Europ
Alpen
A AL AND
B
BG BIH BY
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D
DK
E
EST
F FIN FL
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NL
P
PL
RO RSM RUS
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SK
SLO
SRB
TR
UKR V
W
a n d e r b e r i c h t e - D ä n e m a r k
Inhaltsverzeichnis:
• Jütland von unten
nach oben
Von
Werner Hohn
• Von
den "Alpen" in die "Südsee"
Eindrücke
vom
Øhavsstien (Inselmeer-Weg)
auf Fünen
Von
Gerhard Wandel
Jütland von unten nach oben
Auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 durch Dänemark
Von Werner Hohn
Drei Fehler haben wir gemacht als wir im Herbst 2007 zu Fuß durch
Jütland, das dänische Festland, gewandert sind. Wir hatten einen Sprachführer im
Rucksack, den wir nicht gebraucht haben; wir hatten das Tempo etwas schleifen
lassen, und haben deshalb nicht unser vorgesehenes Ziel erreicht, obwohl wir 3
Etappen mit der Bahn überbrückt haben; und schlussendlich sind wir in die
falsche Richtung gewandert. Letzteres war dann doch nicht so schlimm. Vermutlich
wären wir andersrum aber schneller gewesen. Und „unten rum“, also in Richtung
Deutschland, ist es nicht so tragisch, wenn man Jütland abkürzt.
Aber sonst? Dänemark steckte für uns voller Überraschungen:
Planung, Wanderkarten, Wege, Markierung, Übernachtung, Sprache, einfach alles.
Dänemark hat keinen Stress gemacht. Meine Frau und ich sind Südmenschen. Unser
ganz persönlicher Polarkreis begann immer schon kurz hinter Flensburg. Dahinter
ist der Norden. Nass, kalt, zugig, dunkel und teuer. Wenn wir da nicht hin
müssen, dann lassen wir das.
Und dann klickt man sich aus Langeweile durch die Internetseiten
vom Netzwerk Weitwandern, verirrt sich und ehe man sich versieht, wird man auf
die Seiten des DVL –Dansk
Vandrelaug (dän. Wanderverband, oder so) weitergeleitet. Und was
schreiben die da? Der Verlauf des E1 durchs Land stehe endlich fest und sei nun
komplett markiert. Der fängt seit 2006 nicht mehr mitten im Land, in Viborg am
Heerweg, an, der Fährhafen Grenå an der Ostseeküste ist seit 2006 der Startpunkt
der dänischen Teilstrecke. Das war’s, mehr brauchte es nicht, um unseren
Polarkreis weiter nach Norden zu verschieben.
Ein paar Klicks später spuckte der Drucker die Wanderkarten aus.
Das, was noch fehlte, lieferte der
Dansk Vandrelaug
nach ein paar freundlichen E-Mails in den heimischen Briefkasten. Per Mail gab
es noch ein paar Tipps, wo wir was im Netz finden würden, garniert mit dem
Hinweis, dass es auf einigen Abschnitten des Heerwegs sehr einsam sein soll und
wir uns deshalb, wenn wir kein Zelt dabei hätten, auf ein paar lange Etappen
einstellen sollten. Gut, das sollte kein Problem sein.
Kostenpunkt für die Wanderkarten der gut 320 Kilometer
Wanderstrecke: Nix, wenn man bereit ist, nach Ausdrucken und Flyern zu wandern.
Um mal vorzugreifen. Mehr braucht es wirklich nicht, und so viel mehr gibt es
auch nicht an Kartenmaterial.
Ende September Anfang Oktober wollten wir von Norden nach Süden
gehen, von Grenå bis nach Padborg an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Weil auf
einigen Etappen die Frage der Übernachtung nicht ganz geklärt war, zudem liegen
viele Camping- und primitive Zeltplätze am E1, steckte ein Zelt im Rucksack.
Dazu, immerhin ist das ja Nordeuropa (!), dicke Schlafsäcke, warme Klamotten und
besagter Sprachführer. Den braucht man wirklich nicht. Die paar
Höflichkeitsfloskeln lernt man auch so, und für den Wanderalltag reicht Englisch
allemal. Ganz unten im Süden kommt man für ein paar Wandertage sogar ganz gut
mit Deutsch durch. Aber nur da, denn außerhalb der Touristenzentren, die der E1
jedoch nicht berührt, ist unser Idiom doch arg unbekannt. Aber wie schon gesagt,
der Sprachführer blieb im Rucksack.
