen Führer, der mit 200 g auch gut im Rucksack mitgenommen werden kann.
Wünschenswert wäre es, wenn der Führer seine Aufgabe, nämlich viele Wanderer auf diesen Weg zu führen, erfolgreich nachkommt und die öfters erwähnte mangelhafte Markierung des Weges verbessert wird!
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 22 - April 2007
Österreichischer Weitwanderweg 04
(Voralpiner Weitwanderweg)
Von Gerhard Wandel
Die OeAV-Sektion Weitwanderer hat in kurzer Zeit einen weiteren Weitwanderführer der Österreichischen Fernwanderwege in Eigenregie herausgebracht. Wegen der weiteren Wanderführer wird auf die Veröffentlichungen von Pater Heinz Schulte SJ in der Dezemberausgabe 2005 und der Ausgabe vom August 2006 von Wege und Ziele (Nr. 18 und 20) verwiesen.
Die Neuauflage behandelt den Streckenverlauf des Voralpenweges 04, welcher 23 Tagesetappen auf der Südroute sowie 18 auf der Nordroute von Wien nach Bad Reichenhall umfasst, sowie weitere 16 Tagesetappen von Bad Reichenhall nach Bregenz. Er weist eine Länge von insgesamt 870 km auf. Der im Wanderführer beschriebene Weg ist identisch mit einem Abschnitt des Europäischen Fernwanderweges E 4 „Gibraltar – Pyrenäen – Jura – Bodensee – Neusiedler See – Balaton – Rila – Kreta“ und in Bayern mit dem „Maximilians-weg“ sowie teilweise mit dem violetten Weg der „Via Alpina“.
Der Weg 04 nimmt seinen Ausgang auf dem Kahlenberg bei Wien, führt auf seiner „Nörd-lichen Wienerwaldroute“ nach Klosterneuburg, zieht durch die Hagenbachklamm zum Schöpfl, der höchsten Erhebung des Wienerwaldes. Weiter gelangt er in das Traisen- und Pielachtal, sowie über den Wegeknoten Plankenstein in das Erlauftal und nach Waidhofen an der Ybbs.
Hierher kommt man auch auf der etwas längeren „Südlichen Wienerwaldroute“ (04A), die über die Gutensteiner, Türnitzer und Ybbstaler Alpen in das Kleine Erlauftal führt.
Der Weiterverlauf des Weges führt über Höhen des Enns- und Steyrtal, sowie am Rande des Totes Gebirges den Traunsee, um von dort über das Höllengebirge den Attersee zu erreichen. Über den Schafberg geht es zum Wolfgangsee und Fuschlsee, sowie anschließend über den Gaisberg in die Mozartstadt Salzburg und weiter durch das Gebiet des Unterberges in das Berchtesgadener Land bis nach Bad Reichenhall.
Von hier setzt sich der Weg in Bayern auf dem Maximiliansweg (M) durch die Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen zum Mangfallgebirge, sowie durch die Ammergauer und Allgäuer Alpen zum Bregenzer Wald fort und gelangt schließlich zum Bodensee.
Der Wanderführer soll dem Begeher die Planung und Durchführung seiner Touren anhand der ausführlichen Wegbeschreibung, der Wanderkärtchen und Höhenprofile erleichtern. Ebenso finden sich in diesem übersichtlichen Werk Informationen über Länge, Gehzeiten und Schwierigkeit der Touren, Angaben über die jeweiligen Bahn- und Busverbindungen, über Einkehr- und Unterkunftsmöglichkeiten, Hinweise auf das notwendige Kartenmaterial, Telefonnummern von Schutzhütten, Gasthöfen und Touristeninformationen, sowie Wissenswertes über Orte und Kultur.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 22 - April 2007
Wanderungen in den Abruzzen
Von Günther Krämer
Christoph Hennig: Wilde Wege, stille Dörfer. Wanderungen in den Abruzzen Rotpunktverlag Zürich, ISBN 978-3-85869-346-4, 28,00 €
Dazu kommen Hintergrundinformationen zur Geschichte, zur Natur und zur Volkskunde, allgemeine Reiseinformationen, Beschreibungen der Städte mit guten Stadtplänen und sehr schöne Fotos. Ich kenne keine bessere Landeskunde der Abruzzen. Hennig hat den in seinem legendären Ligurienführer verwirklichten Stil modernisiert, auch verbessert, und einen Wanderführer geschaffen, der fast keine Wünsche – außer dem Gewicht! – offen lässt.
Sogar die nicht selten vorzufindenden kritischen Anmerkungen sind, wenn man Hennigs Intentionen kennt, sehr wichtig: Zum einen will er dazu beitragen, dass Defizite erkannt und beseitigt werden, zum andern bewirkt ein Wettbewerb zwischen den Restaurants und den Hotels eine Verbesserung der Leistung. Also keine Lobhudelei auf eine eindrucksvolle Wanderlandschaft, sondern ein perfekter Wanderführer, der zum Nachwandern anregt. Er reiht sich würdig in die Reihe der Rotpunkt-Führer ein.
Vor Jahren habe ich Christoph Hennigs Toskana-Führer kritisiert. Wir haben darüber diskutiert. Dieses Mal ist ihm ein Meisterstück gelungen. Gratulation!
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 24 - Dezember 2007
Österreichischer Weitwanderweg 07
Ostösterreichischer Grenzlandweg
Von Heinz Schulte SJ
FRITZ UND ERIKA KÄFER unter Mitarbeit von GÜNTHER EIGENTHALER:
Österreichischer Weitwanderweg 07 (Ostösterreichischer Grenzlandweg)
Eigenverlag der Sektion Weitwanderer des Österreichischen Alpenvereins, Übersichtskärtchen, Höhendiagramme, 140 Seiten, 6,40 €.
Erhältlich über die Sektionsadresse: Thaliastraße 159/3/16, A 1160 Wien, Tel. und Fax: 01/4938408 oder 0664/2737242 eMail: weitwanderer@sektion.alpenverein.at, www.alpenverein.at/Weitwanderer
Bisher sind in dieser Reihe erschienen die drei Bände zum Zentralalpenweg 02 und die Führer zu den großen Weitwanderwegen 03, 04, 08, 09, 10. Nun gibt es auch den Führer zum Ostösterreichischen Grenzlandweg.
Beginnend am Weitwanderzentrum Nebelstein an der tschechischen Grenze führt der Grenzlandweg in mehr oder minder großer Nähe zur tschechischen, der slowakischen, der ungarischen und der slowenischen Grenze in großem Bogen durch das ostösterreichische Grenzland nach Süden über 710 km bis hinunter nach Bad Radkersburg. Er benützt dabei stückweise die Europawege E 8 und E 4 und innenösterreichisch den Thayatalweg, kurze Stücke des Nordalpenwegs und des Zentralalpenwegs, den Steyrischen Landesrundwanderweg und den Burgenländischen Grenzlandweg.
Außer im Hochwechsel, der auf einer Variante umgangen werden kann (z. B. bei Schneelage), berührt der 07 kein alpines Gelände, sondern verläuft durch Flachland oder sanftes Mittelgebirge, ist also leicht, kann mit tüchtigen Kindern und während des Großteiles des Jahres begangen werden. Unterkunft wird in guten, preiswerten Landgasthöfen angeboten.
Österreichische Weitwanderwege sind ja immer nicht nur landschaftliche Delikatessen, sondern auch "Kulturwege". Auch der 07 führt einen nicht nur durch einsame Gebiete wie das Waldviertel, durch den Nationalpark DonauAuen und den Nationalpark Neusiedler See, sondern auch zu herrlichen Klöstern, Kirchen, Burgen. Überall spürt man die Ausstrahlung des großen Kulturzentrums Wien, das auch kurz berührt wird. Die Vulkanlandschaft der Osteiermark, durch die der Weg schließlich verläuft, ist zugleich - wie Vulkanlandschaften oft ein Weinland Der Rezenzent hat dort in Klöch einen der besten Weine getrunken, die er je getrunken hat
Der neue Führer hat das schmale Format (21x10 cm) der neuen Reihe, fortlaufend Höhendiagramme und Ubersichtskärtchen, die das Auffinden des in der Natur gut markierten Weges in den natürlich zusätzlich nötigen Wanderkarten erleichtern. Da österreichische Weitwanderwege, wie gesagt, immer auch Kulturwege sind, ist besonders zu loben, dass der Führer nicht nur den Weg, sondern auch Geschichte, Tradition, Wissenswertes allgemein bietet. Natürlich wird die Fülle der Hinweise auf Unterkunftsmöglichkeiten, Telefonnummern und anderes "Aktuelles" dauernd der Änderung unterworfen sein. Aber die Sektion Weitwanderer, des ÖAV hat einige der neuen Führer bereits in Neuauflagen herausgebracht und im Internet kann man unter der oben angegebenen Adresse jederzeit die neuesten, etwa eingetretenen Änderungen finden.
Bewundernswert ist die Arbeit der ehrenamtlich arbeitenden Autoren.
Bewundernswert ist auch der Preis dieses Führers.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 24 - Dezember 2007
Ursula Bauer/Jürg Frischknecht
„Veltliner Fußreisen“
Von Brigitte Schütz
So viel Poesie, so schöne Stimmungsbilder – wer möchte sich da nicht genüsslich bei einem guten Glas Wein (Veltliner vielleicht?) auf dem Sofa räkeln und Ursula Bauer und Jürg Frischknecht lesend auf ihren Wanderungen durchs Veltlin folgen? Spannend und mitreißend erzählen sie von ihren Erlebnissen, berichten aus der Geschichte der Region und geben viele, viele Tipps, die zur eigenen Erkundung und Erwanderung dieser nördlich von Mailand gelegenen italienischen Grenzregion einladen und anregen. Denn „Veltliner Fußreisen“, das vor etwas mehr als 10 Jahren erstmals im Züricher Rotpunkt-Verlag erschien und jetzt seit Juli 2007 in bereits der 4. überarbeiteten Auflage vorliegt, ist wie die anderen „Lesewanderbücher“ des Verlages, eben nicht nur für den Ohrensessel gedacht, sondern ist auch praktischer Wanderführer.
Die Autoren beschreiben das Gebiet in 37 Etappen, die sich einzeln erwandern oder zu mehrtägigen Touren zusammenstellen lassen. So ist das Buch auch bestens für Weitwanderer geeignet. Jeder Etappe wird eine kurze Beschreibung vorangestellt, die eine kleine Karte mit Streckenübersicht, Wanderzeiten, Tipps zu Verkehrsanbindungen, Übernachtungsmöglichkeiten und eventuelle Varianten enthält. Reich bebildert mit Schwarz-Weiß-Fotos und auf hochwertigem Papier gedruckt, hat es zwar ein ganz ordentliches Gewicht, gleichzeitig aber auch eine robuste Verarbeitung, so dass es die Zeit im Rucksack heil übersteht und seinen Preis von Euro 28,00 wirklich wert ist.
Alles in allem eine gelungene Mischung aus praktischem Führer und opulentem Schmöker, den man auch gerne nach erfolgreichem Wandern noch einmal zur Hand nimmt, um erneut ins Träumen zu geraten.
Veltliner Fußreisen – Zwischen Bündner Pässen und Bergamasker Alpen Ursula Bauer/Jürg Frischknecht 4., aktualisierte Auflage 2007 Rotpunkt-Verlag, Zürich ISBN 978-3-85869-349-5
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 25 - April 2008
Mit zwei Wanderführern durch Umbrien und bis nach Rom auf den Spuren des Heiligen Franz
Von Lutz Heidemann
Kees Roodenburg:
Italien: Franziskaner Wanderweg123 Seiten, erschienen 2006 als Outdoor-Handbuch 186 beim Conrad Stein Verlag, ISBN 3-86686-186-9, Preis: 9,90 €
Angela Maria Serracchioli:
Der Franziskusweg von La Verna über Gubbio und Assisi bis Rieti 176 Seiten, erschienen 2007 bei der Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck, ISBN 978-3-7022-2825-5, Preis: 19.90 €
Beide Führer haben deutliche Qualitäten, sind keine „Schnellschüsse“ und haben schon „Häutungen“ hinter sich. Angela Maria Serracchioli, die sich als „Pellegrina“, d.h. als Pilgerin, tituliert, hat Jakobsweg-Erfahrungen und begann im Jahr 2003, einen Franziskusweg zu entwickeln. Sie hat eine ihr gut dünkende Trasse erkundet und sie streckenweise auch mit gelben Pfeilen in der Art der Jakobsweg- Markierung bzw. mit einem „T“, dem griechischen Buchstaben „Tau“ und spirituellen Franziskus-Zeichen, gekennzeichnet. Es gäbe auch „VF“- Markierungen. Ab-schnittsweise werden Trassen des CAI, des Club Alpino Italiano, benutzt, zum Teil muß man sich von beschriebener Wegemarke zum nächsten Merkmal durchschlagen. Das scheint aber zu klappen, haben mir Wanderer bestätigt, die von Florenz bis Assisi gegangen sind.
Bei Angela Maria Serracchioli hat die Spiritualität des Wanderns und der Nachvollzug des Lebensweges des Heiligen, also das spezifisch Franziskanische, ein hohes Gewicht. Die italienische Originalausgabe wurde von Klaus Gasperi übersetzt und die Wegführung von ihm durch Erkundungen an Ort und Stelle und die Hinzufügung von weniger asphaltierten Abschnitten weiterentwickelt. Beide Führer geben viele Hinweise auf Übernachtungsmöglichkeiten. Bestimmt interessant sind auch die Möglichkeiten, die sich interessierten Wanderern eröffnen, wenigstens besuchsweise an dem heutigen klösterlichen Leben teilzuhaben.
Um mir ein Bild der zu durchquerenden Landschaft zu machen, habe ich, wie ich es fast immer vor einer Wanderung mache, die Route in eine Straßenkarte, hier eine der guten TCI-Karten 1: 200.000, übertragen. Die Streckenführung wirkt sehr überzeugend! Oft liegt der Weg weitab von Straßen, ist sehr vielseitig, steuert dann wieder interessante historische (Klein-)Städte an. Zwar habe ich mich gefragt, wenn man so nahe an Vallombrosa vorbeikommt, warum geht der Weg nicht auch über dieses Kloster? Hat der Heilige Franz die Benediktiner dort nicht gemocht? Aber insgesamt scheint mir die Etappenwahl sehr überlegt zu sein und andererseits kann man, wenn man unterwegs ist und ein „persönliches Tempo“ entwickelt hat, dann auch einige Etappen zusammenlegen.
In dem Tyrolia-Buch zeigen die Kartenskizzen mit Höhenlinien und Darstellung der Bäche auch die Straßen der Umgebung. Wenn man sich verläuft - oder in die Dunkelheit kommt, kann man damit leichter auf befestigte Wege ausweichen. Das verleiht ein Gefühl der Sicherheit, selbst wenn der Notfall nie eintritt. Ich kann verstehen, dass Bekannte von mir beide Führer mitgenommen hatten. Das hat allerdings auch seinen „Preis“; das Buch von Frau Serracchioli ist nicht nur schöner und „spiritueller“, es ist auch mehr als dreimal so schwer wie das in dem Sinne „professionellere“ Outdoor-Produkt.
Sehr lobenswert sind die ausführlichen Updates und Erfahrungsberichte, die man im Internet unter Conrad Stein Verlag - www.conrad-stein-verlag.de - bei der jeweiligen Veröffentlichung verfolgen kann. Hier spürt man auch die Resonanz des Franziskus-Weges.
Fotos: Stephanie Fritz
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 25 - April 2008
Eine Buchbesprechung und Empfehlung:
Auf dem „fränkischen Weg“ nach Rom
Von Lutz Heidemann
Birgit Götzmann: „Via Francigena“, erschienen 2007 als Outdoor Handbuch 201 im Conrad Stein Verlag, 219 Seiten, ISBN 978-3-86686-201-2, Preis 14,90 €.
Rom als Ziel hat schon viele Menschen gereizt. Auch wir vom „Netzwerk Weitwandern“ erhielten mehrfach Anfragen, wie man geschickt dorthin gelangen könne. Wir hatten auf gute Teilstücke verwiesen: die Durchquerung des Apennin auf der „Via degli Dei“, den Weg der Götter von Bologna nach Florenz (Bericht in: „Wege und Ziele“ 12/2003) oder den Abschnitt von Florenz über den Monte Amiata bis zum Bolsener See (Bericht in „Wege und Ziele“ Nr. 21/2006), aber eine durchgehende Wegebeschreibung, der man gut nachfolgen kann, war mir zumindest bis dahin nicht bekannt.
Die alte Langobarden-Stadt Pavia, auf dem Cover des Buches, ist eine wichtige Station am Weg
Der oben angezeigte Führer basiert auf einem „Selbstversuch“ von Birgit Götzmann, die diese Strecke im Jahr 2006 gewandert ist, aber die Trasse ist kein Einzelwerk. 1994 wurde die Strecke vom Europarat als „Cultural Route“ - was immer das sein möge – ausgewählt und 2004 sogar als „Major Cultural Route of the Council of Europe“ ausgezeichnet. So steht es zumindest in der Einleitung des Führers. Ich weiß nicht, wer solche Etiketts vergibt, ich weiß aber, dass z.B. nach dem Erfolg des Jakobswegs es Überlegungen gab, andere Pilgerziele im europäischen Maßstab zu verbinden: Tschenstochau, Mariazell und jetzt auch Rom. Bei der Via Francigena steckt hinter der Wegeführung und der Werbung ein vielfältiges Netzwerk, im Kern eine Vereinigung von Fremdenverkehrsämtern entlang der Strecke, die Assoziatione Europea della Vie Francigena (AEVF) mit Sitz in Fidenza. Der öffentliche Erfahrungsaustausch findet über folgende Foren statt:
www.francigena-international.org und
Ich fand die Informationen dort aber für einen Wanderer eher wenig substantiell. Nun gibt es, wie es das Sprichwort weiß, viele Wege nach Rom. Der hier zu besprechende Führer ist in seinem Anfang auf Lausanne und die West-Schweiz und den Alpenübergang am Großen St. Bernhard fixiert. Die Via Francigena, die fränkische Straße war eher für Reisende aus Frankreich, England und dem Rheinland angelegt. Man kann jedoch genau so gut auf den Spuren Martin Luthers wandern wollen, der als junger Mann zur Regelung einer Angelegenheit seines Ordens sich nach Rom aufmachte und von Wittenberg über Nürnberg und den Brenner die „ewige Stadt“ erreichte. Dazu gibt es „Erlebnisberichte“, aber keine öffentlich empfohlene Strecke.
