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Zuletzt aktualisiert am: 23.02.16
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Europ Alpen A AL AND B BG BIH BY CH CY CZ D DK E EST F FIN FL GB GR H HR I IRL IS L LT LV M MC MD MK MNE N NL P PL RO RSM RUS S SK SLO SRB TR UKR V
W a n d e r b e r i c h t e - S p a n i e n
Inhaltsverzeichnis: • Frühsommer in den Hochpyrenäen - Weitwandern im französisch-spanischen Von Harald Meth
• Weitwandern in Spanien: Die Ruta de la Plata Von Prof. Dr. Georg Rückriem
• Königswege zwischen Drachenbäumen Wandern wird auf La Palma zur Bergtour zwischen Von Dr. Roland H. Knauer
Von Hans Diem
• Pyrenäendurchquerung - vom Mittelmeer zum Atlantik
Von Harald Vielhaber
• Wanderungen auf küstenahen Pfaden rund um Ibiza Von Hans Losse
Frühsommer in den Hochpyrenäen Weitwandern im französich-spanischen Grenzgebirge
Von Harald Meth
Tag um Tag Sonne und Wärme, eine sagenhafte Fernsicht, azurblauer Himmel über schneegesprenkelten felsigen Hochlagen und Gipfeln, davor das frische Grün der Wälder und Matten und die Farbenpracht der sich entfaltenden Blüten. Der Sommerbeginn des Jahres 2001 in den französischen Zentralpyrenäen war wirklich märchenhaft. Weitwandern „de luxe“ sozusagen.
Bis
Juli währte dieser Traum aus klarer Luft, Sonne und hohen Temperaturen, bevor,
just mit dem Wechsel nach Spanien, ein erheblich instabileres Wetter einsetzte
und eindringlich in Erinnerung rief, dass einem Hochgebirge von
dreieinhalbtausend Meter Gipfelhöhe und Weitwanderpassagen bis nahe an die
Dreitausender-Grenze immer mit der nötigen Vorsicht zu begegnen ist.
Unwetter
Im zauberhaften spanischen Estós-Tal mit Wiesen voll blühender, vierzig Zentimeter hoher blauer Iris und noch höherem Gelben Enzian wollte ich einmal mein Zelt aufstellen am plätschernden Bach. Der Tag war grau, und ich ging weiter zur frustrierend vollen Berghütte. Nachts kam das Gewitter. Stundenlang donnerten Regen- und Hagelfluten gegen das Blechdach, und vorbei war es für den Rest meiner Wanderung mit der Blumenpracht. Bachquerungen erwiesen sich in den nächsten zwei Tagen als gefährliche Abenteuer. Die Fluten rissen Straßenbrücken hinweg. Und wo ich heute wäre, hätte ich jenen paradiesischen Übernachtungsplatz gewählt, weiß der Himmel.
Nicht für Anfänger
Aber auch bei Schönwetter erfordern die Pyrenäenpfade beiderseits der Grenze bisweilen eine gewisse Vorsicht. Altschnee an den hohen Pässen - auch auf dem insgesamt weniger anspruchsvollen französischen GR 10 – lassen es angeraten erscheinen, im Frühsommer Grödel mitzuführen. Auf dem spanischen GR 11 gibt es einzelne ausgesetzte Passagen und leichte Kletterstellen, die ängstlichen Naturen Unbehagen bereiten könnten. Wirklich schwierig sind beide Wege nicht, wenn die Kondition stimmt. Wer sich am Zugang zum Ordesa-Nationalpark nach mehr als 1000 Höhenmetern Aufstieg noch konzentrieren kann, wenn eine weitere Steilstufe oder ein exponiertes Wegstück dies erfordern, wird den Weg meistern.
Zumeist verläuft die etwa dreieinhalbwöchige Runde über aussichtsreiche Bergpfade und Wanderwege in freier Natur oder nutzt Forst- und Almwege. Asphaltstrecken sind die Ausnahme. Besonders in Frankreich wurde im Lauf der Jahre jede Möglichkeit genutzt, zugewachsene Wiesenwege oder eine alte Mulattiere wieder gangbar zu machen, um Teerstraßen zu vermeiden.
Ganz so ideal ist die Situation in Spanien nicht, doch sind unschöne Straßen-märsche auch hier selten. Man hat in den Naturparks in den letzten Jahren das Fußwegenetz erweitert und das kommt dem Weitwanderer zugute. Karten und Führer vermerken diese Verbesserungen aber bisher nur zum Teil.
Besser markiert ist zweifellos der französische GR 10, doch wird man bei einiger Erfahrung auch auf dem spanischen GR 11 keine ernsteren Orientierungsprobleme haben.
Es
gibt viele Berghütten in den Hochpyrenäen. Dennoch kann es bereits Ende
Juni/Anfang Juli zu Übernachtungs-Engpässen in Gebieten wie Gavarnie oder
Ordesa kommen. Auch ist immer, besonders in Spanien, damit zu rechnen, dass
große Kinder- und Jugendgruppen ein Refugio füllen. Man melde sich lieber an.
An den weniger hoch gelegenen Wegstrecken existieren in Frankreich auf Wanderer
spezialisierte
Wer Lager gerne meidet, hat durchaus Chancen ein Hotel zu finden, das dem Wanderer zumindest zu Beginn der Sommersaison auf Nachfrage seinen günstigen Halbpensionspreis einräumt. Ferienhotels bieten oft mehr für’s Geld als spezielle Wanderherbergen und sind mir auch atmosphärisch eine willkommene Abwechslung zum Vagabundenleben, das man sonst so auf Weitwanderungen, vor allem mit dem Zelt, führt.
Natürlich wird nicht jeder seine eigene Behausung mitschleppen wollen. Aber meine Erfahrung ist, dass sich das Erleben der durchwanderten Landschaft intensiviert, baut man am Abend sein Zelt in den Almregionen auf. Erlaubt ist das Biwakieren, beachtet man bestimmte Regeln, zumeist auch in den National- und Naturparks. Ein lauschiges Plätzchen mit Wasser fand sich eigentlich immer - jedes auf seine Weise einzig.
Landschaftsbilder
Rote
Felsgipfel am Col du Somport, die symmetrische Pyramide des Pic du Midi d’Ossau,
die gewaltige Nordwand des Vignemale, der riesige Hochgebirgskessel von Gavarnie,
die bizarre Canyon-Landschaft des
Almleben - Tierleben
Ihren Beitrag zum eben Gesagten liefert auch die traditionsreiche Almwirtschaft - nicht nur wegen ihrer wunderbaren Kuh- , Ziegen- und vor allem Schafskäse. Auch die Hirten selbst können die Pyrenäen zu einem besonderen Ort für den Wanderer machen. Man begegnet sonnengebräunten Menschen mit klaren offenen Augen, die aussehen, als wären sie direkt einem touristischen Werbeprospekt entsprungen: Zigarette im Mundwinkel, Baskenmütze schief auf dem Kopf und neben sich ihre drollig aussehenden struppigen Hunde – könnte man nur mehr Französisch und Spanisch.
Von besonderem Reiz natürlich auch die Begegnung mit Tieren in freier Natur. Murmeltier, Fuchs, Gämse und Steinbock, dazu Vögel aller Größen bis hin zum mächtigen Bartgeier habe ich gesehen – und einmal, in der Dämmerung, einen Rothirsch mit Gefolge. Unvergesslich, wie sein gewaltiges Geweih sich immer weiter über einen Kamm am Rande der Waldgrenze in den Himmel hob, bevor der Körper sichtbar wurde und das Tier schließlich in seiner ganzen majestätischen Größe den Wiesenhang herabgefedert kam.
Wer ein
Plätzchen mit seinem Zelt besetzt, das nachts sonst den Tieren allein gehört,
kann allerdings auch Unvergessliches anderer Art erleben. So zeltete ich einmal
in einem großen Hügelrund, in dem offenbar zwei
Thermalbäder
Ebenfalls ein Erlebnis, wenn auch ganz anderer Art, ist die Begegnung mit den Thermal-Kurorten am Weg. Leider gerät deren spezifische Atmosphäre aber zunehmend unter die (Auto-)Räder.
Am schlimmsten verwüstet hat der touristische Ungeist das einst so stille aragonesische Balneario de Panticosa. Massenweiser Tagestourismus belebt den Ort so sehr, dass bereits dem letzten Bäcker und dem letzten Lebensmittelgeschäft zugunsten von Touristenramsch der Garaus gemacht ist. Die alten Großhotels wirken zwar immer noch so unfreundlich und unzeitgemäß wie früher, gestalten jedoch zum Ausgleich hierfür neuerdings ihre Preise für den Einzelreisenden überaus ‚modern’.
Aber
auch die großen französischen Thermalbäder gehen mit der Zeit. Im noblen
Cauteret umsäuseln den Gast aus öffentlichen Lautsprechern weichgespülte
Klänge, die das Gefühl vermitteln, die heimischen Großstadt-Kaufhäuser erst
gar nicht verlassen zu haben. Andererseits sind Cauteret und, mit Abstrichen,
Bagnères-de-Luchon wegen ihrer dekorativen Kurhotels und Thermen immer noch
recht angenehme und sehenswerte Orte.
Frisch geduscht und gesättigt dem touristischen Treiben der Welt bei Bier, Wein, Kaffee oder Pastis von der „terrasse“ zuzuschauen, nach bier-, wein- und kaffeelosen Tagen mit Zelt, ist gar kein so übles Gefühl und bringt eine zusätzliche Farbe in die ohnehin so reiche Palette einer Weitwanderung in den Hochpyrenäen. Wer mag, kann hier außerdem für einen Tag in die Kurgast-Rolle schlüpfen und seine strapazierten Wanderglieder mit Massagen, Fango und Heilwasser verwöhnen lassen, bevor er sich wieder ins Weitwander-Abenteuer stürzt.
Ebenfalls lohnen würde sich ein Ruhetag in Luz St. Sauveur, Thermal- und Ferienort in einem, mit mittelalterlichem Siedlungskern und berühmter romanischer Wehrkirche. Aber auch die kleinen spanischen Fremdenverkehrsorte Benasque, Bielsa, Torla und Sallént de Gállego besitzen historische Zentren und eine einladende Atmosphäre. Zudem lässt sich hier preisgünstig tafeln. Das für Spanien typische dreigängige Menu del Dia, Wein inklusive, ist schon für unglaubliche 15 bis 20 Mark zu haben. Und wie es schmeckt, wenn man zu Fuß und mit Rucksack in den Bergen unterwegs ist, brauch ich Euch ja nicht zu sagen.
Erschienen
in "Wege und Ziele"
Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 14 - August 2004
Weitwandern in Spanien: Die Ruta de la Plata
Von Prof. Dr. Georg Rückriem
I.
Die „Wirbelsäule Iberiens“ Daß die Urform des Weitwanderns die Pilgerreise ist, gilt nicht nur, aber in besonderem Maße für Spanien. Schließlich sind die verschiedenen jahrhundertealten Jakobswege, die die Fußpilger aus allen europäischen Ländern zum Grab des Apostels Jacobus in Santiago de Compostela führten, die historisch bedeutendsten Wanderrouten Europas und in vielerlei Hinsicht die Vorläufer der heutigen Europäischen Fernwanderwege.
Vor allem in Spanien wurde das Pilgerwesen im Laufe der Zeit zu einem Motor der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung und die Pilgerwege zum Transmissionsriemen der Zivilisation“(1) . Befestigte Wege und Brücken, Herbergen und Hospitäler entstanden, Handwerk, Handel und ‚touristische’ Dienstleistungen entwickelten sich entlang der Pilgerrouten. Aus unbedeutenden Dörfern wurden bedeutende Städte.
(1) Pablo Nadal, La Ruta de La Plata a Pie y en Bicicleta, Madrid 2/2004, S. 8. (2) Vgl. Peter Knost, Die 1200jährige Geschichte der Jakobswege. In: Berliner Bergsteiger, 56 (2005) 3, 6-8.
Vermöge
der damit verbundenen erheblichen Finanzmittel ist seither die Infrastruktur
speziell auf diesem Weg erheblich ausgebaut worden, so dass heute auf dem Weg
von Roncesvalle bis Santiago ein dichtes
Netz von preiswerten bzw. kostenlosen Pilgerherbergen (Refugios) existiert,
die das Wandern erheblich vereinfachen. Folgerichtig sind in den letzten
Jahren die Zahlen der Wanderer rasant angestiegen. Waren es 1985 noch rund
2.500, so stieg (im Heiligen Jahr!) 2004 die Gesamtzahl der Fußwanderer(
auf rund 180.000 Pilger. Sicherlich wird sich dieser Anstieg bereits in diesem
Jahr wieder normalisieren und auf ca 80 - 90.000 Pilger zurückgehen, aber
selbst das sind noch große Zahlen. So wundert es nicht, dass sich das
Wanderinteresse auch anderen Gebieten zuwendet, und da es überwiegend
nichtspanische Wanderer sind, die nach Alternativen suchen,(
richtet sich die Aufmerksamkeit auf die anderen traditionellen Pilgerwege wie
z.B. die ziemlich genau 1.000 km lange Ruta de la Plata vom Süden Spaniens
durch Andalusien, Extremadura, Kastilien und Asturien nach Santiago, auf die
im folgenden ausführlicher eingegangen werden soll.( Wer mit
langen und einsamen Etappen umgehen kann, abwechslungsreiche und gelegentlich
rauhe Landschaften liebt, Abenteuer und einfachste Unterkünfte nicht scheut,
dem sei vor allem dieser Wanderweg sehr empfohlen.
(3) Nicht gerechnet die zahlreichen Touristen aus den z.B. von Kirchengemeinden, Volkshochschulen oder Kulturinstitutionen organisierten Alternativreisen, die ihren Bus gelegentlich für kurze Wanderungen verlassen.
(4) Über die zahlreichen und schönen Möglichkeiten, die wegen fehlender Informationen bislang nur spanischen Wanderern zugänglich sind, informiert seit einem Jahr - in spani- scher Sprache - eine eigene Zeitschrift: CAMINAR. Senderismo y naturaleza. Prames, S.A., Zaragoza. ISSN 1697-2112. Wegen ihres unschätzbaren Wertes für alle, die gerne in Spanien wandern wollen, soll diese Zeitschrift in einem eigenen Beitrag rezensiert werden. Vgl. zum Thema „Wandern in Spanien“ vor allem den „Guía de Senderos del Estado Espanol“, 5. Auflage 2005, hrsg. vom Comité Estatal de Senderismo de la Federación Espanola de Deportes de Montana y Escalada (F.E.D.M.E.). (C/Floridablanca, 84. 08015 Barcelona. E-mail: fedme@fedme.es. Website: www.fedme.es.) Vgl. aber auch den von der FEDME herausgegebenen und jährlich aktualisierten „Registro General de Senderos“, letzte Auflage 2002-2003. Er enthält sämtliche - existierende, im Bau begriffene und geplante - Spanien durchquerende Europawege, GR (Gran Recorrido), PR (Pequeno Recorrido), SL (Senderos Locales) sowie deren Varianten, sämtliche Adressen der regio nalen FEDME-Organisationen, eine Bibliografie der verfügbaren Wanderführer, eine Karte der GR in ganz Spanien sowie eine Karte der Europawege durch Spanien.
(5) Auf den Camino francés (vgl. M. Kasper, Outdoor Handbuch 23, 7. Aufl. 2004) muß nicht mehr gesondert hingewiesen werden. Die einschlägigen Führer und die zahlreichen publizierten Pilgerberichte (von den inzwischen unüberschaubaren Interneteinträgen ganz abgesehen) sind in der Regel bekannt bzw. über den Zentgraf Verlag, einem Spezialverlag für Jakobus-Literatur (siehe www.jacobuspilger-zentgraf.de), leicht zugänglich. Aber auch der Conrad Stein Verlag publiziert zahlreiche Bücher über Jakobswege, vor allem Führer – zumeist von Michael Kasper – für alle Nebenwege und Varianten. Vgl. Outdoor Handbuch Nr 71 „Der Küstenweg“, Nr. 141 „Der Camino Primitivo“, Nr. 149 „Der Tunnelweg von San Adrián“.
Bei
meiner eigenen Vorbereitung für die Wanderung auf diesem Weg traf ich
zufällig in einem der inzwischen zahlreichen spanischen Führer auf eine so
ungewöhnliche Einführung, dass ich sofort fasziniert war. Ich gebe sie hier
in meiner Übersetzung wieder:(6)
(6) Nadal, La Ruta de La Plata a Pie, a.a.O., S. 8. Übersetzung G.R.
Der Autor rekonstruiert hier zwar eine alltägliche Szene, die jedoch dadurch gänzlich ungewöhnlich wird, dass sie sich etwa im Jahre 60 unserer Zeitrechnung abspielt: Spanien ist eine römische Provinz und die Strasse, auf der sich die Szene abspielt, ist die Ruta de la Plata, damals eine gepflasterte Chaussee von 500 Kilometern Länge, die die römischen Städte Emerita Augusta (Mérida) und Asturica (Astorga) verbindet. Die Service-Station ist einer der Einrichtungen im Verlauf der Straße, die zur Unterstützung der Reisenden vorgesehen und mit Ställen für den Pferdewechsel sowie mit Militärstützpunkten und Gasthäusern für Unterkunft und Verpflegung ausgerüstet waren.
Ich war verblüfft. Es war also eine ehemalige römische Chaussee aus glatten Steinplatten, die heute – 2000 Jahre nach ihrem Bau – einen der grössten spanischen Wanderwege darstellt. Und tatsächlich, trotz der Vernachlässigung und des erlittenen Raubbaus kommt die alte römische Chaussee streckenweise immer noch zum Vorschein und erinnert die modernen Wanderer daran, wie man in den Anfängen unserer Zivilisation reiste.
Zur Geschichte.
