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 am:   23.02.16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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W a n d e r b e r i c h t e  -  S c h w e d e n

 

 

Inhaltsverzeichnis:    •  Die Weite des Nordens - Einsame Wanderwege im

                                       Padjelanta-Nationalpark Lapplands

                                       Von Dr. Roland H. Knauer

 

                                   •  Schweden - Wege 1999 Kungsleden und Padjelantaleden

                                      Von Hans Diem und Evelyn Gebhardt

 

                                   •  "Kungsleden" durch das Schwedische Fjäll

                                      Wanderung von Abisko nach Nikkaluokta, 24.-30.8.2006

                                      Von Gerhard Wandel

 

 

Die Weite des Nordens

Einsame Wanderwege im Padjelanta-Nationalpark Lapplands

 

Von Roland H. Knauer

 

Die Idylle trügt. Aus einfachen, mit Gras-Soden gedeckten Lappen-Katen ragen Fernsehantennen in den Himmel. So urtümlich die Hütten der Samen hier oben im Norden Schwedens auch wirken, längst hat die Moderne Einzug gehalten. Zweimal am Tag stellt ein Linienflug per Helikopter die Verbindung zwischen Saltoluokta, einem Sommerlager der Rentier-Hüter mitten im Padjelanta-Nationalpark, und den nächsten beiden Straßen jeweils achtzig Kilometer entfernt in Kvikkjokk und Ritsem her. Schließlich wollen die letzten Nomaden Europas an der Mobilität des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts teilnehmen. Und auch am Wohnkomfort: Moderne Blockhäuser verdrängen die mit Gras-Soden gedeckten, einfachen Hütten aus dünnen Birkenstämmen. Aus einer der neueren Katen aber ragt keine Fernseh-Antenne, sondern ein Kreuz in den nordischen Himmel. Bei ihrer Kirche halten die Samen an der Tradition fest, auch der Boden im Innern des nordischen Gotteshauses ist schlicht mit Reisig gepolstert.

 

Oder ist die Kirchen-Kate schlicht eine unauffällige Verbeugung vor der Entscheidung der Weltkulturorganisation UNESCO, die den Padjelanta-Nationalpark mitsamt den benachbarten Reservaten Sarek, Stora Sjöfallet und Abisko zur World Heritage Site erklärt hat? Egal, wir lassen die wenigen Behausungen in der schattigen Morgenkühle am See ohnehin rasch hinter uns.

 

Durch üppiges Weidengestrüpp führt unser Pfad anscheinend direkt in den tiefblauen Himmel. Zu unserer Linken, im Westen weitet sich der Blick über den grünblauen Virihaure-See bis zu den Bergen am anderen Ufer, die zum Teil bereits zu Norwegen gehören. Gletscher funkeln von dort herüber, Schneefelder blinken in der Sonne, graue Felsen schlucken das Licht.

 

Ein wenig schweißtreibender Anstieg und wir stehen vor einem Gewirr kleiner Seen. Das Schilf direkt am Ufer und die eisgepanzerten Zweitausender des Sarek-Massivs im Osten spiegeln sich im glasklaren Wasser. Wenn nicht gerade eine Kröte hineinspringt und das idyllische Bild mit einer halbkreisförmigen Wellenfront zum Zittern bringt. Direkt neben dem schmalen Pfad sonnt sich ein großer Käfer.

 

Eine sumpfige Stelle überquert der Pfad auf breiten Holzbohlen. Lemminge huschen unter die Bretter, als sie uns entdecken. Einem der hamstergroßen Tiere aber haben wir den Rückweg abgeschnitten. Schwarze Knopfaugen in weißbraunem Fell mustern uns mißtrauisch. Als wir einen Schritt nähertreten, wird es dem Nager zuviel. Nicht etwa Weglaufen lautet die Parole. Nein, Angriff ist die beste Verteidigung. Wütend springt er ein Stück vor, faucht uns drohend an, entblößt seine messerscharfen Schneidezähne. Bevor uns der Lemming die Hosen zerfetzt oder gar in die Wade beißt, ziehen wir uns lieber ein Stückchen zurück. Und husch verschwindet er in seiner Höhle.

 

Ein Stückchen weiter glauben wir plötzlich eine Bewegung im bräunlichen Sumpf zu unserer Rechten zu sehen. Ein genauer Blick zeigt uns - nichts, außer Sumpf. Aber halt, ist da nicht ein roter Fleck? Richtig, mucksmäuschenstill steht das Schneehuhn dort, seine braunen Federn scheinen mit dem bräunlichen Sumpf zu verschmelzen. Nur der rote Ring um die Augen, die uns ängstlich mustern, haben den Vogel verraten. Gurrend rennt das Schneehuhn ein Stückchen weiter, verschmilzt hinter einem Felsbrocken erneut fast mit dem Untergrund. An seinem Bauch färben sich bereits die ersten Federn weiß, deuten den nahenden Winter an, der hier oben in Lappland schon Mitte September Schnee bringen kann. Nur im Notfall fliegt das Schneehuhn auf, lieber verläßt es sich auf seine Tarnung, trippelt vorsichtig ein Stückchen weiter von uns weg und mustert uns erneut.

