Als Geograph hängt man Reise- oder Wanderträumen nach. Viele dieser Träume habe ich mir in meinen jetzt 52 Lebensjahren erfüllen können. Einer steht noch aus: Zu Fuß von der Schwäbischen Alb nach Czernowitz in der Bukowina zu gehen. Nach Czernowitz ist es noch weit. Ich bin nämlich auf dem Weg dorthin in einem wahren Wanderparadies hängen geblieben! Im Frühjahr (Deutschland) und Sommer (Tschechien) 2000 sowie im Sommer 2001 und 2002 (Slowakei) habe ich folgende Landschaften durchwandert:
Man kann sie wie eine Perlenkette auffassen und aufzählen: Die Schwäbische Alb, das Ries, die Fränkische Alb, den Oberpfälzer Jura, das Fichtelgebirge, Elstergebirge und Vogtland, das Erzgebirge, die Sächsisch-Böhmische Schweiz, das Lausitzer Bergland, das Zittauer Gebirge, den Jeschkenkamm, das Isergebirge und das Riesengebirge, das Braunauer Land mit den Wekelsdorfer Felsen, das Adlergebirge, das Glatzer Bergland, das Altvatergebirge, die Mährische Pforte, die Mährisch-schlesischen Beskiden, die Kischützer Beskiden, die Arwa-Beskiden, die Choc-Berge, Liptau, die West-Tatra, die Hohe Tatra und die Weiße Tatra, die Zips, die Niedere Tatra und schließlich das Slowakische Paradies, die Pieninen, das Lublauer Bergland und der Cergov.
Einen großen Teil der Strecke bin ich allein gegangen (über 4 Wochen), wochenweise waren wir zu zweit, zu dritt, zu sechst ... Die Anfahrt und die Rückfahrt erfolgte meist mit der Bahn, nur für die letzte Rückfahrt aus der Slowakei benutzte ich den Linienbus von Bratislava nach Deutschland (sehr kostengünstig, z.B. Bratislava - Ulm für DM 85.-).
Übernachtet wurde je nach Möglichkeit im Massenquartier einfacher Berghütten über Dorfgasthäuser bis zum dennoch kostengünstigen slowakischen Luxushotel. Auch ohne Reservierung gab es nur selten Probleme. Nur in der Böhmischen Schweiz, im Riesengebirge und in der Hohen Tatra ist in der Hochsaison eine Reservierung ratsam.
Ich erspare mir eine detaillierte Beschreibung des Präludiums auf deutschem Boden (... hohe Übernachtungskosten, Probleme mit der Bahn, Teerwege sogar im Wald, schlechte Wanderkarten z.B. im Fichtelgebirge, ungeeignete Führerliteratur, arrogante und ignorante deutsche Grenzer an der grünen Grenze zu Tschechien (ich hatte wohl einen Asylanten im Rucksack versteckt?) ... Konsequenz: Wir haben wann immer möglich den E3, der auf deutscher Seite verläuft, verlassen und sind schon im Erzgebirge auf tschechischem Gebiet, möglichst in Kammnähe durch beinahe menschenleere Vogelbeerwälder und Hochmoore gewandert, haben sehr gut gegessen und günstig übernachtet. Gab es Probleme, haben die freundlichen Tschechen, so gut es ging, geholfen, was man von den deutschen Landsleuten nicht oft behaupten kann.
Die Böhmische Schweiz ist für unsere sächsischen Landsleute ein äußerst kostengünstiges Urlaubsgebiet, daher waren hier die Quartiere meist ausgebucht. Aber schon das Lausitzer Bergland, nur wenige Kilometer östlich, ist als Urlaubsgebiet nicht mehr gefragt. Dafür sind hier vor allem am Wochenende die Tschechen mit Kind und Kegel, Rucksack, Eimer und Korb unterwegs, einfach zum Erholen in der Natur, aber vor allem zum Pilze- und Beerensammeln. Im Jeschkengebirge nicht versäumen: eine Übernachtung im futuristischen neuen Hotel Jeschkenturm (Ješted) und dann als Kontrast in Reichenberg/Liberec das „Praha“, - ein original erhaltenes Jugendstilhotel inkl. Innenausstattung!
