Rumänien

Verreisen und gar das Wandern hat oft etwas von „Zeitreise“ und dem Wunsch, in die Vergangenheit eintauchen zu können. Wanderer durchqueren eine Gegend mühsam, aber sehen genau hin, entwickeln Gefühle, positive – manchmal auch negative, fangen an, die Gegend zu lieben und am Ende fällt es ihnen nicht leicht, sich von dieser „neuen Heimat“ zu trennen, jedenfalls nehmen sie Bilder von ihr mit in ihr „altes Zuhause“.

Warum Wandern in Rumänien?

Eine Betrachtung von Günther Krämer

Rumänien - Heimat blutsaugender Vampire wie Dracula, drogensüchtiger Straßenkinder, beißwütiger Bären und Wölfe, korrupter Staatsorgane, klauender Zigeuner, Land mit kaputter Infrastruktur, vielen billigen Arbeitskräften - und jetzt auch noch Mitglied der EU?

Tatsächlich ist es eine Heimkehr nach Europa, wenn man aus den östlichen Nachbarländern nach Rumänien einreist. Der Reisende wird überrascht - traumhaft schöne Kulturlandschaften in der Moldau, der Bukowina und der Maramuresch, Dörfer, in denen der Mitteleuropäer die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder erkennt, Städte, in denen die Ceausescu-Ära wie eine Bombe zugeschlagen hat, in denen aber immer noch Baudenkmäler von der Romanik bis zum Jugendstil zu bewundern sind. Rund ein Zehntel der Bevölkerung, das sind etwa 3 Millionen Menschen, leben im Ausland, hauptsächlich in Italien, als billige Arbeitskräfte. Zurück bleiben oft Kinder und alte Menschen, die aber die Dörfer - mit Geld aus Italien - am Leben erhalten. Und in der Urlaubszeit sind alle wieder da, zu Verwandtenbesuchen, zu Familienfesten oder einfach zum Weiterbauen am neuen Haus. Dieses neue Haus ist häufig eine "Pensiunea" und verbessert damit die Infrastruktur, auch für uns Wanderer.

Die Menschen sind freundlich, ja herzlich und hilfsbereit. Die Sehenswürdigkeiten wie die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Moldauklöster und Holzkirchen der Maramuresch, aber auch alte Stadtkerne und siebenbürgische Kirchenburgen sind gut präsentiert und gepflegt, Bären und Wölfe halten sich im Normalfall fern von den Wanderern, wunderschöne Wanderwege - fast immer ohne Markierung und Wanderkarte - laden zum Lustwandeln durch romantische Täler, über weite Hochweiden = poieni (sing. poiana) und durch unendlich große Wälder ein. Warum diese Wanderwege? Fußwege, Reitwege, Karrenwege dienen heute noch der Verbindung zwischen den Dörfern, den Einzelhöfen und den Almen! Gute Übernachtungsmöglichkeiten sind in fast allen größeren Orten zu finden, die rumänische Küche ist bekömmlich, aber auch nahrhaft und schmeckt gut. Es ist leicht sich zu versorgen: Jedes Dörflein besitzt einen Magazin Mixt, in dem es alles zu kaufen gibt, was ein Wanderer braucht. Eisenbahn und Überlandbusse sind sehr preisgünstig und müssen leider der Liberalisierung Tribut zollen, aber Microbusse, private Kleinbusse, die bestimmte, meist kurze Linien fahren, haben sie weitgehend ersetzt. Und wo kein Microbus fährt, gibt es vielleicht ein Maxitaxi (etwa 5 RON / km) am Ort oder ein kostengünstiges normales Taxi (etwa 2 RON / km).

Was ist also dran an den Vorurteilen? Die Straßenkinder mag es vielleicht in Bukarest geben, die Bären gehen uns lauten Menschen gern aus dem Weg, viele Zigeuner (politisch korrekt: Roma) gibt es hauptsächlich in Siebenbürgen, wo viel Platz frei geworden ist infolge des meist D-Mark bedingten Wegzugs Tausender mehr oder weniger Deutsch sprechender Menschen (Kohl sei Dank!), die Verwaltungsspitzen sind freundlich und zuvorkommend, Korruption? Und natürlich gibt es viele Transformationsprobleme, wie in allen ehemals kommunistischen Ländern.

Anreise

Kostengünstig und schnell ist ein früh online gebuchter Flug mit Carpatair, die uns über den Umsteigeflughafen Temeschburg in jede größere Stadt bringt - leider nicht besonders klimafreundlich. Ein Flug mit German Wings mit Umsteigen in Bukarest (Achtung: Flughafenwechsel notwendig) und mit Tarom in die rumänische Provinz dauert mindestens 2 Tage. Genauso lang brauchen die Linienbusse von Atlassib und Eurolines Eurolines sowie die Eisenbahn (relativ teuer), wobei hier Komfort und Geschwindigkeit hinter Budapest sehr zu wünschen übrig lassen. In der jeweiligen Region kann man die wenigen Fernbusse benutzen oder die Fahrt aus mehreren Microbuslinien zusammenstückeln. Oder einfach den Daumen raus ...