 

Tief unter uns ein Gewirr kleiner Seen, dahinter der Virihaure mit seinen unzähligen Buchten, eingerahmt von grauen Felsen. Kein Ferienhaus stört den Blick, kein Zaun grenzt ein Seegrundstück von seinem Nachbarn ab. Die Samen nutzen die Wiesen im Sommer gemeinsam, weiden ihre halbwilden Rentiere hier. Weiter hinten, an der Aras-Bucht stehen die Hütten eines anderen Stammes als Sommerlager am Virihaure-See. Sonst findet sich abgesehen von vielleicht zehn oder zwanzig Wanderern, die an einem typischen Tag im Juli oder August hier durchlaufen, kein Einfluß des Menschen im Padjelanta-Nationalpark. Eine der letzten weitgehend unberührten, weitläufigen Landschaften Europas nennt die UNESCO das und hat deshalb das Prädikat Welterbe der Menschheit verliehen.

 

Die paar Fernsehantennen auf den Lappen-Katen und Hütten in Arasluokta stören diesen Eindruck kaum. Mächtig ragen die dunklen, Gletscher-gekrönten Felsmassive des Sarek herüber. Kristallklar donnert das Wasser des mächtigen Miellätno über die Stromschnellen unter der schwankenden Hängebrücke, auf der wir den Fluß überqueren. Bedenkenlos kann man das Wasser aus den Flüssen im Park trinken. Den Hunger stillen wir mit Blaubeeren, die an den Zwergbüschen am Hang hinter dem Miellätno hängen.

 

Nicht immer sitzen wir genüßlich in den Blaubeerbüschen und lassen uns die Sonne aufs Haupt brennen. Drei Tage vorher hängen die Wolken zum Beispiel tief in den Bergen, als wir aus der Tarreluopalhütte aufbrechen. Der Südostwind drückt uns in den Rücken, zum Glück regnet oder schneit es zumindest nicht. Ein verspäteter Rosenwurz blüht hier, die Blüten des stengellosen Leimkrautes nicken in der frischen Brise, gelb leuchtet uns der Gletscher-Hahnefuß entgegen. Windgepeitscht liegen die Seen auf der rund 950 Meter hoch gelegenen Hochebene vor uns, kein Wetter zum gemütlichen Pausieren.

 

Selbst ohne Fernsicht zu den glitzernden Gletschern Norwegens oder des Sarek aber ist diese Landschaft einmalig. Über graue Seen in einer grauen Schiefer-Landschaft pfeift der Wind und holt uns die Wärme aus dem Leib. Schneewächten säumen selbst im Spätsommer noch die Ufer. Reißen die Wolken für einen Moment auf, taucht die Sonne das Seengewirr in ein fast überirdisches Licht. Über Flechten und durch braunen Sumpf, in dem Wollgras sich den Böen beugt, schlängelt sich der Pfad an winzigen Weihern vorbei.

 

Urplötzlich tauchen die Tuottarhütten vor uns auf. Die Hüttenwirtin begrüßt uns freundlich. Als wir ihr den Brief einer Freundin aus dem fernen Stockholm geben, den wir seit vier Tagen mit uns tragen, strahlt sie uns an. Postboten gibt es in der Einsamkeit des Nordens keine, also fungieren Wanderer als Briefträger. Im Gegenzug erhalten wir Schokolodenkugeln geschenkt, die sie sonst an Wanderer verkauft. Und einen Brief möchten wir doch bitte mitnehmen und aufgeben, wenn wir wieder die Zivilisation erreichen.

 

Das wird aber noch ein paar Tage dauern. Am nächsten Tag jedenfalls hängen die grauen Wolken noch tiefer. Kaum haben wir die Furt unterhalb der Hütte durchwatet, frischt der Wind kräftig auf. Nach der zweiten Furt, nur wenige Hundert Meter weiter, erwischt uns dann eine erste Regenböe. Die herrlichen Berge verschwinden in brodelnden, grauen Wolkenmassen, der Weg wird bald matschig. Nur die Rentiere grasen unbeeindruckt weiter und beäugen uns zwischendurch neugierig. In einer kurzen Regenpause essen wir uns rasch mit ein paar Schokoriegeln Kraft für den Rest der Etappe bis zur nächsten Hütte an.

 

Kurz vor der Hütte reißen die Wolken wieder auf, geben den Blick auf die blauen Gletscher Norwegens frei. Ein Regenbogen taucht den See zu unserer Rechten in ein fast unirdisches Licht. Saftig grün schimmert das Moos aus einem Tümpel. Das Schneehuhn hinter dem Busch übersehen wir beinahe. So stark beschäftigt uns der Gedanke, daß die Entscheidung der UNESCO goldrichtig war, dieser herrlichen Urlandschaft im hohen Norden das Naturdiplom World Heritage Site zu verleihen. Und die paar Fernsehantennen in Staloluokta, das wir bald darauf erreichen, stören da wirklich nicht.

 

 

Zehn Tage sollte man für die Wanderung durch den Padjelanta-Nationalpark mindestens veranschlagen. Besser ist es, zwei oder drei Ruhetage zwischendurch einzulegen, in denen man die herrliche Landschaft auf sich wirken lassen kann. Oder in denen man Regentage aussitzt. Wer sich die gesamte Wanderung nicht zumuten mag, der kann bis Staloluokta wandern und von dort wieder mit dem Hubschrauber zurückfliegen. Zwischen Juli und Mitte August sind viele andere Wanderer und vor allem Moskitos unterwegs. Bis zur ersten Septemberwoche wird es dann ruhiger, auch die Moskitos sind erfroren. Danach wird die Bootsverbindung zwischen dem Ende des Wanderweges und der Straße bei Ritsem eingestellt, die Wanderung muß also vorher beendet werden. Vor der Sommersonnwende gibt es ebenfalls keine Bootsverbindung.

