1. Tag: Gressoney S. Jean – Rif. Alpenzu
Heute steht nur eine ganz kleine Eingehtour auf dem Programm. Ich nehme den Bus von Aosta nach Pont St. Martin, schaue mir die Kleinstadt an mit sehr gut erhaltener römischer Brücke, Wochenmarkt, Essen, Expresso..., richtig schöner italienischer Urlaub, wenn da nicht diese Wolkenberge wären, die sich aus der Poebene in Richtung Berge schieben. Die Bushaltestelle ist derzeit vom Piazza IV Novembre wegen Bauarbeiten an die Straße vom Bahnhof zum Ortszentrum (beim Postamt) verlegt. Die Fahrkarten für den Bus nach Gressoney gibt’s im Bus. Kaum im Bus beginnt es zu regnen, zunehmend heftiger. In Gressoney S. Jean ist alles grau in grau. Ich ziehe Regenbekleidung über und los geht’s über die lokale Markierung 14 nach Chemonal (nach E-Werk links abbiegen). Vorsicht, nicht von den Markierungen durch die schöne Walserortschaft durchziehen lassen. Man landet ansonsten auf dem lokalen Weg 15, der einem auf Halbhöhenlage auf der anderen Talseite zurückbringt nach Gressoney. Diesen Weg möchte ich jedoch jedem als Alternative empfehlen, der von Gressoney nur bis zur Rif. Alpenzu gehen möchte. Also von Chemonal der Straße aufwärts bis zur Markierung gelbes Dreieck mit 1 bzw. Nr. 6 als lokale Markierung. Unterwegs nach einem Bildstock eine Umleitung. Nach 1 ½ Stunden Dauerduschen erreiche ich das wunderschöne Rif. Alpenzu (24 Betten in Mehrbettzimmern mit Duschen, geöffnet von 20 Juni bis Mitte Sept.).
2. Tag – 7. Juli 2002: Rif. Alpenzu – Col di Pinter – Crest
Bei strahlend blauem Himmel geht‘s flott bergauf über gut markiertem Weg (1 in gelbem Dreieck) bzw. 6 auf gelbem Grund zum Col di Pinter, 2777m (2 ½ Std.), absolut schneefrei! Oben am Pass ist dichtes Gedränge. Es ist Wochenende und die Bergwanderer kommen mit der Kabinenbahn aus dem Valle d´Ayas nach Crest zu einem Aufstieg auf den Monte Pinter und Testa Grigia. Ich steige hinab zu den Walserdörfern Cuneaz und Crest. Ich habe mich im Albergo Cré Forné angemeldet. Das einfache Hotel mit schöner Sonnenterrasse bietet sogar Frühstücksbüffet. Zwei ständig laufende Fernsehgeräte sind jedoch nicht jeder-manns Sache. Das nächste Mal würde ich das stilvolle „Refuge Vieux Crest―, Tel.: 0125-307.983, im alten Ortskern von Crest empfehlen. Gehzeit insgesamt ca. 4 ½ Std.
3. Tag: Crest – Saint Jacques – Rifugio Gran Tournalin
Der Start ist heute morgen gewaltig mißglückt. Vor 8 Uhr gibt es kein Frühstück, da das Brot vom Tal am Montagmorgen nicht früher eintrifft. Nach dem Frühstück möchte ich bezahlen, aber mir wird erklärt, daß ich dies erst gegen 10 Uhr könnte, weil der Chef nicht früher kommt. Um 9.30 Uhr kann ich endlich starten. Es geht über die Fahrstraße, Markierung 1 in gelbem Dreieck bzw. 13 b nach Souzun, durch den Ort aufsteigen über lokale Markierung 10 auf Fahrstraße, dann erneut AV 1 Markierung auf Fahrstraße nach St. Jacques (1 ¾ Std.). Dort nach Kirche über Brücke links auf lok. Markierung 4 a bzw. AV 1 zur Alpe Nana inf., Rif. Gran Tournalin nur ca. 200 m unterhalb vom Col de Nana, sehr schöne neue Hütte (37 Betten, Duschen), schlecht funktionierendes Notstromaggregat, freundliches Personal. Gehzeit insges. ca. 4 Std.
