Der Odenwald ist ein wunderbares Wandergebiet mit gut ausgebauten und markierten Wegen, zahlreichen Sehenswürdigkeiten sowie malerischen Orten und Städtchen, er wird aber leider durch die bekannteren Mittelgebirge etwas in den Hintergrund gedrängt.
Der Odenwald ist auch in wenigen Tagen zu durchqueren, unabhängig von der Richtung, die man einschlägt. Die Wanderführer bieten deshalb fast ausschließlich Tagestouren an. Wer länger unterwegs sein will findet Hilfe im Internet, wo er auf den „Odenwald Schmetterling" stößt, mehrtägige Wanderstrecken, die grob in der Form von Schmetterlingsflügeln angeordnet sind, oder muss seine Strecke selbst zusammenbasteln.
Ein günstiger Ausgangspunkt für Wanderungen ist Heidelberg: Es ist verkehrsmäßig gut zu erreichen, bietet viele Sehenswürdigkeiten und ebenfalls viele (wenn auch teuere) Unterkunftsmöglichkeiten.
Seit langen Jahren nutze ich die Pfingstzeit zu Wanderungen in Deutschland, üblicherweise zu zweit oder zu dritt. In den letzten Jahren jedoch ist der Stamm der Mitwanderer erfreulicherweise gewachsen. So hatte ich dieses Jahr fünf Begleiter.
Start- und Zielpunkt der Wanderung war Heidelberg. Üblicherweise buche ich nur am Startpunkt Quartier. Da der Beginn der Wanderung diesmal genau auf das Pfingstwochenende fiel, und ich befürchtete, die Übernachtungsmöglichkeiten könnten ausgebucht sein, buchte ich ausnahmsweise die ersten vier Quartiere rechtzeitig vorher.
Wir trafen am Freitagnachmittag in Heidelberg ein. Untergebracht waren wir im Hotel „Rosengarten", oberhalb von Ziegelhausen, gut eine Wegstunde von Heidelbergs Altstadt entfernt. Das Restaurant des Hotels war verpachtet, aber der Pächter hatte es noch nicht eröffnet, also kein Abendessen und kein Frühstück.
Unsere Tour
1. Wandertag
Heutiges Ziel ist Neckarsteinach, die Vier-Burgen-Stadt, gerade mal 15 km entfernt, aber natürlich mache ich es uns nicht ganz so einfach, sondern habe ein paar Schikanen eingeplant.
Bei herrlicher Sonne laufen wir um 8.00 Uhr los, auf dem Neckartal-Randweg Richtung Heidelberg, werden zum berühmten Aussichtsweg „Philosophenweg" geleitet und steigen um 9.00 Uhr den „Schlangenweg" hinunter zur „Alten Brücke". Über sie gelangen wir direkt in die Altstadt, zur Heilig-Geist Kirche, dem Hotel Ritter und dem Marktplatz.
Die Wanderkameraden/In wollen nicht auf ihren Morgenkaffee verzichten, also beehren wir das Cafe am Markt, das erfreulicherweise schon offen ist, um wenigsten etwas Warmes zu trinken. Um 10.00 Uhr geht es weiter, Treppen hinauf zum Eingang des Schlosses. Ursprünglich hatte ich geplant, den „Königstuhl", 566 m und Hausberg Heidelbergs, auf der „Himmelsleiter“ zu ersteigen. Das sind Stufen, die vom Schloss fast bis zum Gipfel führen. Nach den Treppen hinauf zum Eingang des Schlosses ziehe ich dann den normalen Wanderweg vor.
Die Wegweiser hier sind Sandsteinblöcke, in die die Wanderziele bzw. Wegnamen sowie Richtungspfeile eingemeiselt sind. Als wir sehr bald auf den „Friesenweg" stoßen, geht ein Grinsen über die Gesichter, denn der „Friesenweg" (Osnabrück bis Papenburg) und der sich daran anschließende „Ostfriesenweg" (Papenburg bis Bensersiel) war die letztjährige Pfingstwanderung.
Bald ist die „Molkenkur" erreicht. Hier wurde 1853 ein Restaurant eröffnet, in dem den Gästen Ziegenmolke als Kurgetränk angeboten wurde. Und weiter geht es. Der Weg wird steiler, kreuzt die Trasse der Bergbahn zwei Mal, und um 11.30 Uhr ist die Bergstation der Bahn erreicht. Von der Terrasse hat man einen großartigen Blick hinunter in die Stadt und die Ebene und auf den „Heiligenberg" gegenüber. Am Kiosk holen wir uns die nötige Auffrischung unserer Flüssigkeitsreserven.