Wenn wir
ein bisschen aufs Tempo gedrückt hätten, wäre uns eine Zugfahrt erspart
geblieben. Das ausgerechnet auf dem Abschnitt, wo der
Hærvejen (Heerweg)
die großen landwirtschaftlich genutzten Flächen hinter sich lässt und in oft
noch (oder wieder) unberührte Heidelandschaften wechselt. Dort, so hatte uns der
DVL vorgewarnt,
würde es einsam werden. Wir haben’s verpasst, nur weil wir getrödelt haben und
dann unbedingt die Anschlusstrecke gehen wollten. Na ja, ein Grund mal wieder
dorthin zufahren. Und nicht nur deshalb, denn auch das Ende haben wir nicht
erreicht. Grenå an der Ostsee wird warten müssen, bis wir die letzten 40
Kilometer nachholen. Vielleicht werden wir dann in einem Rutsch nach Schweden
übersetzen und unseren E1 nach Norden verlängern. Aber nur vielleicht, denn,
dass ist noch weiter im Norden. Noch kälter, nasser, dunkler. Und Wälder gibt es
da. Brrr!
Der einzige wirkliche Fehler den wir uns geleistet haben, war,
dass wir nicht im Norden in Grenå angefangen haben. Ursprünglich war das so
geplant, aber ein paar Tage bevor es los gehen sollte, haben wir die Tour auf
den Kopf gestellt. Nun also von Flensburg nach Norden, und das nur aus Gründen
der bequemeren Anreise. Die Gehrichtung ist doch wurscht, oder? Über den Heerweg
wollten wir Silkeborg erreichen, dort auf die Wanderroute
Århus – Silkeborg
(natürlich in Gegenrichtung) wechseln und die Schlussstrecke sollte die
Molsroute sein. Alles in allem nichts anderes als der neue Verlauf des E1 im
Land der Dänen.
Südostjütland
- Mittendurch statt am Strand entlang
Flensburg - Jelling
Ja, Flensburg die Stadt, an die so viele denken. Einige wegen der
Punkte, andere wiederum wegen was anderem, und der E1 führt auch durch die
Stadt. Mal wieder, und trotzdem immer wieder überraschend, wie gut die
Wanderwege in Norddeutschland markiert sind. Wenn das die Dänen auch so halten,
sollte es keine Probleme gehen.
Die Dänen halten
es so, sogar noch besser. Gut, der Übergang passt nicht ganz. Die Deutschen
führen den E1 nach Kruså, die Dänen fangen in Padborg an. Man soll bis Padborg
dem Gendarmisten
folgen. Wir haben einen Radweg genommen und 2 Kilometer später waren wir auf dem
dänischen E1. Blaue Schilder mit eindeutigen Richtungspfeilen an jedem Abzweig
begrüßten uns. Schon nach wenigen Stunden waren wir uns sicher, dass das so
bleiben wird, denn die sind ordentlich, die Dänen. Auch die aus dem Internet
ausgedruckten Wanderkarten waren sehr gut zu gebrauchen. Wenn das so bleiben
sollte, würde es einfach werden. Immer den blauen Schildern nach und hin und
wieder ein Blick in die Karten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Es
sollte so bleiben. Einzig in den größeren Orten fehlte schon mal eine
Markierung.
Südjütland
ist an der Nord- und Ostseeküste Urlaubsland -Badeland - Touristenland. Das
kennen viele. Das Landesinnere kennt kaum jemand, das hier ist Bauernland.
Weite, wellige abgeerntete Felder, auf denen schon wieder die Wintersaat
sprießt. Große Wiesen, in dessen stumpfen Herbstgrün sich die Kühe verlieren.
Hohe alte Windschutzhecken, die dem hier vermutlich immer wehenden Wind die
Ackerkrume streitig machen. Große Bauernhöfe, deren meist weiße oder rote Mauern
unter einem fast immer schwarzen Dach Schutz suchen - gelegentlich sogar unter
einem Reetdach.