 

Die Tagesetappen sind zwischen vier und sieben Stunden lang, Pausen zählen extra. Die Hütten sind hervorragend eingerichtet, einige verkaufen in der Saison (Juli und August) auch Lebensmittel. Mehr als ein Vorrat für drei oder vier Tage muß also nicht in den Rucksack. In den STF-Hütten am Anfang und Ende der Strecke gibt es einen kräftigen Rabatt für STF-Mitglieder, mit dem die Übernachtung noch etwa dreißig Mark pro Person kostet. Eine Mitgliedschaft im STF (man kann zum Beispiel am Anfang der Tour in Kvikkjokk oder Ritsem eintreten) lohnt sich auf jeden Fall, die Jahresgebühr ist niedriger als die Ersparnis bei den Übernachtungen. Alpenvereinsmitglieder haben kein Gegenrecht.

 

Die Wege sind einfach, alpine Schwierigkeiten gibt es keine, die Schweden bezeichnen den Padjelanta gern als Senioren-Wanderung. Trotzdem: Kondition und Durchhaltevermögen sind gefragt. Nur wer bereits lange Wanderungen problemlos durchsteht, sollte den Padjelante unter die Sohlen nehmen.

 

Die Anreise erfolgt am besten mit der Bahn, da die Busse nur einmal am Tag fahren und auf die Züge abgestimmt sind. Wer fliegt, muß in Gällivare übernachten und steigt am nächsten Morgen in den gleichen Bus, den auch die Reisenden mit den (preiswerten!) Schlaf- und Liegewagen aus Stockholm erreichen. Da der Scan-Rail-Paß das Bahnfahren in Skandinavien recht billig macht, kann man dann auch gleich aus Deutschland mit dem Zug anreisen. Der erste von zwei Schlafwagenzügen verläßt Stockholm um 18.00 Uhr und erreicht den winzigen Ort Murjek kurz vor 9.00 Uhr am nächsten Morgen. Von dort direkter Bus-Anschluß nach Kvikkjokk (12.00 Uhr). Wer will kann gleich um 13.30 Uhr mit dem Boot zum Beginn der ersten Etappe fahren und zur Njunjes-Hütte weiterlaufen. Auch am Ende der Wanderung muß man mit einem Boot einen See überqueren. Ab Ritsem fährt der Bus dann nach Gällivare, von dort gibt es zwei Schlafwagenzüge nach Stockholm. Wer noch nach Norwegen will, kann mit dem Gegenzug in wenigen Stunden nach Narvik fahren.

 

Wanderkarten (am besten die Fjällkartan BD10) sollten unbedingt in den Rucksack. Wer sie vor Reiseantritt bereits studieren möchte, bestellt sie am besten bei nordis, Postfach 100343, 40767 Monheim oder Schrieb - Karten und Reiseführer, Schwieberdingerstr. 10/2, 71706 Markgröningen.

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 16 - April 2005

 

 

Schweden - Wege 1999

Kungsleden und Padjelantaleden vom 25.7. bis 14.8.1999

 

Von Hans Diem und Evelyn Gebhardt

 

Zu Fuß und mit Zelt

 

18 Tage, 128 Gehstunden, 11 670 Hm Aufstieg, 444 km Wege, = 7,10 Stunden und 24,66 km proTag, 10 Zeltnächte Wetter selten sonnig, oft regnerisch, windig, kalt. Bei Wind und Regen keine Mückenplage

 

Teil 1: Kungsleden Nord, Königsweg von Abisko nach Kvikkjokk

 

25.7. bis 2.8., mit Abstecher zum höchsten Berg Schwedens, dem Kebnekaise 2117 m bei Schneesturm, und zum Aussichtsberg Skierfe 1179 m bei Sonne. 9 Tage, 65 Gehstunden, 5 940 m Aufstieg, 220 km Weg, 5 Zeltnächte.Topographische Karten BD 6, 8, 10, 1:100 000

 

Teil 2: Padjelantaleden - Weg durch den Padjelanta-Nationalpark

 

4.8. bis 9.8., von Kvikkjokk nach Ritsem. 5 Tage, 37 Gehstunden, 2 535 m Aufstieg, 140 km Weg, 2 Zeltnächte. Topographische Karte BD 10, 1:100 000, 9.8. bis 11.8., Busfahrt nach Jokkmokk, Besuch des Fjäll- und Samemuseums "Ajtte", Busfahrt nach Ammarnäs

 

Teil 3: Kungsleden Süd, Königsweg von Ammarnäs nach Hemavan

 

11. 8. bis 14.8., über den Berg Sytertoppen 1767 m bei Sonne und Sicht. 4 Tage, 26 Gehstunden, 3 195 m Aufstieg, 84 km Weg, 3 Zeltnächte. Topographische Karte AC 2, 1:100 000

 

(Redaktion: Der nachfolgende Wanderbericht bezieht sich nur auf Teil 1. Die beiden anderen Teilstücke bleiben einer späteren Ausgabe des Mitteilungsblattes vorbehalten.)

 

Anreise:

Mit Bahn-Schlafwagen nach Kopenhagen, auf Fährschiff nach Malmö, mit Bahn nach Stockholm, im Nachtzug nach Abisko, 3320 km, 41:30 Std. Reisezeit.

 

Rückreise:

Ab Hemavan über Norwegen mit Bus und Bahn, mit Aufenthalten in Mo di Rana, Trondheim und Oslo nach Stockholm. Mit Bahn nach Kopenhagen, im Schlafwagen nach München, und nach Garmisch-Partenkirchen, 3930 km.