Im Isergebirge bedrückt den ökologisch interessierten Menschen der völlig abgestorbene Wald. Zum Pflichtprogramm gehört ein Besuch in Klein-Iser bei dem Weitwanderpionier Gustav Ginzel in seinem berühmten Misthaus. Leider ist Gustav äußerst selten daheim, beim letzten Versuch leider wegen einer Krankheit. Alles Gute für Gustl! Danach anschließend wieder ein Kulturschock im Skizentrum Harrachsdorf/Harrachov.
Das Riesengebirge bietet eine perfekte Infrastruktur für den Wanderer. Die schönsten alten Bauden liegen auf der polnischen Seite, werden aber leider nicht besonders gut geführt, außerdem sind die Preise um ein Vielfaches höher als auf der tschechischen Seite, wo vor allem das Angebot an Speisen beeindruckt! Reifträgerbaude, Elbequelle, Schneekoppegipfel gehören zum Pflichtprogramm. Bei der letzteren muss man sich nur in die Schlange einreihen. Menschenmassen sind hier unterwegs. Hauptgrund sind die Sessellifte, die von polnischer und tschechischer Seite heraufführen. Die Aussicht vom Gipfel wird nur durch die Erdkrümmung begrenzt, wenn es klar ist!
Viel ruhiger geht es auf der Ostabdachung des Riesengebirges zu, wo Schatzlar und Trautenau wichtige Etappenorte sind, wo man von nicht vertriebenen Sudetendeutschen Nachhilfe in Geschichte bekommt und ihre Gastfreundschaft genießen darf, die nicht geringer ist als die der Tschechen Beeindruckend die Städte: Aus einem Guss: Neustadt an der Mettau, eine Architektur-Lehrstadt: Nachod. Kontrastprogramm: Das Sandstein-Naturwunder der Wekelsdorfer-Teplitzer Felsenstadt, wo die Erosion ein Felsenlabyrinth geschaffen hat, das die Böhmisch-sächsische Schweiz an Formenvielfalt leicht in den Schatten stellt.
Szenenwechsel: Das Adlergebirge, weiche Formen, unendliche Wälder, kaum Menschen.
Manchmal wechsle ich auf die polnische Seite der Grenze, wo Landwirtschaft wie vor 100 Jahren betrieben wird, wo Buchweizen, Hafer und Mohn noch häufige Kulturpflanzen sind, und wo das Pferd als Nutztier und nicht zum Vergnügen gehalten wird, wo Landmaschinen im Einsatz sind, die bei uns nur noch im Museum bewundert werden können.
Im Altvatergebirge wiederholt sich die Landschaft des Riesengebirges: baumlose Höhenrücken, Wolkenspiele, Wind, aber auch die unendliche Aussicht auf alle Seiten und Heidelbeeren, bis der Magen platzt. Bei Römerstadt/Rymarov ein Übernachtungshighlight, die Alfredshütte, bestens renoviert und gut geführt von jungen Leuten, wie so viele der tschechischen Hütten. Danach geht es ins mährisch-schlesische Hügelland hinaus, keine Sensationen, aber tschechisches Problemgebiet: höchste Arbeitslosenquote, Abwanderung, Sanierungsbedarf. Auch die alte Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien, Troppau/Opava mit ihren Adelspalästen macht da keine Ausnahme. Beethoven hielt sich hier oft auf. Das von ihm bewohnte barocke Haus in der Beethovenstraße benötigt dringend einen Investor! Und erst recht die Industrie- und Bergbaustadt Ostrau: Grau in grau, Gestank der ungefilterten Abgase von Kohlekraftwerken und Hüttenwerken.
In den Beskiden trifft man keine Landsleute mehr; nur noch Polen, Tschechen und Slowaken wandern hier in den einsamen Bergen, wo das Bärenfell und der ausgestopfte Luchs zur Hütteneinrichtung gehören. Riesige Steinpilze, die man sammeln und der Hüttenwirtin fürs Abendessen mitbringen kann - es wird nur gut gekocht! - und Heidelbeeren erschweren das Vorwärtskommen. Die Beskiden darf man sich nicht als einheitliches Mittelgebirge vorstellen. Es handelt sich vielmehr um eine Vielzahl von Einzellandschaften, die sich in Vegetation, Waldbestand, Nutzung und Besiedlung unterscheiden. Tief eingeschnittene Talsenken trennen die einzelnen Mittelgebirge voneinander. Der Kulturschock bleibt aber nicht aus, wenn man von einer Beskidenhöhe herunter auf die Plattenbaustädte der Zeit vor 1989 blickt. Dann versteht man auch, dass jeder Tscheche und Slowake seine „chata“ braucht, seine Hütte weit draußen in der Natur, wo er sommers und winters die Wochenenden und den Urlaub verbringt. Und Natur gibt es pur! Bärenspuren und die Reviermarkierungen des Luchses findet man nicht selten.
