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Zuletzt aktualisiert am: 23.02.16
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W a n d e r b e r i c h t e - I t a l i e n
Inhaltsverzeichnis: • Der Weg der Vier Täler - Unterwegs zwischen Luganer und Comer See Von Frank Rainer Scheck
• Auf einsamen Wegen zwischen Alpen und Meer Von Michael Kleider
• Via degli Dei - Der Götterweg Bologna - Florenz/Fiesole Von Dr. Helmut Huber
• Giro del Benaco - Rundtour um den Gardasee Von Günther Krämer
Bericht von einer Sommerwandertour im Jahr 2005 Von Friedlinde und Karl Stubenrauch
• Wanderung auf dem „Alte Via 1“ im Aostatal Von Gerhard Wandel
• Wanderung Percorsi Occitani Teil 1 Von Gerhard Wandel
• Wanderung Percorsi Occitani Teil 2 Von Gerhard Wandel
• Wanderung in der südlichen Toscana Von Von Friedlinde und Karl Stubenrauch
• Auf dem "Sentiero Italia" vom Comer See in die Von Gerhard Wandel
• "Sentiero Italia" in Lombardia - Abschnitt „Via dei Monti Lariani“ Von Gerhard Wandel
• Der "Grande Anello dei Sibillini Geheimtipp im Zentrum Italiens Von Christoph Hennig
• Eine Abenteuerwanderung in den Abruzzen Pfingsten 2009 Von Fronte Cerreto nach Barrea durch den Abruzzen-Nationalpark Von Friedlinde und Karl Stubenrauch
• Abruzzen. Auf Hennigs wilden Wegen von Amatrice nach Torre de Pásseri im Juni 2009 Von Evelyn Gebhardt und Hans Diem
Wer im Frühling an der Amalfiküste wandert, hat Wege und Restaurants für sich Von Franz Lerchenmüller
Ein Plädoyer für die Erhaltung der Vielfalt alpinen Wanderns Von Gerhard Wandel
• Eine Durchquerung der Ligurischen Alpen und der Seealpen Von Hans Diem
Unterwegs zwischen Luganer und Comer See
Von Frank Rainer Scheck
Routencharakter
Der Vier-Täler Weg (Il Sentiero Delle Quattro Valli), ca. 45 km lang, führt in drei Tagen von Dasio, einem Weiler in der Val Solda über dem Luganer See, nach Breglia, einem Dörfchen oberhalb von Menaggio am Comer See. Fern der touristischen Zentren an den Seeufern, verläuft er in ganzer Länge auf italienischem, genauer: lombardischem Boden, zunächst nordwärts unter dem schweizerisch-italienischen Grenzkamm, dann abschwenkend unter dem im Pizzo di Gino (2245 m) gipfelnden östlichen Kammausläufer. Die Höhen gehören zu den Lepontinischen Alpen, und die angesprochenen vier Täler - die Val Solda, die Val Rezzo, die Val Cavargna und die waldreiche Val Sanagra - ziehen sich mit ihren Bächen entweder zum Lago di Lugano hinunter (die ersten drei) oder zum Comer See.
Die Azienda di Promozione Turistica in Como hat die Weitwanderung in Zusammenarbeit mit der Communità Montana Alpi Lepontine und dem Club Alpino Italiano (CAI, Sektion Menaggio) um 1984 entwickelt. Der Weg ist einheitlich rot-weiß-rot markiert; dazu findet sich gelegentlich auf rechteckigen Blechschildchen als spezifisches Signal für den Sentiero Delle Quattro Valli eine schwarze, in roter Farbe schräg durchstrichene 3 im weißen Quadratfeld, beiderseits von roten Feldern flankiert.
Der Vier-Täler-Weg bewegt sich in mittelhohen Lagen zwischen 580 m (Dasio) und 1640 m (Punkt über Alpe Nesdale) und berührt in seinem Zug über die Hänge, ähnlich wie die bekanntere Via Dei Monti Lariani (mit der er sich in Breglia verbindet; s.u.), unzählige Weidelehnen mit Monti – reizvoll-idyllische Höhenweiler und Maiensässen –, die teils im Verfall, meist aber im Wiederaufbau als Feriendomizilien begriffen sind. Besonders aussichtsreich sind die zweite Hälfte der ersten und die zweite Etappe. Auf der dritten Etappe kann man sich – Empfehlung! - dem Wald nach reichlich zwei Stunden durch eine Wegvariante über die Alpe Nesdale und die Kapelle von San Amate entziehen. (Diese Variante wird im folgenden beschrieben.) Vor allem die Val Cavargna, deren durch viele Bachläufe gekerbten Hänge über Stunden ausgegangen werden, behält der Wanderer in bester Erinnerung – eine anmutige Landschaft, zu deren wasserreicher Frische im Frühjahr die das Tal überragenden Schneehöhen beitragen.
Die Begehung des Sentiero erfordert keinerlei wandertechnische Versiertheit – allerdings eine gewisse Grundfitneß, denn auf der ersten und zweiten Etappe sind, verteilt auf mehrere Routenabschnitte, jeweils um 1000 m aufzusteigen. Als ‚Hosentaschenweg‘ läßt sich der S4V, auch wenn es nirgendwo unbequem steil oder fordernd wird, also nicht bezeichnen.
Man wandert meist auf alten, gut erhaltenen Pfaden, die Dörfer untereinander oder auch Dörfer mit ihren Maiensässen verbanden. Die Route über den Passo Stretto wurde historisch von Säumern genutzt, die weiter zum Passo di San Lucio und von dort ins südliche Tessin strebten. Bei Cavargna benutzt man kurz eine Militärmulattiera, die zum Passo San Jorio führte. Teerpassagen sind selten und beschränken sich im wesentlichen auf die unmittelbaren Ortsbereiche von Dasio, Seghébbia, Cavargna und Breglia.
Da man nicht in Hütten, sondern in – allerdings bescheiden ausgestatteten - Alberghi nächtigt, kann sich die Ausrüstung auf das Notwendigste beschränken. Feste Bergschuhe und ein Regenschutz sind natürlich unverzichtbar, Teleskopstöcke hilfreich, wenn sich nach Regenfällen ohnehin durchfeuchtete Bachhänge als schlammig-rutschig erweisen.
Im Hochsommer kann es in den sonnenexponierten Passagen des Sentiero heiß werden. Empfohlen seien als Wanderzeit der Frühling (Mitte April bis Mitte Juni) und der Herbst (Mitte September bis Ende Oktober). Im Frühjahr führen die Bäche allerdings zuweilen viel Wasser, was bei zwei der (vielen) Querungen Unannehmlichkeiten bereiten kann. Dafür ist man um diese Jahreszeit vor den Nachmittagsgewittern sicher, für die die Gegend zwischen Luganer und Comer See im Sommer bekannt ist. Die Sichtbehinderung durch Wolkennebel ist auch bei Schlechtwetter nie so gravierend, daß die Wegführung verfehlt werden könnte.
Im Frühling und Herbst geht man den Vier-Täler-Weg in beschaulicher Einsamkeit, nur an den Wochenenden werkeln um diese Zeiten schon/noch einige Hütten- und Häuschenbesitzer, stets mit viel Inbrunst, an ihren Monti. Viele von ihnen stammen übrigens aus dem dunstverhangenen Mailand und haben hier, am Nordwestrand Italiens, ihr ‚kleines Paradies‘ gefunden.
Anreise: Aus dem Westen Deutschlands reist man per Eisenbahn am besten über die ‚Rheinschiene‘ an, zeitgünstig z.B. mit dem Mailand-Nachtzug bis Lugano. Vom Luganeser Bahnhof mit der Standseilbahn hinunter ins Stadtzentrum; von dort zu Fuß (in ca. 20 Min.), zuletzt den einbetonierten Bach Cassarate querend, zur Bushaltestelle am Campo di Marcio. Ticket vorab am 100 m entfernten Kiosk an der Durchgangsstraße kaufen; wochentags sechs oder sieben Busse nach Porlezza. Personaldokumente bereit halten, denn bald nach Gandria wird die schweizerisch-italienische Grenze passiert! Wer mit dem Nachtzug gekommen ist, erreicht Porlezza rechtzeitig, um von dort mit einem der beiden Mittagsbusse (wochentags ab Porlezza: 12:30 und 13:27 Uhr) nach Dasio aufzufahren und die Wanderung zu beginnen (erster Tag = etwa 5:15 Std. reine Gehzeit). – Aus dem Südosten und Osten Deutschlands fährt man mit der Eisenbahn am besten über das schweizerische Chur an und benützt dann den Bus über Thusis und San Bernardino, der vor dem Bahnhof von Bellinzona seine Endhaltestelle hat. Von dort weiter mit dem Zug (tagsüber Verbindungen etwa im Stundentakt) nach Lugano und, wie beschrieben, mit dem Bus nach Porlezza (s.o.). Mit dem Auto könnte man auch über St. Moritz – Maloja – Chiavenna – Sorico – Menaggio anreisen; dann am besten den Wagen in Menaggio abstellen und mit dem Bus nach Porlezza/Seehaltestelle weiterfahren (ca. 30 Min.).
Zwischenunterkunft: Für die Übernachtung in Lugano kann das Hotel „Montarina“ (nur 5 Min. vom Bahnhof; Tel. CH-091/966 72 72) empfohlen werden, das neben Einzel- und Doppelzimmern (pro Person 50-60 €) auch preiswerte Schlafsaal-Unterkunft für backpacker bietet. - Wer in Porlezza übernachten möchte, sei auf das Mittelklasse-Hotel „Risorgimento“ in der Via Vanetti 16 (Tel. I-03444/61 122; DZ ca. 70 €; Besitzer spricht etwas englisch) hingewiesen, ca. 15 Min. entfernt von der Seefront und relativ ruhig gelegen.
ERSTER TAG: Dasio, ein Weiler in der obersten Val Solda, wird viermal am Tag von Porlezza aus angefahren. Wer am See übernachtet hat, nimmt am besten den Bus um 7:49 Uhr, ansonsten einen der schon genannten Mittagsbusse. Fahrtzeit: etwa 30 Min. Von der Endhaltestelle Dasio (ca. 580 m) links der Renaissancekirche kurz aufwärts, dann rechts abbiegen in die „Via per Buggiolo“, die sogleich in einen Pfad übergeht und zu einem Holzsteg über den Torrente Soldo hinunterführt. Auf der anderen Seite gleich links ab und hinauf zu einer Hütte sowie einer Materialseilbahn. Danach auf begrüntem Fahrweg zu einer Weggabel; hier links und an einem großen Bauernhaus mit Speicher vorbei auf sehr steiler Piste zu einer Schutzhütte (900 m; von Dasio 1 Std.). Kurz darauf endet die Piste. Auf dem rechten von zwei Pfaden weiter durch di Valle di Bronzone aufwärts bis zum Passo Stretto (1100 m), wo sich der Wald öffnet. Über ein gestrecktes Wiesenstück mit Höhenverlust wieder in den Buchenwald, teils entlang einem Bachbett, zur Alpe Riccola (1037 m), deren Weidegelände man nach Norden verläßt. Gegenaufstieg zum Passo Pralungo (1115 m), der dem Passo Stretto ähnelt. Nach einem weiteren Wegstück durch schönen Buchenwald erreicht man die Alpe Pramarzio (1061). Unterhalb der Alpe durch ein Drahtgatter, dann über den Wiesenhang und im Linksschwung hinunter ins Cagna-Bachtal (1020 m). Am Gegenhang aufwärts zum Dorffriedhof (unterhalb der Kirche) von Seghébbia (ca. 1100 m; 3 Std.), von wo ein Karrenweg zum Asphalt der Straße durch die Val Rezzo führt. Auf dem Asphalt nach links bis zum Straßenschluß (kleiner Platz) mit Bushaltestelle. Rechts der Haltestelle aufwärts und nach einer Linkskurve am alten Waschhaus des Dörfchens vorbei. Die Steinpflastergasse geht in einen Karrenweg über. Bald scharf rechts ab und, nahe einem modernen Marienschrein (ca. 1220 m), zu einer Weggabel an einem trocken gefallenen Kanal. Der alte Säumerweg zum Paß des Sennenheiligen Lucio zweigt hier links ab (via Alpe Colmine), der Sentiero führt rechts durch lichten Buchenwald zur Kapelle Madonna del Cepp (1340 m), einem Rastplatz mit prächtiger Aussicht in die Val Rezzo. Hinter der Kapelle die moderne Piste zum Passo di San Lucio. Man folgt ihr etwa 400 m nach links und zweigt dann auf die Zufahrt zu den Monti Colonè (ca. 1370-1410 m) ab, einer am offenen Hang gelegenen Häusergruppe, die herrliche Aussicht ins nächste Tal, die Val Cavargna, bietet. Von Dasio etwa 4:15 Std. Auf der Piste bleiben, die an den letzten Häusern vorbeizieht und danach steiler absinkt. Ca. 50 m nach einer rauhbetonverstärkten Rechtskurve zweigt links, leicht zu übersehen (Markierungen und ein Wegweiser fehlen), der Pfad nach Cavargna ab. Am verbuschten Hang abwärts und, zuletzt an Hüttenruinen vorbei, zum 1984 angelegten Ponte Val Marda (1220 m). Gleich darauf noch ein Nebenbach, dann auf der linken Seite des Talhauptbachs in den Buchenbannwald von Cavargna. Zuletzt auf einem Stufenweg hinab zur Kirche des Bergörtchens (1070 m; 5¼ Std.). Nach rechts erreicht man schon nach 1 Min. die Aufgangstreppe zum Albergo „Locanda Franca“ (Tel. 0344/63 133). Die zweite Unterkunft, der etwas nachlässig geführte Albergo „Miravalle“ (Tel. 0344/63 154), liegt ca. 300 m entfernt rechts an der ersten Kurve der (Richtung Porlezza) absinkenden Hauptstraße. Beide Alberghi sind ganzjährig geöfffnet. Zwischen „Franca“ und „Miravalle“, schräg gegenüber dem modernen Café „Della Piazza“, die Busendhaltestelle. Letzte Abfahrten nach Porlezza (nicht sonntags!): 15:27 und 16:55 Uhr.
ZWEITER TAG: Zurück zur modernen Kirche San Lorenzo (1070 m), rechts an ihr vorbei und gleich darauf, bei einem kleinen Parkplatz, den Weg rechts/abwärts einschlagen: ursprünglich die alte italienische Militärmulattiera zum Grenzkamm im Norden. Eine Metallbrücke (ca. 1040 m) führt etwa 20 Min. später über einen starken Bach. Gegenaufstieg zum Friedhof von Finsuè (ca. 1150 m). Auf dem Pfad bleiben, bis er einen Erdfahrweg mit betonierter Randfassung erreicht. Auf diesem Weg zu den Häusern von Monti di Collo (1200 m; von Cavargna 1 Std.). Beim Brunnen hinter dem letzten Haus setzt sich die Mulattiera fort. Nach nur 2 Min. zweigt der Sentiero rechts (kleiner Wegweiser) ab, zieht über offene Grashänge, quert einen Bach und ein dichtes Waldstück (mit Nadelgehölz). Über den Hauptbach Cuccio di Cavargna führt ein Holzsteg (1260 m; 1½ Std.) Nun über die aussichtsreichen Westhänge des Cavargna-Tals zu den in mehreren Gruppen am Hang gestaffelten Monti di Carava. Die ersten Häuser liegen etwa 1275 m hoch. Abstieg zu einem durch Betonstufungen regulierten Bach aus der Valle di Biscie. Nicht auf der hier einsetzenden Schotterpiste rechts hinunter zu einer modernen Brücke, sondern ca. 20 m nach links, wo der Bach auf Geröll gequert werden kann. Recht steiler Gegenaufstieg durch erodiertes Gelände zu einer Hüttengruppe mit Materialseilbahn (1250 m; 2 Std.), danach über verkrautete Grashänge, wobei man schon nach 2 Min. bei einer Pfadgabel links halten muß. Zu einem weißgestrichen Einzelhaus hinauf und in einem Linksbogen zu den Monti Gromia (1295 m). Es geht nun in den Innenbogen der Valle Ruina. Die lange, meist aussichtsreiche Traverse, die zwei kleine Tannengehölze quert, endet nach einem dritten Waldstück im Auslauf einer Teerstraße (1265 m; 3 Std.), die vom Dorf San Nazzaro (dort Bushaltestelle an der Strecke Porlezza - Cavargna) kommt und sich als Alppiste Richtung Pizzo di Gino fortsetzt. Man quert Straße/Piste und nimmt einen Fahrweg, der 2 Min. später, nach Passage einiger Ferienhäuser, in einen Pfad übergeht und in den Talwinkel der Valle di Lana absinkt. Kurzer Gegenaufstieg zu den Monti von Rus di Vora auf einer aussichtsreichen Bergschulter (mit Materialseilbahn). Etwas höher am Hang eine Marienkapelle. Von Rus scharfwinklig links auf einer Erdtrasse abwärts in den nächsten Taleinschnitt, wo wiederum ein Teersträßlein (kommt von San Bartolomeo; auch dort Bushaltestellen) endet. Hier links halten. Oberhalb der Häuser von Darni führt der Sentiero tiefer in die Valle dei Molini, ein Betonsteg überbrückt schließlich den Cuccio di Sebol (1140 m). Auf der Gegenseite hinauf zu einem Alppfad, der in einem Linksbogen zum sonnig-südseitigen Weiler Oggia (um 1120 m; 4 Std.) führt. Zunächst etwa 150 m durch eine Dorfgasse, dann rechts ab zum Ende einer Teerstraße, die in den 1990er Jahren von San Bartolomeo nach Oggia vorgetrieben wurde. Man verläßt die Autostraße sofort wieder nach rechts, passiert das Kirchlein Chiesa di Vraccia auf der Apsisseite und biegt gleich darauf bei Haus- und Nutzbauten (auffällig ein Schuppen mit Gittertür) links ab auf einen Pfad, der über zwei Rinnsale zur Straße zurückführen würde, sich aber etwa drei Dutzend Meter vorher gabelt (schlechte Markierung). Hier rechts halten und im Linksbogen in einen Wald von Buchen und Eßkastanien hinein. Nach 15 Min. quert man bei dem Einödhof von Selva (1000 m) die Straße und erreicht, auf weiterhin absinkendem Pfad, die Monti von Costa (930 m). An den obersten Häusern vorbei nach links in den Bachwinkel des Cuccio di San Bartolomeo, der auf einem Betonsteg überschritten wird. Kurz darauf beginnt ein langgezogener, nicht immer gut markierter Waldaufstieg bis auf eine Höhe von 1210 m, wo der Pfad eine Alppiste (führt zur Alpe Sebol) berührt. Nicht auf der Piste, sondern auf dem Pfad rechts abwärts zur Lichtung von La Sella und von dort auf einem Karren-, dann Schotterweg ins Zentrum der Monti-Gruppe von Malè (um 1150 m). Die Etappenunterkunft, der zwischen Anfang April und Ende Oktober geöffnete Albergo „Locanda Maria“ (Tel. 0344/66 158 bzw. 66 196), liegt nur 2 Min. entfernt zur Rechten. Von Cavargna 6 Std.
DRITTER TAG: Zurück auf dem letztem Wegstück (2 Min.), dann geradeaus weiter. An einem Parkstreifen vorbei zu einer Erdpiste. Auf ihr kurz rechts abwärts (Richtung Cusone im Cavargna-Tal), dann links auf eine andere Piste abzweigen, die bald an der Alpe Logone (1184 m) vorbeizieht und nach weiteren ca. 10 Min. Wald erreicht. Nun steiler abwärts, bis auf 1050 m Höhe der Auslauf eines Teersträßleins (von Carlazzo her) erreicht ist. Hier links halten. Der Teer endet sogleich, und man wandert auf einer stabilisierten Forstpiste, die im Gegenanstieg nach etwa 20 Min. an den Weidelehnen der Alpe Erba (1190 m) vorbeiführt. Wenige Minuten nach einer Blechhütte auf der Rechten (= Talstation der Materialseilbahn zur Alpe Nesdale; s.u.) zweigt auf 1240 m Höhe die Hauptroute des Sentiero rechts ab (leicht zu übersehender Hangpfad) und quert den Torrente Sanagra. Empfohlen und beschrieben sei aber die aussichtsreichere Nebenroute (nicht mit den spezifischen S4V-Blechschildchen versehen). Wer sie wählt, bleibt auf der Forstpiste, die bei den Bauten der Alpe Leveja (1317 m; von Malè 1¾ Std.) endet. Ein Pfad führt über einen Quellbach des Torrente Sanagra und weitere Bäche und steigt, nun sehr ausgetreten vom Alpvieh, steil durch Wald zu den Weidehängen der noch bestoßenen Alpe Nesdale auf (1612 m; knapp 3 Std.). In einem Linksbogen an die zunächst noch nicht sichtbare Alpe heran, links an ihr vorbei und nochmals links: ca. 25 Höhenmeter aufwärts zu einem breiten Viehweg. Noch etwas höher am Hang verläuft ein Pfad, der dem rauhen Viehweg vorzuziehen ist. Auf ihm fast eben und mit weiten Ausblicken am Hang des Bergrückens Costone de Bregagno hinüber zur einsamen Kapelle San Amate (1623 m). Südlich der Kapelle gabelt sich der Pfad; beide Linien führen nach Breglia. Wer noch den Rifugio „Menaggio“ (Tel. 0344/37 282; 30 Lager in Stockwerkbetten) besuchen will, hält rechts und steigt, einen Abzweig zum Gipfel des Monte Grona (1736 m) auslassend (oder den sehr aussichtsreichen Gipfel ‚mitnehmend‘; hin und zurück 30-40 Min.), zur Hütte ab, die auf etwa 1380 m Höhe in schöner Aussichtslage am Westhang über dem Comer See liegt und zwischen Anfang Juli und Anfang September durchgehend, in der übrigen Zeit an Wochenenden geöffnet ist. Vom Rifugio auf einem Pfad relativ eben nach Osten, dann auf dem von San Amate kommenden ‚linken Pfad‘ hinunter zu den Monti di Breglia, bei deren obersten Hütten (ca. 1000 m; 4¼ Std.) man einen Erdfahrweg erreicht. Die folgende Wegstrecke nach Breglia – Piste, Pfad, zuletzt auch kurze Teerstrecken - ist kompliziert, aber bestens mit kleinen Wegweisern versehen. Bei einem modernen Brunnen erreicht man den oberen Ortssaum von Breglia. Auf Asphalt in 2-3 Min. zum Zentralplatz mit der Busendhaltestelle (765 m; 4¾ Std.). Wer in Breglia übernachten will, findet im Albergo „Breglia“ (Tel. 0344/37 250; Besitzer spricht deutsch) etwas oberhalb des Zentralplatzes eine ganzjährig geöffnete angenehme Mittelklasse-Unterkunft.
Abgang: Abfahrt von Breglia mit dem Bus nach Menaggio am Comer See (mehrere Busse täglich, jedoch nicht sonntags! 7 km bis Menaggio). Menaggio besitzt Alberghi aller Preiskategorien, dazu eine Jugendherberge, den Ostello „La Primula“ (Tel. 0344/32 356). Bus-Anschluß nach Como wie nach Porlezza/Lugano – oder auch ans Nordende des Comer Sees (Sorico, Colico).
Weiterwandern – zwei Hinweise
Breglia, der Endpunkt des Sentiero Delle Quattro Valli, ist zugleich Etappenstation des Weitwanderwegs Via Dei Monti Lariani. Man könnte nach der Übernachtung im Mittelklasse-Albergo „Breglia“ (s.o.) die Tour auf dieser Route unmittelbar fortsetzen bis zum Nordende des Comer Sees bei Sorico – noch vier Tage braucht man bis dort – oder auch fortsetzen, in Gegenrichtung, bis zum Südende des Comer Sees bei Piazza San Stefano, einem Örtchen über Cernobbio. Für die Südstrecke benötigt man ebenfalls vier Tage.
Es sei ferner angemerkt, daß Breglia auch Ausgangspunkt der vier- oder fünftägigen Alta Via del Lario (AVL) ist, die über den Rifugio „Menaggio“ (s.o.) und den Pizzo di Gino (2245 m) zum italienisch-schweizerischen Grenzkamm und schließlich über den Sasso Canale (2397 m) wieder hinunter nach Sorico am Comer See führt. Diese landschaftlich beeindruckende, ungewöhnlich aussichtsreiche Sommerroute setzt den erfahrenen Bergwanderer voraus und weist sehr lange Etappen auf. Da eine der Unterkünfte am Weg (Rifugio „Como“/12 Lager) nur mit Schlüssel zugänglich ist, der wiederum beim CAI Dongo (Sektionsbüro: 50 m links neben dem Postamt) bzw. im Ristorante „La Baita“ (Tel. 0344/89722) im Bergdorf Livo nördlich von Dongo liegt, kann man sich nicht spontan in Breglia oder im Rifugio „Menaggio“ für die AVL entscheiden. Auch deshalb übrigens nicht, weil man Lebensmittel und Ausrüstung für zwei Übernachtungen in unbewirteten Unterkünften (neben dem Rifugio „Como“ noch der Bivacco „Petazzi“/8 Lager, bekannt auch als Bivacco „Ledu“) benötigt. Die beiden anderen Unterkünfte an der AVL sind der zwischen Mitte Juni und Ende September bewirtschaftete Rifugio „San Jorio“ (Tel. 348/81 24 356; kein Winterraum) unter dem gleichnamigen Paß und der Alpgasthof „Agriturismo Giacomino“ (Tel. 0344/84 710; geöffnet April bis Oktober; Besitzer spricht etwas deutsch) beim Streuweiler Fordeccia, hoch über dem Comer See.
Karten und Literatur
Am besten benutzt man die Wanderkarten im Maßstab 1: 30 000 des „Programma INTERREG II Italia-Svizzera“, Blätter 3 und 4. Sie gehören zur Kartenserie (insgesamt vier Blätter) „Strade di Pietra“, die grenzübergreifend den Raum zwischen Lago Maggiore, Luganer und Comer See abdeckt und neben den Sentiero Delle Quattro Valli auch die Strada Regina (La Via Regina) und die Via Dei Monti Lariani sowie Teile des Sentiero Del Viandante verzeichnet. Man erhält sie in den Buchhandlungen von Como, Menaggio, Porlezza, Chiasso, Lugano und Bellinzona. Unklar ist, ob die Karten auch in Deutschland vertrieben werden. – Ersatzweise: Kompass-Karte 91 „Lago di Como, Lago di Lugano“ im Maßstab 1: 50 000.
Die kostenlos in den Fremdenverkehrsbüros von Menaggio und Porlezza abgegebene 12-seitige, bebilderte Broschüre Il Sentiero delle 4 Valli (ohne Erscheinungsort und –jahr) beschreibt den Täler-Weg in der umgekehrten Richtung, also von Breglia nach Dasio. Damit ist man freilich auf der letzten Etappe (von Cavargna nach Dasio) unter Zeitdruck gesetzt, denn Dasio besitzt keine Unterkunft und der letzte Bus nach Porlezza fährt schon gegen 14 Uhr ab. – Im ersten Band des zweiteiligen Wanderführers A Piedi di Lombardia (Subiaco ²1997), hrsg. unter Mitwirkung der Legambiente Lombardia, ist der Vier-Täler-Weg auf den Seiten 94–101 beschrieben. - Einige optische Eindrücke (Photos S. 24ff.) von der Landschaft am Vier-Täler-Weg bietet ein Beitrag in der Zeitschrift Bergsteiger 11/2000: „Herbstzauber. Wandern im Val Cavargna“ von Siegfried Garnweidner; leider geht Garnweidner, der - wenig glückliche - Routenvorschläge für Tagestouren im Cavargna-Tal unterbreitet, mit keinem Wort auf den Sentiero ein.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 14 - August 2004
Auf einsamen Wegen zwischen Alpen und Meer
von Michael Kleider
Tante grazie, Ciao ! Wir springen von der Ladefläche eines Kastenwagens heraus und sehen erst einmal – nichts ! Die Etappenverkürzung durch das freundliche italienische Pärchen kam zu spät. Just beim Erreichen des Gipfels des Monte Sacarello wird uns die Aussicht vom aufziehenden Nebel verwehrt. Dafür nageln Geländewagenkolonnen und Enduros auf der Militärstrasse an uns vorbei, Zelte stehen auf dem Gipfelgrat, der einem überdimensionalen Parkplatz gleicht. Was also ist hier los?
Es ist Sonntag, Ausflugstag der Italiener. Und der wird in der Regel mit Auto und Familie verbracht. Zwischendurch deutsche und französische Kennzeichen. Etwaige Wanderer, Fehlanzeige. Immerhin teilen einige schwitzende Radfahrer unsere nicht-motorisierte Fortbewegung.
Heute morgen noch war die Luft vom Sirren und Summen unzähliger Insekten erfüllt, zahllose Blumen wetteiferten um ihre Gunst mit verlockenden Farben und Düften. Bei jedem Schritt ist eine Handvoll erschreckter Grashüpfer zur Seite gesprungen, als sich unsere Füße den Weg durch kniehohes Gras bahnten.
Nur aus der Ferne hörten wir da ein leises Brummen, ohne dass wir das Ausmass des heutigen Verkehrs geahnt hätten. Und dann stießen wir auf die ehemalige Militärstraße zum Gipfel des Monte Saccarello, mit 2200 Meter höchster Punkt Liguriens und somit ein beliebter sonntäglicher Aussichtspunkt. Für uns bedeutet der Trubel eine Autostopp-Abkürzung der heutigen Etappe um 30 Minuten, angesichts ihrer Länge sind wir darüber nicht traurig.
Seit gestern sind wir unterwegs, wollen eine Verlängerung der GTA – der Grande Traversata delle Alpi, der grossen Alpenüberquerung (zu Fuss) – bis zum Mittelmeer finden. Wir hoffen mit den bisher spärlichen Informationen aus dem Internet zurechtzukommen. Das einzig sichere was wir ihnen entnehmen konnten war, dass wir auf dem ligurischen Grenzkamm mit absoluter Einsamkeit zu rechnen hätten, und nun das.
Dafür haben wir jetzt am Monte Saccarello die „Alta Via dei Monti Liguri“ (AV), den ligurischen Höhenweg erreicht. Diesem Weg, der von Ventimiglia bis in die Nähe von La Spezia führt, wollen wir rund 70 Kilometer bis zu seinem Ausgangspunkt folgen.
Seit dem frühen Morgen lag der Monte Saccarello in unserem Blickfeld, dem wir, anfangs über ehemalige Ackerterrassen, entgegensteuerten. Früher war der Ackerbau noch überlebensnotwendig für die weit zahlreichere Bevölkerung im Tal, die hauptsächlich von der traditionellen Bergbauernwirtschaft gelebt hat. Heute werden keine Äcker mehr auf den Berghängen bewirtschaftet, die Ackerterrassen sind verbuscht. Zu mühsam und unrentabel ist diese Arbeit geworden. Die wirtschaftliche Situation hat viele Bewohner zur Emigration in die Ebene oder nach Frankreich gezwungen. Der Bevölkerungsrückgang der Ligurischen Alpen ist dramatisch sowohl auf der piemontesischen wie auch auf der ligurischen Seite. Die meisten Einwohner dieser Täler müssen heute zur Arbeit in die Alpenrandgemeinden pendeln, nur wenige können von Landwirtschaft und Tourismus leben. Zwar hat beispielsweise das Tanaro -Tal mit Ormea einen regional bekannten Ferienort und auch Mendatica im Arroscia -Tal weist einen bescheidenen Tourismus auf. Doch auch diese Täler zählen zu Abwanderungsregionen mit starkem Bevölkerungsrückgang.
Der Verkehr und der stramme Wind am Gipfelkamm veranlassen uns weiterzugehen und kaum sind wir auf dem Fußpfad der AV, wird es still hinter unserem Rücken. Nun haben wir die erwartete Einsamkeit.
Nach dem Abstieg auf der Westseite des Saccharello, bereits auf französischem Gebiet, erreichen wir weiter südlich erneut den ligurischen Grenzkamm. Die zahlreichen Grenzsteine auf dieser Etappe belegen unsere ständigen Grenzwechsel zwischen italienischer und französischer Seite. Dieser strategisch wichtige Grenzkamm wurde mit Militärpisten ausgebaut, auf denen die AV überwiegend verläuft. Immer wieder trifft man auf die Ruinen ehemaliger Kasernen und Bunker. Neben Militärpisten setzen wir unsere Füße auf historische Maultierwege, sogenannte „Saumwege“, auf denen früher sowohl der offizielle Warenaustausch zwischen Küste und Hinterland, als auch ein einträglicher Schmuggelhandel betrieben wurde.
Nach der langen Etappe sind wir froh, am späten Nachmittag das schön gelegene Rifugio Allavena vom Kamm aus zu erblicken. Nur noch eine halbe Stunde Abstieg trennt uns von einer Dusche und einem reichhaltigen Abendessen samt zugehörigem Rotwein. Am nächsten Tag lacht die Sonne und ein Wegweiser beim Rifugio verheißt uns „nur“ noch 54 Kilometer bis Ventimiglia. Immer weiter, Richtung Meer, ist die Devise der nächsten Tage.
Statt wieder auf die AV hinaufzusteigen, wählen wir als Alternative den „Sentiero degli Alpini“, einen von Gebirgsjägern in den 1930er Jahren angelegten Weg. Eine gute Wahl wie sich herausstellen sollte. Auf dem schmalen Pfad geht es Richtung Monte Pietravecchia (2038 m) und Toraggio (1973 m), Gipfel, die sich mit ihren schroffen Kalkwänden deutlich von den übrigen abheben und wegen ihres Aussehens auch die „Kleinen Dolomiten Liguriens“ genannt werden. Nachdem der Passo Valletta schon mit Panoramablick bis zu den französischen Seealpen aufwartet, beschließen wir für eine gesteigerte Aussicht einen Abstecher auf den Gipfel des Pietravecchia zu unternehmen. Das Unternehmen lohnt auch noch für etwas anderes. Beim Blick auf die Nord-Ostwand des Monte Toraggio, durch den der Sentiero degli Alpini verläuft, entscheiden wir uns, auch angesichts eines aufziehenden Gewitters, für die „zahmere“ Westumgehung und kehren nach unserem Gipfelabstecher auf die AV zurück. Diese führt uns aussichtsreich und wenig anstrengend zur Gola dell´Incisa und weiter zum Passo di Fonte Dragurina.
Hier können wir zum ersten Mal das Meer im dunstigen Horizont erkennen, 1800 Höhenmeter unter uns. Vorher schweift der Blick über eine Landschaft, die von der Erosion der Fliessgewässer geprägt ist. Die scharfen Grate der Täler erinnern an Landschaften von Modelleisenbahnen. Wir hoffen dagegen Anfang August umsonst auf einen Bach in diesem karstigen Gebiet und treten vom Durst geplagt den Abstieg an. Heute morgen hatte sich eine unserer beiden Wasserflaschen spektakulär in die Tiefe gestürzt. Auch das von oben erwartete Nass fällt aus. Wir träumen vom ersten Schluck eines kühlen Ankunftbiers im Rifugio Gola di Gouta.
Doch noch sind 600 Höhenmeter abzusteigen, erst über steile Almwiesen, dann noch ein Stück durch den Wald. Der Abstieg zieht sich, endlich gelangen wir zum Colle Muratone und treffen auf eine Schotterstraße. Von dort aus sind wir schnell am Colle Scarassan und auch die letzten zwei Kilometer bringen wir auf hartem Untergrund hinter uns. Kaum im Rifugio angekommen, setzen wir unser Vorhaben in die Tat um und zum Glück legt der Wirt auf das leibliche Wohl der Wanderer großen Wert.
Angefangen mit gemischten Antipasti folgen Tagliatelle ai funghi, dann ein köstliches Lamm und beendet wird das Mahl mit Käse und dem obligatorischen Caffè.