 

Ausrüstung:

Rucksack Macpac, Zelt Alegra, Stiefel Salomon Goretex, Schlafsack Ajungilak 1400 g, Gehstecken Leki mit schrägem Griff, Mückenabwehrmittel "Autan" Spray und Stift, topographische Karten 1:100 000: Fjällkartan BD 6, 8, 10, AC 2

 

Schwierigkeiten:

Leichte und gut beschilderte Wanderwege mit wenig Steigungen. Weglose Gipfel mit mühsamen Blockkaren, oft mit rutschigem Gestein, Rest-Schneefelder gut zu begehen. Wenige ungefährliche Bachquerungen im August 1999.

 

Kosten:

Hütten mit STF- oder DJH-Ausweis ca. 36 - 46 DM pro Person und Nacht im Zimmerlager mit Küchenbenützung, Essraum, Heizung, Trockenraum. Reinigung durch die Benützer, Kasse durch Hüttenwart, ohne Mitgliedschaft ca. 25 % teurer.

 

Zeltplatz bei Hütte mit Küchenbenützung: ca. 10 DM p. P. Tagesbenützung von Küche und Essraum: ca. 6 DM p. P. Boot-Transfer: Sechs Motorboot-Überfahrten für 12 bis 30 DM. Ruderboote lagen kostenlos bereit, wurden kaum benutzt.

 

Geld-Umrechnung 1999: 10 DM = 42,39 Skr, 10 Skr = 2,36 DM

 

Kungsleden

 

Der „Königspfad“ ist Schwedens legendärer Fernwander- und Skitourenweg durch die nördliche Fjällregion, er ist 440 km lang. Das Kahlgebirge gehört zur Kaledonischen Gebirgskette und wurde vor 300 Mill. Jahren aufgefaltet. In den Eiszeiten schliffen die Gletscher große Täler heraus, nach der Eisschmelze blieb ein ausgedehntes Gebirge mit großen Seen und einer Weidefläche für Rentiere mit botanischen Raritäten. Am Kungsleden liegen im Abstand von 10 bis 20 km die unbewirtschafteten Fjällhütten mit 20 bis 80 Schlafplätzen, mit Kochgelegenheit für Selbstversorger, etwa jede 2. Hütte mit Einkauf von Lebensmitteln. Vier Fjällstationen am Weg sind hotelähnlich ausgebaut.

 

Sa., 24.7.99, 11.20 Uhr Ankunft in Abisko-Touriststation. Große neue Anlage, einfache Zimmer, Zeltplatz, Ferienhäuser, Info, Einkauf. Mittagessen (Lunch) reichlich vom Büffet, 65 skr (15.34 DM). Suchen schönen Zeltplatz, statt 80 skr zahlen wir mit DJH-Ausweis nur 50 skr (11,80 DM). Nachts Regenschauer.

 

Kungsleden Nord: Von Abisko nach Kvikkjokk

 

So., 25.7.99, 1. Tag, wolkig, 12° C

 

Abisko-Touriststation. 9.36 h, regnerisch. In Überhose, Anorak, aufgelegtem Poncho gehen wir zum Eingangstor "Kungsleden", Eintrag im Begeherbuch. Beginn auf breitem Weg im Birkengebüsch, dann der erste "Laufsteg", ein Bretterweg über Tümpel hinweg, und die erste ordentliche Hängebrücke, und wir sehen die ersten Backpacker, Trekker, Hiker, also gestiefelte Menschen mit großem Rucksack, auch Deutsche sind darunter. Der übliche Gruß ist ein kurzes "Hej". Über Waldberge zu Flüssen mit schönsten Biwakplätzen. Mittagsrast bei Samenkoten an Seeufer. 16.10 h sind wir an der ersten Hütte, Abiskojaurestugorna. Wir sind gespannt darauf, sie liegt schön an einem See mit Badestrand, hat Einkauf und ein Nottelefon wie alle Hütten. Die junge Hüttenwartin begrüßt die Ankommenden, erklärt den Umgang mit Trinkwasser, Abwasser, Reinigung. Die Gebühren: Nichtmitglieder 245 Skr (57 DM), Mitglieder 195 Skr (46 DM), Camping 70 / 40 Skr (16,50 / 9.50 DM), Tagesgebühr 25 Skr (5,90 DM) pro Person. 6 Leute sind hier, 12 kommen dazu. Darunter eine Gruppe aus der Schweiz, der wir in der Folgezeit öfter begegnen. Wir gehen weiter bis 17.15 h, nehmen Wasser aus dem Bach, zelten abseits sehr schön auf einem Hügel mit Birken, weichem Gestrüpp und Moos. Abends Regen, nachts Dauerregen, ab 23 h ist es dunkel, ab 2 h schon wieder hell! Ein Vorzug, hier gibt es weder Schnecken noch Ameisen!