Durch die breite Arwa -Senke verlässt man die West-Beskiden. Die Berge am Horizont werden schroffer: Die Kleine und die Große Tatra und die Choc-Berge grüßen! Das Gestein ändert sich. Durch die Kalkstein-Schlucht der Prosiecka dolina steigt man teils im Wasser, teils über dem Wasser, vorbei an Karstformen (Ponore, starke Karstquellen, Dolinen, verschiedenste Kleinformen ...) hinunter zum Ufer des Liptauer Meeres, einem großen Stausee.
Weil es so schön war, geht es am nächsten Tag durch die nächste Schlucht, die Kvacianska dolina, wieder hinauf. Der Gesteinswechsel von Urgestein zu Kalk drückt sich auch in der Botanik aus: schönste Blumenwiesen mit Orchideen, Glockenblumen, Enzianen, Habichts- und Ferkelkraut, Thymian, Dost (der in riesigen Mengen gesammelt wird) ... Über das Glasbläserdorf Huty geht es in den Nationalpark Hohe Tatra (TANAP). Die TANAP-Verwaltung gibt sehr gute Informationsmaterialien auch in deutscher Sprache heraus. Wichtig: Hinweise auf das Verhalten bei Begegnungen mit Braunbären, es gibt noch rund 50 davon in der Hohen Tatra. In Tatranska Kotlina fressen die Bären nachts die Mülleimer leer! Uns sind leider weder Bären noch Luchse noch Wölfe begegnet.
Wir steigen auf den 1805 m hohen Sivy vrch, den Westpfeiler der Tatra, die hier aus Kalkstein besteht und entsprechend einen Blumenreichtum bietet, den man sonst kaum findet. Aber auch die Karstformen, vor allem die Dolinen und Schächte in Kammnähe sind beeindruckend. Dafür ist der Weg ins Tal lang und anstrengend, aber aussichtsreich.
Eine Überquerung der West-Tatra ist wegen fehlender Hütten nur mit dem Zelt möglich. Aber es gibt eine schöne Alternative, die Tatra-Magistrale. Sie führt am Fuß der Tatra, im Westen in rund 800 m Höhe, dann ansteigend auf etwa 1100 m und im Osten dann in 2000 m immer am Südrand der Tatra entlang. Wir nutzen diese Magistrale, an der man beste Übernachtungsmöglichkeiten findet (außer in Podbanske) und machen immer wieder Abstecher ins Hochgebirge hinein.
So steigen wir zum Großen Hinzensee/Velké Hincovo pleso hinauf, genießen die Aussicht von Východná Vysoká (2429 m) und vom Jahnací stít (2230 m), liegen am Batizovské pleso und an anderen, Meeraugen genannten Karseen, die so typisch für die Hohe Tatra sind.
Die Wege sind zum Teil ausgesetzt und abenteuerlich mit Ketten gesichert. Diese Sicherungen sind sogar in der slowakischen Karte 1 : 50 000 zuverlässig eingetragen. Aber auch auf dem schwierigsten Weg sind unglaublich viele Menschen, alte und junge, Pärchen, Familien mit Kindern, Slowaken und Polen, unterwegs. Alle sind fröhlich, freundlich. Auf dem Gipfel wird geteilt: Bier, Essen, Schokolade, Schnaps, man fotografiert sich gegenseitig, tauscht die Telefonnummer und die Adresse aus, und - wie ich später selber erfahren durfte - besucht sich gegenseitig. Geht man an einer am Weg rastenden Wandergruppe vorbei, sagt „ahoj“ (Hallo) oder „dobry den“ (Guten Tag), streckt sich einem schon eine Hand mit Schokolade, Keks oder Bonbons entgegen.
Vielseitig ist das Übernachtungsangebot: Vom futuristischen Hotel Panorama (eine auf die Spitze gestellte Pyramide) in Strbske Pleso über einfache Berghotels wie das Schlesierhaus bis zu richtigen Berghütten (Zelenom plese, Popradskom pleso, Zbojnicka chata = Räuberhütte ...) reicht das Spektrum.