Nach einer kurzen Nacht geht es am nächsten Tag in gleichmäßigem Anstieg durch den Margheria dei Boschi, einen Wald der für seine seltenen Tierarten wie Wildkatze, Marder, Uhu, Schwarzspecht und Birkhuhn bekannt ist. Wir sehen leider nichts von der reichhaltigen Fauna, wahrscheinlich haben wir auch nicht mehr den federnden Schritt des ersten Tages. Zwar knackt es im Wald, doch die vermeintlichen Tiere entpuppen sich als Pilzesammler bei ihrem Hobby. Entschädigt werden wir mit dem Blick zurück auf die „Kleinen Dolomiten“, den wir durch die Waldlücken erhaschen. Die zahlreichen Bunkeranlagen zeugen auch hier von der ehemaligen strategischen Bedeutung dieser Region. Wir verlassen den Wald und laufen ein letztes Mal über Almwiesen zur Testa d´Alpe.
Im Laufe des Abstiegs verändert sich allmählich die Vegetation und geht in mediterrane Macchia über. Man sieht der Landschaft an, dass es nicht mehr weit zum Meer ist, die Temperatur nimmt nun stündlich unangenehmere Ausmaße an. Den Stechmücken sind diese Bedingungen wohl angenehmer, sie lassen es sich ungeniert bei uns schmecken. Der tiefe Schlaf im Rifugio Alta Via verhindert nächtliche Juckattacken und am Abend tröstete eine Schüssel mit Spaghetti al Pesto, köstlich zubereitetes Lamm mit Pilzen, begleitet von einem Rossesi di Dolceaqua über die Beulen hinweg. Typischer hätte ein Essen im Hinterland der italienischen Riviera nicht ausfallen können. Denn die Hauptbestandteile Tomaten, Pilze, Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl, Brot und Wein begleiten häufig Lamm-Kaninchenfleisch und Teigwaren. Der Pesto genovese, ein Gericht arabischen Ursprungs, ist das berühmteste Gericht Liguriens.
Schwer fallen die Schritte am nächsten Tag, vielleicht liegt es an der Blutarmut. Doch die Aussicht auf das Meer, zieht die Füße magisch nach Süden. Es geht durch Thymiansträucher, an Weinreben und Olivenhainen vorbei. Auch noch so nahe am Meer ist das ligurische Hinterland von der Entvölkerung betroffen, viele Bauernhäuser ohne Straßenzugang liegen in Ruinen. Nahe an der Küste ändert sich das Bild schlagartig. Hunderte von Gewächshäusern wurden an der Riviera dei fiori, der Küste der Blumen in die Landschaft gesetzt. Die Zierpflanzen sind neben dem Tourismus und dem Olivenanbau ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Und dann sind wir angekommen, in Ventimiglia am Meer, auf das wir uns den ganzen Tag gefreut haben. Autoschlangen und Mopeds knattern an uns vorbei, am Strand klingeln Handys, schreien Kinder und dudeln Transistorradios. Der „normale Lärm“ einer quirligen Kleinstadt dringt wieder in unsere Ohren. Noch einmal haben wir ein Ziel, es sind nur noch einige Kilometer. Nach wenigen Minuten sind wir da. Wir haben noch einmal mit einem längeren Fußmarsch zu unserem Auto gerechnet, als wir gehört hatten, dass der Bus, der uns zurück ins Tanaro-Tal gebracht hat, nicht bis Carnino fährt. Statt dessen bedanken wir uns bei dem netten Franzosen, der mittlerweile in Schweden lebt und seine Familie in Italien besucht hat, steigen aus seinem Auto, nehmen unsere Rucksäcke heraus und verabschieden uns mit einem – tante grazie, Ciao!
Karten
- Für den Übergang von der GTA auf die AV: Carta dei sentieri 1:25.000, Car- toguida 2: Alpi Liguri: Parco Naturale Alta Valle Pesio e Tanaro. (sehr gute Karte mit Infos auf der Rückseite, zu beziehen beim Autor: Michael Kleider, e-mail: info@michael-kleider.de, www.michael-kleider.de) - IGC 8 – Alpi Marittime e Liguri - IGC 14 - S. Remo/Imperia.
Etappen
1. Carnino Superiore (1397 m.) – Passo di Lagare (1746 m.) – Upega (1297 m.) – Monesi di Triora (1376 m.), 6 h. 2. Monesi (1376 m.) – Piaggia (1310 m.) – Monte Saccarello (2200 m., die AV wird hier erreicht) – Rifugio Allavena (am Colle Melosa, 1545 m.), 8,5 h. 3. Rifugio Allavena (1545 m.) – Passo Valletta (1918 m.) – Gola dell´ Incisa (1685 m.) – Fonte di Passo Dragurina (1810 m.) – Rifugio Gola di Gouta (1200 m.), 6,5 h. 4. Rifugio Gola di Gouta (1200 m.) - Colle Scarassan (1222 m.) - Margheria dei Boschi – Testa d´Alpe (1587 m.) - Azienda Agrituristica „Rifugio Alta Via“ (500 m.), 8,5 h. 5. Rifugio Alta Via (500 m.) – Passo del Cane (593 m.) - Ventimiglia, 4,5 h.
Nützliche Informationen
Lokale Spezialitäten
- Pesto genovese: eine dickflüssige Soße aus Basilikum, Meeressalz, Knoblauch, gehackten Pinienkernen, geriebenem Parmesan und Olivenöl. Man mischt sie unter Spaghetti oder Gnochi. - Minestrone aus Tomaten, Paprika, Auberginen, Zucchini und Knoblauch. - Lamm- und Kaninchenfleisch, mit frischen Pilzen und Kräutern. - Wein: rund um Imperia wird der rote Ormeasco erzeugt, bekannt ist auch der Rossesi di Dolceaqua. Aus dem Westen der italienischen Riviera kommt der weisse Pigata.
Beste Reisezeit
Juni bis September, je nach Wetterlage noch Mai und Oktober.
Reiseführer
Bätzing W.: Grande Traversata Delle Alpi. Der Weitwanderweg durch die pie montesischen Alpen. Teil 2: Der Süden, Rotpunktverlag, Zürich 2003.
Unione Camere Di Commercio Liguri (Hrsg.): Höhenweg der ligurischen Berge. 2. Auflage, Genua 2002.
Die GTA und die Alta Via im „Internet“:
www.parks.it/grandi.itinerari/altavia
Internetseite zum GTA-Wanderführer:
www.wanderweb.ch/gta und www.michael-kleider.de
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 12 - Dezember 2003
Via degli Dei - Der Götterweg Bologna - Florenz/Fiesole
Von Dr. Helmut Huber
klangvolle Name des Wanderweges bezieht sich auf die am Wege liegenden Berge Monte Adone und Monte Venere sowie auf die Ortschaft Monzino. Dahinter sollen sich die Gottheiler Adonis, Venus und Juno verbergen. Diese phantasievolle Namensgebung entspringt nicht wissenschaftlicher Strenge, sondern eher der Liebe zur Antike und der Begeisterung für diese geschichtsträchtige Landschaft. Spuren davon findet der Wanderer auf seinem Weg, beispielsweise in den teilweise guterhaltenen Resten der Via Flaminia und der Flaminia Minore.
Die Kreation und Belebung des Via degli Dei verdanken wir einer Gruppe von Bolognesern, die sich "Dû pâs e 'na gran magné“ nennen. Aus dem bolognesischen übersetzt: Zwei Schritt und ein großes Mahl“.
Dieses Motto kann uneingeschränkt über der Wanderung stehen.
Beginn und Ende
Wir begannen unsere Wanderung am 20.10.2002 auf der Piazza Maggiore von Bologna. Sie endete am 27.10.2002 auf der Piazza Maggiore von Fiesole.
Der Fußweg aus der Großstadt Bologna heraus ist ganz außergewöhnlich, weil man sofort nach dem Verlassen der äußerst reizvollen Altstadt einen knapp zwei Kilometer langen Arkadengang betritt, der einen vollständig aus der Stadt herausführt und der an der Wallfahrtskirche Madonna di San Luca endet.
Länge des Weges
Rund 130 km über 10 Etappen. Es sind keine nennenswerten Höhenunterschiede zu bewältigen, besonders dann nicht, wenn man am Beginn der zweiten
Etappe von Sasso Marconi eine Taxe nimmt und die zweite Etappe damit in Badolo startet. Dies ist unbedingt zu empfehlen, da die ungekürzte zweite Etappe mit 9 – 10 Stunden angegeben wird und bis Badolo reichliche Steigungen enthält.
Etappenlängen
Die Längen sind sehr unterschiedlich und schwanken zwischen 8 – 21 Kilometer, d.h. von 4 bis zu 10 Stunden.
Führer
Outdoor-Handbuch, Band 91 von Manfred Ferner: Italien: Trans-Apennin/Via degli Dei-Götterweg ISBN 3-89 392-191-5, 1. Auflage 2000, Conrad Stein Verlag
Dieser Führer ist ganz ausgezeichnet. Er ist handlich wie eben alle Outdoor-Handbücher. Er enthält jeglich notwendige Information, wie präzise Wegebeschreibung, die keinen Zweifel aufkommen läßt und einen sicher ans Ziel führt, hilfreiche und stimmige Angaben zu den Unterkünften etc. Der Führer ist meiner Meinung nach uneingeschränkt zu empfehlen.
Korrekturen zu den Führerangaben folgen nach.
Tageskosten
Wir haben pro Person für Übernachtung, Abendbrot und Frühstück pro Tag zwischen € 50,00 - € 60,00 bezahlt. Sämtliche Unterkünfte, d. h. Pensionen und Hotels sind offensichtlich gestern allesamt renoviert worden. Stets eigenes Klo und Dusche, sehr gute Betten, absolute Sauberkeit, liebenswürdige Inhaber/innen usw. Das Frühstück ist, wie nicht anders in Italien, etwas bescheiden. Dafür umso üppiger die teilweise gewaltigen und manchmal nicht bezwingbaren Abendbrote.
Sonstige Angaben
Benutzte Karten, Wegemarkierungen, Zustand der Wege, Unterkünfte etc. sind am besten den o.g. Führer zu entnehmen
Korrekturen des Führers
Am Ende der fünften Etappe wird das Albergo Passo della Futa empfohlen mit dem Hinweis: Donnerstag geschlossen. Wie wir erfuhren, ist das Albergo jeden Herbst bis zum Frühjahr geschlossen. Genaue Daten waren leider nicht in Erfahrung zu bringe. Diese mögen auch vom Wetter abhängen. Ausweichquartier: Albergo Iolanda in Traversa (Details siehe Karte).
Am Ende der vierten Etappe wird das Albergo Iolanda mit falscher Telefon- und Faxnummer aufgeführt. Die richtigen Nummern sind:
Telefon-Nr.: 055/815265 Fax-Nr.: 055/815270
(Der Autor hat versehentlich die Telefonnummern des Albergo Iolanda aus Pellegrino angegeben)
Charakter der Wanderung
Die Wegeführung ist optimal. Kurze Strecken sind auf äußerst wenig befahrenen kleinen Landstraßen zu gehen. Ansonsten handelt es sich um Waldwege, die allerdings nicht deutschen Vorstellungen entsprechen. Es sind vielfach sehr geröllige, dann wieder total matschige Wege, die nach dem Regen teilweise nur schwer passierbar sind. Wir waren nach heftigen Regenfällen unterwegs und jeden Tag bis zu den Knien eingesaut. Der Weg führt bis zum Passo della Futa weitgehend durch Wälder, fast immer auf einen Gebirgskamm, so daß sich immer wieder weite Ausblicke in die parallel laufenden Täler ergeben. Hinter dem Paß gelangt man in die Toskana und die Landschaft wird sehr viel offener.
Auf der gesamten Wanderung haben wir niemanden getroffen. Das mag an der Jahreszeit liegen. Unabhängig davon dürfte es sich dennoch um eine ausgesprochen einsame Wegstrecke handeln. Eine Ausnahme bildet nur die erste Etappe (Talwanderung). Besonders der Einlauf nach Sasso Marconi ist nicht so erfreulich und außerdem etwas verwirrend. Alles in allem wage ich das Prädikat: Traumwanderung
Ergänzungen und Hinweise
In Sasso Marconi sollte man im Hotel Oasi übernachten. Dieses Hotel liegt zwar zwischen Autobahn und Landstraße, bietet aber den besten Ausgangspunkt für die nächste Etappe. Außerdem ist es ein sehr angenehmes Haus mit sehr gutem Essen.
Von hier aus sollte man unbedingt versuchen, mit dem Auto nach Badolo zu fahren, da die zweite Etappe sonst wohl etwas zu lang und anstrengend wird. Die Taxe muß allerdings aus Bologna kommen. Uns hat freundlicherweise am Morgen der Nachtportier des Hotels kostenlos (!) nach Badolo hinaufgefahren.
Die fünfte Etappe haben wir einfach ausgelassen, aber nur weil wir weiter wollten, nicht weil es irgendwelche sonstigen Einwendungen gegeben hätte.
Das Albergo Iolanda in Traversa ist ein absolutes Muß. Bestellen Sie dort das Menue für € 23,00 bzw. € 25,00. Sie werden ihr blaues Wunder erleben.
Die siebte und achte Etappe haben wir ebenfalls zusammengelegt, da sie für sich genommen zu kurz sind. Die zehnte Etappe von Fiesole nach Florenz haben wir uns ebenfalls geschenkt, da der Einlauf nach Florenz zum Schluß nur auf Landstraße geht und die Vorstädte von Florenz nicht besonders reizvoll sind.
Als Etappenende bzw. Standort haben wir Fiesole gewählt. Ein äußerst angenehmer Ort, der selbstverständlich längst nicht so überlaufen ist wie Florenz. Hier wohnen und essen Sie auch weitaus billiger als in Florenz. Alle halbe Stunde fährt ein Bus von Fiesole in 20 Minuten nach Florenz. Wer Florenz besichtigen will, sollte ebenfalls auf jeden Fall in Fiesole bleiben. Man ist völlig erleichtert und befreit, wenn man mit dem Bus von Florenz wieder nach Fiesole heimfährt.
Zum Essen in Fiesole ein absolutes Muß: Die Trattoria „I polpa“ (Ecke Piazza Maggiore/Via Gramci, www.ipolpa.it). Vorbestellung unbedingt erforderlich, da wegen des ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnisses stets überlaufen.
Um die vorhandenen Tage noch auszufüllen, haben wir von Fiesole aus noch eine dreitägige Rundwanderung gemacht, die uns von Fiesole über Vaglia nach San Piero führte, von dort mit der Bahn zurück nach Vaglia und dann von Vaglia aus nach Florenz. Von dort mit dem Bus wieder nach Fiesole. Einzelheiten hierzu auf Anfrage. Auch diese Rundwanderung war ein Traum.
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 12 - Dezember 2003
Giro del Benaco – Rundtour um den Gardasee
Von Günther Krämer
Nun ist er – bis auf kurze „Fehlstellen“ – ganz umwandert!
Eigentlich kann man den Gardasee als Urlaubsziel nicht mehr empfehlen: Myriaden von geisteskranken Motorradfahrern spielen an Schönwettertagen Russisch-Roulette und verlärmen dabei die Seeufer. Nicht viel weniger Wohnmobil- und Wohnwagenkutscher verstopfen die Straßen und Plätze und behindern die kümmerlichen Reste des lombardischen Busverkehrs, so dass Verspätungen normal sind. Durch die engsten Ortsdurchfahrten zwängen sich Protzkutschen der Edelmarken und schicke Cabrios – und alle diese Urlauber produzieren einen Abgasgestank, der jeder Großstadt Ehre macht. Dazu kommt noch die Zersiedelung und Verbauung des Seeufers – nicht zuletzt durch Zweitwohnungen - bis weit ins Hinterland hinein. Gehwege an den Straßen sind beinahe unbekannt, der Fußgänger ist auf seine Reaktionsfähigkeit angewiesen, wenn er überleben will.
Wieder mal ist ein Naturpark am Gardasee geplant, der Naturpark Moränenlandschaft zwischen Peschiera und Saló. Der Bürgermeister von Desenzano, wo die Landschaftszerstörung schon am weitesten fortgeschritten ist, baut vor: Naturpark ja, aber die Entwicklung seiner 25 000–Einwohner–Stadt darf dadurch nicht behindert werden.
Warum dann Wandern am Gardasee?
Mit der Bassa Via del Garda (BVG) gibt es einen meist ganz gut markierten Weitwanderweg von Saló nach Riva und dann wieder von Torbole bis Torri del Benaco. Mit etwas Mut und einer guten Karte lässt sich die BVG zur 17-tägigen Rundwanderung um den ganzen See vervollständigen, wobei das Südufer zwischen Peschiera und Saló keine einfache Wandergegend ist (siehe oben). Dieser Weg um den See ist nicht nur attraktiv wegen seiner wunderbaren Ausblicke auf den See, sondern er reiht auch botanische, historische und geologische Kostbarkeiten wie Perlen an einer Kette auf. Dazu gibt es sie immer noch, die kleinen, familiär geführten und erschwinglichen Hotels, die Restaurants mit guter lokaler Küche (es sind meist nicht die in den Reise- und Fressführern genannten Lokale!). Aber man sollte die Abgaswolken und den Lärm nicht auch noch durch die eigene Benzinkutsche vermehren und auch die Verbauung des Seeufers durch Nutzung von Ferienwohnungen nicht fördern!
Also: Anfahrt mit der Bahn bis Rovereto, Verona oder Desenzano, dann mit dem Bus an den See – und mit Bus oder Schiff am See entlang! Wer auf das Auto nicht verzichten will – wer will es einem verdenken bei der Geschäftspolitik der DB -, sollte das Auto nur zur Hin- und Rückfahrt benützen, es am See aber grundsätzlich stehen lassen.
Wanderkarten: ein leidiges Problem in Italien! Leider gibt es für den Gardasee noch keine neue amtliche Karte 1 : 25 000, und die amtliche Karte 1 : 50 000 ist veraltet. Die Kompasskarte mit ihrer ungenauen Geländedarstellung und die Freytag-Berndt-Karte (identisch mit der italienischen Wanderkarte von LagirAlpina – überall angeboten) haben äußerste Ungenauigkeiten in der Geländedarstellung und grobe Fehler bei der Wegbezeichnung und bei der Wegführung. Also wegwerfen, um Ärger vorzubeugen. Was dann?
Für das Ostufer von Torbole bis Garda gibt es die hervorragende Carta dei Sentieri Monte Baldo 1 : 25 000 (2 Blätter), herausgegeben auf der Grundlage der neuen amtlichen Karte vom Comitato Gruppi Alpinistici e Naturalistici Veronesi. Diese Karte kann man in guten Buchläden des Ostufers (Torbole, Malcesine) kaufen.
Ansonsten gibt es noch die Karte Alp cartoguide Nr 6 Lago di Garda 1 : 50 000, herausgegeben von Vivalda Editori-Ingenia in Turin, ISBN 88-7808-708-4. Sie ist eigentlich für Mountainbiker gemacht, enthält aber zuverlässig Wanderwege und Markierungen bzw. Wegnummern – und kostet nur 6 € (überall am Gardasee erhältlich).
Führer: Der beste Gardasee-Führer ist immer noch Höllhuber/Kaul: Wanderführer Gardasee, athesia-Verlag Bozen, ISBN 88-7014-635-9. Für den Weg von Salo nach Limone gibt es einen schönen Führer von Franco Ghitti: La bassa via del Garda, Azienda Regionale delle Foreste, ISBN 88-7385-427-3. Nur für kleinere Teilstrecken sind die Führer von Bruckmann, Kompass oder Dumont zu gebrauchen.
Die Etappen der Gardasee-Umrundung (die Etappen 1 – 9 wurden in den Jahren 1996 und 1998, die Etappen 10 - 15 in 2003 begangen):
Das Hotel auf der Passhöhe eignet sich gut als Ausgangspunkt, da hier der Bus von Rovereto her hält. Außerdem könnte hier auch das Auto stehen bleiben. Die Wanderung beginnt in Nago, wo ein asphaltierter Weg durch den alten Ortskern, an der Kirche vorbei nach Süden führt. Zwei Wege führen nach Torbole: Der erste, ein Fahrweg, führt parallel zur Fahrstraße direkt hinunter, der zweite ein Stockwerk höher, ist viel schöner, aber auch länger. Auf der Strada del Monte Baldo ca. 2 km nach Süden, rechts ab auf ein Schottersträßchen, zunächst durch Olivenhaine, später durch den Wald, bis man auf den Weg 601 trifft, dem man abwärts nach Torbole folgt. Übernachtungsempfehlung: Casa Romani, Casa Nataly. Essen im Surfer Grill (nicht abschrecken lassen, ist wirklich gut!).
Neben der Casa Romani führt der Treppenweg hoch nach Marocche. In der 3. Kehre (Höhenzahl 156 m) verlassen wir den markierten Weg und gehen auf dem Sentiero dei Paloni, dem Mastenweg, unter oder in der Nähe der Überlandleitung, maximal 400 m über dem See mit prächtigen Ausblicken auf den See grob Richtung SSW. Achtung: Wer in Navene nicht unterbrechen will, sollte oberhalb der Galleria del Cantone in der Nähe von Casello nicht den Hauptweg rechts abwärts nehmen (Felsklettersteig zum See hinunter) sondern den linkesten Weg am Hang entlang, auch wenn dieser ziemlich zugewachsen erscheint. Oberhalb von Navene treffen wir auf den bez. Weg 4, der uns am Schluss durch Olivenhaine hinunter nach Malcesine bringt. Übernachten im Albergo Dolomiti, Essen im Ristorante La Cambusa.
Auf der Strada panoramica kurz nach der ersten Kehre rechts ab und auf den bez. Weg 659, einem alten Muli-Schlittenweg zunächst nach Süden in den Wald Pozzo Barche. Hier auf dem Weg 9 rechts durch das Bergsturzgelände der Granei hinunter nach Cassone, das eigentlich nur gestreift wird. Ein Traumpfad (Weg 31) durch Ölbaumhaine, Niederwälder, einsame Gehöfte und verlassene Dörfer – Sommavilla, Zignago, Perotti, Tormentaie, Campo, Gainet – führt zum Tagesziel Castelletto. Übernachten im Albergo Battistoni, direkt am Hafen, Essen im Ristorante Alla Fassa (Gardasee-Fisch!). Weg 655 bis zur Höhe 150 m, auf einem Gras- später Schlittenweg unterhalb Biazza zur Straße Biazza – Pasola (Wassersammelanlage auf großem Gletscherschliff nicht übersehen!), Via Casale zum Hofgut Casale, Wiesenpfade Richtung Casa Bosco, bis wir bei Salto auf den Weg 31 treffen, dem wir jetzt über Ca Tronconi nach Pai di Sopra folgen. Auf der Straße hinunter nach Piaghen, 200 m auf der Straße, dann links ab Weg 39 nach Crero, auf dem Weg 41 zu den bronzezeitlichen Felsgravuren, dann über Anze und Coi hinunter nach Torri del Benaco. Übernachten im Hotel Al Castello.
Auf der Straße Richtung Albisano nicht in der ersten Kehre auf den Weg 41 abbiegen, sondern erst 2 Kehren höher (180 m hoch) auf den Schotterweg rechts abbiegen, der später zum Waldweg wird und bei Le Murette di Sopra in den Höhenweg zum Monte Bre mündet, dem wir jetzt bis zum Monte Bre folgen. Jetzt ist Pfadfinden angesagt: Links hoch auf einem aussichtsreichen Traumpfad teils durch Wald, teils durch blütenreiche Heide hinauf zum Gipfelplateau des Monte Luppia, dann auf einem fast völlig zugewachsenen Waldpfad hinunter nach Il Molino und auf der Straße nach Garda. Weiter auf die Rocca di Garda und etwas kompliziert hinunter zur Gardasee-Straße, die wir zwischen den Campingplätzen Serenella und Continental erreichen. Auf einem Zickzackweg zwischen diesen beiden Campingplätzen kommen wir zur Uferpromenade, die uns nach Bardolino führt. Übernachten im Albergo Orchidea, Essen im Ristorante Biri.
Kompliziert: Borgo Cavour – Piazzale Aldo Moro – unter der Hauptstraße durch in die Via della Croce – Via Molini – am Kreisverkehr rechts – Via Europa – zweite rechts die Strada Campazzi – am Recyclinghof vorbei – Strada di Creole – Strada Pontamare – Strada La Ca – rechts in die Via Pragrande – am Bildstock rechts in die Strada Pozza Amara – vorbei am Restaurant Prada – Strada Monte Noal e Pigna – hinunter an den See nach Tauli – auf der Strandpromenade nach Lazise – vor dem Campingplatz Spiagga d’Oro zur Hauptstraße, dann auf der Straße nach Colá – rechts in die Strada Greghe – nach Betlemme – immer weiter auf dem Hauptweg – durch den Ortsrand von Pacengo – Strada Robin – dann vorbei am Gardaland-Horror – über die Hauptstraße – Siedlung Ronchi – links ab auf Feldwegen hinein nach Peschiera. Übernachten im Hotel Bell’Arrivo, Super-Essen im Il Gabbiano.
Wieder kein einfacher Weg: Auf der alten Hauptstraße quer durch die Altstadt – durch das Stadttor – über die Brücke – rechts hoch – kurz bevor die Straße in die SS 11 mündet links ab in die Straße zum Santuario Madonna de Frassini – über die Eisenbahn – am Nordrand von Forte Laghetto entlang – auf Feldwegen zum Bahndamm – Unterführung ... ab jetzt ist wieder Pfadfinden angesagt durch die riesigen Weinfelder des Lugana-Gebiets, weglos, auf Feldwegen, auf Straßen, Schnellstraßenbaustellen ... zum Weingut Bragagna – Palazzo – Garbella – Todeschino – Colombare – Sirmione. Übernachten in Sirmione? Man deckt darüber am besten den Mantel des Schweigens. Nepp! Essen in der Trattoria al Porticciolo.
Desenzano ist mit über 25 000 Einwohnern die größte Stadt am Gardasee. Der Weg von Sirmione über Desenzano nach Lonato führt meistens entlang von vielbefahrenen Straßen oder er ist äußerst schwierig zu finden (Desenzano – Lonato). Als Alternative bietet sich der Bus an. Übernachten in Desenzano: Hotel Alessi, Essen im Ristorante La Contrade.
Besichtigung des Visconti-Castello – aus der Stadt hinaus auf der Via Venezia e Trieste – rechts ab Via Bassarelle – Via del Paradiso – aussichtsreich auf der Moränenhöhe nach Norden – Via Sant’Anna – Via Ronchi – hinüber zum bewohnten Castello von Padhenge – hinunter in den Ort – auf Nebensträßchen nach Moniga
Antitipps: Wanderer werden im Restaurant Il Porto in Moniga freundlich aber bestimmt hinauskomplimentiert. Essen in der Pizzeria daneben ist nicht berühmt, aber man wird wenigstens freundlich bedient. Weg: Vom Hafen aus zunächst auf der Promenade, dann am Strand entlang bis zu einer Treppe, die einen Campingplatz in zwei Teile teilt. Hier hoch, bei der ersten möglichen Wegabzweigung rechts auf dem Feldweg bis zur nächsten Straße, hier wieder rechts bis zu einer festungsartig gesicherten Segler-Wohnanlage. Das Tor zum Gartengrundstück rechts daneben ist offen, ein Durchgang zum Kinderspielplatz ebenfalls. Durch eine kleine Tür gelangt man auf das Segleranlagengrundstück. Unauffällig um die Häuser herumgehen, auf Treppen abwärts zum Ufer, hier wieder am Strand nach Norden bis zum Villagio San Sivino, wo eine Straße am Seeufer beginnt, die uns hinauf zur Provinzstraße 39 führt. Hier rechts, immer auf dem mit großen Schildern bezeichneten Itinerario Turistico, ein geteerter Fußweg entlang oder auf der Straße, rechts hinein nach Gardoncino, wieder zurück zur Hauptstraße, auf ihr bis an den Ortsrand von Montinelle, hier rechts Richtung Dusano, aber nicht hinab zum Hafen sondern oben auf dem Weg zum Kirchlein S. Giorgio. Hier beginnt nun endlich ein richtiger, exklusiv schöner Wanderweg, zunächst durch blütenreiche (Iris!) Ölbaumhaine, immer an der Felskante entlang über den Sasso, später über orchideenreiche (April) Magerrasen, dann steil auf einem Felsenweg hinauf zur Rocca di Manerba. Von der Rocca hinunter auf dem Weg zum Parkplatz (Via Rocca). Den ersten Weg nach rechts, der hinunter führt zum Campingplatz Rocca, den man ganz unauffällig durchquert hinunter bis zum Strand. Hier kann man endlich hindernisfrei entlang bummeln bis zum Campingplatz Europa-Silvella (anständige Einkehrmöglichkeit). Auf der Straße gelangt man zu den verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten in Manerba, Raffa oder San Felice del Benaco.
Tipps: Stilvollste Übernachtung, leider ohne Restaurant: www.villaschindler.it . Übernachtung und sehr gutes Essen im Il Nido, Raffa di Puegnago, direkt neben der Kirche, nidoraffa@libero.it ,Tel. 0039-0365-651752 oder 651864. Ähnlich gut www.sanfilis.it .
Diese genaue Wegbeschreibung soll die Schwierigkeiten einer Wanderung zwischen Bardolino und Salo verdeutlichen. Man kann sagen: Nur Mut! Und bitte nicht irgendwelchen Wegbeschreibungen versuchen nachzugehen. Entdeckergeist, Abenteuerlust und Unverfrorenheit ist gefragt.
Leider nur auf oder entlang von befahrenen Straßen! Tipp: Sehr gut und günstig mit freundlichster Bedienung unter lauter Einheimischen essen in der Antica Trattoria Sirena in Salo, Via Pietro da Salo (Localita Rive), Tel. 0039-0365-43400
Der Weganfang in Salo ist etwas schwierig zu finden: Vom Hafen über die Piazza, rechts in die Hauptstraße, durchs Tor bis zur Einmündung in den Altstadtring. Queren, dann rechts um das Rot-Kreuz-Gebäude herum, nächste Straße
links, den Berg hoch, vorsichtig die verkehrsreiche Umgehungsstraße queren, auf ihr wenige Meter links weiter bis die rot-weiße Markierung 17 durch ein Villenviertel, später durch Wald (Aussichtspunkte) nach S. Bartolomeo führt. Am Passo di Stacca auf dem Weg 17a rechts hinunter nach Serniga. Wir bleiben danach immer auf dem Weg 17. Achtung: An der Bauernhof-Ruine vor der Kapelle Nizzola rechts abbiegen (geradeaus führt der Weg 14 auf einem kleinen Umweg zum selben Ziel). Nach der Einmündung des Weges 13 ändert unser Weg vor Suplone seine Nummer, ab jetzt heißt er 18 und führt in einer großen Schleife ins Vallevesegno hinein, damit keine Höhe verloren geht, dann hinauf in die hochgelegenen Teilorte von Maderno unterhalb von Sanico. Wir gehen den alten Schlittenweg Nr. 26 gerdlinig hinunter, verlassen in Stina die Markierung, gehen in den Ort hinein und immer abwärts, zunächst gerade, später zickzack durch Ölbaumhaine hinunter nach Maderno. Alternative: Auf dem Weg 18 bis Toscolano bleiben.
13. Toscolano – Valle delle cartiere – Gaino – Folino – Cabiana – Gavazzo – Liano – Sasso – Musaga – Gargnano
Weg 19 ins Valle delle Cartiere, den alten Mulattiere hinauf nach Gaino. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, aber beide Wege haben die Nr. 20 (am Ortseingang links Richtung Camerate oder rechts in den Ort und dann links die Via Folino - Cabiana) führen nach Navazzo. Wir haben den rechten genommen, da er die bessere Aussicht auf den See und den Monte Baldo bot. Vor Navazzo zweigt der Weg 21 rechts ab zur Kirche S. Maria. Runter zur Straße und auf ihr bis Sasso. Hier rechts zur Kirche S. Antonio, den steilen Kirchenweg hinunter nach Musaga, von wo der alte Mulattiere Nr. 37 hinunter nach Garganano führt.
Tipps: Übernachtung in Gargnano im www.hotel-gardenia.it oder im www.hotel-dulac.it oder im www.hotelbogliaco.it . Übernachten und Essen im Hotel-Ristorante Bartabel, Via Roma 39, Tel. 0039-0365-71330, Fax 790009. Essen in Villa in der Osteria del Restauro, direkt am Hafen.
Am Dom von Gargnano vorbei, wenige Meter auf der Hauptstraße ortauswärts, dann links hoch auf dem Weg Nr. 265, der uns teils auf der wenig befahrenen Straße, teils auf Mulattiere, teils auf traumhaften Wanderwegen mit schönster Aussicht und vielen zoologischen und botanischen Kostbarkeiten über Muslone nach Piovere führt. In Aer kann man der Bezeichnung folgen oder aber wie wir ohne Höhenverlust nach Gardola kommen. Hier heißt es: Aufpassen. Der Weg hat jetzt die Nr. 266 und führt über den Monte Castello hinüber an den Ortsrand von Prabione und von hier grandios durch die Schlucht S. Michele hinunter nach Campione.
In die San Michele-Schlucht hinein, unterhalb der kleinen Staumauer über die Brücke (Richtung Tremosine), auf dem steilen Felsenweg Nr. 267 die Felswand hoch zur Abzweigung auf dem Weg 202 nach Pieve, dem Hauptort von Tremosine, der spektakulär über dem Gardasee hängt. Von hier führt der Weg 209 in das Valle Brasa hinein, wo in Ponti der Weg 268 nach rechts abzweigt, hinauf zum kleinen Speicherstausee von Voltino und weiter nach Usteccchio, von wo wir auf der Straße bis Limone gehen können oder schöner und ruhiger auf dem Panorama-Spazierweg über Campaldo und S. Pietro. In Limone erschlägt uns dann der Horror des Massentourismus.
17. Biacesa – Riva - Torbole
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 11 - August 2003
Bericht von einer Sommerwandertour im Jahr 2005
Von Friedlinde und Karl Stubenrauch
Kaum sind die Ereignisse, Begegnungen und Eindrücke einer durchgeführten Weitwandertour verarbeitet, beginnt die Planung der nächsten Tour. Fast schon traditionell verbringen wir einen Teil unseres Sommerurlaubes auf Weitwanderwegen im Alpinbereich. Nach 2004, wo wir auf dem südlichem GTA-Abschnitt 14 Etappen wanderten, stand diesmal der äußerste nordwestliche Teil von Italien, die Provinz Aosta, als Wanderregion an.
Die Wanderregion Aosta, umgeben von bekannten Viertausendern, bietet dem Weitwanderer ausgezeichnete und unbegrenzte Tourenmöglichkeiten unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade und Anforderungen. Demnach stand unseren Tourenzielen, die Region auf Höhenwege in ca. 2 Wochen zu durchwandern, nichts im Wege. Nun ging es an die Planung und Organisation. Mit der Beschaffung von Büchern, Wanderkarten und Informationen aus dem Internet begann unsere Planung. Vor allem aus dem Buch „ Die Höhenwege des Aostatales“ von Frank Rainer Scheck aus dem Verlag der Weitwanderer haben wir unser Wissen und unseren Informationsbedarf gedeckt, das Buch wurde somit zur Basis unserer Tourenplanung.
Nach ausgiebigem Studium der beschriebenen Höhenwege stand dann bald unsere Tour mit den Etappenorten fest. Etappen von den Höhenwegen „Alta Via “ Nummer 1, 2 und hauptsächlich Nummer 4 wurden in unsere Rundtour übernommen. Nur auf einigen Abschnitten wurde nach Variationen gesucht und diese in die Wegeplanung integriert.