 

6:00 Std., 15 km, + 220 m, - 98 m (Die Stundenangaben sind unsere reine Gehzeit, die km Angaben sind nach Karte ermittelt, + = Aufstieg, - = Abstieg in Höhenmeter)

 

Mo., 26.7.99, 2. Tag, bewölkt, windig, 8° C

 

Nach 20 Min. Gehzeit kommen wir zu einem Durchgang in einem Drahtzaun mit dem Schild: Abisko Nationalpark! Und zu vorbereiteten Zeltplätzen außerhalb des Zaunes! Wir erkennen, daß wir ahnungslos im Nationalheiligtum mit absolutem Zeltverbot gezeltet haben! Deshalb beschimpft uns also der Führer einer Gruppe erbost. Aufstieg zu Hochebene mit großem See auf 715 m unter tief hängender Wolkendecke, die Berggipfel sind frisch angeschneit, es sind keine Fische zu sehen in den Seen und Bächen. Einige Hubschrauber überfliegen uns, Gruppen von Touristen gehen in beide Richtungen. Um 13.47 h sind wir an einer Motorboot-Anlegestelle mit Fahrplan und Telefon. Gerade kommt das Motorboot, 6 Leute steigen ein. Wir gehen natürlich die 7 km schön am Seeufer entlang zur nächsten Hütte; in Rentier-Weiden mit spärlichem Gras und sogar vereinzelten Blumen kommen wir um 15.47 h nach Alesjaurestugorna. Mehrere Hütten, eine Hütte mit Einkauf und Bistro und Tagesraum mit Feuer im Kamin. Wir kaufen ein, bestellen Hotdogs, Kaffee, Tee. Die Wirtin ist seit Mai hier bei andauernd schlechtem Wetter. Wir gehen noch 1:53 Std. weiter, zelten dann windgeschützt auf 810 m an einer Felswand mit Bach. Eiskalte Nacht.

 

7:11 Std., 26 km, + 605 m, - 305 m

 

Di., 27.7.99, 3. Tag, bewölkt, regnerisch, kalter Wind

 

Durch schönes Trogtal mit Blumenwiesen bergauf, über eine Hängebrücke zur Hütte Tjäktjastugan. Wir wärmen uns in der geheizten Stube, machen uns eine Suppe, Gebühr 50 Skr. Die Wartin erklärt uns, dies ist die neueste Hütte am Weg, gut eingerichtet mit 4 Schlafräumen, die Matratzen sind 120 cm breit, und großem Tagesraum mit 2 Küchen. In 0:52 Std. gehen wir im kahlen Hochtal zum höchsten Punkt des nördlichen Kungsleden, dem Tjäktjapasset, 1140 m. Ich steige weiter zu einem Gipfel 1205 m hoch, habe gute Sicht voraus und zurück, sehe Rentierspuren. Das Wetter wird regnerisch und stürmisch. Abstieg im riesigen Trogtal und in Tundra mit viel Gestein zur Sälkastugorna, 835 m. Begrüßung durch den Wart, eine Hütte mit Einkauf, drei Schlafhütten mit Küchen. Ich möchte hier übernachten und sehen, wie es in den Hütten so zugeht. Wir kaufen ein, bekommen einen Hüttenraum zugewiesen zum Schlafen und Kochen. Wir erkunden die Umgebung, entdecken eine Rentierherde grasend am Gegenufer eines Flusses, die kapitalen Rene rankeln mit den Geweihen, wir sind begeistert. Zurück zur Hütte, neun Zelte stehen im Umfeld, die Zeltenden dürfen in der Hütte kochen und essen, das geht bis 22.30 h. Unangenehm ist der Gasgeruch im Wohn- und Schlafraum, die neueren Hütten am Weg haben getrennte Räume. Um 22 h kommen noch zwei erschöpfte Trekker an. Hüttengebühr 195 Skr p. P.

 

6:05 Std., 20 km, + 580 m, - 555 m

 

Mi., 28.7.99, 4. Tag, regnerisch bei 6° C, die Berge angeschneit

 

Die empfohlene Besteigung des Aussichtsberges Sälka ist nicht möglich wegen Schlechtwetter. In Überhose und Anorak gehen wir unter etwa 50 Trekkern im Rentier-Weidegebiet weiter Richtung Süden. In einer Rasthütte treffen wir die muntere Mädchengruppe aus dem Zug nach Abisko wieder! Wir biegen um 12.19 h ab vom Kungsleden, steigen am Singijohka-Bach hinauf in das schöne Hochtal Singivaggi mit See. Stellen das Zelt in den Windschutz eines Steinwalles auf 985 m, deponieren übrige Ausrüstung.

 

Ab 15.32 h Aufstieg zum höchsten Berg Schwedens, dem Kebnekaise, 2117 m. Weglos in Heide, dann mühsam in rutschigem Blockwerk bergauf. Über den Bach und jetzt auf Schnee gut hinauf, leider bei Schneeschauer. Lange in Blockkar zu einem Joch auf 1525 m mit dem Normalweg. Anfangs ist der gute Steig und die Markierung im Blockwerk noch zu sehen, mit der Höhe nimmt der Schneesturm jedoch zu und ab 1800 m liegt eine geschlossene Schneedecke. Der Weg und die Markierungen sind nicht mehr auszumachen, dazu ist keine Sicht nach oben. Umkehr bei 1840 m Höhe, es wären nur noch 270 Hm. Abstieg, wir sind um 20.50 h zurück am Zelt nach 5:18 Std. Power ohne Pause. Ein böiger Sturm jagt Regenschauer übers Land.

