Seit 1977 ist dieser Weg als Weitwanderweg ausgeschildert und führt in mehreren Varianten vom Gedenkkreuz im Starnberger See nach Füssen. Die Beschilderung ist nicht immer gut. Bei der Routenwahl hilft manchmal Intuition, aber auf alle Fälle immer die richtige Karte, und einmal war sogar der Kompass von Nutzen! Ein solches Schilderchaos wie hier im Alpenvorland haben wir selten gesehen. Wann kommt denn endlich auch in Deutschland die einheitliche Wanderwegbeschilderung, die das Wandern in der Schweiz, in Tschechien und in der Slowakei zum unschwierigen Vergnügen macht?
Einen guten Führer gibt es im Moment nicht. Folgende Wanderkarten 1 : 50 000 des Bayerischen Landesvermessungsamtes sind unerlässlich:
- UKL 1 Ammersee - Starnberger See und Umgebung
- UKL 3 Pfaffenwinkel - Staffelsee und Umgebung
- UKL 10 Füssen und Umgebung
Der Luggi-Weg ist ein idealer Winter-Wanderweg: Wanderer werden nicht von Radlern bedroht, Bäume ohne Laub lassen Durchblicke zu - z.B. auf die Villen am Starnberger See -, die im Sommer nicht möglich sind, es gibt kaum Quartierprobleme, die meisten Wege sind vom Schnee geräumt oder der Schnee ist nach kurzer Zeit festgetreten. Die manchmal nicht vorhersehbaren Schneeverhältnisse erfordern ein hohes Maß an Flexibilität und dennoch eine exakte Planung der Route mit relativ kurzen Tagesetappen. Die Gesamtlänge beträgt ungefähr 115 km.
Ach so, warum Postweg? Ganz einfach: Entlang des Weges laden täglich Gasthäuser zur Post zum Schlemmen und Übernachten ein!
Hier die Beschreibung des Luggi-Wegs, erwandert vom 29.12.2003 bis zum 3.1.2004.
Unser Winter-Luggi-Weg (Postweg)
1. Tag, 29.12.2003
Anfahrt mit der Bahn über München, dann S-Bahn S6 nach Starnberg, von dort mit Bus 975 Richtung Wolfratshausen bis zur Haltestelle Berg, Grafstraße. Hier gleich eine außergewöhnlich gute Mittagsrast im Geburtshaus des Dichters Oskar Maria Graf (Oskar-Maria-Graf-Stüberl, 08151-51688, Ruhetag Di u. Mi). Grafstraße - Wittelsbacherstraße, links auf dem Fußweg zur Votivkapelle und runter zum See, wo das Gedenkkreuz im Wasser steht. Auf demselben Weg zurück, vorbei am Schloss Berg und auf dem Uferweg entlang der Villen und der Fischerhäuser nach Starnberg. Auf der Söckinger Straße stadtauswärts, links ab in die romantische Maisinger Schlucht. Am Ortsanfang von Maising kurz rechts (Straße), dann links auf dem Mühlleitenweg nach Pöcking zum stilvollen Gasthof zur Post (www.posthotel-poecking.de) .
2. Tag, 30.12.2003
Auf der Nebenstraße geht es zunächst Richtung Aschering , kurz vor dem Wald rechts auf den Feldweg Richtung Maisinger See, unter der B2 durch, im Wald dann links, durch das kleine Moor nach Aschering. Ab jetzt ist der Weg nach Andechs gut ausgeschildert: Durch den Wald beim Eßsee, wo Konrad Lorenz seine Forschungen betrieben hat, am Barockgefängnis Rothenfeld vorbei, beim Parkplatz über die Staatsstraße, kurz durch den Wald und auf dem Kreuzweg an der Friedenskapelle vorbei zum Kloster Andechs.
