„Die „Grande Traversata delle Alpi“ (GTA) ist ein Weitwanderweg in Piemont, der beim Lago Maggiore beginnt und parallel zum Alpenhauptkamm nach Süden verläuft. Er endet dort, wo die Alpen in den ligurischen Apennin übergehen und verläuft dabei fast ausschließlich durch touristisch unerschlossene Alpentäler. Die Tagesetappen führen dabei meistens von einem Talort über einen alten Paßweg in einen anderen Talort.
Ein Zufall ? Nein, denn die bewußte Umgehung der wenigen touristischen Zentren, die Wegwahl und die Übernachtung in einem Bergbauerndorf sind Teile eines Konzepts, dem die GTA folgt.
Die Bergregionen des Piemont - insbesondere die Provinz Cuneo - sind seit langem von „spopolamento― (der Begriff drückt neben der Entvölkerung auch den damit verbundenen Zusammenbruch von Wirtschaft und Gesellschaft aus) geprägt. Nach der italienischen Einigung, der Verlegung der nationalen Grenze auf den Alpenhauptkamm und der damit verbundenen Abwertung zur nationalen Peripherie, erfolgte der Zusammenbruch der traditionellen Autarkiewirtschaft und Bergbauernkultur in den piemontesischen Alpentälern. Die Folge war ein andauernder Bevölkerungsverlust, einige Täler verloren seit 1871 mehr als 50 % ihrer Einwohner.
Mit der Idee einer „sanften― und nachhaltigen Entwicklung propagiert die GTA die Ausnutzung der vorhandenen Ressourcen. Keine Großstrukturen und auswärtige Kapitalgeber, sondern einheimische Leute sollen die Initiative ergreifen und von der GTA profitieren. Die Reduzierung der Abwanderung aus ökonomischen Gründen, verbunden mit der sozialen Aufwertung des Lebensraumes, ist das Ziel der GTA.
Auf dieses Ziel hin sind die Wegwahl und die Unterkunftsmöglichkeiten ausgerichtet. Übernachtet wird in sogenannten Posti Tappa, meist kleine, familiäre Hotels, oder einfache Etappenunterkünfte. Die Übernachtung in einem Bergbauerndorf sorgt dafür, daß der Ertrag „vor Ort" verbleibt.
Die GTA verläuft auf ehemaligen Saumpfaden, Bergbauernwegen und Militärstraßen. Dadurch mußten keine neuen Wege angelegt werden und die bestehenden sind gegen Trittschäden geschützt.
Auf diesen historischen Wege sind allerorts die Überreste der traditionellen Lebensweise und Landnutzung zu sehen. Einheitliche Ortsbilder mit Steindächern, ehemalige Backöfen und steingefasste Brunnen sind ebenso zu entdecken, wie Almen, ehemalige Ackerterassen, sowie weitere Zeugen einer untergehenden Kulturlandschaft. Der Unterschied Natur- und Kulturlandschaft wird kennen und verstehen gelernt, ebenso was Abwanderung und Landschaftsverwilderung für eine Region bedeutet.
Dabei verläuft die GTA großteils durch den okzitanischen Sprach- und Kulturraum. Dieser umfasst Südfrankreich und reicht über die französisch-italienische Grenze in die piemontesischen Alpentäler hinein. Die Sprachgrenze entspricht in etwa dem Alpenrand.
Durch die gesetzliche Anerkennung der okzitanischen Minderheit seit 1999 erebt die okzitanische Sprache und Kultur derzeit einen gewissen Aufschwung. Ein Tourismus in nachhaltiger Form trägt dazu bei, die kulturelle Identität zu stärken (durch steigendes Interesse von außen) und die okzitanische Kultur in Wert zu setzen (Vermarktung okzitanischer Erzeugnisse).
Auch landschaftlich kommt der Wanderer voll auf seine Kosten. Zum Beispiel bei den grandiosen Aussichten auf die Gebirgsmassive des Monviso, Monte Rosa, Gran Paradiso oder der sogenannten „Dolomiten von Cuneo".
Im Mai 2003 werden im Rotpunktverlag Zürich die beiden völlig neu überarbeiteten GTA-Wanderführer (Nord- und Südteil) vom renommierten Alpenkenner Prof. Dr. Werner Bätzing erscheinen. Diese 4. Auflage unterscheidet sich stark von der 3. Auflage des GTA-Führers:
- Alle Posti tappa-Angaben wurden überprüft, ergänzt und auf den neuesten Stand gebracht.
- Sehr viele Etappenbeschreibungen wurden überarbeitet und den neuesten Verhältnissen angepasst.
- Alle Sachtexte wurden aktualisiert, überarbeitet und in vielen Fällen neu geschrieben.
- Im Norden wurden die Zugänge aus der Schweiz erweitert, und im Süden wird jetzt die Fortsetzung des Weges bis zum Mittelmeer beschrieben.
- Der Verlauf der GTA wurde in Kapiteln zu jeweils 4 bis 8 Tagesetappen eingeteilt; diese Kapitel werden jeweils nach Landschaft und Kultur charakterisiert, wodurch es jetzt leichter wird, ein »passendes« Teilstück der GTA auszuwählen.
- Alle Kartenskizzen wurden neu gestaltet und deutlich verbessert.
- Es werden zwei Internet-Seiten eingerichtet, wo die permanenten aktuellen Veränderungen auf der GTA jetzt sehr schnell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und wo Wanderberichte von der GTA ins Netz gestellt werden können.
Die umfangreichen Bände enthalten außerdem zahlreiche Farbphotos zu den einzelnen Kapiteln.
Mit der Erweiterung der Zugänge zur GTA aus der Schweiz und dem neuen Teil-stück vom Tanarotal bis Ventimiglia (Ligurien) am Mittelmeer wird die Attraktivität der GTA noch erhöht und eröffnet einen „neuen Abschnitt― mit landschaftlichen Höhepunkten.
Daneben geben die Sachtexte in beiden Bänden einen tieferen Einblick in die Verhältnisse der durchwanderten Regionen und somit unerlässliche Informationen und Hintergründe mit auf den Weg, die dem Wanderer helfen, das Gesehene auch zu verstehen.
Denn es gilt auch und besonders für die GTA: „man sieht nur was man weiß".
Somit ist man mit diesem anspruchsvollen Wanderführer gut gewappnet beim Entdecken einer „unbekannten Welt".
Literatur
Bätzing W.: Grande Traversata Delle Alpi. Der Weitwanderweg durch die pie-montesischen Alpen. Teil 1: Der Norden und Teil 2: Der Süden, Rotpunktverlag, Zürich 2003.
Bätzing W.: Weitwanderweg Grande Traversata delle Alpi. In: L. Ellenberg/B. Beier/M.
Scholz: Ökotourismus - Reisen zwischen Ökonomie und Ökologie, Heidelberg/Berlin/Oxford 1997, S. 109-117.
Bauer U. und Frischknecht J.: Antipasti und Alte Wege. Valle Maira - Wandern im andern Piemont, Zürich 2002 (3. Auflage).
Internetseiten
zum Wanderführer (Aktualisierungen, posto-tappa-Liste, Wanderforum, On-Line-Verkauf): http://www.wanderweb.ch/gta
Weitere Seiten: http://www.gtaweb.de (von Jörg Klingenfuß, Tübingen)
Kontakt
Michael Kleider (M.A.)
Pirckheimer Str. 134
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