 

8:55 Std., 23 km, + 1255 m, - 1105 m

 

Do.,29.7.99, 5. Tag, Schneeregen, Neuschnee bis 400 m herab

 

Abstieg auf rutschigem Blockwerk, bei einem Rentiergehege biegen wir auf einen deutlichen Weg ein. Es geht ständig aufwärts bis 990 m mit großartigem Ausblick. Ein Blick in die Karte: ätsch, wir sind falsch gegangen! Also Richtungsänderung und weglos nach West zur Singistugorna. Pause in einer der Hütten zum Kleidertrocknen und Essen, 50 Skr. Die Hälfte der etwa 50 Begeher pro Tag biegt hier ab und geht über die Kebnekaise Fjällstation zum Ort Nikkaluokta mit Straße und Bus. Wir bleiben auf dem Kungsleden, gehen in einem Flusstal mit Erlen, Weiden, Wacholder, bei Wind und Regenschauern abwärts zu einer Hängebrücke. Hier beginnt die Zone des Birkenwaldes. Auf Rentierspuren zur Kaitumjaurestugorna. Schön gelegen über einem See, ein markierter Weg führt zum Hüttenberg Sánjarcohkka, 1580 m. Einkauf, Übernachtung mit 10 Leuten, 4 Zelte stehen neben der Hütte.

 

6:48 Std., 22 km, + 290 m, - 665 m

 

Fr., 30.7.99, 6. Tag, Regenschauer, Wind, kalt

 

In Birkenwald zum Berg Livamtjakka, 1366 m, 2 h. Abstieg zu See mit der Hütte Tesajaurestugorna. Zwei Ruderboote liegen am Ufer bereit. Der freundliche Hüttenwart bietet die Überfahrt mit dem Motorboot an zu 50 Skr p. P. Wir müssen warten bis der Sturm etwas nachläßt, dann der Transfer ans Gegenufer. In Birkenwald aufwärts bis 880 m, wir finden auf der riesigen Tundrahochfläche abseits der Route Abwurfstangen von Rentieren. Abstieg zu See mit der Hütte Vakkotavare, daneben Straße und Bushalte der Linie Ritsem - Gällivare. Ab 17.10 h mit Bus 30 km am See entlang nach Kebnats zu 28 Skr, Überfahrt mit Motorschiff für 55 Skr zur Saltoluokta Fjällstation. Das alte gemütliche Haupthaus hat Einkaufsladen und Restaurant, im Nebenhaus sind einfache Zimmer mit Dusche, es gibt eine Hütte mit Matratzenlager für Trekker, das Servicehaus hat Sauna, Waschmaschine, Trockenraum. Wir nehmen ein Zimmer im Nebenhaus, nützen die Waschmaschine, nehmen ein feines Abendessen im Speisesaal, dem Matsaal ein.

 

7:35 Std., 22 km, 30 km Bus, + 700 m, - 900 m

 

Sa., 31.7.99, 7. Tag, heiter bei 8° C

 

Am Frühstücksbüffet greifen wir ausgiebig zu mit 20 anderen Trekkern, schauen dann im Samendorf die Kyrkkata an, eine Kirchenkota 1989 gebaut. Dann bergauf in Wald mit Birken, Kiefern, Heidelbeeren, ab hier gibt es Ameisen. Oben ab 450 m wieder in Tundra mit Weitblick, Mittagspause auf Hochebene, 700 m, bei Sonne und 21° C. Und schon sind Schwärme von Stechmücken aktiv, Autan hilft. Abstieg zur Sitojaurestugorna, im Birkengebüsch gelegen. Gehen gleich weiter zum Bootstrafik im Samendorf, ein Einheimischer, ein Same fährt uns mit seinem Motorboot über den See nach Svine für 90 Skr. Zwei Deutsche sind da zur Rückfahrt. Man kann hier einen Ballon an einer Fahnenstange hochziehen, um abgeholt zu werden. Wie immer im Birkenwald hinauf auf Tundra-Hochfläche, hier ist sogar ein kleines Schneefeld. Zelten auf 875 m in schönster Umgebung bei Abendsonne und absoluter Ruhe, kein Flieger stört am Himmel.

 

7:08 Std., 25 km, + 795 m - 465 m

 

So., 1.8.99, Tag, heiter

 

Weiter in Heide, ich finde ein großes Rengeweih. In dichtem Birkenwald hinab nach Aktse, Hütte und Bauernhof am See Laitaure. Schenke dem erfreuten Wart das Rengeweih. Wir wollen einen Gipfel besteigen, können unser Gepäck im Holzlager deponieren. Kurzer steiler Aufstieg von 2 Stunden zum Gipfel des Skierfe, 1179 m. Großartige Aussicht auf das Rapadalen-Flusstal mit Delta, und fantastischer Blick ins Sarek-Gebirge. Überaus begeistert steigen wir auf dem Felsgipfel herum, treffen sechs Leute. Zurück nach Aktse und weiter zur Boot-Anlegestelle am Ufer. Zwei Trekker kommen angerudert, es war anstrengend bei starkem Seitenwind, sie haben sich vorgenommen über jeden See am Weg zu rudern. Wären hier jetzt alle drei Ruderboote am Ufer, müssten sie eines im Schlepp zurückbringen, also dreimal über den ziemlich breiten See rudern. Am Kungsleden liegen an jedem See kostenlos drei Ruderboote bereit zur Überfahrt, nur die Regeln müssen eingehalten werden, an jedem Ufer muß immer mindestens ein Boot liegen. Wir warten lieber auf das Motorboot, es prescht daher, der Fahrer ruft uns von Weitem zu: "cam back" und bringt mit Vollgas erst 4 Trekker flussauf ins Sarek. Wieder am Steg nimmt er ein größeres Boot, kassiert von uns 160 Skr und braust mit einer Riesenbugwelle ans Südufer. Hier warten acht ärgerliche Trekker anscheinend schon länger auf das laut Fahrplan sehr verspätete Boot. Wir sahen es vom Berg Skierfe, der Bootfahrer war an diesem Tag pausenlos beschäftigt mit Transferfahrten auf dem großen See, die Dicke seiner Geldtasche war beachtlich. Wir gehen im Birkenwald an den Gegenanstieg, zelten auf 755 m bei einsetzendem Regen mit Ausblick ins nächste Tal.