Am 06. August 2005 war es dann soweit. Angereist mit dem PKW durch die Schweiz über die Tunnelstrecke Großer St. Bernhard wurde unser Startpunkt gegen 10:00 Uhr in St. Leonarde in Italien erreicht. Ab hier beginnend in westlicher Richtung haben wir dann folgende Rundtour zurückgelegt, die sich unwesentlich gegenüber unserer Vorplanung geändert hat. Die Gründe hierfür waren ausschließlich überfüllte Berghütten.
1.Tag: 06.08.05: Anreise nach St. Leonardo 1519 m und Aufstieg zur Passhöhe Großen St. Bernhard 2473 m 2.Tag: 07.08.05: Passhöhe Großen St. Bernhard 2473 m – Rif. Elena 2062 m 3.Tag: 08.08.05: Rif. Elena 2026 m – Rif.Maison Vieille 1956 m 4.Tag: 09.08.05: Rif. Maison Vieille 1956 m – La Thuile 1487m 5.Tag: 10.08.05: La Thuile 1487 m – Rif. Ruitor 2022 m (Frankreich) 6.Tag: 11.08.05: Rif. Ruitor 2022 m Rif. Bezzi 2284 m 7.Tag: 12.08.05: Rif. Bezzi 2284 m – Rif. Benevolo 2285 m 8.Tag: 13.08.05: Rif. Benevolo 2285m – Rif. Citta di Chivasso 2604 m 9.Tag: 14.08.05: Rif. Citta di Chivasso 2604 m – Rif. Chabod 2750 m 10.Tag: 15.08.05: Rif. Chabod 2750 m – Rif. Vittorio Sella 2585 m 11.Tag: 16.08.05: Rif. Vittorio Sella 2585 m – Cogne 1534 m 12.Tag: 17.08.05: Cogne 1534 m – Rif. Dondena 2200 m 13.Tag: 18.08.05: Rif. Dondena 2200 m – Chardoney und mit Bus nach Aosta und anschließend nach St. Leonardo zum Auto. 14.Tag: 19.08.05: Aosta / Pila 1814 m – Rif. Alpe Arobole 2507 m 15.Tag: 20.08.05: Abstieg nach Aosta / Pila zum Auto – Abreise zum Gardasee
Wie bereits erwähnt, wurden die meisten Etappen aus dem Wanderführer von Frank Rainer Scheck „ Die Höhenwege des Aostatales“ entnommen. Dies betrifft die Etappentage 3, 4, 7, 8, 9, 10, 11 und 12. Die Etappenverläufe und deren Höhepunkte, Entfernungen, Höhenmeter, Wanderzeiten etc. sind ausgiebig und exakt in diesem Wanderführer beschrieben. Deshalb möchten wir auf diese Etappen nicht weiter eingehen. Nur ein Hinweis zur Etappe 10 vom Rif. Chabod zum Rif. Vittorio Sella ist noch anzubringen: beim Abstieg von der Money-Scharte 3190 m befindet sich ein Klettersteig der aus der Wanderkarte nicht ersichtlich und bei Schlechtwetter (wir erlebten ihn verschneit-vereist nach nächtlichem Schneefall) nicht zu unterschätzen ist. Ca. 150 Höhenmeter sind zu überwinden, er ist sehr gut mit Ketten gesichert.
Zu den Etappen 1, 2, 5, 6, 13 und 14 hier ergänzende Informationen:
Vorab noch ein wichtiger Hinweis:
Die folgenden Ausführungen und Kurzinfos sind nicht ausreichend um die Abschnitte nachzuwandern. Nur mit guten Wanderkarten und Erfahrung im Umgang und Umsetzung dieser Informationsquellen sollte man diese Varianten angehen. Ausreichende Bergerfahrung, wie in dem Buch der Höhenwegebeschreibung angegeben, wird als selbstverständlich voraus gesetzt.
zu Etappe 1: Höhenmeter: Aufstieg: 900 m, Abstieg: 0 m, Wanderzeit: ca. 3 Std. Einkehrmöglichkeit: An der Paßstraße
Eine kurze Etappe. Zum “Eingewöhnen“ genau passend. Auf gut markierten und sichtbarem Pfad steigend, die Passstrasse mehrmals kreuzend zum ersten Etappenziel. Übernachtung im 3 Sterne Albergo Italia auf italienischer Seite.Tel.: 0165 78 09 08
zu Etappe 2: Höhenmeter: Aufstieg ca. 1000 m, Abstieg ca.1 200 m Wanderzeit: 7 Std. Einkehrmöglichkeiten: La Peule
Von der Passhöhe ca. 1 km wieder zurück bis zu einer Almsiedlung 2373 m, dann rechts aufsteigen zum Fenetre de Ferret 2698 m zum Übergang in die Schweiz. Abstieg ins Val Ferret, vorbei an den Lacs de Fenetre 2469 m bis Alpsiedlung Plan de la Chaux. Hier links Wegweiser La Peule 2071 m gehen, etwas absteigen bis zu einem Bergbach, diesen überqueren und wieder aufsteigen bis La Peule. Ab hier auf TMB ( Tour Mont Blanc ) weiter aufsteigen zum Grand col Ferret 2537 m. Übergang wieder nach Italien. Abstieg zum Rif. Elena 2062 m.
zu Etappe 5: Höhenmeter: Aufstieg ca.1200 m, Abstieg Wanderzeit: 7 Std. Einkehrmöglichkeiten: keine
Von la Thuile den Alta Via 2 folgen über la Joux und den Rutor Wasserfällen aufsteigen bis auf ca. 2375 m. Ab hier Wegweiser zum Col de Tachuy 2673 m aufsteigen. Übergang nach Frankreich. Absteigen, vorbei an Lac du Petit zur Selbstversorgerhütte Rif. Du Ruitor mit 40 Schlafplätzen. Tel.:33 047906 9212. Telefonische Voranmeldung am besten vom Rif. Maison aus. Die Besitzerin kommt am Abend mit Jeep und kassiert die Übernachtung; nur Getränkekauf ist möglich.
zu Etappe 6: Höhenmeter: Aufstieg: ca. 1600 m, Abstieg: ca.1400 m Wanderzeit: 8 ½ Std. Einkehrmöglichkeiten: Rif. Archeboc, Uselliers
Auf sichtbarem Pfad Aufstieg Arete de Montseti 2500m. Abstieg zum Lac Noir und weiter zum Rif de Archeboc. 2029 m. Aufstieg zum Coll du Mont 2639 m. Übergang nach Italien. Abstieg nach Usellieres 1758 m ins Val Grisenche. Ab hier geht’s dann auf der Alta Via 4 weiter, aufsteigend zum Rif. Bezzi.
zu Etappe 13: Höhenmeter: 0 m, Abstieg ca. 750 m, Wanderzeit: 2 ½ Std.
Vom Rif Dondena einen Naturfahrweg absteigend bis Chardo nay. Busfahrtzeit nach Hone ca. ½ Std. Ab hier Bus- oder Bahnverbindung nach Aosta.
zu Etappe 14: Höhenmeter: Aufstieg: 850 m, Abstieg: 150 m Wanderzeit: 4 Std. Neu erbaute Hütte seit 1998, Tel.: Nr. 0165 32940
Von Pila ( Skizentrum Aosta auf ca. 1800 m ) aufsteigend zum Lago di Chamole 2311 m dann weiter zum Col die Chamole 2641 m, kurzer Abstieg zum Rif Arbole.
Während der 14 Tage hatten wir zwei leichte Regentage. Wir konnten jedoch unsere Etappen ohne große Probleme angehen. Die Sicht an diesen Tagen war natürlich schlecht, da Wolken und Nebelfelder im Gelände aufkamen, die Pfade waren aber zu erkennen, auch die Markierungen im felsigem Gelände noch sichtbar und deshalb ohne Risiko begehbar. Auch diese Tour war für uns wieder einmal ein tolles Erlebnis. Jeder Tag mit neuen Eindrücken, Aussichten, Bekanntschaften, Einsamkeiten und auch Müdigkeiten.
Spätestens nach dem dritten Tag, wenn der Rhythmus gefunden und das Tragen des Rucksacks (ca. 15 kg) als selbstverständliches Wanderrequisit und nicht als Ballast empfunden wird, stellt sich ein körperliches Wohlbefinden und mentales Glücksgefühl ein, das uns im Alltag zu Gute kommt. Eine Herausforderung für weitere Tourenplanungen! 2006 lässt grüßen!
Hinweise zur Literatur und sonstigen Informationsquellen.
Bücher:
Wanderkarten:
Internet:
Fotos: Karl Stubenrauch
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 18 - Dezember 2005
Wanderung auf dem „Alte Via 1“ im Aostatal 6.7. – 12.7.2002
Von Gerhard Wandel
Benützter Führer:
Hervorragender Wanderführer „Die Höhenwege des Aostatals“ von Frank Rainer Scheck, Verlag „Der Weitwanderer“, m.W. nur noch erhältlich bei ALPINA, Johann Neumann, Aschheim
Karten:
Istituto Geografico Centrale, Turin (IGC): 1:25.000 Monte Rosa, Alagna, Macugnaga, Gressoney, Nr. 109 1:25.000 Cervino (Matterhorn) Champoluc, Nr. 108 1:30.000 La Valpelline, Nr. 115, IGC
darüber hinaus: Hotelverzeichnis des Valle D`Aosta und „Berghütten und Biwaks in Aostatal“, beim Touristenbüro in Aosta kostenlos erhältlich.
Die ersten Etappen sind bewußt kurz gehalten, da ich nicht ausreichend Training hatte. Dadurch lassen sich auch die teilweise beachtlichen Höhenmeter reduzieren; der Weg ist damit nicht nur etwas für Alpinisten.
1. Tag: Gressoney S. Jean – Rif. Alpenzu
Heute steht nur eine ganz kleine Eingehtour auf dem Programm. Ich nehme den Bus von Aosta nach Pont St. Martin, schaue mir die Kleinstadt an mit sehr gut erhaltener römischer Brücke, Wochenmarkt, Essen, Expresso..., richtig schöner italienischer Urlaub, wenn da nicht diese Wolkenberge wären, die sich aus der Poebene in Richtung Berge schieben. Die Bushaltestelle ist derzeit vom Piazza IV Novembre wegen Bauarbeiten an die Straße vom Bahnhof zum Ortszentrum (beim Postamt) verlegt. Die Fahrkarten für den Bus nach Gressoney gibt’s im Bus. Kaum im Bus beginnt es zu regnen, zunehmend heftiger. In Gressoney S. Jean ist alles grau in grau. Ich ziehe Regenbekleidung über und los geht’s über die lokale Markierung 14 nach Chemonal (nach E-Werk links abbiegen). Vorsicht, nicht von den Markierungen durch die schöne Walserortschaft durchziehen lassen. Man landet ansonsten auf dem lokalen Weg 15, der einem auf Halbhöhenlage auf der anderen Talseite zurückbringt nach Gressoney. Diesen Weg möchte ich jedoch jedem als Alternative empfehlen, der von Gressoney nur bis zur Rif. Alpenzu gehen möchte. Also von Chemonal der Straße aufwärts bis zur Markierung gelbes Dreieck mit 1 bzw. Nr. 6 als lokale Markierung. Unterwegs nach einem Bildstock eine Umleitung. Nach 1 ½ Stunden Dauerduschen erreiche ich das wunderschöne Rif. Alpenzu (24 Betten in Mehrbettzimmern mit Duschen, geöffnet von 20 Juni bis Mitte Sept.).
2. Tag – 7. Juli 2002: Rif. Alpenzu – Col di Pinter – Crest
Bei strahlend blauem Himmel geht‘s flott bergauf über gut markiertem Weg (1 in gelbem Dreieck) bzw. 6 auf gelbem Grund zum Col di Pinter, 2777m (2 ½ Std.), absolut schneefrei! Oben am Pass ist dichtes Gedränge. Es ist Wochenende und die Bergwanderer kommen mit der Kabinenbahn aus dem Valle d´Ayas nach Crest zu einem Aufstieg auf den Monte Pinter und Testa Grigia. Ich steige hinab zu den Walserdörfern Cuneaz und Crest. Ich habe mich im Albergo Cré Forné angemeldet. Das einfache Hotel mit schöner Sonnenterrasse bietet sogar Frühstücksbüffet. Zwei ständig laufende Fernsehgeräte sind jedoch nicht jeder-manns Sache. Das nächste Mal würde ich das stilvolle „Refuge Vieux Crest―, Tel.: 0125-307.983, im alten Ortskern von Crest empfehlen. Gehzeit insgesamt ca. 4 ½ Std.
3. Tag: Crest – Saint Jacques – Rifugio Gran Tournalin
Der Start ist heute morgen gewaltig mißglückt. Vor 8 Uhr gibt es kein Frühstück, da das Brot vom Tal am Montagmorgen nicht früher eintrifft. Nach dem Frühstück möchte ich bezahlen, aber mir wird erklärt, daß ich dies erst gegen 10 Uhr könnte, weil der Chef nicht früher kommt. Um 9.30 Uhr kann ich endlich starten. Es geht über die Fahrstraße, Markierung 1 in gelbem Dreieck bzw. 13 b nach Souzun, durch den Ort aufsteigen über lokale Markierung 10 auf Fahrstraße, dann erneut AV 1 Markierung auf Fahrstraße nach St. Jacques (1 ¾ Std.). Dort nach Kirche über Brücke links auf lok. Markierung 4 a bzw. AV 1 zur Alpe Nana inf., Rif. Gran Tournalin nur ca. 200 m unterhalb vom Col de Nana, sehr schöne neue Hütte (37 Betten, Duschen), schlecht funktionierendes Notstrom-aggregat, freundliches Personal. Gehzeit insges. ca. 4 Std.
4. Tag: Rif. Gran Tournalin – Col de Nana, Colle di Croux – Cheneil – Cretaz, Rif. Barmasse
Heute geglückter Start und binnen ¾ Std. den Col di Nana (2775m) erreicht, weiter zum Colle di Croux, hinunter nach Cheneil, Paquier-Cretaz, Touristenzentrum im Valtournenche, ca. 3 ¼ Std. mit Gelegenheit zum Postkarten- und Briefmarkeneinkauf und um die Beine für den nächsten Aufstieg etwas auszuruhen. In der Pause von einem Gewitter überrascht, deshalb Anstieg mit Regenbekleidung zum Lago di Cignana, Weg teilweise etwas zugewachsen. Eine Umleitung um Materialseilbahn teilweise unklar; die Kraftwerksbetreiber haben Vorrang vor den Wanderern! Endlich an der Begrenzungsmauer des Stausees angekommen, diese gequert und nach ein paar Meter das Rif. erreicht. Restliche Gehzeit ab Cretaz ca. 2 ½ Std. Hier oben treffe ich auf eine holländische Wandergruppe, die mir noch die gesamten Tage auf dem Alta Via erhalten bleiben sollte; Wandergruppen müßten es doch wirklich nicht unbedingt sein. Es handelt sich um eine kommerzielle Veranstaltung, mit teilweise Gepäcktransport. Der Wanderführer ist Mitglied im Alpenverein. Als Wanderführer benützen die Holländer: Die Höhenwege des Aostatals von Frank Rainer Scheck! Außerdem sind anwesend: 2 Französinnen und ein Italiener. Beim Quartier handelt es sich um ein privat geführtes Rifugio mit mehreren Zimmer (Stockwerksbetten) ohne Duschen und nur 1 öffentlichen Toilette. Die alten Damen behandeln einen sehr freundlich; es wird mit viel Liebe gekocht. Doch die Preise sind überhöht
5. Tag: Rif. Barmasse – Rif. Cuney
Heute haben wir eine lange, anstrengende Etappe vor uns. Das Wetter sieht nicht einladend aus. Zunächst geht’s problemlos zum Alpweiler Cortina und weiter zur Alpe Fornace. Achtung: Bei einem Holzkreuz zweigt der Weg, hier nicht markiert nach links ab! Zwischenzeitlich regnet es. Das Finestra d‘ Ersa (1.45 Std.) wird problemlos überschritten, weiter geht’s zu den Stallungen der Alpe „Grand Drayere“, die ich kurze Zeit als Unterstand nutze (2.30 Std.). Die Holländer beschließen das Biv. Tzan als Mittagsrast anzusteuern. Der Weg zum „Fenetre de Tzan (2734m)“ zieht sich, von oben beständiger Regen, um mich Nebel, die Füße und eigentlich alles zwischenzeitlich naß, nur gelegentlich sind Sylvie und Odile, die beiden Französinnen, im Nebel zu erkennen, so richtiges Wetter zum davonlaufen! Gehzeit zum Paß insgesamt ca. 4.15 Std. Dann ein fast nicht endender Abstieg ins Tal des St. Barthelémy. Bei der 1. Alpe mache ich unter dem Vordach Rast. Ausgebellt von den Hofhunden und vom Knecht mißtrauisch beäugt, genieße ich es, daß es zumindest von oben her trocken ist. Der Regen hat aufgehört und es geht weiter zur Alpe „Crottes la Serva“, dann erneuter Wiederanstieg zunächst durch einen Wald voller verflixter Moskitos, dann im Rasenbereich danach etwas schwierige Orientierung. Ein paar Alpen werden passiert und nach 7 ½ Std. stehe ich vor dem herrlich gelegenen Rif. di Cuney (2656m). Ich trenne mich von meinen nassen Klamotten und Schuhen (meine Wäscheleine leistet hervorragende Dienste), stärke mich mit einem Cappucino und besichtige das Oratorio di Cuney, einer Wallfahrtskirche hier oben in den Bergen. Gemütliches Zusammensitzen beim hervorragenden Abendmahl beschließt den Tag.
6. Tag: Rif. Cuney – Colle di Chaleby – Cole die Vessona –Dzovenno
Zunächst problemloser Abstieg und Wiederaufstieg zum Colle di Chaleby (2683m), dann Wiederabstieg (über Wiesen teilweise unklare Wegführung) und erneuter Aufstieg zum Colle di Vessona (2783m), an wenigen Schneeresten vorbei. Nach 2 Std. darf ich den herrlichen Blick vom Paß genießen und mein Studentenfutter mit Sylvie und Odile teilen. Dann unendlich langer Abstieg (1400 Höhenmeter) ins Tal des Torrente Buthier kurzem Wiederanstieg nach Closé. Es war ein Fehler, sich nicht vorher im Hotel Valentino in Dzovennoz telefonisch anzumelden. Hier finde ich natürlich keine Telefonzelle und steige hinunter nach Oyace. Ich finde zwar hier ein neues Bar/Restaurant, aber kein Hotel. Ich rufe im Hotel Valentino an und ich muß meinen ganzen Charme spielen lassen, um noch ein Doppelzimmer für eine Einzelperson zu bekommen (verflixte Wandergruppen!!). Ich laufe wieder hinauf an Closé vorbei nach Dzovenno. Wanderzeit bis Closé ca. 6 Std., zusätzlich ½ Std. bis Dzovenno. Ein nettes Hotel und eine noch nettere Chefin empfangen mich. Es gibt genügend zu trinken und eine schöne warme Dusche. Nach und nach trudeln auch die anderen Wanderer ein, Sylvie und Odile und die Holländer. Der Abend wird recht nett, nur mit 3 Fremdsprachen nebeneinander: Italienisch, Hochdeutsch und Französisch bringe ich einiges durcheinander.
7. Tag: Dzovenno – Ollomont
Schade, daß es ein Tag des Abschiedsnehmen ist. Zunächst geht es wider hinunter nach Closé, dann Aufstieg zu den Alpen Sucheaz, l’Arpe zum Colle de Breuson. Unterwegs sieht man noch genügend Schäden durch frühere Murenabgänge. Bei der Alpe Sucheaz hat der Wald die Weiden verdrängt. Oben vom Paß aus sieht man noch recht gut die früher angelegten Hangterrassen. Beim Abstieg muß man bei der Alpe del Berio aufpassen. Auch ich lande unvermittelt auf dem AV 3 und lasse mich das Tal hochziehen. Ansonsten erreiche ich ohne Probleme nach 6 Std. Ollomont, das Ende meiner Wanderung, wo mich der Bus wieder sicher nach Aosta bringt.
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 10 - April 2003
Wanderung vom 14. - 21. Juni 2000 auf dem Percorsi Occitani
Von Gerhard Wandel
Benutzte Führer:
„Der Mairatal-Weitwanderweg“ und „Antipasti und alte Wege“
Benutzte Karten:
An Karten hatte ich die IGC-Karten „Valle Maira“ und „Monviso“
Wegen der schweren Unwetter hatte ich zunächst noch einen Ruhetag in Cuneo eingelegt. Dies erwies sich als richtig und bescherte mir anschließend traumhaft schönes Wetter
1. Tag: Zunächst mit dem Bus von Cuneo nach Dronero. Hier mache ich mich auf den Weg -zunächst nicht auf dem offiziellen P.O.- sondern entsprechend dem Führer „Antipasti und alte Wege“ über St. Maria Delibera, S. Costanzo al Monte zum Croce Pian Alba. Dort ist die Karte ungenau. Das Hinweisschild weist rechts abbiegend den Berg hinauf aus: Font. dell’ Asino, M.S.Bernardo, aber auch P.O. Nach der Karte müßte man geradeaus weiterlaufen. Richtig ist jedoch rechts abbiegen. Bei St. Giovanni heißt es aufpassen. Ein Weg führt zwischen verfallenen Häusern halbrechts den Berg hinauf, weiter oben erscheinen Markierungen gelb-rot und auch gelb. Dies ist jedoch nicht der richtige Weg. Bei den letzten Häusern halblinks auf gleicher Ebene halten! Im Albergo Rocceré finde ich eine angenehme Unterkunft, um den 1. Tag zu beenden. Im Führer „Der Mairatal Weitwanderweg“ ist die Telefonnummer falsch angegeben (richtig: 0171/918962).
2. Tag: Fast ein Ruhetag, also genügend Zeit zum Wäsche waschen, Schreiben, Lesen, Fotografieren. Problemloser Weg über Kapelle S. Chiaffredo, Roi, Mostoila, Molineri di Pagliero. Hier stimmt die Karte nicht. Der Weg führt nicht geradeaus weiter, sondern über die Fahrstraße Richtung Pagliero. Die Wanderzeit mit 3,30 Std. ist sehr großzügig angenommen, 3 Std. sind vollkommen ausreichend. Die GTA-Unterkunft in Pagliero weist 12 Plätze aus und könnte etwas sauberer sein.
3. Tag: Der Weg beginnt problemlos und führt über Fracchie zum Val Droneretto. Es ist einfach nicht gut, wenn man zuviele Führer liest! In der Kehre zweigt rechts ein Weg über eine neue Brücke ab ins Val Droneretto. Hier habe ich auf der Wanderung meinen größten Schnitzer begangen. Man darf erst nach der Kurve rechts abbiegen, auch über eine neue Brücke. Die Markierung auf der Straße war infolge Schlamm nicht erkennbar. Dann gings am Monte Rubbio, St. Bernardo, Camolieres nach Macra-St. Villar. Hier sehr schöne Posto Tappa. Ich mache trotzdem einen Spaziergang hinunter zum „Cavallo Bianco“ und lasse mich für das Nachtessen vormerken und dort verwöhnen.
4. Tag: Da es meines Erachtens im Tal des Rio Bedale flußaufwärts zuviel Wasser hat und ich meinen Weg nicht schwimmend erreichen will, wähle ich zum Einstieg die Straße direkt nach Langra hinauf. Der heutige Tag ist der bisher schwierigste mit mehreren anstrengenden Anstiegen. Schließlich erreiche ich Centenero. Zwischen Centenero und Caudano dann eine böse Überraschung: Die Brücke über den Rio Venines (?) wurde vom Unwetter hälftig weggespült. Nach langem Suchen finde ich einen Übergang und hole mir dabei nasse Füsse. Nach Caudano dann ein Erdrutsch. Die Straße ist vollkommen abgerutscht. Ein Bagger ist gerade dabei eine neue Verbindung zur Außenwelt zu schaffen. Der Baggerfahrer stellt den Motor ab und läßt mich als ersten. Menschen den neu geschaffenen Weg passieren. Dabei habe ich prompt die Abzweigung des P.O. verpaßt und laufe über die Straße nach Paschiero. Vor dem Friedhof am Ortseingang führt aber eine schöne Mulatteria rechts den Berg hoch und trifft unterhalb von St. Peyre wieder auf den P.O. Der Weg geht weiter über Cucchiales. Vor Ciamino wieder ein Erdrutsch. Endlich das Borgata S. Martino inf. erreicht und bei Maria Schneider in dem wunderschön restaurierten Haus Unterkunft und hervorragende Verpflegung gefunden. Die Gäste dort sind allerdings nicht jedermanns Geschmack, aber auch GTA-Wanderer trifft man hier.
5. Tag: Heute gibt’s wieder nur eine Halbtagestour. Von S. Martino geht’s im Nebel über den Colle Bettone, Colle S. Giovanni nach Serre di Elva. Der Weg ist unproblematisch, herrliche Blumenwiesen. In Serre die Gelegenheit zu einer Besichtigung der Kirche genutzt. Im Posto Tappa S. Pancrazio hervorragend untergebracht und ebenso verpflegt worden. Offensichtlich setzt Elva auf Tourismus und Wanderurlaub. Man trifft auf etliche örtliche Wanderrundwege, mit E 1, E 2 usw., aber auch mit den Markierungen der Fernwanderwege, rot-weiß, gelb-grün, rot-gelb bezeichnet, sehr verwirrend! Die Betreiber des Posto Tappa sind sehr nett, haben einem das umfangreichste Menü auf der ganzen Tour kredenzt und mir zum Abschied auch noch Informationsmaterial mitgegeben. Bitte weiterempfehlen!
6. Tag: Zunächst eine lange Etappe über den Asphalt bis Chiosso superiore, dann zum Rio Gias vecchio, dort unangenehme Entdeckung: Der gesamte gegenüberliegende Hang ist abgerutscht und kein P.O. mehr zu erkennen. Über vielleicht 5 Meter einen Steilhang aus losem Geröll hinaufzusteigen ist nicht nach meinem Geschmack. Ein paar Meter talwärts wurde mit einem Balken eine Behelfsbrücke errichtet. Ich probiere es über diese und bin auf dem örtlichen Weg E 2, der direkt den Berg hinauf führt. Ich mache wieder kehrt und suche das Ufer weiter oberhalb nach einem Übergang ab. Bei einem großen Felsbrocken, der die Hauptwassermassen überbrückt, werde ich fündig. Nach Steilanstieg am abgerutschten Hang finde ich auch den P.O., der jedoch nicht wie in der Karte eingezeichnet direkt den Hang hinauf führt, sondern zunächst weiter das Tal des Rio Gias vecchio hinaufführt. Der Mairatalführer ist auf S. 65 nicht korrekt: Der Rio Gias Vecchio wird nicht in 1900m überschritten; folglich stimmt auch der Weiteraufstieg mit noch einmal gut 100 m nicht. Es geht weiter über Col. S. Michele, Cesani, Castiglione, Vallone nach Ussolo, dem heutigen Etappenziel, immer der Markierung des GTA und des P.O. folgend. Das ehemalige Schulhaus ist als Posto Tappa o.k., außer, daß es ruhig etwas sauberer sein dürfte.
7. Tag: Problemlos geht’s hinauf nach Vallone, Grangette, zum Colle Sarasin, Punta Culour, Grange Serri Soprana, Colombata, Lausetto, S. Maurizio, Chiapera, Campo Base. Man sollte diesen Tag wirklich sehr zeitig beginnen, da sonst die 2. Hälfte des Tages bei schattenlosem Marsch am Südhang zur Tortur wird!! Die Einteilung der Matratzenlager erfolgt hier streng nach Nationen. Ich als einziger Deutscher hatte mein Matratzenlager für mich alleine.
8. Tag: Für meine letzte Etappe nach Chialvetta nehme ich die Route über die Sorgenti della Maira, den Colle Ciarbonet. Von dort führt der Weg über die alte Militärstraße, Viviere, Pratorotondo, Chialvetta. Entgegen dem Mairatalführer ist jedoch die gesamte Strecke auch als GTA-Weg mit rot-weiß markiert. Bei der Abzweigung von der Schotterstraße (vgl. Führer S. 75) gibt es keine gelben P.O. Markierungen. Diese tauchen erst wieder nach Pratorotondo auf. Zu meinem letzten Aufenthalt auf dem P.O. im schönen Posto Tappa mit Trattoria bei Rolando Comba und Maria Luisa verbringe ich noch einen schönen Nachmittag und abend zusammen mit Franzosen die eine Mehrtagestour über die Pässe machen. Von der im Führer erwähnten Küche habe ich jedoch nichts gesehen. Das Posto Tappa ist derzeit im Untergeschoß der Trattoria untergebracht, hat 5 Doppelstockbetten, Dusche und Toilette. Eine Führung durch das Museum sollte man sich nicht entgehen lassen, es sei denn, man scheut den Eintritt von 4.000 Lire.
Fazit: Eine schöne Wanderung, auch für sportlich nicht trainierte ohne Schwierigkeiten zu begehen, beliebig ausbaubar und auch gut im Frühjahr und Herbst noch zu begehen. Die herrlichen Blumenwiesen jetzt im Frühsommer sind eine einzige Pracht. Insgesamt die bisher beste Markierung, die ich in Italien angetroffen habe! Der Mairatalwanderführer ist eine nützliche Hilfe für unterwegs. Man sollte sich unbedingt von einem Posto Tappa jeweils beim nächsten voranmelden.
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 6 - Juni 2001
Wanderung Percorsi Occitani 13. Juli –19. Juli 2001
Von Gerhard Wandel
Die Wanderung baut auf der Wanderung "Percorsi Occitani" 2000 auf. Teilweise wurden die gleichen Routen gegangen. Sofern es keiner Änderung oder Ergänzung bedarf, gelten die Ausführungen vom letzten Jahr. Auch Führer und Karten sind identisch: „Der Mairatal-Weitwanderweg“ von Hans-Günther Staschik/Manfred Kasper aus dem Verlag: Der Weitwanderer, „Antipasti und alte Wege, Bauer/Frischknecht, Rotpunktverlag, IGC Karten „Valli Maira, Grana, Stura“ und „Monviso“ aus der Serie „Carta dei sentieri e dei Rifugi“, Instituto Geografico Centrale, Torino. Als zusätzlicher Führer wurde für das Varaitatal Prof. Dr. Werner Bätzing: „GTA Der Süden“ benützt. Sämtliche Unterkünfte sind auf Halbpension eingerichtet. Es ist üblich, daß man sich am Vorabend für das nächste Quartier voranmeldet. Ich habs nie bereut!
1. Tag: Cuneo-Bassura (Bus) – S. Martino – Elva
Wir starten von Bassura über die P.O. Alternativstrecke gelb-blau markiert nach Paschero. Dort nehmen wir beim Ortszentrum nicht die Straße halblinks, sondern halbrechts am Friedhof vorbei, die in einen Waldlehrpfad übergeht und uns auf schattigem Weg direkt zum P.O. zwischen St. Peyre und Cucchiales führt. Wir folgen dann dem Weg links nach Cucchiales mit gemütlichem schattigen Anstieg in der heißen Mittagssonne. Wir können hierbei beobachten, daß der Weg hervorragend instandgehalten wird. Die vom Unwetter letztes Jahr beschädigte Brücke wurde erneuert, ein Bergrutsch am Weg wurde ebenfalls beseitigt. Hier ein großes Lob auf die Posto-Tappa-Betreiber, die über den von ihnen gegründeten Verein den Weg unterhalten!! In S. Martino machen wir eine kurze Rast, genießen das köstlich frische Wasser (und natürlich einen Expresso), kaufen Brot und Käse für unser Picknick, und nützen die Gelegenheit zu einem kurzen Gedankenaustausch mit Fam. Schneider. Gehzeit bis hier ca. 2 ½ Std. Weiter geht’s über den Colle Bettone und Colle S. Giovanni nach Elva. Restliche Gehzeit ca. 2 ½ Std. Die Telefonnummer im Convitto Alpino S. Pancrazio hat sich geändert: 0171-997986. Auch der Internetausdruck über www.ghironda.com weist die falsche Nummer aus. Dort beschließen wir unseren Abend mit 2 Studentinnen aus Deutschland, die uns in den nächsten Tagen öfter über den Weg laufen sollten.
2. Tag: Elva (1637m)–Colle Bicocca (2285m)– Chiesa (1480m)- Rif.Meleze (GTA-Ost)
Wir verlassen nun den P.O. Die Abzweigung der GTA-Ostroute über Grangette zum Colle Bicocca finden wir nicht. Wir laufen weiter auf der Straße nach Dao, die hier dem P.O. und der GTA-Alternativstrecke über Ussolo entspricht und zweigen dann unmarkiert auf schönen Weg über die hübschen Dörfer Castes, Gerneri, Laurenti ab und nehmen von dort die Fahrstraße Richtung Nordost. Auf einer älteren Karte ist von dort noch ein Weg zum C. Bicocca eingezeichnet, dieser ist jedoch nicht auffindbar, sodaß wir ca. 400 Höhenmeter über steile Wiesen aufsteigen müssen (nicht empfehlenswert!, bitte unbedingt die GTA-Route suchen!). Wir stoßen auf die Militärstraße vom Colle di Sampeyre zum C. Bicocca. Vorsicht: nicht den ebenfalls rot-weiß-rot markierten Weg zum Colle Terziere nehmen! Ab dem Colle Bicocca schöner Abstieg (gut markiert) nach Chiesa. Das Posto Tappa in Chiesa macht von außen einen sehr gepflegten Eindruck. Andere Wanderer haben dort übernachtet und sich nur lobend geäußert. Auch hier im Valle Varaita werden die Wanderer hervorragend bekocht. Wir wandern weiter und suchen nach einem Parallelweg zur Straße nach Celle, wie in der Karte eingezeichnet. Hier existiert jedoch kein Parallelweg. Wir kommen nur bis nach Fontanile und nehmen dort die Brücke über die Varaita und queren die Wiesen bis zur Straße. Man muß, entsprechend der Markierung, der Straße folgen, schade! Die schönen Dörfer können wir leider nicht recht genießen, da wir zwischenzeitlich von kleinen Regenschauern eingedeckt werden. Nach 7 ½ Std. erreichen wir unser Quartier im Rif. Melezé, ein sehr schönes modernes Gebäude mit freundlichem Personal. Leider ist aber Wochenende und das Rifugio so dicht an der Straße gelegen, sodaß es von italienischen Ausflüglern nur so wimmelt.
3. Tag:Rif. Melezè (1806m) – Colle Bellino (2804m)– Campo Base 1650m (GTA-Route))
Ein Blick aus dem Fenster läßt den Fotoapparat sofort in einem trockenen Platz im Rucksack verschwinden. Heute ist Nebel angesagt. Wir ziehen uns warm an und halten die Regensachen griffbereit. Es geht den Berg hinauf von St. Anna über das Ende der Fahrstraße mit ein paar Bachquerungen und den ersten Schneefeldern, vorbei an der Grange dell’Autaret, ein paar Kettensicherungen –immer der rot-weißen Markierung folgend- zum Colle di Bellino. Hier oben wird’s unbequem: Regen, Graupelschauer, eisiger Wind und ein verflixtes Schneefeld, das sich nicht umgehen lassen will. Wir stapfen Stufen in die Schneewand und erreichen endlich die Passhöhe. Wir scheuchen Schneehühner auf und beobachten viele Murmeltiere. Der Abstieg zieht sich hin über die Grange Maurin, Grange Collet und über die Fahrstraße zum „Rif. Campo Base“, wo wir nach 7 ½ Std. müde und durchnäßt ankommen. Die Segnungen der Zivilisation lassen uns hier nicht im Stich: es gibt einen Trockenraum für nasse Schuhe und Regensachen, eine heiße Dusche und sogar einen elektrischen Fön, der auch zum Trocknen von Socken zweckentfremdet werden kann. Wir treffen hier wieder unsere 2 Studentinnen aus Elva, die in Chiesa übernachtet hatten und sich nach S. Anna fahren ließen. Das Publikum besteht hier vorwiegend aus Franzosen; Holländer, Schweizer, Italiener und Deutsche sind in der Minderheit. Positiv hervorheben möchte ich hier noch den hervorragend ausgestatteten Einkaufsshop mit frischem Obst, Gemüse, Käse usw.
