25. Etappe von Burgk nach Drognitz

Es hat längst aufgehört zu regnen. Im Gastraum erwartet uns die Wirtin mit einem reichhaltigen Frühstück. Ein weiterer Gast ist schon da. Er will los. Fast 100 Kilometer will er heute mit seinem Rad noch schaffen ... Seine Tour geht über Saalburg.

Gleich beim Start ein skurriles Bild: Ausgestopfte Tier prosten sich zu in einem Wohnhausfenster. Ein Gleichnis auf „Hier sagen sich Hase und Fuchs Gute Nacht“? Burgk ist schon witzig: Gestern Abend konnten wir einen anderes Tier fotografieren – ein Kätzchen im Blumentopf.

Vorbei an der Burg, einer Herde Ziegen Guten Morgen gewünscht, geht es hinaus aus Burgk und hinein in den Wald. Die Temperatur ist erstmals erträglich, der Weg sehr schön.

Wenige 100 Meter hinter Burgk ist eine komfortable Schutzhütte. Auch hier hätte man sehr bequem seine Nacht verbringen können. Weiter geht es auf feinen Waldwegen und durch Felder. Nur wenige Meter Asphalt in der Nähe des Lastenlifts, und schon geht es wieder weiter auf Waldwegen. Hier auf einem besonderen. Wir taufen ihn den Fußschmeichlerweg. Immer wieder gibt es von hier schöne Blicke auf die Saale. Schnell erreichen wir Dörflass, wo wir die kleinste Kirche Mittelsachsen besichtigen. Sie ist dem Patron der Reisenden gewidmet: Nikolaus.

Der Ort selbst ist ziemlich klein und somit rasch durchschritten. Bis nach Walsburg bleibt der Weg wunderbar. Aber ab Walsburg bis Ziegenrück ist er die Pest. Auf den gesamten sechs Kilometern ist er asphaltiert – als Saale-Radwanderweg. Und zwar so breit, dass dem Wanderer kein Ausweg bleibt. Ich bin sauer. Nutzt aber nichts. Ist trotzdem asphaltiert. Ich nehme mir fest vor, dem Bürgermeister von diesem Missstand zu berichten und um wenigstens eine Umverlegung dieses Abschnittes des EB sowie des Fernwanderweges Saale-Orla zu bitten (Anm. September 2013: Die entsprechende Mail ist versandt. Antwort gab es nun auch schon, wenn auch keine befriedigende ... ).

Das muss doch zu machen sein, wo andernorts ganze Städte aus dem Boden gestampft werden. (Übrigens: Zwischen Kleingeschwenda und Steinsdorf ist das ganz praktisch gelöst: Neben der asphaltierten Straße ist ein Streifen kurz gemäht für Spaziergänger und Wanderer – aber das merken wir ja erst morgen J.)

Im Wasserkraft-Museum in Ziegenrück, wo ich den nächsten EB-Stempel erhalte, bekomme ich auf meinen geäußerten Unmut nur ein „Tja, jetzt ist es eben ein Radweg“. Meine Laune bessert sich nicht. Nach dem Weg gefragt, versteht die Dame an der Museumskasse nicht, dass ich keine Empfehlung möchte, sondern die Fortführung des EB suche – von dem sie (leider) noch nicht einmal gehört hat.

Aber wir finden ihn ... und flüchten aus Ziegenrück. Schade, eigentlich wollte ich hier noch etwas auf den Spuren meiner Kindheit lustwandeln – aber meine Laune kann ich nun wirklich niemanden zumuten. Also weiter. Und das ist die beste Entscheidung: Wunderbare Wege, fantastische Aussichten ... und endlich die berühmte Saaleschleife. Leider liegt sie im Nebeldunst, so dass ich nur ein Beweis-, aber kein tolles Foto machen kann.

Der Weg – immer schön am Wasser entlang - bis zur Linkenmühle zieht sich ... von Campingplatz zu Campingplatz. Eine wahrlich hübsche Urlaubsgegend. Aber wir sind froh, dass wir die kleine Fähre erreichen und in ruhigeres Gebiet reisen J.

Wir setzen gemeinsam mit einer Truppe Radfahrer über. (Übrigens: Bis 1945 gab es hier eine Brücke. Längst gibt es Bestrebungen, diese wieder aufzubauen ... bisher vergeblich. Das fast 70 Jahre alte Provisorium hält sich tapfer.). Beim Verlassen der Fähre in Altenroth fällt es mir plötzlich ein: Hier auf der Fähre gibt es doch einen EB-Stempel. Hans hatte das entsprechende Zeichen längst entdeckt.

Dann heißt es mal wieder „die Straße entlang“. Die Radfahrer überholen uns: „Schön, dass wir wenigstens schneller sind als Fußgänger“, hören wir einen von ihnen sagen. Das allerdings nur sehr knapp – denn er geht bergan. Nach 1,5 bis 2 km verlässt der EB die Straße. Hier ist nicht nur unser Weg ausgeschildert, sondern es gibt auch ein kleines Schild, das auf unser Tagesziel hinweist: die Flößergaststätte „Zum Wolf“. Von dem folgenden Waldweg gibt es herrliche Blicke ins Saaletal, auch auf den so genannten Drachenschwanz: Felsen, die aus dem Wasser ragen und wahrlich aussehen, wie ein riesiger Drachenschwanz.

Wenig später führt der Weg im rechten Winkel aus dem Wald heraus und vor uns liegt unser heutiges Ziel: Drognitz. Am Ortseingang will uns ein Wegweiser abbiegen lassen. Nichts ist! Hinein nach Drognitz. (Der EB führt dann auch durch den Ort hindurch!) Hier haben wir unsere Unterkunft gebucht und es gibt einen EB-Stempel: im Gasthaus „Zum Wolf“. Die historische Flößergaststätte aus dem 15. Jahrhundert begeistert uns. Der „alten“ Wirtsleute betreiben die Pension, die jungen die Gaststätte und einen Getränkehandel.

Natürliche Freundlichkeit schlägt uns entgegen. Wir fühlen uns sofort wohl.

Im historischen Gastraum, wo einst die Flößer nach getaner Arbeit zechten, dann die Tische hoch klappten, um auch gleich dort zu schlafen, essen wir lecker. Die Gaststube ist voll. Der Wirt, der uns beide unabhängig voneinander an den Schauspieler  Sebastian Bezzel (u. a. Tatort Konstanz) erinnert, hat alles im Blick und im Griff. Da wo andere Hektik verbreiten, lässt er seine Gäste genießen. Wie angenehm. Auch später draußen im Biergarten ist es voll. Wir genießen den Abend voll und ganz, und schlafen (nach viel zu viel Wein) tief und fest.

Gaststätte und Pension „Zum Wolf“

Historische Flößergaststätte

Ortsstraße 34

07338 Drognitz

Tel.: 036 737/ 22 250 oder 30 107

E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

www.zum-wolf.de/

28.02
1106.25
1009.68
304.16
501.69
EB - Freundschaftsweg Eisenach Budapest: Deutschland
975
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