 

7:42 Std., 19 km, + 1165 m, - 1285 m

 

Mo., 2.8.99, Tag, wolkig

 

Der Abstieg in Tundra, dann lange in schönem Wald mit Stechmückenplage und 35 Leuten im Gegenverkehr zu See und Partestugan. Wir entdecken einen Badesteg und gehen sofort ins Wasser, endlich mal baden, immerhin 15° C warmes Wasser. Wir machen Esspause im Tagesraum, der Wart spricht deutsch. Weiter und lange im Wald nach Kvikkjokk Fjällstation. Mehrere Holzhäuser, Einkauf, einfache Zimmer, Tagesraum, abends einfaches Restaurant, Waschmaschine und Trockenraum. Wir bleiben für 2 Nächte, mit DJH-Ausweis nur 36 Skr p. P. (8,50 DM). Ende des Kungsleden-Nord.

 

7:31 Std., 27 km, + 330 m, - 775 m

 

Di., 3.8.99, heiter, wolkig

 

Ruhetag, Bummel im weit verstreuten Dorf mit wenigen Häusern. Abends trifft eine Gruppe junger Schweizer ein, eines der Mädchen berichtet uns, dass sie hier am Ziel

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 14 - August 2004

 

 

 

"Kungsleden“ durch das Schwedische Fjäll

 

Wanderung von Abisko nach Nikkaluokta, 24.-30.8. 2006

 

Von Gerhard Wandel

 

Die Anreise mit der Bahn ist schon imposant: 43 Stunden in unterschiedlichen Zügen. Aber nur so erschließt sich die Weite des europäischen Nordens für den Betrachter. Sicher geht es schneller und billiger mit dem Flugzeug nach Stockholm und von dort weiter mit Flugzeug oder Bahn, aber die Bahnanreise bescherte uns viele neue Eindrücke, die Durchquerung von drei Währungszonen, da Dänemark und Schweden nicht am Euro teilhaben, die besondere Ansage im Zug, dass wir nun den nördlichen Polarkreis überschreiten, sowie die Durchquerung von unendlichen Wäldern mit vielen Seen und der Übergang zu fast vegetationslosen Felsengebirgen, wie sie von der letzten Eiszeit geschaffen wurden. Absolute Einsamkeit darf man aber bei der Begehung des Kungsleden nicht erwarten. Der Weg ist im nördlichen Teil gut begangen. Wir trafen Botaniker der Uni Tübingen auf Exkursion, jede Menge Pädagogen, Schweizer, ein paar Schweden und eine dänische Schulklasse. Der Weg ist mit Holzschildern markiert. Parallel zum Sommerweg verläuft der Winterweg, der mit 2,5 Meter hohen Pfosten und roten Kreuzen markiert ist. Der von uns begangene Weg ist auch als „Dag Hammersköld Leden“ oder „pilgrims paths“ gekennzeichnet und mit Meditationssteinen versehen, deren Inschriften wir mangels schwedischer Sprachkenntnisse nicht verstanden.

 

1. Tag

 

Endlich erreichen wir die Bahnstation Abisko. Wir stellen fest - gegen unseren Befürchtungen -: Es ist sonnig und wunderbar warm!! Obwohl der Zug in Stockholm voller Wanderer war, sind nur wenige bis hier gefahren. Wir laufen ca. ½ Stunde entlang der Bahnlinie Richtung Narvik bis zur „Turiststation“. Hier besorge ich mir zuerst einen Mitgliedsausweis der „Svenska Turistföreningen“, die Berechtigung für verbilligte Unterkünfte in den Fjällhütten und Fjällstationen. Nach dem Mittagessen starten wir durch das berühmte Tor des Kungsleden zu unserem Ausflug in die Wildnis!

 

 

 

Wir wandern durch einen Birkenwald, häufig über Holzplanken entlang dem Abiskojakka über unsere erste schwankende Hängebrücke und erreichen nach ca. 4 weiteren Stunden unser Tagesziel, die „Abiskojau-restugorna“. Die Hütten am Weg (mit Ausnahme der Fjällstationen) sind alle Selbstversorgerhütten. Es gibt keinen Handyempfang, kein fließendes Wasser und keine Elektrizität. Wasser zum Kochen und Spülen muss aus dem Bach geholt werden; baden kann man im eiskalten See (oder auch nicht). Die Hütten bieten Doppelstockbetten und warme Decken, Gasherd. Manche Hütten verfügen über eine Sauna. Nicht alle Hütten haben Einkaufsmöglichkeit. Eine Vorbuchung ist nicht möglich. Während der Saison ist vor Ort ein Hüttenwart. Eine Verpflegung –wie in den meisten Alpenhütten- gibt es nicht.