Der Ostteil der Tatra, die Weiße Tatra, ist ein Totalreservat. Erst seit einigen Jahren ist ein Weg für Wanderer (gegen Eintritt) geöffnet worden. Aber dieser Weg darf nur von Ždiar aus begonnen werden. Während die ganze zentrale Hohe Tatra aus Granit besteht, besteht die Weiße Tatra wieder aus Kalkstein und dazwischen liegenden Mergelschichten, was wieder eine äußerst große Pflanzenvielfalt zur Folge hat. Da kaum Menschen unterwegs sind, sind die Tiere überhaupt nicht scheu: Tatragämsen nähern sich neugierig bis auf wenige Meter!
Ein weiterer Höhepunkt ist in Tatranska Kotlina die große Tropfsteinhöhle Belianska jaskyna mit schönsten Kalksinterformen und riesigen Hallen.
In Ždiar beginnt die Zips/Spiš, eine schon vor 800 Jahren gleichzeitig von Deutschen, Slowaken und anderen Völkern besiedelte Landschaft. Städte wie Levoca/Leutschau, Podolinec und Kezmarok/Käsmark beeindrucken durch ihre Kunst- und Baudenkmäler. Stellvertretend dafür sei hier nur die Jakobskirche in Levoca/ Leutschau genannt, eine Perle der Gotik mit dem größten gotischen Flügelaltar! Die Zips ist ein eigenen Bericht wert.
Hier habe ich meinen Weg nach Osten unterbrochen: Ich habe mich in die Slowakei verliebt! Ich fahre mit der Bahn zurück nach Ružomberok/Rosenberg und "drehe eine Ehrenrunde" durch die Niedere Tatra und das Slowakische Paradies, gemeinsam mit einer slowakischen Wanderfreundin, die mir unglaublich viel über ihre Heimat erzählt. Erst durch sie kann ich die Begeisterung der Slowaken für das Wandern und die Natur so richtig verstehen.
Vom Salatin (1630 m), dem Westpfeiler der Niederen Tatra, geht es immer mit Abstiegen ins Tal und daher sehr anstrengend, da es in diesem Bereich keinerlei Hütten gibt, zur Demänovská dolina, einem Karst-Dorado mit rund 30 km Höhlen, davon 4 über mehrere Kilometer erschlossene Tropfstein- und Eishöhlen. Den Aufstieg zum Chopok erleichtert ein Sessellift. Aber bald gibt es wieder Natur pur um den höchsten Gipfel der Niederen Tatra, den Dumbier (2043 m). Übernachtet wird auf der chata Stefanika, wo wieder Freundschaften geschlossen werden.
Einsamer geht es dann weiter bis zum „Slowakischen Paradies“, einer Teillandschaft des Slowakischen Karsts, wo wir in der schönen Pension Lesnica Standquartier nehmen und das Paradies auf Rundwanderungen erkunden. Wandern bedeutet hier höchst unterschiedliches: Höhenwanderungen mit Aussicht von hohen Kalkfelsen wie am Albtrauf bei uns, es heißt aber auch, auf Holzleitern tiefe, von Bächen durchflossene Schluchten hochzusteigen (eindrucksvoll die Suchá Belá), oder auf an die Wand gedübelten Gitterrosten Felswände über reißenden Flüssen entlang zu hangeln (Prielom Hornádu).
Inzwischen hat uns der Weg nach Osten über die menschenleere und völlig bewaldete Zipser Magura an den Dunajec-Fluss geführt, in den Pieninen-Nationalpark, ins Leutschauer Gebirge, ins Lublauer Bergland und schließlich in den Cergov. Endstation war 2002 Bartfeld/Bardejov.