Eigentlich wäre hier eine ausgiebige Einkehr angesagt gewesen, aber Busse, Menschenmassen und deren "feiner Duft" in den Klosterbräustuben haben uns vertrieben, der Klostergasthof war überfüllt und ein anderes geöffnetes Gasthaus gab es nicht. Also weiter, vorbei am Forschungsinstitut von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, hier links ab Richtung Weilheim und am Waldrand (Parkplatz) auf einem aussichtsreichen Traumpfad - es gibt ausreichend Rastbänke - durch Wald und Weidelandschaft, vorbei an der Hartkapelle, der Waldkapelle Moritz von Schwinds, nach Pähl, wo am Ortsende (Straßenkreuzung) im Gasthaus zur Neuen Post (die Alte Post, heute Silberner Floh, in der Ortsmitte ist nur abends geöffnet), wo Glühwein angesagt ist.
Nach den letzten Häusern links auf den Feldweg und gleich wieder rechts straßenparallel bis zur Ammer, die wir auf der Straßenbrücke überqueren. Auf den Wiesen neben der Straße kommen wir bequem nach Raisting, wo schon der Ballon der Erdfunkstelle der Telekom grüßt. Der bezeichnete Luggiweg macht einen großen südlichen Umweg. Im Winter kann man querfeldein und über Wiesen gehen! In Raisting logieren wir fürstlich im Gasthof zur Post (www.post-raisting.de)!
3. Tag, 31.12.2003
Es schneit heute nur einmal, aber das ohne Unterlass! Am Gasthof links auf dem Sträßchen nach Stillern und im Tal noch etwa 1,5 km weiter, bis der Luggiweg rechts durch den Wald nach Wessobrunn hochführt. Die 1200-jährige Tassilolinde steht links unten in der Talsenke, das Kloster ist im Winter leider nur nachmittags um 15 Uhr zu besichtigen, aber das Barockkirchlein und der romanische Glockenturm sind ja auch etwas. Und dann gibt es einen Gasthof zur Post (08809-208), wo man sehr gut einkehren kann.
Vorbei an alten Bauernhöfen, deren Geschichte auf Tafeln erklärt wird - so findet man auch das Geburtshaus der Brüder Johann Baptist (Maler) und Dominikus (Baumeister) Zimmermann, der bedeutendsten Rokokokünstler, - gehen wir steil ins Schlittbachtal hinunter und genauso steil wieder hoch, bis wir über Pürschlehen, Guggenberg und St. Leonhard den Weiler Linden mit seiner uralten Linde und dem darin eingelassenen Marienbild erreichen. Über den Schwabhof geht es in den großen Wald, lange geradeaus, dann links nach Hohenpeißenberg (den Berg sparen wir uns, da wir sowieso nichts sehen können).
Ewig lang latschen wir die Hauptstraße entlang, an der Sparkasse dann rechts die Bahnhofstraße hinunter zum "Bahnhof", von wo stündlich um .38 Uhr ein Zug nach Schongau fährt. Da die "Alte Post" geschlossen hat, nächtigen wir in der "Blauen Traube" (www.hotel-blaue-traube.de) und feiern Silvester in "Schauga", wie Schongau im Dialekt heißt.
4. Tag, 1.1.2004
Mit dem Zug (stündlich um .02 Uhr) fahren wir nach Peiting Ost, am Bahnhof rechts bis zur Kreuzung, hier links, dann in die Zugspitzstraße, immer dem k nach, vorbei an der großen Spanplattenfabrik, unter der B472 durch bis zum Parkplatz am Waldrand oberhalb der Ammerschlucht. Hier rechts in den Wald. Wir sind die ersten nach dem Neuschnee, und entsprechend anstrengend ist das Spuren im Neuschnee. Aber der schöne Weg entschädigt für alle Mühen: Hangquellen, Kalktuffbildungen in allen Formen und Stadien, Baumgestalten, Ausblicke ins tief eingeschnittene Tal, Brücklein, Treppen, Felsen ...