4. Tag: Campo Base – Colle Ciarbonet (2206 m) Chialvetta entspricht der Tour 2000 Der P.O. hat uns wieder! Gehzeit ca. 5 ½ Std. In der Posto Tappa „Trattoria della Gardetta“ bekommen wir ein kleines 2-Bettzimmer im OG. Seit dem Umbau letzten Jahres wurde das Bettenangebot aufgestockt. Es kommen auch Gruppen hierher, vor allem Franzosen.
5. Tag: Chialvetta (1494m) – Passo dell‘ Gardetta (2431m) - Rif. Gardetta (2335m) Es geht zunächst auf der gleichen Strecke wie am Vortag hinauf nach Viviere, dann an ein paar Almen vorbei zum Passo dell Gardetta. Bis hierher folgt der P.O. wieder der GTA. Vom Paß hat man eine herrliche Aussicht über die Gardettahochebene. Nach 3 ½ Std. ist das Rifugio des CAI erreicht. Wir nehmen unseren Rucksack herunter und verzehren einen Teller Polenta. Auch die Küche hier oben läßt nichts zu wünschen übrig! Wir lassen uns anschließend die Edelweißwiese zeigen und streifen dann ohne Gepäck über die herrliche Hochebene zum Passo di Rocca Brancia (2620m) auf der GTA-Route und werfen einen Blick hinunter in das Sturatal. Nach einem netten Abend mit Franzosen, Schweizern und Holländern geht’s bald zu Bett.
6. Tag: Rif. Gardetta - Colle d’Ancoccia (2533m) –Colle del Mulo (2527m)– Arata (1390m)
Über Nacht hat sich das Wetter geändert. Der kalte Westwind brachte Wolken aus Frankreich, die sich nun hier abregnen. Wir ziehen sofort die Regenbekleidung über und überlegen uns bereits, ob wir über die Fahrstraße nach Preit absteigen. Am Colle del Preit beschließen wir jedoch, daß der Regen nicht so schlimm ist und nehmen zusammen mit 2 Schweizern, die die gleiche Etappe vor sich haben, den offiziellen Weg, der nun langsam ansteigt zum Colle d‘ Ancoccia und Colle del Mulo. Von hier erfolgt ein starker Abstieg ins Valle di Marmora (unproblematisch zu begehen). Wir bereuen es nicht, diesen Weg begangen zu haben! Der Regen läßt nach; gelegentliche Schauer stören uns nicht mehr. Sehr angenehm auch, daß trotz der parallel verlaufenden Straße der Weg gut instandgehalten wird. Nur vor Torello läuft man ein Stück über noch nicht geebnetes Geröll. Offensichtlich wurde ein neuer Kanal gebaut. 1200m Abstieg werden problemlos zurückgelegt! Dann erfolgt noch ein kleiner Aufstieg nach Arata und wir stehen vor einem Posto Tappa mit Liegestühlen vor dem Haus. Gehzeit ca. 6 – 6 ½ Std. Die Wirtsleute betreiben Landwirtschaft und verkaufen auch eigene Erzeugnisse, wie einen alkoholfreien Genepy, Tees und Kräuter. Das 7-Gängemenü war das Ausführlichste auf der ganzen Strecke!
7. Tag: Arata – Palent – Bassura Endspurt hinunter ins Tal. Wir steigen zunächst hoch nach Reinere und folgen dann einem Wald- und Wiesenweg nach Palent. Unterwegs stoßen wir auf einen Trupp von Arbeitern, die mit einer Motorsense den Weg freischneiden. Der Weg gefällt uns so gut, daß wir den Direktabstieg über die Variante (gelb-blau) nicht gehen wollen. Vor Palent fällt ein kultiviertes Feld auf, auf dem Genepy gepflanzt wird. Wir machen kurz Rast bei dem Posto Tappa, erkundigen uns nach der Abfahrt des Busses und verabschieden uns von unseren Schweizern, die weiterwandern nach Celle di Macra. Gehzeit bis hier ca. 3 Std. Es geht weiter nach Aramola. Dort nehmen wir versehentlich den markierten Weg nach Macra, kehren jedoch sofort wieder um und wandern bei der Kappelle vorbei. Der Abstieg nach Bassura ist rot-weiß markiert (GTA-Ostroute). Langsam verlieren wir an Höhe und erreichen das Mairatal. Von der Brücke aus geht’s wieder rechts hoch in den Ort. Das Ende der Tour ist erreicht! Gehzeit von Palent ca. 2 Std. Ein letztes Eis an der Bar und einen Expresso und bald sitzen wir wieder im Bus, der uns aus dem Tal bringt.
Erschienen in "Mitteilungsblatt" Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 7 - September 2001
Wanderung in der südlichen Toskana
Von Friedlinde und Karl Stubenrauch
Es ist Mitte Januar, kalendarisch hat der Winter noch für zwei Monate das Zepter in der Hand, aber es ist schon Frühling in unseren Gedanken, was das Fernwandern betrifft. Die Erlebnisse aus 2005 sind noch nicht ganz verarbeitet, doch schon ist eine Aufbruchstimmung spürbar. Was, wann und wohin werden wir eine Wanderung unternehmen? Eines ist ziemlich sicher, wir werden unsere Freizeit soweit wie möglich wieder nutzen und zu Fuß auf Touren gehen. Gerade die erste längere Tour soll nach einem kalten Winter in einer Region stattfinden, in der ein wärmeres und sonniges Wetter zu erwarten ist. Somit ist wieder einmal Italien unser Tourenziel, und zwar die Region Toskana.
Wie so oft sind unsere Planungen und Organisationen auf vorliegenden Erfahrungsberichten und Detailaufzeichnungen ausgerichtet, die in Buchform oder sonstigen Aufzeichnungen greifbar und ausgiebig recherchierbar sind. Es gibt viele Autoren und Verlage die über das Wandern in der Toskana berichten. Als die beste Informationsquelle hat sich für uns „Wandern in der Toscana“ von Christoph Henning, erschienen im Verlag DuMont Aktiv herausgestellt. Hier hatte es uns eine 11-tägige Streckenwanderung im Süden der Toskana, zwischen Siena und dem Bolsener See, besonders angetan. Da uns 11 Tage zu Verfügung standen einschließlich An- und Abreise, war dann auch schnell klar, diese Tour werden wir machen.
Ostern 2006 war es dann soweit: vom 11.04 bis 21.04 haben wir diese Tour auch erwandert und konnten sie genießen. Für Wanderfreunde, die etwas ähnliches vorhaben oder die gleiche Route auch irgendwann einmal gehen wollen, möchten wir ergänzend zur Buchbeschreibung unsere Erfahrungen und Eindrücke wiedergeben. Organisatorisch sowie ablaufmäßig ist folgendes zu berichten:
1.Beschaffung Wanderkarten
Dies hat sich für uns als Problem dargestellt. Da es in Deutschland nur die Kompasskarte Nr. 653 Pienza – Montalcino - Monte Amiata im Maßstab 1:50 000 gibt und nur den Bereich bis Arcidosso abdeckt, wurden per e-Mail beim “Istituto Geografico Militare“ in Florenz insgesamt 9 Karten über den gesamten Tourenbereich im Maßstag 1: 25 000 (im Auftragswert von ca. 80 Euro) bereits in der ersten Februarwoche bestellt. Nach ca. 14 Tagen wurde mittels Auftragsbestätigung eine Vorabrechnung gewünscht, die wir auch sofort erledigten.
Aber dann ging das Warten los. Die Wochen vergingen und der Abreisetag rückte immer näher. Trotz zweimaliger Mahnung per e-Mail, dass wir die Karten spätestens 10. April benötigen, ist nichts passiert. Somit mussten wir ohne aussagekräftige Wanderkarten im Gepäck aufbrechen. Jedoch am ersten Tag im Kloster Monte Oliveto Maggiore am Kiosk hatten wir glücklicherweise 2 Wanderkarten in Maßstab 1:25 000 gefunden, die einen weiteren Bereich im Anschluss unserer ungenauen Kompasswanderkarte abdeckte. Auch wenn diese total veraltet waren, wir hatten Kartenmaterial bis auf die letzten zwei Tagestouren.
Übrigens, am Montag den 24. April haben wir per Paketdienst die Wanderkarten bekommen, in Bögen gerollt und in einem Rohr verpackt, als wären diese erst gedruckt worden. D.h., es ist unbedingt eine ausreichende Beschaffungszeit einzuplanen .Die Dienstleistung in Italien hat andere Maßstäbe und einen anderen Stellenwert bezüglich Geschwindigkeit und Service.
2. Wegmakierungen / Hinweisschilder
Die Streckenführung der Tour ist kein durchgängiger Hauptwanderweg, sondern führt nur teilweise auf diesem. Unsere Tour erwandert sich hauptsächlich auf untergeordneten Wanderwegen, die Städte und Dörfer verbinden. Dies ist jedoch kein Problem, da fast durchgehend vom Startpunkt bis zum Bolsener See die Verbindungswege rot-weiß-rot markiert sind.
Die Hauptwanderwege in den uns vorliegenden Wanderkarten sind farblich abgesetzt und sofort gut erkennbar. Die Streckenbeschreibungen im Buch sind treffend und waren auf unseren Wanderkarten nachvollziehbar. Wir mussten an den letzten zwei Tagen nur nach Buchbeschreibung gehen, da keine Wanderkarten zu organisieren waren. Dies war kein Problem, denn an allen Kreuzungspunkten, hauptsächlich in den Etappenorten, sind große Hinweisschilder angebracht
3. Etappen / Übernachtung
Da wir einen Tag in Florenz verbringen wollten, mussten wir etwas von den vorgeschlagenen Etappenorten abweichen. Ausgehend von den angegebenen Wanderzeiten planten wir dies in neun Tagen zu bewältigen, was auch problemlos und ohne Stress zu schaffen war.
Folgende Etappenorte ergaben sich:
1. Tag: Nach Ankunft mit der Bahn in Buonconvento gegen 12.30 Uhr . Quartiersuche. Anschließend mit Taxi (Tankwart 20 € ) zum Ausgangspunkt Kloster Monte Oliveto Maggiore gefahren, von hier beginnend bis nach Buonconvento 2.Tag: Buonconvento – Montalcino 3.Tag: Montalcino – Rocca d´Oricia 4. Tag: Rocco d´Orcia - Pescina 5. Tag: Pescina – Arcidosso 6. Tag: Arcidosso –Semproniano 7. Tag: Sempriniano – Sovana 8. Tag: Sovana – Gradoli 9. Tag: Gradoli – Capodimonte. Ab hier mit Bus und Bahn zurück nach Florenz. 10. Tag: Florenz 11. Tag: Heimreise
Das Wetter und die Temperaturen waren frühlingshaft, nur einmal mussten wir ca. 3 Std. im Regen gehen.
Unsere Übernachtungen haben wir immer am Vorabend telefonisch über den Gastgeber buchen lassen Es gab nie Probleme, auch nicht über die Osterfeiertage. Die Übernachtungspreise sind sehr schwankend, Doppelzimmer mit Frühstück zwischen 55 € und 120 €.
4. An und Abreise
Hin: Wir nahmen wieder einmal das Angebot der Bahn an: Mit Bayernticket bis München, dann ab München mit dem Nachtzug nach Florenz. Anschließend weiter mit der Bahn nach Siena und Buonconvento. Ankunft gegen 12.30Uhr.
Zurück: Ab Capodimonte mit dem Bus bis Viterbo. Von hier mit der Bahn nach Orte zur Hauptstrecke Florenz/ Rom. Ab Florenz wieder mit Nachtzug nach München. Alle Zugverbindungen können über das Internet abgerufen werden. Nachtzüge müssen rechtzeitig gebucht und reserviert werden. Innerhalb Italiens ist eine Reservierung nicht erforderlich.
5. Land und Leute
Wie bereits erwähnt, hatten wir die besten Vorraussetzungen: gutes Wetter, die Vorbereitung und Einstimmung war auf grund des Buches „Wan-dern in der Toscana“ gelungen, somit konnten wir jeden Morgen ohne Stress starten und die Tage genießen.
Etwas Italienisch ist erforderlich, um als Rucksackreisender zurecht zu kommen. Sonst kann man sich auf alle Fälle mit Englisch verständigen. Die Leute sind sehr hilfsbereit und freundlich. Es begegnen sich kaum Wanderer. Hier und da ein paar vereinzelte Tageswanderer, die Rundtouren mit gleichem Start- und Zielpunkt gehen. Dagegen ist in den Städten und bei den Sehenswürdigkeiten, die an den Strecken liegen, sehr viel mit Bus- oder Autotouristen los.
Gesamturteil: Eine wunderschöne Streckenwanderung in einer unbekannte und ruhige Region der Südtoskana.
6. Adressen/Infos
Führer: „Wandern in der Toscana“ von Christoph Hennig, DuMont Reiseverlag ISBN 3-7701-4775-8
Karten: Istituto Geografico Militare, Viale f. Strozzi 10, I - 50129 Firenze Tel.: 055/2732772 Fax: 055/489743
Internetadressen: www.bahn.de www.trenitalia.com www.italienwandern.de
Zum Abschluss wird noch einmal auf das Buch „ Wandern in der Toscana“ von Christoph Hennig verwiesen. Hier wurde vorzüglich recherchiert und für Wanderer ganz wichtige Informationen gesammelt und bereitgestellt. Wir können jedem Weitwanderfreund empfehlen, diesen Führer bei einer längeren Toskanatour in die Planung und Abwicklung einzubeziehen.
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 21 - Dezember 2006
Auf dem "Sentiero Italia" vom Comer See in die Bergamasker Alpen - Juli 2007
Von Gerhard Wandel
Ausgangspunkt
der diesjährigen Tour ist wieder einmal Como, dieses Mal auf der Suche nach der
legendären Südtrasse des S.I. in der Lombardei. In Como werden wir von einem
Gewitter begrüßt, was uns jedoch nicht daran hindert, italienisches Eis zu
probieren und den faszinierenden Dom zu besuchen. Die folgenden Tage sollten wir
nur von schönem Wetter begleitet werden. Das gute Wetter lässt uns gleich
übermütig werden.
Entgegen der
Planung verzichten wir am
ersten Tag
auf die Aufstiegshilfe der “Funiculare“. Mit dem Stadtplan finden wir den
richtigen Weg und steigen durch den Wald nach Brunate und weiter zum „Faro
Voltiano“, benannt nach dem berühmten Sohn von Como, Alessandro Volta, dem
Erfinder der Batterie. Wir passieren verschiedene Rifugios und
Ausflugsgaststätten, und können natürlich der Verlockung eines warmen
Mittagessens nicht widerstehen. Leider finden wir uns mit den vielen neuen
Markierungen, speziell für Tagesausflügler konzipiert - mit laufend wechselnden
Zielen und ohne erkennbares Fernziel - nicht zurecht. Wir müssen alle ¼ - ½
Stunde die Karte zur Hilfe nehmen und feststellen,
dass wir viel zu langsam vorankommen. Die Markierung eines
Fernwanderweges sieht anders
aus! Interessant ist zwar, dass man zwischen
Gratwanderung über
die Berggipfel
mit guter Fernsicht (z.B. Monte Bolettone, 1317 m, Monte Palanzone, 1436 m )
oder dem ebenen Weg im Wald („dorsale“) mit Schatten wählen kann. Zum Abschluss
dürfen wir auch noch eine Stunde über Straßenasphalt laufen. Spät am Abend
erreichen wir mit den ersten Blasen endlich unser Tagesziel, Albergo Dosso in
Pian del Tivano.
Gesamtgehzeit ca. 8 ½
Stunden.
Der
zweite Tag beschert uns weitere Highlights. Die
ersten Schritte sind bekanntlich die schwersten, und ich wünsche die vielen
Stunden, die ich im vergangenen Jahr am Schreibtisch verbracht habe zum Teufel!
Meine müden Füße freuen sich auf den Wiesenweg und bald passieren wir die Alpe
di Torno auf dem Weg zum höchsten Gipfel des heutigen Tages, dem Monte San Primo
(1686 Meter). Ein Schweizer erklärt uns, dass es nur noch einen weiteren Berg in
Europa mit so prachtvoller Aussicht gibt, den Rigi. Die Aussicht über den Comer
See und die Schweizer Berge ist wirklich traumhaft.
Er empfiehlt
uns, nicht den harten Abstieg direkt nach Bellagio zu nehmen, sondern zurück zu
laufen und bei einer Scharte auf sanftem Wege abzusteigen. Wir folgen dem
Ratschlag nicht, sondern vertrauen unserer Karte und kommen am Nachmittag
ziemlich mitgenommen in Bellagio (ca. 200 Meter über dem Meeresspiegel) unter
all den Touristen an. Ansichtskarten kaufen, Geld abheben, Schiffsticket lösen
und bald schon sehen wir Bellagio von der Wasserseite aus auf der Überfahrt nach
Varenna. Von Varenna nach Esino Lario schonen wir die Füße und unterstützen den
örtlichen Busverkehr. Dann heißt es aber nochmals eine Stunde über eine
Forststraße zum Albergo Cainallo (1270 Meter) wandern, wo schon die Sonne
untergeht und wir nur noch kurz unter die Dusche können, um uns anschließend auf
das hervorragende Menü zu stürzen.
Gesamtgehzeit ca. 8 Stunden.
Die
heutige Tour verspricht alpin zu werden. Wir steigen auf gutem Weg zum Rifugio
Bogani (1816m) und weiter mit einigen Kletterstellen, durch Ketten oder
Drahtseilen jedoch gut gesichert und auch für Wanderer unproblematisch, zur
Grigna Settentrionale (2409m). Hier oben haben die Italiener das Rifugio Luigi
Brioschi errichtet. Wolken ziehen auf und wir freuen uns auf die Hütte und eine
warme Suppe.
Hinunter zur Bocca mit kleiner Schutzhütte ist der Weg eindeutig. Dann folgt ein
unendlich langer Abstieg, der kein Ende nehmen will. Wir sehen Markierungen, die
jedoch nicht so recht zu unserer Karte passen. Nachdem wir mehrmals erfolglos
nach dem Weg fragen, entschließen wir uns zur Fahrstraße. Das lange schon
ausgemachte Ziel will und will jedoch nicht näher rücken. Meine Füße wollen
nicht mehr und auch ein „Energyriegel“ gibt keine neue Kraft. Ich bin wild
entschlossen, ein Taxi zu rufen und frage beim nächsten Bauernhof nach dem Weg:
Wir sind schon in Pasturo (641 m) und unser Hotel „Grigna“ ist nur noch 500 m zu
Fuß entfernt! Ich habe mich selten so auf die Dusche, Wasser und das Nachtessen
gefreut. Ein Beschluss wird gefasst: Am nächsten Tag legen wir den Schongang
ein!
Gehzeit ca. 9 Stunden.
Nachdem wir in Pasturo keinen Weg gesehen hatten, der das Tal kreuzt, nehmen wir
den Bus nach Barzio. Von der Bushaltestelle zur Seilbahn sind es gerade 20
Minuten Gehzeit. Hier erleben wir die erste Enttäuschung: Die Seilbahn fährt nur
im August und am Wochenende regelmäßig. Auf Nachfrage bekommen wir zur Antwort,
dass eine Wandergruppe erwartet wird und die nächste Seilbahn um 10 Uhr oder
spätestens am Mittag fährt. Wir entschließen uns zu warten und besuchen das
Cafe, das immerhin offen hat. Um 10:30 Uhr geht’s tatsächlich bergauf und bald
sind wir auf der Piani di Bobbio und folgen
dem Weg Nr. 101. Da die Tour kurz ist, machen wir einen kleinen Umweg über das
Rifugio Buzzoni (klein und heimelig), um die obligatorische Pasta zu verzehren.
Frisch gestärkt geht’s weiter. Eine Gämse, eine Schlange und Murmeltiere
begleiten unseren Weg und bald ist unser Etappenziel Rifugio Grassi (1990 m)
erreicht. Die Hüttenwirtin spricht deutsch und hat eine funktionierende
eMail-Adresse! Leider gibt es keine Duschen; aber das Abendessen ist einmalig
gut und zu zweit im 4-Bettzimmer lässt es sich gut aushalten. Außer uns
nächtigen noch zwei italienische Studenten. Wie mir erklärt wurde, sind sie hier
zur Überprüfung der Wege. Steinböcke geben noch ihre Abendvorstellung für die
Fotografen.
Am
nächsten Morgen
starten wir gestärkt mit italienischem Frühstück und dem Blick zum Pizzo dei Tre
Signori und anschließendem Abstieg ins Valle dell’ Inferno weiter auf dem Weg
Nr. 101, der auch identisch ist mit dem Sentiero delle Orobie Occidentale. Unser
heutiges Wanderziel, Rifugio Benigni, ist am Wochenende leider schon voll
belegt. Die Versuche am Abend zuvor per Handy zu reservieren, waren leider nicht
erfolgreich, sodass wir den schönen Platz am Lago Piazotti räumen müssen und
weiter marschieren. Ein Anbau zum Rifugio ist jedoch im Entstehen. Die Leute
sind wirklich sehr freundlich, die Hüttenwirtin reserviert für uns in der
Alternativunterkunft, Rifugio Salmurano 2 Betten. Zunächst müssen wir jedoch
durch einen Kanal einen unangenehmen Abstieg zum Passo Salmurano hinter uns
bringen. Dort verlassen wir die Provinz Bergamo und steigen hinab zum Rif.
Salmurano in der Provinz Sondrio und „freuen“ uns darüber, dass die Skifahrer
alles so schön planiert haben, dass nichts mehr hier wächst. Aber die
Unterkünfte der Skifahrer sind nicht zu verachten. Wieder 4-Bettzimmer für uns
und Etagendusche und –toiletten.
Gehzeit ca. 6 Stunden.
Gut ausgeruht steigen wir auf unserer heutigen Halbtagestour wieder hinauf auf
den Passo Salmurano. Der heutige Sonntag verspricht sehr sonnig und heiß zu
werden. Von Schatten keine Spur. Wir wandern vorbei am Monte Avaro und nehmen
den Umweg über die Laghi di Ponteranica. In der Ferne sehen wir bereits den
Passo San Marco mit dem Rifugio Passo San Marco 2000, das eher einem Berghotel
entspricht. Das eigentliche Rifugio Ca’ San Marco ist derzeit geschlossen und
soll renoviert werden. Auf ihm prangt ebenfalls der venezianische Löwe. Die
Republik Venedig hatte hier am Passo San Marco ihr Territorium abgesteckt. Der
Weg ist weiterhin die Nummer 101. Die italienischen „Alpini“ (Gebirgsjäger)
feiern dieses Wochenende hier ihr jährliches Treffen mit Festzelt, Blasmusik,
Krämermarkt, vielen Fahnen, Orden, Alkohol und Hubschrauberrundflug. Die
Bergeinsamkeit ist in Urlaub gefahren. Wir lassen es uns gut gehen und freuen
uns darauf, dass am Abend wieder Ruhe einkehrt. Die Straße über den Pass San
Marco ist die einzige Straßenverbindung von Venetien in die Provinz Sondrio.
Gehzeit ca. 4 ½ Stunden.
Wir wandern über die „Strada Priula“ einer Mulatteria, die die Republik Venedig
im 16. Jahrhundert angelegt hatte zur Verbindung vom Valle Brembana ins Veltlin.
Am heutigen Tag überwiegen Wiesen und Weiden. Der Weg führt über den Passo San
Marco zum Pizzo delle Segade. Nach ca. 2 Stunden kommen wir an dem neu
angelegten Bivacco „Alberto Zamboni“ vorbei. Es gibt einen Tisch, Stühle,
Betten, aber leider keine Matratzen. Die Wasserversorgung über einen Schlauch
ist augenscheinlich versiegt. Jedoch gibt es in der Nähe aus einem Bach Wasser,
das mit Desinfektionstabletten oder
abgekocht genießbar sein müsste. Wir steigen über den Passo della Porta und
haben infolge der hohen Pollenkonzentration erhebliche Atemprobleme. Bei der
Baita del Camoscio steigen wir ab ins Tal.
Wir wollen im Hotel San Simone übernachten, dieses ist jedoch geschlossen. Wie
wir erfahren, steht die gesamte Anlage zum Verkauf, weil der Betreiber wohl die
Zahlungen eingestellt hat. Nun ist guter Rat teuer. Wir steigen wieder hinauf
zur Baita del Camoscio. Die Baita wird als Gastwirtschaft genutzt.
Übernachtungsmöglichkeit gibt es hier nicht mehr. Weiterwandern bis Foppolo
dauert noch mindestens 4 Stunden. Es gibt keine weitere Unterkunftsmöglichkeit.
Das nächste Hotel wäre in La Sponda (Hotel Ristorante „La Sponda“, Via Sponda 1,
Valleve). Wir rufen dort an. Selbstverständlich können wir dort übernachten. Der
Besitzer erklärt sich sogar bereit, uns hier abzuholen. Wir lehnen dankend ab,
gehen jedoch auf das Angebot eines freundlichen Mailänders ein, uns mit seinem
Geländewagen hinunter ins Tal zu nehmen. Wir sind die einzigen
Übernachtungsgäste im „La Sponda“ und werden fürstlich bewirtet zu akzeptablen
Preisen . Damit endet unsere Wanderung etwas verfrüht. Unser eigentliches
Wanderziel Foppolo wird nicht erreicht.
Gehzeit bis zur Baita del Camoscio ca. 6 Stunden.
Busse von hier (bzw. Foppolo) fahren derzeit nur morgens und abends. Der
Mittagsbus ist ein Rufbus und muss 24 Stunden vorher bestellt werden. Der
Hotelbesitzer bringt uns freundlicherweise nach Valle Brembana, von wo stündlich
Busse nach Bergamo fahren. Wir genießen noch die Tage in Bergamo zum Ausklang.
Um die Tour zu einer Genusstour zu machen, würde ich die ersten drei Tage in 4
Tage aufteilen:
1.
Tag mit
Übernachtung in Brunate oder von Como die Seilbahn nach Brunate benützen
(erspart 1 ½ Stunden Aufstieg). Bei schlechtem Wetter oder schlechter Sicht kann
man sich natürlich auch die Aussichtspunkte und damit den Weg über die
Berggipfel sparen.
Den
2. Tag würde ich in Bellagio oder Varenna enden lassen.
Anschließend ließe sich eine
Halbtagestour
anschließen: Von Varenna mit dem Bus bis Esino Lario, dann die Forststraße zum
Albergo Cainallo und weit
er bis zum Rifugio Bogani.
4.
Tag vom
Rifugio Bogani über die Grigna nach Pasturo.
Benützter Wanderführer: „Il
Sentiero Italia in Lombardia Vol. 2” von Giancarlo Corbellino (italienisch,
1994)
Karte:
Kompass, “Tratto Lombardia Sud” (1994)
1: 50.000 (mit Kurzführer)
neuere Karte: Kompass, Lago di Como (mit Kurzführer), deckt Weg nur bis Pastura
ab (Datum unbekannt). Es gibt sicher bessere Karten; ich habe jedoch in
Deutschland bzw. in Como keine besseren gefunden.
Wichtige Internetadressen:
www.rifugi.lombardia.it
Bus-, Schffsverbindungen, Bergbahnen:
www.regione.lombardia.it/trasporti
Fotos von Martina Balluff
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 25 - April 2008
"Sentiero Italia" in Lombardia - Abschnitt „Via dei Monti Lariani“
Von Gerhard Wandel
Diese Wanderung stellt teilweise die Fortsetzung meiner Wanderung vom Lago Maggiore zum Comer See im Juni 1999 dar. Der Gesamteindruck: Es tut sich etwas! Im Vergleich zur Wanderung im Frühsommer 99 sind die Wege leichter auszumachen. Die Wege sind teilweise freigeschnitten oder freigeweidet, Fußspuren im Gegensatz zum letzten Mal eindeutig zu erkennen. Teilweise sind alle Mulatterias neu angelegt. In der ersten Buchhandlung habe ich sogleich die Neuauflage von „Il Sentiero Italia in Lombardia“ von Giancarlo Corbellini endeckt. Verglichen habe ich die Neuauflage mit meiner Erstauflage vom Mai 93 aber nicht. Es gibt neue italienische Wanderkarten (4 Stück zu je 8.000 Lire für das Gebiet Lago Maggiore, Luganer See, Comer See) zur „Strade di Pietra“ Maßstab 1:30.000. Aber auch hier sind wie in der Kompaß-Karte Ungenauigkeiten festzustellen. Die Ursache für den besseren Zustand wird auf diesen Karten beschrieben: Es gibt ein EU-Förderprojekt zusammen mit der Provinz Lombardei und dem Tessin zur Reaktivierung der alten Wege. Das könnte auch von uns Weitwanderern unterstützt werden!!!
Samstag, 2. Sept. 2000: Cernobbio - Rif. Prabello Leider haben wir keine Zimmer mehr in Piazza S. Stefano bekommen, sodaß wir in Cernobbio im „Ponte Vecchio“ nächtigen. Der Aufstieg morgens nach S. Stefano und weiter auf der Mulatteria Richtung Monte Bisbino geht flott voran, sodaß wir noch einen kleinen Schlenker einbauen über die Kapelle Croce dell’ Uomo (790m) mit herrlichem Blick über Chiasso und im Hintergrund dem Luganer See. Hier oben ist der Weg weiter zum M. Bisbino über Piazzola und dann den Steilaufstieg zur Alpe Bocc leicht zu finden. Nach der Alpe Bocc verlieren wir jedoch die Markierung und umrunden faktisch den Monte Bisbino, um dann endlich unser wohlverdientes Mittagessen im dortigen Rifugio einzunehmen. Die Sonne zeigt sich nur wenig, was uns durchaus entgegenkommt. Frisch gestärkt geht’s weiter am Rif. dei Murelli und Rif. Binate vorbei, beide geschlossen. Ob nur umgebaut wird, oder die Gebäude abgebrochen werden, war nicht zu erkennen; an Ersatzunterkünfte wie im Führer angepriesen, ist jedoch nicht zu denken! Auf dem weiteren Weg um den Sasso Gordona zum Rif. Prabello ereilen uns die einzigen Regentropfen während unserer ganzen Wanderung. Im Rif. Prabello sind wir die einzigen Gäste, mit Ausnahme von ein paar Mountainbikern, die sich hierauf verirrt haben, aber am abend wieder talwärts fahren.
Sonntag, 3. Sept. 2000: Rif. Prabello - Rif. Boffalora Ein herrlicher Tag erwartet uns. Nach 5 Minuten zurück auf dem gestrigen Weg geht’s links ab den Berg hinunter, wo wir bei der Alpe di Cerano auf eine Fahrstraße treffen. Die Alpe ist überall bezeichnet mit „Pian dell’Alpe“, wieso nicht auch auf der Kompaßkarte, ist nicht nachvollziehbar. Man geht rechts an der Alpe vorbei durch den Wald und über Weiden nach Ermogna und weiter zum Rif. Guiseppe e Bruno, das sich zur vornehmen Trattoria gewandelt hat. Auch in der Umgegend wurden viele Wochenend- und Ferienhäuser errichtet. Wir überqueren die Straße und steigen den Hang langsam hoch. Wir verfehlen den richtigen Weg und steigen über den Grat hoch zum „P. della Croce“, dem Endpunkt der Seilbahn (1491m), genießen die herrliche Aussicht, schauen den Gleitschirmfliegern zu und steigen wieder -dem Grat entlang- hinab zur Bocca d’ Orimento zur Mittagsrast. (In der Kompaßkarte falsch eingezeichnet ist der Weg zur Bocca d’Orimento und die Seilbahn.) Von dort geht’s entlang der Straße hinunter nach S. Fedele d’Intelvi mit anschließendem Wiederaufstieg, vorbei an Belvedere, La Zerla, Alpe La Bassetta. Hier am M. Costone verlieren wir kurz unsere Wegmarkierung. Meine Idee ganz nach oben zu steigen, hilft weiter. Der Weg verläuft oben und nicht wie in der Kompaßkarte eingezeichnet nördlich unterhalb vom Grat. Weiter geht’s zur Alpe di Colonno und zum privaten Rif. Buffalora, schön gelegen. Das Rif. muß man sich eher als einfaches Hotel vorstellen. Es gibt Doppelstockbetten in 2-Bettzimmern mit Bettwäsche, Dusche, WC auf dem Flur. Leider fließt auch hier kein Trinkwasser aus der Leitung. Strom gibt’s ebenfalls nicht. Abends gibt’s Kerzen- und Gaslicht. Wer möchte, kann eine Taschenlampe bekommen. Dann um 10 Uhr abends wird das Notstromaggregat eingeschaltet, das die halbe Nacht läuft, leider. Aber auf den Kühlschrank ist man hier auch angewiesen. Wir sind die einzigen Gäste am Sonntagabend. Das Rifugio hat nur am Wochenende geöffnet. Die Betreiber fahren am Montagmorgen wieder zurück in die Stadt. Nur ein paar ältere Leute sind die ganze Zeit über hier draußen. Wir vereinbaren noch einen Termin zum Frühstück und machen noch einen kurzen Spaziergang bei sternenklarer Nacht.
Montag, 4. Sept. 2000: Rif. Boffalora - Grandola e Uniti Heute rufen die Berge. Wir haben kene Lust, auf Halbhöhenlage, größtenteils im Wald unseren Weg zu suchen und nehmen die „Variante alta“, steigen die alte Militärstraße hoch zur Alpe di Lenno (Käseverkauf und andere Produkte aus biologischem Anbau), Bocca di Calbiga, Rif. Venini-Cornelio, Bocchetta dell’ Alpetto (geradeaus die Militärstraße weiter, gibt’s eine weitere Alm mit Verkauf von Bioprodukten) und dann abzweigend bei den Befestigungen aus dem 1. Weltkrieg auf unmarkiertem Grasweg (problemlos) zum Monte di Tremezzo (mit herrlichem Ausblick über den 1500 m tiefer liegenden Comer See) und weiter auf unmarkiertem Gratweg zum M. Crocione. Hier haben wir etwas Probleme mit dem Abstieg. Über sehr steile Grashänge geht’s hinunter. Bei Nässe sollte man solche Touren unbedingt unterlassen. Ein paar hundert Meter weiter unten stoßen wir wieder auf unsere ehemalige Militärstraße, die nun im Zickzack als Mulatteria immer dem Hang entlang nach unten führt. Der Weg ist durch Erlenbüsche teilweise total zugewachsen. Wir durchwandern einen Tunnel, sehen ein paar Almdörfer, erreichen die Bocca di Nava, die Kapelle Madonna di Paulo. Hier führt der Weg leider nicht wie angegeben über einen Golfplatz nach Cardano, sondern direkt nach Croce an der Hauptdurchgangsstraße vom Comer zum Luganer See. Ich sollte noch irgendwo Geld eintauschen und beschließe nach Menaggio hinunterzulaufen. Zurück nehmen wir den Bus nach Cardano, wo wir im Albergo Ticino gut untergebracht sind.