Die Etappen waren 15 bis 30 km lang, es waren bis zu 1450 Höhenmeter Anstiege zu bewältigen (Hohe Tatra). Nachstehend die Etappenorte:
Heidenheim/Brenz - Neresheim - Nördlingen - Harburg - Wemding - Heidenheim/Mittelfranken - Treuchtlingen - Weißenburg - Thalmässing - Berching - Deining - Neumarkt Obpf. - Altdorf - Hersbruck - Spies/Schermshöhe - Pottenstein - Glashütten - Bayreuth - Warmensteinach - Großer Waldstein - Schönwald - Bad Brambach - Klingenthal-Aschberg - Johanngeorgenstadt - Stolzenhain/Haj pod Klinovecem - Satzung - Olbernhau - Fischerbaude bei Holzhau - Mückentürmchen/Komari Vizka bei Graupen/Krupka - Tisa/Tyssa - Mezni Louka - Chribska - Oybin - Jeschken/Jested - Reichenberg/Liberec - Klein-Iser/Jizerka - Reifträger-Baude/Szrenica - Schneekoppe/Schronisko Strzecha Akademicka - Schatzlar/Zacler - Radowenz/Radvanice - Police an der Mettau - Neustadt an der Mettau/Nove Mesto n. M. - Deschney/Destne v Orlicky horach - Rocknitz/Rokytnice - Grulich/Kraliky - Georgsschutzhaus/Jiriho-Bauda auf der Hochschar/Serak - Alfredhütte/Chata Alfredka bei Römerstadt/Rymarov - Budisov - Troppau/Opava - Ostrau/Ostrava - Frydek-Mistek - Hnojnik - Horni Lomna - Cadca - Velka Raca - Oravska Lesna - Kubinska hola - Liptovsky Mikulás - Bobrovecka Vapenica - Podbanske - Strbske Pleso - Sliezsky dom - Hrebienok - Chata pri Zelenom plese - Zdiar - Leutschau/ Levoca - Rosenberg/Ruzomberok - Malinné/Vlkolinec - Salatin/Ruzomberok - Liptovský Mikulás - Jasna - Dumbier/Chata Stefanika - Certovica - Cingov (Standquartier für Rundwanderungen im Slowakischen Paradies) – Zdiar – Magurske sedlo – Spisska Stara Ves – Lesnica – Velky Lipnik – Hiezdne / Stara Lubovna – Maly Lipnik – Circ / Obrucne – Livov – Krize – Hervartov - Bardejov.
Bücher und Karten zum Thema
Tschechien und die Slowakei sind wahre Wanderparadiese, vor allem die Mittelgebirge im Norden und das kleinste Hochgebirge der Welt, die Hohe Tatra, bieten alles, was des Weitwanderers Herz erfreut: Gute Karten, hervorragende Führer, gut bezeichnete und schön geführte Wanderwege, Möglichkeiten zum Übernachten, Einkaufen und Einkehren, dazu freundliche Menschen und ein funktionierender öffentlicher Personennahverkehr. Leider sind die tschechischen KCT-Karten derzeit nur in Tschechien erhältlich, hier aber in jeder Buchhandlung (meist das komplette Programm) und in Hütten, Hotels, Dorfläden (die Karten der jeweiligen Region).
Die slowakischen VKU-Karten wie auch die Dajama-Führer gibt es im Internet-Buchhandel bei www.slovakia-online.com. Die Führer von A. & K. Micklitza, sie umfassen den Weg von der Elbe bis zum Altvater, kann man in guten Buchhandlungen bestellen:
Karten
Für beide Länder liegt flächendeckend eine Wanderkarte im Maßstab 1 : 50 000 vor, die laufend aktualisiert wird und neben den bezeichneten Wanderwegen auch Unterkunftsmöglichkeiten und andere für den Wanderer wichtige Infrastrukturhinweise enthält. Die Karten sind sehr genau und nahezu fehlerfrei. Beeindruckend, wie exakt die Wegmarkierung in der Landschaft mit der Angabe in der Karte übereinstimmt.
Slovenská Republika, Edícia Turistických Máp 1 : 50 000, Vojenský kartografický ústav (VKU), Harmanec, Preis in der Slowakei 89 Kronen, das sind 2,10 Euro.
Klub Ceských Turistú, Edice Klubu Ceských Turistú, Turistická Mapa 1 : 50 000, ebenfalls produziert von VKU in Harmanec, Preis in Tschechien 79 Kronen, das sind 2,20 Euro.
Führer
Allgemein kann man sagen, dass die im Buchhandel angebotenen Führer (Rother, Dumont, Trescher usw.) für Weitwanderer völlig ungeeignet sind, da sie kaum aktuelle praktische Hinweise enthalten und die Landeskunde völlig vernachlässigen. Einzige Ausnahme stellen die von Kerstin und André Micklitza aus Cottbus verfassten Führer dar.
Wanderführer mit landeskundlichen Informationen, Telefonnummern usw., einfach gut:
Kerstin & André Micklitza: Durchs Prebischtor zur Schneekoppe.