Ohne Stöcke wäre dieser Weg gefährlich! Dann sind wir unten an der Ammer, die dieses Naturwunder geschaffen hat. Bald führt der Weg steil rechts hoch, vorbei am Hof Schweinberg, kurz darauf links an den Waldrand und hier immer an der Hangkante unter dem weit ausladenden Dach der Bäume , kurz abwärts, zwischen zwei Fischteichen hindurch, kurz hoch, durch ein halb verfallenes Tor - und wir stehen im Hof des Klosters Rottenbuch. Die Rokokokirche ist eine Überraschung, vor allem was die Größe der Kirche und den Reichtum der Ausstattung anbelangt. Gleich daneben Einkehr im Gasthaus zum Koch (08867-921195).
Danach queren wir die B23 und gehen gleich schräg links durch den Ort, über Solder und Kreitfilz zur Straße, der wir nach Wildsteig folgen. Nach der obligatorischen Barockkirche stürmen wir auf den Rat der Haushälterin des Pfarrers den Gasthof zur Post (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, 08867-221) mit ausgezeichneter bayerischer Spezialitätenküche und schönen Zimmern. Der Abend bietet uns Einblicke in das oberbayerische Wirtshausleben, verschönt durch den harten Kern der Musikkapelle Wildsteig.
5. Tag, 2.1.2004
Wir folgen dem Wiesweg über Schwarzenbach zur Wieskirche, treffen dort den Wildsteiger Pfarrer und seine Haushälterin, ertragen den Touristenrummel, setzen unseren wunderschönen Weg durch die tief verschneite Winterlandschaft fort über die Höfe Resle und Schober, biegen vor Oberreithen links ab, nach der Überquerung der Trauchgauer Ach wieder rechts, am Keltenberg Hainzenbichl vorbei - und schon weist uns ein Schild nach links (600 m) hoch zur Trauchgauer Almstube (08368-348, Mo Ruhetag), die uns von der Musikkapelle Wildsteig wärmstens zur Einkehr empfohlen wurde, zu Recht, wie wir feststellen: Die Portionen sind doppelt so groß wie normal, und das bei guter Qualität.
Wieder runter zum Luggiweg, nach Trauchgau hinein, vor der Kirche links ab auf den Feldweg, der an der Talstation des Skilifts Halblech vorbeiführt, weiter zum Bruckschmid und nach Buching, wo wir noch Zeit haben, Bekannte zu besuchen. Quartier finden wir im Hotel Bannwaldsee (www.bannwaldseehotel.de) .
6. Tag, 3.1.2004
Geräumte Feldwege führen uns parallel zur B17, teils weiter entfernt, teils zwischen Bannwaldsee und Straße zum Campingplatz Bannwaldsee. Nach dem Campingplatz gehen wir rechts am Zaun entlang bis zum Bach, hier wieder links am Bach entlang, bis wir bei Mühlberg die B17 und die Mühlberger Ach überqueren. Am Lußbach entlang gehen wir nach Hohenschwangau. Der Aufstieg durch die Pöllatschlucht ist leider gesperrt, so gehen wir vom Parkplatz vor dem Sportplatz aus hinauf nach Neuschwanstein, ergötzen uns an der Vielfalt der Menschen und ihrer Bekleidung - der Gipfel war eine Japanerin in Stöckelschuhen im Schnee!
Einkehr im Schlossrestaurant Neuschwanstein (08362-81110). Anschließend auf dem Fahrweg runter und rüber zum Schloss Hohenschwangau. Auf dem Sattel auf halbem Weg zum Schloss Hohenschwangau links ab und auf dem sehr schönen Alpenrosenweg hoch über dem Schwansee zum Lechfall oder direkt nach Füssen.
Mit der Bahn erfolgt die Rückfahrt nach/über Augsburg oder München. Für Westdeutsche und Baden-Württemberger ist die Rückfahrt mit dem Bus zum Bahnhof Pfronten-Ried und weiter über Kempten und Ulm kostengünstiger und schneller.