Schon
diese kurze Charakterisierung, die mir klarmachte, dass die Ruta de la Plata
mehr als 2000 Jahre alt, also erheblich älter als der Camino francés ist,
machte mich neugierig. Nun wollte ich genauer wissen, auf welchen Weg ich mich
da begeben wollte. Wiederum fand ich in
Zunächst galt es, den tatsächlichen Verlauf des Weges zu klären, denn die Ruta de la Plata ist nicht identisch mit der Nationalstrasse 630, obwohl das Ministerium für Entwicklung sie so bezeichnet. Obwohl einige Autoren hartnäckig darauf bestehen, die Reichweite der Ruta de la Plata bis nach Sevilla im Süden und bis Gijón im Norden auszuweiten, sind die römischen Dokumente unbezweifelbar: Die Chaussee Nr. 24, die wir heute als Vía de la Plata kennen, hieß ursprünglich Iter ab Emerita ad Asturicam (Weg zwischen Mérida und Astorga) und begann bei jener extremenischen Stadt, der Hauptstadt der römischen Provinz Lusitanien, die im Jahr 25 vor Christus durch Augustus gegründet wurde, um die ausgedienten („emeritierten“) Legionäre vor den Cantabrern und Asturern zu schützen. Von dieser bedeutenden Enklave, bekannt als das spanische Rom, gingen viele andere Chausseen aus, unter anderem nach Hispalis (Sevilla), nach Corduba (Córdoba), nach Toletum (Toledo) oder nach Olisipo (Lisboa). Die Ruta de la Plata führte durch Cáceres, Salamanca und Zamora und endete ohne jeden Zweifel in Asturica Augusta (Astorga), dem römischen Lager, das mit der Bewachung der kriegerischen Cantabrer und Asturer beauftragt war, die zwar der Herrschaft Roms unterworfen worden, aber immer noch von dem Wunsch beseelt waren, das Joch der Invasoren abzuschütteln.
Allerdings ist der Name nicht unumstritten. Jedenfalls tauchen in den verschiedenen Wanderführern unterschiedliche Bezeichnungen auf. Da die variierenden Namen aber auch mit variierenden Routen verbunden wurden, war Klarheit über die korrekte Bezeichnung dringend geboten.
In keinem der alten Dokumente erscheint die Chaussee als ‘de la Plata‘. Lange Zeit hindurch dachte man zwar, dieser Gattungsname sei von dem kostbaren Metall [Plata = Silber] abgeleitet, das in den asturischen und leonesischen Minen gewonnen und auf diesem Weg nach Mérida und Sevilla transportiert wurde. Heute ist aber klar, dass der Name der Chaussee nichts mit dem silberhaltigen Erz zu tun hat. Vielmehr stammt er aus einer sehr viel späteren Zeit. Als die Mauren in Spanien einfielen, befand sich die Chaussee trotz ihrer jahrhundertelangen Vernachlässigung noch in gutem Zustand. Daher benutzten die Invasoren sie für ihren Einmarsch in den Norden und nannten sie B’lata, was Gepflasterter Weg bedeutet, um sie von anderen zweitrangigen Wegen aus lediglich gestampfter Erde zu unterscheiden. Die Hispanisierung dieses arabischen Namens führte zu der heutigen Bezeichnung.
Es ist aber klar, dass die Geschichte des Namens und die Geschichte des Weges nicht identisch sind, vielmehr liegen die Ursprünge sogar noch vor der Römerzeit. Es ist folgerichtig zu vermuten, dass die einheimischen Stämme bei ihren Wanderungen zwischen dem Norden und dem Süden schon einen der Ruta de la Plata vergleichbaren Weg benutzten, längst bevor die Römer Iberien ansteuerten. Der Korridor von Béjar oder der Paß Los Castaños waren natürliche Übergänge, die von Tieren schon genutzt wurden, um im Sommer von den ausgetrockneten extremenischen Steppen zu den saftigen Weiden der Cordillera cantabrica zu wechseln, lange ehe der Mensch auf zwei Füßen ging.
(8) Transhumanz, von spanisch „trashumar“ = auf die Weide bringen. Traditionelle saisonbedingte Fern- oder Wanderviehwirtschaft. Vgl. www.euronatur.org/ transhumanz01.htm.
(9) Vgl. dazu Carlos Ferris Gil, Las vías pecuarias y los caminos tradicionales. CAMINAR, 2004, no 4, p. 108-109. Siehe auch Manuel Rodríguez Pascual: “La Trashumancia. Cultura, cañadas y viajes”. Edilesa 2001. Inzwischen erscheinen aber auch Wanderfüh- rer für diese Wege, so z.B. Teresa Casquel, Vías pecuarias. La Serrania del Turia. GR 37. Centro Excursionista de Valencia. 2003. Siehe auch: GR 9. Cañada Real de los Toros. Navarra – Guipuzkoa. Prames. 2003
Gelegentlich kommt es dabei jedoch zu harten Konflikten. Als vor wenigen Jahren die Schafzüchter mit Unterstützung durch die Fundación Global Nature(10) um ihre historisch verbrieften Rechte kämpften, trieben sie ihre riesigen Herden vier Jahre lang über zwei der wichtigsten Strecken, die Ruta de la Plata und die Cañada Leonesa, durchquerten dabei diejenigen Stadtteile von Madrid, die auf dem Territorium einer ruta trashumancia liegen und blockierten so den Verkehr über mehr als einen Tag.
(10) Vgl. www.fundacionglobalnature.org
Auch
die Ruta de la Plata folgt an zahlreichen Stellen direkt solchen
Transhumanz-Korridoren, die ich nach dieser Vorinformation unschwer an ihrer
Breite – 20 bis 50 Meter – erkannte. Gelegentlich traf ich an den uralten
Rastplätzen des Viehtriebs sogar auf die – heute meist jedoch verfallenen
– Rasthäuser der Viehhirten, machte
Aber erst die Ankunft der römischen Legionen, die sich die von den unterworfenen Stämmen erworbenen Geländekenntnisse aneigneten, gab den Startschuß für das gewaltige Vorhaben, Spanien mit einem ganzen Netz von festen Strassen zu überziehen. Die erste dauerhaft gepflasterte Strasse in der Extremadura erscheint um das Jahr 139 vor Christus, als Quintus Servilius Cepión den lusitanischen Häuptling Viriato besiegte und ein Militärlager in der Nähe des gegenwärtigen Casar de Cáceres begründete, das er Castra Servilia nannte. Dieses Lager verteidigte die Nordgrenze gegen die lusitanischen Angriffe, weswegen es mit der römischen Etappe durch eine Strasse verbunden wurde, die den Transport der Truppen, den Rückzug der Verwundeten und die Proviant- bzw. Waffenlieferungen erleichtern sollte. Dies war die Keimzelle der Vía de la Plata.
Aber
die römische Chaussee, die wir heute kennen, ist erst das Werk des Römischen
Reiches. Nachdem die cantabrischen und asturischen Stämme endlich unterworfen
worden waren, wurde ganz Spanien zu einer römischen Provinz. Mit dem Frieden
kam die Romanisierung und die Verwaltung des neuen Staates. Augustus, seit 25
vor Christus Kaiser von Rom, gründete Mérida mit den ausgedienten Soldaten
zahlreicher Legionen und baute in Astorga ein wichtiges vorgeschobenes
Militärlager aus, um die immer noch gefährlichen Bergstämme zu
kontrollieren. Gleichzeitig entwarf er einen Straßenplan, der bis in die
Gegenwart der ehrgeizigste aller Planungen in Spanien ist. Seine Chausseen
verbanden Cartago Nova (Cartagena) und Gades (Cadíz) an der
Die
herrliche Brücke über den Albarregas in Mérida und die beeindruckende über
den Tormes in Salamanca existieren in ihrer anscheinend unerschütterbaren
Statik bis heute, während die berühmte Brücke über den Tajo
bedauerlicherweise in dem See untergegangen ist, zu dem der Tajo in unseren
Zeiten aufgestaut wurde. Aber
Woher
aber hatte man diese Detailinformationen? Aus welcher Quelle konnte man
schöpfen? Und was weiß man an Einzelheiten? Die reichlichen Informationen
über dieses Wunder der öffentlichen Ingenieurkunst, die bis auf unsere Tage
gekommen sind, lassen sich zurückführen auf eine römische Strassenkarte,
die im 3. Jahrhundert angefertigt wurde und unter dem Namen Itinerario de
Antonino bekannt ist. Von diesem Dokument haben sich Kopien aus dem
7. und dem 12. Jahrhundert erhalten, die es trotz großer Unterschiede
zwischen ihnen doch erlauben, die Trasse der imperialen Chaussee fast auf den
Meter genau zu rekonstruieren. Sie begann in Mérida an der Brücke über den
Albarregas neben dem Aquädukt de los Milagros, verlief über eine Länge von
465 Kilometer bis Astorga und verfügte über Aufenthaltsorte und
Service-Stationen nach jeweils 20 bis 25 römischen Meilen (1 Meile = 1.480
m), deren Meilensteine (millionarios), große Granitsäulen, zum Teil heute
noch auf ihrem Platz stehen. Diese Tankstellen der klassischen Zeit - ein
weiterer grosser Beitrag der römischen Zivilisation zur Erhaltung, Sicherheit
und Verbesserung der Strassen - besaßen Gebäude mit Lagerhallen für Pferde
und Futter, an denen die Reisenden ihre Reittiere zum Tränken abgaben oder
die ermüdeten durch frische Tiere ersetzten. Sie verfügten sogar über einen
Service de jumentarii et carrucarri, d. h. man konnte Pferde und
Kutschen mieten. Es gab Hotels und Restaurants und, natürlich,
Militärstationen zu ihrem Schutz. Der Itinerario nennt 13 solcher
Hauptstationen zwischen Mérida und Astorga; aber wir dürfen
Cáparra ist heute fast völlig ausgegraben. Ein am Rande dieser alten versunkenen Station errichtetes Museum informiert in vielen Einzelheiten über das Leben zu den Zeiten der Römer. Wenn man, wie ich, Cáparra am Ende einer der beiden 40 km langen Etappen endlich erreicht hat und erschöpft im Schlafsack unter dem erhalten gebliebenen Torbogen über die alte Chaussee in den Schlaf fällt, kann man nur mit Neid und Bewunderung von den Bequemlichkeiten träumen, die die damaligen Wanderer genießen konnten.
Der
Zerfall des Römischen Imperiums beendete zwar die Versorgung und Erhaltung
des Strassennetzes. Aber anders als viele andere Strassen hatte der Iter ab
Emerita ad Asturicam noch eine lange Geschichte vor sich. Denn es gab noch
mehr als 1.500 Jahre später keinen Ersatz für die alte römische Strasse zur
Verbindung des Südens und Nordens mit dem Westen der Halbinsel. Und
zahlreiche der alten Brücken müssen noch heute die tägliche Last der
schweren Fahrzeuge ertragen. Die nächste Invasorenwelle erreichte die
Halbinsel im Jahr 711 von Algeciras aus. Die arabischen Heere des Kalifen
überquerten die Meeresenge und drangen mit einer ungewöhnlichen
Schnelligkeit in die Halbinsel ein. Sie nutzten dabei die Schwäche der
verfeindeten Fraktionen der Westgoten, aber vor allem das von den Römern
hinterlassene Straßennetz.
(11) Vgl. Sendín Blázquez, Vía de la Plata. Geschichte, Mythos, Legende.
Um
das Jahr 995 brach Almansor mit einem mächtigen Heer in Córdoba auf, betrat
den Weg nach Norden in Mérida und widmete sich während eines mehrere Jahre
dauernden Feldzuges mit Hingabe der Zerstörung jeder Kirche oder christlichen
Niederlassung, die in die Reichweite seines Schwerts geriet: Salamanca, Zamora,
Astorga. Am 11. August 997 kam er nach Santiago de Compostela, zerstörte die
Stadt und nahm die Glocken der Kathedrale auf den Schultern christlicher
Gefangener in der Absicht mit, daraus Lampen für die Mezquita von Córdoba zu
machen. Viele Jahre später, nach der Rückeroberung der gesamten Halbinsel,
sah die alte Chaussee Iter ab Emerita ad Asturicam die unversehrten
Glocken in einem religiösen und historischen Akt der
Die Überquerung des Tajo bildet noch heute den kritischen Punkt der Wanderung. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, den Tajo zu passieren. Da die alte Römerbrücke in den Fluten des Stausees verschwunden ist, konzentriert sich der gesamte, zunehmend wachsende Nord-Süd-Verkehr in einem unaufhörlichen, donnernden Strom von 40-Tonnern auf die neu erbaute Brücke und lässt für die Wanderer während der längeren Strecke lediglich Raum auf dem 1,50 Meter breiten Randstreifen. Ich habe mir die Zeit der zermürbenden Stunden auf diesem Weg mit der wechselnden Vorstellung vertrieben, in den Kolonnen der römischen Heere oder den maurischen Horden des Kalifen, gewissermaßen in Sandalen oder mit Turban zu marschieren. Und wo am anderen Ufer früher ein Hostal dem müden Wanderer die Möglichkeit bot, diese elend lange Etappe zu unterbrechen, heute aber ein verrostetes Schild die Aufgabe des Betreibers verkündet, habe ich versucht, meine Enttäuschung und meinen Frust mit Gedanken an die früheren christlichen Gefangenen zu erleichtern, die ihre Glocken auf ihren Schultern wieder nach Hause brachten.
Die Entdeckung des Apostelgrabs des Heiligen Jakob in einem entlegenen Ort in Galicien um das Jahr 813 und der Beginn der Pilgerfahrten nach Compostela reaktivierten auch die Nutzung der Ruta de la Plata. Zunächst waren es die Mozáraber, d.h. die Christen aus den muselmanischen Gebieten bzw. die Flüchtlinge, die in die kürzlich rückeroberten christlichen Gebiete zurückkehrten, später, nach Abschluß der Reconquista, die Einwohner aus dem gesamten Süden der Halbinsel, die sich auf die verwitterten römischen Steinplatten begaben, um in den Norden zu gelangen, diesmal auf der Suche nach dem Jakobsmythos. Aus diesem Grund wird die Ruta de la Plata als Ganze in vielen Publikationen als Camino Mozárabe bezeichnet.(12)
(12)
Vgl. z.B. Maribel Outeiriño: "El Camino Mozárabe a Santiago -
Prolongación de la Vía de la Plata". Ourense 1999. Vor allem in
deutschen Führern wird diese Bezeichnung oft nur für die von Zamora über
Ourense führende Variante verwendet.
Da
ich den Camino francés schon kannte, habe ich die Variante über Laza und
Ourense gewählt. Ich erinnere mich an viele verlassene Dörfer, an große
Armut in den übrigen, an eine beeindruckende Architektur mit schweren
Granitsteinen, an karge und abwechslungsreiche Landschaften,
an lange Anstiege und einsame Wege, an weite Kastanienwälder mit reifen
Früchten, an anhaltenden Regen und überflutete steile Fußsteige, an die
überraschenden und heftigen Proteste der Dorfbewohner, die ihrem Bischof die
Auslieferung ihrer lokalen antiquarischen Schätze verweigerten; an die
überwältigende Gastfreundschaft und ungekünstelte Freundlichkeit der
wenigen verbliebenen Mönche in der riesigen Klosteranlage von Oseira; an die
willkommenen Thermalquellen in Ourense, in denen ich versuchte, meine
aufgeriebenen Füße und müden Beine
Jenseits aller landschaftlichen Schönheiten beeindruckte mich die Ruta de la Plata aber vor allem durch ihre Geschichte als – wie die Spanier sagen – „Transmissionsriemen“ der römischen, christlichen, westgotischen, jüdischen und arabischen Kulturen, deren Spuren sich dem Informierten unterwegs überall erschließen. Für Tomás Alvarez, Autor eines weiteren spanischen Führers, „ist dieser Weg der größte archäologische Schatz Spaniens“.(
(13) Tomás Alvarez, Guía de la Via de la Plata. Pueblo a Pueblo. Edicion Lobo Sapiens.
II. Reiseberichte
Anders
als im Falle des Camino francés( gibt es über die Ruta de la
Plata keine historischen Zeugnisse christlicher Pilger. Die – zahlreichen
– existierenden Wegbeschreibungen oder Wanderberichte sind allesamt
Zum Unterschied der beiden Wege und zur Eigentümlichkeit der Ruta de la Plata
Gelegentlich wird die Atmosphäre der beiden Wege als verschieden bezeichnet. Das trifft in gewisser Hinsicht zu, in anderer Hinsicht aber durchaus nicht. Zutreffend wäre der Eindruck von geschlosseneren Naturräumen der von der Ruta de la Plata durchzogenen Provinzen, entsprechend von größerer Einsamkeit und Ursprünglichkeit der Landschaft trotz der fast durchgängigen Parallelisierung des Weges mit einer Nationalstraße (630), von einer – trotzdem oder vielleicht auch deshalb – immer noch deutlich weniger entwickelten Infrastruktur des Weges und von einer im Vergleich weniger perfekten Markierung. Zutreffend wäre der Eindruck von Unterschiedlichkeit aber mehr noch mit Bezug auf die stärkere historische Prägung der Ruta de la Plata durch die verschiedenen Kulturen, die römische und arabische zumal. Alle Wege, erst recht so alte, haben die Infrastruktur ihrer Sozialräume geprägt – ihre Kultur, Wirtschaft, Gastronomie usw. –, aber vor allem haben das die kulturell unterschiedlichen Wanderströme. Und da eben macht sich die erheblich längere Geschichte der Ruta de la Plata geltend.
(14) Vgl. z.B. Klaus Herbers. Der Jakobsweg. Mit einem mittelalterlichen Pilgerführer unter wegs nach Santiago de Compostela. Narr Verlag, 7. Auflage 2001 und die von Herbers erwähnte Literatur.
(15) Mit Hilfe von „Google“ findet man unter dem Stichwort „Via de la Plata“ viele Einträge. Die besten von ihnen werden im Anhang aufgelistet.
Auf
der anderen Seite steht diesen Unterschieden das für beide Wege vergleichbare
Resultat des engen Verhältnis von Kultur und begrenzten Ressourcen
gegenüber. Beide Wege überwinden weite Distanzen und
Zur Weiterentwicklung des Weges
Ich bin 2001 von Granada bis Plasencia (abgebrochen wegen des plötzlichen Wintereinbruchs und des hohen Schnees in den kastilischen Bergen) und 2003 von Sevilla bis Santiago gegangen. Ich kann bestätigen, dass sich die Wege und ihre Infrastruktur in dieser Zeit deutlich verändert, nicht aber dass sie sich in allen Fällen positiv entwickelt haben. Der mit Entwicklungshilfe-Mitteln finanzierte Autobahnbau, der die N 630 entlasten soll, wirkt sich auf die Ökologie wie die Sozialstruktur der überwiegend agrarwirtschaftlich bestimmten Gebiete teilweise katastrophal aus und zwingt auch den ursprünglichen Weg auf neue, aber nicht immer schönere Trassen. Andererseits wirkt sich die Entdeckung der Ruta de la Plata für den Tourismus auf die Ursprünglichkeit des Weges nicht immer und überall positiv aus.