Wandern, Planung, Karten

Es existiert wohl ein dichtes Netz von Wegen, die fast alle als Wanderwege wunder- und wanderbar sind. Aber es gibt kein flächendeckendes rumänisches Kartenwerk im Maßstab 1 : 50 000 oder 1 : 25 000, das diese Wege zeigt. Einen großen Teil der rumänischen Karpaten deckt die ungarische Dimap-Wanderkarte in den unterschiedlichen Maßstäben ab, erhältlich bei Wolfo Volland in der Slowakei oder bei Transilvaniatravel. Daneben gibt es einige wenige lokale Wanderkarten, z. B. die Karte des Wassertales bei Viseu de Sus oder die polnische Karte der Obcina Mare bei Sucevita. Die Höhenlinienabstände der meisten Karten betragen 50 m, so dass die Geländedarstellung sehr ungenau ist. Genauso wenig zuverlässig ist die Klassifizierung bzw. der Zustand der Wege. Für das Grenzgebiet zur Ukraine haben wir die amtliche ukrainische Karte 1:100 000, verwendet. Für weite Gebiete gibt es keinerlei Karten. Hier empfiehlt sich das Arbeiten mit GoogleEarth und GPS.

Unterkunft

In allen größeren Orten, oft aber auch in abgelegenen Seitentälern, gibt es Quartiere, die mitteleuropäischem Standard entsprechen. Größere Wandergruppen sollten vor allem im August die Quartiere reservieren lassen, grundsätzlich per eMail mit Rückbestätigung, oft auch mit Anzahlung. Solowanderer (bitte nicht in Bärenrevieren wandern!) und Paare kommen ohne Voranmeldung überall unter. Quartiere findet man über die Webseiten der Gemeinden, der Tourismusorganisationen und über Reservierungsdienste. Unter den Links gibt es eine Auswahl

Wo kann man in Rumänien wandern?

Empfehlungen von Lutz Heidemann

Wie kann man sich auf das Land vorbereiten?

Auf jeden Fall könnten interessierte Wanderer vergleichsweise einfach eine von Günther Krämer entwickelte Wanderung nachwandern. Seine ausführlichen und gut illustrierten Etappenbeschreibungen einschließlich der Übernachtungshinweise, einer ausführlichen „Bildstrecke“ und vieler Link-Hinweise finden sich im Internet unter www.lustwandeln.net. Über Erfahrungsberichte von Wanderern, die diese Anregungen aufgegriffen haben, würden sich Günther Krämer und das „Netzwerk Weitwandern“ freuen!

Markierte Wege:

Es gibt in Rumänien eine größere Menge von markierten Wegen, aber es scheint im rumänischen Gesamtrahmen keine Übersicht über alle derartige Strecken zu geben. Hier besteht Handlungsbedarf! Sozusagen intuitiv, aber letztlich auch nicht überraschend, hat Günther Krämer bei der Auswahl unserer Tagesetappen mehrmals Wege ausgewählt, bei denen wir streckenweise auf Markierungen gestoßen sind. Wie er sich sonst geholfen hat, ist auch in unserer Zeitschrift (Wege & Ziele, Ausgabe 31 - April 2010) nachzulesen.

Wanderführer:

Führer über mehrtägige Wanderstrecken in der Art wie wir sie z. B. aus Deutschland oder Frankreich kennen, scheint es mit Ausnahme eines Kirchenburgen-Führers nicht zu geben. Einige Reiseführer haben wir in unserem Verzeichnis der Wanderführer aufgelistet.

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Warum denn wandern in Rumänien? Ganz einfach: Weil es auf dem Weg liegt. Seit 2004 laufen wir, Hans, Carsten und ich den E4, nutzen möglichst unseren dreiwöchigen Jahresurlaub dafür.

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Kaum ein Abschnitt der Karpaten umfasst so unterschiedliche Landschaften wie ihr östlicher Teil. Die Tour von Borşa auf den Vf. Pietrosu, mit 2303 m höchster Gipfel der Ostkar-paten und der Rodna-Berge, ist eine anstrengende Hochgebirgstour.
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Schon seit 10 Jahren wandert eine Gruppe um Günther Krämer von der Mitte in den Osten Europas. Hierbei führte sie ihr Weg durch die alte Kulturlandschaft der Maramuresch über das Rodna-Gebirge im nordöstlichsten Zipfel Siebenbürgens in die Bukowina. Der Kenner weiß, dass hier einmal der Verlauf des Europäischen Fernwanderweges E 8 geplant war. Günther Krämer bricht eine Lanze für die Fertigstellung des ukrainisch - rumänischen Abschnittes.

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Im August 2009 wanderte eine Gruppe um Günther Krämer von der Bukowina in die Maramuresch. Fazit: Es war traumhaft schön. Wir kommen wieder!

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