Natürlich fehlen
die Weihnachtsbaumplantagen nicht. Um diese Jahreszeit trugen die meisten
Bäumchen schon einen farbigen Zettel an ihrer Spitze, die in ein paar Wochen
einem Rauschgoldengel Halt geben soll. Was hier im Wald steht, hat schon lange
einen Käufer gefunden, meist in Deutschland.
Kleine Dörfer
prägen Jütland, Dörfer, die sich um gedrungene weiße Kirchen mit mächtigen
Kirchtürmen ducken. Große Dörfer mit ausufernden Randsiedlungen, die so geputzt,
gestutzt, gradlinig, wohlgeordnet sind, dass man sich über einen Rasen freut,
der dem Unkraut eine Chance lässt. Vor jedem dritten Haus weht der Danebrog, die
Nationalflagge des Landes. Siedlungen, die glaubhaft machen, was der Reiseführer
behauptet: „Das Aufziehen
nichtskandinavischer Nationalflaggen, z. b. an Ferienhäusern, ist verboten und
wird von der Polizei verfolgt.“ (Dumont, Dänemark). In diesen Siedlungen
kann man sein Portemonnaie verlieren und beinahe sicher sein, dass es einen
ehrlichen Finder geben wird. Manchmal aber ...
Wenn’s
auch nicht oft vorkam, aber immer wieder trafen wir auf naturbelassenes Land.
Zwischen all dem Bauernland, den Plantagen, den Dörfern und Siedlungen
schmuggelte sich schon mal ein Stück Landschaft, das wohl vergessen wurde.
Manchmal waren wir auf Natur-Pfaden in Hoch- und Trockenmooren unterwegs,
durchwanderten Wälder, die nicht nur der Weihnachtsbaumzucht dienen, überquerten
Bäche und Rinnsale, die nicht schon auf den ersten Blick nur die Felder be- und
entwässern. Es war eine willkommene Abwechslung zwischen all den unendlichen
Ackerwegen, Radwegen und langen Zufahrten zu einsam gelegenen Höfen. Mit solchen
Wegen hatten wir gerechnet, dass sich schon mal ein paar Kilometer Trampelpfad
dazwischen schoben, wurde als Bonus verbucht.
Vermutlich ist der Südjütländer der Italiener der Dänen.
Jedenfalls waren die bedeutend gesprächiger als die Menschen weiter oben im
Land. Etwa
die Pensionswirtin vom ersten Abend, die wir per Telefon im 200 Kilometer
entfernten
Århus erreichten. Ihr Haus hatten wir nur durch Zufall gefunden. Ein
zugewanderter Deutscher, dessen zwei Rottweiler unbedingt mit meiner Frau
spielen wollten, hatte uns den Tipp mit der Pension mitten im Maisfeld gegeben.
Nix wie hin. Versteckt im hohen Mais und unter einer mächtigen Linde fanden wir
ein altes Bauernhaus mit Reetdach. Idylle wie aus dem Bilderbuch für
Dänemarkanfänger. Leider war niemand da, nur ein Zettel mit einer Telefonnummer
und dem Hinweis, dass die Tür zur Herberge unverschlossen sei. Wirklich, einfach
so reingehen und ein Bett belegen? Klar doch, meinte die Frau die sich hinter
der Nummer auf dem Pappschild verbarg, sie würde abends vorbeikommen, dann könne
man alles regeln. Im umgebauten Stall fanden wir eine Wanderherberge wie auf den
spanischen Jakobswegen vor. Stockbetten, Küche, Duschen, Aufenthaltsraum und
Waschmaschine.
Morgens trafen wir
dann auch auf unsere Gastgeberin. Freundlich und überrascht, an uns hatte sie
nicht mehr gedacht, gab es heißen Kaffee und eine wortreiche Führung durchs
Wohnhaus. Klassisches dänisches Design aus der Nachkriegszeit. Schlicht,
funktional und hell. Sieh an, eine Augenweide von einem alten dänischen
Bauernhaus, und das nicht nur von außen.
Oder der Polizist,
der vom Polizeidienst in Kopenhagen die Schnauze gestrichen voll hatte und sich
einen alten Campingplatz gekauft hat. Als wir eintrafen, war er noch nicht ganz
der Besitzer, eine Unterschrift fehlte noch. Kein Grund für ihn, uns an seinen
Zukunftsplänen, seiner Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben, auf ländliche
Ruhe und viele Gäste teilhaben zu lassen.