Um 12.00 Uhr machen wir uns wieder auf die Socken. Vorbei an einer Falknerei auf einem breiten Waldweg erst eben, dann abwärts. Diverse Künstler haben hier ihre Spuren hinterlassen: eine Statue, zusammengesetzt aus Müllteilen, geschnitzte Bänke und Tierfiguren am Wegesrand. Es ist inzwischen sehr heiß geworden, aber wir laufen viel im Schatten.
Schließlich sind wir unten am Neckar, am Ortseingang von Neckargemünd. In der Mittagshitze entlang der Bundesstraße durch den Ort. Alle von uns wollen einkehren, aber ein Gasthaus ist geschlossen, das nächste liegt voll in der Sonne. So folgen wir der Straße entlang des Flusses weitere 2 km bis Rainbach, wo wir eine große Wirtschaft finden mit einem schönen Biergarten und uns im Schatten riesiger Kastanien erholen können. Kurz nach 15.00 Uhr brechen wir wieder auf. Jetzt geht es steil hinauf auf den Dilsberg.
Oben liegt der Ort Dilsberg, mit einer Stadtmauer und einer Burgruine mit unterirdischem Gang. Der Dilsberg ist ein Umlaufberg, das heißt, dass der Neckar ursprünglich einen anderen Verlauf hatte. Im alten Flusstal wurde in den Sand- und Kiesgruben von Mauer unter anderem der Kieferknochen des „Homo Heidelbergensis“ gefunden.
Wir haben beim Aufstieg keinen Schatten. Direkt unter der Stadtmauer wird es Mechthild schwarz vor Augen, und sie muss sich hinlegen. Ich bin überrascht! Mechthild, unsere Powerfrau, ist mit die Fitteste von uns. Die hat Probleme? Hundert Meter weiter, kurz vor dem Mauertor, ist eine Sitzgruppe im Schatten. Dort lassen wir uns nieder, bis Mechthild sich wieder erholt hat.
Gegen 16.00 Uhr gehen wir durch das Tor in den Ort, hindurch, auf der Rückseite wieder hinaus und in Serpentinen steil hinunter zum Stauwehr und der Schleuse von Neckarsteinach. Wir überqueren den Fluss auf dem Steg des Wehrs und laufen entlang der Straße zurück in den Ort. Um 16.43 Uhr ist unser Quartier, Pension „Neckarblick", in der Bahnhofstraße erreicht. Erwins Schrittzähler zeigt 25,3 km an. Das Quartier ist recht angenehm. Später machen wir noch einen kleinen Stadtbummel und nehmen im Biergarten des „Schwanen" ein Abendessen ein, bevor wir dann auf der Dachterrasse unserer Pension bei einem Glas Rotwein über Wanderziele der nächstjährigen Pfingsttour beraten. Wir einigen uns auf den „Goldsteig".
2. Wandertag, Pfingstsonntag
Gegen 9.00 Uhr brechen wir auf, heute mit Frühstück. Das Wetter ist wie gestern, was bedeutet, dass wir uns auf einen heißen Tag gefasst machen müssen. Heutiges Tagesziel ist Eberbach. Zunächst laufen wir zurück Richtung Stauwehr. Unsere Markierung wird das rote R des rechten Neckarrandweges sein. Wir steigen die Darsberger Straße aufwärts, weil die weiter oben den Randweg kreuzt, biegen bei den letzten Häusern aber schon auf einen breiten Waldweg ein, der leicht aufwärts führt und uns direkt zum Randweg bringt. Der angenehm zu gehende Weg steigt erträglich und verläuft nur gelegentlich eben oder abwärts. Das Blätterdach schützt uns weitgehend vor der heißen Sonne. Der Randweg läuft alle Täler aus und ist dadurch länger als eigentlich nötig, läuft sich aber wirklich gut.
Schließlich steigen wir steil hinunter nach Hirschhorn. Um 12.10 Uhr laufen wir im Ort ein und steuern sofort das Café Hirschhörnchen am Rand der Altstadt an. Eine „Tankpause" ist jetzt dringend geboten. Mit Mineralwasser oder Radler füllen wir unser Flüssigkeitsreservoir wieder auf. Um 12.50 Uhr geht es weiter. Durch die Altstadt und anschließend Treppen steil hinauf zum Schloss, was uns wieder auf Betriebstemperatur bringt. Es geht allerdings noch weiter aufwärts, bis die Reisehöhe wieder geschafft ist. Zu unserem Leidwesen verläuft der Weg jetzt häufig in der Sonne, was uns ganz schön schlaucht.
Um 15.00 Uhr durchqueren wir Igelsbach, die blühenden Apfelbäume überall sind eine Pracht. Eberbach ist in der Ferne bereits in Sicht. Die letzten Kilometer verlaufen leider auf Teer. Um 15.45 Uhr passieren wir das Ortsschild, um 16.00 Uhr ist das Hotel „Karpfen" erreicht, unser Quartier, mitten in der Altstadt. Erwins Schrittzähler zeigt 26,7 km an. Später machen wir den üblichen Stadtbummel und schauen uns die hübschen Fachwerkhäuser der Altstadt an. Unser Abendessen nehmen wir im Biergarten des „Krabbenstein" ein.
3. Wandertag, Pfingstmontag
Wir frühstücken um 7.30 Uhr und lassen uns Zeit dabei. Das Wetter ist wie gestern: sonnig und trocken. Heutiges Tagesziel ist Mudau. Der Abmarsch erfolgt um 8.40 Uhr. Durch den Ort und steil aufwärts, bis wir wieder auf das rote R des Randwegs treffen, dem wir noch bis zum Schloss Zwingenberg folgen.
Nachdem erst einmal die erste Höhe geschafft ist, hält sich das Auf und Ab einigermaßen in Grenzen. Über den Aussichtspunkt „Teufelskanzel" geht es weiter, bis nach längerem Abstieg in Höhe der Bahnlinie Schloss bzw. Burg Zwingenberg erstmals in Sicht kommt. Anders als erwartet führt der Randweg nicht direkt zur Burg, zu der wir eigentlich hinwollten, um dort dann in die Wolfsschlucht einzusteigen. Angeblich hat die wilde Schlucht den berühmten Schlossgast C. M. von Weber zu seinem „Freischütz" bzw. der Schluchtszene darin inspiriert.Stattdessen steigen wir ein ganzes Stück am Rand der Schlucht aufwärts und können später einsteigen, um wenigstens noch die zweite Hälfte der Schlucht hinaufzukraxeln. Um 11.20 Uhr legen wir dann am Ende der eigentlichen Schlucht die erste Rast ein. Waren wir von Eberbach aus dem Neckar ziemlich direkt nach Osten gefolgt, laufen wir jetzt in nördlicher Richtung.
Bald weiter. Nach kurzer Zeit verlassen wir den schattigen Wald und laufen in der prallen Sonne das Sträßchen aufwärts Richtung Oberdielbach. Auf dem Scheitelpunkt des Sträßchens liegen der Sportplatz und das Vereinsheim des Sportklubs. Da ein Fußballspiel angesetzt ist, ist die Vereinsgaststätte geöffnet. Dankbar nehmen wir die Gelegenheit wahr, kühle Getränke zu einem sehr günstigen Preis zu bekommen.
Um 13.15 Uhr brechen wir wieder auf, frisch gestärkt, aber weiterhin voll in der Sonne. Folgen der Straße hinunter nach und durch Oberdielbach. Eigentlich hatten wir noch den nahen Katzenbuckel, mit 626 Metern höchster Berg des Odenwalds, mitnehmen wollen. Aber in Anbetracht der Zeit und der noch zu bewältigenden Strecke verzichten wir darauf. Weiter nach Strümpfelbrunn und dann nach Mülben. In der offenen Landschaft sehen wir überall blühende Bäume.
In Mülben verlassen wir den markierten Weg, da er nicht dahin zu führen scheint, wo er laut Karte hin sollte. Laufen nach Karte und der Nase und landen schließlich auf einer Straße, an der Abzweigung nach Wagenschwend. Laufen hinunter in den Ort und kehren um 15.45 Uhr in der „Linde" ein. 30 Minuten später geht es weiter, zunächst auf der Straße, dann auf dem Limesweg. Der Weg ist nicht immer klar, teilweise laufen wir direkt durch den Wald ohne Weg, sind aber immer richtig. Die Zeit verrinnt, der eine oder andere spürt seine Knochen. Ab Langenelz sind wir wieder auf Teer.
Um 18.30 Uhr, endlich, laufen wir durch den kleinen Ort Mudau. Unser Quartier, der „Löwen", ist schnell gefunden. Erwins Zähler zeigt 33 km an. Die Dusche ist heute besonders wohltuend. Wir essen danach im Haus und bummeln anschließend noch durch den Ort.
4. Wandertag
Im 7.30 Uhr sitzen wir beim Frühstück und um 8.30 Uhr sind wir unterwegs. Heutiges Ziel ist Miltenberg am Main. Das Wetter ist wie an den vergangenen drei Tagen: sonnig und heiß. Auf der Straße aus dem Ort. Dann hinüber zum rechten Talrand, wo wir auf unsere derzeitige Markierung, einen blauen Rhombus, stoßen und ihr folgen. Erfreulicherweise werden wir uns für längere Zeit im Wald, und damit im Schatten, aufhalten.
Erstes Teilziel ist die Ruine der Wildenburg. Wolfram von Eschenbach hat dort zumindest Teile seines Parzivals geschrieben und die Burg wohl auch als Modell für die Gralsburg genommen. Der Weg führt nicht direkt dort hin, aber ein markierter Querweg - vielleicht sogar ein Hinweisschild - wird uns hinbringen. Wir stoßen auf einige Querwege und überprüfen alle genau, aber eine Markierung entdecken wir nirgendwo, von einem Hinweisschild ganz zu schweigen. Also trotten wir weiter aufwärts. An einer Stelle, wo der allgegenwärtige Wald zum Tal hin eine Lücke aufweist, sehen wir auf einem Sporn in der Talmitte die Ruine liegen. Wir haben ganz offensichtlich die Abzweigung verpasst. Das ist mehr als ärgerlich, aber nicht zu ändern. Zurück will keiner.
Der angenehme Waldweg ist inzwischen zu einem schrecklichen Schotterweg geworden und führt uns kurz hinter dem Dorf Buch hinunter auf einen guten Weg, der parallel zur Straße nach Amorbach läuft. Wir folgen ihm die paar Kilometer. Um 11.40 Uhr laufen wir in Amorbach ein und passieren die ehemalige Benediktinerabtei. Vor einem griechischen Restaurant unterhalb der Kirche pausieren wir mit Mineralwasser bzw. Radler. Die Rast dauert bis 12.30 Uhr.
Der rote Rhombus seit Buch wird jetzt vom blauen abgelöst. Durch den Ort und in der prallen Sonne gehen wir hinauf auf den Gotthardsberg. Oben hat eine Planierraupe gewütet. Auf dem so bearbeiteten Weg geht es steil hinunter nach Weilbach. Hier wird das gelbe Dreieck unsere neue Markierung. Aufwärts, aufwärts, aufwärts, nicht immer steil, aber häufig in der Sonne. Der Weg zieht sich. Gegen 14.30 Uhr gönnen wir uns auf frisch gefällten Bäumen am Greinberg eine Pause. Bald geht es in Serpentinen hinauf auf den Schlossberg und oben einen hässlich planierten Weg mit tiefen Fahrspuren entlang. Miltenberg ist in Sicht, aber der Abhang hier ist äußerst steil. Ein Stück weiter führt der Weg dann hinunter. Die letzten 100 Meter vor der Stadt sind entweder durch einen Sturm oder eine Fällaktion oder beides blockiert. Glücklicherweise lässt sich dieses kurze Stück leicht umgehen, so dass wir die letzten Meter auf der Originalroute laufen können und direkt am Alten Markt herauskommen (15.45 Uhr). Vor jeder Wanderung suche ich mir im Internet von jedem größeren Ort an der Wanderstrecke alle akzeptablen Quartiere heraus und notiere sie mit Adresse, Telefonnummer, Bettenzahl und Preisen. So können wir gegebenenfalls von unterwegs schon anrufen, ob man Platz für uns hat.
Heute haben wir nicht angerufen, aber es ist ja ausreichend Zeit, etwas zu finden. Ich habe das Gasthaus „Anker“ im Visier. Durch die Fußgängerzone der herrlichen Altstadt gehen wir bis zum „Anker". Es ist gerade 16.00 Uhr. Ja, sie haben Platz für uns. Erwins Zähler zeigt 25,6 km an. Um 18.00 Uhr nehmen wir dann unten in der Wirtschaft ein Abendessen ein. Anschließend schauen wir uns gemütlich den Ort an, bevor wir beim Weingut Steuer hiesige Sorten probieren.
5. Wandertag
Um 7.20 Uhr sitzen wir beim Frühstück und um 8.20 Uhr brechen wir auf. Heutiges Ziel ist Michelstadt/Erbach. Das Wetter ist weiterhin sonnig, heute aber recht schwül.
Einige versorgen sich noch beim Bäcker und in anderen Läden mit Verpflegung, dann sind wir ernsthaft unterwegs. Zum Mainufer, Main abwärts Richtung Kleinheubach. Wir folgen nun bis Bensheim an der Bergstraße dem Nibelungenweg (Markierung gelbes Quadrat). Bald leitet man uns aber durch das Industriegebiet Richtung Rüdenau und kurz darauf finden wir uns im Wald wieder. An einer starken Quelle teste ich das Wasser und fülle meine Wasserflasche damit anstatt mit dem Leitungswasser.
Um 10.10 Uhr durchqueren wir Rüdenau und treffen dort auf eines der seltenen Schilder, die auf den „Odenwald Schmetterling" hinweisen. Nächstes Ziel ist Vielbrunn. Dafür dürfen wir erst einmal wieder aufsteigen, auf zunächst angenehmen Wegen. Als aber die Höhe geschafft ist, stoßen wir auf verwüstete Pfade, die von schweren Maschinen völlig zerwühlt sind. Wenn es die letzten Tage nicht so trocken gewesen wäre, hätten wir hier das reinste Schlammbad. Glücklicherweise ist dieser Abschnitt nur kurz. Um 11.25 Uhr erreichen wir die Hütte und die Bänke an der „Lauseiche" und legen eine Pause ein. Bis jetzt haben wir 12 km geschafft.
Um 11.50 Uhr geht es weiter hinunter zur „Geyersmühle" und anschließend, meist in voller Sonne, steil hinauf nach Vielbrunn, das wir um 13.00 Uhr erreichen. Direkt am Weg liegt ein Gasthaus mit Kegelbahn , was uns sehr willkommen ist. Kalte Getränke sind jetzt angenehm.
Wir genießen die Mittagspause und brechen erst um 13.50 Uhr wieder auf und steigen - gemäßigt - weiter an, um dann lange und steiler abzusteigen. Vor „Weitengesäß" (so heißt der Ort wirklich) erneut aufwärts in den Ort, abwärts, aufwärts und so fort. Links von uns ist der Himmel ziemlich bedeckt. Es grummelt öfter und fängt dann an zu tröpfeln. Manche hängen sich vorsichtshalber ihre Regensachen um. Der Weg führt nun ernsthaft abwärts nach Michelstadt.
Gegen 16.00 Uhr laufen wir ein. Am berühmten Rathaus ist ziemlicher Trubel. Direkt gegenüber ist das Hotel „Drei Hasen", aber das sieht der Mannschaft zu vornehm und teuer aus. Also pilgere ich zur nahen Tourist-Info, um mir dort etwas anbieten zu lassen. Man sagt mir, zur Zeit wäre der Bienenmarkt und heute auch noch das Radrennen rund ums Rathaus, da wäre vieles ausgebucht. Nach einigem Herumtelefonieren stellt sich heraus, dass nur „Drei Hasen" noch Platz hat. Das erweist sich als recht ordentlich und auch preislich ist es akzeptabel. Laut Erwins Zähler haben wir heute 26,9 km zurückgelegt.
Um 18.00 Uhr starten wir den gewohnten Stadtbummel. Am Stadtrand gibt es einen überraschend großen Rummel mit sehr vielen Verkaufsständen und einer Reihe von Fahrgeschäften. Wir schlendern dort durch und gehen dann ins Deutsches Haus", um etwas zu essen. Leider sind die Gasthäuser in den ländlichen Gebieten selten auf Vegetarier eingerichtet. So besorge ich mir bei Aldi (alles andere ist inzwischen geschlossen) ein paar muffige Brötchen und an einem Stand getrocknete Mango- und Papayastreifen dazu. Das tut es auch. Dann laufen wir noch ein bisschen durch die Nebenstraßen und finden ein Lokal mit „Rothaus Bier“. Das dürfen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Gegen 21.30 Uhr gehen wir dann zurück ins Hotel.
6. Wandertag
Um 7.30 Uhr geht‘s zum Frühstück. Das Buffet ist ausgezeichnet und sogar der Schwarztee ist ausnahmsweise wirklich gut. Um 8.30 Uhr ist Abmarsch. Das Wetter ist wieder sonnig. Tagesziel ist heute Reichelsheim/Neunkirchen.
Einige müssen unbedingt noch beim Bäcker oder sonstwo Einkäufe tätigen, so dass es fast 9.00 Uhr ist, bis wir wirklich unterwegs sind. Mich nervt diese Trödelei etwas. Natürlich geht es aufwärts. 10 Minuten später sind wir in Steinbach bei der Einhardbasilika (so gut wie unverändert seit 827 AD). Die ist allerdings eingerüstet und sowieso erst ab 10.00 Uhr zu besichtigen, also weiter.
Zwischen Obstbäumen und Wiesen führt der Weg aussichtsreich aufwärts und schließlich durch ein kurzes Waldstück. Eine ganze Weile laufen wir nun auf der Höhe entlang, meist in der Sonne, vorbei an einer ESOC-Satelliten-Empfangsstation, an der blitzgeschädigten Russeneiche und an Rehbach, hinunter nach Spreng. Der Weg entwickelt sich jetzt zu einer Art Achterbahn. Immerhin sind die Auf- und Abstiege, wenn auch steil, so doch meist kurz. Schließlich steigen wir hinunter nach Kirch-Beerfurth und folgen der Straße nach Pfaffen-Beerfurth, wo wir um 12.00 Uhr eintreffen. Direkt am Weg liegt praktischerweise der „Goldene Pflug“. Eine „Tankpause" ist jetzt geboten. Ich überprüfe die möglichen Übernachtungsmöglichkeiten heute und befrage auch die Wirtin deswegen.
Um 13.00 Uhr weiter, aufwärts, was sonst? Etwa eine Stunde später trotten wir durch Reichelsheim. An der Tourist Info erhalten wir eine Karte der Umgebung und ein Gastgeberverzeichnis, das aber nicht mehr bietet als das, was ich schon im Internet gefunden habe. Nach kurzer Unterhaltung gehen wir weiter. Ich entscheide mich für das Landhotel „Höhenhaus Odenwald" in Neunkirchen als Quartier.
Gnadenlos aufwärts. Die Höhe ist fast geschafft, da beginnt es zu regnen. Das hat schon eine ganze Weile gedroht. Wir stellen uns im Wald unter und hängen die Ponchos um. Nach einer Weile wird es mir zu dumm und ich laufe weiter. Am Waldrand muss ich warten, da es richtig gießt. Vor mir sind einpaar Häuser. Ist das schon das Gasthaus „Zur Freiheit"? Als es nachlässt, gehen wir hin. Kein Gasthaus, ein Bauerhof. Der Weg macht eine große Schleife, aber der Regen hört auf, Gott sei dank. Bedauerlicherweise läuft man nun ein ganzes Stück auf Teer. Dann geht es hinunter nach Laudenau und dem Gasthaus „Zur Freiheit". Vorbei und - richtig - aufwärts, steil. Nach Neunkirchen sind es noch 3 km. Am Wasserhäuschen vorbei durch Wald. Ich quäle mich etwas erreiche die Straße nach Neunkirchen und verlasse die Markierung, um der Straße hinunter in den Ort zu folgen. Das Landhotel ist am Ortseingang.
Um 16.20 Uhr bin ich da. Davor steht ein Bus. Oh je! Entpuppt sich als Rentnerausflug, der hier Halt gemacht hat. Wir können unterkommen, aber nur unten in der ehemaligen „Linde", die dazu gehört. Jetzt heißt es warten. Ich habe von meinen Leuten nichts mehr gesehen. Um 17.30 Uhr treffen sie endlich ein. Sie haben noch in der „Freiheit" pausiert. Zum Quartier. Erwins Zähler zeigt 26,4 km an.
Das Abendessen nehmen wir um 19.00 Uhr im Landhotel ein. Anschließend machen sie zu. Wir genehmigen uns im Grünen Baum, gegenüber von unserem Quartier, noch ein Glas Wein bzw. „Äppelwoi". Inzwischen schüttet es wie aus Kübeln, so dass wir im Spurt zum Quartier über die Straße müssen.
7. Wandertag
Ich habe diesmal nicht besonders gut geschlafen. 20 vor 8.00 Uhr gehe ich zum Frühstück, 8.30 Uhr ist Abmarsch. Das Wetter ist trübe und bedeckt. Tagesziel ist heute Bensheim/Auerbach. Wir müssen zunächst, zurück zur Markierung. Also steigen wir auf die Neunkircher Höhe und schon haben wir sie wieder. Vorbei an der Radarschüssel zum Kaiserturm, dann abwärts nach Gadernheim. Durch den Ort und auf der Straße hinauf geht es nach und durch Raidelbach. Dort hat die Schule gerade Pause und die Schüler toben draußen herum.
Wir Verlassen die Straße und steigen ab nach Reichenbach, wobei wir zwei mal Felskanten passieren, die als Kletterfelsen senkrecht in der Landschaft stehen. In Reichenbach gibt es keine Einkehrmöglichkeit. So nutzen wir um 11.00 Uhr das winzige Stehcafe einer kleinen Bäckerei zu einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen. Mein Tee schmeckt genauso hässlich wie der beim Frühstück heute morgen. Die Mannschaft will nicht zum Felsenmeer, daher steigen wir um 11.20 Uhr steil hinauf auf den Teufelsberg. Vorbei am Wormser Naturfreundehaus leitet man uns auf schmalen Pfad durch Gestrüpp und Büsche erst zum Ehrenmal des Odenwaldklubs für seine Gefallenen und dann wieder zurück auf den richtigen Weg. Das Wetter hat sich inzwischen gemacht. Es ist jetzt sonnig und heiß.
Über die Ludwigshöhe geht es langsam hinunter zum „Fürstenlager" bei Auerbach, wo wir 12.10 Uhr im Hotel „Herrenhaus" einkehren. Das Haus wirkt etwas verwohnt aber man scheint sich dennoch für etwas Besseres zu halten, wenn man nach den Preisen geht. Für einen Liter Mineralwasser 5,20 Euro zu verlangen erfordert schon Selbstbewusstsein. Obwohl der Tag noch jung ist, beschließen wir, es für heute gut sein zu lassen und nicht weiter zu laufen. Wir machen uns also auf die Suche nach dem Hotel „Waldruhe" und entdecken zu unserer Überraschung, dass es ein kirchliches Altenheim ist, was natürlich eine bestimmte Art von Kommentaren herausfordert. Die haben in einem zweiten Gebäude aber tatsächlich auch einen Hotelbetrieb und Platz für uns. Es ist erst 14.30 Uhr. So früh haben wir selten aufgehört. Haben gerade einmal 17,4 km hinter uns.
Um 16.00 Uhr brechen wir zum üblichen Bummel durch den Ort auf. Später in den „Blauer Aff'. Das soll das beste Lokal hier sein. Zurück im Quartier greife ich mir die Gitarre die herumsteht, und wir singen ein paar Lieder. Gegen 22.30 Uhr geht‘s ab ins Bett.
8. Wandertag
Um 7.30 Uhr ist Frühstück. Heute Nacht hat es kräftig geregnet aber im Augenblick ist es trocken. Der Hausherr gesellt sich zu uns und versucht, unser Bildungsniveau zu erhöhen. Wir wollen eigentlich nur in Ruhe frühstücken. Gegen 8.20 Uhr brechen wir auf. Heutiges Tagesziel ist Weinheim.
Runter in den Ort und neben der Straße entlang Richtung Bensheim. An einer stark befahrenen Straße entlang zu laufen ist nicht das, was wir uns unter einer angenehmen Wanderung vorstellen. Also biegen wir ab, hangaufwärts, und nehmen eine Straße, die parallel zur B3 verläuft, uns aber in Bensheim wieder hinunter führt. Durch die Altstadt, dann erneut hangaufwärts, wo wir auf den „Blütenweg" stoßen, der uns ansteigend in großem Bogen Richtung Heppenheim führt. Unterwegs gesellt sich dann noch der „Burgenweg" dazu. Gerade als wir die Altstadt von Heppenheim erreichen, beginnt es kräftig zu regnen (11.20 Uhr). Wir flüchten in ein Café zu Kaffee und Kuchen. Dem Flohmarkt in der Fußgängerzone nebenan schmeckt der Regen auch nicht.
Als wir schließlich weitermarschieren tröpfelt es noch ein bisschen, aber nur kurze Zeit. Am Friedhof vorbei geht es aus dem Ort, dann aufwärts und einen Pfad über Weinbergen oder durch Wald entlang. Wir folgen nun dem blauen B des Burgenwegs. Erfreulicherweise sind die Wege nicht zu nass. Die nachfolgenden Orte Laudenbach, Hemsbach und Sulzbach werden nicht mehr durchquert, sondern nur am Rand berührt. Zwischendurch setzen immer wieder kurze Schauer ein. Je nach Möglichkeit stellen wir uns unter oder hängen das Regenzeug um. Um 15.00 Uhr laufen wir in Weinheim ein und durch die Altstadt zum Marktplatz, wo wir bei Sonnenschein am Café „Florian" eine Pause machen.
Später, nach einer kurzen Visite des Schlossparks geht es weiter nach Lützelsachsen, wo wir im „Schmittberger Hof“ unterkommen. Gegen 17.00 Uhr treffen wir ein. Zurückgelegte Strecke: 27,8 km. Um 18.30 Uhr nehmen wir im Haus ein Abendessen ein. Anschließend machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Um 22.00 Uhr geht‘s aufs Zimmer.
9. Wandertag
Heute ist der letzte Wandertag, das Ziel: Heidelberg. Es ist bewölkt aber trocken. Vor dem Abmarsch um 8.30 Uhr befragt uns der Wirt über unsere Absichten. Wir erklären ihm, dass wir auf dem Burgenweg nach Schriesheim und dann weiter nach Heidelberg wollen. Er rät, nicht in Lützelsachsen aufzusteigen, da wir nur im nächsten Ort wieder runter müssten. Also laufen wir auf einer Ortsstraße nach Großsachsen und dort auf der Straße in den Odenwald hinein, Richtung Oberflockenbach. An einem Parkplatz wechseln wir dann auf den Randweg und folgen ihm Richtung Kanzelberg.
Der Weg läuft natürlich die Täler aus. Wir passieren Hirschberg/Leuters-hausen und haben dann um 9.25 Uhr den Burgenweg endlich erreicht. In der Folge steigen wir zur Ruine Hirschberg, zur Hohen Waid und dem Schanzenköpfle. Ab hier leitet man uns in vielen Windungen hinunter nach Schriesheim. Wir erreichen die Straße oberhalb von Schriesheim und folgen ihr in Richtung Ortsmitte, steigen aber bei der ersten Gelegenheit hinauf zur Strahlenburg, wo wir um 11.50 Uhr auf der Burgterrasse die erste Rast einlegen und Flüssigkeit nachfüllen. Trotz Sonne ist es recht kühl, vor allem, da wir völlig verschwitzt sind.
Um 12.30 Uhr brechen wir erneut auf, steil aufwärts Richtung „Weißer Stein“. Wir verlassen ausnahmsweise den markierten Weg und folgen dem schmalen Pfad entlang der Kante des Steinbruchs. Später stoßen wir natürlich wieder auf die Markierung und folgen ihr zum Gipfel des Weißen Steins (548 m). Der Weg zieht sich ziemlich und führt auch über Gelände, in dem Fällaktionen dem Weg nicht gut getan haben. Um 14.20 Uhr sind wir oben. Auf der Terrasse des Gasthauses machen wir eine weitere Tankpause. Von hier aus ist es zwar schon noch ein Stück zu laufen aber auf breiten Wegen und eher abwärts.
Ab 15.00 Uhr folgen wir der „Hohe Straße" und sind 15.50 Uhr am „Zollstock", wo wir den ersten Blick auf Heidelberg haben. Es folgt ein kurzer Aufstieg auf den Gipfel des Heiligenbergs zur „Thingstätte", einem Amphitheater, das in der Zeit des Nationalsozialismus für Veranstaltungen der Partei gebaut wurde und zur Ruine des Michaelsklosters, das nach der Reformation verlassen wurde und dann verfiel. Ein kurzer Abstieg bringt uns zu den Resten des Stefansklosters und dem Aussichtsturm mit Blick auf die Stadt und den Königstuhl. Heute werden wir nicht in einem Hotel übernachten, sondern bei meinem Bruder im Stadtteil Neuenheim. Wir steigen weiter ab, über den Bismarckturm zum Philosophenweg und folgen ihm abwärts nach Neuenheim. Rainer verabschiedet sich. Er will zu seiner Mutter im nahen Sandhausen. Wir Anderen sind um 17.30 Uhr bei meinem Bruder und seiner Frau, die wir natürlich telefonisch vorgewarnt haben. Heutige Wanderstrecke: 29,5 km. Nach einem Essen im nahen Gasthaus verbringen wir den Abend im Gespräch.
Karten
Topographische Freizeitkarte 1 : 50.000 „ Nördlicher Odenwald" NO Ost und NO West ISBN 978-3-89446-291-8
Topographische Karte 1 : 50.000 „Odenwald" Blätter Südost und Südwest, Landesvermessungsamt Baden-Württemberg
Führer
Siegfried Joneleit „Odenwald", Verlagshaus Elster, Serie „Leichter Wandern" ISBN 3-89151-180-9
Bernhard Pollmann, „Odenwald", Rother Wanderführer, ISBN 3-7633-4151-X
Andreas Stieglitz, „Wandern im Odenwald und an der Bergstraße", DuMont aktiv, ISBN 3-7701-5015-5
Helmut Dumler, „Rundwanderungen Odenwald", J. Fink Verlag, Stuttgart
Thomas Klein, „Wanderbuch für Spessart, Odenwald, Taunus und Vogelsberg", BLV Verlagsgesellschaft, München, ISBN 3-405-13525-7
Internet
Unter www.odenwald.de findet man viele Informationen zu Wanderwegen, Sehenswürdigkeiten, Übernachtungsmöglichkeiten usw. im Odenwald