Dienstag, 5. Sept. 2000: Grandola e Uniti - Garzeno Heute steht unsere längste Tagestour auf dem Programm. Daß die angegebene Zeit mit 6.45 Std. nicht ausreichend sein kann, erkennt man schon vorher. Aber bei 9 ½ Std. reiner Wanderzeit, hat man am abend wirklich genug. Zunächst geht’s problemlos über die Straße nach Codogna. In den Ortschaften hat man immer wieder Orientierungsschwierigkeiten trotz mehrerer Markierungen. Ein kleiner Pfeil bei einer Markierung am Straßenrand wäre in vielen Fällen hilfreich. Wir erreichen Breglia, wo wir ein nettes Albergo sehen, aber es ist noch nicht Zeit zum Mittagessen. Immer wieder geht es tief eingeschnittene Täler hinunter, viele alte Berg-dörfer -in besserem und schlechterem Zustand- werden durchquert. Ein Großteil der Häuser sind unverkennbar Ferienhäuser, aber es wird auch noch intensiv Landwirtschaft betrieben. Wasserstellen sehen wir heute genügend. Aus der angepeilten Mittagsrast in Montuglio wird nichts, da wir die Bar nicht erblicken. Es gibt also Rucksackvesper. Leider aber nicht ungestört; ein paar Schweine vermuten besondere Leckerbissen in unseren Rucksäcken und wollen selbstverständlich daran teilhaben. Wir packen zusammen und ziehen weiter. Langsam werden die Quertäler nervig, immer wieder absteigen und wieder aufsteigen, ohne daß wir unserem Ziel wesentlich näher kommen. Obwohl wir uns im wesentlichen auf einer Höhe von 800m bis 1100m bewegen, macht das Landschaftsbild doch einen alpinen Eindruck. Endlich erreichen wir die Kapelle S. Bernardo mit wundervollem Ausblick über das Val Dongana und Garzeno und auch zum Comer See. Nun folgt ein mühsamer Abstieg über 650 Höhenmeter über Piazze, Catasco und leichtem Wiederanstieg nach Garzeno. Eine Traumunterkunft ist das Albergo de Jean nicht, aber wir freuen uns trotzdem auf ein sättigendes Nachtessen und darauf, unsere Beine hochzulegen. Entgegen dem Führer von Corbelini führt der Weg von Piazze direkt hinunter ins Tal nach Catasco und nicht über Cremesino, Carcinedo entlang des Valle di Albano.
Mittwoch, 6. Sept. 2000: Garzeno - Peglio Das Frühstück macht uns heute wieder überhaupt nicht an. Es gibt Wecken, die nach Pappe schmecken mit irgendeiner Marmelade und ein Cornetto in Plastikfolie. Wir steigen hoch über L’Avolo nach S. Anna und sehen dort ein Ausflugslokal mit großer Gartenterrasse, Tische und Bänke -ideal für unser Zweitfrühstück mit Milchpulver und Müsli-. Der Chef des Hauses wittert Kundschaft und öffnet sein Lokal. Wir genehmigen uns noch einen frischen Orangenschaft und nehmen belegte Brötchen für unterwegs mit. Frisch gestärkt geht’s mit neuer Energie weiter in Halbhöhenlage dem Torrente Liro entlang (orthographisch rechte Seite) über Stablie, Nessa, L’Agnone (L’Agnun) über schöne alte Steinbrücken nach Vicino (orthographisch linke Seite) nach Dosso del Liro und Peglio unserem heutigen Etappenziel. Unterwegs sieht man noch viele Lastenseilbahnen, die zur Erschießung sehr nützlich sind. Wir nächtigen in Peglio in dem schönen neuen Albergo „Locanda del Falco“ als einzige Gäste.
Donnerstag, 7. Sept. 2000: Peglio - Domaso Eigentlich wäre das Ziel der heutigen letzten Etappe Sorico, aber wir nehmen uns die Freiheit auch eigene Wege zu gehen. Von Peglio nehmen wir zunächst die Straße nach Livo, vorbei an der Kapelle „Madonna di Pian di Georghii“. Nach Livo treffen wir auf die Kirche S. Giacomo mit schönem Friedhof. Weiter geht’s über eine Fahrstraße bis Dangri mit schöner Steinbrücke. Der nächste Kilometer gehört sicher zum schwierigsten Teil der gesamten Etappe: die Böschung ist abgerutscht, Bäche müssen gequert werden, ein Weg ist streckenweise nicht mehr zu finden. Über die Dörfer Barro di Vercana, Trobbio (950m) erreichen wir Pighèe (Pighè) ca. 1100m, wo wir auf einem schönen Bergplateau bei der Mittagsrast nochmals den Blick über den Comer See genießen. Wir beschließen, daß wir unsere Tour mit einer Schiffahrt ausklingen lassen und dazu die Anlegestelle in Domaso ansteuern. Den eingezeichneten Weg hinunter nach Vercana finden wir leider nicht, sodaß wir die Fahrstraße für den Abstieg nutzen müssen.
Siehe auch:
Krämer, Günther: Winterweitwandern im Vinschgau: Vom Reschenpass nach Meran
Krämer, Günther: Meraner Höhenweg
Krämer, Günther: E5 - Von Verona nach Norden
Krämer, Günther: Die älteste Alpentranversale: Ulm - Mailand
Krämer, Günther: Rund um den Gardasee
Der „Grande Anello dei Sibillini“
Geheimtipp im Zentrum Italiens
Von Christoph Hennig
Auf eines kann man sich verlassen: Die von offiziellen Institutionen markierten Fernwanderwege in Italien - oder jedenfalls in den italienischen Gebieten, die ich gut kenne, von Ligurien bis zur Amalfiküste - sind meistens unbrauchbar. Der Sentiero Italia existiert abschnittweise nur auf dem Papier, in der Realität ist er oft unzureichend markiert oder einfach nicht vorhanden. Die Via Francigena verläuft zu rund 40% auf Asphaltstrecken, gelegentlich auf stark befahrenen Straßen, ist zudem oft kaum markiert. Die Alta Via dei Monti Liguri nimmt keine Rücksicht auf Übernachtungsmöglichkeiten; wer nicht mit dem Zelt unterwegs ist, muss am Etappenende manchmal stundenlang zur nächsten Unterkunft absteigen und am nächsten Morgen auf gleichem Weg wieder zurück. Florenz-Siena, vom italienischen Alpenverein CAI markiert, führt - oft lange über Asphalt - in Mittelgebirgslagen durch die Wälder. Von der Bilderbuch-Toskana der Ölbaumhaine und Weinberge sieht man dabei viel zu wenig. Der Sentiero dei Briganti, eine gut markierte Strecke im nördlichen Latium in der Gegend des Bolsena-Sees, ist über weite Abschnitte einfach zu langweilig. Bleiben als empfehlenswerte Touren der ordentlich markierte, landschaftlich sehr schöne Sentiero degli Ulivi zwischen Assisi und Spoleto in Umbrien und die großartige Tour durch die Südtoskana von Montalcino bis Pitigliano. Dazu kommt dann eine ganze Reihe nicht markierter Strecken, die man nur mit Hilfe von Karten und Wanderführern findet (eine Liste der empfehlenswerten Touren steht auf www.italienwandern.de/Ueberblick.html). Und eine große Ausnahme: Der Grande Anello dei Sibillini (Rundwanderweg der Monti Sibillini, abgekürzt GAS) ist absolut verlässlich markiert und vor allem: Auf der Strecke von 120 km gibt es nicht das geringste Teilstück, das nicht landschaftlich angenehm, spannend, begeisternd wäre. Die Streckenführung ist schlicht und einfach großartig. Es liegt an der Landschaft, gewiss: Der Nationalpark der Monti Sibillini zeigt eine von Zivilisationsschäden fast unberührte Natur, eine Aufeinanderfolge von Wäldern, Bergwiesen, Kalkfelsen, Zweitausendergipfeln, Schluchten, Bächen, malerischen Dörfern. Es liegt aber auch am „Designer“ dieses Wegs, Alberico Alesi, der mit großem Feingefühl die äußerst abwechslungsreiche Wegführung ausgewählt hat.
Die Sibillinischen Berge
Die Monti Sibillini befinden sich im Zentrum der italienischen Halbinsel im Hinterland der Adriaküste, im Gebiet der Regionen Umbrien und Marken. Mit Linienbussen sind sie von Rom aus in dreieinhalb Stunden erreichbar. Mit ihren markanten Kalkformationen gehören die Sibillinischen Berge geologisch zu den sich südlich anschließenden Abruzzen. Die Ausdehnung beträgt etwa 40 km von Norden nach Süden, 20 km von Westen nach Osten. Der höchste Berg ist der Monte Vettore mit 2476 m. Seit 1993 steht das Gebiet als Nationalpark unter Naturschutz. Da es auch vorher kaum touristisch erschlossen war, blieb es landschaftlich fast unversehrt. Nur an ganz wenigen Stellen finden sich unerfreuliche Hotelbauten, Ferienhäuser oder Skianlagen. Stärker besuchte Orte sind nur die Kleinstadt Norcia und das auf 1452 m gelegene Dorf Castelluccio, beide im umbrischen Teil des Gebirges.
Die spektakulär schöne Hochebene von Castelluccio, der „Piano Grande“, ist das bekannteste Gebiet der Monti Sibillini. Kilometerweit erstreckt sich dieser völlig ebene Altopiano - ehemals der Grund eines ausgedehnten Sees - ohne einen Baum oder einen Strauch. Das Landschaftsbild ist besonders eindrucksvoll während der Blütezeit im Juni. Dann wird es voll hier oben: Italienische Ausflügler kommen vor allem am Wochenende zu Tausenden in die einsame Gegend. Beliebt ist Castelluccio auch bei Drachenfliegern, denen es optimale Bedingungen bietet.
Seit jeher hat das Gebirge den Ruf des Magischen und Geheimnisvollen. Der Name leitet sich von der Zauberin Sibylle her, die in einer Höhle am Monte Sibilla lebte. Man konnte sie, so glaubten Gelehrte und Abenteurer vergangener Jahrhunderte, in ihrem unterirdischen Reich besuchen und dort ein paradiesisches Jahr verbringen; riss man sich aber nicht vor Jahresfrist los, so blieb man bis zum Tag des Jüngsten Gerichts dort gefangen, unter weniger angenehmen Bedingungen. Die magische Grotte diente möglicherweise Richard Wagner als Vorbild für den Venusberg in der Oper „Tannhäuser“.
Ein weiterer verhexter Ort im Gebirge war der Pilatus-See am Hang des Monte Vettore. Nach der Überzeugung der Einheimischen lebten hier Dämonen und Teufel. Als besonders frevelhaft galt es, Steine in den See zu werfen; dann fühlten sich die Teufel provoziert und entfesselten gewaltige Unwetter.
Der Weg
Offiziell besteht der Weg aus neun Etappen. Am Zielpunkt jedes Abschnitts will die Nationalparkverwaltung eine Wanderherberge einrichten. Bisher sind aber nicht alle dieser Unterkünfte eröffnet, und außerdem werden bei der Einteilung in neun Wanderungen manche Tagestouren viel zu kurz. Fünfeinhalb Tage scheinen mir für die Fernwanderung angemessen; dann ist man täglich etwa sechs bis sieben Stunden unterwegs (reine Wanderzeit, Pausen kommen dazu), mit Anstiegen um 1000 Höhenmeter.
Informationen zur Tour zu bekommen, ist nicht ganz einfach. Die Website des Nationalparks ist am ausführlichsten, aber man muss schon gut italienisch können, um sie zu lesen (www.sibillini.net/chiedi_sibilla/gas). Eine hervorragende Broschüre - ebenfalls vom Nationalpark herausgegeben - mit allen nötigen Informationen wurde auch auf englisch veröffentlicht, war aber 2007 nirgendwo mehr aufzutreiben. Nach meiner eigenen Wanderung im Juni 2007 habe ich alle für die Durchführung notwendigen Informationen ins Internet gestellt (www.italienwandern.de/Marken/Wandern2.html), u.a. zur Anreise, Unterkünften, Einteilung der Etappen, Kartenmaterial. Im folgenden Bericht verzichte ich auf diese praktischen Hinweise, die man im Internet nachlesen kann. Fünf Tage zwischen Visso und Norcia
Anreise
In den Monti Sibillini bin ich schon mehrfach gewandert. Ich habe eine Vorstellung von der Landschaft, aber keine Ahnung von Wegführung und Wegbeschaffenheit des GAS. Meine bisherigen Erfahrungen mit offiziellen italienischen Weitwanderstrecken stimmen mich eher skeptisch (s. oben). Da ich nirgendwo verlässliche Informationen finde (die Website des Nationalparks kannte ich vor der Wanderung nicht), gehe ich mehr oder minder auf gut Glück los. Allerdings habe ich die Karte „Parco Nazionale dei Monti Sibillini“ (1:25.000) von SER Folignano dabei. Sie soll sich als große Hilfe erweisen: extrem genau und sehr auf den Fernwanderweg bezogen. Kein Wunder: Der kleine Verlag SER wird u.a. von Alberico Alesi geführt, der den Weg entworfen hat.
Die Anreise führt nach Rom, von dort mit dem Bus nach Visso. Visso ist eine überraschend hübsche Kleinstadt am Rand der Sibillini. Der Hauptplatz verströmt viel Charme, es gibt zwei sehenswerte Kirchen. Das monumentale, 12 m hohe Fresko des heiligen Christophorus in der Kirche Santa Maria ist einmalig. Allein die Ohren des gemalten Heiligen, so lese ich, sind einen halben Meter groß. Mehrere Geschäfte bieten die Spezialitäten der Gegend an, vor allem Schinken, Wurst, Schafkäse von den Bergweiden der Umgebung. In der Trattoria Ricchetta gibt es ein hervorragendes Abendessen, regionale Hausmacherküche in bester Qualität, im einzigen Hotel Elena schlafe ich gut, wenn auch nicht ganz preiswert. (Es gibt im Ort auch eine günstigere Zimmervermietung.)
1. Visso-Fiastra
Um sechs Uhr bin ich auf den Beinen, eine Bar öffnet gerade, nach dem Kaffee geht es los. Anstieg in niedrigem Buschwald zwischen leuchtenden Ginsterbüschen, die Sonne kommt langsam über die Berge. Auf der Höhe gelangt man in offenes Gelände, ich blicke weit übers Land. Markant steht im Südosten das imposante Felsmassiv des Monte Bove. Das Santuario di Macereto taucht auf. Eindrucksvoll und einsam liegt die Renaissancekirche in der Landschaft. Die Kirche ist offenbar ein Ausflugsziel für Motorrad-fahrer (die kurvigen Bergstraßen rufen!) und Familien, die bereits am Vormittag die Vorbereitungen für ausgiebige Picknicks treffen.
Hinter dem Santuario finde ich mich gleich wieder in der Einsamkeit. An der Flanke des Monte Banditella führt der Weg nach Norden. Die Wanderherberge des Dorfs Cupi ist das offizielle erste Etappenziel - das wäre gerade eine Halbtageswanderung. Ich beschließe, zwei Etappen zusammenzufassen und folge kurz vor Cupi der ausgeschilderten Abkürzung nach Fiastra. Ein steiler Anstieg, dann geht es am Hang in Höhenlagen um 1300 m weiter. Ein Panoramaweg, was allerdings heute eher zu ahnen als wirklich zu sehen ist. Zwar blickt man weit ins Land, aber der Hitzedunst lässt alle Farben verblassen und die Konturen verschwimmen. Die Temperaturen sind weit höher als für die Jahreszeit üblich. Selbst in diesen Höhenlagen spüre ich die schwüle Hitze. Kein Vergleich allerdings mit den 35 Grad gestern in Rom!
Plötzlicher Szenenwechsel: 700 m unterhalb erscheint der blaue Wasserspiegel des Lago di Fiastra. Ein langer Abstieg führt hinab, mit ständigem Ausblick auf den See und die malerischen kleinen Dörfer und verstreuten alten Weiler an seinen Ufern. Oberhalb des Ortes Fiastra gelange ich zu einer neuen Wanderherberge. Ich habe allerdings schon ein Zimmer im Dorfhotel vorbestellt und steige weiter ab zum Ortszentrum. Im Dorfladen fülle ich meine Proviantvorräte auf - erst am übernächsten Tag werde ich wieder auf ein Geschäft treffen. Freundlicher Empfang in der Osteria del Lago, eine romantische halbe Stunde in der Abendstimmung am nahen Seeufer, und dann wieder ein gutes Abendessen. Ruhig wird es danach noch nicht: Vor meinem Zimmer schwatzen bis kurz vor Mitternacht die Einheimischen.
2. Fiastra - Rifugio Città di Amandola
Wieder ein früher Aufbruch, wieder eine gerade geöffnete Bar für den ersten Kaffee. Langer Anstieg in der morgendlich frischen Luft, herrliche Blicke auf den See und die Berge. Stundenlang begegnet mir kein Mensch, kein Haus steht am Weg. Am späten Vormittag wird langsam wird die Hitze spürbar, selbst auf 1500 m Höhe. Lange Rast auf einer ausgedehnten Bergwiese. Die vielen gerade verblühten Blumen lassen ahnen, wie es hier vor 14 Tagen ausgesehen hat: ein Meer von Farben. Die Hauptblütezeit lag dieses Jahr wegen des heißen Frühjahrs etwa zwei Wochen früher als sonst, schon Ende Mai und Anfang Juni.
Ich freue mich auf den nächsten Ort Pintura di Bolognola, die Einkehr in der Bar, vielleicht ein angenehmes Hotel. Wenn mir das Dorf gefällt, denke ich, werde ich dort übernachten. Es ist zwar erst früher Nachmittag, aber immerhin habe ich fünfeinhalb Stunden Weg und fast 1200 m Anstieg hinter mir. Und dann ist Pintura di Bolognola ein Geisterort. Ein paar Dutzend hässliche Ferienhäuser, zwei geschlossene Hotels, ein paar Lifte, kein Mensch zu sehen. Hier ist offenbar nur in der Skisaison und im Hochsommer etwas los. Ich rette mich in den Schatten eines geschlossenen Gasthauses, tröste mich mit dem hervorragenden Schafkäse aus meinen Proviantvorräten. Trinkwasserprobleme gibt es zum Glück nicht - überall am Weg stößt man auf Brunnen und Quellen.
Noch eine lange Pause in der Mittagshitze, und dann geht es weiter. In drei Stunden Entfernung steht das Hotel Madonna dell’Ambro, das ich bereits von einer früheren Tour kenne. Ich melde mich per Mobiltelefon an - nochmal möchte ich heute nicht vor verschlossenen Toren stehen, und schon gar nicht am Abend. Nach dem langen Anstieg geht es nun bequem und aussichtsreich auf einem breiten Weg oberhalb einer Schlucht abwärts. Unterwegs begegnet mir ein holländisches Paar - die einzigen Fernwanderer, die ich in diesen Tagen treffe.
Oberhalb von Garulla (hier soll 2008 eine Wanderherberge eröffnet werden) verlasse ich den Fernwanderweg und gehe - mit Hilfe der Karte nicht zu verfehlen - in Richtung auf mein vorbestelltes Hotel. Auf der Karte sehe ich, dass auf halber Strecke eine Hütte des italienischer Alpenvereins CAI steht. Ich rechne nicht damit, dass sie an einem Wochentag außerhalb der Saison geöffnet ist. Und dann die Überraschung: Das Rifugio Città di Amandola liegt traumhaft auf einer aussichtsreichen Hochfläche und ist sogar offen. Ich bin für heute genug gewandert, sage dem reservierten Hotel ab und bleibe hier. Die freundlichen jungen Wirtsleute kommen extra von der nahe gelegenen Kleinstadt Amandola hinauf, wenn Gäste angemeldet sind - und das ist heute der Fall. Die beiden Kunden, die noch eintreffen sollen, kommen verspätet, so dass ich mir in der einzigen Dusche Zeit lassen kann. Ein einfaches Abendessen, nette Gespräche und ein Stündchen in der Abenddämmerung auf der großen Wiese neben dem Haus, wo Ausflügler an einer Feuerstelle grillen. Dann eine ruhige Nacht, diesmal in der einsamen Landschaft ohne Gespräche unter dem Fenster.
3. Rifugio Città di Amandola - Colle
Schöner Abstieg in der Morgenfrühe zum markierten Fernwanderweg, auf den ich beim Weiler Capovalle treffe. Auf der heutigen Tour am Ostrand des Gebirges, in Höhenlagen zwischen 600 und 1000 m, liegen mehr Ansiedlungen am Weg als an den ersten beiden Tagen. Bei Piedivalle quere ich das Flüsschen Ambro, dann geht es aufwärts nach Vétice und Tribio. Traumhafte Morgenstimmung, Abstieg durch wildromantische Landschaft zu einer alten Brücke über den Fluss Tenna. Erneut geht es aufwärts, bis zur Häusergruppe Rubbiano. Und hier wird es mir allmählich zu heiß. Die alte Faustregel trifft wieder zu: Oberhalb von 1000 m kann man in Italien noch mit Genuss wandern, selbst wenn in der Ebene die Temperaturen auf 35 Grad steigen. Aber in tieferen Lagen macht es dann irgendwann keinen Spaß mehr, jedenfalls nicht über Mittag. Hinter Rubbiano hebe ich an einem Sträßchen den Daumen. Das erste Auto hält und nimmt mich die fünf Kilometer mit bis zum nächsten Ort Montemonaco. Das Städtchen hat alles, was zu einer italienischen Kleinstadt gehört: ein paar historische Gebäude, Bar, Restaurant, Hotel, gute Lebensmittelgeschäfte. Und außerdem eine fantastische Lage am Rand des Gebirges. Ich plane eine lange Mittagspause, kehre ein, blättere zum ersten Mal nach Tagen durch die Zeitung, nutze die ungewohnt reichhaltigen Einkaufsmöglichkeiten: Kuchen in der Bäckerei, Obst, Auffüllen der Wurst- und Käsevorräte, Sonnencreme.
Nach drei Stunden geht es weiter. Es ist immer noch heiß, aber so spannend ist Montemonaco auch wieder nicht, dass ich den Rest des Tages hier verbringen möchte. Beim Abstieg ins Aso-Tal stört die Wärme nicht, und als ich unten ankomme, beginnt es überraschend zu regnen. An der Kirche Santa Maria in Casalicchio stelle ich mich unter, der Schauer zieht schnell vorbei. Der Aufstieg nach Altino ist schattig und schön. Ich überlege, in dem Dorf zu übernachten, aber das kleine Hotel ist geschlossen. Also weiter, trotz unsicherer Wetterlage. Der Monte Vettore, mit 2476 m der höchste Gipfel der Sibillini, kommt in den Blick. Unterhalb zieht sich mein Weg durch Wald und über Bergwiesen bis Colle. Obwohl das Dörfchen nur aus wenigen Häusern besteht, brauche ich eine Weile, um meine Unterkunft zu finden - die Herberge ist nur an einem winzigen Schild zu erkennen.
4. Colle - Forca Canapine
Die Sonne strahlt, aber sie brennt nicht mehr wie an den Vortagen, es ist etwas kühler geworden, und vor allem: Die Aussicht ist nun gestochen scharf. Ideales Wanderwetter. Bei jedem Schritt begeistert das Panorama, man blickt weit über das Hügelland der Marken, den Flickenteppich der Felder und kleinen Wäldchen, die zahlreichen alten Orte auf den Hügeln. Ein Panoramaweg war auch die bisherige Strecke, aber an den vorangehenden Tagen schränkte der Hitzedunst das Panorama ein. Nun kommt es voll zur Geltung. Zwischendurch geht es dann lange durch Wald, das Sonnenlicht bricht nur gebrochen durch die Zweige, am Weg rauschen kleine Bäche. Nach Westen wird immer wieder der Blick frei auf den Monte Vettore, der unmittelbar über der Wanderstrecke emporragt.
Unterhalb des Passes Forca di Presta stößt der Weg auf eine Straße. Nach Süden öffnet sich ein neues Panorama: Jenseits des tief eingeschnittenen Tronto-Tals sind nun die Berge der Abruzzen ganz nah. Es geht ein Stück auf dem wenig befahrenen Sträßchen bergauf, am Pass steht die Berghütte Rifugio degli Alpini. An der Bar gibt’s Kaffee, aus der Küche kommen schon die Aromen des Mittagessens. Die Hütte wird viel besucht, sie ist Ausgangspunkt für die Besteigung des Monte Vettore und den beliebten Ausflug zum Lago di Pilato.
Inzwischen fegt ein scharfer Wind über den Kamm, zum ersten Mal auf dieser Tour brauche ich tagsüber den Pullover. Der Fernwanderweg führt ohne größere An- und Abstiege auf der Kammhöhe weiter. Beim nächsten Pass, der Forca Canapine, stehen ein paar Skilifte in der einsamen Landschaft, einige Hotels, wenige Ferienhäuser und mehrere Berghütten, darunter eine neue Wanderherberge des Nationalparks. Schon in Fiastra hat sich mir die Frage aufgedrängt, ob es wirklich eine gute Idee der Nationalparkverwaltung ist, Wanderherbergen auch dort zu errichten, wo schon Unterkünfte bestehen? In einem Gebiet, das nun wirklich nicht von Touristen überlaufen ist, sollten ökonomische Vorteile des Fernwanderwegs doch zunächst einmal den bestehenden Strukturen - Hütten, Hotels, Privatvermietern - zugute kommen. Staatlich subventionierte Unterkünfte neu zu errichten hat doch wohl nur dort einen Sinn, wo die Wanderer keine andere Übernachtungsmöglichkeit finden. In den Monti Sibillini sieht es im Moment teilweise genau umgekehrt aus: Zwei Wanderherbergen sind fertig gestellt an Orten, an denen man genauso gut in anderen Unterkünften schlafen kann - und geplante Herbergen existieren dort nicht, wo sie dringend gebraucht würden.
Ich übernachte im Rifugio Vittorio Ratti, ein paar hundert Meter vom Fernwanderweg entfernt direkt am Canapine-Pass. Gutes Abendessen, nette Gespräche mit den Wirten und den wenigen anderen Gästen, einen Schlafsaal habe ich für mich allein.
5. Forca Canapine - Norcia
Das Wetter bleibt hervorragend, die Aussicht überwältigend. Der Weg führt weit oberhalb des Piano Grande entlang, der großen Hochfläche der Sibillini. Mit ihren ungewöhnlichen Formen erinnert sie an außer-europäische Landschaften, an die kargen Berge Anatoliens oder die Altipiani der Anden. In der Ferne thront das Dorf Castelluccio auf einer Anhöhe, einer der höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Orte Italiens. In Castelluccio herrscht im Sommer einiger touristischer Betrieb, hier oben auf der Höhe aber ist es völlig einsam. Bis zum Pass Forca di Giuda folge ich dem Grande Anello, immer mit großartiger Fernsicht.
Von der Forca di Giuda sind es noch zwei Stunden bis zur nächsten Wanderherberge in Campi Vecchio, von Campi Vecchio noch ein halber Wandertag bis zum Ausgangspunkt Visso. Da ich diesen Abschnitt schon früher gewandert bin, steige ich ab nach Norcia. Mein Versuch, dabei dem auf der Karte eingezeichneten Sentiero Italia zu folgen, schlägt fehl: Er existiert einfach nicht. Das ist keine Überraschung, sich auf den „SI“ zu verlassen, ist erfahrungsgemäß russisches Roulette. Es geht trotzdem problemlos ins Tal: auf dem Weg 181 bis zur Forca d’Ancarano, dann auf einer Variante des SI - die diesmal erfreulicherweise wirklich existiert - nach Norcia.
Norcia ist der mit Abstand meistbesuchte Ort des Gebiets. Das Städtchen ist die Heimat des heiligen Benedikt („Benedikt von Nursia“), wird heute aber vor allem als kulinarisches Einkaufsparadies besucht. In der Hauptstraße steht ein Feinkostgeschäft neben dem anderen. Ausflügler aus der weiteren Umgebung - bis hin nach Rom - kommen am Wochenende hierher, um etwas Bergluft zu schnuppern und sich mit Käse, Fleisch, Schinken einzudecken. Die Atmosphäre ist dennoch reizvoll geblieben, das Städtchen hat einige hübsche alte Bauten, die Stimmung ist ruhig. Ein schöner Abschluss der Tour - und mit direkten Linienbussen kommt man bequem zurück nach Rom. Fotos und Titelfoto von Georg Henke
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 25 - April 2008
Eine Abenteuerwanderung in den Abruzzen
Pfingsten
2009
Von
Fronte Cerreto nach Barrea
durch den Abruzzen – Nationalpark
Von Friedlinde und Karl Stubenrauch
Nach der
Buchbeschreibung:
Wilde Wege, Stille Dörfer
-
Wanderungen in den Abruzzen
von Christoph Hennig
Eine spannende Vorplanung bereits im Jahr 2008
begleitet diese Wandertour: Die Wanderkartenbestellung in Florenz – diesmal
kommen die Karten rechtzeitig an,
Dann die große Verunsicherung um die
Durchführungsmöglichkeit der geplanten Wanderung auf Grund des Erdbebens an
Ostern 2009 in L`Aquila, dem eigentlich geplanten Startort unserer Wanderung
durch die Abruzzen.
Im Austausch mit den Wanderfreunden beim Treffen zur
Mitgliederversammlung vom Netzwerk Weitwandern e.V. im April 2009 in der Rhön
nehmen wir per E-Mail Kontakt auf mit Herrn Christoph Hennig wegen der Situation
nach dem Erdbeben in den Abruzzen.
Herr Hennig antwortet umgehend und teilt uns mit,
dass wir die geplante Tour auf jeden Fall antreten und durchführen sollen mit
dem Hinweis, den Startort um eine Etappe zu verschieben, also nicht in L’Aquila
zu beginnen, sondern in Fronte Cerreto. Die Menschen in dem Erdbebengebiet und
den angrenzenden Gegenden sind mehr denn je auf Gäste und Touristen angewiesen
und freuen sich über jeden Besucher.
Eine Besonderheit ergibt sich noch beim Vorbereiten
des Rucksackes: Der neue Aufnäher „Netzwerk Weitwandern e.V.“ muss mit – er ist
der Blickfang auf der Rucksack-Außentasche.
1.Tag: 30.
Mai 2009 Pfingstsamstag
Flug von München nach Rom „Leonardo Da Vinci“ und
mit dem Zug direkt vom Flugplatz zum Bahnhof „Tiburtina“ und von hier aus weiter
mit dem Bus.
Bis hierher hat alles geklappt, wir fragen nach dem
Bus nach L’Aquila, können nach einigem Hin und Her im richtigen Terminal die
Fahrkarten kaufen und auf den Bus im „Stallo 1“ warten, welcher um 11.00 Uhr
nach Fahrplan und Auskunft fahren soll.
Der Bus fährt um 12.45 Uhr – weshalb weiß keiner –
was soll’s. Wir haben Urlaub, Zeit und Muse und viel Vorfreude auf das Weitere.
Ankunft in L’Aquila am Busbahnhof – die vom Erdbeben
gekennzeichnete Stadt ist abgeriegelt, der Busbahnhof liegt außerhalb der Stadt.
Jetzt gilt es den Bus nach
Sehr hilfsbereite Busfahrer telefonieren und
organisieren für uns alleine einen Shuttlebus aus Fonte Cerreto (auf 1100 m) und
dieser ist auch noch kostenlos. Selten haben wir eine solche Hilfsbereitschaft
erlebt.
Die erste Übernachtung ist in einem Hotel am Fuße
der Seilbahn, die z.Z. nicht in Betrieb ist. Und Glück gehabt: Den Einkauf der
Verpflegung für den ersten Tag ermöglicht uns ein mobiler Einkaufswagen, der
kurz darauf wegfährt.
2.Tag: 31. Mai 2009:
Pfingstsonntag
7.00 Stunden - Wanderung:
Aufstieg Weg Nr. 216 Richtung Monte Christo auf 1800
m, weiter nach Hennigs Beschreibung der 5. Etappe.
Der Fahrweg mit herrlicher Aussicht führt uns nach
Castel del Monte zum Hotel, die Glocken der kleinen Kirche läuten zum Empfang.
Es regnet mehrere Stunden – wir sind im Trocknen.
Wir sind erstaunt über die vielen Gäste im Hotel und
erfahren, dass dies Erdbebenbetroffene aus L’Aquila sind, die ihre Häuser
verloren haben und hier in Ferienwohnungen und im Hotel untergebracht sind.
Einer der betroffenen Gäste hat heute Geburtstag und
spendiert „Spumante“ für alle - auch für uns.
3.Tag:
Montag, 01.
Juni
2009
Von Castel del Monte nach Forca di Penne.
Einen solchen Regentag haben wir selten erlebt auf
unseren Wanderungen. Wir entschließen uns, den in der Kompasskarte
eingezeichneten Weg Nr. 272 von Castel del Monte nach Ofena mit 800 m
Abstieg zu gehen und stellen fest, dass dies der von Hennig beschriebene
Wegverlauf ist. Wir gehen auf einer Schotterstraße und wir treffen einen
Schäfer, der uns die etwas verwinkelte Wegfindung erklärt und somit erleichtert.
Wir brauchen 2,5 Std.
Ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Dorfbewohner
aus Ofena fährt uns im strömenden Regen die neun km lange Strecke auf den Pass
Forca di Penne auf 891 m.
Übernachtung im Agriturismo Fortino, wo wir schon
zeitig per Mail gebucht haben.
4.Tag: Dienstag, 02. Juni 2009
Ein Regentag im Agriturismo Fortino, in welchem wir
vorzüglich versorgt wurden.
5.Tag:
Mittwoch, 03.
Juni
2009
Von Forca di Penne nach Musellaro
Nach zwei Regentagen sind die Wege aufgeweicht, es ist ein
„Schlammweg“ nach Musellaro. Traumhafte Aussicht bis zur Adria – klar gefegt ist
der Himmel – entschädigen uns für die erschwerten Gehbedingungen. Wir
„verfolgen“ Spuren und treffen die dazu gehörenden zwei jungen Kerle mit
Rucksack und Zelt, die auf dem gleichen Weg unterwegs
sind wie wir, aber sie haben keine zusätzlichen
Wanderkarten. Sie berichten von vielen „Abwegen“, „Umwegen“ und „Verlaufen“.
Wir haben abgelöste Schuhsohlen, 5 Minuten nach
12.00 Uhr in Torre de’ Passeri und somit ein bereits geschlossenes
Schuhgeschäft! Wir gehen weiter, eine mehr als freundliche Wirtin versorgt uns
vor dem Aufstieg nach Bolognano, wo wir auch wieder auf die beiden Jungs
treffen.
Nach 25 Minuten Aufstieg nach St. Maria schwärmt ein
Italiener, der 42 Jahre in München gelebt hat, von seiner Heimat. Wir können dem
nur zustimmen. Die Zeitangabe von Santa Maria nach Musellaro stimmt nicht, die
Wegbeschreibung ist genau. Aber ohne Wanderkarte würden wir uns auch verlaufen.
Wir sind die einzigen Gäste im „Ostello“, werden
sehr gut versorgt und dürfen uns am nächsten Morgen das Frühstück samt Bedienung
der Kaffeemaschine selbst machen.
6.Tag: Donnerstag, 04.
Juni
2009
Von Musellaro nach Roccacaramanico
Dieser Weg, bzw. der Pfad, welchen man suchen muss,
ist nur bei gutem Wetter und bei guter Sicht begehbar. Das Abenteuer beginnt mit
dem Frühstück, Kaffee trinken wir in der Bar im Ort.
Aber dann der Abstieg in die Orta-Schlucht, zwar
nach „Buch – Wegebeschreibung“, aber mit noch mehr Glück und
Richtungsorientierung finden wir den Weg nach oben – durch Dickicht, Gebüsch und
Sträucher – ein unwegsames Gehen im Gelände – wir schaffen es! Nach Caramanico
Terme finden wir leicht nach der Wegbeschreibung. Ein deutscher Bus grüßt auf
der zu begehenden Fahrstraße.
Im Ort gute Einkaufsmöglichkeiten (auch neue
Wanderschuhe) und ein weiterer Aufstieg zunächst auf der Teerstraße nach San
Nicolao. Wasservorrat auffüllen.