Wenn ich das richtig verstanden habe, hat Birgit Götzmann im Detail auf ihrer Wanderung nach gut gehbaren Wegabschnitten gesucht, denn mit dem Ansatz, eine historische Reiseroute nachzuwandern, haben sich die modernen Propagandisten der Via Francigena und auch die Autorin in ein quasi unauflösbares Dilemma begeben. Die Händler und Pilger des Mittelalters benutzten im Gebirge selbstverständlich die Täler, selbst wenn die Wege wegen der Hochwassergefahr im Frühjahr niemals direkt neben einem Fluß oder Bach geführt worden waren. Diese „natürlichen“ Trassen wurden dann auch von der Eisenbahn, den modernen autogerecht begradigten Staatsstraßen und noch später von den Autobahnbauern mit ihren kühnen Viadukten bevorzugt. Da können Frau Götzmann und die anderen „Wegemacher“ zwar teilweise auf ältere Nebenstraßen oder von Zeit zu Zeit auf eine Abkürzung durch den Wald ausweichen, in Hörweite der Autobahn Parma - La Spezia sind die Wanderer z.B. bei ihrem Vorschlag der Apennin-Durchquerung fast immer.
Die Strecke und der Führer von Frau Götzmann sind so angelegt, dass die Wanderung auch in Etappen bewältigt werden kann. Ich persönlich fände es sinnvoll, in den Alpen und nicht z. B. in der Po-Ebene mit der Wanderung nach Rom anzufangen, um schon „in Fahrt“ geraten zu sein, wenn schwierige Etappen anstehen. Auf dem Weg nach Rom durchquert der Wanderer viele Orte, sieht zersiedelte Landschaften und an den Ausfallstraßen banale Architektur wie Tankstellen und Supermärkte. Dazu fällt bei der Autorin kein Wort. Das Ziel an sich ist ja schon eine hohe Belohnung. Andererseits kann es den Reiz einer solchen Wanderung ausmachen, diese damals wie heute lebhaften und ökonomisch prosperierenden Gegenden in dem Tempo eines Wanderers zu durchqueren. Da kann man dann durchaus auch zwischendurch von Piacenza bis Fiorenzuola mit dem Bus fahren, wie es Frau Götzmann z.B. auf S.117 vorschlägt.
Wer eher Natur und Kulturlandschaften erleben will, sollte sich vielleicht den Streckenempfehlungen von Christoph Hennig anvertrauen. Die Kirchen an der Strecke werden knapp benannt. Detaillierte kunsthistorische Erläuterungen sind nicht zu erwarten. Dafür müsste man sich mit Zusatzinformationen „munitionieren“, sich z.B. Auszüge aus verschiedenen DuMont-Kunstführer kopieren. Die vorgeschlagenen Etappen sind nicht zu lang; es bleibt Zeit zu eigenen Erkundigungen in den durchquerten Orten. Die Schweizer Etappen von Lausanne bis Aosta sind überwiegend markiert und bestimmt landschaftlich sehr reizvoll. Frau Götzmann empfiehlt die Mitnahme einer guten Karte. Sie schlägt die 50.000er Karte von Swisstopo vor, die entsprechende Kompaß-Karte sei eher fehlerhaft. In Italien ist der Weg nur abschnittsweise markiert. Häufig ist in dem Führer von „Piste“ die Rede, ohne daß deutlich wird, ob diese asphaltiert ist.
Ich möchte den Weg und den Führer empfehlen. Man kann Italien und seine Liebenswürdigkeit und Alltagskultur dabei erfahren – genauer: „ergehen“. Man wird, wenn man sich auf dieses Abenteuer einlässt, durch ein Italien jenseits der Touristenzentren geführt. Eine große Qualität des Führers liegt nach meiner Einschätzung in seinen detaillierten und unkonventionellen Hinweisen für Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke. Man wird auf Klöster, Pfarrhäuser, Jugendherbergen, Privatquartiere und Campingplätze hingewiesen. Wegen der vergleichsweise vielen befestigten Wegeabschnitte könnte ich mir vorstellen, dass das Buch auch für Fahrradreisende hilfreich sein könnte. Ich habe große Teile der Trasse auf einer TCI-Karte im Maßstab 1:200.000 nachvollzogen. Da gab es mehrere Etappen, die ich gern gewandert wäre, die ich mir sehr reizvoll vorstelle. Vielleicht erhalten wir Rückmeldungen!
Fotos: Bettina Heidemann
Ausschnitt aus einer „Wanderkarte“ des Erhard Etzlaub, Nürnberg 1501. Man erkennt den „markierten“ Weg Bononia (Bologna) – Florenz – Siena – Viterbo – Rom. Eine andere Hauptstrecke ging von Milan(o) nach Genua; ab da konnte man auch übers Meer Richtung Rom reisen. Nvssa wurde zu Nizza, die „Delphinata“ ist die frühere Provinz Dauphiné und Marsilia die alte Form von Marseille. (Repro: Lutz Heidemann)
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 25 - April 2008
Rolf Roost:
Von Lutz Heidemann
138 Seiten, erschienen 2007 als Outdoor-Handbuch 221 beim Conrad Stein Verlag ISBN 978-3-86686-221-0, 12,90 €
Anzuzeigen ist ein gerade erschienener Führer über einen Abschnitt des europäischen Weitwanderweges E4 in Griechenland. Ich bin im Frühjahr 1999 zusammen mit meiner Frau längere Abschnitte dieses sehr schönen in Nord-Süd-Richtung den Peloponnes durchquerenden Weges gegangen. Der Autor, der Schweizer Rolf Roost, erzählt in der Einleitung, dass er zusammen mit seiner Frau vor etwa 20 Jahren mit dem Fahrrad zum ersten Mal Griechenland entdeckt habe, und dass daraus spontan der Wunsch nach einer Dauerbindung zu diesem Land erwachsen sei, der schließlich in Hausbesitz und die Bewirtschaftung vieler Ölbäume eingemündet ist. Diese Sympathie wird auch beim Konzept dieses Reiseführers und sein Werben für Qualitäten und Eigentümlichkeiten des griechischen Alltags spürbar.
Die ganze Strecke von Diakofto bis Gythion läßt sich in folgenden Abschnitten bewältigen:
Nun zu einigen Details: Der Leser fragt sich, was ein „Flurweg“ sein mag. Ist das ein „Helvetizismus? Das eindeutig zu machen, wäre eine Aufgabe für das Lektorat gewesen, denn es gibt nämlich auch noch den „Feldweg“. Wenn, wie auf S. 114, als Alternative ein Weg über den Ort Defsina vorgeschlagen wird, halte ich es auch für einen Mangel, dass der Ort in der kleinen Kartenskizze nicht auftaucht. Auch Mistras als „Grabungsstätte“ zu bezeichnen, kommt mir etwas irreführend vor, gerade weil es eben kein archäologischer Fundplatz ist, bei dem wesentliche Teile „ergraben“ wurden, sondern es sich um einen christlichen Ort handelt, der in spätmittelalterlicher Zeit verlassen worden ist. Aber auch nicht ganz, denn wenigstens ein Kloster ist immer noch „in Betrieb“.
Auf dem Abschnitt von Vitina bis
Tripolis gibt es längere Asphalt-Abschnitte. Die Menalon-Hütte ist nur am
Wochenende geöffnet; sonst muß der Schlüssel organisiert werden. Wir waren
damals in den Osterferien unterwegs und sind streckenweise durch knöcheltiefen
Schnee gestapft. Ich hatte die Strecke über die Menalon-Hütte und dann von
Sparta über den Taygetos wegen der unsicheren Übernachtungsmöglichkeiten gar
nicht in Betracht gezogen. Nun wussten wir, dass es außer dem E4 noch weitere
markierte Wege auf dem Peloponnes gibt. Wir sind ab Vitina auf dem Weg 32
gegangen. Dabei kommt man z.B. durch die schönen Orte Dimitsana und Karitena und
durchquert südlich Dimitsana eine eindrucksvolle Schlucht. Auch die Abschnitte
des „32“ südlich von Megalopolis haben ihren Reiz, obgleich auch dort die
Markierung
Auf dem Taygetos kommen beide Wege wieder zusammen. (Eine Übersichtskizze dieser Wege und des gesamten griechischen Wegenetzes findet sich in der Ausgabe 19/2006 von „Wege und Ziele“; dieser Beitrag ist auch auf unserer Website www.netzwerk-weitwandern.de zu finden.) Ich finde es schade, dass diese Alternative in dem Führer des Conrad Stein Verlages nicht erwähnt und auf der Übersichtskarte auf S. 58 nicht eingetragen wurde. Es gibt auch noch den Weg 33, der vom E4 abzweigend zu dem reizvollen Küstenstädtchen Monemvassia führt. Beides zu erwähnen hätte m. E. nicht den Umfang des Buches gesprengt. Zum Stichwort Umfang: Ich gebe zu, dass ich Höhenprofilen nichts abgewinnen kann. Hier könnte gespart werden; mit ihrer sehr krassen Überhöhung sind sie eher abschreckend.
Doch was ich an dem insgesamt gelungenen Buch bedauere, ist ein anderes Detail und das ist ein allgemeines Thema: Es fehlen z.B. in der Einleitung Angaben oder Hinweise, wie und wann der Weg zustande gekommen ist. Wenn man sich in einer fremden Umgebung auf eine mehrtägige markierte Strecke mit „ihren Haken und Ösen“ einlässt, freut man sich über Verlässlichkeit oder flucht leise, wenn man ins Ungewisse tappt. Dann fängt man unwillkürlich ein Gespräch mit den Wegemachern oder Wegeverantwortlichen an, denen man Ratschläge geben möchte, aber nicht kann. Anderenfalls möchte man sich bei gelungenen Abschnitten, und die gibt es bei diesem Weg nun wirklich in großer Zahl, wenigstens gedanklich bedanken. Hier beim E4 hat, wie bei anderen Teilen des griechischen Netzes, die „Vaterfigur“ Anastasios Rigas eine wichtige Rolle beim Entstehen des Weges gespielt. Ich habe mich mit Rolf Roost darüber ausgetauscht. Der inzwischen über 90jährige Rigas ist auch der Verfasser eines 1995 auf deutsch erschienenen Führers des hier zur Rede stehenden Abschnittes. Roost hat mit Rigas über seine Veröffentlichung gesprochen; Rigas hat sich gefreut, dass seine Arbeit fortgeführt wird. Ich fände es gut, wenn diese Dinge bei einer hoffentlich regen Nachfrage und einer dann zustande kommenden Neuauflage ergänzt würden. In der Rigas-Veröffentlichung sind die Kartenskizzen auch etwas detailreicher. Warum nicht zusammenarbeiten? Schwerer ist das Problem der unterschiedlichen Qualität der Markierungen. Der Stolz, wenn eine Strecke festgelegt und markiert ist und feierlich in Anwesendheit von Honoratioren eröffnet wird, ist eine Seite, die jährliche Kontrolle und Reparatur die andere Sache. Und dafür sind unterschiedliche regionale Verbände zuständig.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 25 - April 2008
Wanderführer – frisch ausgepackt und vorgestellt
von Tilman Kleinheins
Ich öffne vor einigen Tagen den Briefkasten und halte eine Aufforderung des Zollamts Lübeck in Händen: Ein Päckchen aus der Schweiz sei eingetroffen, ich solle erklären, gegebenenfalls verzollen. Was war drin ? Besprechungsexemplare des Rotpunktverlages. Um einerseits der drohenden Einfuhrabgabe zu entgehen und andererseits den Weiterverkauf unmöglich zu machen, drückte mir der beflissene Zollbeamte, nachdem ich lange auf dem Linoleumgang gewartet hatte, in jedes Buch einen Zollstempel. Erledigt. Schengener Abkommen? Europäischer Binnenmarkt ? Wie schnell gewöhnt man sich an freies Reisen, problemlose Bestellungen und Banküberweisungen ins EU–Ausland, an die angenehmen Seiten von Global Europe. Langes Warten, Aufreißen von Kleinstsendungen, Stempel, Mahnung und Warnung wirken da schnell anachronistisch. Alles aber gerne hingenommen für den Inhalt der Sendung: sechs druckfrische Rotpunkt – Wanderführer.
Gäbe es die Reihe noch nicht, man müsste sie glatt erfinden. Ungeteiltes Lob quer durch den Zeitschrifen- und Zeitungswald. Selbst Gewichtspuristen unter uns Weitwanderern schweigen ob der Vielzahl von Grämmern, die es u. U. mitzu-schleppen gilt. Andererseits ersetzt ein Wanderführer des Verlages durchaus den zusätzlich mitgetragenen Krimi oder Roman. Die vielen Hintergrund – Informationen zu jeder Tagesetappe erzählen eigene Geschichten, und dazu noch wahre.
Da die Reihe also den meisten unter den Lesern bekannt ist (siehe auch: Günther Krämers Abruzzen–Band-Besprechung im letzten Dezember-2007-Heft von “Wege und Ziele”), sei hier nur auf die Neuauflagen und Neuerscheinungen hingewiesen:
1. Reto Solèr: Uri – Gotthard, Vom Mythos zur Moderne, 22 Wanderungen in der Urschweiz. Die beschriebenen Touren lassen sich zu einer Umrundung des Urner Landes zusammensetzen. Urner See – St. Gotthard – Urner See. ISBN 978-3-85869-348-8, 1. Auflage, 2007, 26,00 €
42 Tagesetappen schlägt der Autor für eine Grande Randonée von Genf nach Nizza vor. Dabei geht es nicht um den x-ten GR 5 – Führer, sondern um eine wunderbar alternativ ausgesuchte Strecke, die nur gelegentlich auf die bekannte Schwester zurückgreift. Startpunkt ist ja auch Genf und nicht St. Gingolph am Südufer des Sees weiter östlich. Philipp Bachmann hat bei Rotpunkt auch den Band „Jurawandern“ vorgelegt; mit genügend Geld und Zeit sind alle drei Bände aneinander zu erlaufen.
Band 1: Savoyen und Dauphiné, 1. Aufl. 2008, 978-3-85869-360-0, 24 € Band 2: Provenzialische Alpen, 1. Aufl. 2008, 978-3-85869-361-7, 22 €
Was haben Prof. Brämer aus Marburg und H. -P. Kerkeling aus jawohersollichdaswissen gemeinsam? Sie sorgen für einen nicht geahnten Schub fürs Weitwandern. Der eine im wanderbaren Deutschland, der andere im fernen Spanien. Aber Hand aufs Herz: Ist unsereinem der Gedanke, an die über eine Million verkauften Exemplare von Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ nicht auf Anhieb unsympathisch? Unsympathisch, weil wir unser Tun stark mit Begriffen wie Alleinsein, Unerreichbarkeit und Abgeschiedenheit verknüpfen?
Zwei Antworten darauf:
Zum Einen lässt uns die Ballung der neu animierten Weitwanderer vornehmlich auf dem Pyrenäen–Compostela–Weg immer noch mehr als genug Freiraum für eigene Touren nach obigem Muster (mal von GR 20, Rheinsteig und anderen Kultwegen abgesehen). Diejenigen aber, und seien es noch so dröge Zeitgenossen, die erstmalig eine zwei-, drei-oder vierwöchige Fußwanderung u. a. durch die schattenlose Meseta hinter sich bringen, sollten doch als bescheidenere, weisere und weltoffenere Menschen zurückkehren. Quasi weniger Schwachmaten, wie der Holsteiner gerne sagt. Und das ist ein Verdienst von Kerkeling.
Zum Zweiten profitieren wir selbst nicht schlecht von dieser Entwicklung, diesem seit Jahren herbeigeredeten Trend zum Weitwandern (Wieviele andere Fernwanderer habt Ihr denn getroffen auf Euren Touren ?). Denn auf einmal erkennen z. B. Verlage, die bislang ausschließlich „Die schönsten Touren rund um ....“-Führer herstellten, dass es eine kaufkräftige Zielgruppe für Weitwanderführer gibt. Nicht nur das, es werden sogar ganz neue Führer – Reihen aus dem Boden gestampft. Ferner fließen vermehrt Fördermittel in die Schaffung und Instandhaltung neuer Wege.
Die Wandervereine in Deutschland scheinen die Aversion gegen Brämer und Co. überwunden zu haben und kommen nach und nach mit neu gestalteten Prämium – Wegen heraus. Es ist auf einmal Geld für Wegearbeit vorhanden, welches die Vereinskassen in dem Maße nie hergaben. Die Investoren heißen Fremdenverkehrsamt, Gastronomie, Hotellerie, Kulturministerien der Länder oder EUREGIO. Mit Respekt denke ich an die Pioniere der Europäischen Wandervereinigung, deren Saat und deren Idealismus nun auf wunderbare Weise aufgeht und bestätigt wird.