Zur Frequentierung
Zur „Bequemlichkeit“ des Weges
Es trifft zu, dass sich die Infrastruktur in den letzten Jahren wesentlich verbessert hat. Andererseits hatten im Jahr 2003 einige Hostals zugemacht, die in den Führern noch als offen notiert waren, Herbergen waren angekündigt, aber noch nicht eröffnet und die Öffnungszeiten zahlreicher Bars beschränkten sich auf die Saisonzeiten von Mai bis September. Die „Bequemlichkeit“ des Via de la Plata war jedenfalls 2003 noch mit der Bequemlichkeit des Camino francés, den ich 1996 gegangen bin, nicht annähernd zu vergleichen. Auch 2003 war ich bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten zuweilen immer noch auf die lokale Polizei oder den Pfarrer angewiesen. In einigen Unterkünften gab es überhaupt keine Betten, von anderen Bequemlichkeiten abgesehen. Vor allem wenn man im Frühjahr oder im Spätherbst geht, vermisst man die warme Dusche, die Heizung oder die Möglichkeit, seine Wäsche zu trocknen, mitunter doch schmerzlich. Natürlich kann man zuweilen auf Hostals ausweichen – aber eben nur dann wenn es welche gibt, und das ist auf dem Via de la Plata nicht überall der Fall.
Die Qualität der Markierung unterschied sich je nach durchquerter Provinz erheblich. 2003 war sie im Unterschied zu früher zwar deutlich verbessert worden, wies aber trotzdem an vielen Stellen (vor allem in Andalusien auf der Strecke von Granada nach Mérida) unangenehme Lücken auf, die wohl jahreszeitlich bedingt waren (umgestürzte Steine, abgeholzte Bäume, zugewachsene Markierungen am Wegesrand usw.). Zwischen 2001 und 2004 ist der Weg um Zamora durch den Autobahnbau streckenweise völlig zerstört worden, und die Ausweichstrecken waren 2003 nur provisorisch markiert. Teilweise fehlte die Markierung völlig. Das soll sich neueren Berichten zufolge inzwischen aber geändert haben.
Zum Zustand
Normales Wetter vorausgesetzt, sind die Wege in einem guten Zustand. Bei Regenwetter können sie natürlich schlammig und schwer begehbar sein. Nach anhaltendem Regen – im Oktober ! – hatten sich Rinnsale in kleine Flüsse und die Fußsteige in den Bergen in Bäche verwandelt, und einmal musste ich sogar die Stiefel ausziehen, um barfuß durch kniehoch überflutete Wege zu waten. Im April lag der Schnee in den kastilischen Bergen bis zu 80 cm hoch. Im Mai 2005 gab es Schnee sogar in Madrid. Dann sind die Markierungen mitunter natürlich nur schwer zu finden. Das sind gewiß Ausnahmen, mit denen aber gerechnet werden muß.
In der Extremadura und dem südlichen Kastilien trifft man unterwegs tatsächlich nur wenige Menschen. Es gibt lange, einsame Etappen. Zahlreiche Dörfer sind teilweise, einige vollständig verlassen und menschenleer. Aber wie immer unter solchen harten Bedingungen sind die Menschen besonders hilfsbereit, anrührend freundlich und gelegentlich überwältigend gastfreundlich, auch wenn man kein Spanisch spricht, obwohl wenigstens geringe Sprachkenntnisse natürlich den Kontakt erleichtern. Ich habe zahlreiche Beispiele einer Gastlichkeit erlebt, wie man sie in unserem Lande schon seit einiger Zeit nicht mehr kennt.
Zur Qualität der Herbergen
Es sind in der Regel sehr einfache Unterkünfte, meist mit Doppelstockbetten, kleinem Sanitärbereich und Küche oder Aufenthaltsraum. Die Qualität variiert jedoch enorm. Nicht immer gibt es Betten oder Wolldecken. Es empfiehlt sich daher dringend, einen Schlafsack und auch eine Isomatte mitzunehmen, weil man gelegentlich zwar in einem geschlossenen Raum, aber auf Tischen oder auf dem blanken Fußboden schlafen muß. Manchmal gibt es nur die bloße Übernachtungsmöglichkeit. Dann fehlt die Küche bzw. die Möglichkeit, sich etwas zum Essen zuzubereiten oder die warme Dusche oder sogar die Möglichkeit, nasse Textilien oder Schuhe zu trocknen. In einigen Dörfern gibt es keine Bar und keine Gelegenheit, Nahrungsmittel zu kaufen. In den meisten Fällen findet sich auf Nachfrage jedoch eine Alternative. Wo sie können, helfen die Menschen immer.
In
vielen Orten gibt es mittlerweile auch Privatunterkünfte und Hostals. Das
galt noch 2003 aber nur für größere Orte, nicht unbedingt für die vielen
kleinen Dörfer. Es empfiehlt sich daher, sich bei der Planung im Internet
nach den neuesten Informationen der spanischen Jakobsgesellschaften zu
erkundigen.( In aller Regel braucht man einen Pilgerausweis, ein
„Credencial“, in das man sich auch die
lokalen Anwesenheitsstempel setzen lässt, mit deren Hilfe man in Santiago die
tatsächlich durchgeführte Pilgerreise nachweisen muß und die offizielle
Urkunde erwerben kann. Abgesehen davon, dass diese Stempel auch eine schöne
Erinnerung darstellen, sind sie als
(16) Die Website der Amigos del Camino de Santiago de Sevilla lässt keine Wünsche offen und ist perfekt, mit der einzigen Ausnahme ihrer Sprache: www.viaplata.org. Vgl. aber auch www.jakobus-info.de/unser_weg/camino6.htm. Hier findet man außer umfassenden Informationen auch die neuesten Berichte (Stand 2004!) und unter Wir pilgern auf dem Jakobusweg auch die letzten Korrekturen des Führers von Michael Kasper.
Eine ausführliche Link-Liste findet man unter www.jakobus-info.de/compostela/94.htm
Preise
Die Preise für ein Doppelzimmer liegen in der Regel zwischen 25 und 35 €. In den Städten hat man aber Glück, wenn man mit solchen Preisen davon kommt. Und wenn man nicht vorbestellt hat, sind die preiswerteren Zimmer in der Regel weg. Das ging mir – jedenfalls 2003 – sogar in der Vor- bzw. Nachsaison (April bzw. Oktober) so. Dabei kann man sich auf die Auskünfte der Wanderführer durchaus nicht immer verlassen, die zuweilen bereits im Erscheinungsjahr überholt sind, da ihre Informationen bestenfalls aus dem Vorjahr stammen.
Zur Länge der Etappen
Die
Etappen sind sehr unterschiedlich. Auch 2004 waren noch 2 Etappen von etwa 40
km zu bewältigen, weil es
III. Wanderführer( 1. Deutsche Führer(
Michael Kasper: „Jakobsweg. Via de la Plata.“ Conrad Stein Verlag. 2. Auflage 2005. Outdoor-Handbuch Band 116. 224 Seiten ISBN 3-89392-516-3
Das Buch beschreibt sowohl die Route von Sevilla über Astorga nach Santiago als auch die Variante von Granja de Moreruela über Ourense nach Santiago. Der in Nordspanien lebende Verfasser ist wohl der beste Kenner der verschiedenen Jakobswege. Seine Führer sind nicht nur im Format leicht und handlich, sondern auch informativ und praktisch, was das Kartenmaterial und die den Wanderer interessierenden Hinweise auf Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten betrifft. Es ist ein kompletter Führer, der seine Aktualität (soweit das überhaupt möglich ist) durch die schnelle Folge der Neuauflagen sichert.
(17)
Nicht alle Führer kann ich aus eigener Kenntnis beschreiben. In einigen Fällen
übernehme ich die Beurteilungen aus dem Internet.
(18) Weiterführende Literatur zu verschiedenen Aspekten: Manuel Rodríguez Pascual: “La Trashumancia. Cultura, cañadas y viajes. Edilesa 2001; Brussati, Apropos Caceres. Eine poetische Reise in die Extremadura. Böhlau 2001
2. Spanische Führer
"La Vía de la Plata. Guía del Camino Mozárabe de Santiago" Verfaßt von der Asociación de Amigos del Camino de Santiago Via de la Plata. Hrsg. von der Disputación de Sevilla. Sevilla 2/2001. 175 Seiten. Ringbindung. ISBN 84-931176-1-7
Erhältlich über die Website der Asociación oder per e-mail für 11 €. Auf der Website findet man auch die Namen der Buchhandlungen in Málaga, Sevilla, Salamanca, Madrid und in Belgien, in denen man das Buch direkt bestellen kann, als auch eine Inhaltsangabe des Buches.
Der Führer beschreibt den Weg von Sevilla bis Santiago über Laza, Vilar de Barrio und Ourense, Etappe für Etappe, als auch den Abzweig zum Camino Francés von Granja de Moreruela nach Astorga. Darüber hinaus findet man Links zu den letzten Veränderungen des Weges oder seiner Infrastruktur, die in der letzten Ausgabe noch nicht berücksichtigt werden konnten. Es ist ein kompletter Führer und bis heute der einzige, der sich dem vollständigen Wegverlauf des Camino Mozárabe widmet. Die neue Ausgabe ist für Anfang 2006 angekündigt.
Luis Antonio Miguel Quintales: "Ruta del Camino Fonseca. De Salamanca a Santiago de Compostela" Hrsg. von Amarú. 2002.
Dieser
Führer beschäftigt sich mit dem Teil des Vía de la Plata, der von Salamanca
über Sanabria, Laza und
Paco Nadal: "La Vía de la Plata a pie y en bicicleta". Von Mérida über Astorga nach Santiago. Editorial El País – Aguilar. 2000. Ediciones El Pais. Madrid, 2/ 2004. 193 S. Ringbindung. ISBN 84-03-59537-9
Dieser Führer beschreibt die Route von Mérida nach Santiago über Astorga. Das bedeutet, wer in Sevilla starten will oder die Variante über Ourense gehen möchte, der muß noch einen anderen Führer hinzuziehen und außerdem die nicht benötigten Seiten herausnehmen. Auf jeden Fall ist es ein guter Führer, mit dem einzigen Nachteil seines nicht unerheblichen Gewichts, jedoch versehen mit sehr guten Karten, Fotografien und Kommentaren zu allen kulturellen und historischen Aspekten der Ortschaften, die man durchquert. Die Informationen über die in jedem Ort zur Verfügung stehenden Dienstleistungen beanspruchen erschöpfend zu sein, bleiben jedoch gelegentlich unvollständig, so daß man zusätzlich die entsprechenden Informationen berücksichtigen sollte, die im Internet unter der Adresse der Asociación de Amigos del Camino de Santiago Via de la Plata erreichbar sind. In unklaren Situationen sind seine Beschreibungen nicht immer optimal.
Juan
Francisco Cerezo: "La Ruta de la Plata. Camino Mozárabe de Santiago. De
Sevilla a Santiago. En coche, en
bicicleta, a pie, en BTT. Arquitectura. Paisaje. Historia. Arte". Sua Edizioak. Bilbao, 2/1999. 136 S. Gebunden. ISBN 84-8216-031-1
Dieser Führer deckt die vollständige Route von Sevilla nach Santiago über Sanabria und Orense ab. Er ist eine gelungene Mischung von interessanter und gut bebilderter Reportage und praktischem Wanderführer: Er enthält einfache Karten und spezielle Etappenbeschreibungen für Fußpilger, Radfahrer und Autofahrer, die allerdings nicht immer sehr hilfreich sind und den Wanderer gelegentlich recht orientierungslos lassen. Was ihn für Fußpilger vielleicht attraktiv machen kann, sind die beigefügten Höhenprofile für jede Etappe.
Maribel Outeiriño: "El Camino Mozárabe a Santiago - Prolongación de la Vía de la Plata" Asociación Amigos de la Via de la Plata de Ourense. Ourense 1999. ISBN 84-605-8742-8.
Dieser Führer beginnt in Puebla de Sanabria, am Ufer des größten Gletschersees in Spanien im Norden der Provinz Zamora und endet in Santiago. Obwohl er nicht gerade viele Details über den Weg bietet (wohl aber über das, was man unterwegs sehen kann) und obwohl die Entfernungsangaben nicht immer korrekt sind, kann er eine gute Alternative für die Wanderer sein, die diese Variante gehen wollen. Er enthält viele Fotografien, eine Fülle von nützlichen Telefonnummern, einige etwas schematische Kartenskizzen, die mehr oder weniger hilfreich sind, die Route den Straßen und Dörfern zuzuordnen, sowie Hinweise auf die örtlichen Dienstleistungen. Er ist gut redigiert und sehr leicht.
Tomás Alvarez: “Guía de la Via de la Plata. Pueblo a pueblo.” Edición Lobo Sapiens
Alison Raju: "The Camino Mozárabe or Vía de la Plata, Part A, Seville to Santiago". "The Camino Mozárabe or Vía de la Plata, Part B, Granada to Mérida" 50 bzw. 48 Seiten, verfaßt im Auftrag der "Confraternity of Saint James" zuletzt redigiert 2004.
Diese englische Gesellschaft (Asociación de Amigos del Camino de Santiago del Reino Unido) cofinanzierte die Herberge „Gaucelmo“ in Rabanal am Camino francés und organisiert die Hospitaleros und gibt Wanderführer für sämtliche Jakobswege in Spanien und Frankreich heraus wie z.B.: "Finisterre" (4 £); "Le Puy to the Pyrenees" (5 £); "Paris to the Pyrenees"; (5 £); "Vézelay to the Pyrenees" (4 £); "Arles to Puente la Reina" (7,50 £). Natürlich gibt es auch einen Führer für den Camino Francés sowie Führer die Varianten der Caminos del Norte (über Gijón, über Tineo und Lugo sowie durch den Tunnel von San Adrián), für die Wege von Madrid nach Sahagún, den Camino Inglés und den Camino Portugués.
Alle diese Führer werden ständig durch die eintreffenden Informationen anderer Pilger ergänzt, die die Wege gehen. Sie sind daher eine sehr gute Option für jeden, der Englisch liest und eine gute Ergänzung für jeden anderen Führer, zumal sie sehr leicht sind. Ihre Stärke ist die lückenlose, Schritt-für-Schritt-Beschreibung des Weges sowie die aktuelle Auflistung sämtlicher Herbergen und anderen Unterkünfte. Aber sie enthalten auch zahlreiche kulturelle und historische Informationen, speziell zu den speziellen Jakobustraditionen der jeweiligen Orte. Ihre Karten sind allerdings sehr schematische, von Hand gezeichnete Skizzen. Auf
der website der CSJ findet man eine vollständige Liste der verfügbaren
Veröffentlichungen und ihrer aktuellen Preise. Unter office@csj.org.uk
kann man auch online bestellen oder man benutzt den Postweg: Marion Marples,
Secretary, Confraternity of Saint James. 27, Blackfriars Road, London, SE1
8NY, Reino Unido. Tel: (+44) (0) 20 7928 9988. Fax: (+44) (0) 20 7928 284
Alison Raju: "The way of St. James. Via de la Plata" Cicerone Press 2/2002. 224 Seiten
Dieser Führer deckt die gesamte Route von Sevilla bis Santiago ab und beschreibt im Anhang auch noch den Weg bis Finisterre. Er ist das Nonplusultra an Genauigkeit und Vollständigkeit der Wegbeschreibung (auch für Radfahrer), aber auch was die aktuellen Informationen über die örtlichen Dienstleistungen jedes Dorfes sowie die für Pilger wichtigen bzw. interessanten kulturellen und historischen Aspekte betrifft. Ich habe die Verfasserin, die die Wege der verschiedenen Varianten jährlich abgeht und aktualisiert, im Jahr 2003 begleitet und miterlebt, wie sie alle Veränderungen registrierte. Man kann das handliche und leichte Buch online bestellen unter Barrabes.com.
Ben Cole/Bethan Davies: „Walking the Via de la Plata. The Camino de Santiago from Seville to Santiago de Compostela and to Finisterre.“ Pili Pala Press. Vancouver BC 2004
John Briesley: „A Pilgrim’s Guide to the Camino Portugués.” Findhorn Press 2005. ISBN 1-84409-055-8
4. Postadressen
Buchhandlung Einschlägige
Literatur (also nicht nur Wanderführer) über alle Aspekte der Jakobswege
findet man in der Spezialbuchhandlung von:
Manfred Zentgraf, In den Böden 38, 97332 Volkach Tel.: 09381-4492, Fax: 09381-6260 e-mail: Jakobuspilger.Zentgraf@t-online.de Website: www.jakobspilgerwege.de oder www.jakobuspilger-zentgraf.de
Deutsche Jakobusgesellschaften Es gibt in Deutschland zwölf Jakobus-Gesellschaften; weitere Angaben bei M. Zentgraf, www.jakobus-gesellschaften.de
Spanische Jakobsgesellschaft Die für die Ruta de la Plata wichtigste Gesellschaft: Amigos del Camino de Santiago de Sevilla Paraiso de Santa Eufemia 41940 Tomares (Sevilla)
5. Wichtige und interessante Links
Gute deutschsprachige Seiten sind: www.jakobus-info.de/unser_weg/camino6.htm – hier findet man außer umfassen den Informationen auch neuere Berichte (Stand 2004!) – bzw. Wir pilgern auf dem Jakobusweg. Diese Seite enthält die letzten Korrekturen des Führers von Michael Kasper!
Aktuell und informativ sind auch folgende Sites: Jakobspilger und Jakobswege in Süddeutschland, www.via-de-la-plata.de (Stand 2002!)
Wichtige bzw. interessante Hinweise konnte ich entnehmen bei:
www.turismocastillayleon.com
sowie bei www.quiarte.com.
Alle Links waren bis 1. Mai 2005 noch aktiv.
Aktuelle schriftliche Informationen erhält man - gegen eine Spende für die Herberge Grimaldo auf der Ruta de la Plata - bei: Hildegard Frohn, Nelkenstr. 126, 41066 Mönchengladbach
Fotos: Prof. Dr. Rückriem
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 17 - August 2005
Königswege zwischen Drachenbäumen und Höllenschlünden Wandern wird auf La Pallma zur Bergtour zwischen Nebelwald und Lavawüste
Von Dr. Roland H. Knauer
Die Zeit scheint auf der Insel im Nordwesten der Kanaren ohnehin irgendwann zwischen der Kreidezeit der Dinosaurier und dem ausgehenden Mittelalter stehen geblieben zu sein. Unter den urtümlichen Drachenbäumen ducken sich rote Ziegeldächer, auf denen nur Solarzellen die Neuzeit verraten. Uralte Trockenmauern aus riesigen Bruchsteinen stützen kleine Terrassen, die Bauern irgendwann nach dem Verschwinden der Dinosaurier aufgeschüttet haben. Der holprige Weg entlang dieser winzigen Gärten voller Mandel- oder Orangenbäume verrät auch, dass der Bau der Terrassen spätestens Ende des 19. Jahrhunderts abgeschlossen war: Das damals erfundene Auto hat auf den kaum zwei Meter breiten Wegen einfach keine Chance. Nur ein Maultier bewältigt die engen Serpentinen, in denen sich der Camino Real zu der Brandung hinab zu winden scheint, die tief unten an die Felsenküste donnert. Die Wanderer des 21. Jahrhunderts laufen gern auf diesen alten Wegen unter Drachenbäumen, auf denen seit dem Jahr 2001 sogar Markierungen der Inselbehörden dafür sorgen, dass sich niemand mehr verirrt.
