Am Tag der Mitgliederversammlung ging es von unserer Unterkunft in Kammerforst, dem Landgasthof „Zum Braunen Hirsch“, geradewegs zum nahegelegenen Nationalpark Hainich, dem größten zusammenhängenden Laubwald Deutschlands. Dominierende Baumart ist die Buche, seit 2011 zählt der Nationalpark zum UNESCO-Weltnaturerbe. Von der Tierwelt des Hainichs sind die Wildkatze, 15 Fledermausarten, sieben Spechtarten und mehr als 500 holzbewohnende Käferarten besonders erwähnenswert.
Nationalparks werden – auch in der Presse – häufig mit Naturparks verwechselt, obwohl sich zumindest ein Naturschützer kaum einen größeren Gegensatz vorstellen kann: Während Naturparks in erster Linie „vorbildliche Erholungslandschaften“ sind (oder sein sollen), in denen Land- und Forstwirtschaft fast uneingeschränkt möglich sind, ist ein Nationalpark weitgehend frei von diesen Nutzungen. Nationalparks sollen Modelle dafür sein, wie sich eine Landschaft ohne Einfluss des Menschen entwickelt. Das Motto lautet hier: Natur Natur sein lassen.
Auf unserem Rundweg fiel auf, dass etliche Flächen im Nationalpark offene Wiesen oder nur mit Gebüsch bewachsen sind. Dies hängt damit zusammen, dass sich hier zu DDR-Zeiten ein Truppenübungsplatz befand und der Wald noch nicht alle Flächen zurückerobert hat. Das trägt aber positiv zur Artenvielfalt bei, auf den offenen Flächen fanden wir zum Beispiel den Gefransten Enzian. Überwiegend führte der knapp 15 Kilometer lange Rundweg jedoch durch urtümlichen Laubwald mit vielen umgestürzten Bäumen, so wie es sich für einen Nationalpark gehört, der irgendwann wieder wie ein „Urwald“ aussehen soll.
Das Wetter war herrlich, die Sicht sehr gut, einige besuchten nach der Wanderung noch den berühmten „Baumkronenpfad“, von dem man den Nationalpark überblicken konnte und sowohl den Ausgangspunkt Kammerforst als auch Mühlhausen sehen konnte, den Startpunkt der Mitgliederwanderung dieses Jahres.
Im Anschluss an unsere Wanderung erfolgte auf unserer Mitgliederversammlung die Wahl des neues Vorstandes. Da die langjährigen Mitstreiter Volker und Walter sich nicht mehr für die Wahl des Vorstandes zur Verfügung stellten mussten für die Tätigkeiten des Schriftführers und des Schatzmeisters neue Mitstreiter gefunden werden. Mit Katrin Göhlert und Jürgen Berghaus haben wir zwei engagierte Mitglieder für diese verantwortungsvollen Tätigkeiten finden können. Für den Vorsitz wurden Carsten Dütsch und Friedhelm Arning wieder bestätigt.
Einen breiten Raum bei der Mitgliederversammlung hat die Diskussion zur weiteren Zukunft unseres Vereins eingenommen. Zukunftsdiskussionen haben wir in jüngster Zeit immer wieder geführt. Wie können wir neue Mitglieder gewinnen, wie unseren Verein verjüngen? Wie soll es weitergehen? Diesmal wurde eine Idee, unseren Verein in eine Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) umzustrukturieren, diskutiert. Bislang jedoch ohne Ergebnis.
Ausgehend von der Analyse, dass, obwohl es eine große Zahl von Weitwanderern gibt, die beiden deutschen Weitwandervereine – I.W.F und Netzwerk Weitwandern – mit insgesamt ca. 160 Mitgliedern schon allein aus Altergründen in einigen Jahren kaum noch aktive Weitwanderer in in ihren Reihen haben werden, hat unser Mitglied Hans Losse die Frage aufgeworfen: Wie kann die großartige Idee des Weitwanderns in einem Verein aufrecht erhalten werden? Seine Idee: Der Österreichischer Alpenverein (OEAV) hat eine Sektion Weitwandern mit 1300 Mitgliedern, der DAV hat eine solche überregionale Sektion noch nicht. Sie könnte gegründet werden, indem sich das Netzwerk zu einer solchen Sektion umwandelt, damit die Idee des Weitwanderns in einem größeren, wahrgenommeneren Verein weiterlebt.
Unser Vorstand hat in Gesprächen mit dem DAV sondiert, dass eine solche Umwandlung grundsätzlich möglich ist und was die Konditionen dafür wären. Darüber sind alle Mitglieder unseres Netzwerkes in einem Mitgliederbrief ausführlich informiert und mit Blick auf die Mitgliederversammlung in Kammerforst gebeten worden, zu dieser Idee Stellung zu nehmen. Auf diesen Mitgliederbrief „Zukunftsdiskussion zu unserer Vereinsarbeit“ sind 19 Rückmeldungen eingegangen.
Ohne nähere Ausführungen haben sich dreizehn Mitglieder zu diesem Themenkomplex geäußert:
- Zehn Mitglieder haben sich uneingeschränkt für eine Umwandlung unseres Vereins in eine entsprechende Sektion des DAV ausgesprochen.
- Ein Mitglied hat mit einer knappen Präferenz für die Beibehaltung des Status Quo plädiert, kann sich aber auch einen Anschluss an den DAV vorstellen.
- Zwei Mitglieder haben eine Umwandlung des Vereins in eine DAV-Sektion abgelehnt.
- Sechs Mitglieder haben zu dem Mitgliederbrief in schriftlicher Form ausführlicher Stellung genommen.
Auf dieser Grundlage hat die Mitgliederversammlung ausführlich und sehr sachlich Fragen einer möglichen Umwandlung unseres Vereins in eine Sektion des DAV diskutiert. Einige der Fragen seien exemplarisch genannt:
- Wären wir als DAV-Sektion nur ein Appendix eines „Gemischtwarenladens“ von Outdoor- Aktivitäten?
- Könnten wir auf diese Weise tatsächlich mehr Mitglieder gewinnen und hätte eine Sektion „Weitwandern“ das Potenzial, auch nur annähernd so viele Mitglieder zu gewinnen, wie die bislang kleinste Sektion des DAV?
- Wollen wir ggf. überhaupt rasch wachsen oder wäre das für Selbstverständnis und Organisation unseres Vereins eher kontraproduktiv?
- Müssten wir als DAV-Sektion nicht unseren Fokus verändern, eher weniger Austausch und Information und dafür Organisation von Weitwanderungen? Wären wir dazu in der Lage?
- Ist die einzige Alternative: Netzwerk Weitwandern e.V. irgendwann auflösen oder die Fortführung unter dem DAV nach noch zu vereinbarenden Regularien oder gibt es noch andere Möglichkeiten, eine Modernisierung und Weiterentwicklung unseres Vereins aus eigener Kraft zu versuchen?
Die Diskussion ergab ein gespaltenes Bild zwischen Befürwortern und Kritikern einer solchen Umwandlung in eine DAV-Sektion. Insbesondere mögliche Alternativen dazu waren noch nicht ausreichend ausgearbeitet und konnten auf der MV auch nicht mehr hinreichend diskutiert werden. Die MV hat daher die Entscheidung auf die nächste Sitzung vertagt und den Vorstand gebeten, bis dahin auch mögliche Alternativen auszuformulieren, um dann eine echte Entscheidung zwischen verschiedenen Wegen in die Zukunft des Vereins zu ermöglichen.