Das Abenteuer geht weiter oder beginnt es jetzt?
Ab in die Prärie! – kein Pfad, kein Weg, nur Wildnis – Richtungspunkte
sind ein „Kuhstall“ und ein „Wald“, sie dienen der Orientierung, wir gehen 1,5
Std. lang kreuz und quer, auf und ab, über Bächlein, durch Dornenhecken, über
Blumenwiesen (Orchideen) – wir kommen an der beschriebenen Stelle an. Ein Blick
zurück zeigt uns, dass es fast unglaublich und unvorstellbar ist, was wir da an
Wegfindung geleistet haben.
Bellende Hunde begrüßen uns – wir heben (lt.
Christoph Hennig) einen Stein auf. Dies bewirkt, dass sich die Hunde zurück
ziehen. Jetzt haben wir uns ein Mittagessen verdient. Die bereits geschlossene
„Cuchina“ öffnet doch noch einmal für einige Gäste – gottlob - und wir rüsten
uns somit für das heutige dritte Abenteuer: Keine 50 Meter vom Ortsrand entfernt
schrecken wir Wildschweine auf. Wer ist wohl mehr erschrocken? Wieder durch die
Wildnis, querfeldein, bergauf geht es zur Übernachtung „B & B“ in
Roccacaramanico.
Eine sehr einfache Unterkunft, das Wasser im Haus
ist kalt, es versiegt völlig. Vor dem Haus ist ein Brunnen und ein Bach. Aber es
herrscht Ruhe, und wir reflektieren diesen Tag und planen für den nächsten.
7.Tag: Freitag, 05. Juni 2009
Von Roccacaramanico nach Sulmona
Eine stürmische Nacht liegt hinter uns im “B & B” –
ohne Wasser im Haus. Wir waschen uns am Brunnen vor dem Haus – Bella Italia. Der
Aufstieg zum Passo San Leonardo erfolgt nach der Buchbeschreibung. Danach, man
glaubt es kaum, ein markierter Wanderweg bis nach Pacentro. Hier nehmen wir den
Bus nach Sulmona, es ist gut warm und die restliche Tagesstrecke liegt in einer
Ebene.
In Sulmona treffen wir deutsche Wanderer mit dem
Buch von Christoph Hennig in der Hand. Der Hotelier reserviert für uns die
nächste Übernachtung im Agriturismo in Castrovalva – super!
8.Tag: Samstag, 06. Juni 09
Von Sulmona nach Castrovalva
Die Ebene von Sulmona nach Bugnara legen wir mit dem
Auto zurück. Wir finden leicht wieder auf den von Christph Hennig beschriebenen
Weg ab dem Eisenbahnviadukt.
Die jetzt von Christoph Hennig beschriebenen
Wanderpfade sind mittlerweile in diesem Gebiet zu markierten Wanderwegen
ausgebaut. „Parconson Fontanico“ ist der neue Weg, der uns mühelos nach Anversa
führt. Reges Treiben ist auf der Piazza mit reichlich Einkaufsmöglichkeiten.
Eines erwähnt Christoph Hennig nicht: den Wind. Er ist stürmisch, böig streift
er durch die Gassen und Flure, aber er ist angenehm in der Hitze.
Nach Castrovalva führt der markierte Sentiero Nr. 19
mit einer Wasserquelle am Ortseingang. Hier gibt es Unterkunft mit Halbpension
im Agriturismo nur auf Vorbestellung. Wir sitzen noch keine zwei Minuten vor der
verschlossenen Unterkunft, als ein betagter Senior zu uns kommt, nachfragt und
über sein Handy den Besitzer verständigt – so etwas gibt es! Wir treffen wieder
Weggefährten, die auch viel Abenteuerliches zu berichten wissen.
9.Tag: Sonntag, 07. Juni 2009
Von Castrovalva nach Scanno
Das spärliche Frühstück im Agriturismo (zwei mit
Marmelade bestrichenen Brote, Biskuits und zwei Stückchen Kuchen) macht uns
nichts aus, wir sind ja auf Rucksackverpflegung eingestellt. Nach Markierung
gehen wir nach Frattura Vecchia, einem verfallenen Dorf. Wenige Leute
bewirtschaften Gärten. Im Dorf Frattura gibt es eine Bar (der Hinweis fehlt bei
Christoph Hennig). Wir finden den beschriebenen Weg nach Scanno problemlos.
Wir entscheiden uns in der Wegführung ab hier für
die „Bergtour“ über den alten
10.Tag: Montag, 08. Juni 2009
Von Scanno nach Opi
Die Wegbeschreibung ist gut, heute eine Bergtour.
Wasser fehlt, es gibt nur in Scanno Wasser, deshalb reichlich mitnehmen, denn
der Brunnen auf 1700 m Höhe ist versiegt. Bis auf die letzte Stunde der Strecke
ist der Weg gut markiert, aber danach ist eine Wegfindung nur nach gutem
Kartenstudium möglich. Sehr lange Gehzeit (7 Std.). Am Ende nochmals Aufstieg
zum Ort Opi. Im Ort gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten und das Gespräch mit
Einheimischen – ein Genuss auf seine Art.
Das Hotel und das nette, sehr um unser Wohlergehen
besorgte Hotelierpaar entschädigen für die Anstrengungen. Ein 5-Gänge Menü aus
der Region wird uns serviert, wir sind wieder die einzigen Gäste. Frühstück um
7.00 Uhr ist selbstverständlich möglich, bei einer 8-stündigen vor uns liegenden
Wanderung.
11.Tag: Dienstag, 09. Juni 2009
Von Opi nach Civitella Alfedena: durch das Tal der
Gämsen
Wir folgen der Wegbeschreibung
nach Buch. Eigentlich sollte dieser Tag bezeichnet werden: „Man trifft
eher auf einen Hirschen als auf einen Wanderer“ – das trifft zu! Und zwar auf
der Strecke von Opi bis zum Beginn des Tals ins Valle Fondillo. In unmittelbarer
Ortsnähe und bei weidenden Pferden trabt ein Hirsch – mindestens ein
Sechzehnender - auf uns zu und
erschrickt wahrscheinlich ebenso wie wir. Dann dreht er nach rechts ab, der
Schreck war groß!
Bis zum Passo de Orso folgen wir der Markierung,
auch absteigend ins Tal, ein sehr mühseliger Weg. Im Talgrund ist endlich am
Bach eine Rast möglich im Valle Tre Confini. Von der Talsenke aus nach links
führt ein super markierter Weg nach oben, zwar sehr anstrengend durch den
steilen Hang und die Sonne und Hitze, aber viel besser gekennzeichnet als im
Buch beschrieben. Nach Umgehen und Queren bzw. Umklettern von drei Schneefeldern
- und das Mitte Juni - sind wir nach ca. einer Stunde an der unbewirtschafteten
Schutzhütte Forca Resuni, wobei ein Aufenthalt dort wegen des starken Windes
nicht möglich ist.
Wir gehen die Hauptvariante in ein Hochtal. Hier
kommt uns eine geführte Wandergruppe entgegen – der erste „Gegenverkehr“ auf
unserer Tour. Am Passo Cavuto rasten wir länger, wegen der Aussicht und wegen
der Gämsen. Der Abstieg ins Valle di Rose ist im oberen Teil eine „Gämsenschau“-
ca. 30 - 40 Tiere sind zu sehen. Ein steiler Abstieg folgt, teilweise mehr
schlecht als recht zu gehen über steinige und geröllige Wege. Eine Belohnung für
die Mühen ist der erste Blick auf den See Lago di Barrea und das Hotel – ein
Zimmer im 3.Stock, wir sind wieder einmal die einzigen
Gäste und
werden vorzüglich versorgt, ein traumhafter Ausklang für diesen anstrengenden
Tag.
Die Tour geht dem Ende entgegen – das Ziel Barrea
ist in drei km Entfernung zu sehen.
Die Informationen im Ort sind sehr ausführlich
(Busverbindungen) und auch der Kontakt zu den Einheimischen ist intensiv.
12.Tag: Mittwoch, 10. Juni 09
Von Civitella Alfedena nach Barrea
Ein Spaziergang durch Wiesen, über steinige Pfade,
struppige Wege – gut markiert und begehbar. Was wir mitnehmen von dieser
Kurzetappe: Zecken! – also Vorsicht und Kontrolle, liebe Wanderfreunde!
Das Wanderziel Barrea zeigt sich von seiner
schönsten Seite: mit netten Leuten, regem Markttreiben, der hilfsbereiten Dame
aus dem Infobüro vom Vortag, einer Verkäuferin im Supermarkt, die belegte Brote
auf ihre persönliche Art macht, nämlich 2 dicke Scheiben Brot mit viel Belag
dazwischen.
Ein herrlicher Ausklang.
Wir nehmen den Bus nach Castel di Sangro, von dort
haben wir gute Busverbindungen nach Pescara und nach Rom.
Ein Albergo mit einem Restaurant das seines gleichen
sucht - vom Chef, über die Ausstattung, bis zum hervorragenden Essen. Auch hier
bestätigt uns der Besitzer die Tatsache, dass die Gäste ausbleiben seit dem
Erdbeben.
Deshalb liebe Wanderfreunde unser Aufruf: Auf in die
Abruzzen! Ihr könnt die von uns geschilderten Erlebnisse mit den Menschen, der
Natur und den Tieren selbst erleben! Es finden sich kaum Worte für die
gastfreundlichen und hilfsbereiten Menschen, für die Landschaften und für die
Anstrengungen sowie die Belohnungen durch die Kontakte, die Aussichten und die
gewonnenen Eindrücke.
Ein Dankeschön an Christoph Hennig!
Dank seines Buches, seiner Vorgaben und Hinweise ist
diese Wanderung ein Genuss in jeglicher Hinsicht! Jeder Weitwanderer weiß, was
damit gemeint ist! „Wilde Wege, Stille Dörfer“ - besser kann man diese
Weitwanderung nicht in Worte fassen! Eine wahre Aufforderung zum selbst Erleben!
Alle die Weitwanderer, welche wir in diesen zwei
Wochen trafen und die mit und nach „Hennig“ gingen, bestätigen: Ohne diesen
fachkundigen Führer würden sie das Wagnis nicht angehen, eine solche Wandertour
in dieser wunderschönen und ruhigen Gegend zu unternehmen.
Adressen und Infos
Führer:
Wilde Wege, Stille Dörfer
Christoph
Hennig ; ISBN 978-3-85869-346-4
Rotpunktverlag, Zürich
Karten:
Kompass Nr. 669 Gran Sasso d`Italia/L´ Aquila
IGMI
Nr.360 Torre De´ Passeri
IGM
Majella
IGM Monte
Genzana Monte Rotella
IGM Monti
Marsicani
Internet:
www.Rotpunktverlag.ch
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 30 - Dezember 2009
Abruzzen. Auf Hennigs wilden Wegen
von
Amatrice nach Torre de Pásseri im Juni 2009.
Von Evelyn Gebhardt und Hans Diem
Auf der Suche nach Neuland haben
wir die Abruzzen entdeckt. Also ins Internet geschaut, uns begeistern lassen vom
Buch „Wilde Wege, stille Dörfer“ von Christoph Hennig, die Wanderkarte Gran
Sasso 1:50.000 besorgt und vier Wochen Zeit eingeplant für eine Grande
Traversata delle Monti Abruzzi mit Abstechern zu Gipfeln im 170 km langen
Gebirgszug. Natürlich zu Fuß und mit Zeltausrüstung. Wir wollen nach der
Wegbeschreibung von Hennig in Amatrice starten, im Gran Sasso Gebirge aber vom
Zelt aus auf einige Berge und den höchsten, den Corno Grande (2912 m) steigen.
Für den Weiterweg in den südlichen Abruzzen bis hinunter
nach Barréa gibt es im Juni 2009 noch keine brauchbaren Wanderkarten. Zur
Übersicht habe ich eine Autokarte 1:200.000 dabei, und wir müssen die
Wegbeschreibung von Christoph Hennig umsetzen. Vorweg: Die Umsetzung war uns zu
mühsam, mir zeigt eine Wanderkarte auf einen Blick mehr als jede noch so gut
gemeinte Beschreibung. Dazu war das Bergwetter nicht gut genug, also nach sechs
Tagen war Schluss für uns. Dafür haben wir im September zwei Wochen lang mit dem
Auto die Gebirge Monti Sibillini, Gran Sasso, Maiella und Meta erkundet, mit der
Besteigung von einigen hohen Bergen
vom Zelt und vom Quartier aus mit druckfrischen Wanderkarten von Parco Nazionale
della Majella 1: 50 000, von Parco
Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise 1:50.000, von
Parco Nazionale dei Monti Sibillini
1:50.000. Außerdem gibt es neu eine Reihe von
25.000-er Karten für die Abruzzen. Damit können wir uns 2010 an den Weiterweg
machen, allerdings nicht wegen der kulinarischen Hinweise im sehr umfangreichen
Buch.
Spannende Anreise
Vom 21. auf den 22. Juni 2009 Bahnfahrt nach
München, weiter im Nachtzug Richtung Rom, haben in Bologna drei Stunden
Aufenthalt wegen eines Zugunglücks vor Florenz. Endlich die Umleitung des Zuges
über Rimini, Ancona nach Terni, weiter nach Rieti, mit Bus nach Amatrice.
Ankunft um 19.20 Uhr nach 26 Stunden mit 7 Std. Verspätung. Übernachtung im
Hotel „il Castagneto“. Das Cena natürlich mit Spaghetti all’Amatriciana. Nachts
rüttelt ein kurzes Erdbeben am Haus.
1.Tag, Dienstag, 23.6.09, bewölkt, teils heiter,
Regenschauer, Berge in Wolken.
Erst einen Bummel durch das lebhafte Amatrice (955
m) machen, eine 25.000er Karte vom Gran Sasso kaufen, in einer Bar bei einem
kleinen Cafè den schlechten Wetterbericht von der Zeitung schön reden. Dann
nehmen wir unsere Rücksäcke auf und gehen in unseren Sommer 2009. Nach 25 Min.
auf der Straße kommt der Abzweig mit dem Wegweiser. Auf dem Wanderweg 363, einem
Traktorweg in Wiesen und Buschwald, stiefeln wir bergauf zum Grasbuckel
Serrerota (1340 m) mit einem Panorama-Rückblick und einem guten Platz für die
erste Rast mit eigenem Espresso und Keksen.
Auf dem Weg 362 in schönen Kräuterwiesen und
Kiefernwald, die Monti della Laga im Blick zum Rifugio delle Serre (1351 m). Das
ist ein Rohbau mit drei offenen Räumen, daneben ein fließender Brunnen mit
Viehtränke. In Wiesen zur Höhe 1506 m, in Laubwald, in Wiesen voll mit Affodil,
in Schafweide auf eine Bergkuppe mit Campotosto (1420 m), 4:15 Std. Gehzeit. Das
Dorf liegt 120 m über dem Stausee Lago di Campotosto, hat Brunnen, Bar,
Minimarket, Hotel und Pension. Regenwolken hüllen die Umgebung ein, die
Bergkulisse kennen wir nur vom Foto im Buch.
Im Gebirge wollen wir zelten, aber in den Dörfern
die Unterkünfte nützen, vor allem jetzt nach dem schweren Erdbeben im April.
Doch das Hotel Valle vermietet uns kein Zimmer, und die Pension Barilotto ist
zurzeit geschlossen wegen der Erdbebengefahr. Auf Empfehlung gehen wir auf der
Straße zum Ostufer des Lago di Campotosto, zur Pension Serena (1:15 Std.). Man
vermietet uns nur zögernd ein Zimmer in einem Flachbau, die Wirtin bereitet uns
ein feines Abendessen, wir sind die einzigen Gäste im großen Gastraum (45 € das
Zimmer, 45 € das Essen).
5:30 Std. Gehzeit, ca. 19 km Weg, Aufstieg 572 m,
Abstieg 224 m (nach Karte).
2.Tag, Mittwoch, 24.6.09, bewölkt bei 12°C, Berge in
Wolken.
Der Monte Gorzano im Kamm der Lagaberge sollte unser
erster Abstecher sein, schade. Wir nehmen Hennigs Variante 3A, den schnellsten
Weg nach oben. Dazu steigen wir auf Straße und auf Abkürzungswegen steil ab zum
Ort Ortolano (1017 m). Den Fußweg 131 suchen wir hier umsonst, also auf Straße
weiter zum Staudamm des Lago di Provvidenza und Aufstieg im Tal des Flusses
Chiarino. Die Kiesstraße im Laubwald ist nach 40 Min. zur Hälfte abgerutscht,
nur Fußgänger kommen weiter. Bei der neuen Kapelle San Martino (1262 m)
überrascht ein großer Rastplatz mit vielen Tischen und Bänken. Auf Kiesstraße zu
einer weiteren Picnic Area mit Brunnen.
Nur 200 m weiter steht in Kuh- und Pferdeweide das Rifugio Domenico Fioretti
(1500 m). Das Steinhaus gehört der Foresteria del Parco und ist geschlossen. Der
kleine Vorraum mit Kamin und Holzvorrat ist offen, neben dem Haus spendet ein
Brunnen kaltes Quellwasser.
Es wird alpin. Auf Traktorweg in Weide bergauf zu
einem kleinen Talkessel auf 1700 m mit einer offenen Steinhütte, umgeben von
viel Lawinenschnee. Auf markiertem Bergweg zu einem zweiten Talkessel mit
Quellbach. Wasser auffüllen und noch aufsteigen bis 2050 m. Im Gras neben
Schneefeldern zelten wir gut. Wir liegen auf Luftmatratzen, sitzen angelehnt in
Faltsitzen. Die Zeltkerze leuchtet und wärmt fast wie ein Kachelofen, der
Gaskocher macht Wasser heiß für Getränke und Suppen. Dazu gibt es Brot mit
verschiedenen Belägen, das ist völlig ausreichend. Unser Tiefschlaf an der
frischen
Luft ist unglaublich erholsam. Dafür ist uns kein Rucksack zu schwer.
6:00 Std., 13 km, Aufstieg 1033 m, Abstieg 286 m.
3.Tag, Donnerstag, 25.6.09, heiter, 7°C, ab 14 Uhr
Regenschauer.
Bei Sonnenschein auf dem markierten Bergweg in
Blumenwiesen mit viel Gestein dazwischen, teils auf festem Sommerschnee aufwärts
zur Sella Venacquaro (2236 m), ein
Grasjoch mit einem kleinen See. Da sitzen wir eine
dreiviertel Stunde und schauen in ein fantastisches Felsgebirge mit saftigem
Grün dazwischen. Rechts die Cresta delle Malecoste und der Pizzo Cefalone über
einem tollen Cirque. Links der Skitourenberg Monte Corvo und der markante Kegel
Pizzo d’Intermesoli.
Ein kurzer Abstieg in das Valle Venacquaro, Pferde weiden hier an einer Viehtränke mit Brunnen, eine Wildschweinhorde mit 16 Stück flüchtet bergauf. Aufstieg in Blumenwiese, über ein Riesenschneefeld, durch ein Felskar voll mit Blumen hinauf zur Sella dei Grilli (2220 m). Wunderbare Berglandschaft mit Blumenpracht zwischen Restschneefeldern. Kurz ein Blick auf den mächtigen Corno Grande, er ist mit 2912 m der höchste Berg der Abruzzen. Der Gipfel hat auf der Nordseite eine geschlossene Schneedecke und viel Neuschnee weit herab, da haben wir keine Chance. Wir hatten geplant, hier schön zu zelten, die Gipfel rundherum und den Corno zu besteigen, dann nach Hennig weiterzugehen. Und jetzt schiebt sich auch noch eine Regenfront über die Gipfel, im Nu ist es kalt und windig und abweisend. Wir beschließen, die Gran-Sasso-Berge nachzuholen und jetzt weiter zugehen.
Nach dem kurzer Abstieg ins Val Maone müssen wir die
Rast bei dem Kulturdenkmal mit alten Steinhütten abbrechen und mit dem Kompass
in der Hand bei Regen und dichtem Nebel auf Schotter und Schnee in die Scharte
La Portella (2260 m) aufsteigen, bei Gewitter und Regen weiter auf die Querung
durch eine Steilflanke zum Hotel Campo Imperatore (2135 m). Parkplatz, zwei
Hotelbauten, Seilbahnen, Sternwarte, botanischer Garten, aber ohne Wegweiser und
ohne Infotafel.
Im Hotel verlangt man für das Bett mit HP 75 €. Wir
nehmen die Alternative, ein Zimmerlager im Ostello nebenan, mit HP im Hotel zu
45 € p.P. Zur Ehrenrettung der angeblich schlechten Küche hier mein
kulinarischer Beitrag. Zum Cena wurde uns serviert: Bruschette miste, Gnocchi
allo Zafferano, Asparagi e Guanciale, Agnello alla Griglia, Cavolfiori saltati,
Dolce della Casa, dazu passender Rotwein und Mineralwasser. Wir waren zufrieden
damit.
Auf der ganzen Tour haben wir keinen Wanderer
getroffen. Doch hier campiert eine italienische Seniorengruppe auf dem Fußboden
im alten Seilbahnbau, sie bekochen sich selbst, ihr Gepäck wird von Tragtieren
transportiert, vermutlich sind sie auf dem SI, dem Sentiero Italia unterwegs.
Sonst sind keine Bergsteiger zu sehen.
4:10 Std., 10 km, Aufstieg 506 m, Abstieg 461 m.
4.Tag, Freitag, 26.6.09, nachts Sturm und Regen, am
Morgen heiter, stürmischer Wind.
Der Corno Grande ist frei! Sofort steigen wir ohne
Rucksack hinauf zum geschlossenen Rifugio Duca degli Abruzzi
(2669 m). Schnell die Fotos machen vom grandiosen
Gran Sasso Gebirge und dem Oberhaupt Corno Grande. Glück gehabt, wir kommen
sicher wieder mit diesen schönen Bildern im Kopf. Rückweg über die Sella di
Monte Aquila zum Hotel Campo Imperatore. Noch ein Foto vom Hochtal Campo
Imperatore, schon ist wieder die Wolke da und der Sturm.
Weiter nach Hennig auf die Wanderung über vier Seen.
Keine Wegweiser am Weiterweg! Ich nehme den Kompass in die Hand, denn es geht
teils weglos oder auf Pfadspuren zum 20 Jahre alten Rohbau einer Skistation auf
1706 m hinab, umgeben von gut bestückten Viehweiden. Der Weg über den Kamm mit
der Cima di Faiete ist dem eiskalten Sturm ausgesetzt, also gehen wir in einem
unbenannten, windstillen, sehr anmutigen grünen Tal auf Fahrweg weiter. Leider
ist durch die großen Kuhherden der Talboden ziemlich verschissen, und die vielen
Schmeißfliegen sind eine Plage. Vorbei an den Viehtränken Lago di Barisciano und
Lago di Passaneta
kommen wir zur Ruine des Zisterzienserklosters S. Maria del Monte (1614 m).
Windgeschützt sitzen wir zur Rast in den Ruinen des Klosters. Fantastisch
gelegen ist es, ausgerichtet auf den paradiesisch grünen Campo Imperatore,
überragt vom Gebirgskamm mit dem Monte Prena 2564 m. Das Kloster aus dem 13.
Jahrhundert war nur im Sommer bewohnt und diente der Schafzucht.
Weiter auf Fahrweg in Weiden zum
Lago di Racollo, Kälber saufen aus dem See.
Unsere Karte zeigt hier ein Rifugio Lago Racollo,
es steht etwas entfernt an einerBaumreihe. Doch die Infotafel
dazu liegt am Boden, also ist es geschlossen. Im September stellten wir fest,
dass es Übernachtung und Essen anbietet.
Das Buch verspricht am Lago Racollo einen ganzjährig
fließenden Brunnen, doch aus dem Wasserhahn läuft nichts. Jetzt sind wir auf den
versprochenen nächsten Brunnen angewiesen. Unseren Irrweg korrigieren wir mit
einem großen Bogen zurück zur Fonte di San Cristoforo. Doch auch aus diesem
Wasserhahn läuft nichts, der Brunnen ist so ausgetrocknet wie wir. In dem
verschlossenen Brunnenhaus daneben plätschert viel Wasser, der Hahn wird
vermutlich nur aufgedreht, wenn Kühe hier weiden. Die dritte versprochene Fonte
Frenda steht nicht in der Karte und ist auch nicht zu sehen. Also: die Abruzzen
sind verdammt
trocken, es gibt in Talnähe anscheinend keine Quellbäche, auch keinen Bach für
ein erfrischendes Bad.
Auf einem Fahrweg geht es im schönen alten
Kulturland, jetzt mit Luzernenanbau,
weiter zum großen Bergdorf Castel del Monte (1270 m), auf einen Hügel gebaut.
Beim Bummel durch die Straßen fällt uns das Haus mit dem Schild il Rifugio del
Pastore auf. Die nette Wirtin der kleinen Pizzeria hat ausgebaut und vermietet
uns ein neues Zimmer mit Bad. Es ist sogar geheizt, weil es ungewöhnlich kalt
ist. Sie freut sich, bekocht uns nach Wunsch, erzählt unentwegt in italienisch,
wir leider „nix capito“, aber so nett (44 € p.P.). Als Zuflucht bei einem
Erdbeben steht eine Zeltstadt auf dem Fußballplatz.
7:25 Std., 24 km, Aufstieg 588 m, Abstieg 1453 m.
5.Tag, Samstag, 27.6.09, schön bei 22°C, dann bewölkt und
regnerisch.
Beim Dorfbummel suchen wir in den Läden vergeblich
nach Wanderkarten für die südlichen Abruzzen. Das Wetter hat gewechselt, wir
können endlich in kurzen Kleidern gehen. Meine beiden Karten zeigen einen Weg
272 direkt nach Ofena, der ist aber in der Landschaft nicht zu sehen. Also doch
nach Hennig auf einem Fahrweg in Buschwald abwärts zum Dorf Ofena
(531
m, 2:20 Std.). Einkehr im Ristoro Aufinium, es ist die Bar mit dem Bild einer
Moschee an der Stirnwand.
In Ofena sind unsere beiden Wanderkarten zu Ende.
Jetzt muss eine Straßenkarte als Übersicht genügen, und wir müssen die
Wegbeschreibung von Christoph Hennig umsetzen können. Man muss wissen, dass wir
nicht auf einer beschilderten Route gehen, wir sind auf Straßen, Feld- und
Fußwege angewiesen. Wenn einer endet, geht es schon mal quer Beet weiter zum
nächsten Anschluss.
Also nehmen wir das 700 g schwere Buch zur Hand,
schlagen die Seite 143 auf, leider regnet es gerade. Sehr genau steht es da,
rauf und runter, rechts und links, dazwischen viele interessante Informationen.
Das hat zur Folge, dass einer das aufgeschlagene Buch tragen muss mit einem
Finger auf der aktuellen Zeile. Vor uns liegt il Piano, eine fruchtbare Ebene
mit Ackerbau. Am linken Rand dieser Naturschüssel geht es Richtung SO entlang.
Ein Stück geteerte Radstraße (ohne Radfahrer) nehmen wir lieber als den alten
Naturweg daneben, schon wegen des Fingers im Text. Wie wir erst nach links, dann
dreimal nach rechts abbiegen
sollen, stecken wir das Buch in den Rucksack. Auf Feldwegen gehen wir durch
Getreidefelder schnurstracks auf das Dorf Capodacqua (395 m) zu.
4:20 Std., 16 km, Aufstieg 0 m, Abstieg 870 m.
Die ersten Hausbewohner füllen gern unsere
Wasserflaschen auf, denn wir werden zelten müssen. Nein sagt die Frau, es gibt
ein neues Agritourismo im Ort. Wir finden das Haus nicht, gehen deshalb auf der
Straße zu einem abgelegenen Platz fürs Zelt. Da kommt ein Auto mit den
Vermietern gefahren, sie wurden informiert, wir sollen doch bei ihnen
übernachten. Gerne fahren wir mit. Sie betreiben eine Super-Landwirtschaft,
daneben ein Haus mit neuen Ferienwohnungen, dazu
laden sie uns ein zu Abendessen und Frühstück im Kreis der Familie. Alles
für 40 € p.P. Wunderbare Leute, da fällt uns der Abschied schwer von Familie
Ursini Alfredo.
6.Tag, Sonntag, 28.6.09, schön, dann bewölkt.
Der Hausherr zeigt uns den Weiterweg, lange winkt er
uns nach. Auf Fahrweg zwischen Olivenbäumen, dann in Buschwald bergauf, nach
1:10 Std. ein Haus mit Unterstand und einem Wasserbunker. Nach Buch sollen wir
jetzt auf einem steilen Weg in Wiesen zu einer Autostraße hinauf. Doch da
versperrt ein gespanntes Seil mit einem Schild „vietato“ (verboten) den Zugang
zur Wiese. Das könnten wir ignorieren, doch wir gehen den Fahrweg weiter. Der
endet kurz unter der Straße. Wir wühlen uns 10 Min. lang steil durch Dickicht
hinauf, steigen über die Leitplanke, gehen auf der Autostraße in 20 Minuten zum
Ort Forca di Penne (918 m).
Am alten Wachturm gibt es die Rast mit Blick auf das schöne bäuerliche Hügelland
im Osten.
Ein Fahrweg zieht entlang der beschilderten
Nationalparkgrenze, nach 40 Min. ein Brunnen unter einer Riesenbuche auf 1000 m
Höhe. Jetzt im Bauernland abwärts auf ständig wechselnden Wegen auf die markante
Felswand mit dem Pizzo della Croce
zu. Beim Abstieg auf einem neu geschobenen Fahrweg werden die Lehmklumpen auf
den Stiefelsohlen immer dicker.
Im Dorf Pescosansonesco
(639 m) Einkehr im Albergo Riparossa, in der nachgebauten Fontana Romana
kann ich unsere Stiefel reinigen. Wieder auf ständig wechselnden Wegen in
Brachland und in Bauernland mit Blick auf das bewölkte Maiellagebirge zur Stadt
Torre de Pásseri, 178 m tief gelegen.
5:35 Std., 20 km, Aufstieg 600 m, Abstieg 940 m.
Gesamt: Gehzeit 33:00 Std., 102 km Wege mit ca. 3300 Hm
Aufstieg.
Ein Frau zeigt uns den Weg hinauf zur Pension
Aurora, dem einzigen Quartier im Ort. Am Haus angekommen fährt ein Auto vor. Es
ist der Mann der Vermieterin und kommt gerade aus Bulgarien. Ein Anruf von ihm,
ja, sie hat die Ferienwohnung mit Bad frei (60 €).
Nach zehn Minuten ist sie da, in bestem Bayrisch
weist sie uns ein. Und beschwert sich über die Unsitte von manchen Gästen, die
Zimmer zu reservieren, dann nicht zu kommen und nicht einmal abzusagen. Aus
Griesstätt am Inn kommend lebt sie seit zwanzig Jahren hier, mit uns will sie
natürlich ihr Bayrisch auffrischen.
Unsere Grande Traversata delle Abruzzi wollen wir so
nicht weiter verfolgen, wir beschließen hier den Abbruch der Tour wegen des
schlechten Bergwetters und wegen der fehlenden Wanderkarten. Es kommt uns die
Idee von einer Autoreise durch die Abruzzentäler mit Bergtouren von einem
Standquartier aus.
Das haben wir tatsächlich vom 21.09. bis 2.10.2009
ausgeführt. In der ersten Woche waren wir wegen des Regenwetters und penetranten
Hochnebels meist auf Autotour, in der zweiten Woche aber waren wir bei gutem
Wetter auf den hohen Bergen unterwegs. Doch am 29. Juni fahren wir ab Torre de
Passeri mit Bahn und Schiff nach Korsika und gehen dort bei schönstem Wetter zum
dritten Mal den GR 20.
Fotos von Hans Diem
Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 30 - Dezember 2009
Wer im Frühling an der
Amalfiküste wandert,
Von Franz Lerchenmüller
Die Götter
lassen sich nicht lumpen. Einen seidig blauen Himmel spannen sie an diesem
Morgen über ihren Lieblingen, den Wanderern aus, der draußen über der türkisen
See einen wattigen Saum weißer Wolken trägt. Offenbar schätzen sie Irdische, die
auf ihren Spuren wandeln. Denn auf diesem Pfad zwischen Positano und Bomerano,
dem Sentieri degli Dei, waren auch Zeus und die Seinen unterwegs, hinaus zu den
Inseln Li Galli, wo die fabelhaften Vogel-Mensch-Sirenen jeden, der vorbei kam,
mit ihrem Gesang betörten.
Entrücktes
Wandeln war freilich damals schon nicht angesagt. Der sieben Kilometer lange Weg
führt 600 Meter über dem Meer steinig und unbefestigt an steilen Abhängen
entlang, hoch und hinunter über felsige Stufen, durch lauschige
Steineichenwälder, an Zistrosen, Kakteen und Rosmarin vorbei. Knie, Waden und
waches Auge sind gefordert. Und nach jeder Kehre hält, wer immer hier wandert,
erneut inne, schüttelt den Kopf und murmelt: Grandios! Grauweiß, von flauschigem
Grün locker bewachsen, fallen die zerklüfteten Steinwände der Berge steil ab ins
Meer. Auf manchen hat die Natur dekorativ eine Schirmpinie aufgespannt, und
dahinter
zerfließen fern im Dunst die Umrisse der Insel Capri. Von unten leuchten
manchmal Dörfer strahlend weiß. Später, im Abendlicht, schimmern sie wie mit
goldenem Zucker bestäubt.
Die
amalfitanische Küste auf der Halbinsel von Sorrent, südlich von Neapel, ist
zweifellos eine der schönsten der Welt. Das weiß längst auch der größte Teil der
Reisenden dieser Welt und schaut gerne selbst vorbei, um sich zu vergewissern,
weshalb die Orte mit den legendären Namen im Sommer überquellen vor Besuchern.
Die Alternative heißt: Wandern. Die verschärfte Variante: Wandern im Frühling.
Zwar verzichtet man zu dieser Zeit auf die Blumenfülle und die Duftexplosionen
des Sommers, genauso wie auf das Vergnügen, von hoch oben den waghalsigen
Rangiermanövern der Busfahrer auf der
gewunden Küstenstraße zuzusehen. Dafür teilt man sich Küste, Berge und Städte
mit fast niemandem.
Gut sitzt
man dann etwa lediglich zu zweit im berühmten "Bacco" in Furore vor dem
künstlichen Kaminfeuer. In mehreren Ordnern hat Antonio Ferraiolo die
Schwärmereien der internationalen Gastronomiekritik über seine Küche gesammelt.
Und auch heute stellt er aromatische Nudeln mit Schwertfisch, Tomaten und Rucola
auf den Tisch und nimmt sich Zeit für seine Gäste.
Die Küste
ist göttlich - aber auch hier haben sie sehr irdische Sorgen: der Müll des nahen
Neapel, die Mafia, die damit rücksichtslos Geschäfte macht, und der dadurch
ramponierte Ruf. Unlängst hat die Zeitung "Metropolis" in Sorrent von der
Entdeckung sieben illegaler Deponien auf der Halbinsel berichtet. Die
Hotelbuchungen sind rückläufig, selbst Gemüse und Käse aus der Region stoßen
mittlerweile auf Misstrauen. Auch beim Wandern fallen sie immer mal wieder ins
Auge: alte Abfallgruben mitten in der Natur, in
denen sich Kühlschränke, Autoreifen und verrostete Matratzen türmen - manchmal
wünscht man sich Zeus mit Blitz und Donner herunter!
Am
eindrücklichsten ist die große Wanderung von Sorrent über die Halbinsel nach
Positano und von dort entlang der Küste bis Salerno. Perfekt verbinden sich
während der fünf Tage dramatische Landschaft und klassische Architektur,
schwitzende Anstrengung und entspanntes Tafeln, alltäg-liche italienische
Lebensart und modernes Touristen-dolce-vita.
Im 60-, 70-, 80-Grad-Winkel schieben sich die weißen, beigen und cremefarbenen
Kastenhäuser von Positano im Halbrund die Hänge hinauf, ein Amphitheater der
Reichen und Schönen und Schröders dieser Welt. "Wenn wir an jedem Zimmer, in dem
ein Prominenter übernachtet, eine Tafel anbringen würden", erklärt blasiert der
Bürgermeister, "würden wir die Stadt ja zupflastern." Rundbögen, Arkaden und
flache Kuppeldächer verleihen Positano arabische Züge. Die Stadt ist hübsch,
aber sie ist auch schnöselig. Positano hat seine Seele dem Tourismus
verschrieben, seine Innenstadt mit Kunstgalerien, Delikatessenläden und
Boutiquen mit farbigen Hängekleidern vollgestellt und bezahlt dafür
außerhalb
der Saison ab abends um acht mit ausgestorbenen Gassen.
Ganz anders dagegen Amalfi. Natürlich haben die Amalfitaner Samstagabend ihre Schuhgeschäfte, Drogerien, Spielzeugläden und Gemüsestände geöffnet. Vespas knattern durch die enge Hauptstraße, Frauen schleppen Einkaufstüten durch die weißgetünchten, überdachten Seitengänge, die sich wie ein Labyrinth verzweigen. "Der jüngste Tag wird für Amalfitaner, die ins Paradies eingehen, ein Tag wie jeder andere sein", steht auf einer Tafel im Torbogen zum Hafen. Und der Wirt in der Bar "Protontino" setzt noch einen drauf: "Dies ist ein gottgesegneter Landstrich. Wer hier klagt, begeht eine Sünde."
Auch
Ravello, 350 Meter höher am Hang, gehörte einst zur mächtigen Seerepublik
Amalfi. An verfallenen Ruinen ehemaliger Papierfabriken vorbei führt der Weg
durchs Mühlental nach oben. Wie grüner Schimmel ziehen sich Hagelschutznetze
über den Hang. Aus dem Dunkel darunter leuchten prall die berühmten
tyrrhenischen Zitronen. Als Seife, in Wachs, auf Küchenschürzen und Keramik, in
Limoncello-Likörflaschen und Marmeladengläsern findet sich das Markenzeichen der
Küste in jedem Laden mit "prodotti tipici".
In Ravello
hat sich seit dem 19. Jahrhundert so mancher Besucher aus dem Norden "selbst
gefunden und verwirklicht". William Turner malte seine Seestücke, Richard Wagner
schrieb einen Teil des "Parsifal" und die Garbo frönte mit dem Dirigenten
Stokowski der Sünde. Exzentrische Engländer namens Reid und Becket kauften
Schutthaufen namens Villa Rufulo und Villa Cimbrone, ließen ausgraben,
restaurieren und gaben ihrer Leidenschaft für Blickachsen, Baumriesen,
Alabasterstatuen und Pergolen nach. Das Ergebnis sind eingewachsene Parks und
romantisches Gemäuer. Auf der "Terrasse der Unendlichkeit" der Villa Cimbrone
thront der Besucher vorgelagert über schwindelnder Tiefe, weiße Marmorbüsten gliedern
den Blick aufs heute mal azurblaue Meer.
So
unterschiedlich wie die Städte sind die Wanderstrecken. Mal führen Hunderte von
gemauerten Stufen den Berg hinan und gehen in Natursteintreppen über. Dann
wieder zieht sich der Weg durch Olivenhaine und vorbei an Gärten mit erstem
Lauch, Bohnen und Salat. Senf und Mimosen blühen knallgelb, Feigen schieben
frisches Grün, kleine und große Promenadenmischungen begleiten den Wanderer als
kläffende Stafette durch jedes Dorf. Und immer wieder Ausblicke wie vom
Adlerhorst.
Die Picknickpause wird zur Offenbarung: So schmeckten einst Orangen, nicht wahr!
Und das, das ist Mozarella: leichte, mürbe Ballen mit unterschiedlichen Aromen
von Käserei zu Käserei - nicht jene geschmacksfreie Gummimasse, die armen
deutschen Gaumen zugemutet wird.
Anderntags
recken in 900 Meter Höhe alte Kastanien knorrige Äste, Nebelfetzen jagen durch
einen Wald grüner Zypressenlanzen, bemooste Aquaedukte und runde Kalköfen
verfallen im Gestrüpp. Und immer, wenn dem Wanderer die Puste auszugehen droht,
stößt er auf geistigen Beistand: Eine Statue, ein Bild, ein Ewiges Licht - wobei
Pater Pio mittlerweile in der Gunst der Gläubigen die Jungfrau Maria abgelöst zu
haben scheint.
Sonntagabend in Cetara. Auf dem kleinen Platz am Hafen gehen die Lichter an.
Männer in Anzügen stehen zusammen und reden in ihrem südlichen Dialekt. Über die
Thunfischfänge der letzten Tage reden sie, die Niederlage des SSC Napoli gegen
Juventus und die neuesten Müllfunde. Jetzt, mit müden Beinen, in der
Abenddämmerung einen ersten kühlen Weißwein nippen! Stimmen schwirren, Kinder
kicken, am Strand bastelt einer mit Lampe an seinem Boot. Und im "Convento"
warten schon Spaghetti mit Kapern, Zitrone und Colatura, der lokalen Fischsoße,
die aus Sardellen gewonnen wird. So viel besser kann es den Göttern einst auch
nicht ergangen sein.
Fotos: Franz Lerchenmüller Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 30 - Dezember 2009
Den Artikel „Auf
göttlichen Pfaden“
stellte uns freundlicherweise
Wir brachten
darüber eine Buchbesprechung in
Ein
Plädoyer für die Erhaltung der Vielfalt alpinen Wanderns Von
Gerhard Wandel
Ursprüngliches Ziel der
Spätsommerwanderung (29. August – 6. September 2004) war eine Fortsetzung des
Sentiero Italia östlich des Comer Sees. Wegen schwierigem Gelände auf der
Nordtrasse und lückenhafter Infrastruktur auf der Südtrasse kam von Frank Rainer
Scheck der Vorschlag, mich mal im Valmalenco zu versuchen, ein Vorschlag, den
ich nicht bereut habe. Ich war überrascht, viele gut markierte Wanderwege – auch
als Alternativstrecken zur „Alta Via“ (AV) - und eine gut ausgebaute
Infrastruktur mit einem dichten Hüttennetz und vielen Ein- und
Ausstiegsmöglichkeiten vorzufinden. Daß dies nicht selbstverständlich ist, wurde
mir schnell klar, da ich in mehreren Hütten – selbst am Wochenende - der einzige
Gast war, der über Nacht blieb. Auch die Klage eines Hüttenwirts, daß durch
einen neuen Wanderführer für die Region nur die großen Hütten gefördert würden
und die kleinen auf der Strecke blieben, spricht für sich. Die heutigen Wanderer
sind vorwiegend Tagesausflügler, die mit dem Geländewagen oder der Bergbahn in
die Bergwelt hochfahren und am Abend wieder ins Tal zurückkehren. Hinzu kommt
noch die zeitlich eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit der alpinen Wege in
Italien, da viele Bergbahnen und Buslinien nur in den Sommermonaten Juli und
August verkehren und auch die meisten Hütten Mitte September bereits schließen.
Dies wäre aus Witterungsgründen nicht zwingend. Ich wünsche mir, daß einige
Leser meine Wanderung als Anregung für eine eigene Wanderung im Valmalenco – vor
allem im Spätsommer - aufgreifen und diese nach eigenen Fähigkeiten/Bedürfnissen
variieren. Ich habe einen eisfreien Weg gewählt, der ohne Eispickel und
Steigeisen begehbar ist.
1. Tag
Mit dem
Bus fahre ich von Sondrio (an der Bahnstrecke Mailand, Monza, Lecco, Tirano)
nach Torre di S. Maria. Beginn der Wanderung über die Fahrstraße Via S. Guiseppe
(nicht markiert) – Biancchi – Musci. Oberhalb von Musci erste AV-Markierung
(gelbes Dreieck mit 1), die steil bergauf zeigt, Anstieg im Zick-Zack nach Pra
Fedugno. Dort trifft man bei Pra le Corti wieder auf die Fahrstraße nach Pra
Piasci und hat schon die ersten 1000 Höhenmeter bewältigt. Hier auch
Einkehrmöglichkeit im Rifugio Cometti. Ich verlasse die AV und wähle den
bequemen Weg direkt zum Rifugio Bosio (nicht markiert bzw. rot-weiß), der jedoch
eindeutig und viel begangen ist. Ich erreiche mein Tagesziel nach ca. 4 ½ / 5
Stunden. Ich freue mich über 1300 Höhenmeter, die ich zurückgelegt habe und
breche nach einer Stärkung noch zu einem Spaziergang ohne Rucksack auf. Die
Wochenendausflügler haben sich langsam verzogen und zurück bleiben außer mir 3
Italiener und 1 Deutscher, die hier übernachten. Der Regen am Abend und in der
Nacht stört mich wenig. Mehr zu schaffen macht das ausgiebige Nachtessen und
mein zu warmer Schlafsack.
2. Tag
Heute
steht die schwierigste Etappe bevor. Ich wandere über die Alpen Mastabia und
Guimellino. Die Gegend wird noch intensiv für die Milchwirtschaft genutzt. Man
trifft auf stillgelegte Bergwerke. Hier wurde früher Talkstein abgebaut. Auch
eine stillgelegte Materialseilbahn ist zu sehen. Von hier zweigt eine Variante
zur AV ab, die in den Karten
nicht
verzeichnet ist. Es
ist zwar kein bequemer Weg (Blockfelder, aber erspart ca. 100 – 150 m Ab- und
Wiederaufstieg. Man stößt oberhalb der Alpe Pradaccio wieder auf die
AV-Hauptstrecke und hat dann noch über 900 Meter Aufstieg, meistens über
Blockfelsen vor sich. Die Markierung ist hervorragend und die Strecke nur bei
Nässe oder Nebel problematisch. Bei den Laghetti dei Sassera mache ich kurz
Pause. Endlich ist der Passo Ventina mit 2675 m erreicht und man kann den
herrlichen Ausblick auf den Pizzo Ventina mit dem Gletscher „Vedretta della
Ventina“ genießen. Der Abstieg über Geröll ist ebenfalls nicht angenehm, aber
man kann schon vom Paß aus das Tagesziel, die beiden Hütten „Rifugio Ventina“
und „Rifugio Gerli-Porro“ erkennen. Ein kleines Schneefeld wird problemlos
gequert und der Weg führt weiter über die Endmoräne des Gletschers bis zum Rif.
Ventina, wo ich nach 7 ½ Stunden Wanderung mit zitternden Knien eintreffe. Als
einziger Gast werde ich zum Nachtessen in die Küche gebeten.
3. Tag
Vom
Rifugio Ventina wandere ich über das benachbarte Rifugio „Gerli-Porro“ der
Fahrstraße entlang. Es führt nach rechts ein markierter Weg zur Alpe Pirola und
zum Lago Pirola ab. Kurz danach zweigt von der Fahrstraße nach links - den Berg
hinunter - der Wanderweg durch den Wald ab und führt mich über mehrere Flußarme
nach Forbicina. Die Kompasskarte ist hier ebenfalls sehr ungenau! Von Forbicina
steigt der Weg hoch zur Alpe Laresin. Kurz danach teilt sich der Weg in den
Hauptweg hinein ins Valle Sissione und rechts steil bergauf zur Alpe Sissione
und zum Rifugio Grande Camerini. Ich habe mir schon durch das nasse Gras und
Unterholz vom Regen der letzten Nacht nasse Hosen und Füsse geholt und
entscheide mich für den Weg über die Alpe Sissione, der rot-weiß-rot markiert
ist und außer einer Stelle, wo Felsen und Steine abgerutscht sind, vollkommen
unproblematisch zu begehen ist. Bei der ehemaligen Alpe Sissione trifft man
wieder auf den Hauptweg. Das Wetter ist heute nicht wanderfreundlich. Tief
hängende Wolken beeinträchtigen die Sicht. Kurz danach stehe ich vor einer
Felsbarriere, auf der oben drauf das Rifugio Grande Camerini steht. Markierungen
weisen zwar senkrecht den Felsen hoch. Ich kann jedoch keine Treppe erkennen und
um an einer Felswand hochzuklettern, bin ich nicht richtig ausgerüstet. Also
schlage ich den Rückweg ein, dieses Mal über das Valle Sissione. Der Weg ist
unangenehmer als es mein Direktaufstieg war. Man muß immer wieder über Geröll
und Felsbrocken Seitentäler queren. Ein Bergrücken ist abgerutscht. Man kommt am
einfachsten hinunter, indem man von oben aus dem rechten Rand entlang absteigt.
Ein Teil der Markierungen sind noch vorhanden. Ich freue mich, als ich endlich
auf der Fahrstraße von Forbicina nach Chiareggio angekommen bin und noch viel
mehr, als ich mein **Hotel „Pian del Lupo“ in Chiareggio erreicht habe und unter
die heiße Dusche kann. Wanderzeit ca. 6 ½ Stunden. Punkt 19.30 Uhr werden die
Hotelgäste zum Nachtessen gebeten und danach kann man wieder die Leistungen der
italienischen Küche bewundern und genießen.
4. Tag
Ruhetag,
Zeit zum Wäsche waschen, Relaxen, und natürlich auch, um die Gegend ohne
schweren Rucksack zu durchstreifen. Ich wandere zunächst auf alten Handelspfaden
von Chiareggio in Richtung Passo Muretto bis zur Alpe d’Oro und biege dort links
ab und folge der alten Mulatteria zunächst steil den Berg hinunter, dann eben
auf der orographisch linken Seite vom Torrente Muretto, Markierung rot-weiß-rot,
dann Querung des Flusses auf einer Behelfsbrücke zur Alpe Monterosso inferiore,
stoße auf einen blau-weiß-blau markierten Weg, der vom Bergmassiv Monte del
Forno kommt, und treffe bei der Alpe Vazzada superiore wieder auf das Teilstück
der AV, die ich gestern infolge der Felswand nicht erreichte. Über die Alpe
Vazzada inf. führt ein bequemer Weg zurück nach Chiareggio. Wanderzeit ca. 4
Std.
5.
Tag
Auf gut
markiertem Wanderweg wandere ich weiter von Chiareggio am Ortsausgang links zur
Alpe Fora, wo man auf den Wanderweg vom Vortag von der Alpe dell’Oro stößt und
weiter mit rot-weiß-roter Markierung zum heimeligen Rifugio Longoni (2450m)
gelangt, Wanderzeit knappe 3 Stunden. Von dort steige ich ab zur Fahrstraße und
folge dieser in Richtung Chiesa, auch als „Variante“ mit gelbem Dreieck und
rot-weiß-rot gekennzeichnet. Die eigentliche Hauptstrecke führt die Fahrstraße
hinauf in Richtung Forca d’Entova und soll im weiteren Verlauf zum Lago Palu nur
unzureichend markiert sein. Ich folge der Fahrstraße über die Alpe Entova nach
Bracciascia. Man muß nicht die ganze Zeit der Fahrstraße entlang laufen. Es gibt
einen Direktweg zur Alpe Entova. Die Markierung ist von unten her gut zu
erkennen. Die Abzweigung an der Straße habe ich jedoch nicht gesehen. Man kann
unterwegs mehrere verlassene Bergwerke erkennen. Schiefer wird auch heute noch
hier abgebaut. An einem Parkplatz am Waldrand zweigt der Weg scharf links ab und
erreicht über die Almdörfer Paluetto, il Bacchetto, la Zocca den traumhaft schön
gelegenen Lago Palu. Wanderzeit gut 6 Stunden. Übernachtungsgast im Rif. Lago
Palu bin ich heute Abend der einzige.
6. Tag
Vom
Rifugio steige ich auf unmarkiertem Weg hoch zur Alpe Roggione. Dort finde ich
die Markierung der AV wieder, die mich zum Bocchel del Torno bringt. Das Gebiet
um den Monte Motta und Monte Roggione ist Skifahrgebiet und wird erschlossen
durch eine Seilbahn von Chiesa zum Lago Palu. Der Weiterweg verläuft leider auf
eine Skipiste in Richtung Rif. Scerscen. Danach schöne Mulatteria in Richtung
Alpe Campascio, Aufstieg über Rif. Mitta, Alpe Musella zum Rifugio Carate
Brianza an der Bocchetta di Forbici (2630m), meinem heutigen Etappenziel.
Wanderzeit ca. 5 Stunden. Den Nachmittag verbringe ich mit „Sightseeing“, die
4000er Pizzo Bernina, Pizzo Scerscen, Pizzo Roseg mit den Gletschern davor
stehen schön aufgereiht vor mir!! Danke dem Hüttenwirt und seinem Fernglas!
Außer mir sind noch 2 weitere Gäste für den späten Abend angekündigt.
7.
Tag
Heute
wandere ich über die „Variante“ vom Rifugio Carate über die Bocchetta de
Fellaria (2819m) und die Alpe Fellaria zum Rifugio Bignami. Die Strecke sieht
auf der Karte schwieriger aus, als sie ist. Sie ist auf der Kompasskarte
nicht
korrekt eingezeichnet. Man steigt nicht auf dem gestrigen Weg ein Stück ab,
sondern wandert über Blockfelsen direkt von der Hütte in gleicher Höhe nach
Osten. Der Weg kann nicht verfehlt werden durch die dichte rot-weiß-rote
Markierung bzw. gelbes Dreieck auf weißem Grund. Ab der Bocchetta nur noch
sporadische Markierungen, dafür große Steinhaufen. Wanderzeit nur 3 – 4 Stunden.
Beim Rifugio Bignami handelt es sich um eine große CAI-Hütte, erbaut im Charme
der 60er Jahre, aber mit herrlichem Blick auf den Stausee und auf den Gletscher.
Die Hütte ist am Wochenende von Tagesausflüglern gut besucht, da auch 2
Gletscherlehrpfade von hier zu begehen sind. Am Abend bleibe ich als einziger
Übernachtungsgast neben dem Hüttenpersonal zurück, eigentlich schade.
8. Tag
Vom
Rifugio steige ich über eine Brücke an einem Wasserfall, der vom Gletscher
„Vedretta di Fellaria“ kommt über viele Bäche nach Gembre. Dort teilt sich der
Weg. Ich bleibe auf dem Weg am See entlang bis zur Alpe Val Poschiavina. Dort
verlasse ich den Stausee und wandere durch das Val Poschiavina bis zum Passo
Canciano (2464m). Hier überschreitet man die Schweizer Grenze und findet nun
auch Schweizer Markierungen (weiß-rot-weiß). Bei der Flussquerung, der
Entwässerung der „Vedretta del Pizzo Scalino“ hole ich mir nasse Füße. Aber bei
dem heutigen Traumwetter spielt das keine Rolle. Der Weiterweg zum Passo
Campaneda (2611 m) ist unübersichtlich. Beim Abstieg vom Pass muß ich die Hände
zur Hilfe nehmen. Der Lago Campagneda lädt zur Mittagsrast ein. Ab hier wieder
sehr guter Weg über weite Weideflächen. Oberhalb der Alpe Campagneda gabelt sich
der Weg. Ich nehme den linken in Richtung Alpe Prabello, Rif. Christina (2226
m). Rund ums Rifugio Christina befindet sich ein schön hergerichtetes Almdorf
mit neurer Steinkirche und nicht nur Wochenendhäusern. Außer einer Familie, die
hier ihre Ferien verbringt, gibt’s hier keine weiteren Übernachtungsgäste.
Wanderzeit heute 6 – 7 Stunden.
9. Tag
Schlussetappe. Über die Alpen Aquanera und Cavaglia wandere ich in Richtung
Piazzo Cavalli. Der Weg wird auch von den Hirten benutzt und ist auch im Nebel
noch gut zu erkennen. Wanderzeit bis Piazzo Cavalli ca. 3 Stunden. Hier endet
der Weg an der Seilbahnstation. Die letzte Seilbahn fuhr nur leider Ende August.
Nun folgt die unangenehmste Etappe. Ich steige über die Fahrstraße über
Piapaccio, S. Antonio, S. Elisabetta ab nach Caspoggio. Unterwegs ärgere ich
mich, dass ich nicht einen anderen Weg gesucht habe, aber Caspoggio ist zwar
recht touristisch, bietet trotzdem einen gut erhaltenen bzw. restaurierten
Ortskern mit Kirche und engen Gassen und kleinen Plätzen. Im Albergo Tettamanti
finde ich eine angenehme Unterkunft, bis mich am nächsten Morgen der Linienbus
wieder hinunter ins Tal bringt.
Benutzte Karten:
Kompasskarte „Bernina – Sondrio“ 1:50.000 Carta dei
Sentieri e Rifugi: „Alpi Retiche“ Pizzo Bernina Monte Disgrazia 1:25.000
Nützliche Adressen:
Hotels:
www.turismo.provincia.so.it/alberghi
Berghütten:
www.rifugi.lombardia.it
Busverbindungen:
www.regione.lombardia.it/trasporti
www.infopoint.it Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 16 - April 2005
Eine Durchquerung der Ligurischen Alpen und der Seealpen
Von Hans Diem
Zu Fuß und mit Zeltausrüstung sind Evelyn und Hans Diem im Juni / Juli 2010
in 21 Tagen auf 300 km Bergwegen in einer Tour von 120 Stunden Gehzeit über 20
Pässe bis 2890 m, 10 Gipfel bis 3088 m Höhe gegangen und haben dabei, 17.500 Hm
Aufstiege bewältigt und 11 Zeltnächte gehabt.
Ligurische Alpen, 10 Tage:
Nach Karte IGC 15, 1:50.000 ab Altare (Savona) 4 Tage auf Alta Via dei Monti
Liguri Richtung Westen über Monte Carmo 1389m, Monte Galero 1704m nach Dorf
Ormea 739m. Dann nach
Karte IGC 8, 1:50.000, 6 Tage, davon 4 auf Via Alpina Roter Weg über Monte
Mongioie 2630m, Colle di Carnino 1597m, Passo delle Mastrelle 2061m, Colle del
Pas 2342m, Cima Pian Ballaur 2604m, Porta Sestrera 2225m, Passo del Duca 1989m,
Colla Piana 2219m, Colle dei Signori 2112m, Rifugio Don Barbera 2070m, Punta
Marguareis 2651m, Coll della Boaria 2102m, Col della Perla 2083m, Cima
Beccorosso 2214m, Colle di Tenda 1871m, Dorf Limonetto zum Dorf Limone Piemonte
1010m.
Seealpen, 11 Tage:
Davon 6 Tage auf Via Alpina Roter Weg.
Nach Karte IGC 8, 1:50.000 ab Limone Piemonte 1010m über
Fort de Giaure 2253m, Baisse de Peyrafique 2028m, Refuge de Valmasque 2221m,
Baisse de Valmasque 2549m, Refuge des Merveilles 2111m, Mont Bego 2872m, Cime du
Diable 2685m, Baisse de Valmasque 2549m, Baisse du Basto 2693m, Refuge de Nice
2232m, Lac Clapier 2550m, Pas du M. Colomb 2548m, Ref.
Madone de Fenestre 1903m, Colle
di Finestra 2471m, Colle di Fenestrelle 2463m, Rifugio Genova 2010m, Colle del
Chiapous 2526m, Rif. Morelli-Buzzi 2450m, Ort Terme di Valdieri 1368m, Ort S.
Anna di Valdieri 1011m, Rif. Livio Bianco 1910m, Monte Matto 3088m, Colle della
Valletta 2488m, Colle della Paur 2890m, Rif. Valasco 1764m zum Ort Terme di
Valdieri 1368m.
Tagebuch
Samstag, 19.6.10: Regenwetter, Rucksack Hans 22,6 kg, Evelyn 18,5 kg.
Anreise per Bahn von Garmisch-Partenkirchen über Innsbruck, Verona nach
Mailand. Übernachtung in Hotel Due Giordani.
Sonntag, 20.6.10: regnerisch, 12°C.
Bahnfahrt von Mailand über Turin und Cuneo nach Limone, Ankunft 14 Uhr.
Limone ist ein großer schöner Ferienort mit Skizirkus und liegt auf 1010 m Höhe.
Wir wollen eine Frühsommertour machen, doch oben liegt eine Schneedecke bis in
den Wald hinein, das Gebirge ist weiß überzogen. Das heißt, keine Chance für
uns.
Bei der Einkehr in einer Creperia planen wir um. Vom Südende der Alpen
könnten wir über die niedrigeren Ligurischen Alpen in die Seealpen gehen, die
bis dahin frei vom Neuschnee sein könnten. Also zum Bücherladen, der hat zum
Glück die neuesten Karten für uns, die IGC 15 und die IGC 8 im Maßstab 1:50 000.
Damit zurück zum Bahnhof, ab 16 Uhr Weiterfahrt per Bahn, erst durch das
imposante Gebirge nach Ventimiglia, dann schön an der Küste entlang nach Savona.
Ankunft um 20 Uhr, Übernachtung im Hotel „Albergo Nationale“ (70
€),
Essen im Restaurant (38
€).
1. Tag, bewölkt.
Die Autostraße Savona – Turin ist die Grenze zwischen den Alpen im Westen
und dem Apennin im Osten. Auf dieser Straße fahren wir in einem Linienbus hinauf
bis zum Dorf Altare am Colle di Altare 458m. Einen Regenschauer warten wir in
einer Bar bei Espresso ab, füllen unsere Wasserflaschen.
Um 10.15 Uhr beginnen wir unsere Seealpentour 2010 mit dem Alta Via Delle
Monti Liguri (A.V.) in den schneefreien Ligurischen Alpen in Richtung Westen auf
die Seealpen zu. Von der Mitte des Dorfes Altare gehen wir 1 km zurück in
Richtung Savona, bis kurz vor dem alten Fort ein Fahrweg Richtung Süden abgeht.
Nun gut beschildert und rot-weiß-rot markiert mit AV im weißen Feld auf dem
Fahrweg in Laubwald Richtung Süden bergauf, vorbei an Brunnen, an Quelle, kurz
vor dem Gipfel mit Mast flach weiter auf dem Kamm zu einer Kuppe mit einem
Wettermasten. 1h45.
Rast
mit Suppe und Kaffee bei Sonnenschein und Sicht auf die Bucht von Genua,. Schon
sind wir wieder in Stimmung, sind weg vom Getriebe, je einsamer umso lieber ist
es uns.
Auf Traktorweg in Laubwald bergauf zum M. Baraccone 821m, abwärts kurz auf
Bergweg, dann Traktorweg zur Ruine des Fort Baraccone 672m. Das Restgemäuer
schauen wir uns an, Jahreszahl 1734. Blick auf Savona. Dann Fahrweg auf und ab
zum Colla del Termine 663m mit Rastplatz, mit Autostraße. Fahrweg bergauf,
schöner Buchenwald, über Bäche zum Colla di San Giacomo 796m. Rastplatz, Wiesen.
2h30.
Auf Fahrweg flach in Laubwald, Quellbäche, dann Autostraße bergauf zur Bocca
Quoggia 1043m mit einem Riesen-Windrad, abwärts zur Kapelle Madonna della Neve
937m. Unser schöner Zeltplatz liegt auf einem Grasbuckel neben zwei Windrädern.
2h13. Wir haben Abendsonne, nachts einen Sternenhimmel. Keine Trekker, aber 5
Bergradler sind uns entgegengekommen auf dem Alta Via.
6h30 Gehzeit, 22 km Weg, + 700 m, - 220 m.
2. Tag, schön.
Frühstück in Morgensonne, mit Sicht zum Meer und zum Monviso. Waschen und
Wasser auffüllen am Brunnen bei der Kapelle.
Auf Autostraße in Laubwald aufwärts, nach 50 min. Bar und Ristorante, dann
vorbei am privaten Rifugio Heidi mit Übernachtung. Aufwärts mit Blick zur Küste,
in Tunnel durch ein altes Fort zum Colle del Melogno 1028m. Da überrascht uns
das Gasthaus La Baita, wir setzen uns an einen Tisch vor dem Haus zu Cappuccino,
Torta, Limo, nehmen zwei Paninis mit Käse mit. 1h15.
Auf Fahrweg in Buchenwald mit blühendem Goldregen bergauf, vorbei an
Rastplatz mit Brunnen. Dann nehmen wir die auf dem Wegweiser angebotene Variante
an und steigen auf Traktorweg steil hinauf zum Bric Agnellino 1335m. Blick zum
Monte Carmo. 1h46. Ich notiere die gute Markierung der früher etwas
vernachlässigten Alta Via. Heute stehen da Infotafeln, alle 500 m nummerierte
Pfosten mit A.V.-Markierung, dazu neue Wegweiser in braunem Holz mit gelber
Schrift.
Abwärts auf Bergweg in Buschwald, auf einem Felskamm auf und ab, wieder auf
A.V., auf Traktorweg flach zu Giogo di Giustenice 1143m mit Rastplatz. Den
Bergweg in Buchenwald hinauf, auf Steig links hinauf zu Vorgipfel, Depot. 1h35.
Gehen zur Hütte Rif. Amici del M.Carmo (privat), kein Wasser hier, die Hütte
zu, das Nebenhaus offen mit Holzofen, Tischen und Bänken. Daneben Wiesen zum
Zelten. Zurück zum Depot, auf Bergweg in Gras hinauf zum Gipfel Monte Carmo
1389m mit Tiefblick zur Mittelmeerküste, 0h10.
Es ist 17.10 Uhr. Wir könnten gut hier oben zelten wegen der Abendstimmung
und Morgenstimmung, doch es fehlt uns Trinkwasser. Also nach Wegweiser [Giogo di
Toirano h 1.45, A.V.] auf Bergweg abwärts in Buschwald, wir zelten gut etwas
oberhalb der Autostraße über den Giogo di Toirano 800m. 1h18. Lange suche ich
herum, finde aber keine Quelle. Unterhalb scheppern Kuhglocken, Motorräder rasen
auf der Straße.
6h00 Gehzeit, 16 km, + 644m, - 780m.
3.Tag, heiter, 15°C.
3 min. Abstieg zu Straße und Rastplatz. Richtung NW nach Wegweiser auf
Traktorweg aufwärts in Buchenwald. Eine steile abkürzende Variante ist
beschildert. Zum Glück gehen wir original, wir können an einem Quellbach Wasser
auffüllen. Nach scharfer Linkskehre auf steilem Traktorweg auf den bewaldeten
Monte Sebanco 982m, auf Fußweg flach in Haselnusswald, ein Wildschwein flüchtet,
zu Weggabel. Die Rocca Barbena zeigt sich als schroffer Felsgrat. A.V. umgeht
ihn auf Fußweg in der Nordflanke mit Laubwald, zwei Quellen sind hier am Weg,
Abstieg bis auf 780m, Aufstieg auf Fußweg, dann auf Fahrweg zu Autostraße und
Colle Scravaion 814m, Rastplatz, A.V.-Infotafel.
2h20.
Wegweiser [Colle S. Bernardo 2h45, 9,5 km]. Kurz Teerstraße, dann Kiesstraße
bergauf in Buschwald zu einer Großbaustelle mit zwei fertigen Windrädern auf
Bric Schenasso 1084m. Sicht auf Küste. 1h00.
Auf Kiesstraße abwärts in Laubwald, vorbei an einem Windradpark zum Colle S.
Bernardo 957m mit Autostraße und Ristorante Da Matteo. 1h05. Einkehr zu Saft,
Paninis, Cafe, Eis. Am Parkplatz steht eine A.V.-Infotafel. Ein kleines
Via-Alpina-Logo an einem Wegweiserpfosten bestätigt den Eintrag in meiner Karte.
Der Rote Weg von Via Alpina (V.A.) kommt von Garessio herauf, wir gehen nun vier
Tage lang darauf.
Auf Alta Via und Via Alpina weiter nach Wegweiser [Monte Galero 2.30 h]. Auf
Fahrweg in Nadelwald bergauf zu Gabelung auf Bocchino delle Meraviglie 1191m.
0h53. Via Alpina umgeht nach Karte den Monte Galero in Richtung W auf der
Nordseite, leider ohne Wegweiser mit V.A.
Alta Via geht nach Wegweiser [Monte Galero 1.30 h] Richtung S auf Traktorweg
in Laubwald mit Goldregen bergauf. Nach 10 min. auf Bergweg in Buchenwald steil
bergauf zum Kamm, in Fels mit Gras Richtung W aufwärts. 18.50 Uhr zelten wir auf
Wiese in 1575m, windgeschützt von Buschwerk. Die Wiese hat fantastische Blumen
wie Saxifraga, Arnika, Glockenblumen, Nelken, Königskerzen, gelben Enzian,
Ginster. 1h02.
6h20, 19 km, + 1100m, - 330m.
4. Tag, schön, 12°C.
Auf Bergweg auf schmalen Grasrücken hinauf zum Monte Galero 1704m, kleines
Gipfelkreuz und Wegweiser mit Standortschild, Rundumschau. 0h20. Bekomme von
Evelyn ein Blumensträußchen überreicht zu meinem Namenstag.
Auf Gratweg zum 2. Gipfel mit Kreuz, Blick Richtung Ormea. 0h10. Hier
serviere ich uns den kleinen Café mit Keksen zur Feier des Tages. Der Abstieg
[Colle S. Bartolomeo 2.15 h, A.V.] geht Richtung W in Steilflanke mit Gras
bergab zum Punkt 1567m mit Einmündung der Via Alpina leider wieder ohne
Wegweiser und V.A.-Schild. 0h20.
Bergweg in Blumenwiese auf und ab über Colle del Prione 1297m mit
V.A.-Schild zum Colle S. Bartolomeo 1439m, ein Weidegebiet. 2h20. Wir verlassen
den Weg Alta Via dei Monti Liguri und bis Ormea auch den Weg Via Alpina, steigen
auf Fahrweg A15 ab in das Valle Tanaro, zum großen Dorf Ormea 739m. 3h00.
Einkehr in einer Bar, dann Einkauf und Übernachtung und Essen im Hotel Italia.
Doppelzimmer 55 €,
Abendessen 15 €
p.P.
5h50, 15 km, + 306m, - 1142m
5. Tag, heiter.
Im Turistinfo liegen Via Alpina-Infos aus, wir bekommen eine aktuelle Karte
mit allen Hütteninfos des Piemont. Weiter auf Via Alpina, Roter Weg. Die
V.A.-Infotafel steht gut auf einem Platz mit Denkmal, mangels Wegweiser finden
wir den Beginn vom V.A.-Weg nicht. Wollen deshalb auf der Autostraße aufsteigen,
sehen dann überraschend am Ortsende rechts ein V.A.-Schild neben dem
Straßenschild Via S. Lucia. Aufwärts auf altem Muliweg in Buschwald, der kürzt
lediglich die 1. Straßenkehre ab. Weiter auf Autostraße mit rot-weiß hinauf zum
Dorf Chionea 1100m. Brunnen, Rast unterm Vordach der Kirche. 1h30.
Mit V.A.-Schild und rot-weiß auf Traktorweg in Bauernland Richtung W,
riesige Maronibäume, ein Brunnen im Weiler Poicirette, weiter zum Ort Chioraira
1227m, Brunnen. Nur noch vier Familien leben hier, deutet mir ein alter Mann an.
0h55.
Fahrweg aufwärts in Bauernland bis zu verlassenem Almdorf, ein Gewitter
warten wir in einer offenen Almhütte ab. Traktorweg, Bergweg aufwärts in
Buchenwald, durch Geröllkar mit Almrausch, Fahrweg in Lärchenwald hinauf zu
Weidegebiet La Colma 1500m, mit Kapelle S. Giovanni B. 1h15.