Gesäumt von Opuntien, Papageienblumen und meterhohen Weihnachtssternen windet sich der Camino Real nur wenige Kilometer weiter am Meer entlang. Allerdings fallen die bis zu 2400 Meter hohen Bergflanken so steil in den Atlantik, dass der Pfad sich in Höhen zwischen zweihundert und sechshundert Meter immer hoch über dem Meer bewegt. Jede Küstenwanderung wird so zur Bergtour.
Die Palmeros genannten Einwohner der Insel haben sich auf die Ansprüche der Wanderer eingestellt, in der Caldera gibt es sogar spezielle Taxis für Wanderer. Caldera heißt das riesige Innere eines zwei Millionen Jahre alten Vulkankegels, aus dem die Fluten der Regenfälle aus den Passatwolken das Gestein ausgeräumt haben. Heute fallen die Felswände fast senkrecht aus 2400 Metern Höhe in den achthundert Meter über dem Meer liegenden Kessel. Nur nach Westen öffnet sich die enge Angustias-Schlucht, durch die der einzige Fluss La Palmas zum Atlantik strömt. Auf einer Piste, die eher einem Bachbett als einem Fahrweg gleicht, tasten sich ängstliche Mietwagenfahrer vorsichtig in diese Schlucht hinunter. Seltsamerweise überstehen die meisten Autos die nur im ersten Gang bewältigbare Tortur problemlos.
Dreißig Zentimeter lang sind die spitzen Nadeln dieser Bäume. Auf der dicken Schicht abgefallener Nadeln schwebt der Wanderer fast talwärts. Der Steig umrundet einige Barrancos, führt um einen langen Kamm herum. Selbst hier haben die Palmeros Trockenmauern und längst verwilderte Terrassen gebaut. Der Pfad windet sich zwischen schwarz-rissigen Kanarenkiefern immer weiter in die Tiefe, plötzlich kräht ein Hahn. Mitten in der Caldera liegt ein Hof, den man nur auf Schusters Rappen, mit dem Maultier oder dem Helikopter erreichen kann. Gleich dahinter schäumt das Wasser des Rio Taburiente über mächtige Felsblöcke. In einem weiten Schotterfeld aalen sich Bikini- und Badehosen-Träger in der Sonne, die selten genug in die meist Wolken-umhüllte Caldera scheint. Kleine Almwiesen unter fast lotrechten roten Felswänden, in deren Risse sich Kanarenkiefern hoch über dem Talboden krallen, verführen zum Faulenzen.
Zu lange aber sollte der Wanderer hier nicht rasten, noch liegt ein knapp vierstündiger Weg durch die Schlucht zurück zum Auto vor ihm. Verfehlen kann man den Weg nicht, deshalb gibt es hier im Gegensatz zu praktisch allen anderen Regionen La Palmas keine Markierung. Deutliche Trittspuren führen im Bachbett abwärts, immer wieder muss der Wanderer auf Steinen im Wasser balancierend den rauschenden Fluss überqueren. Nur gut, dass die Palmeros bei Dos Aguas das meiste Wasser durch Stollen in der Caldera-Wand zu ihren Feldern leiten. Da bleibt für den Bach selbst wenig Wasser übrig, in das der Wanderer hinein fallen könnte.
Von
diesem Pico de la Nieve genannten Gipfel am Kraterrand führt ein bequemer Weg
um die Caldera herum, den auch nicht Schwindelfreie ohne größere Probleme
bewältigen können. Und die Aussicht auf die roten Vulkanwände ist mindestens
so beeindruckend wie von der Völkerwanderungsstrecke auf der anderen
Caldera-Seite. Wenn dann noch Wolken im Krater wabern, gebänderter rotschwarzer
Stein über diese Zuckerwatte in die helle Sonne der Subtropen empor sticht,
klicken die Kameras der wenigen Wanderer hier oben wie im Stakkato. Der Blick
zurück zeigt an solchen Tagen ein Wolkenmeer, aus dem weiter im Süden ein
breiter Bergrücken wie der Buckel eines gestrandeten Wals ragt – die Cumbre
Vieja, über die der vielleicht spektakulärste Wanderweg der Insel führt.
Dort verrät manchmal ein stechender Geruch nach Schwefel, wie jung dieser Bergrücken wirklich ist. Der schwarze Sand des Wanderweges endet plötzlich an einer Abbruchkante, hinter der Nebel aufsteigt. Nur ab und zu gibt der wabernde Dunst den Blick in die Tiefe frei: Schwarze, gelbe und rote Wände fallen an drei Seiten rund hundertundfünfzig Meter in die Tiefe, enden auf einem Oval mit vielleicht hundert Metern Durchmesser. Das kann nur ein junger Vulkankrater sein, taucht längst verflogenes Wissens aus dem Geo-Unterricht an der Schule wieder auf.
Fotos: Dr. Roland H. Knauer
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 17 - August 2005
Von Hans Diem
Hans
Diem und Evelyn Gebhardt aus Garmisch-Partenkirchen gingen zum 2. und 3. Mal längs
über die Pyrenäen auf der spanischen Seite. Im Jahr 2000 auf der Route GR 11
von Llancá am Mittelmeer nach
2.6. bis 6.7.2000
Ab Llancá am Mittelmeer gingen wir in der Provinz Catalunya genüsslich meist auf Fahrwegen durch einsames Waldgebirge mit kleinen Dörfern und verlassenen Bauernhöfen, vorbei an gefassten Quellen und alten Einsiedlerkirchen, stiegen täglich etwas höher hinauf und standen am 8. Tag auf dem Col de Tirapits 2790 m. Eine Sturmfront mit Regen und Schnee vertrieb uns von diesem höchsten Punkt des GR 11, es folgten fünf nasse Tage. Ab Andorra war das Wetter wieder schön, vom Pic de Pedrosa 2942 m hatten wir gute Rundumsicht. Wieder in Catalunya zogen wir durch belebte Bergdörfer, stiefelten begeistert über 2000 m hohe Colls und badeten oft im größten Bergseengebiet der Pyrenäen.
Am
Straßentunnel bei Vielha begann die Provinz Aragon, gleich stand der Pico de
Aneto 3404 m am Weg in Regenwolken gehüllt. Einen Vormittag haben wir
abgewartet, sind dann bei Wetterbesserung sofort in der Südflanke auf Schnee
und Fels aufgestiegen zu diesem höchsten Gipfel der Pyrenäen. Der Höhensturm
riss die Wolken in Fetzen, dadurch waren immerhin Ausschnitte der Umgebung zu
sehen. Das mächtige Posetsmassiv umrundeten wir mit Respekt, abends zeigte sich
der zweithöchste Gipfel der Pyrenäen schön im Abendrot. Den schwierigsten
Teil des GR 11, die steile Flanke zum Coll de Anisclo sind wir abends noch
aufgestiegen, haben unterwegs gut geduscht in einem Wasserfall. Der Coll war mit
Zelten besetzt, doch im Abstieg fanden wir
16.6. bis 13.7.2001
Bei Puigcerdá sind wir aus dem Zug gestiegen und gleich auf über 2000 m Höhe aufgestiegen. Nach eiskalten Nächten war tagsüber schönstes Wetter, den Weg kannten wir vom letzten Jahr, für die Abstecher auf die Vormittag-Gipfel ließen wir das Zelt stehen, für die Nachmittag-Gipfel deponierten wir übrige Ausrüstung im Gelände. So stiegen wir genüsslich auf schöne und hohe Berge am Weg, oft mit den Steigeisen im festen Firn, das erfrischende Bad danach war garantiert. Nach sieben Gipfeln am Weg standen wir diesmal am frühen Morgen und bei gutem Wetter auf dem Pico de Aneto 3404 m. Es folgte eine tolle Überschreitung des prächtigen Posets-Massives 3369 m bei bestem Wetter. Mit vielen Gipfelwünschen gingen wir auf den Monte Perdido zu, den dritthöchsten. Unser Zelt stand gut im Kreise seiner Trabanten, doch leider setzte ein schauriges Sauwetter ein. 15 Stunden lang wechselten ununterbrochen Regen, Gewitter, Hagelschauer, Platzregen. Am Morgen danach war das Land weiß von Hagelkörnern, massenhaft Wasser wälzte sich tosend aus allen Flanken. Für diese Gipfelparade wollen wir mit viel Zeit wieder kommen, sagten wir uns, stiegen bei Hochwasser durch den Cannon von Ordesa ab ins Dorf Torla und warteten hier zwei Tage lang auf Wetterbesserung. Den Paradeberg Balaitous 3151 m schafften wir im 2. Versuch, da war die Freude war groß. Wir wechselten nach Frankreich und konnten am letzten Tag noch den bekannten Felsberg Pic du Midi d'Ossau 2884 m erklimmen bei guter Rundumsicht. Pyrenäen olá, wir kommen wieder!
Pyrenäendurchquerung – vom Mittelmeer zum Atlantik
Von Harald Vielhaber Im Sommer 2010 habe ich die seit vielen Jahren ersehnte Pyrenäendurchquerung komplett an einem Stück durch 4 spanische Provinzen erwandert. 48 Tage, 784 km und 38.000 Höhenmeter später sowie um 5 kg Lebendgewicht leichter erstatte ich Bericht. 1. Los Pireneos Los Pireneos, les Pyrénées, die Pyrenäen: was ist das, wie soll man das beschreiben? Das geht eigentlich nicht (Pyrenäen muss man erleben), ich versuche es trotzdem. Für den Geografen sind die Pyrenäen das Grenzgebirge welches Iberien von Frankreich trennt, wobei die politische Grenze auch meistens mit dem Höhenkamm übereinstimmt. Für den Meteorologen sind die Pyrenäen eine Wetterscheide: wenn es auf der Nordseite regnet hat man auf der Südseite häufig Sonne und umgekehrt. Am westlichen Ende herrschen grüne Landschaften vor (hier regnen sich die Wolken vom Atlantik kommend ab), am östlichen Ende ist das Klima mediterran und sehr trocken.
Für den Historiker sind die Pyrenäen seit Jahrhunderten ein Rückzugsraum und Fluchtburg gegen Krieg und Verfolgung: im Mittelalter als natürliches Bollwerk gegen die Mauren oder als Rückzugsgebiet für die Katharer gegen die römische Inquisition, später als Fluchtweg im spanischen Bürgerkrieg vor Francos Truppen und wenig später in umgekehrter Richtung aus dem besetzten Nazi-Frankreich. Kulturell ist der Kamm stets eine Grenze geblieben, auch wenn es teilweise uralte Abkommen zwischen Dörfern und Tälern beidseits der Grenzen gibt. Nur für kurze Zeit hat mal in Aragon ein Königreich bestanden, welches Gebiete auf beiden Seiten des Gebirges umfasste.
Für den Naturliebhaber bieten die Pyrenäen eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt: Gänsegeier, Bartgeier, Adler, Gämsen, Murmeltiere, endemische Arten wie der Pyrenäenbär (leider nur noch eine Handvoll) oder die grüne Eidechse im Anisclo Canyon gibt es hier. Für mich als Nordeuropäer gehören die Gänsegeier zu den eindrucksvollsten Lebewesen hier, ca. 4.500 Paare sollen in dem Gebirge hausen. Weil tote Tiere in Spanien meist liegen bleiben finden die Geier leichter Nahrung als in den Alpen. Über 100 km entfernen sich Gänsegeier von ihren Horsten auf der Suche nach Aas. Auch die Botanik bietet ihre Attraktionen: zahlreiche Orchideen (wie z.B. Knabenkraut oder Türkenbund), wilde Tulpen, blauer und gelber Enzian, das schöne Edelweiß, Kakteen, dichte Buchenwälder und natürlich die hier bis in 2.400m Höhe anzutreffende typische Pyrenäenkiefer.
Für den Weitwanderer sind die Pyrenäen dies alles zusammen: ein Gesamtkunstwerk aus Wäldern, Wiesen, grünen Hügeln und schroffen Bergen, lebendiger Schafwirtschaft, unberührter Natur und vielen magischen Orten. Das milde südliche Klima lädt zum Baden in den zahlreichen Bergseen und Bächen ein. Bei schlechtem Wetter und flexibler Planung kann man auf die andere Seite wechseln. Man kann tagelang wandern ohne eine Straße zu queren. Umso mehr freut man sich dann auf das nächste Dorf oder Städtchen um bei regionalem Wein und abwechslungsreicher Küche die Seele baumeln zu lassen. Man beachte dabei, dass es auf der französischen Seite in den Restaurants ein Mittagsmenü von 12:00 bis 14:00 Uhr gibt, auf der spanischen hingegen von 14:00 – 16:00 Uhr.
Ein Warnhinweis sei daher angebracht: Vorsicht, die Pyrenäen können süchtig machen ! Wer einmal hier war kommt gerne wieder.
2. Der Weg ist das
Ziel Hat man sich trotz des Warnhinweises entschlossen, die Pyrenäentraversierung zu wagen, so stellen sich dem Wanderer zuerst die folgenden drei Grundfragen: - wo starte ich, im Osten oder in Westen ? - welchen Weg nehme ich ? - mit oder ohne Zelt ? Wir werden zunächst die möglichen Alternativen beschreiben und dann auf diese drei elementaren Fragen zurückkommen.
Gleich 3 Routen durchqueren die in Luftlinie 430 km lange Sierra: Auf der französischen Seite der „Chemin de Grande Randonnée 10“, kurz „GR10“, im Süden als spanisches Pendant „La Senda“ oder auch „Camino de Gran Recorrido 11“, kurz „GR11“, und dazwischen verläuft die noch wildere „Haute Route Pyrénéenne“ (HRP) welche den höchsten Bergen und Kämmen folgt.
Erwähnt sei auch noch das zweibändige Werk des Schweizers François Meienberg „Zu Fuss durch die Pyrenäen“ mit einem eigenen Routenvorschlag in 72 Etappen. Für diese Variante die auch die Vorgebirge mit einbezieht benötigt man mehr als 2-3 Monate, die anderen Wege kommen mit 6-7 Wochen aus. Ich beschränke mich hier auf die drei „Klassiker“ GR10, GR11 und HRP (die neue Variante von F. Meienberg kenne ich nicht).
2.1 Der GR 10 Der GR10 ist der älteste der Pyrenäenwege, rot-weiß markiert und immer auf der französischen Nordseite. Er startet am Atlantik in Hendaye und führt in West-Ost-Richtung über zahlreiche Pässe und Täler nach Banyuls am Mittelmeer. Der GR10 ist so angelegt, dass man nach einer Tagesetappe auf eine bewartete Unterkunft trifft (Hütte, Gite oder Hotel). Die Route ist beschrieben abschnittsweise in französischen Topo-Guides der FFRP (Fédération de Randonnée Pedestre), derzeit vergriffen und nur gebraucht erhältlich. Der GR10 kann natürlich auch in Gegenrichtung gegangen werden. Die Topo-Guides sind detailliert, mit farbigen Kartenausschnitten, Gehzeiten, Informationen zur Logistik und tabellarischen Übersichten (diese auch zur Gegenrichtung). Leider braucht man 4 solche Führer für die gesamte Strecke.
Die spanische Seite wurde zu Francos Zeiten systematisch entvölkert weil dem Diktator die Bergregion suspekt war. In den 70er Jahren traf man dort nur auf Guardia Civil, Schmuggler und vereinzelte Schäfer, aber nicht auf Wanderer, es gab ja auch kein Kartenmaterial. Nach Francos Tod und der Ausbildung des heutigen föderalen Systems mit regionalen Regierungen wurde in den Tourismus investiert und seit 1986 „La Senda“ als Pyrenäendurchquerung auf spanischer Seite angelegt, ebenfalls rot-weiß markiert so wie der ältere Bruder im Norden. Der GR11 ist in Theorie auch so angelegt, dass man nach einer Tagesetappe auf eine Unterkunft trifft. In Theorie deshalb, weil die dünnere Besiedlung hierfür einige extrem lange Etappen (10-12h) erzwingt und man außerdem unbewartete Unterkünfte von fraglicher Qualität mit einbeziehen muss. Also ein Schlafsack und ein Biwaksack sind hier unentbehrlich, ein Zelt sei empfohlen um nicht auf Mammut-Etappen oder auf heruntergekommene Unterkünfte angewiesen zu sein.
Es gibt auch noch einen Outdoor Führer [5] in deutscher Sprache zum GR11, von dem ich aber abrate weil seine Informationen von schlechter Qualität und manchmal schlichtweg falsch sind. So startet der Outdoor Führer mit einer 41km-Etappe (was wirklich zu Fuß nicht zu schaffen ist) mit der Begründung, dass man unterwegs kein Wasser fände. Blödsinn, mindestens 3 Ortschaften liegen auf dieser Etappe wo selbst im trockenen Hochsommer Menschen leben die Wasser trinken, und einige Quellen gibt es obendrein. Die Beschreibung geht hier über insgesamt 48 Etappen.
2.3 Die HRP Anders als die beiden GR’s ist die Haute Route (Hohe Route) nicht im Gelände markiert sondern nur in den IGN-Karten eingezeichnet, sowie im zugehörigen Führer von Georges Véron (1933-2005) beschrieben. Die HRP folgt diversen markierten Wegen aber auch nicht markierten bzw. nur mit Steinmännchen markierten Wegabschnitten. Für die HRP braucht man also unbedingt den Führer von G. Véron, welcher auch ins Englische übersetzt wurde („Pyrenees – High Level Route“). Für die HRP ist ein Zelt unverzichtbar weil sie sich am Gelände orientiert und nicht an der Erreichbarkeit von Ortschaften. Die HRP geht wie der GR10 in West-Ost-Richtung, startet wie der GR10 in Hendaye und endet in Banyuls bei 41 Tagesetappen und geht gleichermaßen durch französisches wie spanisches Gebiet. Auf der HRP bin ich meine ersten Pyrenäenetappen vor ca. 25 Jahren gegangen, gelegentliches Verlaufen inklusive. Die HRP ist die wildeste der drei Varianten und führt vornehmlich durch das Hochgebirge, sodass man für Einkäufe oder Verpflegung die Route gelegentlich verlassen muss.