Genug räsoniert, es wird konkret: Eine nagelneue Weitwanderführer–Reihe wird ab April dieses Jahres in den Buchhandlungen zu finden sein: HIKELINE. Kommt Ihnen sicher bekannt vor. BIKELINE ist der sehr erfolgreiche Radtouren – Bruder. Also ein österreichischer Verlag, der sich die gebündelte Herausgabe von prämierten Weitwegen in Deutschland vorgenommen hat. Seitentaschen – Format, Spiralbindung, brauchbare 1:35 000–Kartographie mit Infos zur Bodenbeschaffen-heit der Wege, Höhenprofile, natürlich Wegbeschreibung, Übernachtungs-verzeichnis (nicht nur Telefonnummern von Fremdenverkehrsämtern, wie sonst üblich), Stadtpläne, Sehenswertes, alle 12,90 €
Im März 2008 erschienen:
Rothaarsteig, 220 km, ISBN 978-3-85000-506-7
Panoramaweg Taubertal, 120 km, ISBN 978-3-85000-507-4 (erscheint erst 9/08)
Altmühltal – Panoramaweg, 200 km, ISBN 978-3-85000-500-5
Im April 2008 waren geplant:
Hünenweg (vormals Friesenweg), Papenbourg – Osnabrück, 190 km, ISBN 978-385000-503-6
66 – Seen – Wanderweg, 390 km–Tour rund um Berlin, ISBN 978-3-85000-501-2
Rheinsteig, 310 km, ISBN 978-3-85000-508-1
Rennsteig, 169 km, ISBN 978-3-85000-505-0
Und im Mai stehen auf dem Programm:
Westerwaldsteig, 230 km, verbindet Rothaar-mit Rheinsteig, nagelneuer Weg, ISBN 978-3-85000-502-9
Harzer Hexenstieg, Osterode – Brocken – Thale, 95 km, ISBN 978-3-85000-504-3
ISBN 978-3-85000-509-8
Viele Vorschuss–Lorbeeren für eine Reihe, die es noch gar nicht gibt. „Globetrotter“ hat die Reihe sofort in seinen aktuellen Katalog aufgenommen. Bin überzeugt, dass sich die Bücher in der Praxis bewähren.
Und gleich der nächste Knaller: Frank Rainer Scheck zeichnet als Herausgeber einer neuen Wanderführer–Reihe beim bekannten Reise Know–How Verlag verantwortlich. Für den April sind vier Titel angekündigt, wobei der von Scheck (siehe auch: „Die Höhenwege des Aostatals“, Verlag der Weitwanderer, Edewechterdamm, 1999, ISBN 3-930187-10-8, lieferbar übers GeoCenter) mit Abstand der interessanteste ist. Aber Hut ab: Scheck als Herausgeber hat einen hohen Anspruch an die Qualität eines Wanderführers. Von daher mit Spannung zu erwarten sind:
F.R. Scheck / Wolfgang Mikus: Zwischen Lago Maggiore und Comer See, ISBN 3-83171695-1, 1. Aufl. 2008, 12,50 €. Der Band beschreibt sieben mehr-tägige Wanderungen zwischen zwei und sieben Etappen Länge: der Grüne Weg des Malcantone, die Camoghè – Runde, die Tamaro – Runde, die Grenzkamm – Route, der Vier-Täler-Weg zwischen Lago die Lugano und Lago di Como. Außerdem die Via Monti Lariani und der Weg des Larianischen Dreiecks. 300 km gesamt.
Manfred Görgens, Cinque Terre und Umgebung, 1. Aufl. 2008, ISBN 3-8317-1692-7, 12,50 €. 22 Touren sind für den Titel geplant, dabei die 5-tägige Küstenwanderung
3. John Sykes, Die Schottischen Highlands, 1. Aufl. 2008, ISBN 3-8317-1696-X, 12,50 €. 30 Touren inkl. Great Glen Way (Fort William – Inverness, also low level Coast to Coast)
Alle Führer sollen farbig erscheinen, Griffmarken haben, ebenfalls konkrete Unterkunftsangaben bieten, Höhenprofile. Die Reihe setzt also nicht nur auf Weitwanderer (es wird ein Kreta West- und ein Kreta Ost-Buch geben, die ohne Ferntour auskommen), sondern bedient Urlauber vor Ort, die auch “m a l” wandern gehen möchten, Frank Rainer Schecks Band ausgenommen.
Nicht unerwähnt bleiben darf der Pionier–Verlag unter den Wanderbuch–Verlagen in Deutschland: der Conrad Stein Verlag. Keine anderen Buchmacher haben ein derart umfangreiches und differenziertes Programm zu Outdoor–Themen aller Art herausgebracht.
Thema Nr. 1: Weit- und Fernwandern. Vorweg gesagt: die Aufmachung und Ausstattung der Führer polarisiert: Finden die einen, es gebe viel zu wenig Zusatzinfos, die Bücher seien schmalbrüstig, schätzen die anderen Langläufer eben genau das. Die gelben Bändchen bieten das, was man unterwegs tatsächlich braucht – und nicht mehr. Es wird viel häufiger mit Piktogrammen gearbeitet, als bei Rotpunkt, wo sie fast keine Verwendung finden. Wer also auf „schöne Bücher“ steht, der muss sie auch tragen. Beim Stein Verlag ist das kein Problem.
Das Programm ist dermaßen umfangreich (www.conrad-stein-verlag.de), dass hier lediglich die wichtigsten Neuauflagen und Neuerscheinungen genannt seien. Aber versprochen: Es gibt echte Schätzchen darunter.
Deutschland: Eifelsteig, erscheint Mai/Juni 08, 978-3-86686-226-5, 9,90 €
Deutschland: Rheinsteig, erscheint April/Mai 08, 978-3-86686-220-3, 9,90 €
Deutschland: Römerkanal – Wanderweg, auf den Spuren der über 2000 Jahre alten und 111,3 km langen Wasserleitung aus der Eifel (Nettersheim) nach Köln. Die Leitung ist an vielen Stellen „erlebbar“ (gruseliges Marketing–Wort)
Der älteste deutsche Wander- und Bergführer–Verlag, ist der in München zu findende Bergverlag Rother. Das umfangreiche Programm bietet zwar in erster Linie Rundwander–Bücher bzw. die bekannten Alpenvereinsführer für Kletterer an, hat aber in den letzten zwei Jahren zunehmend Bücher unseres Interesses im Programm. In der kleinen roten Wanderführer–Reihe, in der bereits drei Jakobsweg–Bücher zu bekommen sind (Le Puy – St. Jean-Pied-de-Port (Pyrenäen), der Klassiker Pyrenäen – Compostela und Via de la Plata: Sevilla – Compostela) sollen zwischen April und September weitere Bände erscheinen. Bei Interesse, einfach mit den bibliografischen Angaben beim Buchhändler Eures Vertrauens nachfragen und ggf. vormerken lassen.
Neuauflage des Arnowegs (Juni 2008). Der 1200 km und 63 Etappen umfassende Weg umrundet das Salzburger Land, ISBN 978–3–7633–4293–8, 18,90 €
2. Fernwanderweg E 5: Konstanz–Verona, 30 Etappen, ISBN 978-3-7633-4357-7, 14,90 €, erscheint Juli 2008
Korsika: GR 20, ISBN 978–3-7633–4353–9, 14,90 €, Juli 2008
Französischer Jakobsweg von Straßburg bis Le Puy-en-Velay: einer der wenigen Bände, der einen der meist genannte französischen Routen quer durchs Land beschreiben wird. ISBN 978–3–7633–4366-9, 14,90 €, Juni 2008
und offenbar unvermeidlich: Rheinsteig, 978–3–7633–4354–6, 14,90 €, Juni 2008
Es lohnt sich oft, in die Rother–Wanderführer, die die Alpen lückenlos ( ! ) abdecken und viele weitere europäische Ziele beschreiben, hineinzusehen, da sehr viele Rundwanderbücher doch Mehrtagestouren beinhalten. Entweder in der Kombination beschriebener Einzeltouren (z. B. beim „Ossola–Täler“ den nördlich-sten GTA–Abschnitt bzw Zugang, urspr. Ossola–Höhenweg) oder aber am Ende des jeweiligen Buches.
Das Pferd von hinten aufgezäumt haben die Macher von www.fernwege.de. Eine sehr klar gestaltete Seite zum Thema, mit Foren zu einzelnen Ländern, mit etappenweisen Beschreibungen ganzer Wege, aber auch mit Buch-, Landkarten-und DVD–Versand. Im Eigenverlag erscheint dort, was den kreuzlahmen Wanderer freut: Leichtgewichtige, auf jeden Schnickschnack verzichtende Führer.
Die sind aber nur ein Nebenprodukt einer höchst aktiven Mannschaft. Die Seite bietet wirklich alles zum Thema Weitwandern. Angekündigt sind neue Etappenbeschriebe zu folgenden Wegen: Goldsteig (Marktredwitz – Passau), dem E 3 in den Beskiden (Karlsbrunn – Hohe Tatra – Zakopane), der Tour des Glaciers de la Vanoise (eine Umrundung des Vanoise – Gletschers) und dem Saar – Hunsrück – Steig (ein neues Kind der prämierten und klassifizierten Weitwanderwege in Deutschland). Die Seite ist insgesamt sehr empfehlenswert.
In www.Internet–Zeiten ist nun über den deutschen Buchmarkt hinaus das Bibliografieren und Bestellen ausländischer Wanderliteratur wesentlich einfacher geworden. Was früher eine Domäne von Spezialisten war (s. u. a. Gert Trego), kann heute mit ein wenig Übung jedermann. Und: Bezahlung per Euroüberweisung, am schnellsten auch im Netz. Weiß man genau, welcher Titel gesucht wird, oder möchte man nachsehen, was z. B. zum Offa–Dyke-Path angeboten wird, ist man bei www.amazon.de, Rubrik: Englische Bücher, gut aufgehoben. Dort sind übrigens auch gebrauchte Führer von privat zu erstehen. Einziges Manko: die Portokosten beim Bezug können den Buchpreis wesentlich verteuern.
Sucht Ihr dagegen vergriffene Bücher, so sind das bekannte Zentralverzeichnis antiquarischer Bücher, www.zvab.com, oder der östereichische Bruder, der noch mehr Buchanbieter durchkämmt, www.sfb.at, die richtige Wahl. Mit ein wenig Glück findet man z. B. die lange vergriffenen Bände des Deutschen Wanderverlages zu den Europäischen Fernwanderwegen und sei es nur, um sich die Wegverläufe vor Augen zu führen.
Direkt bestellen kann man aber auch bei den Franzosen, die die Topo – Guides herausgeben (www.ffrandonee.fr). Dort den Katalog anklicken und unter „nouveautés“ schauen, was neu ist. Genauso lässt’s sich auf der Seite nach Bänden zu bestimmten GRs suchen. Die Bestellung kann mit Kreditkarten–Angaben innerhalb einiger Tage im Briefkasten liegen. Keine normale Buchhandlung kann das bieten. Mit offener Rechnung bis 25,00 € liefern die Belgier, bei höherem Betrag gegen Vorausüberweisung: www.groteroutepaden.be. Besonderheit: das Angebot umfasst die niederländischen Lange-Afstand-Wandelen -Bände (LAW), die französischen Topo–Guides und die belgischen Topo–Guides. Die Seite ist recht einfach aufgebaut, im Menü unter „winkelen“ wird man fündig.
Noch ein paar Schmankerl zum Schluss:
Bei FFRP ist relativ neu erschienen: Les GR de Picardie, EAN 978-2-7514-0156-5, Ref. 800. Der Band beschreibt Teilstücke 8 verschie-dener GRs: GR 11, 12, 14, 122, 123, 124, 125 und 142. Für alle Fans des eher unspektakulären Streifens durch Frankreichs „Hinterhöfe“. Schöner Band.
Neu bei den Belgiern: GR Ijzer, 7 Tagesetappen von der Quelle zur Mündung des Flüsschens Ijzer (104 km), Startpunkt: Buysscheure in Frans–Flandere, also dem französischen Flandern, Zielort: Nieuwpoort an der niederländischen Küste. Vierfarbiger Führer, 1:50000er Karten, Unterkunftsverzeichnis, in holländischer Sprache.
Bei Fernwege.de ist eine recht anschauliche DVD „Traumpfad über die Alpen: Vom Marienplatz zum Markusplatz“ erhältlich. Ludwig Graßler selbst führt eine kleine Gruppe nach Venedig und erläutert in einem Interview die Entwicklung des Traumpfades.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 26 - August 2008
Zwei Buchbesprechungen von Heinz Schulte SJ
Fritz und Erika Käfer unter Mitarbeit von Günther Eigenthaler:
Österreichischer Weitwanderweg 05
Vom Waldviertler Hochland zu den Windischen Büheln
Der Nord-Süd-Weg Nebelstein – Eibiswald. Eigenverlag der Sektion Weitwanderer des Österreichischen Alpenvereins, 6., von Grund auf überarbeitete Auflage. Übersichtskärtchen 1:200 000, Höhendiagramme, 111 S., 6,40 €.
Erhältlich im Fachhandel oder über die Sektionsadresse: Thaliastraße 159/3/16, A-1160 Wien, Tel. und Fax 01/493 84 08 oder 0664/2737242, weitwanderer@sektion.alpenverein.at www.alpenverein.at/weitwanderer
Der leider zu früh verstorbene Bildhauer Karl Hermann, der erste Vorsitzende der Sektion Weitwanderer des ÖAV, hat diesen herrlichen Weitwanderweg vom Nebelstein an der tschechischen nach Eibiswald an der slowenischen Grenze, seiner Heimat, erkundet und dann durchgesetzt; er war auch der Verfasser des ersten Führers zu diesem Weg von Norden nach Süden über die Alpen. Die späteren Auflagen und nun diese grundlegende Neubearbeitung haben sein Nachfolger, der heutige Vorsitzende der Sektion Weitwanderer ÖAV, und zum beträchtlichen Teil dessen Ehefrau und ein Mitarbeiter geschaffen. Karl Hermann hatte in den Norden Österreichs geheiratet. Der ursprüngliche Anstoß zu diesem ersten, großen österreichischen Weitwanderweg, war sein Wunsch „einmal zu Fuß nach Haus zu gehen“.
Der Nord-Süd-Weg beginnt am Nebelstein, den man von Deutschland über Linz und dann über St. Martin im Waldviertel leicht erreicht (Bahn und Bus). Vom Granitgipfel des Nebelsteins hat man einen weiten Blick hinaus nach Böhmen. Die Nebelsteinhütte des ÖAV liegt am Anfang und am Kreuzungspunkt mehrerer Weitwanderwege. In den nächsten Tagen führt der Weg durchs vom Fremdenverkehr noch relativ wenig „entdeckte“, einsame Waldviertel, Wälder, Wiesen, Felsen, fast skandinavische Eindrücke. Vom Jauerling steigt man hinab nach Spitz an der Donau, die man auf einer Rollfähre überschreitet. Die berühmte Abtei Melk erinnert einen wieder einmal daran, dass in Österreich Weitwanderwege immer auch Kulturwege sind. Dann geht es durch das Voralpenland, dessen Herrscher der mächtige Ötscher ist. Hier wird der Weitwanderweg zum Wallfahrtsweg: Nicht nur der Stern der sechs Mariazeller Wallfahrtswege („06-er“), auch der „05-er“ berührt den berühmtem Wallfahrtsort, den bedeutendsten Mitteleuropas. Man kann einen Besuch bei der „Magna Mater Austriae“ machen. Hier beginnt der eigentlich alpine Teil des „05-er“, der aber – bei passablem Wetter – nie wirkliche Schwierigkeiten bietet. Man Überschreitet die Hohe Veitsch und dann den Hochschwab und den Reichenstein. Echte alpine Schwierigkeiten kann bei Nebel oder Schneefall (Schneesturm) eigentlich nur die Überschreitung des Hoch-schwab machen. Bei gutem Wetter (sichtbaren Markierungen auf dem Kalk des Karrengeländes) gibt es aber keine Probleme. Natürlich könnte man bei zweifelhaftem Wetter und mangelnder Zeit das Hochschwabstück auch umgehen. Aber das wäre sehr schade: Es ist ein Prachtstück alpiner Szenerie. Von Leoben geht es dann über die sogenannten „Windischen Büheln“, ein Hochalmengelände, weiter nach Süden. Der Weitwanderweg verläuft hier immer in ziemlicher Höhe und Einsamkeit. Anfangs war das sehr lange Stück zwischen dem Hochangerhaus und dem Gleinalpenhaus bei Wettersturz nicht ungefährlich, weil auch die Abstiege immer lang sind. Die Sektion „Weitwanderer“ hat aber halbwegs ein Biwak eingerichtet, in dem man nun im Notfall Unterschlupf findet (AV-Schlüssel mitnehmen!). Vom Koralpenhaus steigt man dann zum Endpunkt Eibiswald ab.
Der Führer beschreibt die 21 Etappen des 510 km langen Weges von Norden nach Süden (wie Hermann damals „heimgegangen“ ist). Er ist aber auch von Süden nach Norden sehr empfehlenswert (der Rezensent ist ihn in beiden Richtungen ganz gegangen). Unzählige Wanderer sind Stücke des „05-er“ gegangen; über 7000 Bergsteiger sind ihn seit 1970 nachweislich bereits ganz gegangen. Der „05-er“ folgt weitgehend dem 15. Meridian und immer wieder wird der Wanderer unterwegs darauf aufmerksam gemacht, wenn er wieder einmal den 15. Meridian überschreitet. Der „05-er“ bietet alles: Flora vom Donautiefland bis ins Hochgebirge, Burgen im Waldviertel, Kirchen, Klöster und Kultur bis zum großen Wallfahrtsort Mariazell, Einsamkeit der endlosen Wälder im Waldviertel und der stürmischen „Hohen Almen“ im Süden, evtl. sogar mit einer Nacht im Karl-Hermann-Biwak.