Für den
Mitarbeiter der Touristeninformation (gleichzeitig Campingplatz) in Vojens waren
wir wohl nicht nur eine willkommene Abwechslung im einsamen Büro. Wortreich
wurden wir über Urlaub in Dänemark informiert, immerhin hatte der das komplette
Land in seinen Prospektregalen liegen (haben alle großen Touriinfos) und über
die Eigenheiten des Wanderns auf dem Heerweg auch noch.
Nach 6
Tagen merkten wir, dass uns die Zeit davonlief. Was tun? Zu Fuß weiter und am
Ende des Urlaubs da aufhören wo man dann eben ist, oder ein paar Etappen
überspringen? Den Ausschlag gab der Wetterbericht. Ein ganzer Tag Regen wurde
uns versprochen. Na, wenn das mal kein Grund ist den Zug zu nehmen. Zufällig
waren wir an dem Tag in Jelling, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Dort
stehen ein paar Runensteine die auch als „Dänemarks Taufurkunde“ bezeichnet
werden. Es war nichts los an den Steinen. Entweder waren die Dänen schon alle
dort, oder es haut keinen vom Sockel. Am Bahnhof war jedenfalls mehr Betrieb.
Nun ja, ein Bahnhof ist ja auch ein Kulturgut, erst recht, wenn man von dort
trocken und warm nach Silkeborg fahren kann.
Leider, so wurde
uns später mehrfach bestätigt, haben wir damit den ursprünglichsten und
einsamsten Abschnitt des Heerwegs verpasst.
Jütlands
Seenhochland – Ab in die Berge und doch vorbei
Silkeborg – Skanderborg - Århus
Im Seenhochland
zwischen Silkeborg und Skanderborg finden sich neben zahlreichen von Wäldern
umschlungenen Seen, die höchsten „Berge“ Dänemarks. In den Wäldern verstecken
sich die Top Ten der dänischen Hügelwelt. Und sie verstecken sich tatsächlich.
Die Ecke da oben liegt eh schon 80 Meter überm Meer, da fallen die 173 Meter von
Dänemarks höchster natürlicher Erhebung, des
Yding Skovhøj,
die der auch nur dank
eines Grabhügels erreicht, nicht weiter auf. Für den E1 ist der Berg auch nicht
so wichtig, denn er führt erst gar nicht auf dessen Gipfel. Dafür aber auf den
Himmelbjerget
der zwar nur 147 Meter schafft, dafür aber dank
Schiffsanlegestelle, Aussichtsturm, Hotel und Gaststätte der beliebteste Hügel
Dänemarks ist.
Natürlich
wollten wir da auch hin. Über weiche, verschlungene Waldwege die immer wieder zu
den Ufern der Seen führten, würden wir den schon erreichen. Immer wieder
tauchten Schilder auf, die uns den Weg auf den Gipfel weisen wollten. Nix da,
wir bleiben auf dem E1! Die werden doch wohl ... . Nää, die haben nicht! Wir
sind an unzähligen Schildern vorbei gelaufen, haben die Anlegestelle passiert
von der es stracks auf den Berg geht, haben vielen Ausflüglern hinterher
geschaut und haben den Berg doch verpasst. Das nur, weil ich mir nicht
vorstellen konnte oder wollte, dass die Dänen den E1 tatsächlich nicht über
ihren beliebtesten Berg führen. Ein Blick in die Karte des Flyers hätte genügt.
Sogar bei 1:100.000 ist gut zu erkennen, das man den Hügel nördlich umgeht. Das
hat man davon, wenn man nur der guten Markierung hinterherläuft.
Die Strecke
zwischen der lebendigen Kleinstadt Silkeborg und dem wunderbar verschlafenen
Städtchen Skanderborg hatte was. Bäche und Seen, deren dunkles Wasser bei
Sonnenlicht durch das Herbstlaub der Wälder blinkte. Trampelpfade, auch
Waldwirtschaftswege durch Laub- und Nadelwälder. Am Ende eine alte Klosterruine,
ein paar schöne Blicke über die dann offene Landschaft. Fast wie im Schwarzwald,
meinte ein sichtlich stolzer Däne, der mal einen Blick in unseren Flyer werfen
wollte. Nun ja, das ist vielleicht übertrieben, aber ein paar Ecken erinnerten
für einen kurzen Moment tatsächlich an die offenen Hochflächen rund um den
Schliffkopf - aber ohne dessen Fernsicht.