Wer es gerne einsam und wild hat wird den GR11 oder die Haute Route vorziehen. Die Einsamkeit hat aber seinen Preis: die Logistik ist komplizierter weil Unterkünfte in manchen Teilen selten sind. Eine Pyrenäendurchquerung ist daher mit Zelt zu empfehlen. Nur so kann man sein Nachtlager an den schönsten Orten aufschlagen und ist vollkommen unabhängig.
Das wilde Zelten ist in den Bergen üblich und fast überall erlaubt. In den Nationalparks oder direkt bei Hütten gibt es einschränkende Regelungen zu beachten. Nur im Aigues-Tortes Park ist das Zelten komplett untersagt, hier lässt man sich also besser nicht erwischen. In den anderen Parks ist das Zelten an bestimmte Regeln geknüpft (z.B. darf meistens das Zelt nur nachts stehen und muss am morgen abgebaut sein, oder es muss mindestens 1h von der nächsten Straße entfernt sein, oder ab 1.800m Höhe stehen). Genaueres entnehme man den Hinweisschildern am Eingang zum jeweiligen Park. In Hüttennähe ist meistens ein Mindestabstand zur Hütte vorgeschrieben oder ein bestimmtes Areal zum Zelten ausgewiesen, ganz selten ist es verboten oder das Gelände ungeeignet.
Man beachte auch, dass man in der Regel mehr Höhenmeter gehen muss wenn man zum Übernachten abends ins Tal absteigen muss und am Morgen wieder hinauf auf den Grat. Klar, dass man ein Zelt zwar auch tragen muss, dann aber solche Umwege nicht in Kauf zu nehmen braucht. Wer näher an der Zivilisation bleiben möchte der sollte den GR10 nehmen, hier kann man auf ein Zelt verzichten.
Jetzt liegen die Informationen auf dem Tisch und jeder mag für sich seinen Weg und die richtige Wanderrichtung und Ausstattung bestimmen. Ich selbst habe mich für den GR11 in der Ost-West-Richtung entschieden und dabei das Zelt mitgenommen.
Meine Gründe hierfür: Erstens der Start im Frühsommer (Mitte Juni). Im Juni ist es am Mittelmeer noch nicht so heiß und viele Quellen sprudeln noch, anders als im Hoch- oder Spätsommer. Ich fand es daher komfortabler am Mittelmeer zu starten und dann im Hochsommer am Atlantik anzukommen als umgekehrt. Zweitens war dann als Weg der GR11 die natürliche Wahl, zumal ich den wilderen Süden und die regionale Küche auf der spanischen Seite liebe. Und deshalb habe ich drittens das Zelt dann mitgenommen um unabhängig von Unterkünften zu sein und dafür lieber woanders Gewicht gespart.
3. Die
Reisevorbereitung Ein wichtiger Teil des Vergnügens ist die mentale Vorbereitung der Reise. Seit Jahresanfang stand das Projekt fest, Mitwanderer für Teile der Strecke gab es auch schon, die freien Tage sind beantragt, jetzt kommt die Detailplanung.
Peter aus Hilden kommt für 30 Tage mit, Beatrice aus Zürich stößt dann 10 Tage später ebenfalls dazu für 20 Tage. Die letzten 2½ Wochen bin ich dann alleine unterwegs.
Dann kann die eigentliche Detailplanung beginnen: anhand des Führers und der Karten wird eine Etappenplanung erstellt, Pausentage inklusive. Die Logistik am Wegesrand (Einkaufsmöglichkeiten, Transport, Restaurants) wird festgehalten, soweit bekannt.
Als letzte Vorbereitung habe ich mit meinen Mitwanderern die Packliste abgestimmt. Der Rucksack darf – ohne Proviant – maximal 15 kg nicht überschreiten, denn Wasser und Proviant kommen ja auch noch dazu. Jedes Kilo mehr tut einem später leid !
4. Der Wegverlauf Am 16. Juni ist es soweit: Peter und ich besteigen in Weeze am Niederrhein den Flieger von Ryan Air nach Girona. Von dort nehmen wir den Zug nach Figueres, und weiter den Bus bis nach Cadaques. Erst abends kommen wir an, denn die meiste Zeit mussten wir auf die Anschlüsse warten. Am nächsten Morgen wollen wir hier starten. Die Wanderbeschreibung habe ich in 8 regionale Abschnitte unterteilt und dabei meine Erlebnisse zusammengefasst. Für Details siehe tabellarische Übersicht am Ende.
17.06.-22.06.2010 (5½ Tage, 115 km) – Die Bucht von Roses Wir sind in Catalunya (Katalonien), weshalb wir hier mit französisch oder englisch besser weiter kommen als mit spanisch. Die Katalonier sind stolz auf ihre eigene Kultur und Sprache und legen großen Wert darauf, dass man bei ihnen nicht in Spanien ist. Wer hier einen „spanischen Wein“ bestellt ist unten durch. Bekannte Katalanen sind die Maler Juan Miro und Salvatore Dali, oder der Architekt Antonio Gaudi, nach dessen Plänen immer noch an einer Kathedrale in Barcelona gebaut wird. Der GR11 startet am Cap de Creus, dem östlichsten Punkt der Pyrenäen (noch weiter östlich gibt es nur noch Wasser). Dorthin gelangt man nur per Auto oder eben zu Fuß, daher beginnen wir unsere Wanderung gemütlich etwas südlich davon in Cadaques, dem Heimatort von „el maestro“ Salvatore Dali. Seine Villa ist heute ein Museum welches zu besichtigen ist. Die letzten Tage hat es geregnet, aber der Wettergott hat uns lieb und schenkt uns zum Start Sonne mit einzelnen Wolken. Es gibt einen Weg die Küste entlang, dem wir folgen, und nach einem ersten Bad im Mittelmeer erreichen wir zur Mittagspause das Cap de Creus. Hier nehmen wir am Fuße des Leuchtturms zunächst einige Tapas und dann die Markierung des GR11 auf. Es geht durch ein von Wind und Trockenheit geprägtes Naturschutzgebiet mit teilweise mannshohen Kakteen (einige blühen gerade), und immer wieder neuen Ausblicken auf blaue felsenumrandete Buchten.
In El-Port-de-la-Selva, einem kleinen Fischer- und Badeort, übernachten wir in einer Pension. Der offizielle GR11 führt von hier aus 480m hinauf zur Abtei von San Pedro de Rodes (die Touristen kommen mit dem Auto hinauf), und dann wieder hinunter zum Küstenort Llanes. Diesen Blödsinn machen wir nicht mit, sondern folgen bis Llanes dem Küstenwanderweg GR92, und erreichen so am späten Vormittag den Ort. Hier machen wir unsere Einkäufe, denn die nächsten Geschäfte sehen wir erst in 2-3 Tagen.
Überraschung am nächsten Morgen: das Wetter hat
gewechselt, es hat stark abgekühlt mit sehr stürmischem Wind und Wolken. Es
geht weiter bergauf bis auf 780 m Höhe. Hier weht der Wind mit solcher Kraft
von der Seite, dass wir auf dem Kamm wie Betrunkene einen Zickzackkurs
gehen, weil der Wind uns immer wieder mit seinen Böen um 1 Meter zur Seite
Abends sind wir in einem kleinen aber sehr hübschen
Weiler La Vajol und nehmen in der einzigen Kneipe erstmal eine Erfrischung
in Form eines frisch gezapften Estrella zu uns. Wir fragen den Wirt nach
einem geeigneten Zeltplatz in Ortsnähe und er beschreibt uns etwas von einem
Font. Wir finden diesen Ort, es ist eine Quelle (katalanisch: „font“) mit
ehemaliger Waschanlage am Ortsrand und Wiese. Die Aussicht auf die Bucht von
Roses und das Meer, welches am Abend dunkel von den Lichtern der Küstenorte
umrandet wird, ist atemberaubend. Auch wieder ein sehr schöner Schlafplatz;
bisher hatten wir mit unseren Übernachtungen Glück und allen Komfort,
insbesondere Wasser. Am Morgen geht es nach einem Frühstück im Ort weiter
geht es durch den Wald, mal Korkeichen, mal Kastanien, und vorbei an
Gedenktafeln zum spanischen Bürgerkrieg. Wir lernen dass in einem
unscheinbaren Gebäude am Wegesrand die Kriegskasse der Revolution versteckt
gewesen war, und wie viele zigtausend Schicksale der
Unser geplantes Etappenziel Albanya erreichen wir dadurch nicht mehr. Macht nichts, wir haben ja das Zelt und kampieren kurz vor Albanya bei einer alten fledermaus-bevölkerten Kapelle (Cerbonils), unser erster Zeltplatz ohne Wasser. Am nächsten Morgen erreichen wir dann Albanya, hier hätte es einen Campingplatz gehabt. Mit Albanya verlassen wir definitiv die Bucht von Roses und den mediterranen Teil des GR11. Gut, dass wir nicht auf den Outdoor-Führer gehört haben, der diesen ersten Teil des GR11 als uninteressant abkanzelt und den Start in Albanya empfiehlt. Ab jetzt werden wir das Mittelmeer nicht mehr sehen, hier beginnen die „richtigen“ Berge.
4.2 Von Albanya
zur Hochebene der Cerdanya (Puigcerda) 22.06.-27.06.2010 (5½ Tage, 106 km) – im Herzen Kataloniens Von Albanya (250m) geht es zuerst über Asphalt dann auf einer Piste in der Sonne stetig bergauf. Zum Glück gibt es einen mit gelber Markierung bezeichneten Pfad der parallel und etwas steiler geht und dabei die vielen Kehren der Piste abschneidet. Auf 700m machen wir eine Pause am Bauernhof Can Nou bei Bier und Erdnüssen. Heute erreichen wir zum ersten Mal mehr als 1.000 Höhenmeter, bevor wir wieder absteigen müssen. Wir kommen in ein von Wasseradern durchzogenes Tal, und nach einem Bad zelten wir in St. Aniol d’Aguja, einer Wallfahrts-Kapelle mitten im Wald, mit Bach und sprudelnder Quelle.
Nach einem ausgezeichneten Frühstück geht es am nächsten Morgen dann ins Hochgebirge. Die Landschaft wird schroffer, mit waldfreien und aussichtsreichen Passagen zwischendurch. Zuletzt geht es stetig bergan an einem blumengesäumten Bachlauf entlang, bis wir abends in der Hütte Refugio de l’Ull-de-Ter ankommen. Jetzt sind wir schon auf 2.220 Metern über dem Meer. Wegen dem langen und späten Winter hat die Natur hier noch 1 bis 2 Monate Rückstand, sodass wir noch im Frühling sind und überall auf blühende Pracht treffen. Auch auf Schnee stoßen wir am nächsten Tag, wo wir zwei Pässe von 2.781m und 2.650m überschreiten, bevor wir Nuria, ein Heiligtum der Katalanen, erreichen.
Am nächsten Tag kaufen wir uns in Planoles leckere Erdbeeren und ein Picknick, welches wir dann weiter oben im Dörfchen Dorria verzehren wollen. Dabei überrascht uns ein Gewitter und wir verziehen uns unter das großzügige Vordach eines derzeit nicht bewohnten Hauses. Es gewittert ohne Pause, der Regen reißt nicht ab, und es wird später Nachmittag darüber. Auf einer überdachten Terrasse feiert eine Groß-Familie ein Fest, dort frage ich nach der nächsten Unterkunft, und werde hinunter ins Tal verwiesen. Mist, da kommen wir gerade her. Wir bekommen erstmal Kaffee, katalanischen Sekt, Kuchen und andere Reste des Mittagsmahls angeboten, kulturell umkränzt von katalanischen Seemannsliedern.
28.06.-03.07.2010 (6 Tage, 70 km) – ein Natur- und Steuerparadies in den Bergen Von Puigcerda ginge der GR11 erstmal 6 km über Asphalt; das wollen wir nicht und nehmen uns ein Taxi nach Guils-de-Cerdanya, wo wir den GR11 aufnehmen zum Refugio de Malniu (2.138m). Kurz bevor wir ankommen fängt der Regen an, während wir in der Hütte picknicken gewittert es dann weiter. In der Nähe gibt es einen wunderschönen See, den ich nach dem Gewitter auf mich wirken lasse. Diese Nacht verbringen wir zusammen in der Hütte, die außer uns nur noch 2 andere Wanderer als Gäste hat.
4.4 Von Andorra in
den Nationalpark Aigues Tortes 04.07.-09.07.2010 (6 Tage, 94 km) - eine Seenlandschaft in 2.000m Höhe Am nächsten Morgen müssen wir einige Schneehindernisse
überwinden auf dem Weg zum 2.757m hohen Port Balau, dem Pass der uns aus
Andorra hinausführen wird. Aber bevor wir das tun, besteigen wir noch die
Coma Pedrosa, die direkt am Pass liegt und mit 2.942m Höhe der höchste
Gipfel von Andorra ist. Wir schauen hinab in die andorranischen Täler, dicht
bebaut bis
Wir verlassen Andorra und sind wieder in Katalonien, im wunderschönen und einsamen Vall Ferrera, geprägt von mäandernden Bächen, grünen Wiesen, Hängen voll von blühendem Rhododendron, weiter unten dann von dichtem Wald.
Erst am Abend erreichen wir ein Dorf, Areu, wo wir auf dem Campingplatz unser Lager aufschlagen und dank der spanischen Essenszeiten auch nach 21:00 Uhr im Dorfrestaurant noch ein feines Menü bekommen. Eine Wanderin treffen wir dort wieder, wir haben sie auf dem Weg schon das eine oder andere Mal seit Puigcerda gesehen, und erfahren heute Abend, dass sie Jana heißt und aus Tschechien kommt. Auch sie ist nicht das erste Mal in den Pyrenäen, wie gesagt, die Pyrenäen haben Suchtpotential. Sie hat viel Zeit und will nach dem GR11 noch weiter laufen bis nach Santiago de Compostella.
Per SMS wissen wir inzwischen dass Beatrice bei einer Podologin war, die ihr den Zeh mit weniger invasiven Mitteln als der Doktor wieder in Ordnung bringen konnte. Wir verabreden uns schon für den nächsten Tag in la Guingeta d’Aneu. Um dorthin zu gelangen, müssen wir eine recht lange Etappe machen: mittags sind wir in Estaon, einem fast verlassenen Dorf. Hier ist niemand mehr außer einer Architektin aus Barcelona, welche im Sommer hier arbeitet und für den Bürgermeister das Gite verwaltet. Von ihr bekommen wir ein leckeres Mittagessen. Dann müssen wir noch 1.000m ansteigen um den Mont Caubo zu überwinden, erreichen dann das malerische aber verlassene Dorf Dorve mit toller Quelle, und steigen weiter ab nach La Guingeta d’Aneu.
4.5 vom Aigues
Tortes Nationalpark in den Ordessa Nationalpark 10.07.-17.07.2010 (8 Tage, 104 km) – von Katalonien nach Aragon Es geht zunächst aufwärts über den Pass Port de Rius und dann hinunter ins Tal von Vielha. Im Hospital de Vielha, einem Refugio an der grenzüberschreitenden Nationalstraße, erbetteln wir uns ein Mittagsmenü (eigentlich hatten sie mittags geschlossen), und gehen dann weiter das Tal hinunter durch Wald bis zum tiefsten Punkt, einem Stausee an der Straße auf 1.430m Höhe. Hier verlassen wir Katalonien und betreten die Provinz Aragon, gehen durch schattigen Wald stetig bergan einem reißenden Bergbach entlang. An einem Picknickplatz schlagen wir unser Nachtlager auf und gehen früh schlafen, denn für den nächsten Tag stehen wieder hohe Berge auf dem Programm.
Am nächsten Morgen müssen wir weiter – teilweise wieder durch Schneefelder – zum Vallibierna-Pass (2.710m). Hier sind wir in Gesellschaft so einiger 3000er Gipfel, und der Aneto, mit 3.404m der höchste von allen, ist ganz in der Nähe. Über Schneefelder gleiten wir abwärts, klettern um einen See herum und wandern ab ins Tal zum Campingplatz Ixeia bei Benasque. Auf der Piste hinab ins Tal waren schwere Baumaschinen im Einsatz, denn das Gewitter vom Vorabend hat wohl so einiges angerichtet am Weg. In Benasque gehen wir einkaufen, essen, Karten verschicken. Es ist ein touristischer Ort am Ende vom Tal und fast dem Ende der Straße. Zum Glück, denn seit Jahrzehnten gibt es Bestrebungen die Straße durch einen Tunnel nach Frankreich fortzusetzen, was Naturschützer und lokale Bürger und sicher auch der Geldmangel erfolgreich verhindern konnten. So bleibt uns ein sehr schönes Tal als Sackgasse und Naturpark weiter erhalten.
4.6 von Torla nach
Isaba 19.07.-23.07.2010 (5 Tage, 78 km) – von Aragon nach Navarra Am späten Vormittag verabschiede ich mich von Beatrice, sie steigt in den Bus Richtung Süden, und ich nehme zu Fuß den Weg Richtung Norden zurück in die Berge. Mein Rucksack kommt mir jetzt so leicht vor, denn Peter und Beatrice haben alles mitgenommen was ich für das letzte Stück nicht benötige. Zügig steige ich bergan entlang des Flusslaufs, der mich von Torla nach San Nicolas de Bujaruelo führt.
Am Ende einer Staubpiste gibt es hier eine Hütte, einen Campingplatz, sowie eine alte Kapelle und eine römische Brücke über den Fluss. Nach einer Erfrischung im Fluss und dann in der Hütte folge ich weiter dem Wasser und zelte schließlich in 1.800m Höhe am Bachufer. Es ist ein anderes Wandergefühl, so ohne menschliche Gesellschaft. Man muss sich zwar nicht mehr abstimmen und kann daher Pausen machen oder weiterlaufen wie man gerade lustig ist, aber man hat auch niemanden mit dem man die schönen oder auch schwierigen Momente teilen kann, oder der einem beim Essen gegenübersitzt und dem man sich mitteilen kann.