Die einzelnen Tagesetappen sind im neu bearbeiteten Führer gleich gestaltet wie in den anderen der neuen Reihe: Den Anfang macht eine knappe Übersicht des heute zu gehenden Weges, Höhenmeter, Zeiten, Angabe der Kontrollstempelstellen (falls man am Ende das Abzeichen möchte), Wegnummerierungen, Höhenmeter auf und ab.
Dann folgt das Höhendiagramm (die farbigen Karten 1: 200 000 sind zwischen die Tagesetappen verteilt). Dann Zufahrt und Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten mit Telefonnummern. Dann die nötigen Karten. Dann „Wissenswertes“ (oft ausführlich: Kultur, Geschichte, Allfälliges) und schließlich die sehr genaue und sehr ausführliche Wegbeschreibung.
Der Nord-Süd-Weitwanderweg ist der älteste, die Alpen überquerende Weitwanderweg in Österreich. Es gibt unterdessen eine ganze Reihe weitere alpenüberquerende Wege in Österreich und den anderen Alpenländern. Der klassische Nordsüdweitwanderweg war deren Vorbild und er ist auch heute einer der schönsten alpinen Weitwanderwege.
Striebig, Thomas:
Wanderungen durch die Vogesen.
16 Rundtouren durch Nord-, Mittel- und Hochvogesen
Band 20, Morstadt-Verlag, Kehl, 2007, ISBN 978-3-88571-327-2, 314 S., 440 Gramm, 217x121x19 mm, viele farbige Bilder und Routenkarten, broschiert 17,50 €,
Der Band ist sehr praxisnah gestaltet: Nach dem Vorwort folgt eine Übersichtskarte des Elsass, in der man alle sechzehn Ringwege mit einen Blick überschaut. Im Textteil folgen dann neun weitere Karten, die jeden einzelnen der sechzehn Wege im Detail darstellen. Natürlich ersetzen diese Kärtchen im Führer nicht die – ebenfalls vorgestellten – eigentlichen Landkarten. Aber sie geben eine ausgezeichnete Übersicht. Dieser Führer stellt eigentlich zunächst vierzehn mehrtägige Wochenendwanderungen und zwei größere Ringwege vor, die man natürlich jeweils auch im Zusammenhang mit den beiden, im ersten Führer beschrieben GR gehen kann. Aber diese am Anfang stehende Übersichtskarte ermöglicht es auch, mehrere dieser Ringwege zu kombinieren, zu mehr oder minder langen Weitwanderwegen zu kombinieren.
Zwei Aspekte des Wanderns im Elsass, die Striebig betont, machen regelrecht Appetit: Die Tatsache, dass man dort nicht so oft wie in deutschen Mittelgebirgen (oder auch in Österreich außerhalb des eigentlichen Hochgebirges) auf langweiligen Forststraßen wandern muss, sondern auf schmalen Fußwegen gehen kann. Auch seine Warnung, es gehe manchmal „über Stock und Stein“, stört wenigstens den Rezensenten nicht. Eigentliche Wanderwege sind für ihn allemal attraktiver als asphaltierte Wirtschaftswege.
Der zweite Appetitanreger sind seine vielfältigen Hinweise in den verschiedenen Ringwegen auf die berühmte elsässische Küche. Es läuft einem bei der Lektüre geradezu das Wasser im Mund zusammen. Striebig widmet der Küche am Anfang des Buches ein eigenes Kapitel und geht sehr in die Einzelheiten. Dass man Zeit mitbringen muss, wenn man im Elsass einkehrt, schreckt den Wanderer keineswegs ab, - es macht im Gegenteil Appetit.
Der Autor ist studierter Historiker. Das merkt man fast auf jeder Seite. Und gerade in einem Elsassführer ist diese Tatsache ein Gewinn. Er bietet nicht nur ein ganzes, ausführliches Kapitel zur Geschichte des Elsass. In jeder der einzelnen Tourenbeschreibungen, bei bedeutenden Gebäuden, Ruinen, Burgen, Kirchen wird der Wanderer kompetent informiert, bis hin zu den Sagen. Gerade im Elsass, das zwischen zwei Kulturen, zwischen zwei Sprachen, zwischen zwei großen Ländern liegt, gerade im Elsass mit seiner wechselvollen Geschichte gäbe es verschiedene Fettnäpfchen, in die ein Autor treten könnte. Striebig bietet eine kluge, ausgewogene Darstellung.
Auch über die Unterkünfte, die nötige Ausrüstung und den Charakter der Berge im Elsass, die man vor allem in den Hochvogesen nicht unterschätzen darf, wird man kompetent informiert. Praktisch finde ich auch – für Wanderer, die kein Französisch sprechen – die Erklärung wichtiger, auch im Führertext verwendeter französischer Ausdrücke. Die äußere Form des Führers ähnelt der neuen Führerreihe des ÖAV für die österreichischen Weitwanderwege: schmal, in Anoraktaschen passend.
Nur eine Sache gefällt dem Rezensenten, der auf seinen Weitwanderwegen mit jedem Gramm geizt, weniger: das Gewicht des Führers (440 Gramm). Wenn man allerdings die Qualität will, die dieser Führer nicht nur im Text, sondern auch in der Ausstattung durch den Verlag erhalten hat, muss man eben gutes Papier nehmen. Und das hat sein Gewicht.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 26 - August 2008 Günther Krämer:
Lanfranchi, Corina:
Das Puschlav,
Wanderungen zwischen Gletscherseen und Kastanienwäldern, Rotpunktverlag,1.
Auflage, 04.2008, ISBN 3-85869-371-5,
296 Seiten, 19,0 x 13,0 cm, CHF 44,00,
€
26,00
In der Reihe
Naturpunkt ist dieser Wanderführer erschienen. Leider kommt die Natur darin
etwas zu kurz, dafür gibt es eine Vielzahl historischer, politischer und
kultureller Informationen in diesem – wie vom Rotpunktverlag gewohnt – perfekt
ausgestatteten Wanderbuch.
Leider war das
Lektorat etwas schlampig: heißt es nun Campagnada (Karte) oder Campagneda
(Text)? Vielleicht habe ich als naturwissenschaftlich ausgebildeter Wanderer
einen zu hohen Anspruch, aber Buchweizen ist nun 'mal kein Getreide, sondern ein
Knöterichgewächs. Und das Kastanienbild zeigt eine Rosskastanie anstatt der
daneben im Text beschriebenen Esskastanie.
Worauf wandern
wir: Geologie? Fehlanzeige, außer bei der Beschreibung der Steinbrüche! Was
wächst um uns 'rum? Botanik? Ein paar Hinweise auf Nutzpflanzen und eine
Edelweißfundstelle müssen genügen. Frau Lanfranchi, Journalistin, Germanistin
und Buchhändlerin, liebt ihre Heimat, kennt die Wege und die Menschen. Diese
Affinität hat ein Buch entstehen lassen, das zum Urlaubmachen im Puschlav
verführt. Aber sie scheut bei den Einkehrmöglichkeiten und den Quartieren
negative Bewertungen oder Verbesserungsvorschläge. Wanderer und vor allem
Weitwanderer brauchen klare Worte!
Die Wanderungen
können auf Grund der Beschreibung und der Kartenausschnitte leicht nachgewandert
werden. Maximal Zweitagestouren werden beschrieben, die aber problemlos zu
Weitwanderungen zusammengestellt werden können, auch wenn die das Tal
durchziehenden Weitwanderwege Via Valtellina und Via Alpina nur kurz erwähnt
werden. Aber vielleicht sollte man doch mal die alten Säumerwege vom Engadin
über den Berninapass nach Tirano oder die Umrundung der Berninagruppe unter die
Füße nehmen!
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 28 - April 2009 Gerhard Wandel:
Franz Lerchenmüller: „Leichtes
Gepäck“
„Sinnvoll ist das
alles überhaupt nicht: Da stapfen sie tagelang in schmatzenden Schuhen durch
schottische Sümpfe, quälen sich blasenwerfend die Flanken des Hochgrat hoch,
ernähren sich mühsam von hitzegewellten Käsebroten und Landjägern zu
Goldgräberpreisen, und wenn sie zurückkommen in die Zivilisation, ist bestimmt
eben der letzte Bus weggefahren. Die Liste der Ärgernisse beim Wandern ist
endlos, und sie kann, nach den Gesetzen der Logik, nur in einem Plädoyer
gipfeln: „Bleibt gefälligst zu Hause!“
Jeder sieht es
ein, niemand hält sich daran, alle machen sich weiter auf den Weg (…) Warum tun
die das?“
Was aber treibt
den Wanderer dazu, sich auf den Weg zu machen? Sind es die „Gene aus der
Urzeit“, die die frühen Menschen auf der Suche nach Nahrung in immer wieder neue
Welten aufbrechen ließ, die wir immer noch in uns tragen?
Wanderer sind
Genießer und Entdecker. Wandern wirkt wie „sozialer Kitt“, der Menschen
zusammenbringt, die sich sonst nichts zu sagen hätten. Was aber macht Wandern
für so viele Menschen attraktiv? Es ist die Mischung aus Kultur und Natur,
Gegenwart und Geschichte, unbekannten Ecken und touristischen Highlights,
Tagesaskese und kulinarische Köstlichkeiten, die eine Wandertour so anziehend
machen.
Auf seinen Wegen durch Europa
beschreibt Franz Lerchenmüller Touren durch Mähren, Höhenwanderungen in der
Schweiz, Wanderungen auf den Wegen des den Lesern von „Wege und Ziele“ bekannten
Autors Georg Henke, die „Alte Vie dei Monti Liguri“, alte Walserwege am Monte
Rosa, vom rauen Leben an Islands Westfjorden, Bergsteigertouren in Österreich,
Wanderungen auf Kreta, in Südtirol, der Slowakei, auf Gran Canaria, im
Böhmerwald, auf Mallorca, dem französischen Jakobsweg, der Amalfiküste und der
Cinque Terre.
Natur- und
Kulturaufnahmen lockern die Wanderbeschreibungen auf, ohne dass dadurch die
Hauptsache – nämlich die Berichte - zu kurz kommen.
Wandern ist Zeit
für eine Rast. Zeit, sich auf ein Mäuerchen zu setzen, die müden Beine zu
spüren, den Schweiß zu trocknen, die Natur mit allen Sinnen zu erfahren.
Nirgendwo wird der Kontakt zu Einheimischen oder Mitwanderern leichter
hergestellt als auf einer Ferntour.
Das Buch eignet
sich vorzüglich zur Vertiefung der Länder- und Völkerkunde, der Botanik, der
Architektur und der Geschichte unseres Kontinents.
Kleine
Ungereimtheiten - wie unterschiedliche Gipfelhöhen im Textteil der
Mallorcawanderung und in der beigefügten Lageplanskizze - beeinträchtigen die
Lust am Weiterlesen nicht. Auch die Wanderung auf der Halbinsel Krim (Ukraine),
unter der Rubrik „weltweit Wandern“, entlockt einem Hobbygeografen lediglich ein
kleines Schmunzeln.
Das Buch soll und
kann keinen Wanderführer oder eine Wanderkarte ersetzen. Zum Apetitholen auf die
nächste Wanderung, als Lesebuch am heimischen Kamin in langer Winternacht und
als Anleitung zum Glücklichsein zu Fuß, taugt es vorzüglich.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 28 - April 2009 Lutz Heidemann
Edith Weinlich: „Mein Pilgerweg
nach Rom“
Edith A. Weinlich: Mein Pilgerweg nach
Rom – Auf dem historischen Frankenweg zu Fuß durch Italien, 125 Seiten, einige
Abbildungen, Tyrolia Verlag Innsbruck, 1. Auflage 2008,
ISBN: 978-3-7022-2927-6.
Edith Weinlich ist von Lausanne bis Rom gezogen und hat später ihre Eindrücke
verarbeitet. Die Wanderung fand im Jahr 2000, im „Heiligen Jahr“ statt. Es ist
keine detaillierte Wander- oder Wegebeschreibung; über Markierungen wird fast
nichts berichtet, mehr Informationen gibt es schon zu
Übernachtungsmöglichkeiten. Aber das macht nicht den Kern des Buches aus. Der
ist die durchaus glaubwürdige und eindrucksvolle Weitergabe des Lebensgefühls
einer Frau auf einer langen Wanderung, ein (diskreter) Bericht von der
Auseinandersetzung mit ihrem Körper, von ihren Stimmungen und den Begegnungen
mit anderen Menschen. Die Autorin ist selbstkritisch, nicht sentimental, auch
gerade nicht bei den
letzten
Kilometern des Weges und beim Ankommen am Ziel in Rom.
Wandern hat eine stark männlich geprägte Tradition bis hin zum
„Männerbündischen“. Die ersten Wandervögel waren Gymnasialschüler und ihre
Lehrer. Zwar gab es schon in den 1920er Jahren gemischte Gruppen und trotz
vieler „Paar-Wanderer“, in diesem Heft wieder sehr schön dokumentiert durch Hans
Diem mit seiner Evelyn, ist die ungleiche Geschlechterverteilung beim Wandern
bis heute zu beobachten. Hier sind die Pilgerwege eine - ich betone eine -
Möglichkeit für eine Frau, allein zu wandern. Frau Weinlich berichtet in dem
Zusammenhang von ihren Erfahrungen bei Übernachtungen in Klöstern und
Pilgerherbergen
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 28 - April 2009
„Böhmen ist die neue Toskana!“
Nach dem Tod ihrer besten Freundin Katja macht sich Barbara Schaefer auf den Weg. Sie geht zu Fuß von Berlin zum Hohen Dachstein in Österreich, zu dem Berg, an dem das Unglück geschah. 900 km, immer nach Süden. Über diesen langen Weg hat sie ein Buch geschrieben: „Das Mädchen, das gehen wollte“. Wir drucken einen Auszug.
10. Juli,
Homole – Terezín
„Böhmen ist die neue Toskana!“, simse ich begeistert an Freunde. Das raue
Elbsandsteingebirge geht über in eine sanfte, wunderschöne Landschaft.
Traumhafte Gehöfte, die man vielleicht kaufen könnte, die leer stehen. Ich
überlege, mit wem ich gern hierher fahren würde. Mit meinem ältesten Bruder und
seiner Familie, das müsste schön sein. Es ist nicht teuer, die Mädchen könnten
den ganzen Tag draußen spielen, an Seen, wir könnten Boot fahren, in so einem
alten Haus wohnen. In den Gärten stehen noch die Edelrosen, umwuchert von Gras
und Kraut. Am Dorfrand
bauen sich die Tschechen ihre kleinen, modernen Häuser, mit aufblasbaren Pools
in den Gärten.
Schon als Jugendliche, als Austauschschülerin in den USA, hatte Katja ein
Gedicht geliebt, das davon handelt. Von den Abzweigungen, die wir im Leben
wählen. Robert
Frost, “The Road Not Taken”. Ich weiß, dass sie dieses Gedicht immer wieder in
ihrem Leben in ihr Gedächtnis holte. Und ich erinnere mich daran, wie ich einmal
dabei war, als dies passierte. Es war am Ortler. An einem großen Felsbrocken
waren sogenannte Marterl angebracht, Erinnerungstafeln für verunglückte
Bergsteiger. Katja las diese und fing an, dieses Gedicht aufzusagen. „The Road
Not Taken”. Ich fragte, wie sie darauf käme. Sie sagte, es sei ihr halt gerade
eingefallen.
Frosts Gedicht erzählt davon, dass die Entscheidung für einen Weg weitere
Entscheidungen nach sich zieht.
„Two roads
diverged in a wood, and I — I took the one less traveled by, / And that has made
all the difference.”
Der unbegangene Weg
Im Wald, da war ein Weg, der Weg lief auseinander,
und ich – ich schlug den einen ein, den weniger begangnen,
und dieses war der ganze Unterschied.
Ich bin auf Reisen glücklich. Und manchmal unglücklich oder gelangweilt. Wie
zu Hause auch. In Tschechien langweile ich mich nicht, es ist alles so neu, so
unvertraut. Das ist das Schönste am Reisen. Auf den Märkten werden apfelgroße
Aprikosen angeboten, auf den Häusern stehen hundert Jahre alte Zahlen, erbaut
1907, 1909. Diese Häuser haben einen Garten. Wohnblocks haben keine Gärten. So
ergibt sich am Stadtrand von Litomerice eine nahe liegende Kombinationen:
Wohnblock und Schrebergarten, Platte und Datsche. Wer in Wohnschachteln lebt,
sucht das Grün und eigenes Gemüse eben woanders.
Litomerice gefällt mir auf Anhieb. Eine hübsche Altstadt, ein großer Platz.
Ich setze mich in ein Straßencafé. Bis Terezín will ich heute noch. Ich bin
überstürzt von Berlin aufgebrochen. Ich habe keinen Reiseführer gelesen oder gar
dabei. Lese in Prospekten über das nahe Terezín, zwei Hotels gibt es dort, na
also. Ein gut erhaltenes Garnisonsstädtchen, ich stelle mir etwas aus einer
Schnitzler-Verfilmung vor, erbaut hat die Garnison Kaiser Joseph II., nach
seiner Mutter Maria Theresia nannte er das heutige Terezín „Theresienstadt“.
Theresienstadt! Grundgütiger, ich kann doch nicht in Theresienstadt übernachten,
dem Ghetto, dem KZ. Theresienstadt, Auschwitz, diese Orte des
Grauens, wer denkt schon daran,
dass sie an einem Fluss liegen, dass da Bäume wachsen, es gibt Felder und
Wiesen. Ich tu es schließlich doch. Und gehe ins Ghetto-Museum, sehe die
Zeichnungen der Kinder. Bäume sind darauf zu sehen, Natur. So viel Leid, so viel
Trauer. „Diese von Trauernden bevölkerte Welt“, wie die New Yorker Journalistin
Barbara Lazear Ascher schrieb.
Das wird ein langer Tag. Am Ende bin ich rund vierzig Kilometer gegangen.