Lusatia Verlag Bautzen, 2. Aufl. 1998, ISBN 3-929091-25-9
Kerstin & André Micklitza: Von der Schneekoppe zum Altvater. Wanderungen in den Mittel- und Ostsudeten. Lusatia Verlag Bautzen, 1997, ISBN 3-929091-46-1
Wer nun glaubt, er hat optimale Wanderliteratur erstanden, der wird in der Slowakei eines Besseren belehrt.
Nachtrag zu diesem Beitrag von Dr. Helmut Huber
Im folgenden unsere Erfahrungen, die für Nachahmer nützlich sein können, aber möglicherweise einfach falsch sind, da wir uns vielleicht etwas dumm angestellt haben. Korrigierende Erfahrungsberichte anderer wären daher wünschenswert: Das vorliegende Kartenmaterial 1:50.000 ist hervorragend und läßt keine Frage offen. Was ich auf anderen Wanderkarten noch nicht gefunden habe, ist hier die Angabe der Gehzeiten für jeweils relativ kurze Etappen.
Bedauerlich ist das Fehlen von Wanderführern mit den notwendigen Hinweisen auf Übernachtungsmöglichkeiten. Die Hauptwanderwege sind extrem gut markiert, so daß man mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die Landschaft geleitet wird.
Land und Leute sind wunderschön bzw. außerordentlich liebenswürdig. Die sprachliche Verständigung bietet keine Schwierigkeit, da die Älteren in der Re-gel ausreichend Deutsch und die Jüngeren Englisch sprechen.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist für mitteleuropäische Verhältnisse geradezu paradiesisch. Ohne sich in irgendeiner Art und Weise einschränken zu müssen, zahlt man für alles nur rd. ein Drittel dessen, was in Mittel- oder Westeuropa zu bezahlen ist.
Die Slowakei kann, wie Krämer es bereits beschrieben hat, als wahres Wanderparadies bezeichnet werden. Es gibt allerdings eine entscheidende Einschränkung:
Wir mußten nach 3 Tagen Wanderung auf dem E8 abbrechen, da wir beim besten Willen weder auf dem Kammweg noch in den näherliegenden Talortschaften Quartiere gefunden haben. Wir befürchten, daß dies auf weite Strecken der slowakischen Fernwanderwege der Fall sein dürfte, da diese richtigerweise weitab von Ortschaften sich durch das Mittelgebirge schlängeln und man deshalb am Abend im wahrsten Sinne des Wortes verloren im Wald steht. Die Hoffnung in den möglicherweise nächstliegenden Ortschaften etwas zu finden, erfüllt sich wohl nur sehr selten, da die touristische Infrastruktur verständlicherweise in den nicht hochtouristischen Landesteilen einfach nicht vorhanden ist.
Wir haben, wie gesagt, unseren durchgehenden Fernwanderwegtraum aufgeben müssen und uns auf zwei touristische Kernzonen des Landes beschränkt, in denen die o.g. Einschränkungen nicht vorlagen:
Das ist zum einen die Hohe Tatra, bekannt als das kleinste Hochgebirge Europas mit allem, was der Wanderer braucht: Ausreichende, gut markierte Wege, faszinierende Landschaft, außerhalb der Hochsaison nur geringer Zulauf, Unterkunft und Quartiere überall mit dem bekannten ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis.
Das andere Gebiet, was wir wärmstens empfehlen können, ist das sogenannte „Slowakische Paradies“ („Slovensky raj“ 15 km südlich von Poprad gelegen).
Eine Mittelgebirgslandschaft mit tief eingeschnittenen Tälern. Auch hier gelten die o.g. Bedingungen.
Es mag noch andere Gebiete in der Slowakei geben, die die o.g. Bedingungen erfüllen. Wir haben sie allerdings in unseren rd. 14 Tagen nicht kennen gelernt, da wir auch schon so ausreichend beschäftigt waren. Der Wechsel von dem einen zum anderen Wandergebiet ist problemlos, da die Slowakei ein ausgezeichnetes öffentliches Verkehrssystem zu überraschenden Preisen hat. Im übrigen sind Taxen, selbst über größere Entfernungen, erschwinglich.
Trotz der skizzierten Einschränkungen möchte ich mich gerne dem Aufruf von Günther Krämer anschließen: