Länge: 18 km
Herrlich haben wir geschlafen in diesem Gasthof im Neuhausener Ortsteil Frauenbach, der schon sehr lange Gäste willkommen heißt. Er liegt etwas abseits unseres Wanderwegs. Wir aber marschieren nicht erst zurück ins Ortszentrum, sondern peilen unser nächstes Ziel direkt an: den Schwartenberg, dessen Baude uns über viele km das Ziel weist, denn sie lugt über die Hügelketten herüber.
Unterwegs laufen wir auf so lustig benannten Wegen wie dem Kuhdreckflussweg und kreuzen den Wanderweg Sayda - Mezibori, der die beiden Partnerstädte im Erzgebirge und in Tschechien miteinander verbindet. Einmal im Jahr wird dieser Weg von Bürgern beider Städte gemeinsam gegangen. Am Fuße des Schwartenberges stoßen wir wieder auf unseren Wanderweg. Vor uns kämpfen sich zwei Radfahrer den Berg hinauf. Nein, wir laufen lieber!
Herrlich ist der Rundblick vom Schwartenberg bis weit ins Land.
Auch Wanderwege ohne Ende verlaufen hier … selbst der E3 ist wieder da – aber nur kurz. Fast parallel führen beide Wege nun bis Seiffen (Der Kurort Seiffen ist wegen seiner traditionellen Holzkunstherstellung besser bekannt als Spielzeugdorf – oft wird dabei auch die barocke Dorfkirche dargestellt). Hier ist Trubel – Weihnachtstrubel zu Ostern. Der Ort geschmückt mit allerlei Gedrechseltem. Neben Weihnachtspyramiden und anderen schönen erzgebirgischen Dingen für die Advents- und Weihnachtszeit, gibt es aber auch Österliches und Zeitloses. Ein kurzer Abstecher ins Spielzeugmuseum muss sein: Hier gibt es den Stempel für heute.
Dann drängen wir uns durch die Menschenmassen und laufen auf dem Sachsenweg nach Olbernhau. Ein schöner, ruhiger Weg. Wir legen eine kleine Rast ein.
Olbernhau – die Stadt der sieben Täler, die uns am Abend in der Kneipe wahrlich jeder Gast aufzählen kann – begrüßt uns mit einem Auf und Ab.
Kurz nach dem Ortseingang geht es durch die Museumsanlage „Saigerhütte“, in der es noch regelmäßig Führungen durch die erhaltene Anlage bzw. deren Reste der 1537 gegründeten Saigerhütte gibt (22 erhaltene Bauten, umgeben von mittelalterlichen Mauerresten. Die Olbernhauer Saigerhütte war einst privilegierte Gemeinde, ausgestattet mit allen Rechten und Pflichten, wie Gerichtsbarkeit, Schulwesen, Brau- und Schankrecht. Zu sehen sind von der ehemals in sich geschlossenen Industriegemeinde noch das Haus des Richters, die Hüttenschule und Zimmerhaus, Brauhaus und Hüttenschänke sowie Teile der Mauer. Führungen: Tel.: 037360/ 733 67).
Nach diesem spannenden Ausflug in zurückliegende Jahrhunderte wird es nun zunächst sehr nüchtern. Denn bevor man wieder im Wald ist, geht es durchs Gewerbegebiet und dann ein letztes Mal für heute bergan. Wenn auch nur auf knapp 600 Meter, unsere Beine spüren es deutlich.
Und wieder geht eine Etappe traumhaft zu Ende: Entlang einer herrlichen Allee mit fantastischem Blick auf die Stadt, vorbei an der zu dieser Jahreszeit verwaisten Skianlage geht es hinab nach Olbernhau. Vorbei am Rittergut, in dem sich auch das städtische Museum befindet und in dem alljährlich in der Adventszeit zu einem besonderen Weihnachtsmarkt eingeladen wird, geht es über den anheimelnden Boulevard mit seinen hübschen Häusern in unsere heutige Pension. Dort sind wir die einzigen Gäste, die Bewirtschafterin telefonieren wir – wir besprochen – erst heran. Die Idee am Abend doch noch ins Kino zu gehen, denn Olbernhau hat noch eins und das auch sehr nahe unserer Unterkunft, verwerfen wir, da der Film erst ziemlich spät anläuft.
Beim Abendessen in der Gastwirtschaft auf dem Areal unserer Pension kommen wir mit dem Wirt und einheimischen jungen Männern schnell ins Gespräch. Unseren Schlenker um Olbernhau herum verstehen sie nicht: „Das wäre auch kürzer gegangen“, meinen sie lachend und bieten sogar an, uns morgen zum nächsten Etappenziel zu fahren.
Fazit des Tages: Spannender Anfang, große Wegeteile im Wald, dennoch sehr abwechslungsreich, fast komplett asphaltfrei, nur der Bogen um den Zielort zieht sich – der letzte Abschnitt entlohnt jedoch.
Gaststätte und Pension „Berggasse“ Tel. 037360/ 66 01 12 berghof-olbernhau.de (Nachtrag: seit Januar 2011 leider geschlossen)
*Heute hat unser allerliebstes Kind Geburtstag. Wir denken an Annelie und trinken ein Schlückchen Rotwein auf sie.