24.07.-29.07.2010 (6 Tage, 115 km) – Vom Hochgebirge ins grüne Navarra Ich nutze den Bahnhof Canfranc und mache am nächsten Morgen einen Abstecher nach Jaca, dem Hauptort der Provinz. Mittags geht es mit dem Bus zurück, und ich steige noch auf bis zum Ibon d’Estanes (1.780m), wo ich bade und zelte. Seit dem heftigen Gewitter bei Sallent de Gallego hat es merklich abgekühlt, ein kalter Wind weht von Norden, aber es bleibt noch sonnig und trocken. Durch ein langes, wunderschönes Tal, welches der Rio Aragon mäandernd durchzieht, geht es stracks weiter gen Westen Richtung Mittelmeer. Nach Überwindung des Col de Piedraficha gelange ich ins nächste Tal und dort schließlich zum Camping Zuriza, sehr zu empfehlen und schön gelegen am Ende einer kleinen Straße. Hier ist es einsam, trotzdem gibt es alles: einen kleinen Laden, ein Restaurant, schattige Zeltplätze und warme Duschen.
Ich verlasse die Provinz Aragon und betrete Navarra. Hier spricht man bereits baskisch, und die Bewohner fühlen sich auch als Basken, denn nach ihrem Selbstverständnis ist Baskenland überall dort, wo baskisch gesprochen wird (Euskal Herria). Wahrscheinlich wollten die Macher des modernen Spaniens das Baskenland als Region nicht zu stark werden lassen und haben deshalb eigens die Provinz Navarra geschaffen und so vom Baskenland abgetrennt. Das baskische Volk und ihre Sprache sind so alt, dass die Ursprünge sich im Dunkel der Zeit verlieren, es gibt keine gemeinsamen Wurzeln mit dem indogermanischen Sprachraum. So antwortete einst ein Baske, vor dem sich ein stolzer französischer Marquis mit seinem langen Stammbaum von Ahnen brüstete: „Wir, Monsieur, wir stammen überhaupt nicht ab“.
Ich komme nach Isaba, wo ich in einem Gite den Schlafsaal beziehe. Zufällig ist gerade Dorffest, und eine baskische Kapelle zieht musizierend umher. So wie auch die Katalanen haben die Basken Blasinstrumente, die ich so nirgendwo sonst gesehen habe, und deren Namen ich nicht kenne. Sie geben etwas schräge Töne ab, in etwa vergleichbar mit der Schweizer Guggemusik an Fastnacht. Am Abend wohne ich dem Kinderteil des Festprogramms bei, denn das Erwachsenenprogramm beginnt erst um 24:00 Uhr.
Inzwischen teile ich den Gite mit einem jungen Mann aus Israel, der den GR11 in Gegenrichtung begeht. Nach gemeinsamen Frühstück trennen sich unsere Wege: er nach Osten, ich nach Westen. Die Berge und die Täler sind jetzt tiefer, begrünter, mit Weiden und Mischwald aus Buchen und Eichen. Unterwegs begegne ich einem jungen Wildschwein, welches sich mitten auf dem Weg zur Siesta hingelegt hatte und murrend abzieht, als ich mich nähere. Ich erreiche den Ort Ochagavia, wieder ein malerisches Dorf mit allem was man braucht. Ab hier hat man kürzlich die Wegführung des GR11 geändert, es ist noch nicht in den Führern erwähnt, dafür gibt es eine große Infotafel. Der offizielle Weg führt jetzt über das Plateau weiter, anstatt in den Wald von Iraty einzutauchen, dem größten zusammenhängenden Buchenbestand Europas.
Welchen Weg soll ich nun weiter gehen, den alten oder den neuen? Ich mache meine Entscheidung vom Wetter abhängig. Wenn die Sonne scheint, dann werde ich den kühlenden Schatten des Iraty-Waldes suchen. Wenn es aber wolkig ist und regnet, dann habe ich auf dem Plateau keine Fernsicht und werde im Wald von Iraty besser gegen Wind und Regen geschützt sein. Also Iraty.
30.07.-03.08.2010 (5 Tage, 102 km) – Ab ans Meer und hinein ! Dass es im Baskenland (und Navarra) oft regnet, ist normal, denn hier schlagen die vom Atlantik kommenden Wolken ihr Wasser ab. Die Landschaft ist daher immer grün und feucht, die Landwirtschaft floriert. Wenn es wärmer wäre würden hier sicher Regenwälder wachsen. Ausnahmsweise habe ich am nächsten Tag trockenes Wetter. Ich setze meinen Weg fort zum nur 2km entfernten Burguete, wo ich frühstücke und meine Vorräte auffrische. Ich folge meiner alten Wegbeschreibung des GR11, welche zunächst mit dem Jakobsweg parallel geht. Ich werde immer wieder von Mountainbike-Pilgern mit Gepäck überholt, welche mir im Vorbeifahren ein „Buen Camino“ zuraunen und dann in die Pedale treten. Ich finde nur alte verblasste GR-Markierungen, und der laut Karte vorhandene GR11-Abzweig vom Jakobsweg ist nicht markiert und obendrein mit Stacheldraht versperrt. Ich verlasse mich auf meine Beschreibung und nehme den Abzweig trotzdem, ich will nicht noch bis Santiago de Compostella laufen, jedenfalls nicht in diesem Jahr. Prompt verlaufe ich mich im Wald, finde schließlich einen breiten Weg, den ich auf der Karte identifizieren kann als GR11, und folge diesem. Was ich nicht wusste, war, dass man ab Burguete erneut die Wegführung geändert hatte, anscheinend wollte man Jakobspilger und GR11-Wanderer voneinander trennen. Nach diversen Irrwegen komme ich zum Refugio de Sorogain, welches definitiv wieder am GR11 liegt und leider ebenso definitiv aus nicht näher ersichtlichen Gründen für unbestimmte Zeit geschlossen hat. Stattdessen gab es einen Infostand der Region, die fürs Wandern warb, was mich leider nicht satt machen kann. Zum Glück habe ich seit Burguete genügend Vorräte und picknicke stattdessen. Etwas weiter kommt ein sehr schönes Seitental wo ich meine Wäsche im Bach wasche, Siesta halte und die Nacht verbringe. Zwei Luxemburger ziehen vorbei, in Gegenrichtung auf dem GR11 unterwegs. Ich beschließe, eine Statistik zu führen: wir haben bis jetzt als Nationen Tschechien, Israel, Spanien, Frankreich, Polen, Deutschland, Holland und Luxemburg. Die Mehrzahl ist alleine unterwegs, am zweithäufigsten sind Gruppen zu zweit.
5. Nützliche
Informationen 5.1 Führer,
Literatur, Karten, Weblinks [1] FFRP Topo-Guides GR 10, 4 Führer für den ganzen Weg. Kurzkritik: Bester
Führer für GR10, in Französisch, komplett mit Kartenauschnitten. [2] Jean-François Rodriguez: „La Senda – Grande Traversée des Pyrénées espagnoles par le GR 11“, Rando Editions, 2009. Kurzkritik: Bester
Führer, in Französisch, komplett mit farbigen Kartenauschnitten. [3] Georges
Véron: „Haute Route Pyrénéenne“, Rando Editions, 2007. Kurzkritik:
Kompetenter Führer, in Französisch, mit Kartenauschnitten. [4] François Meienberg „Zu Fuss durch die Pyrenäen“, Rotpunkt-Verlag, Zürich [5] Hartmut Stahn: „Pyrenäenweg GR11 - Outdoor Reihe,
Conrad Sein Verlag [6] IGN Kartenserie 1/50.000 zu den Pyrenäen [7] Kurt Tucholsky: „Ein Pyrenäenbuch“, Berlin 1927. [8] Andorra: siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Andorra [9] Canfranc:
Baunetz Woche 212 5.2 Anreise Die Pyrenäen sind an folgenden Punkten mit der Bahn & Bus erreichbar: · Bahnhöfe von Hendaye & Irun am Atlantik · Bahnhof Canfranc (von spanischer Seite aus, von Frankreich gibt es einen Bus) · Bahnhof Lourdes (weiter mit dem Bus nach Luz-St-Sauveur und Gavarnie) · Bahnhöfe La-Tour-de-Carol und Puigcerda (5km auseinander) in der Cerdanya · Bahnhöfe Banyuls und Llanes am Mittelmeer Flughäfen gibt es auf französischer Seite in Bordeaux, Toulouse und Perpignan. In Spanien in Zaragossa, Girona und Barcelona. Auf spanischer Seite gibt es in so manche Dörfer Busse. Informationen findet man auf der Website der Busunternehmen, z.B. bei www.alosa.com. 5.3 Klima Auch im Sommer muss mit teilweise heftigen Gewittern einsclißelich Hagel gerechnet werden. Die Temperaturen können je nach Wetter und Tages-/Nacht-Zeit zwischen Null und 30 Grad variieren. 6. Tabellarische
Etappenübersicht
Fotos: Harald Vielhaber
1. Teil erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 35 - August 2011
Wanderungen auf küstenahen Pfaden rund um
Ibiza
Ibiza war bis 1950 eine arme Insel, deren Bewohner von der
Landwirtschaft und Fischerei lebten. Die ersten Besucher waren Künstler und
Literaten. Später entdeckten die Hippies die magische Insel. Es folgten die
Reichen und Schönen. Auch Pauschaltouristen kamen nach der Eröffnung des
Flughafens (1958) auf kleine aber feine Baleareninsel. Seit 1987 wird auf Ibiza
auch gewandert. Zahlreiche Wanderungen habe ich in den drei Auflagen meines im
Sunflower Verlag, London erschienenen Führers beschrieben. Die meisten
Tagestouren verlaufen ganz oder in Teilstücken auf Küstenpfaden. Um eine
komplette Rundwanderung um die Insel zu erhalten, habe ich die letzten noch
fehlenden Abschnitte im Frühjahr 2011 erkundet. Die Gesamtlänge dieses
Küstenweges beträgt ca. 241 km.
Wer die Wanderungen nachgehen möchte, sollte sich auf der kleinen Insel morgens zum Ausgangspunkt fahren und am Nachmittag wieder abholen lassen. Man kann auch ein Taxi für die An- und Rückfahrten bestellen - für die Rückfahrt am besten per Handy. Bei vier Personen ist der Preis nicht höher als der Busfahrschein. Busverbindungen gibt es nur in wenigen Fällen. Man sollte vielleicht nicht unbedingt den Ehrgeiz haben, alle Etappen der Reihe nach abzuwandern. Man kann sich durchaus einige Etappen in der Nähe seines Aufenthaltsortes oder Etappen mit geringen Anforderungen herauspicken. Wer dennoch die Inselumwanderung in einem Guss mit Übernachtungen an den Etappen gehen möchte, kann in folgenden Orten übernachten: Santa Eularia, Es Cana, Can Jordi, Es Figueral, Cala de Sant Vicent, Portinatx, Port de Sant Miguel, Sant Antoni, Cala Moli, Cala Vedella, Es Cubells, Sa Canal, Eivissa, Talamanca, Cala Llonga. Problematisch sind allerdings die Öffnungszeiten der Hotels in den Wandermonaten Oktober bis April. Hierzu muss man unbedingt die Auskünfte aus dem Internet einholen. Wer keinen Fahrer mit Mietwagen hat, dem möchte ich die beiden preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten in Santa Eularia (Sa Rota und Buenvista Hostel) und die An- und Rückfahrt per Taxi zu viert empfehlen.
Die Etappenlängen sind bewusst kurz gehalten, um auch dem
wenig geübten Wanderer die Inselumrundung per pedes zu ermöglichen.
Unerfahrene und wenig trainierte Wanderer sollten allerdings lieber
einige von Rolf Hürten und mir in unseren Büchern (s. u.) beschriebene
Wanderungen unternehmen, bevor sie sich auf das Abenteuer einer Inselumrundung
einlassen. Erfahrene und starke Wanderer schaffen dagegen zwei oder manchmal
auch drei Etappen an einem Tag. Die Insel mit Biwaksack, Schlafsack und vollem
Gepäck zu umwandern, ist natürlich auch möglich. Dies ist aber wohl jungen und
abenteuerlustigen Weitwanderern vorbehalten. Das freie Zelten ist auf der Insel
wg. der Waldbrandgefahr verboten. Wasser muss mitgeführt und täglich ergänzt
werden; es gibt keine Brunnen am Meer. Waschen kann man sich im Meer. Und man
darf natürlich wegen der Waldbrandgefahr kein Feuer machen. Die Beschreibungen
der Etappen sind nicht so ausführlich wie in der Wanderliteratur (Hürten, Losse,
s. u.). Sie setzen eine gewisse Erfahrung im eigenständigen Wandern voraus.
Zur Ausrüstung im Tagesrucksack sollten die genaue Karte des
neunblättrigen Kartenwerks Mapa Topográfico de Espagna (1:25000), ein Kompass
und ein Handy gehören. Die Kompass-Karte No 239 (1:50000) leistet aber auch gute
Dienste. Das neunblättrige Kartenwerk erhält man
z. B. bei Vorbestellung in der
internationalen Buchhandlung Libro Azul in Santa Gertrudis (www.libro-azul-ibiza.com).
Die Kompass-Karte hat die Buchhandlung vorrätig.
Wer noch etwas küstennähere Varianten sucht, sollte ein GPS-Gerät dabei haben.
Es gibt durchaus noch Wege, die noch dichter an der Küste verlaufen, die aber im
Laufe der Zeit zugewachsen sind oder über Privatbesitz führen. An einigen
Stellen habe ich die UTM-Koordinaten angegeben. Wer ein GPS-Gerät dabei hat, hat
also einige zusätzliche Orientierungspunkte. Der Anzeigegenauigkeit von einem
Meter steht die Messungenauigkeit von zehn Metern gegenüber. Die Satelliten
fliegen schnell. Die letzten zwei Ziffern können also durchaus variieren.
Eine einheitliche Markierung für den hier beschriebenen
Wanderweg gibt es natürlich noch nicht. Es gibt aber verschiedene Markierungen,
da ja seit 1987 auf Ibiza gewandert wird. Vor der Motorisierung wurden die Wege
der Einheimischen mit roten Punkten markiert; diese Markierungen findet man kaum
noch. Mit blauen gleichschenkligen Dreiecken hat der 2010 verstorbene
Wanderfreund Rolf Hürten zahlreiche Wege markiert. Grüne oder grün-weiße
Wegzeichen (Striche oder Dreiecke) stammen vom lokalen Wanderverein
Ibizacaminante. In der Gemeinde San Juan stehen Holzpfosten mit Zielen und
Kilometerangaben an den Wanderwegen. Gelegentlich findet man auch gelbe und
ältere blaue Markierungen, deren Ursprung mir noch unbekannt ist. Gut markiert
sind die Fahrradrouten, die aber auch von Wanderern genutzt werden können. Eine
Trennung von Rad- und Wanderwegen ist auf Ibiza nicht erforderlich. Die Anzahl
der Anhänger dieser beiden schönen Sportarten ist auf der Insel noch gering. Es
gibt auf Ibiza aber schon drei Wandergruppen: Die Ibizacaminante, ein Verein mit
ca. 60 Mitgliedern, die sich regelmäßig zu Wanderungen treffen. Dann eine
deutschsprachige Wandergruppe, die von dem Schweizer Josef Zimmermann geführt
wird. Die Veranstaltungen werden im Magazin Ibiza HEUTE monatlich angekündigt.
Schließlich treffen sich englischsprachige Residents auch regelmäßig zu
gemeinsamen Touren.
Das Netz von Wanderwegen wächst ständig. Leider sind die
Markierungen nicht einheitlich. Obsolet sind die um 1990 errichteten Pfähle der
Falkenrouten. Die Wege, an denen sie stehen, sind heute überwiegend asphaltiert
und meist Bestandteil von Radwegen geworden. Eine gedruckte Übersicht über alle
mit hohem finanziellem Aufwand seinerzeit errichteten Falkenrouten gibt es
vermutlich nicht mehr. Ich habe damals dringend von dem teuren Vorhaben
abgeraten. Wertvolle Tipps zu den Wanderungen verdanke ich meinem
Schweizer Wanderfreund Leo Inäbnit, der sich ebenfalls seit vielen Jahren um die
Wanderrouten auf Ibiza bemüht. Leo arbeitet mit mir an weiteren möglichst noch
küstennäheren Pfaden unserer Inselumrundung.
Wanderliteratur gibt es auf Ibiza seit 1989. Vergriffen und
nur noch antiquarisch erhältlich sind die ersten beiden 1989 und 1995
erschienenen Auflagen meines bei Sunflower Books, London auf deutsch, englisch
und spanisch veröffentlichten Buches "Landschaften auf Ibiza und Formentera".
Aktuell ist die 2007 nur auf englisch erschienene Ausgabe "Ibiza and Formentera
- car tours, cycle tours and
walks", ISBN 978-1-85691-330-0. Restbestände der älteren Auflagen gibt es noch
vereinzelt in einigen Buchhandlungen auf der Insel. Vergriffen sind ebenfalls
die bei Ibiza HEUTE um 2000 erschienenen drei Wanderheftchen "Ibiza
Wanderführer" meines verstorbenem Wanderfreundes Rolf Hürten. Sein Band "Ibiza
- 37 Wanderungen" aus dem
letzten Lebensjahr des Autors (2010) ist natürlich hochaktuell (ISBN
84-607-4227-2). Noch im Handel ist auch das im Bergverlag Rother 2003
erschienene Buch "Ibiza und Formentera
- Die schönsten Tal- und
Höhenwanderungen". Bei diesem Titel handelt es sich allerdings um ein Plagiat
der zweiten 1995 erschienenen Auflage meines Führers. Es ist etwas überholt aber
noch brauchbar. Für Wanderer ebenfalls gut geeignet sind die
Mountainbike-Fahrradrouten "IBIZA BIKE AREA". Diese von Ibiza Travel 2008
herausgegebene Loseblattsammlung ist kostenlos bei den Informationsbüros
erhältlich.
Dann gibt es noch eine weitere von der Gemeinde Santa Eularia
herausgegebene Loseblattsammlung von 12 Radrouten. Die mit dem hohen
Schwierigkeitsgrad bezeichneten Touren für Mountainbiker sind für den Wanderer
auch gut zu nutzen.
Und
schließlich ist die Gemeinde San Juan dabei, die Wanderwege in exzellenter Weise
zu markieren und zu beschreiben. An quadratischen Holzpfählen sind Ziel,
Weglänge und Gehzeit angegeben. Flyer mit allen Routen können unter
www.santjoandelabritja.com
kostenlos heruntergeladen
werden.
Von den allgemeinen Führern über Ibiza erscheint mir der von
Thomas Schröder im Michael Müller Verlag erschienene Titel "Ibiza und
Formentera" am geeignetsten.
Nach diesem langen Vorspann nun endlich zu der Inselumrundung
per pedes: 1. Etappe Von
Santa Eularia nach Es Canar (Karten 799-I und 773-III) Diese kurze Etappe (ca.7 km) ist kaum mehr als ein etwas längerer Spaziergang.