Bei Regenwetter auf Fahrweg in Weide hinab zur Gabelung. Abstecher ins Dorf
Quarzina 1325m, im Steilhang, nur Brunnen, keine Bar. 0h35. Kurz zurück und nach
Wegweiser: [Viozene 3h30] und V.A.-Schild flach auf Traktorweg in Steilflanke
mit alten Terrassen, dann auf altem Weg mit hohem Gras, durch 3 Bäche zur Ruine
Merena 1230m. Traktorweg in Laubwald, durch die Siedlung Fasce mit Brunnen, 2
Bäche queren, Fahrweg in Wald zum Dorf Pornassino 1230m. Kurz auf Autostraße zum
Ort Pian del Fo 1309m, dann Fußweg, auf Steg über Bachlauf Rio Bianco,
Traktorweg in Laubwald, kurz Teerstraße, um 20.30 Uhr Ankunft im Bergdorf
Viozene 1245m, 3h00.
Hier sind drei Albergos und ein Laden. Im neuen Albergo Miramonti nehmen wir
Zimmer und Essen, nett und gut. Wir muntern die junge Bedienung etwas auf, sie
ist aus Rumänien und nach zwei Tagen Autofahrt den ersten Tag im Dienst. Die
Chefin des Hauses muss sich erst mit ihr anfreunden.
7h15, 22 km, + 574 m, - 429 m.
6. Tag, heiter, bewölkt
Der Rucksack bleibt im Albergo, denn wir machen eine Gipfeltour. Ab 9 Uhr
bergauf in Wald auf Traktorweg, Bergweg. 9h40 vorbei am Rifugio Mogioie. Bergweg
aufwärts in Weide, Blumenwiese, Super Steingarten, Schneefelder, 11.45 Uhr auf
Bocc. dell’Aseo 2292m. Auf schottrigem Bergweg in Grasflanke hinauf, auf dem
Grat zum Felsgipfel des Monte Mogioie 2630m, 15 Leute sind hier, es ist wolkig
und dunstig, keine Fernsicht. 12.40 Uhr, 3h25 Gehzeit.
Abstieg wie Aufstieg, mit Einkehr im Rifugio Mongioie 1550 m. 1h48. Ein
einfaches Haus, junge Wirtsleute, wir bleiben zu Kaffee und Kuchen. Vor der
Hütte begeistert mich ein perfekter Wegweiser. Weiter ins Dorf Viozene, 0h25.
Einkauf im Alimentari, Übernachtung wieder im Albergo Miramonti. Für zwei Nächte
im schönen Zimmer mit Bad und Balkon und der Halbpension zahlen wir 170
€
+ 10€
Trinkgeld.
5h40, 13 km, + 1385 m – 1385 m.
7. Tag, schön, wolkig
Ab 8.25 Uhr auf Autostraße Richtung W, am Ortsende nach Wegweiser [A6 Colla
di Carnino h2] rechts oberhalb der Autostraße auf gepflegtem alten Weg, der
nicht in unserer Karte ist, in Laubwald leicht aufwärts, durch den Ort La Vene,
Quellbäche, zur Gabelung mit Abzweig der Via Alpina Route zum Rif. Mongioie.
Weiter auf Bergweg zu Infotafel Grotta delle Vene. Die zerstörte Hängebrücke
wird oberhalb umgangen, Aufstieg in Wald zum bewaldeten Colla di Carnino 1597m,
Infotafeln. 1h35.
Nach
Wegweiser [Carnino inf. 0.40] auf altem Muliweg in Wald bergab in das halb
verfallene Bergdorf Carnino inf. 1387m, Brunnen, 0h30. Auf altem Weg aufwärts
zum belebten Bergdorf Carnino Superiore 1397m, teils restauriert, keine Bar,
Brunnen, einige Bewohner. Schönes altes Dorf, jetzt bewohnte Ferienhäusl. 0h10.
Wir machen Pause am letzten Haus auf einer Steinmauer sitzend. Ein alter
Mann kommt, zündet eine Kerze an bei einer Gedenktafel und faltet seine Hände
zum Gebet. Dann spricht er uns an, er denkt hier an seine Mutter, die hier
gelebt hat. Das Elternhaus ist jetzt sein Wochenendhaus. Der Wald hier ist
verwildert, weil keine Ziegen mehr da sind, bedauert er.
Nach Wegweiser [Colle del Pas 2.50] steigen wir auf altem Muliweg durch
Terrassen, Wald aufwärts. Eine Quelle, ein blühender Steingarten, dann der
Abzweig. Kein Wegweiser hier, der ist von einer Lawine mitgerissen worden. 0h50.
Nach Karte auf Bergweg in Blumen und Latschenkiefern sehr steil hinauf zum Passo
delle Maestrelle 2061m, 0h50.
Auf Bergweg in idyllischem Hochtal mit Gras, Quelle, Gämsen, Murmel, leicht
aufwärts. Nach 16 min. die Wegweiser [Colle del Pas h1.00] und [Rif. Garelli
2.20]. Aufstieg zum Biwak Capanna S. Volante 2200m, offen mit acht Lagern,
Brunnen, 0h38.
Auf Bergweg in Wiese voll Hahnenfuß aufwärts zum Colle del Pas 2342m, 0h23.
Wir stellen das Zelt nordseitig auf eine Grasebene umgeben von Schneefeldern,
2300m. Steigen dann auf einem grasigen Felsrücken auf zur Cima Pian Ballaur
2604m. Tolle Sicht zu Cima delle Saline und Punta Marguareis, dahinter die
3000er Monte Matto und Cima Argentera. 0h40. Zurück zum Zelt in 0h25.
6h25, 14 km, + 1569 m, - 514 m.
8. Tag, schön, wolkig
Die Nacht war kalt, am Morgen sind es nur 6°C. Abstieg auf Schnee in eine
Hochtalmulde mit Weide, weiter auf Bergweg abwärts, links an See vorbei in
Blockwerk, in Weide bergauf zur Porta Sestrera 2225m, ein Grascol. Nach [Rif.
Garelli 0.30] auf Bergweg in Gras abwärts, eine Gruppe von 9 Leuten kommt
entgegen, zur großen neuen Hütte Rifugio Garelli 1970m, 0h30.
Das Steinhaus liegt sehr schön unter den Felswänden des Marguareis. Bekommen
Saft und Colazione von der Wirtin serviert, der Wirt sucht in der Gaststube
gerade eine freie Wand für eine riesige, aber halbleere Infotafel von Via
Alpina. Kein Wegweiser steht an der Hütte, ich muss hier die Karte einnorden für
den Weiterweg.
Auf Bergweg in blühendem Almrausch Richtung S hinab zum kleinen Lago
Marguareis, am Bach Richtung W abwärts. Hier bietet sich ein kurzes Gumpenbad
zur Erfrischung, Zelt und Schlafsack trocknen in der Sonne. Am Wildbach entlang
weiter in Almrausch, blühendem Steingarten unter Felswänden bis 1650m. 1h10.
Nach Wegweiser [Passo del Duca 1 h, Gias del Ortica 2 h, C. Morgantini 3 h]
auf Bergweg aufwärts zum Passo del Duca 1989m, 1h10. Erster Blick auf die
imposante Karstfläche Conca delle Carsene. Rast in Gras, erster Einsatz von
unserem Eispickel zum Disteln entfernen. Dann auf Bergweg leicht abwärts im
Karst, in Gras mit Latschen, Steingarten, Blumen, zu Wiesenmulde mit der
Almhütte Gias dell’Ortica 1855m. Nach [Cap. S. Morgantini 0.50] auf einem alten
Militärweg aufsteigend mit Blick auf die Karstfläche zum Colla Piana 2219m mit
der verschlossenen Capanna S. Morgantini, einem Steinhaus für Höhlenforscher.
1h45.
Zwei Männer mit Hund haben vergeblich an der Tür zur Capanna gerüttelt, sie
suchen einen windgeschützten Grasfleck zum Biwakieren. Sie fragen uns nach der
Hütte Garelli und nach der Gehzeit dahin. Wir jedoch wollen weiter zum
Marguareis, dem Höchsten der Ligurischen Alpen.
Nach Wegweiser [Colle dei Signori 1.30] auf dem Weg Giro del Marguareis in
Gras, auf und ab, 2 km auf steiniger Kiesstraße zum Col mit der Grenze
Frankreich – Italien, daher hier das Standortschild [Col des Seigneurs 2111m].
Etwas unterhalb auf der italienischen Seite, neben der alten Biwakschachtel,
steht die neue Hütte Rifugio Don Barbera 2070m, 1h30.
Um 18.50 Uhr sitzen die 17 Übernachter gerade beim Abendessen, wir werden zu
zwei deutschen Motobikern an den Tisch gesetzt und können sofort essen. Die
Männer erzählen uns dabei ihre Motorrad-Erlebnisse. Wir bekommen ein
Zimmerlager, können um 7 Uhr frühstücken und zwei Lunchpakete bestellen. Alles
zusammen kostet 107 €.
7h00, 17 km, + 878 m, - 1108 m
9. Tag, bedeckt
Die Rucksäcke bleiben hier, ab 7.40 Uhr steigen wir auf nach Wegweiser [Cima
Marguareis 1.40] auf Bergweg in Gras, Karst, Schotter. Der Weg teilt sich in
direkt und leicht. Wir steigen direkt auf, erst felsig, dann grasig mit viel
Edelweiß zur Punta Marguareis 2651m, 1h23.
Der
Osten ist bewölkt, der Süden frei, der Hauptkamm ist im Dunst. Ich bin zum 3.
Mal hier, Ev zum 2. Mal. Im Herbst ist der grasige Gipfel voll mit Edelweiß, bei
Sicht bietet er ein großartiges Panorama. Auf dem leichten Normalweg zurück zum
Rif. Barbera 2070m, 1h00.
Nach Schild [Malabergue, Col de la Boaria] gehen wir Richtung W auf
Pfadspuren in Blumenwiesen abwärts bis 1850m. Nach Wegweiser Aufstieg auf Pfad
in Blumenpracht, an Bach aufwärts, ab einer Gias auf Bergweg steil und steinig
aufwärts, in einem grünen Hochtal zum Colle della Boaria 2102m. 1h00.
Hier kommt die Kiesstraße durch, brutal steinig und ausgewaschen, sehr
mühsam zu gehen. Zum Glück ist der alte Militärweg über den Kammverlauf noch da.
Auf dem steigen wir auf und ab am Kamm entlang Richtung SW. Vier Motobiker
fahren hier knatternd an uns vorbei. Schön geht es über den Col de la Perla
2086m, in den Grasflanken blühen Schachbretttulpen, Kohlröschen, Orchideen,
blauer Enzian in Massen. Um 16 Uhr zieht ein Gewitter auf, wir zelten
windgeschützt in der Nordseite auf einer Terrasse mit Blick nach NW, unter uns
liegt ein Almboden mit Haus und See, durchschlängelt von der Kiesstraße. 1h00.
5h20, 13 km, + 1207 m, - 941 m
10.
Tag, heiter
Weiter auf dem Militärweg mit Blick auf das Fort Pepin auf einem Seitenkamm
thronend, über den kleinen Gipfel Becco Rosso 2215m mit fantastischen Ausblicken
zu M. Bego und M. Abisso, zum Fort Centrale, wie auf Gebirge und Land. Auf
Bergweg steil abwärts, flach weiter auf Kiesstraße zum Fort Centrale 1926m.
Wurde 1881 bis 1883 gebaut, 1930 bis 1942 erweitert.
Auf Straße zum Colle di Tenda
1871m, 1h45. Der bedeutende Straßenpass Colle di Tenda besteht schon seit der
Römerzeit, ist jetzt untertunnelt für Straße und Bahn. Wir setzen uns südseitig
ins Gras zur Pause.
Nach Karte nordseitig auf Straße kurz abwärts, links ab nach rot-weiß auf
einen ungewarteten Weg in hohem Gras in Kehren bergab. Wir nehmen an, dass wir
auf der Trasse der alten Römerstraße sind. Im Flachen auf Kiesstraße weiter zur
Talstation einer Seilbahn mit einem Gasthaus. 1h15.
Pause bei Saft, Wasser und Panino. Weiter auf Straße in das Zentrum vom Dorf
Limonetto 1300m. 0h15. Limonetto ist ein Wintersportort mit großen Hotels, im
Sommer ist alles geschlossen. An der Straße nach Limone entdecken wir eine
Pizzeria, die Ruhetag hat, aber Bauarbeiter versorgt. Der Wirt spricht deutsch,
empfiehlt uns zwei Hotels in Limone. Noch ist Vorsaison, daher keine
Busverbindung.
Eine Frau sagt, wir können auf der alten Römerstraße, jetzt ein Fußweg, nach
Limone gehen. Kurz nach dem Ort nach Wegweiser [Strada Romana] links ab, auf
breitem Weg in Wald abwärts, kurz Autostraße, ab der Tornante 1 wieder auf
Fußweg in das Zentrum der Kleinstadt Limone 1010m. 1h10.
Limone ist uns bekannt von der Anreise. In dem Wintersportort ist der letzte
Tag der Sommer-Vorsaison. Der Mann im Touristinfo gibt uns Adressen, doch die
Hotels öffnen erst am nächsten Tag, dem 1. Juli. Wir entdecken das kleine
Albergo La Piazetta, es hat auf, und der Wirt spricht deutsch. Er hat eine Menge
Infos parat, hat ein schönes Zimmer mit Balkon frei, kostet 80
€.
Er hat offen, weil sich ein Kinderchor eingemietet hat, sie werden uns schon
nicht stören, sagt er. Gleich Kleider waschen, dann Einkauf im Alimentari,
Abendessen im Ort.
4h25, 15 km, + 0 m, - 1254 m
11. Tag, schön
Ab heute ist Sommer-Hauptsaison, ein Linienbus bringt uns zurück nach
Limonetto und zur Talstation Sessellift. Endlich ab 11.20 Uhr gehen wir die
Kiesstraße hinauf bis Linkskurve. Hier Abzweig nach Wegweiser [Lu Viasol] und
[VA], auf Fahrweg aufwärts in Laubwald, Blumenwiese, voraus ein Felsgebirge mit
Kar, im Bachtal zu einem Haus mit Brunnen. Wasser auffüllen, eine Schulklasse
tollt herum. Nun auf Bergweg am Bach entlang in den tollen Talschluss. Links
aufwärts nach gelb-grün, nach Wegweiser [Rocca dell’Abisso] steil bergauf in
Gras mit Gebüsch zu einem kleinen Kessel mit Bach. Gleich gebadet, rundum
blühender Almrausch. Auf Bergweg durch ein Blockkar hinauf zu
Querweg. Eine Österreicherin erwartet uns, sie ist allein auf einem Stück Via
Alpina unterwegs, 20 min Ratsch. Auf Steig steil und felsig empor zum Fort de
Giaure 2254m, 2h30.
Wir wollten den Abisso als Abstecher besteigen, doch ein Gewitter ist im
Kommen. Also nach Schild [Lacs de Peirefique, VA] flott hinab auf altem
Militärweg in Grasflanke, Blockkar zum Abzweig zu den Lacs. Weiter nach [Baisse
de Peyrefigue, VA] auf Bergweg auf und ab, Fahrweg in Weide zur Gabelung mit
Pfosten und Standortschild [Baisse de Peyrefique 2040m] und Wegweisern. Wir
wollten zum Dorf Casterino absteigen, sind aber irrtümlich auf den ersten und
nicht auf den zweiten Abzweig abgebogen. Also Karte studiert und umdisponiert.
Wir gehen 6 km weiter auf Straße Richtung W, kommen westlich von Casterino bei
Punkt 1732m auf die
Talstraße im Vallon de Valmasque. Um 19.50 Uhr zelten wir abseits gut auf einer
Graskuppe mit Lärchen. 3h00.
5h30, 15 km, + 953 m, - 653 m
12. Tag, schön
Von Straßengabelung und Parkplatz nach [Ref. de Valmasque 2h30] auf der
steinigen alten Militärstraße in Lärchenwald Richtung W aufwärts, über Wildbach,
nach 1h10 Abzweig und auf Bergweg zu einem Kaskadenbach. 15 Leute bestaunen und
fotografieren hier die wilde Gischt. Aufwärts auf Militärweg zum Refuge de la
Valmasque 2233m, schön überm Lac Vert gelegen. 2h25.
Wir sitzen gut auf der Terrasse, zwei junge Männer bewirten uns sofort mit
Omlette, Saft, Wasser, Café, Tarte.
Auf
Bergweg am Lac Noir entlang, Schneefelder queren, oberhalb am Lac du Basto
entlang zu Schild [Baisse de Valmasque 0.45]. Mit Steigeisen und Gamaschen
steigen wir die Firnflanke hinauf zur Scharte Baisse de Valmasque 2549m. 2h10.
Rundum fantastisches Felsgebirge mit Steinböcken und Gämsen. Die Scharte
verbindet den M. Bego 2872m und den Grand Capelet 2935m und liegt mitten im
Vallée des Merveilles. Wir sind seit 1994 zum 4. Mal hier. Es gibt den kleinen
Kaffee und Kekse. Dabei stelle ich fest, dass wir schon viele Wege gemeinsam
gegangen sind, da sollten wir doch endlich heiraten. Ev brüllt ihr Ja ins
Gebirge und schreibt in mein Tagebuch: Versprochen Evelyn.
Abstieg auf Bergweg in Schrofen, durch das Tal der Wunder mit den alten
Hirtengravuren zum Refuge de Merveilles 2111m, 1h35.
Die Wirtin hat im Massenlager noch zwei Schlafplätze frei von 70, nein
danke. Wir können gerne abseits zelten und hier essen, sagt sie. 20 Zelte stehen
schon weit verstreut auf Grasflecken. Zum Menü ist die Gaststube voll, es gibt
Suppe, Reis, Fleisch, Obst, Käse, Rotwein. Es sind vermutlich nur Franzosen
hier, sie essen entspannt mit viel Geplauder. Zwei Menü und zwei Mal Frühstück
kosten €
46.50.
6h10, 14 km, + 849 m, - 438 m
13.
Tag, schön
7 Uhr Frühstück in der Hütte, das Zelt bleibt stehen für einen Abstecher.
Diesmal steigen wir von Süden auf deutlichem Bergweg in Schrofen, oben auf Steig
in Fels zum Gipfel des Götterberg Mont Bego 2872m, Rundschau bei Dunst, 2h06.
Eine große Gruppe haben wir überholt, einige davon zaudern vor dem Felssteig
zum Gipfel. Wir machen Platz und steigen den gleichen Weg ab zum Zelt, 1h40.
Die Hütte bietet unter Tag nur Kaffee und Kekse, nicht mal einen Kuchen. Mit
2 l Wasser steigen wir auf Richtung [Pas du Trem] auf Bergweg in Gras zwischen
Felsen, vorbei an kleinen und großen Seen, stellen das Zelt an den Lac Muta
2274m, 1h13.
Ohne Rucksack weiter zum Pas du Trem, auf Bergweg in Schrofen steil aufwärts
auf den Gipfel Cime du Diable 2685m, 0h40. Tolles Panorama von der Spitze des
Teufels, ein drohendes Gewitter treibt uns zurück zum Zelt, 0h52. Schon legt das
3. Gewitter des Tages mit etwas Regen los.
6h30, 13 km, + 1335 m, - 1172 m
14.
Tag, schön
Erst Baden im erstaunlich warmen Bergsee, dann der Abstieg zurück zum Ref.
des Merveilles 2111m, 0h50. Auf Bergweg durch das Tal der Wunder unter Aufsicht
einer Wächterin, Gravuren abseits besichtigt, dann hinauf zur Baisse de
Valmasque 2549m, 1h30.
10 min Abstieg auf Firn, Aufstieg auf Bergweg teils in Blockkar, meist auf
Firn, kurz bei Regen und Graupeln zur Baisse du Basto 2693m, in Wolke, keine
Sicht, 1h25. Nach Wegweiser [Ref. de Nice 1h30] auf Bergweg in Schotter, in
Steilflanke mit Firn abwärts, vorbei an vier kleinen Seen, abwärts 25 min lang
bei Gewitter mit Hagel zum Refuge de Nice 2232m, 1h25.
Die Hütte ist neu gebaut, außen schön, innen eng und verwinkelt, kein
Trockenraum, Dusche warm. 30 Übernachter sind hier, wir teilen ein 4er
Zimmerlager mit zwei netten alten Männern aus Holland. Die nassen Kleider müssen
auf den Balkon, da trocknen sie leider nicht. Zahlen für HP, Kakao, Kuchen und
zwei Lunchtüten 95 €,
unsere DAV Karten wurden angerechnet.
5h10, 12 km, + 731 m, - 773 m
15.
Tag, schön
Diesmal wollen wir nach Karte auf den Mont Clapier gehen, steigen kurz ab
zum Bach, deponieren die Rucksäcke. Aufstieg Richtung N auf Bergweg links vom
Bach in Gras, Fels, Firn zum kleinen Lac Clapier 2550m, 0h50.
Vor uns steht der massige Gipfel des Mont Clapier. Der südlichste 3000er der
Alpen glänzt in gleißendem Firn. Wir beobachten vier Aufsteiger vor uns, die mal
im Schnee, mal im Fels den Aufstieg versuchen. Diese Route nach Karte kommt uns
steiler vor als unsere frühere weglose. Damals waren wir bei besseren
Bedingungen oben, also verzichten wir und nehmen uns dafür neue Gipfel vor.
Abstieg zu unseren Rucksäcken. 0h35.
Ein Pfosten hat Wegweiser mit [Baisse du Basto 1h45], da kommen wir her. Und
mit [Pas du Mt. Colomb 2h00], da wollen wir hin. Richtung SW am Lac de la Fous
entlang, nach Wegweiser [Pas du M. Colomb 1h30] rechts ab und Aufstieg auf
Bergweg in Blockwerk mit Gras, durch ein verstecktes Kar steil zur schmalen
Scharte Pas du Mt. Colomb 2548 m, 1h30.
Ein Franzose berichtet uns, dass er vor 3 Wochen hier noch auf Skitour war
bei besten Schneeverhältnissen. Wir hatten jetzt in der Ostflanke keinen Schnee,
aber vor uns in der Westseite ist viel Firn bis zum Wald hinab.
Abstieg in Schneefeld, ein langes Blockkar queren, Bergweg in Weide mit
Lärchen, auf Brücke über Bach, aufwärts in Weide zur Wallfahrtskirche Madonne de
Fenestre und Refuge 1903m, 1h30.
Das Gasthaus hat Tagesbetrieb, es bietet Snack’s, Plat du jour, Getränke.
Wir nehmen Cacao und Tarte, Saft, zwei Sandwich fromage, Kekse und gehen weiter
zum Zelten weit oben. Nach 5 min. Aufstieg schlägt ein Gewitter zu und ein
brutaler Platzregen durchnässt uns im Nu. Also zurück zur Hütte, wir bekommen
zwei Lager im Schlafsaal, haben warmes Wasser am Waschbecken, und ein Abendessen
in der fast vollen Gaststube. Nur Franzosen sind hier auf Hüttentour ab Boréon,
sie unterhalten sich nett und intensiv, im Lager ist Ruhe.
4h25, 8 km, + 666 m, - 995 m
16. Tag, schön
Nach Wegweiser [Col de Fenestre 1h30] Aufstieg auf Militärweg in Weide,
Blockkar, vorbei am Lac de Fenestre, drei Betonbunker am Weg, zum Col de
Fenestre 2474m, Grenzübergang nach Italien, auf dem Standortschild steht Colle
di Finestra, 1h30.
Der
Abstieg beginnt steil auf hartem Firn an einer Ruine vorbei. Hier treiben sich
Mufflons, Steinböcke, Gämsen herum.
Auf Bergweg durch Blockkar, auf Militärweg in den Talboden [Piano del Praiet
1800 m]. 1h15. Das Rifugio Elena liegt etwas abseits in Sichtweite. Das brauchen
wir nicht, machen schöne Rast im Gras.
Nach Karte Aufstieg auf Bergweg in Gras, Quellbach, zum Colle di Fenestrelle
2463m, leider keine Sicht, 1h55. Nach [Rif. Genova 1.15 h] Abstieg kurz auf
Firn, dann Richtung N hinab auf gebautem Steinweg in felsiger Steilflanke in
Kehren. Voraus steht breit und mächtig das Felsmassiv Argentera. Voll mit
Schnee, wir können im 3. Anlauf wieder nicht auf den Nordgipfel. Der
grobsteinige alte Weg ist langsam und mühsam, unten über Lawinenkegel zur Straße
am Stausee Bacino del Chiotas. Auf der Straße Richtung S zum Rifugio Genova
2010m, 1h30.
Eine Kindergruppe vom Alpenverein mit 35 Personen wohnt hier, wir können
abseits zelten in einem Riesencirque. Leisten uns gleich Café, Torta, Saft. Am
Abend essen wir mit 3 anderen Gästen im Flur vor der vollen Gaststube.
6h10, 13 km, + 1231m, - 1124 m
17. Tag, schön
Wir frühstücken im Zelt. Gehen am Stausee Richtung N zur Straße aus dem Tal.
Nach [Colle del Chiapous 2526m 2 h] auf Teerstraße über den Staudamm. Aufstieg
auf Bergweg in Blockkar, oben flach auf Firn zum Colle del Chiapous 2526m, 2h50.
Nach [Rif. Morelli Buzzi 0.30] auf Bergweg in Blockkar, kurz in Steilfirn
abwärts zum Rif. Morelli
Buzzi 2450m, 0h40. 12 Steinböcke tollen herum, wir bekommen Suppe, Saft, Café,
Torta. Zettel mit vielen Kletterrouten am Argentera liegen aus.
Abstieg auf Bergweg in Blockkar,
gegenüber steht der Riesenklotz Monte Matto. Pause am Bach zum
Baden, Zelt und Schlafsack trocknen. Auf breitem altem Muliweg flach und
lang in Steilflanke mit Lärchenwald abwärts. Viel blühender Goldregen am Weg.
Unten in Buchenwald zu Bachlauf mit Steg, auf Straße aufwärts, vorbei an altem
Thermalbad mit dem Grand Hotel Royal in den Ort Terme di Valdieri 1390m, 2h35.
Das Albergo Tourismo hat leider Ruhetag, wir fahren mit Linienbus
talabwärts. Die Busfahrerin weiß kein Albergo im Dorf S. Anna, also weiter zum
großen Dorf Valdieri. Ätsch, kein Hotel im Ort, wir müssen auf der Straße 2 km
zurückgehen zum einsam stehenden Hotel La Cascinetta an der Straße. Wir sind die
einzigen Übernachter, der Wirt kocht für uns, das Zimmer mit Balkon geht zur
Straße mit rasendem Verkehr. Wir zahlen 120
€
für Zimmer, Essen und Frühstück.
6h05, 12 km, + 626 m, - 1268 m
18. Tag, regnerisch
Mit Bus zurück zum schönen Bergdorf S. Anna di Valdieri 1011m. Hier gibt es
doch Zimmer! Wir legen einen Ruhetag ein, bekommen ein schönes Zimmer im Albergo
Balma Meris. Wir machen Dorfbummel, Einkauf im Alimentari, waschen dann Kleider
und erkunden den Aufstieg ins Valle della Meris. Zimmer und Essen 92
€.
19. Tag, bedeckt bei 20°C,
schön
Wegweiser [Rif. D.L.Bianco 2.30 h]. Ab S. Anna Aufstieg auf Muliweg in
Laubwald im steilen V-Tal mit mehreren Verwüstungen durch Lawinenabgänge. Das
Tal weitet sich, weiter in schöner Almlandschaft zur Alm Gias del Prato 1529m
mit Brunnen. In steiniger Weide zur Gias del Chiot 1700m, bewohnt, Brunnen.
2h20.
Eine Schafherde und Pferde weiden hier. Wir machen Pause im Schatten von
einem Felsbrocken. Wir wollten als Abstecher auf den M. Bourel 2468m steigen,
doch der Abzweig nach Karte ist weder beschildert noch als Pfad auszumachen.
Weiter auf Bergweg in Weide aufwärts zum Lago sotto della Sella, der Bergsee
liegt in einem Riesen-Talschlusskessel. Hier ein Steg über den Bach und eine
Weggabelung. Wir gehen Richtung S zur kleinen Hütte Rif.
Livio Bianco 1910m. 2h55 ab S.
Anna.
Einkehr zu Suppe, Saft, Kaffee und Kuchen. Die Tochter des Wirts macht die
Hüttenhilfe. Sie spricht deutsch, hat bald Ferien, da ist sie am liebsten am
Meer und nicht im Gebirge. Eine Gruppe Norweger kommt an, Frauen und Männer, sie
bestellen beim Wirt richtige Essen, einige Frauen baden derweil im See.
Nach Wegweiser [Colle della Valletta 2488m 1.45, Colle di Valmiana 2922m
2.55] kurz zurück zum Steg, auf gebautem Bergweg aufwärts in Gras mit Blumen, in
Blockwerk. 30 min schöne Badepause auf einer Grasebene mit Bach. Weiter in
Schrofen mit Almrausch zu Weggabelung mit Wegweiser, Richtung S zum Valmiana,
rechts zum Valletta. 10 min weiter der Bergsee Lago sopra della Sella 1329m. Von
hier wollen wir den Abstecher auf den mächtigen Monte Matto 3088m machen, zelten
um 15Uhr20 gut in Wiese auf 2330m. 1h40 von der Hütte Bianco. Gämsen tummeln
sich hier. Wir erkunden noch den Aufstieg zum M. Matto, schubsen dann die
kleinen Eisschollen auf
dem See an.
4h35, 10 km, + 1318 m, - 0 m
20. Tag, heiter, 9°C
Das Zelt bleibt stehen, mit Tagesgepäck gehen wir in Felsregion Richtung
Valmiana auf gebautem Steinweg, über Schneefelder zu einem Karboden mit
Weggabelung und Wegweiser, [Monte Matto] nach links und [Colle di Valmiana] nach
rechts. Die Route ist in meiner Karte rot eingepunktet. Wir steigen nach links
auf, weglos in Blockkar mit Steinmännern, über große harte Firnfelder, der 1.
See ist noch ¾ eisbedeckt, in Blockkar und kurz auf Gras am 2. See vorbei,
rechts am 3. See vorbei in Schrofen mit Pfadspuren, mit Gamaschen ein steiles
Firnfeld in Kehren aufwärts in ein Hochkar, in Steilhang mit Blockwerk zum
Ostgipfel des Monte Matto 3088m.
3h00 Aufstieg. Super Ausblick. Wir sind die ersten auf dem Gipfel, es kommen 10
Leute nach aus der Hütte Bianco. 50 min lang schauen und staunen wir.
Um 11.53 Uhr steigen wir im Blockwerk zu einer Firnflanke ab, rutschen auf
dem Hosenboden mit Juhu weit hinab, steigen irgendwie frei ab an den Seen vorbei
zur Gabelung, flott auf dem Bergweg zurück zum Zelt. 14.25 Uhr, 2h30 Gehzeit.
Gleich baden, Ev holt 5 l Quellwasser. Wir bleiben hier, beobachten Gämsen,
haben nachts einen schönen Sternenhimmel über uns.
5h30, 10 km, + 760 m, - 760 m
21.
Tag, schön, 6°C
Es wird spannend, meine alte Karte zeigt keinen Weg, die neue Karte zeigt
Pfadspuren, im Buch ist die Strecke Teil eines Rundweges. Wir fragen uns nur, ob
wir den 2890 m hohen und steilen Colle della Paur packen können bei steilem
Firn. Erstmal Richtung NW auf gebautem Bergweg im Hochtal mit Gras hinauf zum
Colle della Valletta 2488m, 0h37. Ein Fotopoint!
Schön weiter auf dem gebauten Bergweg Richtung S in ein Hochkar mit kleinen
Seen, eine Schrofenflanke aufwärts, in ein weiteres Kar mit kleinem See, schöne
Landschaft. Vor uns die steile Firnflanke zum Colle, doch am linken Rand kommen
wir gut hinauf zum Colle della Paur 2890m, 2h10.
Die Südseite ist fast schneefrei, irgendwie weglos das steile Blockkar hinab
in das Valrossa mit Bach, Seen, Gras. Nach 50 min der oberste Bergsee, Rückblick
auf einen tollen Cirque. Nach gelber Markierung weglos in steinigem Gelände mit
Gras abwärts zu weiteren Seen und dem Wegweiser [Rifugio E. Questa h 2.10, Lago
di Valscura h 1.10]. Hier kommt der Weg vom Colle di Valmiana 2922m an.
Nun auf altem Militärweg, grobsteinig, gelb markiert, Steilflanken mal mit
Blockwerk, mal mit Gras und Almrausch queren Richtung Lago di Valscura. Mit
Tiefblick auf das ehemalige königliche Jagdschloss im Valle di Valasco. Am Berg
Malinvern baut sich ein Gewitter auf, ich stelle das Überzelt auf den Weg, wir
warten ab bei Suppe, Tee, Kaffee. Wir blieben trocken, können nach 1h15
weitergehen auf dem Militärweg bis kurz vor dem Lago di Valscura. Der Weg mündet
in eine breite Militärstraße mit Wegweiser [Rif.
Questa h 1.10, Rif. Bianco über
C. Valmiana h 5.00]. Bis jetzt war heute niemand auf unserer Strecke, jetzt
kommen Tagestouristen von oben.
Auf
der Militär-Schotterstraße des 1. und 2. Weltkriegs gehen wir abwärts in das
Valle di Valasco, vor dem Talboden noch ein schöner Wasserfall, dann in Weide
flach zum Rifugio Valasco, Reale Casa di Caccia 1764m. Das halbverfallene
ehemalige Jagdschloss wurde ausgebaut zu einer schmucken komfortablen Unterkunft
mit Restaurant. Wir nehmen Schlafplätze in einem der vier 8er Lager, warme
Dusche im Waschraum, es gäbe auch vier Zimmer mit Bad. Es übernachten nur drei
Leute und eine Familie, die Nacht vorher war voll belegt. Um 20 Uhr gibt es ein
feines Abendessen.
6h30, 13 km, + 561 m, - 1127 m
22. Tag, schön
Für Lager und Essen zahlen wir 82
€. Auf der groben Schotterstraße geht es mühsam abwärts in Lärchenwald mit
blühendem Goldregen, vorbei an der Kapelle San Giovanni nach Terme di Valdieri
1368m.
1h10, 4 km, - 395 m
Rückreise
Unser Albergo in Terme di Valdieri hat leider Ruhetag, doch in der Bar
Savoia des Grand Hotels können wir einkehren. Hier beenden wir unsere Tour,
ursprünglich geplant war der Weiterweg auf dem Hauptkamm nach Larche.
Ab 12 Uhr Busfahrt zum Bahnhof in Cuneo. Wir haben noch Zeit für einen
Besuch im Museum in Tende. Ab 13.04 Uhr bis 14.07 Uhr landschaftlich schöne
Bahnfahrt nach Tende. Wir nehmen ein Zimmer im Hotel Miramonti (38
€),
essen in einem Bistro, gehen in das Museum über die Steinzeichnungen im Tal der
Wunder, sehr gut, gratis Eintritt. Dann Stadtbummel und Abendessen.
Dienstag,13.7.2010
Heimreise per Bahn nach Cuneo, mit Schienenersatzverkehr nach Fossano,
weiter mit Bahn über Turin, Mailand, Verona, Brenner bis Brixen, 20.03 Uhr.
Übernachtung und Essen im Hotel Goldenes Rössl (114
€).
Brutale Hitzewelle mit 39° in Bozen, hier 35°, Rekord.
Mittwoch,14.7.2010 Stadtbummel in Brixen, ab 11 Uhr Bahnfahrt über Innsbruck nach Garmisch-Partenkirchen, Ankunft um 16.15 Uhr bei
38°C.
Fotos: Hans Diem Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 37 - April 2012
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