Das ist machbar, aber die Knochen ächzen. Ich hatte gedacht, es würde in
Tschechien mehr Pensionen geben, vor allem rechnete ich mit Privatzimmern. Das
müsste doch gut verdientes Geld sein, das Kinderzimmer zu vermieten. Doch
offensichtlich fehlt es an der Nachfrage.
Ich spaziere aus Terezín hinaus, durch Plattenbauten führt ein Trampelpfad
zu einer Bushaltestelle. Das sind die wahren Wege der Menschheit. Nicht anders
als ein Pfad durch die Savanne.
Gehen. Geoff Nicholson, ein britischer Autor, lebte einige Zeit in Los
Angeles. Und wurde depressiv. Weil er aufgehört hatte, zu Fuß zu gehen. In Los
Angeles geht niemand zu Fuß. Nicholson nahm seine täglichen Spaziergänge wieder
auf – und genaß. Er berichtet von wissenschaftlichen Untersuchungen, die
belegen, dass täglich dreimal zwanzig Minuten Spazierengehen eine bessere
Medizin sei und den Patienten mehr nütze als alle Antidepressiva der Welt. Ich
habe keine Veranlassung, daran zu zweifeln. Ich schrieb an Geoff Nicholson, ob
er Erfahrung damit habe, wie Menschen Trauer und Gehen verbinden. Er erzählte,
ein Freund von ihm, mit dem er manchmal zusammen gewandert sei, habe Selbstmord
begangen. Seine Leiche sei an einer Stelle gefunden worden, an der sie oft
vorbeigekommen waren. „I
think of him often but I haven't been able to go back and do that walk
– Ich denke oft an ihn, aber bislang bin ich nicht in der Lage dazu gewesen,
diesen Weg wieder zu gehen.“ Er schrieb weiter, Gehen könne wohl deshalb Heilen
und Helfen, da es dich allein lässt mit dir selbst – aber gleichzeitig auf
Abstand zum Ich bringt. Man hat Zeit zum Nachdenken, aber nicht zum Brüten.
“I walk the line”,
beginne ich zu summen. Johnny Cash.
In den Flussauen der Ohre, gehetzt von Stechmücken, gehe ich rasch. So muss
es am Amazonas sein, eine grüne Hölle. Kein Mensch unterwegs. Doch ein paar
Minuten später stehen Angler seelenruhig am Ufer. Wie machen die das, dass sie
nicht aufgefressen werden von den Biestern?
Budyn nad Ohrí heißt der nächste Ort. Ich tappe schon etwas müde umher, da
sehe ich ein Schild, ein Spaßvogel hat das aufgestellt. „Nach Moskau: 1950 km,
zum Getränkeladen: immer geradeaus. Nach Berlin: 300 km!“ Tatsächlich bin ich
aber bereits 430 Kilometer gegangen. Rein in den Getränkeladen.
Abend in Slany. Im Restaurant wird mir eine rein tschechische Speisekarte
gereicht, das schätze ich sehr. Ich verstehe nichts, außer „Spagettibolonesk“.
Alles andere scheint das zu sein, was es hier meistens gibt: Fleisch mit Soße
und Knödeln oder Kartoffeln.
Mein Drang, Tagebuch zu schreiben, lässt nach. So viel passiert schließlich
nicht. Das Schönste am Unterwegssein ist nun mal das Aufbrechen. Die wahren
Reisenden sind jene nur, schreibt Baudelaire:
„die fortgehn um des / Fortgehns willen; leichte Herzen, Fluggondeln gleich,
folgen sie / unverwandt, wohin sie das Verhängnis treibt,
und immer ‚Vorwärts!’ / sagen sie und wissen nicht warum.“
Nachdruck mit freundlicher
Genehmigung der Autorin und des Verlages.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 31 - April 2010
“Alles zu Fuß” - ein
Reiselesebuch von Freddy Langer
Von Katharina Wegelt
Langer ist als Leiter des Reiseteils der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) viel unterwegs … und das, wenn es geht,
zu Fuß. Manchmal ist er dies nur für einen Tag, manchmal auch wochenlang. Seine
Touren führten ihn in alle Welt.
In seinem im Kellert & Richter Verlag
erschienenen Buch sind einige seiner Artikel der Jahre 1993 bis 2008
zusammengefasst - natürlich nicht ohne ein aktuelles Vorwort des Autors. Hier
geht er zunächst der Frage nach, warum wir überhaupt gehen, und warum auch noch
auf und ab?
Es sind oft die kleinen Dinge, wie die
Blume am Wegesrand, das Murmeln des Baches oder das Rascheln des Laubes, die den
Wanderer ebenso begeistern wie großartige Panoramen oder erstürmte Gipfel. Dabei
könne selbst die ernüchterndste Erkenntnis unterwegs die wunderbarsten
Erinnerungen nicht verhindern. Wie Recht Langer hat.
Seine Schilderungen, ob nun von
kleineren Touren, wie etwa durch das deutsche Mittelgebirge oder als Teilnehmer
aufwendiger Expeditionen, lassen den Nicht-Wanderer ahnen, was es heißt, per
pedes unterwegs zu sein, und warum so viele Menschen nahezu süchtig danach sind,
auch wenn manchmal die Beine wie der Rucksack schwerer werden, der Körper auf
langen Touren manchmal rebelliert, wie Schmerzen sich ankündigen, lange
bevor es weh tut und wie Erschöpfung fast unauffällig in die Glieder fährt.
Viele Details lassen den Netzwerker
sicher schmunzeln, denn wer erinnert sich nicht selbst, als Auskunft nach dem
richtigen Weg “Nehmen Sie doch die neue Straße”
bekommen zu haben.
Und wer hat nicht selbst schon gespürt,
dass Wanderer, wenn sie denn so wunderbar verschwitzt und speckig daher kommen,
nicht überall mit offenen Armen begrüßt werden.
Nebenher philosophiert der passionierte
Wanderer über Farben der Rucksäcke und deren zweckmäßigste Bestückung und über
Folgen eines vergessenen Hotelschlüssels.
Witzig auch: Langers Teilnahme an der
24-Stunden-Wanderung auf dem Meraner-Höhenweg, wo die Topographie die
Choreografie der Mitwanderer bestimmt und sich der Sinn der Wanderung des Nachts
nicht wirklich erschloss.
Beschreibungen seiner Touren auf anderen
Kontinenten, wie etwa durch die Wüste in Marokko, durch den Snowdonia National
Park im mystischen Wales, zum Gipfel des Kilimandscharo, seine Wanderung in der
kanadischen Arktis, wo durch den etwa 21.500 Quadratkilometer großen Auyuittuq
Nationalpark ein einziger Pfad (der 97 Kilometer lange Aksayook-Pass) führt,
geben noch mehr Einblick in das Abenteuer Wandern.
Neben seinen eigenen Touren porträtiert
Langer auch spannende Menschen, die mit dem “Zu-Fuß-unterwegs-sein” auf ganz
eigene Weisen verwoben sind. Da ist zum einen der Künstler Hamish Fulton, der
nach Einsichten, nicht Aussichten sucht …dafür hat er bei mehr als 200
Wanderungen rund 55.000 Kilometer zurückgelegt, oder der Straßenfotograf John
Harding, der seit 30 Jahren in San Francisco Menschen fotografiert, “die sich
ausweichen müssen” und die Weltumwanderin Ffyona Campbell. Vier der insgesamt
165 Seiten sind Reinhold Messner gewidmet, ebenso viele Borge Ousland, der die
Antarktis durchquerte.
Zitate bekannter Schriftsteller,
Philosophen und anderer Persönlichkeiten zur “Luftveränderung” in der Rubrik
“Aus dem Zettelkasten” runden das Büchlein ab.
Die für Netzwerker spannendsten und
informativsten Beschreibungen dürften trotz der Vielfalt der beschrieben Touren
dennoch die durch die Sächsische Schweiz auf dem Malerweg und die auf dem
Lieserpfad durch die Eifel (die vielleicht schönste Wanderung Deutschlands auf
einem verzaubernden Weg, wie Langer betont) sein.
Einziges wahres Manko des Buches für
Weitwanderer: Es ist ein Hardcover in schneeweiß (zumindest vor der Reise und
ohne Schutzumschlag) und bringt 238 Gramm auf die Waage bzw. in den Rucksack.
Dafür ist es mit seinem handlichen Format von 10,5 x 21 cm wiederum bestens
geeignet für die Seitentasche.
Fazit: Ab in den Rucksack zur nächsten
Tour, für alle, die unterwegs nicht nur Wege- und Gegendbeschreibungen lesen
wollen. Es tut schon gut, sich verstanden zu wissen.
PS: Es lässt sich am Abend auch gut
daraus vorlesen (tagsüber natürlich auch).
Langer, Freddy:
Alles zu Fuß. Aufbrechen. Grenzen überschreiten.
Ein Reiselesebuch. Kellert & Richter
Verlag, ISBN 978-3-8319-0361-0, 168 Seiten, Format 10,5 x 21 cm, Hardcover mit
Schutzumschlag, 12,95 Euro
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 32 - August 2010
Zwischen Lago Maggiore und Comer See
Von Gerhard Wandel
Lange haben wir nichts mehr von Frank
Rainer Scheck gehört. Die letzte Veröffentlichung von ihm über den „Sentiero
Delle Quattro Valli“ ist in „Wege und Ziele“ Ausgabe 14, August 2004 erschienen.
Die Zeit, auf eine neue Veröffentlichung zu warten, hat sich jedoch gelohnt!
Die sorgfältige Arbeit, das gründliche
Recherchieren von Frank Rainer Scheck hat auch in diesem Führer, wie in den
früheren Führern - zum Beispiel über das Aostatal - seinen Niederschlag
gefunden. Der Führer beschreibt Mehrtageswanderung, die teilweise
Weitwandercharakter haben, teilweise aber auch mit anderen Wegen zu
Weitwandertouren zusammengelegt werden können.
Im Einzelnen sind das:
- die
Tamaro-Runde
- die
Camoghé-Runde
- la
Strada Verde
-
die
Grenzkamm-Route
-
il
Sentiero delle Quattro Valli
-
la Via
dei Monti Lariani
- il Dorsale
del Triangolo Lariano
Der Führer enthält Angaben zu Wanderkarten, Literaturtipps, Möglichkeiten der
Anreise, sowie Abbruchsmöglichkeiten mit Busverbindungen zu den Talorten,
Ortsbeschreibungen, Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte, Trinkwasserbezug, Essen
und Trinken, Höhenmeter der Auf- und
Abstiege, Zeitangaben sowie Kartenausschnitte. Wissenswertes zu Geschichte,
Kultur und Natur der durchwanderten Landschaft fehlen ebenfalls nicht.
Die beiden Autoren haben sich dabei die
Worte zu Herzen genommen: „Man sieht nur, was man weiß.“
Alle Touren bewegen sich im voralpinen
Raum; die zurückzulegenden Höhenmeter sollten jedoch nicht unterschätzt werden.
Die Touren sind teilweise Eigenschöpfungen der Autoren, teilweise aber auch
Abschnitte des „Sentiero Italia in Lombardia“.
Ein Teil der Wege bin ich in den
vergangenen Jahren ebenfalls gewandert mit dem (veralteten) italienischen
Wanderführer von Giancarlo Corbellini und ungenauen Kompass-Karten. Der
Triangolo Lariano von Como nach Bellagio war Teil meiner Wanderung im Sommer
2007 (vgl. „Wege und Ziele“ Nr. 25 vom April 2008). Als Weg mit geringen
Anforderungen konnte ich dieses Stück jedoch nicht einstufen. Allerdings sind
wir von Como aufgestiegen und beendeten den Weg nicht schon in Bellagio.
Die Erfahrungen mit den Unterkünften können von Jahr zu Jahr wechseln. Wir hatten auf unserer Tour auf der Via dei Monti Lariani im September 2000 im Rifugio Prabello und im Rifugio Boffalora übernachtet, die einfach ausgestattet und ohne Trinkwasser aus der Leitung sind. Vom Rifugio Boffalora habe ich über mehrere Jahre eine Weihnachtskarte bekommen. Die Beschreibung der von uns begangenen Route ist unter www.netzwerk-weitwandern.de im Internet nachzulesen.
Was mir auch schon bei anderen Autoren
zu Wegen am Comer See aufgefallen ist: Niemand beschreibt die hervorragenden
Verbindungen über den See durch die zahlreichen Wassertaxis. Auch Wanderer
müssen nicht Asketen sein und dürfen den bequemsten Weg zur nächsten Etappe
nehmen und können somit eine Wanderung mit einer Schiffsreise verbinden!
Die im
Führer enthaltene Packliste ist für den erfahrenen Wanderer entbehrlich.
Überhaupt ist der einzige Nachteil des Führers das Gewicht bei einem Umfang von
450 Seiten.
Wer in
den nächsten Jahren eine Wanderung entlang der Grenze zwischen der Schweiz und
Italien plant, dem kann man den Führer uneingeschränkt empfehlen. Die Routen
haben den Charme, nicht nur im engen Zeitfenster der alpinen Wanderrouten
begangen zu werden. Die Gegend ist aus dem süddeutschen Raum leicht zu
erreichen, wenn auch, durch die Kappung der Direktverbindung von Stuttgart nach
Mailand mittels des Cisalpino, die Anreise mit der Bahn beschwerlicher geworden
ist.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 32 - August 2010
Pilgerwege und keine Ende in
Sicht
Von Gerhard Wandel
1. Neue Pilgerwege in
Skane und Östergötland
Pilgerreisen stehen auch in Schweden
hoch im Kurs. Immer mehr Pilgerwege werden wieder erschlossen, die nach und nach
ein Netz bilden sollen, das Santiago de Compostela in Spanien mit Nidaros in
Norwegen verknüpft.
Unterwegssein und wahrnehmen, loslassen
und sich befreien – esoterische spirituelle Pilgerwanderungen zu Kraftorten und
Kultplätzen haben in den vergangenen Jahren eine Renaissance erfahren. Und das
nicht erst seit Hape Kerkeling.
Am 24. Mai 2009 wurden in der Domkirche
der südschwedischen Stadt Lund einige neue Pilgerwege durch die Provinzen Skane
und Blekinge eingeweiht, an deren Wegen sage und schreibe 60 Kirchen liegen.
Zentrum der neuen Pilgerwege ist der Dom zu Lund, von dem Wanderungen in alle
vier Himmelsrichtungen ausgehen.
Neben Lund war das Kloster Vadstena in
der Provinz Östergötland ein wichtiges Ziel der mittelalterlichen Pilger in
Schweden. Im Kloster wird der Reliquienschrein der Heiligen Birgitta, Schwedens
einziger Heiliger, aufbewahrt. Hier befindet sich auch das Zentrum der
schwedischen Pilger-Geschichte. Der so genannte Klosterleden (Klosterpfad) führt
in 13 Tagesetappen von Osten nach Westen durch Östergötland – vorbei an elf
Klosteranlagen bzw. Klosterruinen und etwa 40 Kirchen.
Die gesamte Strecke umfasst etwa 250
Kilometer und ist mit eigenen Zeichen ausgeschildert. Darüber hinaus gibt es
auch einen 120 Seiten umfassenden Reiseführer über den Klosterleden, der in den
lokalen Tourismusbüros erhältlich ist.
Quelle: Schwedisches Fremdenverkehrsamt,
www.visitsweden.com
2. Pilgerwege in
Norwegen, Nord-Schweden
Information auf Deutsch: „Unsere Pfade
(insgesamt etwas 550 Kilometer) gehen nach Trondheim in Norwegen, wo Sankt Olav,
König von Norwegen, am 29. Juli 1030 getötet wurde. Sie sind herzlich
willkommen, mit uns Kontakt aufzunehmen, um Informationen über Pfade und
Pilgerwandern – zu Fuß oder mit dem Pferd - zu erhalten. Die ersten 300
Kilometer, durch Hälsingland, sind einfach zu gehen, aber wir empfehlen, dass
Sie Informationen einholen, besonders weil die letzten Etappen zeitweise
ziemlich schwierig sein können. Sie gehen teilweise durch unbevölkertes Land und
über hohe Berge, wo das Wetter sich sehr schnell von Sonnenschein bis
Schneesturm ändern kann.“
Quelle:
www.pilgrimstid.nu
Der Wanderweg wurde seit dem Mittelalter
als wichtiger Pilgerweg in Schweden genutzt und durchquert die gesamte
skandinavische Halbinsel von Sundsvall an der schwedischen Ostseeküste
(Selanger), von wo Sankt Olof seine Reise nach Stiklestad an der norwegischen
Grenze antrat. St. Olof wurde in Stiklestad getötet. Der Weg führt weiter nach
Nidaros/Trondheim. Die englische und deutsche Übersetzung der Homepage sind in
Arbeit!
Über
www.pilgrimmedelpad.se bzw.
www.pilgrim.info
sind weitere Informationen erhältlich. Unter
www.pilgrim.info/de/route
steht auch eine Kartenübersicht der 12 Wanderkarten von
der schwedisch-norwegischen Grenze bis nach Trondheim zur Verfügung. Mit einem
leistungsfähigen PC und gutem Drucker kann man die Wanderkarten herunterladen
und ausdrucken.
Der Romboleden ist über tausend Jahre
alt und führt durch verschiedene Landschaften über Wiesen, entlang an Seen und
durch Hochgebirgstäler. Er entspricht dem Weg des Heiligen Olof von der Gemeinde
Köping am Mälarsee durch die Wälder von Västmanland über die Berge von Dalarna
zur Bergregion Älvdalen über die norwegische Grenze nach Nidaros/Norwegen.
Nähere Informationen sind erhältlich über das Touristenbüro in Köping. Über die
erwähnte Homepage
www.pilgrim.info können die notwendigen 11 Wanderkarten in Norwegen
heruntergeladen werden.