In etwa zwei Stunden wandert man von einem Küstenort zum
nächsten. Am östlichen Ende der Promenade zweigt man bei der Werftanlage und dem
Hotel Estaques zum Meer ab. Durch ein Parkgelände steigt man auf einem steinigen
Küstenpfad zu einem Betonweg an. Auf der anderen Seite des 33 m hohen Hügels
geht es steil zur Hotelanlage Sol Ibiza hinab. Man kann auf der Meerseite des
Hotels vorbeigehen. Danach führt der Pfad durch weitere Hotelanlagen hindurch
oder an ihnen meerseitig vorbei. Danach werden mehrere Buchten passiert: Playa
Niu Blau, Cala Pada, Cala Martina. Vor der in den Wintermonaten geschlossenen
Anlage Punta Arabi biegt man vor den Villen nach links zur Straße. Durch den Ort
wandert man bis zur Busstation bzw. Taxenstand.
2. Etappe Von Es
Canar zur Cala Mastella (Karte 773-III) Diese ebenfalls kurze Etappe (ca.6 km) führt über die Buchten Cala Nova und Cala Llenya. Gelegentlich müssen Hotels, Villen und Appartementanlagen landseitig umgangen werden.
Von der Cala Llenya steigt man eine Treppe zur Feriensiedlung
Can Jordi hinauf. Zur Wanderzeit von Oktober bis April ist es aber sehr ruhig
hier. Die Anlagen sind dann unbewohnt. Von Can Jordi wandert man auf einem
asphaltierten Weg zur fjordähnlich eingeschnittenen Bucht Cala Mastella. Das
berühmte Fischrestaurant ist im Winter geschlossen.
3. Etappe Von der
Cala Mastella zur Platja des Figueral (Karte 773-III) Diese etwas längere Wanderung (ca.12 km) führt leider landseitig um den Puig d'en Mestra und die Serra des Llamp herum. Hier auch einen möglichst küstennahen Pfad zu kreieren, bleibt ein Fernziel.
Von der Cala Mastella wandert man auf dem asphaltierten aber
kaum befahrenen Weg zur Cala Boix. Es gibt auch einen abenteuerlichen Küstenpfad
über die Felsklippen, der aber vor einem Privatgrundstück auch auf den
asphaltierten Weg führt. Von der Cala Boix folgt man teilweise der Radroute 5.
Sie wurde von der Gemeinde Santa Eularia gut markiert. Vor der Bucht Pou des
Lleó machen wir aber einen Abstecher nach Osten zum Torre d'en Valls. Und vom
Torre d'en Valls gehen wir entweder auf demselben Weg zurück oder wir folgen dem
etwas abenteuerlichen Küstenpfad zum Pou des Lleó, wo wir uns der Radroute 5
wieder anschließen. Der Küstenpfad erfordert etwas Trittsicherheit, er führt an
einem sehr schönen Torbogen am Klippenrand vorbei. Hier befand sich einst ein
Brunnen, der sich jedoch nach einem Einbruch des Küstengesteins mit Salzwasser
füllte. Hinter dem Caló Roig biegt der Rad- und Wanderweg leider landeinwärts
nach Westen. Nach Durchquerung der zur Wanderzeit einsamen Hotelanlagen
erreichen wir den schönen Strand von Es Figueral.
4. Etappe Von Es
Figueral nach Cala San Vicente (Karte 773-III) Auch diese Wanderung zählt mit ca. 12 km Länge und fast 300 Höhenmetern zu den etwas anspruchsvolleren Touren der Inselumrundung.
Vom Strand Platja des Figueral steigt man zunächst ein paar
Meter zu einem Fahrweg an, der in nordwestlicher Richtung an der markanten Säule
Paller des Camp vorbeiführt. Der Weg biegt bald nach Westen und führt auf die
PM-810. Diese noch gar nicht so alte Straße verbindet San Carlos mit Cala San
Vicente. Ihr zu folgen, wäre zwar küstennah aber langweilig und aufgrund der
zahlreichen Kurven nicht ungefährlich. Wir wählen daher den Pfad über die fast
300 Meter hohe Bergkette. Diesen uralten Pfad habe ich 1987 nach mehrtägigem
Suchen entdeckt. Der Einstieg ist nicht ganz einfach zu finden. Wir folgen der
PM-810 achthundert Meter (von KM 16,1 bis KM 15,3) nach links in südöstlicher
Richtung. Ein Schild weist hier auf Can Mateu hin (UTM 0376754 und 4323823).
Hier verlassen wir die Straße auf einem Feldweg nach rechts in nördlicher
Richtung. Ganz kurz darauf biegen wir in südwestlicher Richtung nach links (UTM
0376745 und 4323905). Über eine Kreuzung (UTM 0376524 und 4323835) geht es dann
in Richtung WNW weiter. Bei der nächsten Einmündung halten wir uns links
Richtung SW. Wir folgen dem Weg ein kleines Stück nach SW. Dann sind wir beim
Einstieg, der mit dem blauen Hürten-Pfeil markiert ist. Es geht ein Stück nach
NW, später nach N. Auf der Karte endet der Weg zwischen den Anwesen Es Vildo und
Can Joan. Er führt aber weiter. Folgen Sie den blauen Pfeilen bis zum Ziel Cala
San Vicente. In der Wanderliteratur (Losse, Hürten) ist der Weg von San Carlos
aus beschrieben. Mein Schweizer Wanderfreund Leo Inäbnit empfiehlt einen andern
Übergang über die Sierra de sa Mala Costa, den ich aber noch nicht kenne: Auf
der PM 810 gehen wir in nördlicher Richtung ca. 250 m nach rechts bis zu dem
Stein mit der Bezeichnung „en canto
del rio“. Hier verlassen wir die Asphaltstraße in Richtung WNW nach links. Wir
durchqueren kurz darauf eine kleine Feriensiedlung und setzen unsere Wanderung
ansteigend zunächst in nördlicher und später in westlicher Richtung fort. Wir
kommen an den beiden Fincas Cas Vildo und Can Xic vorbei. Nach Passieren eines
ebenen Wegstücks haben wir den höchsten Punkt der Kette erreicht. Etwas westlich
vom Puig de s’Aguila (285 m) treffen auf den markierten Weg (blaue
Hürten-Pfeile) und folgen ihm nach Cala San Vicente. Der Pfad ist auf der Karte
eingezeichnet.
5. Etappe Von
Cala San Vicente zur Hochebene Can Joan des Pla (Karten 773-III und 773-I) Diese ca. 12 km lange Etappe führt den Wanderer zunächst auf
die Höhe der Villensiedlung Punta Grossa (155 m) und anschiließend an die
traumhafte menschenleere Nordküste der Insel.
Vom Parkplatz Cala San Vicente führt der asphaltierte Weg zunächst auf der südöstlichen Seite der Punta Grossa steil hinauf. Bei den großen Steinen auf der Höhe sollte man der mit roten Pfosten markierten Falkenroute noch ein Stück folgen, um die traumhaften Ausblicke von der Höhe zu genießen. Dann geht es zu den großen Steinen zurück. Der Abstieg erfolgt auf der Nordseite der Punta Grossa. Dieser Weg ist nur teilweise asphaltiert. Beim Abstieg sollte man den kleinen nicht markierten Pfad nicht verpassen (UTM 0378691 und 4326610). Er zweigt nach rechts ab und trifft vor dem Eingang zu der Ferienanlage Alle Dins auf die Aspaltstraße zu dieser einsamen Urbanisation. Auf der anderen Seite führt dann gegenüber der Rezeption der markierte Wanderpfad in den Wald hinein (UTM 0378805 und 4326757).
Der steinige gelb markierte Pfad quert den Torrente an seinem
oberen Ende. Nach rechts hat man bald einen Blick auf den nicht mehr
zugänglichen Leuchtturm Punta Grossa. Wir kommen bald an eine wichtige
Abzweigung: Der Hürten-Pfeil zeigt hier in beide Richtungen. Der Weg in Richtung
Meer ist verfallen. Wir ignorieren den mit einem roten Pfeil nach links bergan
führenden Weg und gehen geradeaus weiter (UTM 0378762 und 4327605). Durch eine
kleine Schlucht gelangen wir zu einer verfallenen Steinhütte. Hier können wir
kurz zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf das Meer abzweigen. Der Abstieg in
die Bucht Aigua Dolca (Cala des Jonc) ist aber sehr steil. Wir gehen von der
Steinhütte leicht absteigend geradeaus weiter
- parallel zur Küste. Venda
de Cas Rierons heißt dieser Küstenabschnitt. Das Gelände wird flach, und wir
gelangen auf eine Halbinsel mit den vorgelagerten Inseln S'Escullet und Ses
Formiges. Von der Bucht Cala d'en Buscar steigen wir in südwestlicher Richtung
zur Hochebene Pla de ses Formigues an. Der Anstieg ist mit blauen Hürten-Pfeilen
markiert. Das verfallene Haus (UTM 0376829 und 4327618) eignet sich gut zur
Vereinbarung des Treffpunktes zur Abholung. Vorher kann man noch der nahen Höhle
Es Cuieram einen Besuch abstatten. Der Weg ist ausgeschildert. Hier wurden 1907
Votivbilder der Göttin Tanit gefunden. Der Weg zu der Höhle war vermutlich der
Pfad unseres Anstiegs von der Bucht Cala d'es Buscar, wo die Schiffe der
Karthager wahrscheinlich geankert haben.
Diese nur ca. 8 km lange Wanderung führt uns zu grandiosen Aussichtstspunkten über die Nordküste.
Wir beginnen die Etappe an dem verfallenen Haus auf der
Hochebene Can Joan des Pla (UTM 0376829 und 4327618). Ein grün markierter auf
der Karte nur teilweise eingezeichneter Weg zweigt hier in nordwestlicher
Richtung ab. Ein rotes P ist eine weitere Markierung. Bei einer verlassenen
Finca führt der Pfad durch die Lücke in einer Steinmauer (UTM 0376577 und
4328048). Im weiteren Anstieg erblicken wir bald den Leuchtturm von Portinatx.
Kurz darauf verbreitert sich der Pfad zu einem Fahrweg. Bei zwei
Bäumen (UTM 0375815 und 4327876) erfolgt nach rechts der Anstieg zum 303
m hohen Talaia de sa Cala (Talaia de Sant Vicent). In Gipfelnähe ist Vorsicht
geboten. Das Gelände fällt senkrecht nach NW ab.
Wir steigen nach Erreichen des Gipfels wieder zu dem Fahrweg
ab und folgen ihm nach W. Bald sind wir bei dem Anwesen Casa Nelly. Wir steigen
weiter zu dem asphaltierten Weg ab, der von Sant Vincent zur Bucht Port de ses
Caletes führt. Diesem Weg folgen wir dann nach links in Richtung San Vicent. In
einer Linkskurve des aspaltierten Weges etwa ein Kilometer vor Sant Vicent
zweigt nach rechts ein markierter Wanderpfad ab.
Auf einem quadratischen Holzpfahl finden sich Wegweiser mit Kilometer-
und Zeitangabe zu den Zielen San Juan und Portinatx. Hier endet die 6. Etappe.
Man kann natürlich bis Sant Vicent weiterwandern, um sich dort in dem Lokal oder
vor der Kirche abholen zu lassen.
(Karten 773-III und 773-I) Diese ca. 10 km lange Etappe führt überwiegend durch ein
Waldgebiet, das im Mai 2011 weitgehend abgebrannt ist. Wir lassen uns von
Sant Vicent noch etwa einen weiteren Kilometer in Richtung Port de ses Caletes
fahren. Dort zweigt in einer Rechtskurve der Straße nach links der markierte
Pfad ab. Hier beginnt die Wanderung. Sie führt bald an dem maurischen Brunnen
Pou des Baladre vorbei. Bei der wenig später folgenden markierten Verzweigung
halten wir uns rechts in Richtung Portinatx. Der linke Pfad führt nach San Juan.
Wir folgen stets dem gut markierten Pfad. Er mündet schließlich auf den
asphaltierten Weg, der von San Juan nach Portinatx verläuft (UTM 0373268 und
4328863). Ihm folgen wir nach rechts. Nach einiger Zeit zweigt ein schlechter
asphaltieter Weg nach NO ab (UTM 0373060 und 4329573). Nach einer Rechtsbiegung
verläut er nach O. Er endet oberhalb der Bauruine eines ehemals geplanten
Hotels. Hier endet auch die 7. Etappe.
Man kann auch direkt an die Cala d'en Serra wandern: Bevor der
gut markierte Pfad den asphaltierten Weg erreicht, zweigt von ihm an der
Position UTM 0373850 und 4329325 ein Pfad nach Norden zur Cala den Serra ab. Im
Flyer der Gemeinde San Juan ist dieser Pfad enthalten.
8. Etappe Von der
Cala d'en Serra nach Portinatx (Karte 773-I)
Diese nur ca. 5 km lange Etappe hat es in sich. Der mit
blauen Dreiecken markierte Weg ist nicht immer leicht zu finden. Verlaufen kann
man sich aber praktisch nicht, zur Rechten hat man ja stets die Steilküste in
nicht allzu großer Entfernung.
Am kleinen Sandstrand Es Portixol endet die 8. Etappe. PKWs
können bis hierher fahren.
9. Etappe Von Portinatx zur Cala Xarraca (Karte 773-I) Diese ca. 6 km lange Etappe führt zunächst durch den
Ferienort Portinatx, der zur Wanderzeit aber so gut wie wie ausgestorben ist.
Diese ca. 16 km lange Wanderung führt heute durch eine vom
Waldbrand 2010 heimgesuchte
Küstenregion. Erst 2040 wird der Küstenstrich wieder bewaldet sein wie zuvor.
Man hat aber jetzt weite Fernblicke über den Küstenverlauf. Interessant sind die
antiken Bienenstöcke, die früher im Wald verborgen waren.
Auf dieser ca. 10 km langen Wanderung sind etliche Höhenmeter zu überwinden.
Vom Benirras Strand gehen wir ein Stück auf der Straße
landeinwärts und zweigen dann auf einem asphaltierten Weg nach Port San
Miguel ab. Diese im Sommer stärker befahrene Straße ist im Winter nahezu
autofrei. An diesem Asphaltweg liegt auch die Tropfsteinhöhle Cova de Can Marca.
Sie kann besichtigt werden, wenn sie geöffnet hat. Bei der Einmündung des
asphaltierten Weges in die Hauptstraße gehen wir in Port de Sant Miquel nach
rechts in Richtung Meer. Wer das asphaltierte Stück vermeiden möchte, kann auch
kurz nach der Benirras Bucht nach links auf die Route 5 abzweigen und auf ihr
etwas weniger küstennah Port de Sant Miguel erreichen. Den Verlauf der Route
kann man dem kostenlosen Flyer der Gemeinde San Juan entnehmen. In Port San
Miguel beginnt am Meer ein mit blauen Hürten-Dreiecken markierter Pfad zum Torre
des Molar. Von hier aus geht es ein kleines Stück zurück und dann in westlicher
Richtung auf einem mit quadratischen Holzpfählen markierten Pfad nach Na Xamena.
Das letzte Stück verläuft auf dem asphaltierten Fahrweg. Bevor Sie sich vor dem
Luxushotel "Hacienda" abholen lassen, sollten Sie zu dem 233 m hohen Punkt im
Norden wandern, um die herrlichen Ausblicke in alle Richtungen zu genießen.
12. Etappe
Von Na Xamena an die Cala d'Albarca (Karte 772-IV) Diese ca. 10 km lange Wanderung stellt hohe Anforderungen, weil recht große Höhenunterschiede zu überwinden sind. Die Route ist mit verschiedenen Wegzeichen gut markiert.
Der Weg ist später durch große rote Pfeile und Steinmänner
markiert. Von einer Passhöhe blickt man bereits in die Cala Albarca hinein (UTM
0360565 und 4325650). Von hier steigen wir zum Parkplatz an der Cala Albarca ab.
Der Pfad verbreitert sich bald zu einem Fahrweg (UTM 0360442 und 4325351). Hier
führt auch ein Weg zu einer Anbauterrasse hinauf, den wir ignorieren. Vom
Parkplatz (UTM 0360101 und 4324985) gehen wir noch knapp zwei Kilometer in
überwiegend südlicher Richtung, bis wir auf den asphaltierten Fahrweg stoßen
(UTM 0359825 und 4324075). Wir können dem Fahrer auch in Richtung San Mateu
entgegengehen und vielleicht gemeinsam bei Can Cires einkehren.
Diese nur ca. 6 km lange Wanderung verläuft überwiegend durch
Pinienwald. An der Steilküste gibt es gelegentlich spektakuläre Ausblicke. Die
Wanderung noch etwas küstennäher über die Halbinsel Moro des Cap und die Punta
des ses Torretes zu führen, bleibt ein Fernziel. Die alten zugewachsenen Pfade
müssten dazu aber wieder freigeschnitten werden. Man kann lediglich einen
Abstecher auf die Halbinsel unternehmen und die einzigartigen Ausblicke vom Cap
des Mossons und vom Cap d’Albarca genießen.
Wir beginnen die Wanderung am Abzweig des Lehmweges zur Cala
Albarca (UTM 0359825 und 4324075). Wir folgen dem kaum befahrenen asphaltierten
Weg, der um die Ebene Plana d’Albarca herumführt, in nördlicher Richtung. Jetzt
kommt es darauf an, den richtigen Abzweig nach rechts von diesem asphaltierten
Weg zu finden. Er liegt an der Position UTM 0359252 und 4324079. Hier weist auch
ein Schild darauf hin, dass wir uns in der Gemeinde Sant Antoni befinden.
Darunter steht ein Wegweiser zum Camp Vell, dem 401 m hohen Berg an der
Nordküste. So nebenbei kann man die Erhebung auf dieser Wanderung noch
mitnehmen. Folgen Sie der Beschilderung, und finden Sie mit Karte, Kompass und
GPS den Anschluss an die Küstenwanderung!
Wir folgen ein ganzes Stück der Radroute 9. Der ansteigende
Weg führt bald an einer ehemals bedeutenden Köhlerstätte vorbei. Hohe alte
Mauern aus vergangenen Jahrhunderten säumen das Areal. Bei einem großen blauen
Stein kommen wir an eine Verzweigung (UTM 0357996 und 4324476). Wir wählen den
nach rechts ansteigenden Weg. Die Radroute 9 führt geradeaus weiter. Eine
Schranke mit dem Schild „camino sans salida“ wird ignoriert. Bei der nächsten
Verzweigung halten wir uns rechts. Der Weg geradeaus endet vor einer Villa. Wir
kommen an einem hölzernen Wachturm (UTM 0357831 und 4324920) vorbei. Im unteren
Teil der Anlage zelten gelegentlich junge Leute, weil sie dort gegen Regen
geschützt sind. Schließlich gelangen wir
auf einen größeren Platz von dem ein Pfad zu dem Aussichtspunkt am Klippenrand
führt (UTM 0357052 und 4324674). Wir blicken tief in die Cala Sardina hinab.