 

2. Tag

 

Fantastisches Wetter begrüßt uns am frühen Morgen. Die Tage sind jetzt noch deutlich länger als in Mitteleuropa. Der Weg geht zurück über die Brücke am Abis-kojavrisee und steigt am anderen Ufer steil bergan. Wir verlassen den Nationalpark, die Vegetation wird spärlicher und bald ist die Baumgrenze erreicht. Wir haben eine baumlose Hochebene mit fantastischer Aussicht und Blick auf viele Seen erreicht. Wir durchqueren ein Rentiergehege und sehen unsere erste Samenkote, die mit Gras bedeckte Hütte der Rentierhirten. Der Weg verläuft nun bequem oberhalb des Alisjavrisees bis zu unserem nächsten Quartier, der Alesjaurestugorna. Wanderzeit ca. 5 ½ Stunden.

 

 

 

 

 

 

3. Tag

 

Die Landschaft ist deutlich karger. Im Hintergrund sind vergletscherte Berge zu sehen. Wir wandern über viel Geröll und Blockfelsen und erreichen nach

3 ½ Stunden die Tjälkjastugan. Nach einer kurzen Rast steigen wir bequem zum höchsten Punkt des nördlichen Kungsleden, dem Tjälkjapass (1150 m) hoch. Danach folgt ein unbequemer Steilabstieg ins Tjäktjatal. Wir sehen unsere ersten Rentiere in freier Wildbahn! Nach 4 weiteren Stunden erreichen wir unser Etappenziel, die Sälkastugorna.

 

4. Tag

 

Bei der Morgentoilette am Bach kann ich schon eine Rentierherde am gegenüberliegenden Ufer beobachten. Der heutige Weg wird geruhsam. Er folgt mehr oder weniger dem Tjäktajakka Richtung Süden. Links und rechts sehen wir hohe Berge. Auf halbem Wege zur Singistugorna zweigt der „Nordkalottleden“ in Richtung norwegischer Grenze ab, der von Abisko bis hier identisch ist mit dem Kungsleden. Bei der Singistugorna erwarten uns ein paar unangenehme Überraschungen: Der Fluss, aus dem das Trinkwasser kam, ist infolge der Trockenheit versiegt und es gibt hier keine Einkaufsmöglichkeit! Auch der anvisierte Badesee erweist sich als zu flach. Er ist gerade ausreichend, um die Wäsche zu waschen. Wanderzeit heute ca. 3 ½ Stunden.

 

5. Tag

 

Wir verlassen das Tal des Tjäktajakka und gelangen nach leichtem Aufstieg zum Lassalavrisee. Wolken sind aufgezogen. Ein kurzer Schauer lässt uns zum Anorak greifen. Nach 4 ½ Stunden erreichen wir wieder Zivilisation, zunächst erkennbar durch einen Mobilfunkmasten. Die „Kebnekaisefjällstation“, bestehend aus mehreren Gebäudekomplexen, liegt vor uns; erkennbar durch einen Überfluss an elektrischem Strom und fließend Wasser, warmer Dusche und einem richtigen Restaurant. Die Wettervorhersage für unsere morgige Kebnekaisebesteigung sieht nicht gut aus. Aber das Essen mit einem richtigen „Starköl“, zwar sündhaft teuer, schmeckt hervorragend!

 

6. Tag

 

Der Weg zum Frühstück ist wenig einladend. Von der Ostsee sind Wolken hochgezogen, sodass die ganzen Berge im Nebel liegen, und es regnet. Wir lassen uns jedoch nicht so schnell kleinkriegen. Wie viele Wanderer und Bergsteiger rüsten wir regenmäßig auf und starten in Richtung Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens, zunächst auf dem Weg, auf dem wir gestern angekommen sind. Bei der ersten Abzweigung nach rechts folgt man der Beschilderung „Vesterleden“, „Östraleden“. Bei der nächsten Abzweigung nehmen wir den „Vesterleden“. Es schieben sich jedoch immer weitere Wolken aus Südosten hoch, sodass wir das Unternehmen bei ca. 1200 m Höhe abbrechen und wieder in unsere behagliche Fjällstation zurückkehren und unsere nassen Klamotten trocknen.

 

7. Tag

 

Auch heute sind die Berge in Wolken, jedoch hat sich das Wetter beruhigt und beschert uns nur einzelne Schauer. Wir wandern durch lichten Birkenwald und über Heideflächen entlang des Laddjujokka nach Nikkaluokta, wo uns der Bus zur nächsten Bahnstation an der Ofotbahn bringen wird. Die Wegführung nach der Hängebrücke ist nicht eindeutig; man muss dem Weg rechts zum See folgen und kann die heutige Wanderung durch eine Schifffahrt über den Laddjujavrisee abkürzen. Nach ca. 5 Stunden erreichen wir Nikkaluokta, einer Ansammlung von Häusern, einer Holzkirche, einem Restaurant, einer Butik und einem

großen Parkplatz. Auf Wiedersehen Fjäll, bis zum nächsten Mal!

 

Benutzte Landkarte:

 

„Lantmäterierts Fjällkarta“ BD 6 Abisko-Kebnekaise-Narvik. 1:100.000

 

Wanderführer:

 

Lohf, Rüdiger und Hennemann, Michael: Schweden: Kungsleden,

Reihe: OUTDOOR - Der Weg ist das Ziel, Band 18, Conrad Stein Verlag, 2005,

ISBN 3-89392-618-6, 4. Auflage, 137 Seiten, 12,90 €

 

Wichtige Internetadressen:

 

www.visit-sweden.com

www.svenskaturistforeningen.se

www.merasverige.nu (Wanderunterkünfte und Fjällstationen)

www.tagplus.se (Fahrplaninformationen auch in Deutsch)

 

Alle Fotos Claudia Balluff

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 21 - Dezember 2006

 

 

 

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