22. Etappe von Mühltroff nach Saalburg

Guten Morgen Mühltroff ... und guten Morgen Sonne. Sie scheint wieder erbarmungslos. Nach einem richtig schönen Sommerfrühstück auf der Vogtland-Terrasse, will ich unbedingt nochmal zum Schloss – und dort auch in die offene Schloss-Kirche, in die wir gestern Abend nur einen kurzen Blick geworfen haben. Angenehm kühl ist es dort. Die schlichte Ausstattung gefällt uns sehr.

In der am Schloss liegenden Apotheke holen wir noch ein paar Blasenpflaster und kommen mit dem Apotheker ins Gespräch. „Geht ihr den Weg?“, werden wir gefragt. Der Apotheker ist ihn zu großen Teilen gelaufen, um nach einer schweren Krankheit wieder zu gesunden. Es scheint geholfen zu haben.

Zurück zum Schloss – eine Überraschung. „DER“ engagierte Schloss-Mühltroffer  lässt gerade eine Kindertruppe in die Anlage. Gern dürften wir uns anschließen. Wir tun dies – und sehen die schon von unserem Wirt angekündigte riesige Schwarzküche. Größer als die von Schloss Burgk soll sie sein. Wir werden sehen, in Burgk sind wir ja drei Tagen.

Nach einer halben Stunde verlassen wir die interessante Führung – wir wollen jedoch  unbedingt hierher zurück kommen.

Und nun geht die Wanderung weiter. Ganz in der Nähe unseres Hotels ist ein DDR-Museum. Es öffnet auf Anfrage.

Doch wir müssen weiter ... Vorbei an einem eindrucksvollen Kriegerdenkmal – es sieht aus wie Hünengrab – führt der Weg auch entlang des zweiten Hotels des Ortes. Es liegt ebenfalls direkt am Weg und macht einen einladenden Eindruck (hat aber eben nicht den „Schönsten Biergarten des Vogtlandes“ :-). Auf einer wunderbaren Allee geht rasch hinaus aus dem Mühltroff. Zurückblickend grüßt eindrucksvoll das Schloss. (Übrigens: Die Edlen Säcke lebten dort einmal ... :-).

Etwa 300 Meter vor dem einzeln stehenden Haus biegt ein Wiesenweg links ab (EB-Wanderer sollten hier abbiegen), hier steht auch eine Wegweiser, der nicht wirklich hilfreich ist. Laut Wanderkarte haben wir direkt am Haus abzubiegen. Das stimmt nicht mehr mit der Wegeführung überein, aber schnell vereinen sich beide Wege wieder. Nun geht es für lange Zeit nur geradeaus, immer durch Wald. Die Wege sind unterschiedlich breit, so dass uns die Sonne größtenteils entdeckt – das ist nur einer der Nachteile von Forstautobahnen. Uns begegnet an diesen Vormittagsstunden nur eine Radfahrerin. Wanderer sehen wir keine.

Den Schritt über die Ländergrenze von Sachsen nach Thüringen zelebrieren wir. Danach gibt es wenig zu lachen, nur noch zu schwitzen. Die Sonne brennt unerbittlich ... Kurz vor Oberböhmsdorf gibt es zu unserer Freude mehrere Badeseen! Juchu!

Im Ort gibt es mehrere interessante unter Denkmalschutz stehende Häuser, eine hübsche Kirche und eine noch (oder wieder?) funktionierende Wasserpumpe auf einem Platz. Ja, ich will ... also pumpt Hans fröhlich für mich. Es kommt nur heißes Wasser, und heißes Wasser, und heißes Wasser ... Wir geben auf. Hier gibt es keine Erfrischung – jedenfalls nicht heute.

Ein Oberböhmsdorfer sieht uns durch seinen Ort wandern und zollt uns „Respekt“. Na, da straffen wir uns doch gleich und marschieren förmlich mit einem Liedchen auf den Lippen hinaus aus Oberböhmsdorf ... natürlich wieder mal auf Asphalt. Es geht leicht bergan, dann erscheint schon Schleiz. Ein Wegweiser kündigt einen Picknickplatz an. Also runter von der Straße und in ein kleines Waldstück gegangen. Nach wenigen 100 Metern erreichen wir direkt neben dem Schleizer Dreieck. den hübsch gelegenen Picknickplatz. Es ist leider ziemlich versüfft: die Sitzgelegenheiten demoliert, die Papierkörbe voll, überall Müll, Flaschen und Kippen. Wir pausieren trotzdem – hübsch im Schatten.

Weiter geht es direkt über den Picknickplatz in einer kleinen Schleife nach links ... und dann direkt über die Rennstrecke. Hier gibt es natürlich viel zu sehen, aber keine Wanderschilder. Das letzte steht an der Rennstrecke und weist zum Picknickplatz – also auch für EB-Wanderer aus der anderen Richtung nicht unbedingt hilfreich.