Und der
Rest zwischen Skanderborg und der Großstadt Århus?
Völlig überrascht waren wir vom Jeksendalen (Jeksental) kurz hinter Skanderborg.
Schmale Pfade die fast zugewachsen waren und Bohlenwege führten uns über Wiesen
und Lichtungen, in denen wir beinnahe versunken wären. Noch mehr hat uns
gefreut, dass wir bis fast ins Zentrum von Århus geführt wurden, ohne etwas von
einer Stadt mit immerhin 280.000 Einwohnern zu merken. Die Århus Å ist ein
kleiner Bach, der sich kurz vor der Stadt zum Brabrand Sø staut, dessen Wasser
sich wiederum bis an den Stadtrand reckt. Wie ein grüner Keil schiebt sich das
Naturschutzgebiet rund um den See bis in die Stadt. Ein kleines Sahnehäubchen
hatte die Etappe ganz für den Schluss aufbewahrt. Wenn man aufpasst, kann man
mitten durch das Kunstmuseum ARoS gehen. Ein lichtdurchfluteter Durchgang
zwischen den hohen Etagen mit ihren gewundenen Brüstungen macht es möglich.
Eine
freundliche Dame der Touristeninformation verhalf uns am späten Nachmittag noch
zu einem ganz besonderen Hotel. Bezahlbar, und vor allen Dingen ein freies Bett,
hatte nur noch ein „Automatikhotel“, ein Hotel ganz ohne Personal. Gebucht und
bezahlt wurde übers Internet. Nach Eingabe der Buchungsnummer an einem Automaten
am Hoteleingang, der sehr einem Geldautomat glich, erhielten wir zwei
Plastikkarten für unser Zimmer. Mit der zweiten Karte wurde das zweite Bett
entriegelt, das sich daraufhin aus der Wand klappen ließ, und am nächsten Morgen
waren die Karten unsere Schlüssel zum Frühstücksraum. Personal haben wir weder
am Abend noch am Morgen gesehen, nur einmal huschte für einen kurzen Augenblick
ein Mann in den Frühstücksraum, um Brot nachzulegen. Wir kamen uns vor wie auf
einem Raumschiff, das soeben mit den letzten Überlebenden die Erde verlässt.
Jütlands
Ostseerand – Ein bisschen Strand muss sein
Århus – Kalø Slotsruin (bei Rønde)
Rush Hour,
richtigen dichten Gegenverkehr durften wir erleben, als wir uns am nächsten
Morgen auf den Weg aus der Stadt machten. Alle wollten in die Stadt, nur wir
wollten raus. Alle, das waren Radfahrer, mehr Radfahrer als Autofahrer wollten
ins Zentrum. Der E1 und dessen Markierung führt über Radwege nach Norden aus
Århus raus. Ordentlich wie die Dänen nun mal sind, haben hier sogar die Radwege
Mittelstreifen, Abbiegepfeile und durchgezogene Linien. Wenn, wie an diesem
Morgen, der Radweg mehrere Spuren in eine Richtung hat, sind sogar Fahrspuren
aufgezeichnet. Eine Autobahn in Miniformat. Das war der einzige Tag an dem wir
auf eine nennenswerte Anzahl von Radfahrern getroffen sind.
Unser
Weg führte durch Strandsiedlungen im Winterschlaf, in denen uns nur vereinzelt
ein Mensch übern Weg lief, über verlassene Strände und immer waren die
himmelstürmenden Schornsteine des Fernwärmekraftwerks Studstrup unser Wegweiser.
Dann ein Stück Küstenhinterland, ein schlossartiger Bauernhof, mal wieder eine
Straße (wenn auch nur uns gehörend), wieder ans Meer, ein Campingplatz mit
schönen Hütten - Schluss, Ende, Feierabend. Spontan fiel der Entschluss, dass
wir ein paar Tage Urlaub machen, also Füße hochlegen und den E1 E1 sein lassen,
und das nur 40 Kilometer vor dem Ende des E1 in Dänemark.
Einen Teil der
Mols Bjerge haben
wir dann in Tageswanderungen erkundet. Berge sind’s keine, aber schöne Wege
gibt’s da.