Nach der Rückkehr auf den breiten Weg folgen wir der grünen Markierung auf dem
Cami des Camp Vell nach Süden. An einem Kalkbrennofen (UTM 0357088 und 4324375)
führt der Weg vorbei. Vor einer Finca schließt sich von links die
Radroute 9 wieder an. Schließlich mündet unser Weg auf den asphaltierten Weg,
der von Santa Agnes an die Steilküste Penya Esbarrada führt. Diesem Weg folgen
wir nach rechts bis zu einem Restaurant am Klippenrand. Hier endet die Etappe.
Auch wenn das Restaurant nicht geöffnet hat, warten wir hier auf die
PKW-Abholung bzw. das Taxi. Man kann natürlich auch dem asphaltierten Weg nach
links zum malerischen Ort Santa Agnes folgen und bei Can Comi die beste Tortilla
der Welt verzehren.
14. Etappe Von
der Penya Esbarrada zur Cala Salada (Karte 772-IV) Diese ca. 12 km lange Wanderung enthält in ihrem ersten Teil
das schönste und abenteuerlichste Wegstück, das die Insel zu bieten hat. In
meinem Buch ist die Wanderung als walk 13 und bei Rolf Hürten als Wanderung 7
genauestens beschrieben. Deshalb und weil der Pfad gut markiert ist (blauer
Hürten-Pfeil) begnüge ich mich hier mit einer Kurzbeschreibung.
Ein paar Meter nördlich vom Restaurant Puerte del cielo geht
es zunächst in westlicher später in südwestlicher Richtung recht steil bergab.
Der Pfad verlangt gleich am Anfang Trittsicherheit und später auch
Schwindelfreiheit. Wir folgen den Markierungen abwärts bis zu einer verfallenen
Finca aus der arabischen Epoche. Hier empfiehlt sich eine Rast. Sie haben
märchenhafte Ausblicke auf den durchbrochenen Felsen Ses Margalides im Meer und
auf die Felswände, die an die Dolomiten erinnern. Unterhalb des tiefsten Punktes
der Wanderung befindet sich noch eine mächtige Steinmauer und eine Quelle. Die
ehemaligen Anbauterrassen sind jedoch zugewachsen. Der Weg hinüber nach Corral
d’en Guillem ist leider verfallen und ebenfalls zugewachsen. Ihn
wiederherzustellen, wäre eine große Aufgabe.
Der Anstieg ist ebenfalls markiert. Nach gut zwei Stunden
sind Sie wieder auf dem asphaltierten Weg nur dreihundert Meter vom Einstieg
entfernt.
Das nächste Ziel ist der 258 m hohe Puig Nono. Ich bin den
Weg vor Jahren in umgekehrter Richtung gegangen. Er war etwas zugewachsen,
weshalb ich ihn auch nicht als Wanderweg in mein Buch aufgenommen habe.
Inzwischen soll er aber gut begehbar sein. Hier wartet also ein kleines
Abenteuer auf Sie.
Der Abstieg vom Puig Nono über Ses Fontanelles ist
problemlos. Man kann hier noch einen kurzen Abstecher zu den prähistorischen
Wandmalereien machen. Von der Cala Salada führt eine Asphaltstraße nach Sant
Antoni.
15. Etappe Von
der Cala Salada nach Sant Antoni
(Karte 772-IV und 798-I) Diese ca. 8 km lange Wanderung ist eher gemütlich. Sie verläuft beständig am Meer mit schönen Ausblicken auf die der Küste vorgelagerten Inseln. Genau beschrieben ist die Wanderung in umgekehrter Richtung als walk 12 in meinem Buch. Etwas schwierig zu finden ist höchstens der Einstieg.
Die Etappe beginnt mit einer Treppe am Restaurant. Sie führt
zu einem Tennisplatz hinauf. Der Weg ist aber von Rolf Hürten gut in
Gegenrichtung markiert und in seinem Buch als Wanderung 6 ebenfalls genau
beschrieben. Am Hafen von Sant Antoni endet diese erholsame Etappe.
16. Etappe Von
Sant Antoni zur Cala Tarida ( Karte 798-I) Diese ca. 15 km lange Wanderung in flachem Gelände führt
zunächst durch die Hochburgen des sommerlichen Ibiza-Tourismus. In den
Wandermonaten Oktober bis April sind die Hotels aber überwiegend geschlossen.
Die Promenaden sind menschenleer. Bis zur Bucht Port es Torrent führt der Weg
durch bebautes Gebiet. An den meisten Anlagen kann man aber meerseitig
vorbeigehen. Eine verlässliche und genaue Wegbeschreibung ist wegen sich ständig
ändernder Besitzverhältnisse nicht möglich. Suchen Sie bitte stets den möglichst
küstennahen Weg!
Auf dem Weg vom Port des Torrent zur Cala Bassa ist die
Bebauung geringer. Die Etappe führt an
dem gut erhaltenen Turm Torre d’en Rovira und an der malerischen Bucht Cala
Conte vorbei. Man hat einen schönen Blick auf die vorgelagerten Inseln Conejera
und Isla d’en Bosc.
Von der Vala Bassa bis zur Ferienanlage Puig des Delfi finden
Sie einen guten Küstenpfad. Die beiden Halbinseln Cap de Bassa und Es Farallons
sollten Sie voll ausgehen und nicht abkürzen! In dem flachen Gelände kann man
auf Pfadspuren mit gutem Schuhwerk erlebnisreiche eigene Wege finden. Der
Hauptweg an der Küste ist mit dem blauen Hürten-Pfeil markiert. Durch die
Ferienanlage Puig des Delfi gelangt man an die Cala Codolar. Auf dem Weg über
die Cala Llentia und Cala Corral zur Cala Tarida muss das eine oder andere
Grundstück landseitig umgangen werden. Wünschenswert wäre hier ein Küstenpfad,
der an allen Villen auf der Meerseite vorbeiführt, wie es das Gesetz über das
Wegerecht vorschreibt.
17. Etappe Von
der Cala Tarida zur Cala d’Hort
(Karte 798-I und 798-III) Südlich der Cala Tarida wird das Gelände wieder steiler. Der
Küstenpfad ist hier nicht markiert. Gelegentlich muss man auf dieser ca. 10 km
langen Wanderung auf die zur Wanderzeit so gut wie nicht befahrenen Küstenstraße
ausweichen. An den Buchten Cala Moli, Clot des Lamt und Caló d’en Real
gibt es auch wieder Bebauungen.
An der Cala Vedella führt die Straße direkt am Strand vorbei.
Die Erhebung Puig Pelat (185 m) meerseitig zu umgehen, ist mir noch nicht
gelungen. Und einen Weg über den Torrent Cala Carbo und über die südlich dieses
Tals gelegene Ebene Plana de Cala Truja habe ich bisher noch nicht gefunden.
Bis zum Abzweig zum Fischrestaurant folgen wir daher der in
Nord-Süd-Richtung verlaufenden Asphaltstraße. Dann gehen wir ein Stück auf dem
Schotterweg, der zum Fischrestaurant oberhalb der Cala d’Hort führt. Hier
steigen wir auf Treppen zum Meer ab, passieren die Fischerbootschuppen und
gelangen schließlich zur asphaltierten Zufahrtstraße zur Cala d’Hort.
Dort wartet vielleicht schon der Fahrer auf uns. Das schöne Restaurant
ist zur Wanderzeit leider geschlossen.
18. Etappe Von
der Cala d’Hort nach Es Cubells (Karte 798-III) Für diese nur ca. 12 km lange Wanderung benötigt man einen
ganzen Tag, wenn man den Abstieg zum Atlantis genannten ehemaligen Steinbruch
und die Besteigung des 414 m hohen Puig de Cala Llentrisca nicht auslässt.
Von der Cala d’Hort steigen wir das erste sehr steile Stück
(Busse können es nicht befahren) auf der Straße hinauf. Oben zweigt ein mit dem
blauen Hürten-Pfeil markierter Pfad nach rechts von der Straße ab. Ihm folgen
wir bis zu dem Plateau mit dem berühmten Blick auf den 382 m hohen Felsen Es
Vedra. Von hier steigen wir auf einem Pfad zum Piratenturm Torre des Savinar
hinauf. Um das Postkartenfoto vom dem Turm mit der Es Vedra im Hintergrund
schießen zu können, müssen wir noch etwas höher auf den 241 m hohen Hügel
steigen. Der Abstieg erfolgt in Kehren in nordöstlicher Richtung zu einem
Plateau. Von hier geht es sehr steil nach Süden zum Steinbruch Sa Pedra d’es
Savinar. Den Abstieg sollte man an der westlichen Felswand bewältigen. Zum
Aufstieg von diesem ehemaligen Kultplatz der Hippies sollte man den etwas weiter
östlich gelegenen Pfad wählen. Wir gehen zur Asphaltstraße zurück und folgen ihr
ein Stück in östlicher Richtung. In einer Linkskurve der Asphaltstraße (etwa bei
UTM 0348100 und 430550) zweigen wir auf einem Fahrweg nach rechts in
südöstlicher Richtung ab. Von diesem Fahrweg zweigt nach rechts ein nicht
deutlicher Pfad zum Puig de Cala Llentrisca (414 m) ab. Auf dem Gipfel steht
eine Steinsäule. Ich habe den Anstieg in meinem Buch nicht beschrieben, weil
einige Wanderer den im oberen Verlauf etwas zugewachsenen Pfad als unzumutbar
empfinden könnten. Von dem Gipfel blickt man auf die etwas niedrigere Es Vedra
hinunter -
einer der schönsten Ausblicke auf Ibiza. Bis zum Fahrweg steigen wir auf
demselben Pfad wieder ab. Dann folgen wir dem Fahrweg nach rechts. Er verläuft
in vielen Kehren in der Hauptrichtung nach Süden. Von diesem Fahrweg zweigt nach
links ein Pfad zur Cala Llentrisca ab
- etwa an der Position UTM
0348200 und 4303000. Auf ihm steigen wir zur Cala Llentrisca ab. Asphaltiert ist
der Weg nach Es Cubells von den Häusern bei Salt d‘en Sit. Nach Es Cubells sind
es von hier etwa noch drei Kilometer.
19. Etappe Von Es
Cubells zur Cala Jondal (Karten
798-III und 798-IV)
Die in der Luftlinie nur ca. vier Kilometer entfernte Cala
Jondal ist nicht leicht zu erreichen, da die Täler hier alle in nord-südlicher
Richtung verlaufen. Wir wandern daher die ca. 8 km lange Strecke teilweise auf
asphaltierten Fahrwegen, die zur Wanderzeit aber so gut wie nicht befahren sind.
Diese Etappe wandert man am besten nach der genauen Karte: Von Es Cubells ein
Stück auf der Straße nach N. Dann auf einem Feldweg nach Can Mestre. Anschießend
auf der Straße bis Can Joan des Graner. Auf Feldwegen dann weiter über die
Anwesen Ca na Pepa d’en Xio und Can Canto in südlicher Richtung zur Cala Jondal.
Die beiden schönen Restaurants an der Küste haben zur Wanderzeit leider
geschlossen.
20. Etappe Von
der Cala Jondal nach Sa Canal (Karte
798-IV) Diese ca. 12 km lange Wanderung hat einen Hügel am Anfang und
erfordert das Erklimmen einer Reihe von Höhen am Schluss.
Vom Restaurant an der Platja des Jondal steigen wir den 160 m
hohen Puig Jondal hinauf. Wir überschreiten die Anhöhe und steigen zu den
Fischerhütten von Sa Caleta ab. Hier landeten einst die Karthager und bauten die
ersten Siedlungen. Auch Verteidigungsanlagen aus dem Spanischen Bürgerkrieg
stehen hier. Ein kleines Stück gehen wir auf der direkt am Meer verlaufenden
Straße. Dann biegen wir nach rechts zur Codolarküste ab. Am Kopfende der
Landbahn des Flughafens und an den Salinen geht es anschließend vorbei. Beim
Restaurant Cap des Falco beginnt der Anstieg zum Puig Falco (119 m) und einigen
weiteren Hügeln ähnlicher Höhe. Es ist Vorsicht geboten. Nach rechts geht es
über hundert Meter senkrecht hinunter. Nach Überschreitung des letzten Gipfels
(das markante Cap des Falco, 112 m) geht es steil hinab. Die genaue Karte
enthält das letzte Stück des Abstiegs leider nicht mehr
- wohl aber die
Kompasss-Karte. An der Bucht Sa Olla trifft man auf die blaue Hürten-Markierung.
Sie führt uns durch die Salzverladestation zu dem Restaurant Can Macia am Beginn
des Salinas-Strandes.
21. Etappe Von
Can Macia zum Beginn des Strandes Platja d’en Bossa (Karte 798-IV) Diese ca. 12 km lange Wanderung ist als walk 3 in meinem Buch in Gegenrichtung beschrieben.
Von Can Macia gehen wir am Salinas Strand bis zum Torre de
ses Portes (auf der genauen Karte nicht mehr enthalten). Dann folgen wir dem mit
blauen Dreiecken, roten und grünen Punkten markierten Weg entlang der Platja des
Cavallet und anschießend über mehrere Hügel zum Torre de Sal Rossa. Auf dem
Parkplatz vor den Hotelanlagen treffen wir unseren Fahrer.
22. Etappe Von
der Platja Bossa zur Cala Talmanca (Karte 798-IV) Diese ca. 11 km lange Wanderung führt durch die bebauten
Abschnitte der Inselhauptstadt. Bleiben Sie immer in Meeresnähe: am Strand, auf
Promenaden und Straßen! Sie können auf dieser Wanderung auch die Altstadt Dalt
Vila und den davor gelegenen Küstenabschnitt Es Soto durchwandern.
Ein langes Stück können Sie am Strand von Paltja Bossa gehen.
Eine Promenade schließt sich an. In Ses Figueretes treten Sie in die Felsküste
von Es Soto ein. Durch einen Tunnelgang gelangen Sie in die Altstadt, die Sie
zum Hafen hin wieder verlassen. Am Yachthafen wandern Sie auf einer schönen
Promenade. Die Halbinsel Illa Grossa mit ihren Bunkeranlagen aus dem Spanischen
Bürgerkrieg sollten Sie auch noch umwandern, bevor Sie die Etappe in der Bar
Flotante am Talamanca Strand beenden.
23. Etappe Von
der Cala Talamanca zur Bucht Sol d’en Serra (Karten 798-IV, 798-II und 799-1) Auf dieser ca. 10 km langen Etappe brauchte man früher nur
die Villensiedlung Roca Llisa landseitig zu umgehen. Jetzt ist leider auch das
Wegstück zur Platja Estanyol verbaut. Diese wunderschöne Etappe ganz am Meer
begehbar zu machen, bleibt ein Fernziel.
Wandern Sie von der Bar Flotante den langen Talamanca-Strand
entlang. Für Fußgänger hat man einen Steg aus Bohlenbrettern gebaut. Nach dem
Ende des Talamanca-Strandes wandern Sie nach Osten weiter zum eindrucksvollen
Cap Martinet. Hinter der Cala Roja müssen Sie leider den Küstenpfad nach links
verlassen, um einige neu erbaute Villen landseitig zu umgehen. Sie wandern
ansteigend durch das Villengebiet am Puig Manya. Über eine Treppe geht es dann
auf den Fahrweg hinunter, der zur Platja de Estanyol führt. Über eine 68 m hohe
Anhöhe kommen Sie dann an die Cala Espart . Diese fjordartig eingeschnittene
Bucht liegt unmittelbar vor der Villensiedlung Roca Llisa. Links von einem
Barranco geht es dann zum Eingang der Siedlung hinauf. Sie lassen die Villen
rechts liegen und gehen in nordöstlicher Richtung zu dem Abzweig, der Sie dann
in südöstlicher Richtung zur Cala Oliviera hinunter führt.
An dieser schönen kleinen Bucht empfiehlt sich eine Rast. Der
blau markierte gelegentlich leicht zugewachsene Weg (diesmal nicht die
Hürten-Markierung sondern eine ältere) führt an den Anhöhen Puig den’Andreu (185
m) und Puig des Moltons (165 m) vorbei hinunter zur Bucht Sol d‘en Serra. 24. Etappe Von
der Bucht Sol d‘en Serra nach Santa Eularia (Karte 799-1) Diese letzte ca. 10 km lange Wanderung beschließt die
Inselumrundung.
Von der Bucht sol d‘en Serra gehen Sie den schmalen nicht
ganz ungefährlichen Pfad an der Abbruchkante zum Castellar I (184 m) hinauf.
Nach einem kurzen Abstieg in eine Senke steigen Sie zum Castellar II (220 m)
hinauf. Hier wird derzeit eine punische Siedlung ausgegraben. Vom Castellar II
steigen Sie in nordöstlicher Richtung ab. Der Pfad mündet bald auf einen Weg,
der in Serpentinen nach Cala Llonga hinabführt.
Von der Cala Llonga steigen Sie zunächst zu einem Fahrweg an,
der zu höher gelegenen Villen führt. Am Ende des Fahrweges schließt sich ein
markierter Wanderfpad an, der auf den Puig Marina (206 m) führt. Die Weg soll
durch Moto Cross Fahrer beschädigt sein, wie mir mitgeteilt wurde. Vielleicht
sind die Schäden ja zwischenzeitlich behoben. Vom Puig Marina geht es wieder
abwärts in Richtung Cala Blanca. Einen Abstecher durch den Tunnel zur steinigen
Cala Blanca sollten Sie nicht versäumen. Dann gehen Sie ein kleines Stück in
nordwestlicher Richtung zurück und steigen aus dem Tal heraus. Sie kommen dann
auf den breiten Schotterweg, der der vor einer Villa an der Punta de sa Cova
Blanca endet. Diesem Schotterweg folgen Sie in nördlicher Richtung bis Siesta.
Halten Sie sich in Richtung Meer und folgen Sie den Pfählen der Falkenroute!
Nach der Überquerung des Riu Santa Eularia sind Sie wieder in dem Ort, an
dem die Inselumrundung begonnen hat.
Informationsstand: 11.10.2011 Für Hinweise auf Fehler wie für Ergänzungsvorschläge bin ich
außerordentlich dankbar. Hans Losse, Birkenweg 5, D21684 Agathenburg, Tel./Fax
04141-62975 losse.agathenburg@t-online.de
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