4. Tag: Rif. Gran Tournalin – Col de Nana, Colle di Croux – Cheneil – Cretaz, Rif. Barmasse
Heute geglückter Start und binnen ¾ Std. den Col di Nana (2775m) erreicht, weiter zum Colle di Croux, hinunter nach Cheneil, Paquier-Cretaz, Touristenzentrum im Valtournenche, ca. 3 ¼ Std. mit Gelegenheit zum Postkarten- und Briefmarkeneinkauf und um die Beine für den nächsten Aufstieg etwas auszuruhen. In der Pause von einem Gewitter überrascht, deshalb Anstieg mit Regenbekleidung zum Lago di Cignana, Weg teilweise etwas zugewachsen. Eine Umleitung um Materialseilbahn teilweise unklar; die Kraftwerksbetreiber haben Vorrang vor den Wanderern! Endlich an der Begrenzungsmauer des Stausees angekommen, diese gequert und nach ein paar Meter das Rif. erreicht. Restliche Gehzeit ab Cretaz ca. 2 ½ Std. Hier oben treffe ich auf eine holländische Wandergruppe, die mir noch die gesamten Tage auf dem Alta Via erhalten bleiben sollte; Wandergruppen müßten es doch wirklich nicht unbedingt sein. Es handelt sich um eine kommerzielle Veranstaltung, mit teilweise Gepäcktransport. Der Wanderführer ist Mitglied im Alpenverein. Als Wanderführer benützen die Holländer: Die Höhenwege des Aostatals von Frank Rainer Scheck! Außerdem sind anwesend: 2 Französinnen und ein Italiener. Beim Quartier handelt es sich um ein privat geführtes Rifugio mit mehreren Zimmer (Stockwerksbetten) ohne Duschen und nur 1 öffentlichen Toilette. Die alten Damen behandeln einen sehr freundlich; es wird mit viel Liebe gekocht. Doch die Preise sind überhöht
5. Tag: Rif. Barmasse – Rif. Cuney
Heute haben wir eine lange, anstrengende Etappe vor uns. Das Wetter sieht nicht einladend aus. Zunächst geht’s problemlos zum Alpweiler Cortina und weiter zur Alpe Fornace. Achtung: Bei einem Holzkreuz zweigt der Weg, hier nicht markiert nach links ab! Zwischenzeitlich regnet es. Das Finestra d‘ Ersa (1.45 Std.) wird problemlos überschritten, weiter geht’s zu den Stallungen der Alpe „Grand Drayere“, die ich kurze Zeit als Unterstand nutze (2.30 Std.). Die Holländer beschließen das Biv. Tzan als Mittagsrast anzusteuern. Der Weg zum „Fenetre de Tzan (2734m)“ zieht sich, von oben beständiger Regen, um mich Nebel, die Füße und eigentlich alles zwischenzeitlich naß, nur gelegentlich sind Sylvie und Odile, die beiden Französinnen, im Nebel zu erkennen, so richtiges Wetter zum davonlaufen! Gehzeit zum Paß insgesamt ca. 4.15 Std. Dann ein fast nicht endender Abstieg ins Tal des St. Barthelémy. Bei der 1. Alpe mache ich unter dem Vordach Rast. Ausgebellt von den Hofhunden und vom Knecht mißtrauisch beäugt, genieße ich es, daß es zumindest von oben her trocken ist. Der Regen hat aufgehört und es geht weiter zur Alpe „Crottes la Serva“, dann erneuter Wiederanstieg zunächst durch einen Wald voller verflixter Moskitos, dann im Rasenbereich danach etwas schwierige Orientierung. Ein paar Alpen werden passiert und nach 7 ½ Std. stehe ich vor dem herrlich gelegenen Rif. di Cuney (2656m). Ich trenne mich von meinen nassen Klamotten und Schuhen (meine Wäscheleine leistet hervorragende Dienste), stärke mich mit einem Cappucino und besichtige das Oratorio di Cuney, einer Wallfahrtskirche hier oben in den Bergen. Gemütliches Zusammensitzen beim hervorragenden Abendmahl beschließt den Tag.