Zwischenzeitlich weist das „Pilotprojekt
Pilgerwege“ in Norwegen (bzw. Schweden), das von öffentlichen und privaten
Partnern gefördert wird, weitere Wege über insgesamt 5000 km aus:
Gudbrandsdalsweg Ost,
Oslo-Hamar-Nidaros, (38 Wanderkarten)
Gudbrandsdalsweg West, Oslo-Gjövik-Öyer
(15 Wanderkarten)
Österdal Weg, Trysil Tynset-Nidaros (28
Wanderkarten)
Rombo Weg, Sylsjöen-Selbu-Nidaros (11
Wanderkarten)
St. Olavs Weg,
Skalstugan-Stilkestad-Nidaros (12 Wanderkarten)
Nord Weg, Glöshaugen-Stiklestad (11
Wanderkarten)
Da Norwegisch oder Schwedisch keine
gängigen Sprachen in Mitteleuropa sind, ist die Homepage mehrsprachig aufgebaut.
Die englische Version enthält neben einem „Bilderbuch“ und den ausdruckbaren
Wanderkarten auch wichtige Hinweise für den Wanderer, wie Entfernung, geschätzte
Zeit, Schwierigkeit, Zugangsmöglichkeit, Ausrüstung, kulturelle Infos und einen
„Overnattingsguide“. Die deutschsprachige Seite weist vielfach noch leere Seiten
aus, die noch gefüllt werden müssen.
Zu den Pilgerwegen kann man auch über
www.netzwerk-weitwandern.de, Seite „Wandergebiet Norwegen“ gelangen.
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 32 - August 2010
von Francois Meienberg
Von Brigitte Schütz
"Das Rätikon ist der Gebirgszug, der sich von Feldkirch bis nach Klosters
erstreckt. Im Süden wird er durch die Lanquart begrenzt, die durch das Prättigau
fließt, im Westen durch den Rhein zwischen Landquart und Feldkirch, im Norden
durch die Ill bzw. das Montafon und den Walgau, und im Osten bildet das
Schlappiner Joch die Grenze zur Silvretta. Das Gebiet umfasst eine Fläche von
790 Quadratkilometern. Charakteristisch für das Rätikon sind die hohen Felswände
aus hellem Kalk, die auch die Landesgrenze zwischen Österreich und der Schweiz
bilden. Im Süden vorgelagert sind grüne Schieferberge, zwischen denen tiefe
Tobel
liegen."
So beginnt das neue, in der Reihe
"Naturpunkt" des Züricher Rotpunktverlages erschienene Wanderbuch "Hinauf ins
Rätikon - Wanderungen im Grenzland zwischen Prättigau, Montafon und
Liechtenstein" und macht schon durch die einleitende Charakterisierung der
Region Lust darauf, die nachfolgend detailliert beschriebenen Wanderungen auch
selbst "unter die Füße zu nehmen".
Der Schweizer Francois Meienberg, der
seit Anfang der 90-er Jahre für umwelt- und entwicklungspolitische
Organisationen tätig ist, hat erneut ein wunderschönes Wander-Lese-Buch
geschrieben, das von Marion Nitsch mit vielen, vielen Landschafts- und
Naturbildern - oft bestechende Detailaufnahmen von Pflanzen und Tieren -
ausgestattet wurde.
Insgesamt werden 20 Wanderungen
vorgestellt, die alle Wünsche an unterschiedliche Längen und Schwierigkeitsgrade
befriedigen. So wird die 8-tägige große Rätikontour von Feldkirch nach Klosters
genauso detail- und geschichtenreich beschrieben
wie mehrere zwei- bis dreitägige sowie 12 Tages-Touren.
Jeder Wanderung ist eine kurze Übersicht
mit den wichtigsten Informationen zu Charakter, möglichen Varianten, am Wege
liegenden Sehenswürdigkeiten, zu Rate zu ziehendem Kartenmaterial, Wanderzeiten
sowie eine kleine Übersichtskarte über die Tour vorangestellt. Danach folgt eine
ausführliche Beschreibung der Wege, die immer wieder aufgelockert wird durch
Hinweise auf Geschichten und Anekdoten, die sich mit dem jeweiligen Ort
verbinden. Auch zwischen den einzelnen Wanderungen werden immer wieder
historisch interessante Geschichten erzählt, die dann Titel tragen wie " Der
kleine Grenzverkehr", "In Seewis erschlagen" oder "Lieber Skifahren als
Wandern".
Zum Abschluss des Buches macht der Autor
dann noch einen Abstecher in das nahegelegene Silvretta-Gebiet und stellt dort
zwei Wochenendwanderungen vor. Alles in allem ist es ihm gelungen, auf 300
Seiten überzeugend das Ziel zu erreichen, das er sich selbst im Vorwort gesteckt
hat: "Das Rätikon soll nicht als trennendes Gebirge, sondern als eigener
Kulturraum wahrgenommen werden."
Meienberg, Francois:
Hinauf ins Rätikon, Wanderungen im Grenzland zwischen Prättigau, Montafon
und Liechtenstein, Rotpunktverlag, Zürich, 2009
ISBN: 978-3-85869-395-2, €
28,00
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 33 - Dezember 2010
von
Pepe Hofstetter
Von Gerhard Wandel
Wer kennt sie nicht, die Kultur- und
Wanderführer aus dem Rotpunktverlag? Nach der „GTA Teil 1 und 2“, den
„Seealpen“, „Antipasti und alte Wege“, „Veltliner Fußreisen“, „Wilde Wege,
stille Dörfer“ sowie weiteren Führern ist im Februar 2010 im Rotpunktverlag ein
neuer Wanderführer über die Apuanischen Alpen erschienen. Der Führer beschreibt
einen weitgehend unbekannten Teil der Toskana: die Apuanischen Alpen. Neben
Tagestouren, einem Stadtspaziergang in Carrara und Wochenendtouren wird auch als
Highlight eine 7-Tages-Tour, die Alta Via der Apuanischen Alpen beschrieben.
Neben der Geschichte der Region werden auch die landschaftlichen und kulturellen
Besonderheiten ausführlich
behandelt
nach dem Motto: „Man sieht nur das, was man weiß.“ Die Gegend ist geprägt durch
nicht zu übersehende Eingriffe von Menschenhand infolge des Marmorabbaus in den
Kalksteinbrüchen um Carrara und im Gegensatz dazu die vorhandenen noch nicht
zerstörten Naturräume, wie einsame Täler, alte Dörfer, ausgedehnte Wälder und
alte Saumwege.
Wer wollte bei der Betrachtung des
Führers nicht zugleich den Rucksack packen und die Bergstiefel schnüren? Zum in
die Hand Nehmen und Loslaufen ist der Führer jedoch nicht geeignet. Er soll den
Wanderer in die Besonderheiten der durchstreiften Gegend einführen, ihm die
langen Winterabende verkürzen und eine umfangreiche Vorausplanung der Touren
ermöglichen. Neben Kartenausschnitten gibt der Führer auch Auskunft über die
Wanderzeiten der einzelnen Etappen, Höhenmeter des Aufstiegs und Abstiegs sowie
der Hütten oder anderen Unterkünften am Weg mit Telefonnummern und
Öffnungszeiten. Eine Wanderkarte kann er nicht ersetzen.
Wer Gefallen an der Gegend findet und sich im Vorfeld mit der durchwanderten Landschaft beschäftigen will, dem
sei der Führer wärmstens empfohlen.
Hofstetter, Pepo: Marmor, Meer und Maultierpfade, Die Apuanischen Alpen – Wandern in einer unbekannten Toskana, Rotpunktverlag, Zürich, ISBN 978-3-85869-420-1, 1. Auflage, 2010, 311 Seiten
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 33 - Dezember 2010
Ulrich Grober: Vom Wandern – Neue Wege zu einer alten
Kunst
Eine Besprechung von Lutz Heidemann
Ein kluges Buch ist anzuzeigen –
und ein schönes dazu; es ist typographisch sehr sorgfältig gemacht. Der Autor,
Ulrich Grober Jahrgang 1949, hat sich intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit
befaßt. Da liegt das Thema Wandern direkt „um die Ecke“. Es ist ein sehr
persönliches Buch und voll von guten präzisen Beobachtungen, reizvolle
Detailschilderungen, hat eine hohe Reflexionsebene. Oft war Grober allein
unterwegs, aber es gibt auch einfühlsame Berichte von Wandererfahrungen mit
Kindern.
Mich hat beim Reisen und
Weitwandern immer fasziniert, sich nicht nur im fremden Gelände, sondern auch in
einer fremden Welt zurechtzufinden. Im Sinn von Nachhaltigkeit und
Nahverantwortung hat es aber seine Logik, daß Grober fast nur auf Erfahrungen in
Deutschland verweist. Warum Energie für Ferntransporte einsetzen, wenn das
Interessante vor der Haustüre liegt: z.B. das Sauerland, das Rheintal, die
Alpen, die Ostsee, das grüne Band entlang der früheren innerdeutschen Grenze. Er
schreibt am Beispiel des Neandertales auch über Wandern in der Stadtumgebung.
Eingebettet in die Texte findet der Leser und die Leserin historische und
ökologische Exkurse und
praktische Hinweise. Grober nennt die Quellen seiner Informationen.
Der Titel ist bei einem so
sorgfältigen Autor wörtlich zu nehmen. Grober hat kein Buch über eine Wanderung
oder einen Weg verfaßt, sondern Erfahrungen in Worte gefaßt. Das Buch bedarf
keiner Abbildungen, vom Leser wird im Kopf mitgewandert. Grober geht der
Motivation für das Wandern nach, den Fragen: warum bricht man auf, was will man
erkunden, wem möchte man nachfolgen? Er ging z.B. in den Spuren von Hesse,
Stifter oder der Bettina von Arnim.
Es ist ein Buch, in dem man
lesen soll, das man aber nicht „durchzulesen“ braucht. Oft spricht es uns
Weitwanderern aus der Seele. Es ist ein Buch, das wir Freunden und Bekannten
empfehlen - oder mit der Bemerkung schenken sollten:
„Da faßt jemand in Worte, was
ich beim Wandern empfunden habe. Wenn Ihr es mir nicht glaubt, dann glaubt dem
und wandert auch los!“ Das Buch hat Resonanz gefunden, hatte Erfolg; im März
2007 ist bereits die 3. Auflage erschienen.
ISBN 3-86150-772-2, 343 Seiten,
Fadenheftung, fester Einband, Verlag Zweitausendeins, Frankfurt/M., 19,90
€
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 23 - August 2007
Von Gerhard Wandel
Was treibt einen Wanderer dazu, sich den
Strapazen einer Wanderung über Wochen auszusetzen:
•
Entdecker- oder Forscherdrang?
•
sportlicher Ehrgeiz?
•
Selbsterfahrung, spirituelle Hintergründe?
•
davonlaufen von Alltagssituationen (Ehe/Beziehung, Beruf, Schulden)?
•
Stabilisierung des eigenen Ichs durch Stärkung des Selbstbewusstseins nach einer
Krankheit/Existenzkrise?
Martin Prinz kann diese Frage in seinem
Roman über die umfassende Durchquerung der Slowenischen, Österreichischen,
Deutschen, Schweizerischen, Französischen und Italienischen Alpen und ihren
vielschichtigen Kulturräumen auf der „Via Alpina“ (roter Weg) nicht mit
Sicherheit beantworten.
In seinem Buch „Über die Alpen, Von
Triest nach Monaco – zu Fuß durch eine verschwindende Landschaft“ beschreibt
Martin Prinz nicht nur den von ihm gegangenen Weg. Er beschränkt sich dabei
nicht auf ein Aneinanderreihen von Berggipfeln und Etappenzielen, sondern
fokussiert in epischer Breite die archaische Lebensart der Bergbauern.
Martin Prinz ist bei Hans Diem, dem
alpinen Weitwanderer aus Garmisch „in die Lehre“ gegangen. Hans Diem, den Lesern
von „Wege und Ziele“ vorzustellen ist sicher nicht nötig. Wer kennt nicht seine
detaillierten Beschreibungen (siehe auch Seiten 32 - 43) der diversen Wege der
Via Alpina, den Maximiliansweg, Wanderrouten in den Abruzzen oder dem
schwedischen Kungsleden? Daneben ist auch der Einfluss von Prof. Dr. Werner
Bätzing, einer der Väter der GTA, mit seinem alpinen Klassiker „Die Alpen“,
Entstehung und Gefährdung einer europäischen Kulturlandschaft, nicht zu
übersehen.
Die geschichtliche Entwicklung der Alpen
als Tourismusziel im 18. und 19. Jahrhundert bewirkte keine Änderung der alpinen
Landschaft, sondern im Zuge der Aufklärung nur eine Änderung der Sicht auf die
Landschaft. Eine Änderung der Landschaft ergab sich erst mit dem eintretenden
Strukturwandel in den Alpen, geprägt durch Bevölkerungsabwanderung, Verfall der
Siedlungs- und Infrastruktur, weil die Berglandwirtschaft nicht mit den
Marktgesetzen mithalten konnte, und die dadurch ausgelöste Verbuschung der
Almen, sowie dem verstärkten Bau reiner Feriensiedlungen.
Martin Prinz berichtet von Erfahrungen
auf seiner Wanderung, die jeder Weitwanderer so oder in ähnlicher Weise selbst
erlebt hat: Essen, Schlafen, Kommunikation, Einsamkeit, Anstrengung,
Erschöpfung, Unachtsamkeit, Orientierungsfehler, Stürze und dem Ehrgeiz,
weiterzugehen. Man merkt, Martin Prinz ist in den Bergen zu Hause. Sein
Großvater nahm den kleinen Bub mit auf Bergtouren; sein Onkel ist am Mont
Everest umgekommen.
Parallel neben den spannenden
Berggeschichten liest man die Reminiszenzen aus einer anderen Welt: Das
Verhältnis des Autors zu seinem werdenden Kind und dessen Mutter, der Angst vor
der Rückkehr in den „etwas anderen Alltag“. Wohlgemerkt, es handelt sich um
keinen Wanderführer, sondern um einen Roman, verbunden mit den persönlichen
Eindrücken einer Weitwanderung des Autors. Wer einen reinen Wanderführer sucht,
sollte das Buch im Regal lassen. Auch wer nur leichte Unterhaltungsliteratur
wünscht und sich für den alpinen Background nicht interessiert, sollte seine
Finger von dem Buch lassen. Allen anderen Lesern sei das Werk wärmstens
empfohlen.
Prinz,
Martin:
Über die Alpen, Von Triest nach Monaco – zu Fuß durch eine
verschwindende Landschaft, C. Bertelsmann Verlag, München, 2010,
ISBN
978-3-570-01053-2, 1. Auflage
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 34 - April 2011
Manuel Andrack
Das neue Wandern –
Unterwegs auf der Suche nach Glück
Berliner Taschenbuch Verlag, Febr. 2011,
279 S., 9,95 €,
ISBN 978-3-8333-0713-3
Manuel Andrack wird gerne als das „Gesicht des deutschen Wanderers“
bezeichnet. Auf jeden Fall hat er mit seinen vielen kleinen und großen Texten
zum Wandern oder bestimmten Wanderstrecken viel für die Popularisierung des
Wanderns getan, und indem er von sich auf andere schloss, den Wanderer als einen
unverkrampft positiven Zeitgenossen geschildert, der nicht um jeden Preis
extreme Tagesleistungen erbringen will, sondern unterwegs auch Freude bei der
Einkehr in einem Gasthof hat. Und mit besonderer Freude schildert Andrack das
Wandern im Mittelgebirge.
Nun folgt eine Veröffentlichung mit ambitiösen Begriffen wie „Neues Wandern“
und „Suche nach Glück“. Es macht die Qualität des Buches aus, dass viele Fakten
dazu angesprochen werden, doch auch immer auch ein Scherz oder Wortspiel
dazwischengepackt ist. Er benennt und beschreibt das Personal und die
Institutionen, die professionell beim Wandern beteiligt sind - oder davon
profitieren, auch er, und man verzeiht es ihm wegen seiner charmanten Art. Er
hat in Kassel Ute Dicks, die Geschäftsführerin des Deutschen Wanderverbandes
besucht; streift kurz die Struktur eines Dachverbandes, verkneift sich nicht
eine Bemerkung über die Politiker, die für ihr Gebiet Wege als
Geschenke einfordern, aber nicht wissen, wie die Markierungen an die Bäume
kommen.
Er schildert kurz die Entstehung des Rothaarsteigs, des ersten „neuen“
Fernwanderweges in Deutschland und beschreibt die Vorgehensweise des
„Wegemachens“, als er zwei Tage Prof. Rainer Brämer bei der „Pfadfinderei“ in
der Landschaft begleitet. Eine liebevolle Miniatur ist sein Bericht über einen
„Kartenmacher“ im Bayerischen Wald, der zugleich ein kluger erfahrener Wanderer
ist. Er beschreibt die Probleme der Führer von Wandergruppen und ironisiert
„Auswüchse“, seien es Fortbewegungsformen wie das Extremwandern oder Angebote
der Ausrü-stungsindustrie. Weitwanderer tauchen bei Andrack nicht auf. Er gibt
freimütig zu, dass die längste Wanderung, an der
er teilnahm, vier Tage umfasste.