Kurzbeschreibungen von dänischen Weitwanderwegen finden Sie auf
unserer Homepage unter:
Weitwanderwege -
Kurzbeschreibungen und
Weitwanderwege - Service

Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins
Netzwerk
Weitwandern e.V. Ausgabe 27 - Dezember
2008
Von den „Alpen“ in die „Südsee“
Eindrücke vom
Øhavsstien
(Inselmeer-Weg) auf Fünen
Von
Gerhard Wandel
Du
geht’s zum Wandern nach Dänemark??! Aber warum nicht. Höhenmeter kann man keine
sammeln, aber die Wanderung entlang der Küste mit seinen Städtchen und
weitgehend unberührter Kulturlandschaft bietet seinen eigenen Reiz. Ich weiß
nicht, wer den Wanderweg angelegt hat und wer ihn unterhält – auf jeden Fall:
mein volles Lob, es ist gelungen!
Der Weg beginnt tatsächlich in den
Alpen, „Fynsker Alper“, ein Hügelland in der letzten Eiszeit, durch den
gewaltigen Eispanzer über Skandinavien und der Ostsee erschaffen. Von Falsled
auf Fünen zieht sich einer der längsten Weitwanderwege in Dänemark auf ca. 220
km Länge über Fünen sowie die Nachbarinseln Langeland, Tasinge,
Ærø
hin. Das ist auch schon ein Problem des Weges.
Es gibt
zwar Brücken,
wer
aber den Weg durchgehend begehen will, sollte auch die dazu notwendigen
Fährverbindungen
im Auge haben. So ist die im Faltblatt verzeichnete
Internetadresse für eine Fährverbindung von Lundeborg (Fünen) nach Lohals
(Langeland) nicht erreichbar. Eine im
genannten Führer „Dänische Inseln“ aufgeführte
Internetadresse zu einer Radfahrer- und Wandererfähre enthält keine
Fährverbindung. Von den Touristenbüros vor Ort konnte ich keine Auskunft zu
einer Fährverbindung bekommen. Wer den Weg von Svendborg nach Lundeborg, oder
von Lohals nach Rudkøbing
laufen will, muss deshalb derzeit eine Strecke mit dem Bus zurücklegen. Die
Fährverbindung von Søby
(Ærø)
nach Fåborg
(Fünen) stand während meines Urlaubs nicht zur Verfügung.
Erreichbarkeit:
Die Insel Fünen ist über eine Autobahn- und Eisenbahnbrücke mit dem dänischen
Festland verbunden. Es gibt regelmäßige Bahnverbindungen z.B. von Hamburg nach
Odense, der Hauptstadt der Insel Fünen und als möglicher Ausgangspunkt mit
umfangreichem Kulturangebot (Eisenbahnmuseum, Hans-Christian Andersen-Haus,
Freilichtmuseum, Kunstmuseum) empfehlenswert. Von dort kann der Einstieg in den
Wanderweg über die Fynskbusse erreicht werden. Die Touristenbüros vor Ort halten
7 Faltblätter parat, die als Wanderkarte, Maßstab: 1:60.000, nutzbar sind sowie
Detailetappen ausweisen und Kurzbeschreibungen einiger Sehenswürdigkeiten
enthalten. Sie müssten jedoch aktualisiert werden. Sie lassen sich auch als .pdf-Datei
aus dem Internet herunterladen. (www.detsydfynskeoehav.dk)
Der
Weg ist sehr gut markiert, auch wenn aus mitteleuropäischer Sicht die Markierung
dichter sein dürfte. Bei Querungen von Weidezäunen muss oft nach dem Weiterweg
(links, rechts oder geradeaus) gesucht werden. Auffallend für den Wanderer ist,
dass außer auf den speziellen Hinweistafeln keinerlei Hinweise auf Orte oder
Sehenswürdigkeiten erfolgen. Wanderer wollen nicht nur die Natur sehen, sondern
verschmähen auch nicht die Ortschaften und die dortigen Gasthöfe! Die Führung
durch Orte bringt zwar höheren Asphaltanteil, wäre aber durchaus hinnehmbar.
Eigentlich
ist doch Hochsommer. Die Mittsommernacht mit dem längsten Tag des Jahres ist
soeben vorbei. Auf Urlaub sind die Dänen jedoch noch nicht eingestellt.