Ziemlich gegenüber dieses Wanderzeichens ist ein Boxenstopp direkt an einer Obst-Allee, die in etwa in unsere Wanderrichtung geht. Doch laut Karte müssen wir noch ein Stück weiter ... Also los in brütender Hitze auf der Rennstrecke ... bald sind wir wieder in Oberböhmsdorf. Nein, das ist falsch. Also zurück und doch die Allee genommen. Es gibt zwar kein Wanderzeichen, aber die Allee ist hübsch und die Richtung stimmt. Im Wald tauchen sie dann auch wieder auf, die EB-Zeichen – jedoch kommt der Weg von links. Also hätten wir wohl doch durch das Gewerbegebiet von Oberböhmsdorf laufen sollen? So war es schon besser. Stellenweise parallel zur Straße B 2 führt der Wanderweg. Als er den Wald verlässt stehen wir in der prallen Sonne an einer großen Straße. Ein Schild weist nach rechts zur Gaststätte Luginsland. Aber der EB-Weg führt nach links. Für nichts in der Welt – also auch nicht für einen EB-Stempel – möchte ich in dieser gnadenlosen Hitze (35 Grad plus) einen Umweg entlang einer Bundesstraße laufen. Also bleiben wir auf dem Wanderweg und kehren in einer Gaststätte am Weg ein. Der Wirt fragt uns, ob wir zu „Sonne, Mond, Sterne“ wollen. Hä?? Er klärt uns auf über das größte Technofestival Europas, das an diesem Wochenende in Saalburg steigt. 100.000 Techno-Freaks werden in dem nur 2.500 Einwohner zählenden Ort erwartet. Jeep, da sind wir zum Glück schon wieder weg.

Ab der Gaststätte ist der Weg wieder wie wir ihn lieben ... Nur noch gilt es die Bundesstraße (B2 - Deutsche Alleenstraße) zu überqueren und kurz danach sogar die A9. Auf dieser Autobahnbrücke arbeiten drei Männer ohne Sonnenschutz und müssen dabei auch noch schweißen. 60 Grad? Oder noch mehr. Sie sehen schon aus wie gar. Auf einer Fortsautobahn und anschließend auf einer ruhigen Kreisstraße geht es bis Raila. Hier soll es endlich den nächsten Stempel geben.

Gleich am Ortseingang weist der Wanderweg nach rechts. Mit etwas Kartenkenntnis ist schnell zu erkennen: Diese neue Wegeführung lässt den Ort links liegen – ich will aber den Stempel. Und den gibt es in der Gaststätte Wettereaperle. Also hinein in das hübsche Örtchen. Doch wo ist die Wetteraperle?

An einer geschlossenen Gaststätte lasse ich meinen Rucksack und meinen Mann zurück und gehe auf Suche ... und werde fündig. Die Wetteraperle hat geschlossen. Doch der Ex-Wirt lässt mich gern ein und gibt mir den gewünschten EB-Stempel. Den hat er gerettet vom einstigen Kinderferienlager vor den Toren des Ortes im Tal der Wettera ... kurz bevor es abgerissen wurde. Und er hat eine ganz besondere Beziehung zum EB, ist er doch Schuld für eine viermonatige Lücke in seinen Arbeitsanalen. Gleich nach dem Studium wollte eine Truppe Jungs 1987 den EB gemeinsam bezwingen. Doch nach und nach sagte einer nach dem anderen ab. So zog er allein los und sein Ding durch. Bereut hat er es nicht, kommt gleich ins Schwärmen bei der Erinnerung. Im Herbst wird er erstmals dabei sein, wenn die EB-Bezwinger zum jährlichen Treffen zusamenkommen.

Auf dem Kamm geht es weiter – und hier ein Schock: 12 km noch bis Saalburg. Nur wenigen 100 Meter weiter sind es dann nur noch sieben. So hatten wir es auch geplant. Der Weg führt lange durch das Tal der Wettera ... er ist hübsch und gut zu laufen. An der Talsperre geht es ordentlich hoch und runter, teilweise auf ziemlich verwilderten Wegen – die „Anflug“-Pflanzen sind teilweise so hoch wie wir.

Wir folgen den Wegzeichen – alles identisch mit unserer Karte. Trotzdem kommt kurz vor Kloster ein EB von links ... aha. Auf dem Campingplatz in Kloster gibt es schon den nächsten Stempel. Und nun – sollen wir wirklich auf dem wunderbar asphaltierten Radweg wandern. Ja, wir müssen. Ich grummle vor mich hin. Doch nicht lange, denn es wird spannend. Hier an der Bleilochtalsperre, auch das Thüringer Meer genannt, wird das Technofestival vorbereitet, es entsteht mit gigantischem Aufwand eine künstliche Stadt: Es werden Alu-Straßen angelegt, Straßengräben gemäht, ganze Toi- und Waschinseln aus Containern hingesetzt. 100.000 Leute wollen eben nicht nur tanzen, essen und trinken, sondern auch wohnen, schlafen etc. Gebäude, ob be- oder unbewohnt, bewirtschaftet oder leer stehend, werden geschützt durch Bauzäune. Wir können langsam erahnen, was hier in zwei Tagen abgeht bei „Sonne, Mond, Sterne“.

Unser Weg führt uns quer durch das hübsche Saalburg und dann direkt an der Talsperre entlang bis zum „Hotel Seeblick“, ebenfalls Stempelstelle J.

Der Empfang ist ziemlich nüchtern – wir sind noch aus Mühltroff verwöhnt.

Hotel Seeblick

Dr.-Karl-Rauch-Str. 21

07929 Saalburg

E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

www.saalburg-hotel-seeblick.de/

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EB - Freundschaftsweg Eisenach Budapest: Deutschland
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