Launig werden bei einem Kontrollgang mit einem „Nachzertifizierer“ die
Bausteine für die Qualitäten eines „Premiumweges“ beschrieben. Die umfassen
deutlich mehr als eine zuverlässige sichere Markierung und einen geringen
Asphaltanteil. Da bin ich als Europa-erprobter Weitwanderer viel mehr „Sünden“
gewohnt, selbst in meinem geschätzten Frankreich, von leidvollen Erfahrungen in
Griechenland ganz zu schweigen. Auf einer Tagung der Europäischen
Wandervereinigung (EWV) wurde feierlich beschlossen, dass hinter jeder
Abzweigung nach einigen Metern eine „Bestätigungsmarkierung“ angebracht werden
soll. As ich Jahre später den Präsidenten der EWV fragte, wie viel Kilometer der
Europäischen Fernwanderwege inzwischen daraufhin überprüft seien, erntete ich
Verständnislosigkeit. Da
ist es schon gut, dass das „Qualitätssiegel“ eines Premiumsweges alle drei Jahre
überprüft wird, und so ist verständlich, dass – so Andrack – einige den Prof.
Brämer als Guru und andere ihn als Wanderbeelzebub bezeichnen.
Ich habe hier schon eine ziemlich ausführliche
Schilderung des Inhaltes ausgebreitet, aber nicht alles verraten, deshalb kann
ich zum Kauf und zur eigenen Lektüre raten, der Andrack- Abwechslungs- und
Glücksfaktor ist hoch.
(Für meine Schwägerin Corinna, die mir
das Buch geschenkt hat, als Dank)
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 35 - August 2011
Von Gerhard
Wandel
Nach unserer Betrachtung der
Ziele und der Motivationen eines Wanderers, auf große Reise zu gehen im
vergangenen Jahr hat sich nun auch unser Mitglied Thomas Striebig dem Thema
angenommen:
In seinem Roman „Kleines
Finale“ erzählt er die Geschichte eines Geschäftsmannes Mitte der Fünfziger, der
sich nach einem körperlichen Zusammenbruch wieder berappelt, aus der täglichen
Tretmühle ausbricht und sich auf Wanderschaft begibt. Wohin soll die Reise
gehen? Schauen wir in die Biographie des Autors: In die Vogesen natürlich!
Die Hauptperson hat das alt
eingesessene väterliche Geschäft übernommen und wird durch ein ausgesprochenes
Pflichtgefühl gegenüber dem früher allseits dominierenden Vater und seinen
Kunden geprägt. Urlaub machen, einfach abschalten ist für ihn bisher ein
Fremdwort, bis er eines Tages zusammenbricht und ins Krankenhaus kommt.
Die von einem Arzt während
seines Krankenhausaufenthalts ins Gespräch gebrachte Wandertour lässt ihn jedoch
nach seiner Genesung nicht mehr los. Er sucht nach seinem Traumziel und findet
es in den Vogesen. Die Pläne reifen, die Ausrüstung wird zusammengestellt, aber
was passiert mit seinem Geschäft? Soll er verkaufen oder verpachten? Ein
Aussteiger ist man mit Ende 50 nicht mehr! Er macht zunächst einmal Wanderurlaub
und baut selbstverständlich die Möglichkeit ein, am nächsten Tag auch wieder
zurück zu kehren. Unterwegs tauchen immer wieder Zweifel auf, ob denn das die
richtige Entscheidung war? Abschalten vom Alltag fällt gar nicht so leicht! Der
Wanderer zieht sein
Vorhaben konsequent bis zum Ende durch.
Dem Wanderer erschließen sich
in den Elsässischen Dörfern Wege zu den eigenen Kindheitserinnerungen. Auch nach
einigen Tagen „gelungener Wanderung“ mit einem klasse Hochgefühl wird man von
seinen Alltagsleiden eingeholt. Die körperliche Leistung, die Begegnung mit
anderen Menschen bringt dem Wanderer jedoch einen Zugewinn an Selbstvertrauen
und an innerer Ruhe. Die Rückkehr in den unveränderten Alltag mit allen seinen
Problemen hat unserem Geschäftsmann einen anderen Blick auf die Welt außerhalb
seines Geschäfts und dem kleinstädtischen Leben am Rande des Odenwalds gegeben,
den er auf jeden Fall nicht mehr missen will.
Unser Autor ist doch sehr
vogesensüchtig! Ich selbst kenne die Wanderstrecke und kann auch viele Eindrücke
selbst bestätigen. Ich selbst hatte mich jedoch unterwegs mehr mit Wanderführer
und Wanderkarte und meiner mangelnden Kondition beschäftigt!
Selbstverständlich handelt es
sich um keinen neuen Wanderführer, sondern einen Roman über eine geglückte
Wanderung. Thomas Striebig hat bisher zwei Vogesenführer veröffentlicht: „Zu
Fuß durch die Vogesen“
(2000) und „Wanderungen
durch die Vogesen“
(2007). Im Laufe des Jahres soll sein neuer Vogesenführer erscheinen. Wir dürfen
gespannt sein!
Thomas Striebig:
Kleines Finale, Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2010, ISBN 978-3-8391-7816-4
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 36 - Dezember 2011
Von Gerhard Wandel
Alpen direkt hinter der Riviera am Rande des Mittelmeeres? Es gibt sie
wirklich und kein geringerer als der Geographieprofessor Dr. Werner Bätzing hat
sie beschrieben!
Im Rotpunktverlag in Zürich ist nach der „GTA Nord“, „GTA Süd“, dem
„Stura-Tal“ und den „Seealpen“ ein weiterer Kultur- und Wanderführer über die
Westalpen unter Mitwirkung von Werner Bätzing und Michael Kleider erschienen.
Im Führer wird der Grenzbereich
zwischen dem Piemont und Ligurien, als auch zu Frankreich, insbesondere die
Nationalparks „Alta Valle Pesio e Tanaro“ und „Parco Naturale delle Alpi Liguri“
durchwandert.
In einer ausführlichen Dokumentation werden die Kultur und Geschichte der
Landschaft beschrieben. Die menschliche Siedlungsgeschichte in dem Raum reicht
von steinzeitlichen Jägern und Sammlern zu Ligurern, Kelten, Römern, der
Ausbreitung der okzitanischen Kultur als Erbe des Lateinischen,
Sarazeneneinfälle im frühen Mittelalter, dem Erstarken der Stadtrepubliken wie
Genua, bis zum Beginn der Industrialisierung und Entvölkerung der Berggebiete.
Der große Bevölkerungsrückgang schaffte Raum zur Entwicklung der
Nationalparks und zu einer umweltverträglichen Nutzung in Form von
Wandertourismus. Eine touristische Entwicklung – wie an der Mittelmeerküste oder
den Hochalpen - hat die Ligurischen Alpen bisher nicht erreicht. In Deutschland
sind die Ligurischen Alpen, wie auch die Seealpen oder Apuanischen Alpen
weitgehend unbekannt.
Alpin ist die Landschaft sehr wohl, mit Bergen über 2600 Metern und tief
eingeschnittenen Tälern. Die Geologie wird bestimmt von der Landschaftsform
Karst. Das Kalkgestein wird durch die Niederschläge ausgewaschen, Dolinen und
Höhlen bilden sich. Die Hochebenen sind trocken. In den Tälern tritt das Wasser
wieder aus Karstquellen zu tage. Die Geologie spiegelt sich in der Tier- und
Pflanzenwelt und dem ausgesprochen kleingliedrigen Klima.
Im Wanderteil beschreibt der Führer eine Querung der Ligurischen Alpen von
San Bartolomeo (Piemont) nach San Remo (Ligurien) in 12 Etappen. Daneben werden
alternative Tourenabschnitte sowie kürzere Rundtouren aufgezeigt. Auf dem „Giro
del Marguareis“ kann man den höchsten Gipfel der Ligurischen Alpen in fünf Tagen
umrunden. Im Wandergebiet stößt man außer auf die GTA noch auf weitere
Weitwanderwege, die Via Alpina (roter Weg) und Alta Via dei Monti Liguri.
Die Hinweise zu den einzelnen Etappen bieten den vom Rotpunktverlag
gewohnten Standard: Wegebeschreibung, Hinweise auf Botanik, Kultur, Unterkünfte,
Wanderzeit, Ab- und Aufstiege, Markierung. Kartenskizzen helfen zur
Groborientierung.
Wer die GTA gegangen ist und neue Wege von den Alpen ans Mittelmeer sucht,
dem muss man den Führer weiterempfehlen.
Werner
Bätzing/Michael Kleider:
Die Ligurischen Alpen
Naturparkwandern zwischen
Hochgebirge und Mittelmeer
Rotpunktverlag, 1. Auflage 2011,
ISBN 978-3-85869-432-4
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 37 - April 2012
Hinweis von
Lutz Heidemann auf einen neuen besonderen Weg:
Wandern auf dem Evliya Çelebi
Weg
Zu Fuß oder zu Pferd durch Nordwestanatolien
Der Namensgeber lebte von 1611 bis 1685 und wurde von der UNESCO zum „Mann
des Jahres 2011“ gekürt; bei uns ist er nur Spezialisten bekannt. Das
„ottomanische“ Reich war im späten 17. Jahrhundert ein Weltreich. Kurz bevor
Evliya starb, war die Expansionsphase 1683 mit der gescheiterten zweiten
Belagerung von Wien gerade vorbei, aber es gab an den Rändern, z.B. in Albanien
oder Nordafrika genügend Gegenden, von woher authentische Nachrichten zu
erfahren auf allgemeines Interesse stieß. Evliya - der Namenszusatz Çelebi ist
ein Ehrentitel im Sinn von „bewundernswert“ - verfasste ausführ-liche Berichte
von dem, was er beobachtete. Er stand in der Tradition von arabischen Reisenden.
Ein Reisender ist ein
Mensch, der aus Neugier unterwegs ist.
Ich kenne jedoch Teile der
Gegend, die der Weg durchquert und kenne Kate Clow, die bei der Wegemacherei und
der Herstellung eines Führers wesentlich beteiligt war. Sie lebt seit 1993 in
der Türkei, ist fasziniert beim Aufspüren alter Wege und ihr ist wichtig, dass
diese Wege wieder genutzt werden. Der von ihr entwickelte Lycian Way ist
inzwischen ein Selbstläufer geworden, Reiseunternehmer werben damit, auch
deutsche Wanderanbieter, z. T. ohne dabei die Urheberin zu nennen. Ich bin 2004
mit meiner Frau längere Teile des „Lykischen Weges“ gegangen (s. Bericht in
„Wege und Ziele“ Ausgabe 18 - Dezember 2005). Inzwischen hat Kate Clow weitere
Fernwanderwege markiert und beschrieben und in der Osttürkei Gebirgsgegenden für
Wanderer erschlossen. Auf der Homepage
www.lycianway.com
kann man mehr darüber lesen und sich auch über einen News-letter auf dem
Laufenden halten lassen.
Der Evliya-Weg ist - wie erwähnt - insofern besonders, weil er für zwei
Fortbewegungsarten konzipiert wurde, Reiten und Wandern. Dabei wird auf die
spezifischen Bedingungen beider Nutzer eingegangen. Es gibt streckenweise
getrennte Routen und es gibt sogar Abschnitte, z.B. Ebenen, wo den Wanderern
empfohlen wird mit einem lokalen Minitaxi weiterzufahren, die aber für Reiter
reizvoll sind, weil sie da mal Galopp einlegen können. Bäche machen Pferden
wenig aus, Wanderer bevorzugen festen Untergrund. Und die Zeitangaben für die
Etappen gehen selbstverständlich auf die unterschiedlichen
Geschwindigkeiten ein.
Der Impuls für das Projekt ging von zwei wagemutigen Frauen aus: Die eine
war die Historikerin Caroline Finkel, aufgewachsen auf einer Farm in Schottland,
die sich schon lange mit der Alltags- und Militärgeschichte der Türkei befasst
hat. Wie wurden Feldzüge logistisch organisiert, war das Thema ihrer Promotion.
Die andere war Donna Landry, sie kommt von der Fernreiter-Seite. Hier spielt die
imperiale Vergangenheit Englands eine Rolle; Engländer, aber auch Engländerinnen
sind immer wieder über weite Strecken mit Pferden unterwegs gewesen. Diese
Erinnerungen werden bis heute gepflegt. Und wenn man in der Türkei abseits
ausgetretener Strecken unterwegs ist, kommt man fast
zwangsläufig mit Kate Clow in Kontakt, die aber nach wie vor mit ihren beiden
Hunden zu Fuß unterwegs ist.
Vom Evliya Çelebi-Weg gibt es einen englischsprachigen Führer, der nach dem
Schema der beiden bewährten ausführlichen Führer von Kate Clow zum Lykischen Weg
und dem St. Pauls Trail aufgebaut ist. Es gibt u. a. geschichtliche und
pflanzen- und tierkundliche Hinweise, auch eine kleine Sprachfibel. Die Route
folgt ziemlich genau der Strecke, die Evliya 1671 auf seiner Pilgerfahrt nach
Mekka benutzt hat. Er war mit Araber-Pferden, acht Dienern und drei Begleitern
unterwegs. Aber ihm war es mit dem Ankommen in Mekka nicht eilig - er
„mäandrierte“ anfangs in der weiteren Umgebung seiner Heimatstadt Istanbul herum
- meinten die Autorinnen. Er besuchte und
beschrieb kleinere, ihm bisher
unbekannte Orte zwischen Bursa, Afyon Karahisar und Usak.
Im Jahr 2009 brach eine ähnliche kleine Karawane mit Pferden, aber begleitet
von Autos zu einer Expedition in Nordwestanatolien auf. Angeschlossenen hatte
sich auch ein Biologe und die Spiegel-Bildredakteurin Susan Wirth.
Vorausgegangen waren intensive Text- und Kartenstudien. Wo genau verlief die
Reiseroute im 17. Jahrhundert? Viele Namen von Orten hatten sich inzwischen
verändert. Es gab auch im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des osmanischen
Reiches umfangreiche Bevölkerungsverschiebungen.
Das Wegeprojekt verfolgt verschiedene Ziele: Westeuropäer sollen das Land
kennenlernen und die intensive Gastfreundlichkeit der anatolischen Bauern
erleben, wie ich sie als junger „Rucksacktourist“ auch selbst so häufig erfahren
habe, doch gleichermaßen soll die örtliche Bevölkerung Chancen für den Aufbau –
oder zumindest die Bewahrung – ihrer „lokalen Ökonomie“ bekommen. Das richtet
sich hier speziell auf Weidewirtschaft und Pferdezucht.
Der Evliya-Weg ist nicht nur als Kombi-Weg neuartig, sondern auch in der Art
der Umsetzung in der Örtlichkeit. Es gibt keine Markierungen. Das hat mich
zuerst irritiert. Kate Clow hatte auf den von ihr organisierten Wegen in der
weiteren Umgebung von Antalya negative Erfahrungen mit Beschädigungen gemacht.
Für Einzelkämpferinnen ihrer Art sind durchgängige und ständig erneuerte
Markierung fast nicht zu leisten. Die Benutzer des Weges orientieren sich über
eine intensive Kette von GPS-Daten, die von der Homepage heruntergeladen werden
können. Markierungen zum Zurechtfinden im Gelände sind in diesem Teil der Türkei
vielleicht auch nicht so nötig wie in
den Küstenbergen Lykiens oder
beim St. Pauls-Trail. Der Führer spricht von der Nutzung alter Wege auf halber
Höhe, die modernen Straßen gingen eher durch die Talböden.
Die Verfasserinnen und ihr Freundeskreis sind optimistisch. Es soll
weitergehen. Der Region wären derartige Erfolge zu wünschen. Ein
Freundschaftsritt nach Syrien wurde durchgeführt. Andere Projekte sind ein
„Sultansweg“, der von Wien nach Istanbul gehen soll, ein holländischer Führer
wäre schon erhältlich. Auf der Homepage
www.cultureroutesinturkey.com,
wo es auch weitere Informationen zum Evliya-Weg und zum Erwerb des Führers gibt,
erfährt man von weiteren erstaunlichen Projekten, u.a. dass an einem
„Abrahamspfad“ von Urfa nach Hebron und Mekka gearbeitet wird.
Also: „Wanderer aller Länder vereinigt Euch“, wandert auch in der Türkei,
das Netzwerk macht mit und ist interessiert an Berichten.
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 37 - April 2012
Franziskusweg – Impressionen einer Pilgerreise
Co-Autor Pater Anton Rotzetter,
Tyrolia-Verlag Innsbruck-Wien, 2012, 143 Seiten,
ISBN978-3-7022-3167-5
Über
die Möglichkeiten und Hilfsmittel, auf dem Franziskusweg und auf der Via
Francigena in Mittelitalien zu wandern, habe ich schon im April 2008 in der
Ausgabe 25 von „Wege und Ziele“ berichtet. Der Führer zum Franziskusweg von
Angela Maria Serracchioli aus dem Tyrolia-Verlag ist inzwischen in 2. Auflage
erschienen. Wir haben als Verein über die Jakobswege quer durch Europa berichtet
und jetzt sind noch in unser Blickfeld die Wege der vertriebenen fliehenden
Hugenotten oder die der arbeitsuchenden Schwabenkinder getreten. Und ich habe
sogar von
einem Pilgerweg nach Mekka berichtet, der gerade in der Türkei eingerichtet
wurde. Hier nun ein weiteres Pilger-Buch. Ist Pilgern dem Wandern
gleichzusetzen? Können wir Zeitgräben überspringen?
Es ist eine Einladung, die verschiedenen Landschaften zu besuchen, die mit
dem Leben des Heiligen Franz verbunden waren - und es durch die Pflege der
Erinnerung bis heute sind. Es handelt sich um keinen Reiseführer, sondern um
einen Bildband. Kategorien wie praktisch, leicht oder rucksackgeeignet, sind da
fehl am Platz. Ich möchte stattdessen den fast aus der Mode gekommenen Begriff
„schön“ verwenden. Es ist ein schönes Buch, ich möchte es deshalb empfehlen.
„Schönheit ist der Glanz des Wahren“- das ist so ein Spruch zum Nachdenken.
Uns Architekturstudenten wurde er im katholischen Aachen mit auf den Weg
gegeben. Er wurde uns als Ausspruch des Thomas von Aquin vermittelt. Der war
zwar Dominikaner und kein Franziskaner, aber ein Zeitgenosse des Mönches aus
Assisi.