Meine eigene Wanderung im
Juni 2012:
1. Tag:
Fåborg
– Fjællebroen
ca. 4 ½ Stunden Wanderzeit
Erfahrungen
im perfekten Internetland Dänemark: Meine Reservierung in der schönen und für
dänische Verhältnisse preiswerten Pension „Fåborg
Byferie“ hat wieder einmal nicht geklappt. Kein Problem! Der freundliche
Vermieter hat selbstverständlich ein Zimmer frei. Fåborg,
sehenswertes Städtchen mit heimeliger Innenstadt liegt nicht direkt am
Wanderweg, sondern wird durch einen Stichweg erreicht.
Angenehmes Bergauf und Bergab über Wiesen, Felder, Wäldchen, von Hecken
begrenzt, überwiegend auf naturbelassenen Wegen. Die Rasenwege sauber gemäht.
Was will man mehr? Markierung gut, vereinzelt Höfe und immer wieder herrliche
Ausblicke über Seen mit vielen Seevögeln, Moor und die dänische Südsee.
Die
Steinmäuerchen, so lasse ich mir sagen, waren in der Eisenzeit die ersten
„Grenzsteine“ zur Abgrenzung der Gemeinden und Höfe. Der Endpunkt der heutigen
Wanderung ist Fjællebroen,
früher ein wichtiger Verschiffungsort, heute leider nur noch Jachthafen. Der
frühere Gasthof und Krämerladen ist geschlossen; das Café am Hafen hat seit
letztem Jahr geschlossen. Mein Bed & Breakfast ist zwar mit zwei
volleingerichteten Küchen ausgestattet, aber das Essen muss man selbst
mitbringen.
 
2. Tag: Fjællebroen – Svendborg,
lange Etappe ca. 7 Stunden Wanderzeit

Küstenwanderung, teilweise vor dem Deich, durch das
Syltemade Bachtal nach Vester Skerninge. Der Weg durch das Syltemade Bachtal ist
sumpfig und durch Viehtrecks schlecht erkennbar. Immer an orografisch rechter
Flussseite halten! Der Weg führt am Ort Vester Skerninge vorbei. Im Ort sind
Sehenswürdigkeiten bezeichnet. Einzige Einkehrmöglichkeit: Pizzaservice, leider
heute am Sonntag geschlossen. Dem hungernden Wanderer bleibt in strömendem Regen
nur der Weg in die nächste Tankstelle zu einem Hotdog.
Es geht
weiter über Eggeberg Bakker, eine Wald- und Wiesenlandschaft mit grasenden
Kühen, wie wir sie von Oberschwaben oder dem Württembergischen Allgäu kennen.
Die Aussicht auf weitere Wolken ermutigt den Weg zu verlassen, und über
Nebenstraßen eine Abkürzung zu nehmen. Svendborg mit seiner Altstadt,
Geschäften, Kneipen, Cafés, Kirchen und Museen verdient einen längeren
Aufenthalt.
3. Tag:
Svendborg – Rudkøbing
ca. 4 Stunden Wanderzeit
Die
Führung aus Svendborg hinaus entlang der Küste ist zwar nachvollziehbar
„Inselmeerweg“,
aber die Anbindung an das sehenswerte Ortszentrum würde sicher kein Wanderer
übel nehmen. Außer dem Faltblatt erfolgt kein Hinweis auf die Sct. Jørgens
Kirche, der früheren Holzkapelle der Leprakranken. Die Führung des
Wanderwegs über die Brücke der Schnellstraße nach Tasinge kann man nicht jedem
Wanderer vermitteln. Als Alternative würde ich empfehlen: mit dem Bus oder
Ausflugsboot nach Troense
oder Valdemars Slot.
Ich freue mich auf jeden Fall, als ich die
Schnellstraßenbrücke hinter mir habe und durch Parkanlagen und Waldstücke nach
Troense,
einem der schönsten Schiffer- und Gartendörfer Dänemarks wandere. Ich verlasse
den Wanderweg und laufe durch den Ort und nehme anschließend den Umweg zu einem
Besuch in Valdemars Slot, einem imposanten Barockschloss aus dem 17. Jahrhundert
mit Museum und ausgedehnten Parkanlagen. Ich kehre zum Wanderweg zurück,
durchwandere den ausgedehnten Buchen- und Eichenwald Nørreskov
und ziehe in Lundby anstelle des Wanderwegs über zwei Straßenbrücken die Fahrt
mit dem Bus nach Rudkøbing
vor.