6. Tag: Rif. Cuney – Colle di Chaleby – Cole di Vessona –Dzovenno
Zunächst problemloser Abstieg und Wiederaufstieg zum Colle di Chaleby (2683m), dann Wiederabstieg (über Wiesen teilweise unklare Wegführung) und erneuter Aufstieg zum Colle di Vessona (2783m), an wenigen Schneeresten vorbei. Nach 2 Std. darf ich den herrlichen Blick vom Paß genießen und mein Studentenfutter mit Sylvie und Odile teilen. Dann unendlich langer Abstieg (1400 Höhenmeter) ins Tal des Torrente Buthier kurzem Wiederanstieg nach Closé. Es war ein Fehler, sich nicht vorher im Hotel Valentino in Dzovennoz telefonisch anzumelden. Hier finde ich natürlich keine Telefonzelle und steige hinunter nach Oyace. Ich finde zwar hier ein neues Bar/Restaurant, aber kein Hotel. Ich rufe im Hotel Valentino an und ich muß meinen ganzen Charme spielen lassen, um noch ein Doppelzimmer für eine Einzelperson zu bekommen (verflixte Wandergruppen!!). Ich laufe wieder hinauf an Closé vorbei nach Dzovenno. Wanderzeit bis Closé ca. 6 Std., zusätzlich ½ Std. bis Dzovenno. Ein nettes Hotel und eine noch nettere Chefin empfangen mich. Es gibt genügend zu trinken und eine schöne warme Dusche. Nach und nach trudeln auch die anderen Wanderer ein, Sylvie und Odile und die Holländer. Der Abend wird recht nett, nur mit 3 Fremdsprachen nebeneinander: Italienisch, Hochdeutsch und Französisch bringe ich einiges durcheinander.
7. Tag: Dzovenno – Ollomont
Schade, daß es ein Tag des Abschiedsnehmen ist. Zunächst geht es wieder hinunter nach Closé, dann Aufstieg zu den Alpen Sucheaz, l’Arpe zum Colle de Breuson. Unterwegs sieht man noch genügend Schäden durch frühere Murenabgänge. Bei der Alpe Sucheaz hat der Wald die Weiden verdrängt. Oben vom Paß aus sieht man noch recht gut die früher angelegten Hangterrassen. Beim Abstieg muß man bei der Alpe del Berio aufpassen. Auch ich lande unvermittelt auf dem AV 3 und lasse mich das Tal hochziehen. Ansonsten erreiche ich ohne Probleme nach 6 Std. Ollomont, das Ende meiner Wanderung, wo mich der Bus wieder sicher nach Aosta bringt.
Benützter Führer:
Hervorragender Wanderführer „Die Höhenwege des Aostatals“ von Frank Rainer Scheck, Verlag „Der Weitwanderer“, m.W. nur noch erhältlich bei Alpina Buchladen + Versand, Johann Neumann, Aschheim
Karten:
Istituto Geografico Centrale, Turin (IGC):
1:25.000 Monte Rosa, Alagna, Macugnaga, Gressoney, Nr. 109
1:25.000 Cervino (Matterhorn) Champoluc, Nr. 108
1:30.000 La Valpelline, Nr. 115, IGC
darüber hinaus: Hotelverzeichnis des Valle D`Aosta und „Berghütten und Biwaks in Aostatal“, beim Touristenbüro in Aosta kostenlos erhältlich.