Das Buch zeigt viele große und kleine Bilder, alle von Eva Gruber
aufgenommen; man spürt die gleiche Handschrift. Es sind, wie sie korrekt
schreibt, Impressionen. Andere Wanderer werden vielleicht andere Eindrücke
festhalten, aber die von ihr gewählten Landschaftsausschnitte, Details von
Kirchen oder Orten am Weg sind schon prägnant. Das Buch ist nach Etappen
gegliedert. Es ist ein Buch, das man entweder durchsieht, um sich für einen
Besuch in Mittelitalien vorzubereiten - oder an dem man sich nach einer
Wanderung noch lange als Erinnerung erfreut.
Das Buch enthält eine ganze Reihe von alten und modernen Franziskus -
Darstellungen und führt in Orte, die eindrückliche Bildwerke vom 14. bis zum 16.
Jahrhundert besitzen. Das ist in seiner Weise konsequent. Denn zu den
erstaunlich vielen Anregungen, die von Franziskus ausgingen - und uns bis heute
zur Nachahmung auffordern, seien es Zuwendungen gegenüber Armen, Kranken, Tieren
oder generell der Natur, gehörte auch die Anregung, biblisches Geschehen mit
Menschen und Tieren nachzuspielen oder davon Figuren zu machen. So gehen
letztlich die Krippendarstellungen, die die Ostkirche nicht kennt, auf
Franziskus zurück, wie überhaupt der Gedanke, dass Künstler Geschehnisse in
eigene erfundene Bilder
übersetzen sollen. Doch das ist ein „weites Feld“...
Aber durch Sehen beim Wandern neue oder verschüttete Dinge oder Werte zu
erfahren und zu lernen, ist nach wie vor aktuell und ist vielleicht auch nicht
so weit vom Sinn des Pilgerns entfernt. So kann Wandern auf dem Franziskusweg
auch heute lehrreich-hilfreich sein, und ich mache Frieden mit dem Pilgern,
einer spezifischen Spielart des Wanderns.
Zurück zum Weg: Es gibt mehrere Websites zum
Franziskusweg und wenn man googelt, ist man wieder leicht irritiert, wie viele
Franziskuswege es inzwischen
außerhalb von Italien gibt. Einen „originalen“ Weg gibt es nicht. Die Führer und
die beschriebenen Wege in Mittelitalien basieren auf den Erfahrungen einzelner
Verfasserinnen und Verfasser und laufen über weite Strecken konform, haben aber
z.B. unterschiedliche Start- und Endpunkte. Ich bin nicht direkt auf dem
Franziskusweg gewandert, wohl in anderen Teilen von Umbrien und Latium und der
Toskana und kenne von Besuchen die meisten der erwähnten Orte. Es gibt
Markierungen, z.T. direkt für
den
Franziskusweg vorgenommen, z.T. handelt es sich um markierte Wegestücke des CAI,
des italienischen Alpenvereins. Man sollte sich einem Wanderführer anvertrauen;
da ist der Tyrolia-Verlag eine gute Adresse. Beim - zugegeben flüchtigen -
Googeln kam mir die Website
www.camminodiassisi.it mit detaillierten
Etappenbeschreibungen und Kartenskizzen und Übernachtungshinweisen recht
hilfreich vor.
Was für Deutschland unter Franziskusweg geführt wird, sind z.T. nur
ausgedehnte Spaziergänge.
Hier ein Beispiel aus der Rhön.
Es ist wirklich kein Weitwandern, aber wer sich bewegt und dabei nachdenkt, ist
im Sinn des Heiligen Franz schon auf „dem richtigen Weg“.
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 39 - Dezember 2012
Kultur-(Wander-)Führer für Oberschwaben und Vorarlberg
Das Projekt „Schwabenkinder“ und „der Weg der Schwabenkinder“ werden als
grenzüberschreitende Projekte mit Mitteln des Interreg IV Programms
„Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“ seit 2008 von der EU gefördert. Der Aufbau eines
„neuen Weges“ kommt jedoch ohne die Unterstützung der örtlichen Honoratioren,
Gemeinden, Museen, Touristikämter nicht aus.
Die Ursachen für das „Schwaben
Gehen“ waren:
•
der karge, schwer zu bearbeitende Boden,
•
die Realteilung der landwirtschaftlichen Bergbauernbetriebe im
Todesfalle,
•
Fortschritte im Gesundheitswesen mit dem daraus resultierenden Kinder-
reichtum,
•
Naturkatastrophen und Kriege, welche die Situation verschärften,
•
späte Anbindung an die Verkehrswege, Arlbergbahn, Straßen,
•
die dadurch beginnende industrielle Entwicklung, die erst Ende des 19.
Jahr- hunderts im Vorarlberg einsetzte
Ende des 19. Jh./Anfang 20.
Jh. wurden die Entwicklung und auch die weitere Abwanderung der Bevölkerung in
den Berggebieten durch den aufkommenden Tourismus gedämpft. Die strapaziösen
Wanderungen von den Ausgangsorten in die Zielgebiete wurden mit Eröffnung der
Arlbergbahn und Aufnahme der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee erleichtert. Mit
Eröffnung der Schifffahrtslinie Bregenz – Friedrichshafen ist ein neuer
Ausgangspunkt für Wanderwege durch Oberschwaben entstanden.
Der Aufbau der beiden
Wanderführer stellt sich wie folgt dar:
•
allgemeines zum Thema Wandern in Oberschwaben bzw. Vorarlberg
•
Routenübersicht
•
wirtschaftliche und kulturelle Verflechtungen der einzelnen Gebiete
•
Infrastruktur und touristischen Know-how
Die Schwabenkinder nutzten die
bekannten Wege und Pfade. Die Streckenführung hing von der Begleitperson und der
Witterung ab. Unterwegs mussten die Wanderer auch rasten; Klöster und soziale
Einrichtungen gewährten ihnen Unterkunft und eine warme Mahlzeit.
Vorsicht: Die „Schwabenwege“
sind als solche weder in der Natur noch in einer Wanderkarte gekennzeichnet! Es
wird auf alten Verkehrswegen gewandert, die teilweise asphaltiert sind.
Die Führer beinhalten:
•
die Höhenmeter der Auf- und Abstiege der einzelnen Tourenetappen, die
jedoch nicht mit Tagesetappen zusammenfallen; die absolute Höhe der einzelnen
Punkte ist leider aus den Wanderführern nicht herauszulesen, könnte jedoch für
den Wanderer im Hinblick auf die Witterung sehr nützlich sein,
•
die Tagesetappen muss jeder Wanderer selbst nach Kondition,
Unterkunftsmöglichkeiten oder Verkehrsanbindungen zusammenstellen,
•
die Kartenausschnitte sind nur als Übersichtskarte zu gebrauchen,
ersetzen jedoch keine detaillierte Wanderkarte, Kompass oder GPS,
•
die Wegebeschreibungen sind zum großen Teil nicht an Markierungen
angelehnt,
•
ausführlichen Ortsbeschreibungen helfen dem Wanderer, Unbekanntes zu
entdecken,
•
die Führer bringen die Geschichte und Kultur der durchwanderten Region
näher und liefern einen guten Überblick über den Beginn der Industrialisierung,
die Armut, die Kinderarbeit, die Erschließung der Berggebiete, die Entvölkerung
der benachteiligten Gebiete, sowie den aufkommenden Tourismus.
Im Bergverlag Rother sind dazu
die Wanderführer erschienen:
1.
Elmar Bereuter: Oberschwaben, 2011, ISBN 978-3-7633-4413-0
2.
Elmar Bereuter: Vorarlberg, 2012, ISBN 978-3-7633-4416-1
Der Wanderführer für
Vorarlberg zeigt die alten Wege der Schwabenkinder aus den Herkunftsgebieten
Vorarlbergs, beginnend in den angrenzenden Gebieten Tirols und Liechtensteins
bis zum Bodensee. Die Wege durch Vorarlberg beinhalten Wege durch den Bregenzer
Wald nach Bregenz, Wege aus den Tiroler Grenzgebieten nach Bregenz, den Weg von
Brand nach Rankweil und den Weg von Balzers nach Feldkirch.
In diesem Jahr sollen auch die
Wanderführer für die Wege in Tirol/Südtirol und Schweiz/Liechtenstein
erscheinen.
Eigene Erfahrungen auf den „Schwabenkinderwegen“
Die bessere Möglichkeit für den Wanderer einen persönlichen
Eindruck der beschriebenen Wandertour sowie der Tauglichkeit des Führers zu
gewinnen, ist natürlich eine Wegstrecke selbst abzulaufen, als viele Bücher zu
lesen. Diesen Selbstversuch habe ich unternommen. Anlässlich der
Witterungsverhältnisse
beschränkt sich die Erfahrung auf den Raum Oberschwaben. Es handelt sich hierbei
jedoch nur um eine Wochenendtour. Begangen wurde die Strecke zunächst über die
Route A 2 von Lindau über Oberreitnau, Laimen nach Tettnang und weiter nach
Ravensburg.
Die Wegebeschreibung wurde mit
viel Mühe und Sorgfalt gefertigt und erweist sich als sehr zuverlässig. Auch
ohne Wanderkarte ist der Weg auffindbar. Teilweise existieren neue
Wegemarkierungen des Schwäbischen Albvereins mit exakten Wegeangaben. Heraus aus
Lindau sehen wir viele Obstbaumplantagen und später auch Hopfenfelder neben
Weiden und Wald-stücken. Über den Ausweis von markanten Punkten im Führer mit
herrlicher Fernsicht auf den Säntis und die schneebedeckten Schweizer Alpen
haben wir uns besonders gefreut.
Wir erleben weniger Asphalt
als erwartet und freuen uns im Wald über den noch gefrorenen Boden, der sich
binnen kurzem infolge der Holzarbeiten in morastige Partien wandeln kann.
Wichtig für den Wanderer sind auch die vielen Gastwirtschaften mit köstlichen
Allgäuer Spezialitäten. Nach ca. 6 Stunden erreichen wir Tettnang. Tettnang war
eher enttäuschend: Zwei Straßenzüge mit vielen Cafés und Kneipen, ein paar
geschlossene Kirchen und ein Schloss, das aber nicht für die Öffentlichkeit zur
Verfügung steht. In den „Torstuben“ haben wir eine Unterkunft gefunden.
Lobend zu erwähnen wären noch
die Zugänge und Abgänge zu den einzelnen Wegetrassen.
Das Beste am nächsten Tag war
das Frühstücksbüfett im Hotel „Residenz“. Der Blick aus dem Fenster bremst jede
Wanderlust: Nieselregen und weiter oben auch Schneeregen bei Temperaturen knapp
über null. Ich folge der Route C 1 und C 2 in Richtung Wolfegg und breche meine
Tour am Rößlerweiher ab und wandere zurück nach Weingarten. Landschaftlich ist
auch dieser Tag reizvoll. Die eiszeit-lichen Endmoränen vom Rheingletscher haben
große Schuttberge hinterlassen. Tief eingeschnittene Täler summieren die
Höhenmeter.
Was haben wir am Wanderführer
vermisst? Viele Rotherführer (Toskana, Azoren, Vogesen-Durchquerung usw.) weisen
Zeit-, Entfernungs- und Höhendiagramme aus, die eine nützliche Hilfestellung
sind. Ich hoffe, dass der nächste Führer der Schwabenkinder-Wege dies auch
berücksichtigt.
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 40 - April 2013
Wege ohne Ende: Touristiker "verpflastern" Deutschland mit Wanderwegen:
Der Remstal-Höhenweg
Angespornt durch die Erfolge des Rothaarsteigs und des Rheinsteigs haben auch
die Touristiker in Baden-Württemberg einen neuen Weitwanderweg kreiert, der
örtliche Besonderheiten der durchwanderten Region zur Schau stellen soll, den
Remstal-Höhenweg, ein echter Fernwanderweg mit 226 km Länge. Offizielle
Eröffnung des Weges war im Herbst 2010. Ostern 2011 wurden von mir erste
Teilstücke gegangen. Anregungen des Netzwerks Weitwandern – insbesondere
bezüglich der Zu- und Abgänge - wurden offensichtlich von den Machern beim
Tourismusverein Remstal-Route berücksichtigt. Dies ist auch naheliegend, da der
Weg sehr gut für Nahausflügler über die S-Bahn und Regionalbahn ab Stuttgart
erschlossen wird. Andere Anregungen, zum Beispiel zum nicht befestigten
Weguntergrund, sind bisher nicht berücksichtigt. Einsamkeit darf man in der
Regel inmitten einer so dicht besiedelten Region nicht erwarten.
Chancen/Schwierigkeiten: Der Weg verläuft vielfach auf bestehenden AV—Wegen,
Radwegen und landwirt-schaftlichen Erschließungswegen. Eine Vielfalt von
Markierungen prasselt auf den Wanderer ein, der versucht, sich an den 700 oder
mehr Markierungen des Remstal-Höhenweges entlang zu hangeln. Die grobe Richtung
kann man auch ohne Karte nicht verfehlen. Der Weg folgt dem Verlauf der Rems,
auf der Südseite bergauf und auf der Nordseite bergab.
Der Albverein kümmert sich auch zwangsläufig um die Erhaltung des Weges; die
Touristiker müssen nur ggf. ihre Markierungen erneuern und haben außer der
Unterhaltung der Homepage keine weiteren Kosten.
Der Wegverlauf erinnert eher an eine Weinkarte, als an eine Wegebeschreibung:
Der Einstieg erfolgt bei der „Neuen Kelter“ in Fellbach, Stettener Heuchelberg,
Schnaiter Riesling, Strümpfelbacher Trollinger, Korber Kopf … die Übersicht
ließe sich beliebig weiterführen. Daneben begleiten den Weg aber auch
ausgedehnte Wälder und Streuobstwiesen. Die ehemaligen Weinbaudörfer, heute eher
weitverzweigte Siedlungen der Stadtflüchtlinge auf dem Weg ins Grüne und
Industriestädtchen werden ebenfalls durchquert.
Der Weg beinhaltet keine sportliche Herausforderung; er umfasst inhaltlich eher
Genusstouren. Er ist ganzjährig zu begehen. Der Wanderführer ist in praktischer
Spiralbuchform, DIN A 6 Format ausgestattet. Trotz seiner 138 Seiten passt er
bequem auch in die Seitentasche der Trekkinghose.
Man muss der Autorin beipflichten:
Es ist Zeit zum Entschleunigen. „Wer langsam und aufmerksam wandert, hat länger
etwas davon.“
Renate Florl:
„Remstal-Höhenweg“, Bärenfelser Verlag, Silcherstraße 14, 71384 Weinstadt,
1.
Auflage April 2011, ISBN 978-3-86372-001-8 Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 41- August 2013
Der erste Vogesenführer von Thomas „Zu Fuß durch die Vogesen auf dem GR 53 und
GR 5 von Wissembourg nach Belfort“ ist im Jahr 2000 im GeoHist Verlag,
Neu-Anspach, erschienen. Der zweite Wanderführer „Wanderungen durch die Vogesen“
erschien 2007 im Morstadt Verlag, Kehl. Im Gegensatz zum ersten Führer und dem
nun neu erschienenen Wanderführer stellt dieser Führer ein- und mehrtägige
Rundtouren in den Vogesen zusammen.
Kann man denn nach zwei Wanderführern noch etwas besser machen? Man kann!
Der neue Wanderführer zeichnet sich aus durch
•
ein besser zu lesendes Schriftbild
•
Kartenausschnitte und Höhendiagramme
•
einen deutlich höheren Bildanteil
•
geringerem Umfang und geringerem Gewicht
In akribischer Feinarbeit hat der Autor dem Leser die kulturellen Eigenheiten
und die wechselvolle Geschichte der Vogesen zwischen Deutschland und Frankreich
und der durchwanderten Landschaft mit ihren Weilern und Städtchen aufgearbeitet.
Der Führer enthält ausführliche Ortsbeschreibungen, detaillierte Entfernungs-
und Zeitangaben, Hinweise auf Wanderkarten und Unterkunfts- und
Einkehrmöglichkeiten. Adressen der Touristenbüros und der Zugang zu öffentlichen
Verkehrsmitteln dürfen da selbstverständlich nicht fehlen.
Die Wegbeschreibung entspricht dem Wegeverlauf des französischen Wanderführers
(Topo-guide) „Crete des Vosges“. Begangen werden der gesamte GR 53, der GR 5 in
den Vogesen und der GR 531. Auf der Hauptroute umfasst der Weg 388 km in 37
Etappen. Die Route verläuft überwiegend auf naturbelassenen Pfaden durch einsame
Wälder, vorbei an Schlössern und Burgen, Wiesen, Seen, über Bergweiden und auch
auf den höchsten Gipfel der Vogesen, den Grand Ballon mit 1424 m sowie ein Stück
entlang der elsässischen Weinstraße.
Unterkünfte aller Preisklassen in Form der Gité d’Etape, Ferme-Auberge oder
Hotels sind ausreichend vorhanden, sodass der müde Wanderer abends auch die
vorzügliche elsässische Küche genießen kann. Thomas Striebig weist auch auf
Alternativrouten hin.
Wir hoffen, dass der Führer nach der langen Vorarbeit nicht so schnell veraltet,
und Thomas Striebig als „der“ deutsche Kenner der Vogesen weiter seiner „zweiten
Heimat“ treu bleibt.
Alle, die möglicherweise aufgrund sprachlicher Hemmnisse Frankreich als
Wanderland ausgespart haben, seien die Vogesen wärmstens empfohlen, ein Großteil
der Elsässer spricht noch alemannisch!
Thomas Striebig
„Vogesen-Durchquerung“,
1. Auflage 2012, Rother Wanderführer, Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 41 - August 2013
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