4.
Tag: Rudkøbing
- Marstal –
Ærøskøbing –
Vindeballe Kro
ca. 5 ½ Stunden Wanderzeit
Inseln
verlässt man am besten mit dem Fährschiff. Bequem bringt uns ein modernes
Fährschiff von Rudkøbing auf Langeland
nach Marstal auf
Ærø.
Die Küste wurde im Laufe der Jahrhunderte von den Menschen verändert. Zur
Neuland-gewinnung wurden die Flachwasser-zonen eingedämmt und so neue Acker- und
Weideflächen ge-schaffen. An der Bucht Ommen – Krægnes
ist der Strandweg nicht markiert und schwer zu erkennen. Das Gelände ist
sumpfig. Warum wird der Weg um
Ærøskøbing herumgeführt?
Zwar bröckelt die Farbe, doch kann sich das schmucke Städtchen durchaus sehen
lassen. Wer sich für die Geschichte interessiert, sollte den Weg zum Hünengrab
Kragnæs
aus der Steinzeit suchen. Das Grab wurde über 800 Jahre genutzt. Die Grabkammer
kann betreten werden.
5. Tag:
Vindeballe Kro – Søby
–
Ærøskøbing
ca. 5 ½ Stunden Wanderzeit
Der
Weg entlang des Strandes zeigt nette, fast unberührte Badebuchten. Im
Ærø
Naturpark findet sich keine Markierung, Im Zweifel am Elektrozaun orientieren.
Die Wege sind teilweise zugewachsen. Schloss Søbygard
wird über einen Rundweg (nicht markiert) erreicht. Die Renaissance-Anlage des
heutigen Herrenhauses steht auf einer alten Burganlage. Außer den Festungsmauern
ist jedoch von dieser Burganlage nichts zu erkennen.
Durch
den Dschungel von
Ærø:
Das was aus dem Wasser herausragt, sind keine Nilpferde oder andere Wildtiere,
sondern nur schottische Hochlandrinder, die bis zum Bauch im Wasser stehen. Die
Moor-/Seenlandschaft stellt ein großes Vogelparadies dar: Alle Arten von Möwen,
Enten, Fischreiher sind hier zu Hause. Bei Søby
schließe ich meine Wanderung auf
Ærø
ab. Von Søby
bestehen regelmäßige Busverbindungen nach
Ærøskøbing.
Von dort hat man eine Fährverbindung nach Svendborg auf Fünen.
Literatur:
„Der Wanderweg des Inselmeeres“ (Det Sydfynske
Øhav), ISBN
978-87-993992-1-5, herausgegeben von Naturisme I/S, 1. Ausgabe 2010, 150,00 DKK
(deutsch)
Alexander Geh: Dänische Inseln 1: Fünen –
Ærø
– Langeland, Edition Elch, ISBN 978-3-937452-18-0
Freizeitkarte:
Naturerlebnisse im Südfünischen Inselmeer
Faltblätter:
Karte 1: Falsled – Fåborg
– Fjællebroen
Karte 2: Fjællebroen
– Egebjerg Bakker – Svendborg
Karte 3: Svendborg – Broholm –
Lundeborg
Karte 4: Svendborg – Troense
– Rudkøbing
Karte 5: Lohals – Tranekaer –
Stengade Strand
Karte 6: Stengade Strand – Rudkøbing
– Hennige Nor
Karte 7: Marstal –
Ærøskøbing
– Søby
Wichtige Internetadressen:
www.oehavsstien.dk
www.detsydfynskeoehav.dk
Verkehr:
www.dsb.dk
www.rejseplanen.dk
www.fynbus.dk
www.aeroe-ferry.de
Übernachtung:
www.bb-syddanmark.dk (B+B)
www.visitdenmark.com
www.visitfyn.com
www.visitfaaborg-midtfyn.dk
www.langeland.dk
www.visitsydfyn.dk
www.visitaeroe.dk
Fotos:
Gerhard Wandel
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins
Netzwerk
Weitwandern e.V. Ausgabe 39 - Dezember
2012

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